22.06.2015 Aufrufe

Moderne Sklavenarbeit

Trabajo esclavo - Sklavenarbeit, so werden in Mittelamerika, der Karibik und in Lateinamerika oft ganz allgemein menschenunwürdige Arbeitsformen benannt. Die Anwendung dieses Begriffs durch die Bevölkerung stimmt jedoch nicht unbedingt mit der offiziellen Definition von Sklavenarbeit überein. Der Schwerpunkt dieser presente liegt genau auf diesen juristisch eindeutigen Formen der Sklaverei, die in Mittelamerika und der Karibik leider keineswegs nur ein marginales Problem darstellen. Dass eben auch ökonomische Zwänge und ein Mangel an Alternativen Menschen in unwürdige Arbeitsverhältnisse drängen können, haben die kürzlich zurückgekehrten TeilnehmerInnen unserer Delegationsreise in die Textilindustrie des Landes El Salvador erlebt. Daher sind wir es den Menschen, denen wir in El Salvador begegnet sind, schuldig, auf ihre Situation aufmerksam zu machen Als Einführung ins Thema gibt Marcelo Henriques einen Überblick über die verschiedenen Formen von moderner Sklavenarbeit in Mittelamerika und Haiti. Wie eine Kindheit als Hausdiener in Haiti aussieht, erfährt Joana Eink in einem Interview mit Emmanuel Oxèus. Über den Alptraum Zwangsprostitution und Menschenhandel in Mittelamerika berichtet Ingrid Spiller. Dass die Arbeit von Heimstickerinnen in El Salvador Zwangsarbeit gleich kommt, beschreibt Marcelo Henriquez.

Trabajo esclavo - Sklavenarbeit, so werden in Mittelamerika, der Karibik und in Lateinamerika oft ganz allgemein menschenunwürdige Arbeitsformen benannt. Die Anwendung dieses Begriffs durch die Bevölkerung stimmt jedoch nicht unbedingt mit der offiziellen Definition von Sklavenarbeit überein. Der Schwerpunkt dieser presente liegt genau auf diesen juristisch eindeutigen Formen der Sklaverei, die in Mittelamerika und der Karibik leider keineswegs nur ein marginales Problem darstellen. Dass eben auch ökonomische Zwänge und ein Mangel an Alternativen Menschen in unwürdige Arbeitsverhältnisse drängen können, haben die kürzlich zurückgekehrten TeilnehmerInnen unserer Delegationsreise in die Textilindustrie des Landes El Salvador erlebt. Daher sind wir es den Menschen, denen wir in El Salvador begegnet sind, schuldig, auf ihre Situation aufmerksam zu machen Als Einführung ins Thema gibt Marcelo Henriques einen Überblick über die verschiedenen Formen von moderner Sklavenarbeit in Mittelamerika und Haiti. Wie eine Kindheit als Hausdiener in Haiti aussieht, erfährt Joana Eink in einem Interview mit Emmanuel Oxèus. Über den Alptraum Zwangsprostitution und Menschenhandel in Mittelamerika berichtet Ingrid Spiller. Dass die Arbeit von Heimstickerinnen in El Salvador Zwangsarbeit gleich kommt, beschreibt Marcelo Henriquez.

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www.ci-romero.de<br />

Bulletin der Christlichen Initiative Romero 1/2015 Eine Stimme für Gerechtigkeit<br />

EL SALVADOR<br />

Eine Reise<br />

in die Textil-<br />

Industrie<br />

(S. 26-28)<br />

<strong>Moderne</strong><br />

<strong>Sklavenarbeit</strong><br />

in Mittelamerika und Haiti


Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

liebe Freundinnen und Freunde,<br />

Trabajo esclavo - <strong>Sklavenarbeit</strong>, so werden in<br />

Mittelamerika, der Karibik und in Lateinamerika<br />

oft ganz allgemein menschenunwürdige<br />

Arbeitsformen benannt. Die<br />

Anwendung dieses Begriffs durch die Bevölkerung<br />

stimmt jedoch nicht unbedingt mit<br />

der offiziellen Definition von <strong>Sklavenarbeit</strong><br />

überein. Das charakteristischste Merkmal<br />

von <strong>Sklavenarbeit</strong> ist „Zwang“. Dabei kann<br />

Zwang sowohl durch physische als auch<br />

durch mentale (Be-)Drohungen ausgeübt<br />

werden.<br />

Der Schwerpunkt dieser presente liegt<br />

genau auf diesen juristisch eindeutigen<br />

Formen der Sklaverei, die in Mittelamerika<br />

und der Karibik leider keineswegs nur ein<br />

marginales Problem darstellen. Dazu zählen<br />

heutzutage laut der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation ILO die folgenden Formen:<br />

Schuldknechtschaft, Zwangsarbeit,<br />

Menschenhandel, Kinder- und generationsübergreifende<br />

Sklaverei, Zwangsheirat oder<br />

Heirat im Kindesalter.<br />

Nach Angaben des Global Index on Slavery<br />

2014, herausgegeben von der australischen<br />

Walk Free Foundation, sind Formen<br />

der Sklaverei im Karibikstaat Haiti weit verbreitet.<br />

Haiti steht mit seinem prozentualen<br />

Anteil der von Sklaverei betroffenen Bevölkerung<br />

weltweit gar an zweiter Stelle. In<br />

den mittelamerikanischen Ländern betrifft<br />

Sklaverei etwa 100.000 Menschen direkt,<br />

davon 38.000 allein in Guatemala. In Mexiko<br />

schuften zusätzlich 270.000 Menschen<br />

unter sklavenartigen Bedingungen, ein<br />

Großteil von ihnen ZentralamerikanerInnen.<br />

Das Land entwickelt sich immer mehr zu einer<br />

wahren Falle für MigrantInnen, die auf<br />

der Flucht vor Armut und Elend versuchen,<br />

in die USA zu gelangen.<br />

Dass eben auch ökonomische Zwänge<br />

und ein Mangel an Alternativen Menschen<br />

in unwürdige Arbeitsverhältnisse drängen<br />

können, haben die kürzlich zurückgekehrten<br />

TeilnehmerInnen unserer Delegationsreise<br />

in die Textilindustrie des Landes El Salvador<br />

erlebt. Bordadoras oder Stickerinnen,<br />

die in Heimarbeit besonders zeitraubende<br />

Handarbeiten übernehmen, die dann später<br />

in den Maquilas auf teure Kleider genäht<br />

werden, arbeiten bis zur Schmerzensgrenze<br />

und häufig sogar mit Unterstützung der eigenen<br />

Kinder, um die vorgegebene Zahl der<br />

gestickten Motive zu erreichen. Es handelt<br />

sich zweifelsohne um eine menschenverachtende<br />

Form der Arbeit. Nach Maßstäben<br />

der ILO und anderer UNO Organismen jedoch<br />

fallen prekäre und rechtslose Arbeitsverhältnisse<br />

wie die der Heimstickerinnen<br />

nicht unter die Begriffe Sklaverei oder sklavenähnliche<br />

Ausbeutungsform, da es sich<br />

nicht um Zwangsarbeit im juristischen Sinn<br />

handelt. Trotzdem sind wir es den Menschen,<br />

denen wir in El Salvador begegnet<br />

sind, schuldig, auf ihre Situation aufmerksam<br />

zu machen.<br />

Ihr CIR-Team<br />

2 presente 1/2015


AUSSER DER REIHE<br />

4 NORBERT ARNTZ UND MARÍA LÓPEZ VIGIL<br />

über die Anerkennung des Erzbischofs<br />

Oscar Romero als Märtyrer und<br />

die lang erwartete Heiligsprechung<br />

presente 1/2015<br />

Inhalt<br />

FOTO: CIR-ARCHIV, TERACREONTE_FOTOLIA.COM, GRAFIK: EDITH JASPERS, REINHOLD HUMMEL<br />

THEMA<br />

<strong>Moderne</strong> <strong>Sklavenarbeit</strong> in Mittelamerika<br />

7 MARCELO HENRIQUEZ (CIR)<br />

<strong>Moderne</strong> <strong>Sklavenarbeit</strong> –<br />

Verschiedene Formen der<br />

Rechtlosigkeit<br />

Ein Überblick über Zwangsarbeit<br />

in Mittelamerika und Haiti<br />

10 JOANA EINK (CIR)<br />

Eine Kindheit als Hausdiener<br />

Interview mit Emmanuel Oxèus<br />

über KindersklavInnen in Haiti<br />

MITTELAMERIKA<br />

Länderberichte<br />

20 THOMAS KRÄMER (CIR)<br />

(Alb-)Traum Nicaragua-Kanal<br />

Proteste gegen den Bau des<br />

interozeanischen Kanals<br />

reißen nicht ab<br />

23 ALBRECHT SCHWARZKOPF (CIR)<br />

Guatemaltekischer Film „Ixcanul<br />

Volcano“ auf der Berlinale<br />

Ein beeindruckendes Debüt<br />

über das Leben einer Maya-<br />

Familie<br />

26 MAIK PFLAUM (CIR)<br />

El Salvador: Die Maquilas<br />

saugen das Land aus<br />

Ein Bericht über die Delegationsreise<br />

in die Textilindustrie NEN<br />

11 INGRID SPILLER<br />

Albtraum Zwangsprostitution<br />

Menschenhandel ist in Mittelamerika<br />

ein lukratives Geschäft<br />

15 MARCELO HENRIQUEZ (CIR)<br />

Sticken, bis es weh tut<br />

Die Arbeit von Heimstickerinnen<br />

in El Salvador kommt Zwangsarbeit<br />

gleich<br />

KAMPAGNEN<br />

29 KIRSTEN CLODIUS (CIR)<br />

Adidas – mit vollem<br />

Einsatz dabei?<br />

Portrait dreier Adidas-<br />

ArbeiterInnen in Kambodscha<br />

31 ANNA BACKMANN (CIR)<br />

Start der europaweiten<br />

Kampagne zum Rohstoff-<br />

Abbau und -Konsum<br />

ÜBER UNS<br />

33 Teamzuwachs bei der CIR<br />

34 Die CIR auf dem Kirchentag<br />

35 Bestellschein<br />

4<br />

7<br />

15<br />

31<br />

Impressum<br />

Eine Stimme für Gerechtigkeit<br />

Herausgeberin:<br />

Christliche Initiative Romero (CIR)<br />

Breul 23<br />

D-48143 Münster<br />

Telefon +49 (0) 251-89503<br />

Fax +49 (0) 251-82541<br />

cir@ci-romero.de<br />

www.ci-romero.de<br />

Redaktion:<br />

Kirsten Clodius, Jolanta Cabanski,<br />

Joana Eink (V.i.S.d.P.), Daniel Hügel,<br />

Canan Barski, Thomas Krämer, Maik<br />

Pflaum, Albrecht Schwarzkopf,<br />

Marcelo Henriquez, Anna Backmann<br />

Lektorat: Joana Eink<br />

Druck: Kleyer, Münster, März 2015<br />

Layout: Edith Jaspers<br />

Titelbild: James A. Rodríguez /<br />

MiMundo.org<br />

Spenden an die CIR<br />

DKM Darlehnskasse Münster<br />

Konto 3 11 22 00<br />

BLZ 400 602 65<br />

IBAN DE67 4006 0265<br />

0003 1122 00<br />

BIC GENODEM1DKM<br />

Geprüft und empfohlen.<br />

Das DZI bescheinigt der<br />

Christlichen Initiative Romero<br />

einen verantwortungsvollen<br />

Umgang mit Spendengeldern.<br />

„This document has been produced with the financial assistance of the European Union.<br />

The contents of this document are the sole responsibility of presente Christliche 1/2015 Initiative Romero 3 and<br />

can under no circumstances be regarded as reflecting the position of the European Union.”


Dass mein Blut der<br />

Samen der Freiheit sei<br />

und das Signal, dass<br />

die Hoffnung bald<br />

Realität werde.<br />

OSCAR ROMERO<br />

MONSEÑOR ROMERO<br />

STEHT STELLVERTRETEND<br />

FÜR TAUSENDE<br />

María López Vigil, kubanisch-nicaraguanische Schriftstellerin, am 7. 2. 2015<br />

Es ist großartig, dass die Katholische<br />

Kirche endlich den Weg für die Heiligsprechung<br />

von Monseñor Romero<br />

bereitet.<br />

In den 70er und 80er Jahren des 20.<br />

Jahrhunderts verloren viele Christen in<br />

Lateinamerika ihr Leben. Sie wurden<br />

getötet, weil sie sich für die Armen<br />

einsetzten. Sie wurden verfolgt, weil<br />

sie gerechtere Löhne einforderten,<br />

weil sie sich gegen das Unrecht organisierten,<br />

weil sie für ein besseres Leben<br />

kämpften. Sie riskierten ihr Leben und<br />

verloren es, weil für sie der christliche<br />

Glaube eine Verpflichtung zum Engagement<br />

für einen sozialen Wandel<br />

darstellte. Ein Glaube, der von der Liebe<br />

durchdrungen, Gerechtigkeit verlangte.<br />

Diese Menschen wurden von Regierungen<br />

getötet, die ihre Macht von<br />

Katholiken bedroht sahen. Menschen,<br />

die verkündeten, was Jesus verkündet<br />

hatte; das Gott nicht neutral sei, dass er<br />

sich auf Seiten der Armen stelle, damit<br />

sie nicht mehr arm sind und wie Menschen<br />

leben können und damit sich die<br />

Reichen verändern und ebenfalls leben<br />

wie Menschen. Es waren Katholiken,<br />

die Katholiken töteten. Und es war die<br />

höchste Autorität des Vatikans, die diese<br />

katholischen Regierenden segnete, die<br />

Katholiken ermordeten.<br />

Monseñor Romero steht stellvertretend<br />

für all diese ermordeten Menschen.”<br />

Übersetzung in Auszügen: Sabine<br />

Broscheit (CIR), Original erschienen<br />

auf www.confidencial.com/ni<br />

4 presente 1/2015


Außer der Reihe<br />

Endlich „Santo súbito!“<br />

Romero als Kronzeuge für die<br />

„Kirche der Armen“ anerkannt<br />

„Santo súbito!“ – für den am 4. Februar 2015 vom Vatikan als Märtyrer anerkannten<br />

Bischof Romero hätte dieser Ruf bereits unmittelbar nach der Ermordung gelten müssen.<br />

Das salvadorianische Volk jedenfalls hatte damals (1980) bereits diese Erkenntnis.<br />

Dass erst jetzt – 35 Jahre nach dem Mord – der Vatikan Romero als Märtyrer<br />

anerkennt, ist nicht verwunderlich. Dafür hat wohl der lateinamerikanische Papst<br />

