18. schaffhauser Jazzfestival 9. - 24. Schaffhauser Jazzfestival
18. schaffhauser Jazzfestival 9. - 24. Schaffhauser Jazzfestival 18. schaffhauser Jazzfestival 9. - 24. Schaffhauser Jazzfestival
18. schaffhauser Jazzfestival 9. – 12. mai 2007 www.jazzfestival.ch Eine Beilage der Schaffhauser Nachrichten schaffhauser az WOZ Die Wochenzeitung
- Seite 2 und 3: 18. Schaffhauser Jazzfestival PROGR
- Seite 4 und 5: 18. Schaffhauser Jazzfestival 9. -
- Seite 6 und 7: 18. Schaffhauser Jazzfestival Mittw
- Seite 8 und 9: 18. Schaffhauser Jazzfestival Mittw
- Seite 10 und 11: 18. Schaffhauser Jazzfestival Donne
- Seite 12 und 13: 18. Schaffhauser Jazzfestival Donne
- Seite 14 und 15: www.jazzfestival.ch 18 / 19 imitier
- Seite 16 und 17: 18. Schaffhauser Jazzfestival 9. -
- Seite 18 und 19: 18. Schaffhauser Jazzfestival 9. -
- Seite 20 und 21: www.jazzfestival.ch 28 / 29 Freitag
- Seite 22 und 23: 18. Schaffhauser Jazzfestival Freit
- Seite 24 und 25: 18. Schaffhauser Jazzfestival Freit
- Seite 26 und 27: 18. Schaffhauser Jazzfestival www.j
- Seite 28 und 29: www.jazzfestival.ch 38 / 39 Samstag
- Seite 30 und 31: www.jazzfestival.ch 40 / 41 Natürl
- Seite 32 und 33: 18. Schaffhauser Jazzfestival 9. -
- Seite 34: www.jazzfestival.ch 46 / 47 Überna
<strong>18.</strong> <strong>schaffhauser</strong><br />
<strong>Jazzfestival</strong><br />
<strong>9.</strong> – 12. mai 2007<br />
www.jazzfestival.ch<br />
Eine Beilage der<br />
<strong>Schaffhauser</strong> Nachrichten<br />
<strong>schaffhauser</strong> az<br />
WOZ Die Wochenzeitung
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong><br />
PROGRAMM <strong>9.</strong> – 12. MAi 2007<br />
Kulturzentrum Kammgarn<br />
Mittwoch, <strong>9.</strong> Mai 2007<br />
*<br />
1<strong>9.</strong>30 Türöffnung<br />
20.15 Pierre Favre «The Drummers» Seite 7/8<br />
22.15 Christoph Stiefel Trio Seite 7<br />
«7meilenStiefel»<br />
Abendpatronat Credit Suisse<br />
Donnerstag, 10. Mai 2007<br />
*<br />
1<strong>9.</strong>30 Türöffnung<br />
20.15 Objets Trouvés mit Tom Varner Seite 14<br />
21.30 Bruno Amstad solo Seite 14/17<br />
22.15 erb_gut Seite 15<br />
Freitag, 11. Mai 2007<br />
*<br />
1<strong>9.</strong>30 Türöffnung<br />
20.15 T-B-F Theus, Bourquin, Francioli Seite 29/32<br />
21.30 Yvan Ischer «Scorpio 7» Seite 29<br />
23.00 VEIN Seite 30<br />
Samstag, 12. Mai 2007<br />
*<br />
1<strong>9.</strong>30 Türöffnung<br />
20.15 Daniel Schläppi «voices» Seite 38<br />
21.30 Vera Kappeler Trio Seite 38<br />
23.00 «Buebetröim» Uraufführung Seite 39/40<br />
Swiss Jazz Orchestra and Friends<br />
feat: Büne Huber, Kuno Lauener,<br />
schmidi Schmidhauser,<br />
philipp Fankhauser und Hendrix Ackle<br />
Eintritt pro Abend Fr. 35.– / 25.– (Legi)<br />
inkl. TapTab und Haberhaus<br />
TapTab Musikraum<br />
Freitag, 11. Mai 2007 Seite 35<br />
*<br />
21.00 Türöffnung<br />
22.00 DJ Dusty Jazz&Milk Records, D, und<br />
Soulinus Unique/Beats On Tap, CH<br />
Eintritt: Fr. 10.–<br />
