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30 Jahre Rotpunktverlag.

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Brücke geschlagen. Die ökologische Linke erkannte die<br />

Alpen als hochpolitischen Raum (mit den über den ganzen<br />

Alpenbogen virulenten Problembereichen Verkehr, Tourismus,<br />

Energie, Landwirtschaft). Alpenglühn von Dominik<br />

Siegrist, Harry Spiess, Jürg Frischknecht, Gerhard Stürzlinger<br />

und François Labande war eher noch ein politisches<br />

Sach- als ein Wanderbuch, was auch im asketischen<br />

Umgang mit der Fotografie zum Ausdruck kommt. Tourismuskritik<br />

und die Suche nach Alternativen zum Massentourismus<br />

waren auch Thema bei mehreren Rotpunkt-<br />

Büchern von Ueli Mäder und dem Arbeitskreis Tourismus<br />

und Entwicklung (etwa Wärme in der Ferne) und ebneten<br />

ebenfalls den Weg. So starteten die Wanderbücher<br />

1995 mit Ursula Bauers und Jürg Frischknechts Genre<br />

bildendem Grenzschlängeln (5. Auflage 2005) fulminant:<br />

Das erste »Lesewanderbuch« war da. »Man sieht nur,<br />

was man weiß«, lautet die Botschaft dieses Genres, das<br />

nebst den eigentlichen Wanderinformationen eine<br />

große Fülle von Hintergrundwissen zu den durchwanderten<br />

Regionen vermittelt. Das geheime Erfolgsrezept besteht<br />

aber auch in der unverhohlenen Freude der meisten<br />

Wanderbuchautorinnen und -autoren sowie des Verlags<br />

am Kulinarischen. So führte Antipasti und alte Wege<br />

10 <strong>Jahre</strong> später zu Urchuchi von Martin Weiss.<br />

Eine zusätzliche spezielle Ausprägung des Lesewanderbuchs<br />

ist das »Literarische Wanderbuch«, dessen Prototyp<br />

Beat Hächler (als Herausgeber) mit Das Klappern der<br />

Zoccoli geschaffen hat.<br />

Wichtig ist die Unterstützung des Verlags durch den<br />

Wander-Fachbeirat, dem Daniel Anker, Thomas Bachmann,<br />

Ursula Bauer, Fredi Bieri, Markus Lüthi, Dominik Siegrist<br />

und Marco Volken angehören; sie helfen mit bei der<br />

Auswahl der Titel, bei der Konzipierung der Bücher und<br />

begleiten einzelne Projekte bis hin zum Lektorat.<br />

Ein Buch macht Politik<br />

Trotz Wandern bleibt der <strong>Rotpunktverlag</strong> natürlich ein<br />

politischer Verlag. In politische Debatten zu intervenieren,<br />

aber auch Vergessenes und Verdrängtes wieder ins öffentliche<br />

Bewusstsein zu bringen, gehört zur Tradition der<br />

Aufklärung, der sich der Verlag verschrieben hat. Das politische<br />

Sachbuch ist seit Gründung des Verlags dessen<br />

Herzstück, und die Mehrzahl der publizierten Titel gehört<br />

in diese Abteilung.<br />

Gerade in diesem Bereich definiert sich Erfolg nicht<br />

allein über die verkauften Stückzahlen. Viele der Rotpunkt-<br />

Sachbücher bewähren sich als Grundlagentexte und<br />

Argumentarien in der täglichen Arbeit politischer Gruppen,<br />

Fachkommissionen oder an Universitäten. So Konzern<br />

Europa, das erklärt, wer mit welcher Zielsetzung den<br />

europäischen Binnenmarkt durchgesetzt hat, oder die<br />

ebenso präzise wie prägnante Analyse des Nahostkonflikts<br />

von Alain Gresh (Israel – Palästina). Aber auch Fredi Lerchs<br />

Muellers Weg ins Paradies, eine brillante kulturhistorische<br />

Darstellung der Berner Nonkonformistenszene in den<br />

1960er-<strong>Jahre</strong>n, war gemessen an den hohen Anforderungen<br />

an die Leserschaft sicher ein – relativer – Erfolg.<br />

Ein Buch der Reihe WoZ im <strong>Rotpunktverlag</strong> (die bis zu<br />

ihrer Einstellung 2005 Teil der Rotpunkt-Sachbuchabteilung<br />

war), hat selber Politik gemacht. Stefan Kellers<br />

Grüningers Fall löste Mitte der 90er-<strong>Jahre</strong> schweizweite<br />

Diskussionen aus und bewirkte die postume – und zwar<br />

politische und juristische! – Rehabilitation des St. Galler<br />

Polizeihauptmanns Paul Grüninger, der kurz vor dem Zweiten<br />

Weltkrieg österreichische Juden vor den Nazis gerettet<br />

und damit gegen damals geltende Gesetze verstoßen<br />

hatte.<br />

Bei den Spanienkämpfern, denen weitere Rotpunkt-<br />

Titel gewidmet sind (zuletzt Ralph Hugs Buch über Walter<br />

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