die entscheidenden Voraussetzungen geschaffen. TEXT: NORBERT ARNTZ<br />

FOTO: MAIK PFLAUM (CIR)<br />

Bis vor kurzem war in den Augen der vatikanisch<br />

orientierten Hierarchie der katholischen<br />

Kirche Romero ein besorgniserregender<br />

Fall. Romero beunruhigte sie, weil<br />

er die kirchliche Lehre beim Wort nahm. Er redete<br />

nicht über die Sterne, wie er selbst einmal<br />

sarkastisch bemerkte, sondern von den realen<br />

und konkreten Problemen, unter denen er die<br />

Menschen leiden sah.<br />

Romero betrachtete die Realität der Armen<br />

dialektisch: Es gibt Arme, weil es Reiche gibt;<br />

es gibt Unterdrückte, weil es Unterdrücker<br />

gibt. Romero trug den gesellschaftlichen Konflikt<br />

in die Kirche hinein. Man warf ihm vor, zu<br />

polarisieren, die Kirche zu spalten. Er provozierte<br />

Konflikte mitten in einer Hierarchie, die<br />

sich zumindest nach außen hin den Anschein<br />

der Einheit gab.<br />

Mehrfach musste Romero nach Rom reisen,<br />

um seinen Widersachern zuvorzukommen<br />

oder um sich zu rechtfertigen. Er geriet in einen<br />

fundamentalen Gegensatz zu den Interessen<br />

jener in der Kirche, die mit Verweis auf<br />

die angeblich religiöse Aufgabe der Amtsträger<br />

strikte Neutralität vorgaben. Aber beim<br />

Streit um den „Gott, der nur geehrt wird, wenn<br />

die Armen leben können“ (Romero) ging es<br />

nicht um theologische Spitzfindigkeiten, sondern<br />

um die Sache, die den Nerv der Kirche<br />

traf. Davon aufgeschreckt beschlossen drei<br />

Kardinäle der Kurie in Rom am 20. März 1980,<br />

also vier Tage vor dem Mord, dem damaligen<br />

Papst Johannes Paul II. vorzuschlagen, Romero<br />

seines Amtes als Erzbischof von San Salvador<br />

zu entheben.<br />

Und nach der Ermordung ging der Konflikt<br />

weiter. Dass ihn das Volk heiliggesprochen<br />

hatte, stellte eine unerträgliche Provokation<br />

für seine Gegner dar. Noch schlimmer wäre<br />

ein kirchenamtlicher Akt der Heiligsprechung<br />

gewesen. Romero als Märtyrer anzuerkennen,<br />

bedeutete eben, einerseits den Mord nicht zu<br />

verschweigen und auf die Mörder zu verweisen<br />

und andererseits den Ermordeten zu einem<br />

vorbildlichen, nachahmenswerten Menschen<br />

zu erklären. Das wollten die Gegner mit allen<br />

Mitteln der Diffamierung verhindern.<br />

Man erfand in Rom bis vor kurzem stets<br />

neue Mittel, den Heiligsprechungs-Prozess<br />

auf die lange Bank zu schieben. Man forderte<br />

wieder und wieder neue Untersuchungen. Erst<br />

musste geprüft werden, ob die Bedingungen<br />

dafür hinreichten, dass der ehemalige Erzbischof<br />

von San Salvador als Märtyrer der Kirche<br />

bezeichnet werden konnte. Die Gegner<br />

unterstellten, es stehe eben nicht zweifelsfrei<br />

><br />

presente 1/2015 5


fest, dass er sich in seinen Predigten und seiner<br />

Praxis vom Glauben leiten ließ anstatt von<br />

politischen Motiven, dass er also „aus feindseligen<br />

Motiven gegen den Glauben“ („odium<br />

fidei“) umgebracht wurde. Die Predigten<br />

Romeros wurden der Glaubenskongregation<br />

unter Leitung des damaligen Kardinals Ratzinger<br />

und späteren Papstes Benedikt XVI.<br />

übergeben. Sie wollte prüfen, ob die Predigten<br />

mit der Glaubenslehre der katholischen Kirche<br />

übereinstimmten. Das hat sieben Jahre gedauert.<br />

Dann verlangten Kreise um den ehemaligen<br />

Kardinal Lopez Trujillo, alle Äußerungen<br />

Romeros noch einmal daraufhin zu überprüfen,<br />

ob sie auch mit der kirchlichen Soziallehre<br />

in Übereinstimmung seien. Schließlich wurde<br />

auch noch eingewandt, eine Heiligsprechung<br />

könnte politisch missbraucht werden.<br />

Seit heute weiß man endlich, welchen Romero<br />

der Vatikan heilig sprechen will. Jener<br />

Romero wird heilig gesprochen, dessen Ermordung<br />

„nicht einfach politisch motiviert (war),<br />

sondern vom Hass gegen einen Glauben, der<br />

von der Liebe durchdrungen, vor dem Unrecht<br />

nicht schwieg, das die Armen und alle, die sie<br />

beschützten, rücksichtslos und grausam überfiel....<br />

Das war als schreckliche Warnung für<br />

alle gedacht, die diesem Weg folgen wollten!“<br />

- so Bischof Vinenzo Paglia, der Postulator des<br />

vatikanischen Verfahrens, vor der Presse.<br />

Der Vatikan anerkennt, dass man Romero<br />

nicht umgebracht hat, weil er fromm gebetet,<br />

theologisch korrekt gepredigt und sich den Armen<br />

fürsorglich zugewendet hat, sondern weil<br />

er der Prophet einer „realistischen Kirche“ war,<br />

einer Kirche, die sich nicht mehr als „Machtinstrument“<br />

missbrauchen lässt, nicht mehr als<br />

Schachfigur im Spiel der Mächtigen fungiert,<br />

sondern „Fleisch und Blut annimmt im Interesse<br />

der Armen“. Für die Armen ist Romero<br />

deshalb immer schon „el santo completo“, ein<br />

ganzer Heiliger gewesen. Das respektiert nun<br />

auch der Vatikan.<br />

Nur wer wie Romero an Wunder glaubt, ist<br />

Realist. Wer in der organisierten Ausgrenzung<br />

der neoliberal globalisierten Welt an das Wunder<br />

jener Gesellschaft glaubt, in der alle Platz<br />

haben, ist zu politischem Realismus fähig. Der<br />

Kernsatz solcher Weitsicht lautet: So leben<br />

wollen, dass alle leben können. Dieses Glaubensbekenntnis<br />

ist nach Romero zugleich ein<br />

Gottesbekenntnis: „Denn Gott wird geehrt,<br />

wo und wenn die Armen leben können!“<br />

Norbert Arntz, emeritierter Pfarrer, ist langjähriges<br />

Vorstandsmitglied der CIR und engagiert sich im Institut<br />

für Theologie und Politik (ITP) in Münster.<br />

Weitere aktuelle Infos sowie Reaktionen<br />

auf die Nachricht aus dem Vatikan –<br />

auch von unseren PartnerInnen<br />

aus Mittelamerika<br />

finden Sie auf<br />

unserer Webseite:<br />

www.ci-romero.de/<br />

ueberuns_oscarromero<br />

FOTO: CIR-ARCHIV<br />

6 presente 1/2015


THEMA<br />

<strong>Moderne</strong> <strong>Sklavenarbeit</strong> –<br />

Verschiedene Formen der<br />

Rechtlosigkeit<br />

FOTO: CIR-ARCHIV, © TERACREONTE - FOTOLIA.COM, GRAFIK: EDITH JASPERS<br />

Zwangsarbeit nimmt in der ganzen Welt zu. Auch in Lateinamerika, wo 2014<br />

laut der Arbeitsorganisation ILO etwa 5,5 Millionen Menschen dieser Form der<br />