Samstag, 12. Mai 2007 Seite 35<br />
*<br />
*<br />
*<br />
20.00 Türöffnung<br />
21.00 Kurz&Knapp<br />
zeigt Kurzfilme live Sensory<br />
22.30 Sensory and Livevisuals<br />
More Frame Konzert<br />
<strong>24.</strong>00 DJ Buko and Visuals VJ Frame Nu Jazz<br />
Eintritt: Fr. 15.–/10.– (Legi)<br />
Haberhaus Kulturklub<br />
Freitag und Samstag, 11. / 12. Mai 2007<br />
22.00 Türöffnung<br />
23.00 Lisette Spinnler Siawaloma Quintet Seite 30<br />
*<br />
Eintritt: Fr. 15.–/10.– (Legi)<br />
Kulturgaststätte Sommerlust<br />
4. <strong>Schaffhauser</strong> Jazzgespräche<br />
Eine Veranstaltung des <strong>Jazzfestival</strong>s Schaffhausen<br />
in Zusammenarbeit mit Pro Helvetia<br />
und SMS (Schweizer Musik-Syndikat)<br />
Christian Rentsch/Urs Schnell Programm<br />
*<br />
Donnerstag, 10. Mai 2007 Seite 13<br />
17.00 – 1<strong>9.</strong>00<br />
Web 2.0 – die neue Bühne für den Jazz?<br />
Ulrich Stock Referat<br />
Raphael Zehnder Leitung Diskussion<br />
*<br />
mit Thomas Weibel, Ulrich Stock,<br />
Matthias Ziegler<br />
Daniel Mouthon Vokalintermezzi<br />
Buchvernissage «<strong>Schaffhauser</strong><br />
*<br />
Jazzgespräche» Edition 2 mit Apéro<br />
Freitag, 11. Mai 2007 Seite 28<br />
17.00 – 1<strong>9.</strong>00<br />
Immer alles selber machen?<br />
Dieter Ulrich, Christian Steulet Referate<br />
*<br />
Patrik Landolt Leitung Diskussion<br />
*<br />
Samstag, 12. Mai 2007 Seite 37<br />
16.30 – 1<strong>9.</strong>00<br />
Die Maschine als Kumpel<br />
Christian Muthspiel Konzert und Referat<br />
*<br />
Lislot Frei Leitung Interview<br />
*<br />
Eintritt frei<br />
Tickets / RESERVATION<br />
Tel. +41 52 624 01 40, Fax +41 52 620 24 75<br />
info@jazzfestival.ch<br />
Festivalpass Fr. 90.–<br />
gültig für alle Veranstaltungen<br />
Vorverkauf<br />
Musikhaus Marcandella Stadthausgasse 21<br />
*<br />
Tourist-Service Schaffhausen Herrenacker 15<br />
*<br />
Informationen<br />
www.jazzfestival.ch, Tel. / Fax +41 52 625 98 12<br />
*
Editorial<br />
www.jazzfestival.ch 2 / 3<br />
wir freuen uns, Ihnen gerade Projekte wie<br />
dieses als Uraufführung präsentieren zu<br />
können.<br />
Etwas wie Heimkehr bedeutet eine Co-Produktion<br />
mit Monika Niederhauser. Sie war es, die<br />
mit uns vor 18 Jahren das <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong><br />
gründete. Jetzt leitet sie den Kulturklub<br />
Haberhaus, der am Freitag und Samstag zum<br />
Jazzclub mutiert. Zu Gast ist die Basler Ausnahmesängerin<br />
Lisette Spinnler, ein absoluter<br />
Geheimtipp!<br />
Willkommen am<br />
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong><br />
Fokus Schweizer Jazz<br />
Marketingstrategie oder Identität – oder einfach Buebetröim?<br />
In der europäischen Jazzszene geniesst<br />
der Schweizer Jazz einen hervorragenden<br />
Ruf. Neben einem hohen musikalischen<br />
Niveau zeichnen ihn vor allem seine<br />
Vielfalt und Experimentierfreudigkeit<br />
