10.08.2012 Aufrufe

30 Jahre Rotpunktverlag.

30 Jahre Rotpunktverlag.

30 Jahre Rotpunktverlag.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

34<br />

Armer kleiner Dichter, der ich war<br />

Andreas Simmen, 1954 geboren und aufgewachsen<br />

im Prättigau (GR), lebt seit 1974 in Zürich. Begann<br />

als Verlagslektor bei der NSB. Nach Auslandsaufenthalten<br />

von 1985 bis 1998 Redaktor bei der<br />

Wochenzeitung WOZ, nacheinander in den<br />

Ressorts Kultur, Inland, Ausland. Verantwortlich für<br />

die deutsche Ausgabe von Le Monde diplomatique.<br />

Beim <strong>Rotpunktverlag</strong> seit 1983 als regelmäßiger<br />

Freiwilliger, seit 1998 fest angestellter Programmleiter.<br />

Als Verlag muss man manchmal das Unmögliche in Angriff nehmen. In früheren Zeiten konnte<br />

man das rechtfertigen mit dem Diktum von Mario Benedetti, dass am Beginn der Revolution<br />

»der Angriff aufs Unmögliche« stehe. Die Revolution zu machen ist nicht die Aufgabe<br />

eines Verlags. Immer wieder das Unmögliche zu tun jedoch schon.<br />

Den Roman Armer kleiner Dichter, der ich war ins Deutsche zu übersetzen war ein Angriff<br />

aufs Unmögliche. Der Roman war postum erschienen, nachdem der salvadorianische<br />

Dichter-Revolutionär Roque Dalton 1975 von seinen eigenen Genossen aufgrund einer gefälschten<br />

Denunziation »hingerichtet« worden war.<br />

Das Buch war unmöglich, es war unübersetzbar und unverkäuflich. Wir haben beschlossen,<br />

es zu machen, wir haben es übersetzt und wir haben es auch ein wenig verkauft,<br />

denn es war und ist eines der interessantesten Bücher aus und über Zentralamerika. Es ist<br />

ein Roman über El Salvador und zugleich ein Roman über das Schreiben eines Romans<br />

über El Salvador. Er zeichnet eine ganze Dichtergeneration, die in den 60er-<strong>Jahre</strong>n ihren Weg<br />

zwischen Bohème und revolutionärerer Avantgarde suchte. Ein »Roman«, der viele Genres<br />

enthält: Erzählung, episches Gedicht, szenische Groteske, Testimonio, Essay, Tagebuch …<br />

Ein hochkomplexes Buch, dessen Übersetzung ins Deutsche übrigens auch den salvadorianischen<br />

Flüchtlingen geschuldet ist, jenen, die vor dem Krieg in die Schweiz geflüchtet<br />

waren und dem Rotpunkt-Lektorat bei den unzähligen Anspielungen, Wortspielen, Dialektund<br />

Kraftausdrücken behilflich waren.<br />

Israel – Palästina<br />

Thomas Heilmann, geboren 1949 in Basel, studierte<br />

Nationalökonomie an der Universität Basel, war<br />

bei der Gründung des <strong>Rotpunktverlag</strong>s dabei, ist<br />

seither für dessen Finanzen zuständig, seit 2001<br />

Geschäftsleiter. Bevor der Verlag zu seiner Hauptbeschäftigung<br />

wurde, arbeitete er für die POCH<br />

als Redaktor und auf dem Zentralsekretariat, dann<br />

bei der Outdoor-Ausrüstungsfirma Transa, war<br />

Mitgründer der Alternativen Bank ABS und in deren<br />

Verwaltungsrat (Präsident 1995–2001). Außerdem<br />

ist er Stiftungsrat bei der Pensionskasse NEST-<br />

Sammelstiftung. Lebt seit 1973 in Zürich.<br />

Mit dem Kampf des palästinensischen Volkes um seine Rechte (eigener Staat in den Grenzen<br />

von 1967 mit Jerusalem als Hauptstadt, Rückkehrrecht der 1948 Vertriebenen) solidarisiere<br />

ich mich seit bald 40 <strong>Jahre</strong>n. Die Leiden der Palästinenserinnen und Palästinenser sind<br />

nicht zuletzt eine Folge des europäischen Faschismus und Antisemitismus, für die sie durch<br />

die Gründung Israels auf Beschluss der damaligen Großmächte in Stellvertretung büßen<br />

müssen. Alain Gresh gelingt es auf vorbildliche Weise, die historischen Zusammenhänge<br />

und deren Mystifikationen zu entwirren und die Kernpunkte herauszuschälen, die für<br />

eine gerechte Lösung unabdingbar sind. Nur die Durchsetzung der elementaren Menschenrechte<br />

und des Völkerrechts kann Frieden bringen. Gresh macht klar, dass diese Tatsache<br />

für eine aufgeklärte Linke unumgehbar ist. Greshs Buch besticht durch seine Sachlichkeit<br />

und ergreift gerade dadurch auf einem ideologisch und emotional minenverseuchten<br />

Terrain überaus klar Partei: für das palästinensische Volk. Ein sehr wichtiges Buch für alle,<br />

die sich jenseits der Schlagworte mit den Hintergründen des Kernkonflikts im Nahen<br />

Osten auseinandersetzen wollen.<br />

35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!