Ausbeutung ausgesetzt waren. Dabei ist Zwangsarbeit nur eine der diversen<br />

Formen der modernen Sklaverei und sklavenähnlicher Praktiken. Das Netzwerk<br />

der NutznießerInnen dieser Praktiken reicht oftmals gar bis in die lokalen<br />

Gemeinschaften der Opfer. TEXT: MARCELO HENRIQUEZ (CIR)<br />

Karen wuchs mit ihrer Familie in einem<br />

kleinen Dorf in Nicaragua auf. Ihr Traum<br />

war es, die Schule zu beenden, um studieren<br />

zu können. Eine Cousine ihres Vaters schlug<br />

ihr vor, in ihrem Haushalt in der Stadt zu arbeiten<br />

und bei ihr einzuziehen. Es würde ihr an<br />

nichts fehlen und sie könne am Abend die<br />

Schule besuchen. Der Ausblick, ihren Traum<br />

umzusetzen, überwog den Wunsch, bei der<br />

Familie zu bleiben. Der Traum zerplatzte jedoch,<br />

sobald sie im Haus der Cousine ankam.<br />

Dort musste sie im Morgengrauen aufstehen,<br />

Essen zubereiten, die Kinder betreuen und im<br />

Kaufladen aushelfen. Sie schlief in einem vom<br />

Familienhaus getrennten Raum, und sie durfte<br />

das Haus nicht verlassen. Anfangs, als sie<br />

noch etwas Geld für Anrufe bekam, erzählte<br />

sie ihren Eltern nichts vom ihrem Leid. Sie<br />

wollte ihnen keine Sorge bereiten und die Mittel,<br />

um sie heim zu holen, hätten diese wohl<br />

auch nicht gehabt.<br />

Den Lohn für ihre Arbeit im Laden bekam sie<br />

nicht, dafür aber den Spruch, sie solle froh sein,<br />

ein Dach über dem Kopf und Essen zu haben. ><br />

presente 1/2015 7


Kampagne gegen die kommerzielle, sexuelle Ausbeutung<br />

von Kindern in der peruanischen Stadt Iquitos -<br />

eine besonders widerwärtige Form der <strong>Sklavenarbeit</strong><br />

Ohne Geld hatte sie auch keine Möglichkeit,<br />

sich mit ihren Eltern zu verständigen. Nach einigen<br />

Monaten schaffte sie es dennoch, dank<br />

einer Freundin, den Zaun ihres erzwungenen<br />

Heims zu überwinden und nach Hause zurückzukehren.<br />

Die Geschichte von Karen ist eine von vielen,<br />

die heute die moderne Zwangsarbeit in<br />

Lateinamerika und der Karibik bestimmen. Im<br />

Unterschied zu den meisten der in der Regel<br />

tragischen und traumatischen Schicksale,<br />

geht es nur für eine Minderheit der über 1,8<br />

Millionen ZwangsarbeiterInnen der Region<br />

so „gut“ aus wie für Karen. Ihr Fall gehört nur<br />

zu einer der sklavenähnlichen Ausbeutungsformen<br />

in der Region, in der ebenfalls Schuldknechtschaft,<br />

Zwangsheirat, Menschenhandel<br />

und besonders ausbeuterische Formen der<br />

Kinderarbeit weit verbreitet sind.<br />

KindersklavInnen in Haiti<br />

Letztere Form gehört im Armenhaus Amerikas<br />

zum Alltag. Alleine die Zahl der sogenannten<br />

„Restavek“ in Haití zeigt die Dramatik der<br />

Lage im Karibik-Staat. Die Schätzungen der<br />

Anzahl an Restavek-Kindern im Land schwanken<br />

stark: Sie reichen von 150 bis 500 Tausend<br />

Kindern, womit bis zu jedes zehnte Kind betroffen<br />

wäre. Die meisten von ihnen sind im<br />

Alter von 11 bis 17 Jahren. Das kreolische Wort<br />

„restavek“, das sich aus dem Französischen<br />

rester avec ableitet und so viel wie „bei jemanden<br />

bleiben“ bedeutet, beschreibt auch<br />

den sozialen Status von Kindern, die als HausdienerInnen<br />

eingesetzt und wie Leibeigene<br />

behandelt werden.<br />

Valentine ist eins dieser Kinder, die mit<br />

etwa drei Jahren zu ihrer „Pflegefamilie“ ins<br />

Elendsviertel Wharf Jérémie der Hauptstadt<br />

Port au Prince kam. Seitdem kennt sie vor allen<br />

Dingen eins: Schuften bis zum Umfallen<br />

für „Tante“, „Onkel“ und deren Kinder. Zum<br />

Morgengrauen gegen Vier ist sie die Erste, die<br />

aufsteht, und in der Nacht die Letzte, die sich<br />

hinlegt. Der Tagesablauf ist ähnlich monoton<br />

wie beschwerlich. Feuer machen, den Hof kehren,<br />

die Einraumbehausung putzen und dann<br />

Wasser holen. Mehrmals am Tag geht sie mit<br />

einem 20-Liter-Eimer zur Wasserstelle und<br />

legt dabei mehrere Kilometer zurück. Zu essen<br />

bekommt das spindeldürre Mädchen die<br />

Reste der Mahlzeiten der Familie, die meist<br />

aus Reis bestehen. An ihre leibliche Familie hat<br />

sie kaum noch Erinnerungen, ihre Mutter und<br />

ihr Vater sind gestorben, deshalb musste sie<br />

weg aus einem Ort etwa einen Tagesmarsch<br />

südlich der Hauptstadt gelegen.<br />

Oftmals leben aber die Eltern der „Restaveks“<br />

noch, sie kommen aus abgelegenen<br />

Regionen und ihnen fehlt das Geld, um den<br />

Kindern eine Zukunft zu bieten. Viele glauben,<br />

in der Stadt ginge es den Leuten besser, man<br />

könne lernen, eine Arbeit finden und später<br />

die eigene Familie unterstützen. Daher geben<br />

viele verarmte Familien ihre Kinder weg. Eine<br />

Schule besucht aber nur jedes fünfte der jungen<br />

HaussklavInnen. Die Studie „Zwölf Jahre,<br />

Sklave“ von terre des hommes beschreibt das<br />

8 presente 1/2015


Thema<br />

<strong>Moderne</strong> <strong>Sklavenarbeit</strong> in Mittelamerika<br />

FOTO: © NICOLE KORNHERR_SÜDBILD.AT<br />

Leid der Kinder: „Der Zugang zu medizinischer<br />

Versorgung ist nicht oder nur in sehr geringem<br />

Maße vorhanden und viele von ihnen sind<br />

unterernährt und bekommen zu wenig Schlaf.<br />

Zu dieser Vernachlässigung kommt aktive<br />

Diskriminierung und Gewalt hinzu: Restavek-<br />

Kinder sind oft der physischen und mentalen<br />

Gewalt ihrer Pflegefamilien ausgesetzt. Dies<br />

reicht von Schlägen und Schikanen bis hin<br />

zum sexuellen Missbrauch in ca. 30 Prozent<br />

der Fälle.“ Das schwere Erdbeben im Jahr 2010<br />

hat die Problematik noch verschärft. Besonders<br />

Frauen und Kinder, die nach wie vor in<br />

Flüchtlingslagern leben, sind gefährdet, Opfer<br />

von Menschenhandel zu werden.<br />

Verschleppung und<br />

Ausbeutung<br />

Andere Formen des Menschenhandels sind<br />

wiederum weit verbreitete und symptomatische<br />

Erscheinungen der Zerrüttung des sozialen<br />

Gefüges in Zentralamerika. Auch wenn<br />

der Menschenhandel vorwiegend Personen<br />

betrifft, die gegen ihren Willen (sprich auch<br />

getäuscht oder betrogen) in den reichen Norden,<br />

USA und Kanada und das weniger reiche<br />

Mexiko gebracht werden und dort verschiedenen<br />

Formen der Ausbeutung ausgesetzt<br />

sind, so werden einige Länder der Region wie<br />

Costa Rica und Panamá, aber auch Guatemala<br />

und El Salvador zur Endstation einer<br />

nicht bekannten Zahl meist junger Menschen.<br />

In diesem Zusammenhang bemängeln sowohl<br />

die Organisation zur Bekämpfung der<br />

Kriminalität und des Drogenhandels der Vereinten<br />

Nationen (UNODC) als auch die ILO,<br />

dass Behörden und Medien Zwangsarbeit fast<br />

ausschließlich in Verbindung mit sexueller Ausbeutung<br />

bringen. Die anderen Ziele dieses Verbrechens,<br />

die laut der UNO 40 Prozent des<br />

Menschenhandels ausmachen, geraten so aus<br />

dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Viele vorwiegend<br />

junge Menschen werden jedoch vermehrt<br />

gezwungen, Zuckerrohr zu ernten, den<br />

Haushalt zu erledigen oder auf der Straße zu<br />

betteln.<br />

Schwache Fortschritte<br />

Für Karen, von der anfangs die Rede war, mag<br />

es ein schwacher Trost sein, aber nach Angaben<br />

des Central American Women Network<br />

(CAWN) verzeichnet Nicaragua in Mittelamerika<br />

die größten Fortschritte bei der Bekämpfung<br />

des Menschenhandels. CAWN<br />

bezieht sich dabei auf eine Studie des USamerikanischen<br />

State Departments von 2012,<br />

wonach Nicaragua das einzige mittelamerikanische<br />

Land ist, das in einem Mindestmaß,<br />

dafür aber umfassend, die Bestimmungen des<br />

Gesetzes zum Schutz der Opfer von Menschenhandel<br />

umsetzt. <br />

Frauen sind keine Ware!<br />

„Arbeit ja, aber mit Würde!“ ist der Leitspruch,<br />

der das Engagement der nicaraguanischen<br />

Frauenorganisation María Elena<br />

Cuadra (MEC) prägt.<br />

Die Ausbeutung von Frauen in der Textilindustrie,<br />

als Hausangestellte, in Goldminen<br />

oder in der Landwirtschaft Nicaraguas sind<br />

für das MEC Formen eines „modernen<br />

Sklaventums“, das nicht hinnehmbar ist. Mit<br />

einem Netzwerk von über 1.000 gut ausgebildeten<br />

PromotorInnen klären sie die Betroffenen<br />

über ihre Rechte auf – und unterstützen<br />

sie bei ihrem Kampf um eine Arbeit<br />

in Würde. Das MEC stellt zudem kostenlose<br />

Rechtsberatung, bietet Mediation von<br />

Arbeitskonflikten an und betreibt politische<br />

Lobbyarbeit, um Frauenrechte auf gesetzlicher<br />

und juristischer Ebene durchzusetzen<br />

– und das mit großem Erfolg!<br />

Bitte helfen Sie uns, die Arbeit des MEC in<br />

Nicaragua weiter zu unterstützen!<br />

Stichwort »MEC«<br />

presente 1/2015 9


Thema<br />

<strong>Moderne</strong> <strong>Sklavenarbeit</strong> in Mittelamerika<br />

Eine Kindheit als Hausdiener<br />

Im gebeutelten Staat Haiti ist eine<br />

spezielle Form der Ausbeutung weit verbreitet<br />

– die Versklavung von Kindern als<br />

HausdienerInnen (s. auch Artikel S.7-9).<br />

Nicht nur reiche Familien nutzen die<br />

Arbeitskraft der Kinder aus, die in aller<br />

Regel von armen Kleinbauernfamilien<br />

weggegeben wurden. Auch in Slums<br />

müssen viele der sogenannten Restavek-<br />

Kinder pausenlos schuften. Im Interview<br />

mit Emmanuel Oxèus, Koordinator<br />

der Association Ajkom (Association<br />

Jen Konmbit), die imElendsviertel von<br />

Pétion Ville misshandelten Kindern einen<br />

Schutzraum bietet, haben wir mehr über<br />

das Phänomen erfahren.<br />

INTERVIEW: JOANA EINK (CIR),<br />

ÜBERSETZUNG: KIRSTEN CLODIUS (CIR)<br />

In welchen gesellschaftlichen Schichten<br />

arbeiten die meisten Restavek-Kinder?<br />

Früher waren es vor allem die<br />

Familien des gehobenen Mittelstands,<br />

die in ihrem Haushalt<br />

Kinder-Angestellte hatten. Heute sieht man,<br />

dass auch Arme und Menschen im ländlichen<br />

Raum Kinder als Hausangestellte bei sich haben.<br />

Das heißt, dass sich die ausbeuterische<br />

Praxis in einem beträchtlichen Ausmaß durch<br />

alle Gesellschaftsschichten zieht.<br />

Geht es Kindern in wohlhabenden Familien<br />

besser?<br />

Die reicheren Familien geben den Restavek<br />

z.B. mehr Nahrung und Kleidung. Und manchmal<br />

können die Kinder abends Schulkurse<br />

besuchen. Aber die verbale Misshandlung ist<br />

enorm. In den armen Familien, denen es selbst<br />

an Mitteln fehlt, bekommen die Kinder noch<br />

weniger. Ein Restavek-Kind kann oft schon am<br />

Aussehen erkannt werden. Die Kinder leiden<br />

unter verbaler und körperlicher Gewalt. Nur<br />

selten haben sie die Möglichkeit, zur Schule<br />

zu gehen. Im ländlichen Raum erleiden die Restavek<br />

dieselbe Gewalt, aber sie können in gewissem<br />

Maße über freie Zeit verfügen, wenn<br />

sie ihrer Arbeit alleine nachgehen. Dennoch<br />

haben sie praktisch keine Chance, zur Schule<br />

zu gehen.<br />

Was sind die größten Probleme, mit denen<br />

die Kinder in den neuen Haushalten konfrontiert<br />

sind?<br />

Restavek-Kinder werden nie zu einem Teil der<br />

Familie, sondern ausschließlich als Arbeitskräfte<br />

gesehen. Belästigung und sexueller<br />

Missbrauch sind integrale Bestandteile dieses<br />

Phänomens der Ausbeutung. Egal ob Junge<br />

oder Mädchen, die Fälle, in denen es nicht zu<br />

Missbrauch kommt, sind sehr selten. Kinder,<br />

die davon profitiert haben, weggegeben worden<br />

zu sein und einen Nutzen aus der Arbeit<br />

ziehen, gibt es so gut wie keine.<br />

Stellt die haitianische Gesellschaft das<br />

System in Frage oder wird es tabuisiert oder<br />

gar gutgeheißen?<br />

Das Phänomen ist gesellschaftlich akzeptiert<br />

und zugleich tabuisiert, man spricht nicht darüber.<br />

Hier ist es etwas Normales, ein « revek »<br />

zu sein, einen revek bei sich zu haben.<br />

Die Ursachen des Restavek-Systems sind<br />

„ICH VERSTEHE NICHT, DASS WIR HAITIANER, DIE WIR DIE SKLAVEREI<br />

BESIEGT HABEN, SELBST EIN SYSTEM DER SKLAVEREI MIT DEN SCHWÄCHSTEN<br />

DER GESELLSCHAFT EINGEFÜHRT HABEN.“ EMMANUEL OXÈUS<br />

10 presente 1/2015


4:30<br />

AUFSTEHEN,<br />

FRÜHSTÜCK FÜR<br />

FAMILIE ZUBEREITEN<br />

(6:00 steht Familie auf)<br />

7:00<br />

KINDER ZUR<br />

SCHULE BRINGEN<br />

8:00<br />

AUF DEM RÜCKWEG<br />

BESORGUNGEN MACHEN<br />

9:00<br />

HAUSPUTZ<br />

10:00<br />

WÄSCHE WASCHEN<br />

12:00<br />

ESSEN VORBEREITEN<br />

EIN TYPISCHER<br />

TAGESABLAUF EINES<br />

RESTAVEK-KINDES<br />

IM ALTER VON<br />

7 JAHREN<br />

IM STÄDTISCHEN,<br />

ARMEN MILIEU<br />

13:00<br />

KINDER VON DER<br />

SCHULE ABHOLEN<br />

14:00<br />

ZURÜCKKOMMEN UND<br />

WASSER HOLEN (20 Liter<br />

pro Person im Haushalt)<br />

16:00<br />

SCHULUNIFORMEN<br />

DER KINDER BÜGELN<br />

17:00-19:00<br />

STRASSENVERKAUF<br />

(in bewussteren Familien<br />

ist dies die Zeit für den<br />

Schulbesuch)<br />

21:00<br />

SCHLAFEN GEHEN<br />

sehr komplex. Der Hauptgrund ist wohl die<br />

Armut im Land. Gibt es (wirkungsvolle)<br />

Regierungsprogramme, die sich direkt an<br />

arme Kleinbauernfamilien wenden, um über<br />

die negativen Folgen der Problematik aufzuklären<br />

und sie so zu vermeiden?<br />

Es gibt kein Programm seitens der Regierung,<br />

das für die Problematik sensibilisiert, sie reduziert<br />

oder beseitigt. Die einzige Einrichtung<br />

des Staates, die sich für das Wohl von Kindern<br />

einsetzt, ist das «Bien Etre social». Neben<br />

Adoptionen, Waisenheimen und Jugend-<br />

Gefängnissen kümmern sie sich jetzt auch um<br />

Restavek-Kinder, wenn ein Misshandlungstäter<br />

vor Gericht kommt. Die Kinder kommen<br />

dann in Waisenheime oder Betreuungseinrichtungen,<br />

um abhängig vom Alter einen Beruf<br />

zu lernen. Zurück zu ihren Herkunftsfamilien<br />

kommen sie nicht.<br />

Derzeit geschieht eine Sensibilisierung eigentlich<br />

nur durch die wenigen haitischen<br />

Organisationen, die sich gegen dieses Phänomen<br />

einsetzen und immer mehr Menschen<br />

bewusst und verständlich machen,<br />

dass es nicht toleriert werden darf.<br />

FOTO: MARTIN STEFFEN © ADVENIAT<br />

Ländliche Entwicklung<br />

stärken<br />

Die CIR-Partnerorganisation CRESFED<br />

(Centre de Recherche et de Formation<br />

Economique et Sociale pour le Développement)<br />

in Haiti führt verschiedene Vorhaben<br />

zur Schulung von Basisorganisationen auf<br />

kommunaler Ebene und im ländlichen Bereich<br />

durch. So auch in der Südküstengegend von<br />

Aquin, wo ein Programm der Ernährungssicherung<br />

implementiert wird. Agro-ökologische<br />

Anbauweisen und Methoden, um durch<br />

Produktivitätssteigerungen die Nahrungsmittelabhängigkeit<br />

in der Region zu reduzieren,<br />

werden vermittelt. Besondere Komponenten<br />

des Programms sind die Förderung der jugendlichen<br />

Landbevölkerung sowie eine starke<br />

Beteiligung von Frauen. Schritt für Schritt wird<br />

so auch dem Weggeben von Kindern aufgrund<br />

von Armut und Ausweglosigkeit vorgebeugt.<br />

Zur Unterstützung des Programms<br />

bitten wir Sie um Spenden.<br />

Stichwort »CRESFED, HAITI«<br />

presente 1/2015 11


ALBTRAUM<br />

ZWANGS-<br />

PROSTITUTION<br />

Zwischen Traum und Albtraum liegt oft nur ein schmaler Pfad, eine Entscheidung<br />

oder eine Begegnung, die dem Leben eine Wendung in ein unvorstellbares Martyrium<br />

geben kann. Jeden Tag werden junge Mittelamerikanerinnen Opfer von Menschenhandel<br />

und Zwangsprostitution. Genaue Zahlen gibt es nicht, allerhöchstens<br />

Fallstudien lassen Schätzungen über Art und Ausmaß zu. Allein die Tatsache, dass<br />

es sich um illegale Aktivitäten handelt, macht eine genaue Erfassung unmöglich.<br />

Hinzu kommen Korruption oder sogar Mittäterschaft staatlicher Autoritäten sowie<br />

ein gesellschaftlich tief verankerter Machismo, die das Interesse an Aufklärung und<br />