aus. Immer mehr Bands unternehmen<br />
ausgedehnte Tourneen durch Europa,<br />
und auch in der Schweiz selber ist er<br />
präsent wie nie zuvor. Die Hochschulen<br />
entlassen in wenigen Jahren diplomierte<br />
Masters of Jazz.<br />
Eine Werkschau, wie sie Schaffhausen präsentiert,<br />
lässt neben Trends auch Gemeinsames<br />
erkennen. Sie bringt Identität zum Vorschein.<br />
Sie zu entdecken ist für uns Zuhörerinnen und<br />
Zuhörer interessant und für Kulturpolitikerinnen<br />
und Medienmacher ein Förderkriterium.<br />
Es ist schwer verständlich, dass es trotz der<br />
Vitalität der Schweizer Jazzszene kaum Musikerinnen<br />
und Musiker gibt, die von ihrer Musik<br />
leben können. Was in der Hochschulbildung<br />
vollzogen ist, hat die Kulturpolitik noch<br />
vor sich. Betrachtet man die zur Verfügung<br />
stehenden Infrastrukturen in vergleichbaren<br />
Bereichen, zeigt sich dringender Handlungsbedarf.<br />
Stadt und Kanton Schaffhausen haben<br />
in den Jazz investiert und für ihren Mut weit<br />
über die Kantonsgrenzen hinaus grosse Beachtung<br />
gefunden. Das hervorragende <strong>Schaffhauser</strong><br />
Publikum widerlegt Jahr für Jahr alle<br />
Vorurteile der Einschaltquotendenkerinnen<br />
und -denker.<br />
Das Schweizer Fernsehen zeigt dieses Jahr<br />
sechs Filme über Schweizer JazzmusikerInnen.<br />
Drei davon bringen wir in Zusammenarbeit<br />
mit dem Kiwi-Kino als Einstimmung zum diesjährigen<br />
Festival nach Schaffhausen. Es sind<br />
dies erstens der interessante und informative<br />
Film von Gitta Gsell über Irène Schweizer, dann<br />
Peter Liechtis Annäherung an die sperrige,<br />
spannungsgeladene, gleichzeitig aber auch<br />
international viel beachtete Truppe Koch-<br />
Schütz-Studer mit dem Titel «Hardcore Chamber<br />
Music» und schliesslich Pio Corradis<br />
«Poetry in Motion», ein wunderschönes Porträt<br />
über Pierre Favre.<br />
Pierre Favre bewegt über Generationen hinweg<br />
als Mensch genauso wie als Musiker und<br />
Forscher, treffender als fortschreitender Poet.<br />
Er eröffnet dieses Jahr mit sieben anderen<br />
Schlagwerkern das Festival. Das sind natürlich<br />
alles nicht zufällig zusammengewürfelte Timekeeper,<br />
sondern Wegbereiter für ein Instrument,<br />
das sich in den letzten 50 Jahren in Funktion<br />
und Klang so stark emanzipiert hat wie kein<br />
anderes im Jazz. Von Favre aus spannt sich der<br />
Programmbogen geografisch und stilistisch<br />
quer durch unser Land. Da findet sich frei<br />
improvisierte Musik etwa des Genfer Freejazz-<br />
Trios Theus, Bourquin, Francioli ebenso wie<br />
die Popsongs «Buebetröim» des Swiss Jazz<br />
Orchestra mit den Gästen Büne Huber, Kuno<br />
Lauener, Schmidi Schmidhauser, Philipp<br />
Fankhauser und Hendrix Ackle. Eine Schnapsidee?<br />
Aber wieso sollen nicht auch heute gute<br />
Popsongs den Weg auf die Jazzbühne gehen<br />
dürfen, wo das früher doch ganz normal war?<br />