Verhinderung dieser Verbrechen beeinträchtigen. TEXT: INGRID SPILLER<br />

Die Geschichten gleichen sich weltweit:<br />

Junge Frauen und Mädchen aus prekären<br />

ökonomischen Verhältnissen und ohne<br />

Zukunftsperspektive werden mit falschen<br />

Versprechungen auf einen Job aus ihren Dörfern<br />

oder den Armutsvierteln der Städte gelockt,<br />

um dann verkauft zu werden und in<br />

Bordellen zu landen. Die Täter kommen nicht<br />

nur von außerhalb, sondern auch aus dem<br />

Kreis der Bekannten und Familien. Die Opfer<br />

werden mit Drogen und Gewalt gefügig<br />

gemacht und zu sexuellen Dienstleistungen<br />

gezwungen. Widerstand wird ebenso brutal<br />

bestraft wie Versuche, aus diesem Martyrium<br />

zu fliehen. Nicht selten werden die Frauen<br />

mehrfach weiterverkauft, bis sie schließlich<br />

als „Ware“ ausgedient haben. 2011 flog ein<br />

professioneller Menschenhändlerring auf, der<br />

Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren aus der<br />

Dominikanischen Republik und Nicaragua<br />

nach El Salvador verschleppt hatte, und deren<br />

sexuelle Dienstleistungen im Internet für Preise<br />

zwischen 60 und 150 US-Dollar anbot.<br />

Gefährlicher Weg in die USA<br />

Aber auch Migrantinnen droht ein solches<br />

Schicksal. Der Weg von Zentralamerika in die<br />

USA ist insbesondere für Migranten und Migrantinnen<br />

ohne Papiere höchst gefährlich.<br />

Sie laufen Gefahr, Opfer skrupelloser Banden,<br />

12 presente 1/2015


Thema<br />

<strong>Moderne</strong> <strong>Sklavenarbeit</strong> in Mittelamerika<br />

FOTO: © RAFAEL BEN-ARI - FOTOLIA.COM, WWW.CONSOLATA.ORG.AR<br />

lokaler Polizisten und Funktionäre zu werden,<br />

die sie berauben, erpressen, misshandeln, vergewaltigen.<br />

Frauen, Mädchen und Kinder sind besonders<br />

schutzlos und gehen bei dieser gefährlichen<br />

Reise in den Norden ein besonderes<br />

Risiko ein. Sie laufen<br />

permanent Gefahr, Opfer von<br />

sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen<br />

zu werden. Zu<br />

den Tätern gehören nicht nur<br />

kriminelle Banden, sondern<br />

auch Polizisten und staatliche<br />

Funktionäre. Amnesty International<br />

schätzt, dass sechs<br />

von 10 Migrantinnen auf ihrer<br />

Reise Opfer sexueller Gewalt<br />

werden. Vielen Frauen ist dieses<br />

Risiko bewusst, weshalb sie<br />

sich noch zu Hause eine Dreimonatsspritze<br />

(Depo-Provera)<br />

geben lassen, um eine Schwangerschaft<br />

zu verhindern, von<br />

den MigrantInnen auch „Anti-<br />

Mexiko Injektion“ genannt.<br />

In den letzten Jahren hat sich<br />

die Sicherheitssituation für die<br />

MigrantInnen noch einmal dramatisch<br />

verschlechtert, seit sie in das Visier<br />

der Drogenkartelle geraten sind. Vor allem die<br />

Zetas, eine Gruppe ehemaliger Elitesoldaten<br />

und lange Zeit der brutale bewaffnete Arm<br />

des Golf-Kartells, haben den Menschenhandel<br />

als lukrative Einnahmequelle entdeckt, aber<br />

auch andere Kartelle sind involviert. Geraten<br />

die Zentralamerikanerinnen in die Gefangenschaft<br />

der Kartelle, droht ihnen <strong>Sklavenarbeit</strong><br />

und Zwangsprostitution.<br />

Menschenhandel: ein rentables<br />

Geschäft<br />

Das Geschäft mit den Menschen ist für die<br />

mexikanischen Kartelle inzwischen die wichtigste<br />

Einnahmequelle gleich nach dem Drogenhandel<br />

geworden. Dabei ist das Risiko<br />

relativ klein, da das Interesse staatlicher Funktionäre,<br />

Sicherheit und Rechte der Menschen<br />

ohne Papiere zu gewährleisten, sehr gering<br />

ist. Anders als beim Handel mit Drogen können<br />

die sexuellen Dienstleistungen<br />

der Frauen und Kinder immer<br />

wieder verkauft werden, was<br />

Slogans gegen Zwangsprostitution<br />

in Lateinamerika:<br />

„NEIN ZUM<br />

MENSCHENHANDEL“<br />

„DEIN LEBEN IST<br />

KEINE WARE“<br />

diesem illegalen Geschäft<br />

eine hohe Rendite ermöglicht.<br />

Bordelle mit Zwangsprostituierten<br />

lassen sich vor allem in<br />

den südlichen Bundesstaaten<br />

Mexikos Chiapas, Oaxaca,<br />

Tabasco und Veracruz finden,<br />

aber auch in nördlichen<br />

Grenzstädten wie Ciudad Juárez<br />

und Tijuana.<br />

Zentralamerika selbst ist<br />

nicht nur Lieferant, sondern<br />

auch Zielregion von Frauenhandel<br />

und Zwangsprostitution.<br />

Transnational gibt es mindestens zwei<br />

regionale Schwerpunkte: Zum einen Costa<br />

Rica und Panama, dort wird das Geschäft u.a.<br />

mit Frauen aus Kolumbien und Osteuropa<br />

gemacht. Sie stellen sicherlich nur eine kleine<br />

Gruppe innerhalb der Opfer dar, aber ihr Preis<br />

ist höher als der von zentralamerikanischen<br />

Frauen und deutet auf eine kaufkräftige lokale<br />

„Kundschaft“ und auf Sextourismus (wohl vor<br />

allem aus den USA) hin. Zum anderen Guatemala<br />

und Belize: Ähnlich wie in Chiapas und<br />

anderen grenznahen mexikanischen Provinzen<br />

werden hier vor allem Migrantinnen ohne<br />

Papiere aus El Salvador, Honduras, Guatemala<br />

und Nicaragua zur Prostitution gezwungen,<br />

unter ihnen ein großer Anteil sehr junger<br />

><br />

presente 1/2015 13


Thema<br />

<strong>Moderne</strong> <strong>Sklavenarbeit</strong> in Mittelamerika<br />

Frauen und Kinder. Während Belize auch Ziel<br />

für Sextouristen ist, sind es ansonsten vor<br />

allem lokale „Kunden“. Die NGO Casa Alianza<br />

schätzt, dass mindestens 15.000 Kinder von<br />

entsprechenden Netzwerken in Guatemala<br />

sexuell missbraucht und vermarktet werden.<br />

Allein in Guatemala Stadt wurden etwa 2.000<br />

Kinder gezählt, die in Bars und Massagesalons<br />

sexuell ausgebeutet werden. Die meisten<br />

stammen aus den zentralamerikanischen<br />

Nachbarländern. Ihr Preis liegt bei 100 bis 200<br />

US-Dollar.<br />

Über die nationalen Märkte von Zwangsprostitution<br />

in Zentralamerika ist jeweils nur<br />

wenig bekannt.<br />

Kluft zwischen Legislative und<br />

Exekutive<br />

Die Mehrheit der zentralamerikanischen Länder<br />

ist in den letzten Jahren zumindest auf<br />

der normativen Ebene gegen den Menschenhandel<br />

aktiv geworden, um die gesetzlichen<br />

Grundlagen an internationale Standards anzupassen.<br />

Dazu gehören u.a. das UN-Übereinkommen<br />

gegen die grenzüberschreitende organisierte<br />

Kriminalität (Palermo-Konvention),<br />

das UN-Zusatzprotokoll zur Verhütung, Bekämpfung<br />

und Bestrafung des Menschenhandels,<br />

insbesondere des Frauen- und Kinderhandels,<br />

sowie die Interamerikanische Konvention<br />

zur Verhütung, Bestrafung und Beseitigung<br />

der Gewalt gegen Frauen (Konvention von<br />

Belém do Pará).<br />

Allerdings erfüllt mit Ausnahme von Nicaragua<br />

kein Land vollständig die Minimalnormen.<br />

Insbesondere im Bereich der Prävention<br />

müsste hier deutlich nachgebessert<br />

werden. Noch größer ist die Kluft zwischen<br />

der normativen Ebene und ihrer Umsetzung.<br />

Das liegt zum einen an der unzureichenden<br />

Zuweisung von finanziellen und personellen<br />

Ressourcen sowohl für die Strafverfolgung als<br />

auch für die Betreuung der Opfer. Zum anderen<br />

verhindern Korruption und Mittäterschaft<br />

staatlicher Autoritäten – von Grenzbeamten<br />

über die Polizei bis hin zur Politik – immer wieder<br />

eine effektive Umsetzung der Gesetze.<br />

Den Preis dafür zahlen nach wie vor die vielen<br />

Frauen und Kinder, deren Körper als billige Ware<br />

auf den lokalen und transnationalen Märkten<br />

angeboten und missbraucht werden.<br />

Ingrid Spiller ist Leiterin des Regionalreferats Lateinamerika<br />

bei der Heinrich-Böll-Stiftung. Von 2007-<br />

2012 war sie Repräsentantin der Stiftung im Regionalbüro<br />

Mexiko, Zentralamerika und Karibik mit Sitz in<br />

Mexiko-Stadt.<br />

NEIN zum<br />

Frauenhandel<br />

Seit 20 Jahren setzt sich unsere Partnerorganisation<br />

Centro de Derecho de<br />

Mujeres (CDM, Zentrum für Frauenrechte)<br />

in Honduras dafür ein, die ungleichen Machtstrukturen<br />

zwischen den Geschlechtern zu<br />

vermindern und die Rechte von Frauen zu<br />

stärken. Die ansteigende Gewalt- und Kriminalitätsrate<br />

im Land seit dem Putsch in 2009<br />

ist auch der zunehmenden Gewalt gegen<br />

Frauen und der Zwangsprostitution geschul-<br />

det. Doch öffentlich thematisiert werden<br />

diese Phänomene im Land nach wie vor kaum.<br />

Daher ist eine wichtige Säule der Arbeit von<br />

CDM die Aufklärung und Sensibilisierung.<br />

Denn nur wenn der Verkauf von Frauen als<br />

Ware ins öffentliche und politische Bewusstsein<br />

gerät, kann er verhindert werden.<br />

Bitte unterstützen Sie CDMs Kampf<br />

gegen Frauenhandel.<br />

Stichwort »CDM HONDURAS«<br />

14 presente 1/2015


Heimstickerinnen<br />

arbeiten rund um die<br />

Uhr und kennen<br />

keinen Feierabend.<br />

Sticken,<br />

bis es weh tut<br />

FOTOS: MUJERES TRANSFORMANDO, CASPAR DOHMEN<br />

Häkeln, Stricken, Nähen und Sticken als Zeitvertreib<br />

boomt in Deutschland. 1,35 Milliarden Euro haben<br />

die Deutschen im vergangenen Jahr für den Spaß am<br />

Selbermachen ausgegeben. Individuelle Merkmale<br />

von Handarbeit sind auch für den Verkauf industriell<br />

gefertigter Bekleidung gefragt. Woher die Stickereien<br />

auf den süßen Kleidchen teurer Modemarken in Berlin,<br />

Paris oder New York stammen, wissen die wenigsten.<br />

Noch weniger, dass ihre Herstellung oftmals moderner<br />

Zwangsarbeit gleichkommt. TEXT: MARCELO HENRIQUEZ (CIR)<br />

Bis zu 600 Arbeitsstunden investieren<br />

Stickerinnen wie Dorothee Kandzi in ein<br />

einziges Stick-Bild nach zum Teil aus<br />

dem 16. Jahrhundert stammenden Vorlagen.<br />

Die Historikerin aus dem westfälischen<br />

Hamm verarbeitet für ihr Hobby dabei filigrane<br />

Seidenfäden. Das Beispiel lässt erahnen,<br />

wieviel Feingefühl, Präzision und vor allen<br />

Dingen zeitlicher Arbeitsaufwand in gestickten<br />

Textildekorationen steckt, auch wenn<br />

diese nach Vorlagen gefertigt werden.<br />

Cecilia Campos, die in einer ländlichen Gemeinde<br />

El Salvadors lebt, erlebt diesen Aufwand<br />

Tag für Tag. Genau wie Dorothee stickt<br />

sie Bilder in ihrem Haus. Sogar ihre drei Kinder,<br />

zwei Söhne und eine Tochter, machen dabei<br />

mit. Jedoch nicht als Zeitvertreib. Im Gegenteil,<br />

sie befinden sich in einem konstanten<br />

Rennen gegen die Zeit. Um drei Uhr stehen<br />

Cecilia und ihre Kinder auf, um mit dem Sticken<br />

von Disney- und anderen Kindermotiven<br />

zu beginnen, die dann in den Textilfabriken der<br />

><br />

presente 1/2015 15


Heimstickerin Cecilia (oben)<br />

und ihre Kolleginnen<br />

Hauptstadt und Umgebung auf Kleidchen genäht<br />

werden.<br />

System der Ausbeutung<br />

Die sogenannten Maquilas sind nicht einfach<br />

Textilfabriken. In den 90er Jahren schufen die<br />

zentralamerikanischen Staaten unterstützt<br />

von den USA Freihandelszonen, in denen die<br />

ausländischen InvestorInnen absolute Steuerfreiheit<br />

genießen. In der Folge wuchsen tausende<br />

Weltmarktfabriken in der mittelamerikanischen<br />

Region aus dem Boden.<br />

In El Salvador repräsentieren die Maquilas<br />

den wichtigsten Wirtschaftszweig des kleinen<br />

Landes. Sie zahlen den Mindestlohn von 210<br />

US-Dollar brutto im Monat an ArbeiterInnen,<br />

die im Durchschnitt 60 Stunden inkl. Überstunden<br />

in der Woche schuften. Wobei die<br />

Überstunden oftmals nicht entlohnt werden.<br />

Nur die Schnellsten schaffen es, in der Regelzeit<br />

die vorgegebene Mindestzahl an genähten<br />

Kleidungsstücken herzustellen. Der salvadorianische<br />

Mindestlohn entspricht ungefähr<br />

dem Preis einer der günstigeren Outdoor-<br />

jacken von The North Face, der US Bekleidungsmarke,<br />

die auch in El Salvador teure<br />

Funktionsklamotten herstellen lässt – zu billigsten<br />

Konditionen.<br />

Aber kreativen Unternehmern, deren wirtschaftliche<br />

Macht sich auch in ihren politischen<br />

Einflussmöglichkeiten niederschlägt,<br />

sind selbst diese Kosten noch zu hoch. Deshalb<br />

haben sie einige Produktionsschritte, wie eben<br />

das Anfertigen der auf teuren Kinderkleidchen<br />

in unseren Modeboutiquen so beliebten Stickereien,<br />

ausgelagert, die seitdem die bordadoras<br />

oder Heim-Stickerinnen übernehmen.<br />

Sticken gegen die Zeit<br />

Und so bearbeitet alleine Cecilia mindestens<br />

70 Stunden pro Woche Motive, die Arbeitszeit<br />

der Kinder nicht eingerechnet, für die sie<br />

am Ende der Woche höchstens 35 US-Dollar<br />

erhält – wenn sie die vereinbarten 20 Stickereien<br />

erreicht und wenn die Vorarbeiterin<br />

nichts an der Fertigung auszusetzen hat. Um<br />

auf diese Arbeitszeit zu kommen, stickt sich<br />

Cecilia die Hand- und Schulter-Gelenke krank.<br />

Denn nach einem schnellen Frühstück um<br />

sechs, täglich Bohnen und Tortillas, müssen<br />

die Kinder zur Schule. Dann räumt sie auf und<br />

macht sauber, sie hat jetzt noch fünf bis sechs<br />

Stunden Zeit zum Sticken, ehe die Kinder mittags<br />

von der Schule kommen und sie gemeinsam<br />

Reis und Kartoffeln essen. Reichhaltiger<br />

wird der gedeckte Tisch nicht werden, dafür<br />

reicht der Lohn nicht, der nur knapp Dreiviertel<br />

des Grundbedarfs an Nahrungsmitteln einer<br />

vierköpfigen Familie in El Salvador entspricht.<br />

Nach dem Mittagessen verbleiben Cecilia<br />

nun noch 10 Stunden, die sie, abgesehen<br />

vom Vorbereiten des Abendessens und einer<br />

Pause, in welcher die Kinder über die Ereignisse<br />

des Schultages berichten, gänzlich den<br />

Disney-Figuren widmet. So erklären sich auch<br />

ihre gesundheitlichen Einschränkungen, die<br />

sie langsamer werden lassen. Sie quält sich<br />

mit den Schmerzen in den Handgelenken und<br />

16 presente 1/2015


Thema<br />

<strong>Moderne</strong> <strong>Sklavenarbeit</strong> in Mittelamerika<br />

FOTOS: MAIK PFLAUM (CIR), MUJERES TRANSFORMANDO<br />

leidet unter Bluthochdruck und schwindender<br />

Sehschärfe. Eigentlich typische Arbeitserkrankungen,<br />

die behandelt werden müssten, wenn<br />

Cecilia krankenversichert wäre. Ist sie aber<br />

nicht, genauso wenig wie rentenversichert.<br />

Und so hat sie keinen Zutritt zu den Krankenhäusern<br />

der Sozialversicherung, welche die<br />

formal Beschäftigten behandeln. Auch erhält<br />

sie keine Rente, wenn sie auf Grund des Alters<br />

und der Krankheiten nicht mehr kann.<br />

Formal beschäftigt, das war Cecilia mal,<br />

bis sie ihren ältesten Sohn bekam und sie auf<br />

ihren Job in der maquila verzichtete, um ihren<br />

Sohn betreuen zu können. Seitdem ihr Mann<br />

und Vater ihrer Kinder in die USA emigrierte<br />

und sich seiner Verantwortung als Erzieher<br />

entledigte, ist Cecilia nun alleine auf sich<br />

gestellt und abhängig von der Anzahl der gestickten<br />

Textilmotive. Als die Vertreter der maquila<br />

in den Dörfern auftauchten, versprachen<br />

sie Müttern wie Cecilia eine Arbeit, bei der sie<br />

sich gleichzeitig um Haus und Familie kümmern<br />

könnten. Eine win-win Situation also,<br />

bisher aber nur für die UnternehmerInnen, die<br />

keinerlei rechtliche Verpflichtungen mit den<br />

ArbeiterInnen eingehen. Dafür geben Erstere<br />

manchmal auch großzügig etwas von ihrem<br />

Gewinn ab. Cecilia zum Beispiel bekam Ende<br />

des Jahres einen Umschlag. Darin: 20 US-<br />

Dollar, ihr Weihnachtsgeld.<br />

Heimarbeit sichtbar machen<br />

Die CIR-Partnerorganisation Mujeres Transformando<br />

hat die Geschichte von Cecilia und<br />

weiteren 300 bordadoras aufgegriffen. Die<br />

Frauenorganisation kämpft in der Kampagne<br />

„Das Unsichtbare sichtbar machen: die<br />

Realität der Heimstickerinnen“ für die Rechte<br />

dieser Frauen, deren Zahl unbekannt ist.<br />

Mit Aufklärungsarbeit in Form von Flyern,<br />

Radiospots und einem Theaterstück wendet<br />

sich Mujeres Transformando an die Öffentlichkeit.<br />

Der Druck auf die Regierung und das<br />

Parlament soll zumindest erreichen, dass das<br />

Arbeitsministerium InspekteurInnen in die<br />

Heimwerkstätten der Bordadoras schickt und<br />

die Abgeordneten die Konvention 177 der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation ILO ratifizieren,<br />

die sich dem Schutz der HeimarbeiterInnen<br />

verschrieben hat. <br />

Auf www.ci-romero.de/ueberuns_maquiladelegation<br />

finden Sie den Artikel „Bordadoras - die stickenden<br />

Sklavinnen“ von Kathrin Hartmann.<br />

Plakate auf Bussen in<br />

El Salvador machen<br />

Heimarbeit sichtbar.<br />

MUJERES TRANSFORMANDO<br />

Stark für Arbeits- und<br />

Frauenrechte<br />

Die CIR kooperiert seit vielen Jahren mit<br />

Mujeres Transformando, die sich nicht nur<br />

für die Arbeitsrechte von Heimstickerinnen<br />

stark machen. Wir wollen auch weiterhin<br />

die Arbeit dieser kleinen aber sehr agilen<br />

Frauenorganisation unterstützen und bitten<br />

deswegen um Ihre Spenden.<br />

Stichwort<br />

»MUJERES TRANSFORMANDO«<br />

presente 1/2015 17


CIR-Projekte<br />

El Salvador<br />

Erinnerung bewahren – Wunden heilen<br />

Am 14. Mai 2015 jährt sich eines<br />

der schlimmsten Massaker El<br />

Salvadors zum 35. Mal. 1980 ermordete<br />

das Militär mind. 600 ZivilistInnen,<br />

die es als SympathisantInnen<br />

der Guerilla einstufte. Die<br />

Menschen wurden von der salvadorianischen<br />

Armee eingekesselt,<br />

während auf der honduranischen<br />

Seite des Flusses Sumpul die dortige<br />

Armee eine Kette bildete, um eine<br />

Flucht der Menschen zu verhindern.<br />

Sie wurden gezwungen, den Fluss<br />

erneut zu überqueren, wo sie das<br />

salvadorianische Militär hinrichtete. Hunderte<br />

von Toten im weitläufigen, flachen Gelände<br />

von Las Aradas und am Flussufer konnten<br />

nicht bestattet werden, da das Militär wochenlang<br />

den Zugang zum Gebiet sperrte.<br />

Das Massaker ist bis heute ungesühnt.<br />

Niemand wurde zur Rechenschaft gezogen.<br />

Überlende und Angehörige der Opfer wehren<br />

sich gegen das Vergessen. Es wurden Testimonios<br />

(Zeugnisse) gesammelt, um den Toten<br />

ein würdiges Andenken zu schaffen. Und<br />

um Stimme gegen die Straflosigkeit zu erheben,<br />

welche die Gesellschaft wie ein Krebsgeschwür<br />

schwächt.<br />

Die CIR unterstützt die Überlebenden bei<br />

dieser wichtigen Arbeit. Hierzu gehört auch die<br />

politische Mobilisation und das Bereitstellen<br />

von Bussen, damit die Forderungen auch in der<br />

weit entfernten Hauptstadt von den politisch<br />

und juristisch Verantwortlichen gehört werden.<br />

Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende.<br />

Stichwort » MEMORIA EL SALVADOR «<br />

Die Wandmalerei<br />

stellt das<br />

Massaker dar.<br />

Grundsätze<br />

unserer<br />

Projektarbeit<br />

Mit Ihrer Spende kann die Christliche Initiative Romero e.V.<br />

ProjektpartnerInnen unterstützen, die sich einsetzen für<br />

• die Selbstbestimmung von Frauen<br />

• die Ach tung und Anerkennung arbeitender Kinder<br />

• menschenwürdige Arbeitsbedingungen<br />

• die Ökologie<br />

• die politische Stärkung der Zivilgesellschaft<br />

• die Achtung und Selbstbestimmung indigener Bevölkerung


Guatemala<br />

Nicaragua<br />

FOTOS: MAIK PFLAUM (CIR), ALBRECHT SCHWARZKOPF (CIR)<br />

Starke PartnerInnen im<br />

Kampf um Arbeitsrechte<br />

CEADEL (Centro para Estudios y Apoyo<br />

para el Desarrollo Local) ist die Arbeitsrechtsorganisation<br />

in Chimaltenango, einem<br />

der Hauptorte der textilen und landwirtschaftlichen<br />

Maquila-Produktion Guatemalas.<br />

Der Direktor Gabriel Zelada sagt: „In der<br />

Maquila gibt es sehr viele Arbeitsplätze vor<br />

allem für Frauen, welche dringend auf die Einkommen<br />

angewiesen sind. Leider werden ihre<br />

schwache rechtliche Stellung ausgenutzt und<br />

die Arbeitsrechte missachtet.“<br />

CEADEL hat gute Kontakte<br />

zu ArbeiterInnen und ist<br />

für sie eine Anlaufstelle, um<br />

Schulungen in Arbeitsrechten<br />

sowie juristische Beratung<br />

zu erhalten. Werden Arbeitsrechtsverletzungen<br />

bekannt,<br />

macht CEADEL diese publik<br />

und übt so Druck auf die Verantwortlichen<br />

aus.<br />

Bitte unterstützen Sie mit<br />

uns diese wichtige Arbeit!<br />

Direktor Zelada und seine<br />

Stellvertreterin Marroquin<br />

Die Stimme der Frau<br />

Als die Frauen in Bocana de Paiwas, einer<br />

ländlichen Gemeinde mitten im Herzen<br />

Nicaraguas, vor 14 Jahren ihr eigenes Radio<br />

gründeten, war der Name Programm: Palabra<br />

de la Mujer – die Stimme der Frau. Sie wollten<br />

den Frauen vor Ort, die in einem extrem machistischen<br />

Ambiente aufwachsen und leben,<br />

eine Stimme geben, sich für ihre Interessen<br />

einsetzen. Der Kampf gegen Gewalt ist ein<br />

zentrales Thema. Doch die Inhalte im Frauenradio<br />

haben sich erweitert: Jugend-Sexualität<br />

rückt zunehmend<br />

in den Fokus – und Umweltthemen.<br />

So werden kritische<br />

Infos über den geplanten Nicaragua-Kanal<br />

verbreitet und über<br />

den erneut drohenden Bau des<br />

riesigen Copala-Stausees informiert,<br />

der große Teile von Bocana<br />

de Paiwas überfluten würde.<br />

Bitte tragen Sie durch Ihre Spende<br />

dazu bei, dass diese wichtige<br />

Stimme nicht verstummt!<br />

Stichwort » CEADEL « Stichwort » BOCANA DE PAIWAS «<br />

IHRE<br />

SPENDE<br />

HILFT<br />

Unsere Projekte stehen für Wege zu mehr Gerechtigkeit, zukunftsfähiger<br />

Entwicklung und kultureller Vielfalt und Toleranz. Wenn nötig, leistet die CIR<br />

in Mittelamerika auch Notfall- und Katastrophenhilfe. Gemeinsam mit unseren<br />

ProjektpartnerInnen sind wir für Planung, Durchführung und korrekten<br />

Einsatz der Gelder verantwortlich. Um unseren PartnerInnen langfristige<br />

Perspektiven geben zu können, sind wir auf Ihre Spenden ebenso angewiesen<br />

wie auf Zuwendungen der Europäischen Union, des Weltgebetstags<br />

der Frauen oder des BMZ, des Katholischen Fonds und des Evangelischen<br />

Entwicklungsdienstes (EED) sowie auf Spenden aus Kirchen- und Pfarrgemeinden,<br />

Schulen und Eine-Welt-Läden.<br />

SPENDENKONTO<br />

Bitte unterstützen Sie<br />

unsere PartnerInnen<br />

mit einer Spende.<br />

Darlehnskasse Münster<br />

Konto 3 11 22 00<br />

BLZ 400 602 65<br />

IBAN: DE67 4006 0265<br />

0003 1122 00<br />

BIC: GENODEM1DKM


Der geplante Nicaragua-Kanal<br />

wird sich mit 278 km Länge quer<br />

über das ganze Land erstrecken.<br />

Nicaragua<br />

(Alb-)Traum Nicaragua-Kanal<br />

Proteste gegen den Bau des interozeanischen<br />

Kanals reißen nicht ab<br />

Im Dezember 2014 erfolgte der erste Spatenstich zum Bau des „Gran Canal“ in<br />

Nicaragua – und gleichzeitig eskalierten die Proteste entlang der geplanten Route.<br />

Doch noch ist unklar, ob dieser Kanal jemals gebaut wird. TEXT: THOMAS KRÄMER (CIR)<br />

Eine Woche lang hatten rund 300 DemonstrantInnen<br />

nahe der Ortschaft El Tule im<br />

Süden Nicaraguas aus Protest gegen den geplanten<br />

Bau des interozeanischen Kanals<br />

durch ihre Gemeinde eine Fernstraße blockiert,<br />

als die Polizei diese am 24.12.2014 mit<br />

grober Gewalt räumen ließ. 21 Verletzte –<br />

darunter 15 Polizeibeamte – und eine ausgebrannte<br />

Polizeistation waren die Folge.<br />

Dabei hatte sich die nicaraguanische Regierung<br />

die Tage vor Weihnachten ganz anders<br />

vorgestellt. In einer feierlichen Zeremonie<br />

unter Anwesenheit des Präsidenten Daniel<br />

Ortega und des Präsidenten des chinesischen<br />

Kanalbau-Konsortiums HKND, Wang Jing,<br />

fand am 22. 12. der erste Spatenstich als symbolischer<br />

Baubeginn statt. Nach der Verabschiedung<br />

des umstrittenen Eil-Gesetzes 840<br />

und der Vergabe der Konzession an die Hong<br />

Kong Nicaragua Canal Development Investment<br />

Co. (HKND) im Juni 2013 sollte nun die<br />

auf fünf bis sechs Jahre terminierte Bauphase<br />

offiziell beginnen. An der nicaraguanischen<br />

Pazifikküste südlich der Stadt Bluefields be-<br />

20 presente 1/2015


Länderberichte<br />

ginnend soll der bis zu 520 Meter breite Kanal<br />

das Land durchqueren, in der Nähe von El Tule<br />

auf den gewaltigen Nicaraguasee stoßen, vorbei<br />

an den Inseln von Solentiname und Ometepe,<br />

dann weiter über das Festland nahe der<br />

Stadt Rivas, um nach 278 Kilometern bei Brito<br />

schließlich im Pazifik zu münden.<br />

Mit einem finanziellen Aufwand von 40 bis<br />

50 Mrd. US-Dollar umfasst das größte Infrastrukturprojekt<br />

Mittelamerikas nicht nur den<br />

interozeanischen Kanal,<br />

sondern auch zwei Tiefseehäfen,<br />

eine neue Straßenverbindung<br />

vom Atlantik<br />

zum Pazifik, eine Freihandelszone<br />

und Tourismuskomplexe<br />

sowie einen Flughafen.<br />

Die Regierung hoffte<br />

bereits für das Jahr 2015<br />

auf 40.000 neue Jobs und<br />

Wirtschafts-Wachstumsraten<br />

von 15 %. Doch bislang<br />

kommt der Bau des Kanals<br />

nicht voran. Die Ausschreibungen<br />

für die eigentlichen<br />

Baumaßnahmen wurden<br />

kürzlich auf September<br />

2015 terminiert.<br />

Proteste der<br />

Betroffenen<br />

PREGUNTITAS<br />

von Eduardo Galeano, Übersetzung:<br />

Anne Nibbenhagen (CIR)<br />

Kurz mal angefragt<br />

An welches chinesische Märchen<br />

glaubt eigentlich die regierende<br />

Familie Nicaraguas? Wie hoch<br />

ist der Preis, den das heroische<br />

Volk von Nicaragua für einen<br />

Geisterkanal zahlen soll?<br />

Ob sie sich schämen, wenn sie<br />

das Denkmal zum Ausverkauf<br />

anbieten, das sich das Volk<br />

dereinst verdiente, als es das<br />

Selbstbewusstsein besaß, dem<br />

mächtigsten aller neuzeitlichen<br />

Imperien die Stirn zu bieten?<br />

Ich entschuldige mich, die<br />

Kühnheit zu besitzen, diese<br />

Fragen zu stellen.<br />

nicht wider. Die große Mehrheit der Bevölkerung,<br />

je nach Umfrage zwischen 70 und 80<br />

Prozent, steht hinter dem Mega-Projekt, verspricht<br />

sich davon Arbeitsplätze, wirtschaftliches<br />

Wachstum und soziale Verbesserungen.<br />

Selbst unter den AnhängerInnen der Opposition<br />

– die laut im Januar 2015 veröffentlichter<br />

Erhebung der Firma M&R Consults nur noch<br />

8,1 % der Bevölkerung ausmachen – hält sich<br />

Unterstützung und Ablehnung des Kanals die<br />

Waage. Zudem: Wer weit<br />

weg vom künftigen Kanal<br />

lebt, unterstützt ihn in aller<br />

Regel. Bei den direkten<br />

AnwohnerInnen ist die Meinung<br />

dagegen in ungefähr<br />

gleichgroße Lager gespalten.<br />

Die partielle Ablehnung und<br />

auch die lokalen Proteste<br />

hängen nicht zuletzt mit den<br />

örtlichen Besitzverhältnissen<br />

zusammen. Bis zu 28.000<br />

Menschen könnten laut offiziellen<br />

Angaben gezwungen<br />

sein, ihr Land zu verkaufen.<br />

Die gesetzlichen Regelungen<br />

sehen eine Entschädigung<br />

entsprechend des Katasterwerts<br />

der Grundstücke vor.<br />

Doch das birgt zwei Probleme:<br />

Einerseits wird der<br />

Grundstückswert im Kataster<br />

von den BesitzerInnen<br />

meist viel zu niedrig angegeben, da sich danach<br />

die jährlich zu leistende Grundsteuer bemisst.<br />

Doch für zahlreiche Betroffene noch viel<br />

schlimmer: Viele haben gar keine Besitzurkunde.<br />

Sie müssen befürchten, leer auszugehen.<br />

Die Proteste dagegen reißen<br />

seit Dezember 2014<br />

nicht ab. Auch im Januar und Februar dieses<br />

Jahres gingen die Menschen in El Tule und andernorts<br />

entlang der geplanten Route, auf der<br />

Insel Ometepe und auch in Managua auf die<br />

Straße, um gegen den Kanalbau zu protestieren<br />

– obwohl die Regierung mittlerweile verkündete,<br />

dass der Kanal nun doch nicht durch<br />

Ökologische Bedenken<br />

El Tule verlaufen solle.<br />

Neben den Protesten der örtlichen Bevölkerung,<br />

mittlerweile zusammengeschlossen im<br />

Doch auch wenn in den internationalen Medien<br />

die Proteste in den Vordergrund gerückt „Nationalen Rat zur Verteidigung unseres<br />

werden – die Stimmung im Lande spiegeln sie Landes, des Sees und der Souveränität“ und ><br />

presente 1/2015 21


Länderberichte<br />

unterstützt u.a. durch die Menschenrechtsorganisation<br />

CENIDH, gibt es massive Kritik<br />

von UmweltschützerInnen, z.B. des Centro<br />

Humboldt, die sich im Grupo Cocibolca zusammengeschlossen<br />

haben. Ihre große Sorge<br />

gilt insbesondere dem ökologischen Gleichge-<br />

Die CIR-Partnerorganisation CENIDH<br />

führt einen Protestzug auf der Insel<br />

Ometepe gegen den Kanal-Bau an.<br />

Widerstand der Betroffenen<br />

unterstützen<br />

Vom Bau des Kanals werden nicht nur<br />

diejenigen betroffen, die auf der geplanten<br />

Route ihr Land verlieren und kaum<br />

oder keine Entschädigung erhalten. Die<br />

befürchteten ökologischen Folgen würden<br />

auch diejenigen heftig treffen, die vom<br />

Fischfang oder Tourismus im oder am Nicaragua-See<br />

leben. Vilma Nuñez, Präsidentin<br />

der Menschenrechtsorganisation CENIDH,<br />

erklärte im Februar bei einem Protest auf<br />

der Insel Ometepe: „Wir unterstützen nicht<br />

die Opfer, sondern die Kämpfer für die<br />

Menschenrechte!“. Der Bauer José María<br />

Calderón, der bei dem brutalen Polizeieinsatz<br />

am 24. Dezember in El Tule das linke<br />

Auge verlor, wird von Núñez als Beispiel<br />

einer exzessiven Polizeiwillkür genannt.<br />

Die CIR unterstützt CENIDHs engagierten<br />

Einsatz und bittet um Ihre Spende.<br />

Stichwort »CENIDH«<br />

wicht des Nicaragua-Sees – auch Cocibolca-<br />

See genannt –, dem größten Süßwasserreservoir<br />

Zentralamerikas, das die Kanalroute<br />

auf 105 Kilometern durchquert. Nicht nur die<br />

katastrophalen Folgen einer möglichen Havarie<br />

eines Öltankers rufen sie auf den Plan,<br />

auch die Durchmischung mit Salzwasser, die<br />

Sedimente der Ausbaggerungen und die Einführung<br />

neuer Fischarten könnten das ökologische<br />

Gleichgewicht des Sees dauerhaft<br />

schädigen. Eine lang geforderte Umweltverträglichkeitsstudie,<br />

von der HKND selbst in<br />

Auftrag gegeben und erst nach der Festlegung<br />

der Kanal-Route auf 572 Seiten erstellt, wurde<br />

vom zuständigen Umweltministerium MA-<br />

RENA innerhalb eines Tages genehmigt.<br />

Finanzierung unklar<br />

Letztlich werden wohl weder die Proteste der<br />

lokalen Bevölkerung und der ÖkologInnen,<br />

noch die politisch schwache Opposition die<br />

Durchführung des Projektes verhindern, aber<br />

vielleicht eine stärkere Berücksichtigung sozialer<br />

und ökologischer Belange erreichen. Ob<br />

der Kanal jedoch tatsächlich gebaut wird, steht<br />

dennoch in den Sternen. Die große, bislang offene<br />

Frage ist die nach der Finanzierung. Die<br />

HKND selbst besitzt kein Kapital, um die riesige<br />

Investition von 40 bis 50 Mrd. US-Dollar<br />

zu schultern. Und bislang sind keine großen<br />

InvestorInnen bekannt geworden. Dies heizt<br />

die Diskussion um die Rolle der chinesischen<br />

Regierung an. Sie könnte ein Interesse daran<br />

haben, neben dem Panama-Kanal, bei dem<br />

die USA im Krisenfall ein Interventionsrecht<br />

besitzen, eine interozeanische Verbindung zu<br />

kontrollieren, um so z.B. den Transport von<br />

venezolanischem Öl nach China sicher zu stellen.<br />

Doch HKND-Präsident Wang Jing streitet<br />

eine Beteiligung der chinesischen Regierung<br />

strikt ab – bislang…<br />

Auf www.ci-romero.de/nicaragua_kanal finden Sie<br />

weitere Artikel zum Thema. Darunter auch die Kritik<br />

„Die Monstrosität des Kanals“ von Ernesto Cardenal.<br />

FOTOS: CENIDH<br />

22 presente 1/2015


Filmszene mit der<br />

Hauptdarstellerin<br />

María Mercedes Coroy<br />

Guatemala<br />

Guatemaltekischer Film<br />

„Ixcanul Volcano“ auf Berlinale<br />

„Ixcanul Volcano“ ist in vielerlei Hinsicht ein wahrhaftes Debüt: Es ist der erste<br />

guatemaltekische Wettbewerbsfilm, der je auf einer Berlinale gezeigt wurde. Es ist<br />

auch der erste Spielfilm des guatemaltekischen Regisseurs Jayro Bustamante.<br />

Bustamante stammt aus der kakchiquel-Region, von der der Film handelt. Das<br />

Besondere: Die von Amnesty International berufene Jury der Berlinale zeichnete<br />

den Film mit dem „Silberner Bär – Alfred-Bauer-Preis“ aus. Ein weiteres Novum.<br />

Der Film handelt von einer jungen Maya-Frau, die den Begrenzungen ihres Lebens<br />

entfliehen will. Eine authentisch erzählte Geschichte in der Form eines unterhaltenden<br />

Spielfilm-Dramas, die viele Realitäten Guatemalas widerspiegelt, die wir von<br />