Das Grossartige ist dabei, dass gute Musikerinnen<br />
und Musiker miteinander ihre Musik<br />
teilen und die Gartenzäune niederreissen.<br />
Dafür steht die <strong>Schaffhauser</strong> Werkschau, und<br />
Schliesslich begrüsse ich ganz herzlich<br />
Christian Rentsch, der von Patrik Landolt die<br />
Konzeption der <strong>Schaffhauser</strong> Jazzgespräche<br />
übernimmt. Einen grossen Dank an dich,<br />
Patrik, für die ersten drei Jahrgänge «Jazzgespräche»,<br />
die du mit viel Herz und Kompetenz<br />
programmiert hast und die in zwei interessanten<br />
Bänden im Chronos Verlag dokumentiert<br />
sind. Die Diskussionsveranstaltungen<br />
(Donnerstag bis Samstag) in der Kulturgaststätte<br />
Sommerlust beschäftigen sich dieses<br />
Jahr mit aktuellen Entwicklungen des zeitgenössischen<br />
Jazz und mit wichtigen Veränderungen<br />
der Jazzszene. Dieses Jahr im Fokus:<br />
Elektronik und Internet.<br />
Service Seite 45–47<br />
Sponsoren<br />
Stadtplan<br />
Übernachten in Schaffhausen<br />
Jazz im Radio DRS 2<br />
Impressum<br />
Nicht weniger als vier lange, aufregende Jazznächte<br />
wünschen wir Ihnen, sehr geehrtes<br />
Publikum, und danken allen, die uns unterstützen.<br />
Nennen möchte ich die Musikerinnen<br />
und Musiker, Helferinnen und Helfer, unsere<br />
Hauptsponsoren Credit Suisse, Pro Helvetia,<br />
DRS 2 und die «<strong>Schaffhauser</strong> Nachrichten»,<br />
aber auch alle Co-Sponsoren sowie Stadt und<br />
Kanton Schaffhausen.<br />
Für das <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong><br />
Urs Röllin
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> <strong>9.</strong> – 12. MAi 2007<br />
www.jazzfestival.ch 4 / 5<br />
Empire 1998<br />
* www.allerheiligen.ch *<br />
Olaf Breuning wurde 1970 in Schaffhausen<br />
geboren, lebt in New York und gilt als einer<br />
der wichtigsten Schweizer Kunstschaffenden<br />
Licht- und Klanginstallation im Museum<br />
zu Allerheiligen Schaffhausen<br />
Historische Abteilung, «Empire»-Zimmer<br />
1. Obergeschoss<br />
seiner Generation. Die Licht- und Klanginstallation<br />
«Empire» schuf Breuning im Rahmen der<br />
Ausstellung Eidgenössische Preise für freie<br />
Kunst 1998 eigens für diesen Raum im Museum<br />
zu Allerheiligen. Es ist bezeichnend, dass er für<br />
Öffnungszeiten<br />
Dienstag – Sonntag 11.00 – 17.00<br />
seine Installation ein Zimmer auswählte, das es<br />
so nie gegeben hat, sondern das aus verschiedenen<br />
Einrichtungsgegenständen «künstlich»<br />
Eintritt Fr. <strong>9.</strong>– / 5.– (Legi)<br />
zusammengesetzt wurde, um einen idealtypischen<br />
Raum im Empire-Stil (1770-1830) zu<br />
Die Installation «Empire» ist vom 27. April<br />
bis 31. Mai 2007 zugänglich.<br />
präsentieren. Durch den Einsatz von Licht und<br />
Musik steigert Olaf Breuning die historische<br />
Inszenierung des Empire-Zimmers und entlarvt<br />
gleichzeitig dessen Künstlichkeit.<br />
Jazz im Kino<br />