unseren Besuchen im Land kennen. TEXT: ALBRECHT SCHWARZKOPF (CIR)<br />

FOTO: © LA CASA DE PRODUCCIÓN<br />

Eine Kaffeeplantage im Hochland von Guatemala:<br />

Die 17-jährige María lebt zusammen<br />

mit ihren Eltern, kakchiquel-Maya, am<br />

Fuße des Vulkans Ixcanuls. María wird von<br />

der jungen kakchiquel-Frau María Mercedes<br />

Coroy aus dem guatemaltekischen Ort Santa<br />

María de Jesús gespielt, der sich auf dem halben<br />

Anstieg zum Vulkan Agua bei Antigua befindet.<br />

María und ihre Familie sind eine typische<br />

guatemaltekische Maya-Familie, in einfachen<br />

ländlichen Wohnverhältnissen, naturverbunden,<br />

mit ein paar Hühnern und Arbeit<br />

auf der Plantage.<br />

Den Beginn des Films nutzt der Regisseur<br />

Jayro Bustamante, um die Zuschauenden<br />

mit der Gegend und den Gewohnheiten des<br />

alltäglichen Überlebens in einer anmutenden<br />

Landschaft vertraut zu machen. Tortillas werden<br />

gebacken und Opferkerzen aufgestellt,<br />

um den Vulkan bei anstehenden Vorhaben um ><br />

presente 1/2015 23


Länderberichte<br />

Der Vulkan im Hintergrund prägt<br />

das Leben der Film-AkteurInnen.<br />

ein gutes Gelingen zu bitten. Es wird ein Alltag<br />

gezeigt, in dem die Mängel im Gesundheitssystem<br />

und im Bildungswesen sichtbar sind.<br />

Der Wunsch, den Begrenzungen zu entfliehen<br />

und neue Perspektiven zu gewinnen, wird<br />

spürbar. Die Familie selbst ist stabil. Zwischen<br />

María und ihrer Mutter Juana (gespielt von<br />

María Télon) herrscht ein gutes Verhältnis. Die<br />

Welt wirkt weitgehend in Ordnung.<br />

Suche nach dem anderen Leben<br />

Aber María sehnt sich nach einem anderen Leben,<br />

auch wenn sie gar nicht genau weiß, wie<br />

das aussehen könnte. „Wie ist es eigentlich auf<br />

der anderen Seite des Vulkans?“, fragt sie einmal<br />

ihre Mutter. Und die antwortet nur: „Dort<br />

ist es kalt.“ Marías Situation könnte besser<br />

werden, denn Ignacio, Witwer mit drei Kindern,<br />

will María heiraten. Der Mann ist Vorarbeiter<br />

der Plantage und aus Sicht der Eltern<br />

eine gute Partie. Er spricht sogar Spanisch und<br />

nicht nur das kakchiquel der Mayas. Die Familien<br />

sind sich wegen der Heirat weitgehend<br />

einig, einzig María kann nur artig und hilflos<br />

lächeln. Verliebt hat sie sich in den Kaffeepflücker<br />

Pepe. Es scheint, dass er ihr einen Ausweg<br />

aus ihrer Lage bietet. Er erzählt María vom<br />

Sehnsuchtsort USA, dem Land jenseits des<br />

Vulkans, wo die Menschen in Häusern leben,<br />

die ans Stromnetz angeschlossen sind, und<br />

Autos haben. María fleht Pepe an, sie mitzunehmen.<br />

„Lass mich ran, wenn du mitwillst“,<br />

entgegnet er. Schließlich gibt sie seinem sexuellen<br />

Drängen hinter einer Holzhütte nach.<br />

Tage später ist Pepe weg – und María mit<br />

seinem Kind schwanger. Die Versuche, den<br />

Fötus mit Kräutertees und Beschwörungen<br />

abzutreiben, scheitern. Die Heirat mit Ignacio<br />

wird abgesagt. Doch dann wird María von einer<br />

giftigen Schlange gebissen. Ignacio bringt<br />

die Schwangere ins Krankenhaus. María wird<br />

gerettet. Ihr Kind sei tot, wegen des Schlangengifts.<br />

So übersetzt Ignacio für María die<br />

Worte der spanischen Ärztin. Dass er gelogen<br />

hat, wird María erst später erfahren.<br />

Beeindruckend: Darstellerin<br />

María Mercedes Coroy<br />

„Estados Unidos“ sind auf Spanisch die USA;<br />

es ist das einzige spanische Wort, das die<br />

kakchiquel sprechenden Maya in dem Film<br />

verwenden. Kakchiquel ist in Guatemala bis<br />

heute ebenso wie die anderen Maya-Sprachen<br />

weniger stark schriftlich fixiert als das<br />

Spanische. Ihre Sprache und die damit verbundene<br />

Mythologie ist für Millionen Mayas<br />

identitätsstiftende Heimat. Dort aber, wo die<br />

staatlichen Institutionen regieren, wird ihre<br />

Sprache nicht gesprochen und ihre miserable<br />

Situation ausgenutzt. Berta Cumez, von der<br />

CIR-Partnerorganisation Ixpiyakok, bezeichnet<br />

es als ein herausragendes Ereignis, dass<br />

authentische Maya-Frauen in einem prämierten<br />

Film mitspielen. Sie findet, dass der<br />

Film viele Aspekte der Maya-Kultur ebenso<br />

widerspiegelt wie auch Probleme der Flucht<br />

vor einer nicht-gewollten Heirat und dem Alleingelassen-Werden<br />

mit einem Kind.<br />

Der Hintergrund von „Ixcanul Volcano“ sind<br />

die filmischen Triebkräfte Sehnsucht, Liebe,<br />

Betrug und Lüge. Allen Widrigkeiten zum<br />

Trotz verstoßen die Eltern ihre Tochter nicht.<br />

Sie begleiten ihre Tochter in ihrer von Maya-<br />

Werten geprägten Spiritualität und Umwelt,<br />

die sich von den spanischen Anschauungen<br />

von Sünde und Schande unterscheidet. <br />

FOTOS: © LA CASA DE PRODUCCIÓN<br />

24 presente 1/2015


INTERVIEW MIT<br />

DEM REGISSEUR<br />

JAYRO BUSTAMENTE<br />

Jayro Bustamante, sagen Sie kurz etwas<br />

über Ihre Person?<br />

Ich bin ein Guatemalteke, der in einer Kultur<br />

zwischen Mestizen und kakchiquel und<br />

anschließend in Europa aufwuchs.<br />

Was machen Sie in Paris?<br />

Ich mache gerade die Nachproduktion des<br />

Films. Ich pendle zwischen Guatemala und<br />

dort hin und her.<br />

Was sind Ihre Motive, Kinofilme zu machen?<br />

Geschichten zu erzählen ist für mich seit der<br />

Kindheit eine innere Notwendigkeit.<br />

Wovon handelt der Film?<br />

Es geht um das Leben einer jugendlichen<br />

kakchiquel-Frau, die entfernt von dem lebt,<br />

was als modern bezeichnet wird. Sie sieht sich<br />

konfrontiert mit den Fallstricken der Gesellschaft,<br />

die sie von nah und fern umgibt.<br />

Wie geht der Film mit der Thematik der<br />

Gleichberechtigung der Geschlechter um<br />

und wie mit der Ethnizität? Welche Perspektive<br />

darauf bietet der Film?<br />

Es gibt keine Gleichberechtigung der<br />

Geschlechter in Guatemala, dieses Konzept<br />

kennen wir nicht. Der Film spricht über diese<br />

Realität in unserem Land, sowohl in Bezug<br />

auf die Gleichberechtigung der Geschlechter<br />

und der Ethnien wie über die sozioökonomische<br />

Situation.<br />

Interview in La Hora (Guatemala) 19.12.2014, zitiert<br />

nach fijáte, Nr. 576, 11. Februar 2015<br />

Verteidigung der Rechte<br />

der Maya-Frauen in Guatemala<br />

Die Frauenorganisation Ixpiyakok hat ihren<br />

Sitz im indianischen Hochland Guatemalas,<br />

in Tecpan, nicht weit entfernt vom Drehort des<br />

Films „Ixcanul“. Sie arbeiten in Gemeinden, in<br />

denen ausschließlich die Maya-Sprache<br />

kaqchiquel gesprochen wird. Ixpiyakok fördert<br />

das Selbstbewusstsein der Frauen und verfolgt<br />

das Konzept „keine Gewalt gegen Maya-<br />

Frauen“. Hierzu gehört, dass das traditionelle<br />

Rollenverständnis zwischen Frau und Mann<br />

auch in Maya-Gemeinden hinterfragt wird,<br />

welches aber auf der Basis des traditionellen<br />

Wissens der Maya-Kultur basiert. Darüber<br />

hinaus unterstützt Ixpiyakok junge Mütter<br />

während und nach der Schwangerschaft im<br />

Rahmen ihres Maya-Hebammen-Programms.<br />

Die CIR arbeitet mit Ixpiyakok zusammen,<br />

damit die Müttersterblichkeit in den vernachlässigten<br />

Gemeinden verringert wird.<br />

Wir bitten Sie um Unterstützung.<br />

Stichwort<br />

» HEBAMMEN IN GUATEMALA «<br />

presente 1/2015 25


Infodienst<br />

Fit for Fair<br />

El Salvador: Die Maquilas<br />

saugen das Land aus<br />

Ende Januar führte die CIR eine Studienfahrt nach El Salvador für JournalistInnen<br />

und entwicklungspolitische MultiplikatorInnen durch. Die TeilnehmerInnen kamen<br />

aus Deutschland, der Slowakei, Bulgarien und Rumänien. Zwei Wochen lang nahm<br />

die Gruppe alle Facetten der Bekleidungsindustrie des kleinsten mittelamerikanischen<br />

Landes unter die Lupe. Und immer wieder stießen sie auf kriminelle Banden,<br />

die das Land brutal beherrschen, und hart arbeitende Menschen, die in größter<br />

Armut leben. TEXT: MAIK PFLAUM (CIR)<br />

Die Weltmarktfabriken für Bekleidung,<br />

Maquilas genannt, stellen den wichtigsten<br />

Wirtschaftszweig des Landes dar, das<br />

so groß wie Hessen ist. 80.000 direkt Beschäftigte<br />

leben davon. Und ein Vielfaches<br />

von Familienangehörigen. Wobei „leben“<br />

nicht unbedingt das richtige Wort ist. Sie<br />

schaffen es, sich und ihre Kinder irgendwie<br />

„durchzubringen“ und sich täglich erneut in<br />

die elenden Schwitzbuden zu schleppen, dort<br />

10 bis 15 Stunden wie Maschinen zu arbeiten<br />

und das Produktionssoll zu erfüllen. Denn<br />

dann, so die Verheißung, bekommen sie einen<br />

Bonus, ein paar Cents mehr, die aber „überlebensnotwendig“<br />

sind. Wird der Bonus zu oft<br />

erreicht, hebt der Chef das Soll an.<br />

Die Arbeiterin<br />

Wie lebt die typische Maquila-Näherin? Zusammen<br />

mit GewerkschafterInnen besuchen<br />

wir Isabel. Sie wohnt in einem Außenbezirk<br />

San Salvadors. Wir kommen nur in das Stadtviertel<br />

hinein, weil Isabel schon lange dort<br />

wohnt und viele der Bandenmitglieder bereits<br />

als kleine Kinder gekannt hat. Das schützt uns.<br />

Ohne Isabel wäre unser Ausflug lebensgefährlich.<br />

Und trotzdem ist unseren BegleiterInnen<br />

die Anspannung deutlich anzumerken. „Wenn<br />

die Bandenmitglieder kommen: auf keinen<br />

Fall Panikreaktionen! Ich spreche mit ihnen“,<br />

so Sergios Anweisung an die Gruppe. Isabel<br />

hat die Mara, spanisch für Bande, über unseren<br />

Besuch informiert. Sie sind die wahren<br />

Herrscher der Vorstädte. Schwer bewaffnet<br />

kontrollieren sie die Zugänge zu den Wohngegenden.<br />

Wer ein kleines Geschäft hat, muss<br />

Schutzgeld zahlen. Wenn sie etwas möchten,<br />

gibt man es her. „Für sie ist Töten normal.“ Sogar<br />

Polizisten müssen um ihr Leben fürchten.<br />

Sie wagen sich nur noch mit der Armee in die<br />

Vorstädte. Wenn überhaupt.<br />

Isabels Hütte besteht aus Wellblech. Einzelne<br />

Bereiche sind durch Tücher abgehängt.<br />

Hier wohnt sie mit ihren fünf Kindern. Manchmal<br />

reicht ihr Monatslohn – 210 Dollar brutto<br />

– nicht einmal mehr für Mais und Bohnen.<br />

Am Ende des Monats muss sie sich häufig<br />

Geld leihen. Isabels ganzer Stolz ist eine kleine<br />

Nähmaschine. Darauf näht sie nachts für<br />

NachbarInnen und Bekannte. Das bessert das<br />

Einkommen etwas auf. „Aber ich schaffe es<br />

immer seltener, nach der Arbeit in der Maquila<br />

noch etwas zu nähen.“ Viele Wünsche der<br />

Kinder können nicht erfüllt werden. Isabel ist<br />

49 Jahre alt und die harte Arbeit hat die kleine,<br />

schlanke Frau gezeichnet. Aber sie muss noch<br />

26 presente 1/2015<br />

„This document has been produced with the financial assistance of the European Union.<br />

The contents of this document are the sole responsibility of Christliche Initiative Romero and<br />

can under no circumstances be regarded as reflecting the position of the European Union.”


Die TeilnehmerInnen der Maquila-<br />

Delegation im Februar 2015<br />

FOTOS: MAIK PFLAUM (CIR)<br />

durchhalten. Mindestens so lange, bis alle Kinder<br />

eine Ausbildung haben. Ihre größte Angst<br />

ist, dass sie sich der Mara anschließen, den<br />

Verheißungen der Bande auf schnelles Geld<br />

folgen.<br />

Die Arbeitsministerin<br />

Seit sieben Monaten ist Sandra Guevara die<br />

Arbeitsministerin der linken FMLN-Regierung.<br />

Sie kennt die CIR gut, war sie doch die Geschäftsführerin<br />

der Frauenorganisation Las<br />

Mélidas, mit der die CIR seit vielen Jahren kooperiert.<br />

Mit Sandra ist eine echte Kämpferin<br />

für Arbeitsrechte ins Ministerium eingezogen.<br />

Aber ihre Mittel sind begrenzt, der Staat ist<br />

fast pleite. Sandra ist für drei Millionen ArbeitnehmerInnen<br />

zuständig. Hat aber nur 110<br />

ArbeitsinspektorInnen zur Verfügung. Und im<br />

Fuhrpark stehen ganze 35 Pkws. Das reicht<br />

nicht einmal, um die Nähfabriken in den Griff<br />

zu bekommen. Dass der Staat kein Geld hat,<br />

wundert nicht. Viele größere Betriebe sind<br />

steuerbefreit, so auch die Maquilas. Aber damit<br />

nicht genug: Selbst gesetzlich vorgeschriebene<br />

Abgaben werden nicht gezahlt. Alleine<br />

die Schulden der Unternehmen bei der Krankenversicherung<br />

belaufen sich auf 96 Millionen<br />

US-Dollar.<br />

><br />

ONLINE-TAGEBUCH<br />

Ein Online-Tagebuch der Reise mit vielen<br />

spannenden Artikeln der DelegationsteilnehmerInnen<br />

finden Sie unter:<br />

www.ci-romero.de/<br />

ueberuns_maquiladelegation<br />

presente 1/2015 27


Infodienst<br />

Fit for Fair<br />

Foto „Mädchen“ © Franz Pflueg<br />

Foto „Mädchen“ © Franz Pfluegl | Foto „Näherin“ © Wi l Baxter | Co lage © Horst Mü ler<br />

Und wenn die ArbeitsinspektorInnen ans<br />

Fabriktor klopfen, werden sie oftmals nicht<br />

eingelassen. Dann können sie ein Bußgeld verhängen,<br />

aber das ist niedrig und muss erst von<br />

der (oftmals unwilligen) Staatsanwaltschaft<br />

eingetrieben werden. Langsam ahnt man, warum<br />

Adidas, Puma & Co. dem Land seit vielen<br />

Jahren die Treue halten.<br />

Die Industrie<br />

Auch CAMTEX, die Kammer der Textil- und<br />

Konfektionsindustrie und der steuerbefreiten<br />

Freien Produktionszonen, ist mit dem Standort<br />

höchst zufrieden. Die Nähe zu den USA<br />

sei der große Vorteil. Aber auch die niedrigen<br />

Löhne und die fleißigen ArbeiterInnen. Und die<br />

Industrie ist modern, bietet das „Komplettpaket“<br />

– von der Stoffherstellung über das Konfektionieren<br />

bis hin zur Veredelung. Auf die<br />

sehr niedrigen Löhne angesprochen heißt es,<br />

die 210 US-Dollar seien ja nur der Grundlohn.<br />

Der werde durch Boni und Zuschläge deutlich<br />

aufgestockt. Wenn denn die Löhne sowieso<br />

höher lägen als die Mindestlöhne, dann<br />

könnte man diese Mindestlöhne doch für alle<br />

anheben, so unsere Idee. „Nein, dann fiele ja<br />

der Produktionsanreiz weg.“<br />

DIE WAHRHEIT ÜBER MODE-MYTHEN<br />

Nach St(r)ich<br />

und Faden.“<br />

DIE WAHRHEIT ÜBER MODE-MYTHEN<br />

28 presente 1/2015<br />

Nach St(r)ich<br />

und Faden.“<br />

Die Posterserie wurde mit Unterstützung der Europäischen Union<br />

ermöglicht. Für den Inhalt dieser Verö fentlichung ist a lein die<br />

Christliche Initiative Romero verantwortlich; der Inhalt ka n in keiner Weise als<br />

Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.<br />

Die Posterserie wurde mit Unterstützung der Europäischen Union<br />

ermöglicht. Für den Inhalt dieser Verö fentlichung ist a lein die<br />

Christliche Initiative Romero verantwortlich; der Inhalt ka n in keiner Weise als<br />

Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.<br />

MEHR INFO ><br />

MEHR INFO ><br />

FOTOPOSTER-SERIE<br />

„Nach St(r)ich<br />

und Faden“<br />

Die neue Poster-Serie der CIR „Nach St(r)ich und Faden“ zeigt<br />

Fotos rund um die Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie.<br />

Sechs Poster erklären die Wahrheit über Mode-Mythen: Zum<br />

Beispiel, warum der Mindestlohn in den Billiglohnländern zum Leben<br />

nicht ausreicht, dass teure Kleidung nicht fairer produziert wird als<br />

billige und dass ein Job in der Fabrik nicht unbedingt besser ist als gar<br />

keine Arbeit. Gezeigt werden Aufnahmen aus Kambodscha,<br />

Südindien, Vietnam und Nicaragua. Auf jedem<br />

Poster befindet sich ein QR- Code, der zu Hintergrundinformationen<br />

auf unserer Webseite führt.<br />

Die Poster eignen sich gut als Ausstellung – z.B.<br />

in Foyers, Weltläden, Gemeindehäusern, Schulen<br />

oder bei Infoveranstaltungen. Weitere Infos:<br />

„This document has been produced with the financial assistance of the European Union.<br />

The contents of this document are the sole responsibility of Christliche Initiative Romero and<br />

can under no circumstances www.ci-romero.de/poster_strichundfaden<br />

be regarded as reflecting the position of the European Union.”<br />

Entwicklungsmodell Maquila?<br />

Unternehmen wie Adidas erklären gerne,<br />

sie brächten dank ihrer Produktionsaufträge<br />

Entwicklung in Länder wie El Salvador. Dies<br />

ist nicht nur nicht richtig, sondern das Gegenteil<br />

trifft zu: Die Bekleidungsindustrie in der<br />

jetzigen Form zerstört die Entwicklungsperspektive<br />

sowohl der NäherInnen als auch der<br />

Nachfolgegeneration, ihrer Kinder. Die miserablen<br />

Löhne – in El Salvador machen sie nur<br />

etwa ein Drittel des tatsächlichen Bedarfs aus<br />

– bewirken vielerlei: Sie führen zu Gesundheitsschäden<br />

bei der Näherin durch lange Arbeitszeiten,<br />

extremen Stress (hervorgerufen<br />

durch den Druck, das Produktionssoll zu erfüllen)<br />

sowie Mangelernährung aufgrund der<br />

Geldknappheit. Auch viele Kinder sind mangelernährt<br />

und leiden unter unzureichender<br />

medizinischer Versorgung. Zudem entziehen<br />

die Fabriken den Kindern die Mutter durch<br />

die überlangen Arbeitszeiten. Dies führt zu<br />

psychischen und sozialen Fehlentwicklungen<br />

bis hin zum Eintritt in kriminelle Banden, die<br />

als Familienersatz dienen und lange gehegte<br />

materielle Wünsche erfüllbar machen. Zudem<br />

werden durch die Steuerbefreiungen Kosten,<br />

die die Nähfabriken erzeugen (Infrastruktur,<br />

Umweltschäden etc.), auf die Gesamtbevölkerung<br />

abgewälzt. Arme Menschen wie Isabel<br />

trifft dies, z.B. über die Mehrwertsteuer auf<br />

Nahrungsmittel, proportional am härtesten.


Infodienst<br />

Fit for Fair<br />

Adidas –<br />

mit vollem<br />

Einsatz dabei?<br />

Stoff-Schneiderin<br />

Sarin Nhek in<br />

ihrer ärmlichen<br />

Behausung<br />

Mit auffälliger Werbung, einflussreichen Ikonen und eingängigen Slogans machen<br />

sich Sportmarken die weltweite Leidenschaft für Fußball, Olympia und Co. zu<br />

Nutze, um ihre Marke zu profilieren und die Gewinne weiter wachsen zu lassen.<br />

Während Adidas sich mit dem Slogan vor der Welt brüstet, sie seien „voll dabei”<br />

(adidas is all in), können ArbeiterInnen der weltweiten Bekleidungsfabriken vom<br />

geringen Lohn kaum ihr Leben bestreiten. Spätestens bei ihnen hört Adidas‘ Einsatz<br />

auf. TEXT/ÜBERSETZUNG: KIRSTEN CLODIUS (CIR)<br />

FOTOS: MAIK PFLAUM (CIR)<br />

Seit einiger Zeit gibt es die Möglichkeit, auf<br />

dem Internet-Blog playfair-payfair.com<br />

Kontakt zu ArbeiterInnen aus Kambodscha<br />

aufzunehmen. Der Blog entstand im Rahmen<br />

des CIR-Projektes „Fit For Fair“, in dem wir uns<br />

gemeinsam mit fünf weiteren europäischen<br />

Partnern für eine Stärkung von Sozialstandards<br />

in der globalen Sportbekleidungsindustrie<br />

einsetzen. Die drei im Blog vorgestellten<br />

ArbeiterInnen haben gemeinsam, dass sie in<br />

Zulieferfabriken von Adidas unsere Sportbekleidung<br />

produzieren.<br />

Sarin Nhek kommt aus der Takeo Provinz im<br />

Südwesten von Kambodscha. Sie erzählt uns:<br />

„Um 6.30 Uhr nehme ich den Truck zur Fabrik,<br />

in der ich jetzt seit zwei Jahren arbeite. Um 7<br />

Uhr beginnt die Schicht. In der Fabrik werden<br />

Schuhe gemacht. Es ist extrem heiß dort<br />

und die chemischen Gerüche der Klebstoffe<br />

sind unbeschreiblich stark. Dabei arbeite ich<br />

nicht einmal direkt in der Klebe-Abteilung<br />

– ich bin Stoffeschneiderin. Trotz meines Alters<br />

und meiner Arbeitserfahrung bin ich nur<br />

mit einem 6-Monatsvertrag angestellt, was<br />

meiner Meinung nach nicht in Ordnung ist.<br />

Im Durchschnitt, mit Überstunden und Boni,<br />

verdiene ich bei einer 6-Tage Woche 130 US $<br />

im Monat. Unsere Arbeit ist gefährlich. Der<br />

„This document has been produced with the financial assistance of the European Union.<br />

The contents of this document are the sole responsibility of Christliche Initiative Romero and<br />

can under no circumstances be regarded as reflecting the position of the European Union.”<br />

><br />

presente 1/2015 29


Adidas-ArbeiterInenn-Blog<br />

auf playfair-payfair.com<br />

Geruch der Klebe hat schon Leute bewusstlos<br />

gemacht, andere bekamen Stromschläge. Ich<br />

bräuchte mind. 180 US $ im Monat.“<br />

Sokhan Chroeng ist 27 Jahre alt und wurde<br />

nach seinem Großvater benannt. Der Name<br />

bedeutet “Süßer Nachtisch”. Sein allererster<br />

Job war der Verkauf von Soja Sauce. Seinen<br />

Job in der Fabrik verlor er zwischenzeitlich,<br />

weil er zu einem Streik aufgerufen hatte: „Wir<br />

haben gestreikt, damit uns die Regierung den<br />

Mindestlohn auf 160 US $ erhöht und obwohl<br />

1000 Menschen sich dem Streik angeschlossen<br />

haben, wurde ich gefeuert. Wir haben<br />

hart gekämpft und sind am Ende auch wieder<br />

eingestellt worden; allerdings für neue,<br />

schwierige Arbeit. Wir arbeiten jetzt in der<br />

Schnittabteilung und müssen schwere Kisten<br />

mit Bügel-Ausrüstung ent- und beladen. Wir<br />

bekommen nicht mehr die Überstunden zugeteilt,<br />

die wir bräuchten, um zu überleben.<br />

Am meisten bin ich darauf stolz, dass ich Vizepräsident<br />

der Fabrikgewerkschaft geworden<br />

bin und ich hoffe stark, dass es eine bessere<br />

Zukunft für uns gibt. Wir kämpfen für höhere<br />

Löhne und die Einschränkung von Kurzzeitverträgen.“<br />

Piseth Van kommt aus der Kampot Provinz<br />

und ist dort zur Schule gegangen, bis er 17<br />

Jahre alt war. Zwei Jahre lang war er Soldat.<br />

Jetzt arbeitet er mit seinem Bruder in der Bekleidungsfabrik<br />

New Orient: „Wir leben in<br />

einer sehr städtischen Nachbarschaft, es ist<br />

sehr laut, dreckig und stinkig. Der Stadtteil<br />

wächst immer mehr an. Immer mehr Fabriken.<br />

Bei New Orient stellen wir T-Shirts und Jacken<br />

für Adidas her. Damit mache ich ca. 140 US $<br />

im Monat. Als ich mit der Gewerkschaftsarbeit<br />

begann, wollte der Fabrikbesitzer mich<br />

bestechen und man bot mir mehrere Tausend<br />

Dollar an, aber ich lehnte ab. Wir müssen hart<br />

dafür kämpfen, dass die Arbeitsbedingungen<br />

den Gesetzen entsprechen. Aber wir kommen<br />

immer häufiger zu guten Lösungen. Allerdings<br />

nicht, was die Löhne betrifft. Es ist ein großes<br />

Problem, dass ausländische Investitionen am<br />

Ende nie auch beim Volk ankommen. Ich würde<br />

den Menschen, die dies lesen, gerne sagen,<br />

dass wir, seit Adidas hier ist, einige Verbesserungen<br />

gesehen haben. Das ist gut, aber<br />

Adidas muss maßgeblich dafür Sorge tragen,<br />

dass ihre Arbeitskräfte einen Lohn bekommen,<br />

von dem sie überleben können.“ <br />

*Anmerkung: 285 Euro/Monat werden derzeit nach<br />

Angaben der Allianz für einen asiatischen Grundlohn<br />

(AFWA) zur Existenzsicherung einer/s Arbeiter/in plus<br />

Familie berechnet.<br />

Fit for Fair in der Sportbekleidungsindustrie<br />

Sportkleidung wird längst nicht mehr<br />

nur in der Sporthalle oder auf dem<br />

Spielfeld getragen. Sportkleidung gehört<br />

zum Alltag, es ist ein Lifestyle-Produkt.<br />

Was nicht allen klar ist: Auch Sportmarken<br />

produzieren nicht fairer als billige<br />

Modeunternehmen! Adidas, Puma und<br />

Co. machen satte Gewinne auf Kosten der<br />

ArbeiterInnen. Extrem lange Arbeitszeiten,<br />

Mangelernährung, schlechte Lebens-<br />

und Wohnbedingungen und ungenügende<br />

medizinische Versorgung sind<br />

die Kehrseite der Produktion von trendigen<br />

Sweatshirts, T-Shirts und Schuhen.<br />

Um mit unserer Kampagnenarbeit aktiv<br />

für menschenwürdige Arbeitsbedingungen<br />

in der Sportbekleidungsindustrie<br />

einzutreten, sind wir auf Ihre finanzielle<br />

Unterstützung angewiesen.<br />

Helfen Sie mit einer Spende.<br />

Stichwort » FIT FOR FAIR «<br />

30 presente 1/2015<br />

„This document has been produced with the financial assistance of the European Union.<br />

The contents of this document are the sole responsibility of Christliche Initiative Romero and<br />

can under no circumstances be regarded as reflecting the position of the European Union.”


Start der europaweiten<br />

Kampagne zum Rohstoff-<br />

Abbau und -Konsum<br />

Die europaweite Kampagne zur Rohstoffgerechtigkeit mit 13 internationalen<br />

PartnerInnen Partnern ist Anfang des Jahres gestartet: Umweltschutz- und Menschenrechtsorgani-<br />

sationen arbeiten im Europäischen Jahr der Entwicklung 2015 zusammen.<br />

Im Januar trafen sie sich das erste Mal in Budapest, um Aktivitäten zur Verbesserung<br />

von Arbeits- und Menschenrechten und des Umweltschutzes zu planen.<br />

TEXT: ANNA BACKMANN (CIR)<br />

Es ist das Ziel der Kampagne, eine europaweite<br />

Debatte über eine nachhaltige<br />

Entwicklung im Zusammenhang mit<br />

dem Abbau und Verbrauch von Rohstoffen<br />

anzustoßen – auch im Hinblick auf die fehlende<br />

Nord-Süd-Gerechtigkeit: Im Norden der<br />

nicht mehr tragbare Konsum von Rohstoffen<br />

und ihr nicht-nachhaltiger Abbau durch europäische<br />

Unternehmen; die negativen Auswirkungen<br />

auf Mensch und Umwelt in ressourcenreichen<br />

Ländern des Südens.<br />

Kampagnenaktivitäten sensibilisieren KonsumentInnen<br />

in Europa für ihren direkten und<br />

indirekten Rohstoffverbrauch und üben Druck<br />

auf politische EntscheidungsträgerInnen aus.<br />

Gleichzeitig werden Forderungen nach verbindlichen<br />

gesetzlichen Sorgfaltspflichten für<br />

Unternehmen laut, die Rohstoffe abbauen, sie<br />

verarbeiten oder Bergbauprojekte finanzieren.<br />

Rohstoffgewinnung –<br />

fair und ökologisch?<br />

Der Verbrauch von Rohstoffen ist in den letzten<br />

Jahren erheblich gestiegen und es herrscht<br />

ein immer größerer Bedarf an metallischen<br />

Rohstoffen wie zum Beispiel Gold, Silber oder<br />

Tantal. Sei es für Schmuck, elektronische Geräte<br />

oder Autos – ohne Rohstoffe kann kein<br />

Produkt entstehen. Auch ist der Verbrauch an<br />

fossilen Energieträgern wie Kohle, Gas oder Öl<br />

zur Deckung des Energiebedarfs in die Höhe<br />

gegangen. Wie die meisten europäischen<br />

Infodienst<br />

Rohstoffe – Time for Change<br />

><br />

NEUE<br />

KAMPAGNE<br />

ROH-<br />

STOFFE<br />

presente 1/2015 31<br />

FOTO:VICHAYA KIATYING-ANGSULEE_FREEDIGITALPHOTOS.NET


Infodienst<br />

Rohstoffe – Time for Change<br />

Länder ist auch Deutschland auf Importe<br />

von Rohstoffen aus dem globalen Süden angewiesen.<br />

Die Förderung von Rohstoffen in<br />

ressourcenreichen Ländern wie in Mittel- und<br />

Südamerika geht einher mit Armut, Menschenrechtsverletzungen,<br />

Umweltverschmutzung<br />

und Landraub.<br />

Chemikalien verschmutzen Wasser und Böden,<br />

Landstriche werden verwüstet. Denn um<br />

an die Rohstoffe zu gelangen, werden ganze<br />

Bergkuppen abgetragen. Im Umfeld der Minen<br />

lagert der giftige Abraum und es entstehen<br />

Mondlandschaften.<br />

Im Falle von Landraub, also der Wegnahme<br />

von Land ohne Entschädigung, werden die<br />

LandbesitzerInnen vertrieben oder sind oftmals<br />

gezwungen, in den Minen derjenigen<br />

Unternehmen zu arbeiten, die ihnen das Land<br />

genommen haben.<br />

In den Minen herrschen katastrophale Arbeitsbedingungen.<br />

Es gibt keine geeignete<br />

Schutzkleidung, es wird mit giftigen Chemikalien<br />

hantiert und die Gesundheitsstandards<br />

sind äußerst niedrig.<br />

Auch können mit den Gewinnen aus dem<br />

Verkauf von Rohstoffen bewaffnete Konflikte<br />

finanziert werden. Oft entstehen aber erst<br />

genau dann soziale Konflikte, wenn Bergbaukonzerne<br />

auf den Plan ziehen, wie das Beispiel<br />

Peru mit 94 Bergbaukonflikten zeigt. So hat<br />

beispielsweise der geplante Bau einer Kupfermine<br />

in der Conga Region in Peru zu starken<br />

Protesten geführt, die von der Polizei niedergeschlagen<br />

wurden: Die neue Kupfermine soll<br />

genau dort entstehen, wo große Seen, welche<br />

die indigene Landbevölkerung mit Wasser versorgen,<br />

in einer Hochebene liegen.<br />

Setzen Sie sich im Rahmen der neuen Kampagne<br />

mit uns gegen den ausbeuterischen<br />

Abbau von Rohstoffen und für eine Senkung<br />

des Ressourcenverbrauches ein! Wir<br />

informieren Sie rechtzeitig über anstehende<br />

Mitmach-Aktionen. <br />

«TIME FOR CHANGE »<br />

Zeit für Veränderung zur<br />

Zeitumstellung!<br />

Ende März – pünktlich zur Zeitumstellung – startet<br />

die neue Rohstoff-Kampagne in Europa. Mit der<br />

Aktionswoche „Time for Change – Zeit für Veränderung“<br />

im Oktober erreicht sie ihren Höhepunkt, der auch<br />

eine europaweite Petition beinhaltet. Die Zeitumstellung<br />

ist ursprünglich eingeführt worden, um Energie und<br />

folglich Ressourcen einzusparen. Ein idealer Zeitpunkt,<br />

um darauf aufmerksam zu machen, dass sich auch der<br />

Verbrauch und Abbau von Rohstoffen aufgrund der<br />

planetarischen Grenzen nachhaltig ändern muss. Time<br />

for Change – eine gute Möglichkeit, das eigene Konsumverhalten<br />

nachhaltiger zu gestalten und sich aktiv<br />

in die Politik einzumischen!<br />

32 presente 1/2015<br />

„This document has been produced with the financial assistance of the European Union.<br />

The contents of this document are the sole responsibility of Christliche Initiative Romero and<br />

can under no circumstances be regarded as reflecting the position of the European Union.”