* www.kiwikinos.ch/schaffhausen<br />
Eintritt Fr. 15.–<br />
Irène Schweizer<br />
Porträt<br />
Musik ist ihr Leben, das wusste sie schon als<br />
Zwölfjährige. Als Irène Schweizer dann in den<br />
50er Jahren als Pianistin in Zürich auf die<br />
Bühne trat, war sie eine kleine Sensation.<br />
*<br />
Gitta Gsell Regie<br />
Mittwoch, 25. April 2007 20.00<br />
Donnerstag, 26. April 2007 17.00<br />
Freitag, 27. April 2007 17.00<br />
Samstag, 28 April 2007 17.00<br />
Sonntag, 2<strong>9.</strong> April 2007 11.00 / 17.00<br />
Hardcore Chamber music<br />
Trio Koch-Schütz-Studer<br />
«Hardcore Chambermusic» ist ein Film über<br />
die renommierte Schweizer Formation Koch-<br />
Schütz-Studer, ein Trio, das seit fünfzehn<br />
Jahren mit grosser Intensität im internationalen<br />
Musik-Geschehen steht. Vom 1. bis 30. September<br />
2005 spielten die drei jeden Abend ihre<br />
intuitiven Klänge in einem eigens für diese<br />
Auftritte eingerichteten Club in Zürich West,<br />
wo sie sich einen Monat lang ganz auf ihre<br />
Musik konzentrieren konnten. Peter Liechti hat<br />
aus diesem 30-tägigen Musik-Marathon einen<br />
Film zusammengestellt, der zum Mitdenken,<br />
Mitfühlen, Mitgeniessen, aber auch zum Mitleiden<br />
einlädt. Die filmische Montage lässt uns<br />
den langen, bisweilen anstrengenden Weg der<br />
improvisierenden Musiker zu ihren Höhenflügen<br />
verstehen und zu einer musikalischen<br />
Strecke verdichten, die uns buchstäblich hautnahe<br />
Einsichten gestattet ins Innenleben dieser<br />
Musik. Der Film spielt in einem einzigen Raum;<br />
der enge Fokus erhöht die Aufmerksamkeit für<br />
Nuancen und Unerwartetes, im Detail liegen<br />
Reichtum und Vielfalt – eben Chamber-Music.<br />
*<br />
Peter Liechti Regie<br />
Mittwoch, 2. Mai 2007 20.00<br />
Sonntag, 6. Mai 2007 17.00<br />
Poetry in Motion<br />
Porträt Pierre Favre<br />
Er gehört zu den ganz wenigen Ikonen der<br />
Schweizer Musikszene: der Schlagzeuger Pierre<br />
Favre. Im Zentrum des Films «Poetry In Motion»<br />
steht weniger die Biografie des im Jura geborenen<br />
Musikers. Vielmehr nähert sich der Film<br />
von Pio Corradi seiner Hauptfigur in poetischen<br />
Bildern, begleitet ihn bei aktuellen<br />
Projekten und erspürt in Beobachtungen und<br />
Gesprächen jene Momente, die Favres musikalisches<br />
Credo auf den Punkt bringen, nämlich:<br />
Musik als eine Form universeller Kommunikation<br />
zu verstehen und erlebbar werden zu lassen.<br />
Wie es der Titel bereits andeutet, ist «Poetry In<br />
Motion» nicht zuletzt auch ein Film über einen<br />
Musiker in standiger Bewegung: auf Tournee in<br />
China, konzentriert im Proberaum, im Studio,<br />
auf der Autobahn, bei Ensembleproben und in<br />
Clubkonzerten. Pierre Favres Leben kennt<br />
ebenso wenig Stillstand wie seine Musik. Und<br />
dennoch ist überall diese Leichtigkeit spürbar,<br />
die die Aura dieses Musikers, seine Poesie,<br />