Über uns<br />

Teamzuwachs bei der CIR<br />

Das CIR-Team bei der ersten gemeinsamen Sitzung in Münster Anfang Februar. Johanna Fincke aus<br />

dem Münsteraner Büro und Maik Pflaum aus dem Büro in Nürnberg sind leider nicht auf dem Bild.<br />

Das Jahr 2015 hielt schon zu Beginn viele<br />

Veränderungen für die Christliche Initiative<br />

Romero bereit. Es starten gleich zwei internationale<br />

Kampagnen mit unserer Beteiligung.<br />

Die Kampagnen werden von der Europäischen<br />

Union gefördert und sollen besonders<br />

im Jahr der Entwicklung 2015 europaweit<br />

für Aufmerksamkeit sorgen. Dafür brauchten<br />

wir dringend Unterstützung und<br />

durften Anfang des Jahres fünf<br />

neue hauptamtliche KollegInnen<br />

in unserem Team begrüßen!<br />

Sarah Häuser und Almut Ihling unterstützen<br />

Sandra Dusch Silva seit Januar tatkräftig<br />

im Berliner Büro. Das Dreier-Team konzentriert<br />

sich ganz auf die Durchführung der<br />

neuen Kampagne rund um die soziale und<br />

ökologische Verantwortung großer Supermarkt-Ketten.<br />

Während sich Sarah, die mehrere<br />

Jahre Kampagnenerfahrung beim BUND<br />

gesammelt hat, vornehmlich um die Öffentlichkeitsarbeit<br />

kümmert, ist Almut mit ihrer<br />

breiten Erfahrung im fairen Handel insbesondere<br />

für die Ausgestaltung von Aktivitäten im<br />

Bereich Food und Agrar zuständig.<br />

Anna Backmann, die bisher bei Greenpeace<br />

und ICLEI international tätig war, koordiniert<br />

seit Anfang des Jahres die Beteiligung<br />

der CIR an der neuen Kampagne zum Thema<br />

Rohstoff-Konsum und -Abbau mit 12 europäischen<br />

Partnern.<br />

Omar Fino unterstützt uns mit seiner langjährigen<br />

Expertise in der Projektverwaltung im<br />

Bereich der Finanzen. Im Münsteraner Büro<br />

kümmert er sich nun gemeinsam mit Albrecht<br />

Schwarzkopf um die Abrechnung und finanzielle<br />

Berichterstattung unserer Arbeit – besonders<br />

gegenüber der EU.<br />

Marcelo Henriquez Kries, gelernter Journalist,<br />

verstärkt das Referat<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

in Münster und ist ab<br />

sofort für die Verbreitung<br />

der Aktionen und Publikationen der beiden<br />

neuen Kampagnen zum Thema Rohstoffe und<br />

Supermärkte zuständig.<br />

Zudem können wir auf weitere Unterstützung<br />

von VolontärInnen zählen:<br />

Canan Barski, die bis vor kurzem ein halbes<br />

Jahr als Praktikantin im Berliner CIR-Büro gearbeitet<br />

hat, ist nun Teil des Teams in Münster.<br />

Sie ist uns mit ihrer Kreativität insbesondere<br />

im Rahmen unseres Projekts „ishopfair“ eine<br />

große Hilfe.<br />

Und auch in Berlin haben wir eine neue Volontärsstelle<br />

geschaffen. Andreas Lipowsky<br />

unterstützt ein Jahr lang das Supermarkt-<br />

Kampagnen-Team mit seinen Erfahrungen in<br />

der politischen Bildungs- und Lobbyarbeit.<br />

Wir freuen uns auf ein arbeitsreiches und<br />

spannendes Jahr im gewachsenen Team! <br />

Kurzinfos zu den Arbeitsbereichen der einzelnen MitarbeiterInnen sowie ihre Kontaktdaten<br />

finden Sie online unter: www.ci-romero.de/cir_bueroteam<br />

presente 1/2015 33


Über uns<br />

Die CIR auf<br />

dem Deutschen<br />

Evangelischen<br />

Kirchentag 2015<br />

Auch in diesem Jahr beteiligen wir uns wieder<br />

am Deutschen Evangelischen Kirchentag.<br />

Er findet vom 3. bis 7. Juni in Stuttgart<br />

statt. Die diesjährige Losung: Damit wir<br />

klug werden. Klug werden kann man auch bei<br />

uns am Info-Stand auf dem Markt der Möglichkeiten<br />

und Neues über unsere aktuellen<br />

Kampagnen und Publikationen für mehr soziale<br />

Gerechtigkeit erfahren, handgemachten<br />

Schmuck aus unseren Partnerländern Mittelamerikas<br />

erwerben oder einfach nur bei<br />

einem fairen Kaffee mit uns schnacken – wir<br />

freuen uns schon auf Sie und Euch!<br />

Wir befinden uns in der Zelthalle 8 im<br />

Bereich „Globalisierung und Eine Welt“ und<br />

haben die Standnummer ZH8-A08.<br />

Weitere Infos zum Kirchentag finden Sie auf<br />

www.kirchentag.de.<br />

Foto: DEKT<br />

IN EIGENER SACHE<br />

Unser Computer ist so programmiert, dass Spendenquittungen alle drei Monate ausgestellt werden. Sollten Sie 14 Tage nach<br />

Quartalsende trotzdem nichts von uns gehört haben, melden Sie sich bitte bei uns. Unsere Verwaltungsarbeit wird erleichtert, wenn<br />

Sie Ihren Namen, Ihre Anschrift und den Verwendungszweck Ihrer Spende deutlich angeben. Eine weitere Erleichterung ist die Ausstellung<br />

von Einzugsermächtigungen bei DauerspenderInnen. Füllen Sie einfach dieses Formular aus und senden Sie es uns zu.<br />

Einzugsermächtigung<br />

Ich unterstütze die Arbeit der CIR mit einem Beitrag<br />

von<br />

Euro<br />

einmalig<br />

monatlich<br />

1/4 jährlich 1/2 jährlich jährlich<br />

bis auf Widerruf beginnend am<br />

Verwendungszweck:<br />

Projektarbeit<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Projekt-/Öff.-Arbeit Fördermitgliedschaft<br />

Hiermit ermächtige ich die Christliche Initiative<br />

Romero e.V., den Betrag von meinem Konto durch<br />

Lastschrift einzuziehen. Wenn mein Konto nicht<br />

ausreichend gedeckt ist, ist mein Geldinstitut nicht<br />

verpflichtet, den Betrag einzulösen.<br />

Name, Vorname<br />

Strasse, Nr.<br />

IBAN / Konto-Nr.<br />

PLZ, Ort<br />

BIC / BLZ<br />

E-Mail<br />

Bank<br />

Datum, Unterschrift


BESTELLSCHEIN Alle angegebenen Preise zzgl. Versandkostenpauschale.<br />

Porto und Verpackung werden zusätzlich berechnet. Bei Bestellung von Plakaten bitte vermerken, ob wir sie gefaltet oder in der<br />

Rolle zuschicken sollen. Beachten Sie bitte, dass aus Platzgründen nicht alle Titel, die wir im Versand führen, in unserer presente<br />

erwähnt werden. Das vollständige Verzeichnis unserer Materialien finden Sie unter www.ci-romero.de/bestellen/.<br />

Christliche Initiative Romero Euro Expl.<br />

Faltblatt: Die Romero-Stiftung – Den Armen<br />

eine Stimme geben<br />

Werkmappe Romero: Falsche Propheten<br />

gibt es genug<br />

Flyer: Maquila-Solidaritätsfonds<br />

Faltblatt: CIR-Fördermitgliedschaft<br />

CIR-Postkarte: Eine Stimme für Gerechtigkeit<br />

Öko-soziale öffentliche Beschaffung/ CorA<br />

Wie fair kauft meine Stadt?<br />

Aktionszeitung<br />

Protestpostkarte<br />

Kampagnenleitfaden<br />

(Bestellbar ab Anfang April)<br />

Großer FAIRNESS-Check – zum Übergeben an<br />

Kommunen (Bestellbar ab Anfang April)<br />

Informationsbroschüre: Quo Vadis,<br />

Beschaffung? Eine Bestandsaufnahme der<br />

sozialverantwortlichen öffentlichen Beschaffung<br />

beiliegend<br />

beiliegend<br />

NEU!<br />

NEU!<br />

gegen<br />

Porto<br />

6,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

gegen<br />

Porto<br />

6,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

2,00<br />

Rechtsleitfaden: Für eine öffentliche FAIRgabe 5,00<br />

Öko-sozialer kirchlicher Einkauf<br />

Aktionspostkarte: Wie fair kauft meine<br />

Gemeinde? Der Fairness-Check!<br />

Werkmappe: Wie fair kauft meine Kirche?<br />

Ein Leitfaden zum ethischen Konsum in den Kirchengemeinden<br />

und kirchlichen Einrichtungen<br />

Kampagne „FrauenStimmen gegen Gewalt“<br />

DVD: „Jetzt habe ich eine Stimme!“ Frauenorganisationen<br />

in Nicaragua (5 Kurzdokumentationen)<br />

spanisch deutsch<br />

Ethischer Konsum<br />

Aktionsmaterial und KundInnenkarte:<br />

Tricksen Tarnen Täuschen<br />

Aktionszeitung: Raus aus der Konsumfalle<br />

Werkmappe: Kaufwahn oder<br />

Konsumieren mit Sinn?<br />

Ratgeber: WearFair – Ein Wegweiser durch den<br />

Label-Dschungel bei Textilien, Taschenformat<br />

7-teilige Plakatserie zum Thema Ausbeutung<br />

in der Bekleidungs- und Orangensaftherstellung<br />

Einzelplakat 5 Euro, gesamte Serie 20 Euro<br />

gegen<br />

Porto<br />

3,00<br />

6,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

5,00<br />

1,00<br />

20,00<br />

5,00<br />

Ausgepresst! Orangensaft-Produktion im Fokus<br />

Studie: Im Visier: Orangensaft bei<br />

5,00<br />

Edeka, Rewe, Lidl, Aldi und Co.<br />

Aktionszeitung: Ausgepresst! Orangensaft im<br />

Fokus von der Plantage bis zum Supermarkt<br />

Protestkarten: Ausgepresst!<br />

gegen<br />

Porto<br />

DVD: Ausgepresst! 6,00<br />

Kampagne für Saubere Kleidung Euro Expl.<br />

WM-Aktionszeitung: Anpfiff<br />

Für menschenwürdige Arbeit in der weltweiten<br />

Sportbekleidungsindustrie<br />

Foto-Posterserie zur Bekleidungsindustrie:<br />

„Nach St(r)ich und Faden“ (6 Poster)<br />

Werkmappe: Fit For Fair<br />

Arbeitsbedingungen in der weltweiten<br />

Sportbekleidungsproduktion<br />

Aktionsflyer: Made in Hell<br />

Ausbeutung zu Dumpingpreisen<br />

Prospektpersiflage KiK ALDI<br />

Was hinter den Schnäppchen steckt<br />

Werkmappe: Im Visier: Hungerlöhne<br />

Warum weltweit Menschen von ihrer Arbeit nicht<br />

würdig leben können<br />

Brennpunkt: Weltmarktfabriken in Mittelamerika.<br />

Hintergrundinformationen zur weltweiten<br />

Bekleidungsindustrie<br />

Bitte schicken Sie mir<br />

den E-Mail-Newsletter<br />

der CIR zu.<br />

NEU!<br />

gegen<br />

Porto<br />

15,00<br />

5,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

3,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

Werkmappe: Todschicke Kleidung – zu<br />

welchem Preis? Informationen zu den Produktions-bedingungen<br />

bei Aldi, Deichmann, C&A & Co.<br />

5,00<br />

Werkmappe: Mode ohne Würde: Ausbeutung<br />

in der weltweiten Bekleidungsindustrie.<br />

5,00<br />

Informationen, Strategien, Aktionen<br />

Studie: Im Visier: Discounter<br />

Studie über Arbeitsbedingungen bei Zulieferern<br />

5,00<br />

von Aldi, Lidl und KiK in Bangladesch<br />

DVD: Nähen für den Weltmarkt<br />

6,00<br />

Zwei Filme plus Diareihe<br />

DVD: Kleider machen Leute<br />

6,00<br />

Jeweils 10-minütige Fernsehbeiträge<br />

Kaffee-Kampagne<br />

Werkmappe: Billiger Kaffee macht arm 6,00<br />

DVD: Kaffee, der schmecken sollte 6,00<br />

Literatur und Geschenkideen<br />

Freundschaftsbändchen<br />

1,50<br />

(ab 30 Stück á 1,30, ab 100 Stück á 1,00 )<br />

Geknüpfte Fadenkreuze El Salvador<br />

0,80<br />

(ab 100 Stück á 0,60)<br />

Bunte Holzkreuze mit biblischen Motiven, von Kooperativen<br />

der Basisgemeinden El Salvadors, (versch. Größen)<br />

3 cm (Anhänger) 3,00<br />

13 cm 8,00<br />

20 cm 10,00<br />

29 cm 13,00<br />

Name/Organisation<br />

Strasse, Nr.<br />

PLZ/Ort<br />

Tel./Fax<br />

Datum, Unterschrift<br />

E-Mail<br />

Christliche Initiative Romero<br />

Breul 23, 48143 Münster<br />

Telefon 0251 - 89 503<br />

Fax 0251 - 82 541<br />

cir@ci-romero.de<br />

www.ci-romero.de<br />

DKM Darlehnskasse Münster<br />

IBAN: DE67 4006 0265 0003 1122 00<br />

BIC: GENODEM1DKM<br />

BLZ: 400 602 65<br />

KTO: 3 11 22 00


INFOS UND<br />

ANMELDUNG<br />

www.ishopfair.net/<br />

summit2015<br />

EUROPEAN<br />

YOUTH SUMMIT<br />

for<br />

ETHICAL<br />

CONSUMPTION<br />

19th–21th of June 2015, Bonn, Germany<br />

Workshops / Straßenaktionen / Podiumsdiskussionen / Networking /Verleihung des Best<br />

Practice Awards / Ausstellungen / Kleider- und Büchertausch / und vieles mehr<br />

Für eine Welt im Gleichgewicht!<br />

Europäischer Jugendgipfel zum ethischen Konsum vom 19.-21. Juni in Bonn<br />

An alle, die die Welt verändern wollen: Zusammen<br />

können wir Vieles schaffen, was alleine<br />

manchmal wie ein Tropfen auf dem heißen<br />

Stein erscheint. Wir sind überzeugt davon: Starten<br />

lohnt sich! Gute Projekte und Initiativen gibt es schon.<br />

Sie sollen wachsen, sich vermehren und so noch mehr<br />

bewirken.<br />

Der Europäische Jugendgipfel vom 19.-21. Juni in<br />

Bonn bringt Menschen mit ihren Ideen, Motivationen,<br />

Projekten und Initiativen rund um das Thema<br />

Ethischer Konsum zusammen.<br />

Das Konsumverhalten von Einzelpersonen, Jugendgruppen<br />

und Sportvereinen aber auch ganzer<br />

Gemeinden und Städte beeinflusst maßgeblich die<br />

Produktions- und Arbeitsbedingungen weltweit. Es<br />

17.-19. April 2015 in Münster<br />

VIDEO-THEATER-KREATIV-<br />

WORKSHOP „ETHISCHER KONSUM“<br />

Kreative Köpfe und WeltverbesserInnen gesucht:<br />

Kleidertausch, Upcycling und ethischer Konsum sind für<br />

Dich keine Fremdwörter? Du bist neugierig,<br />

kreativ und möchtest eigene<br />

Videos drehen? Dann bist Du bei<br />

unserem Workshop genau richtig.<br />

Mehr Infos und Anmeldung unter<br />

www.ishopfair.net<br />

ist kein Geheimnis, dass diese oft unfair, gefährlich<br />

und menschenunwürdig sind – besonders im Globalen<br />

Süden.<br />

Wir von I shop fair glauben an die grenzenlose Kreativität<br />

junger Menschen, aktiv zu werden und die<br />

Welt fairer zu machen. Dabei wollen wir Euch unterstützen,<br />

eigene Ideen zu entwickeln, zu teilen und zu<br />

diskutieren. Und das mit Menschen aus ganz Europa!<br />

Lasst Euch in Workshops, von Podien und durch andere<br />

Veranstaltungen inspirieren, träumt Eure Ideen<br />

weiter und vernetzt Euch, um die Welt des ethischen<br />

Konsums und des nachhaltigen Lebensstiles noch<br />

bunter und vielfältiger zu machen.<br />

Der Gipfel lädt alle jungen Menschen, Jugendliche,<br />

AktivistInnen, Einzelpersonen, Gruppen und Initiativen,<br />

JugendleiterInnen und Junggebliebene<br />

ein, die sich für Ethischen Konsum interessieren.<br />

Seid dabei, wir freuen uns auf Euch!<br />

Infos und Anmeldung unter<br />

www.ishopfair.net/summit2015<br />

Hinweis: Da es sich um eine internationale<br />

Veranstaltung handelt, werden alle Aktivitäten<br />

in englischer Sprache durchgeführt!<br />

2015<br />

European Year<br />

for Development<br />

FOTO: KALLEJIPP_PHOTOCASE.COM, MONTAGE: MARCO FISCHER<br />

Eine Stimme für Gerechtigkeit<br />

Breul 23 D - 48143 Münster<br />

Tel. + 49 251 - 89 503 Fax + 49 251 - 82 541<br />

cir@ci-romero.de www.ci-romero.de<br />

Scannen Sie mit<br />

dem Smartphone<br />

den Barcode ein<br />

und Sie kommen<br />

direkt auf die<br />

Webseite der CIR.

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