ausmacht.<br />
*<br />
Pio Corradi Regie<br />
Donnerstag, 3. Mai 2007 17.00<br />
Freitag, 4. Mai 2007 17.00<br />
Samstag, 5. Mai 2007 17.00<br />
Sonntag, 6. Mai 2007 11.00
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong><br />
www.jazzfestival.ch 6 / 7<br />
PROGRAMM Mittwoch <strong>9.</strong> Mai 2007<br />
Mittwoch, <strong>9.</strong> Mai 2007 20.15<br />
Kammgarn<br />
PIERRE FAVRE «THE DRUMMERS»<br />
Pierre Favre, drums<br />
Chris Jaeger, drums<br />
Fabian Kuratli, drums<br />
Markus Lauterburg, drums<br />
Lucas Niggli, drums<br />
Marcel Papaux, drums<br />
Norbert Pfammatter, drums<br />
Fredy Studer, drums<br />
Wenn es stimmt, dass ein erfülltes Leben zu<br />
einem guten Alter führt, dann ist Pierre Favre<br />
ein Schulbeispiel dafür. Alte Fotos zeigen einen<br />
Mann, der noch etwas dunklere (auch längere)<br />
Haare hat – weitere Unterschiede zu seiner<br />
heutigen Erschienung sind kaum zu entdecken.<br />
Das Geheimnis seiner nicht nachlassenden<br />
Jugendlichkeit liegt wohl in seiner Haltung zur<br />
Musik.<br />
Denn so reichhaltig und verschieden die musikalischen<br />
Aktivitäten Pierre Favres in den letzten<br />
fünfzig Jahren auch waren, so scheint sich<br />
doch eine Konstante durch sein Schaffen zu<br />
ziehen. Pierre Favre war immer neugierig, und<br />
er ist es heute noch, Berührungsängste sind<br />
ihm fremd. Die Konsequenz davon ist, dass<br />
seine Kunst immer überraschungsreich bleibt.<br />
Er lässt sich mit Hardcorejazzern ein, mit<br />
chinesischen Pipaspielerinnen, mit klassischen<br />
Musikern; seine Musik kommt zuweilen wie<br />
Klänge aus der Renaissance daher und dann<br />
wieder wie ein Föhnsturm.<br />
Eine zweite Konstante ist die stete Auseinandersetzung<br />
mit Schlagzeugerkollegen. Schon<br />
in den Sechzigerjahren bestritt Favre Konzerte<br />
mit Daniel Humair, Peter Giger und Charlie<br />
Antolini, später kultivierte er das Solospiel,<br />
um aber immer auch den Dialog mit Gleichgesinnten<br />
zu suchen. Was allerdings nie hiess,<br />
dass sie musikalisch gleich funktionieren<br />
mussten. Fredy Studer zum Beispiel, Weggefährte<br />
seit Jahrzehnten, ist ein völlig anderes<br />
Temperament. Und Ähnliches lässt sich von<br />
den in Schaffhausen eingeladenen Schlagwerkern<br />
sagen. Lucas Niggli, Chris Jaeger und<br />
Markus Lauterburg sind Schüler Favres, die<br />
sich längst vom Meister weg entwickelt haben,<br />
Fabian Kuratli kommt von der binären Musik,<br />
Norbert Pfammatter und Marcel Papaux<br />
schliesslich sind erste Wahl, wenn unbarmherzige<br />
Swinger gefragt sind. Zusammen werden<br />
die acht Meisterdrummer die Decke der Kammgarn<br />
heben!<br />
* www.pierrefavre.ch<br />
Mittwoch, <strong>9.</strong> Mai 2007 22.15<br />
Kammgarn<br />
CHRISTOPH STIEFEL TRIO<br />
«7MEILENSTIEFEL»<br />
Christoph Stiefel, piano<br />
Patrice Moret, double bass<br />
Marcel Papaux, drums<br />
Natürlich ist «7Meilenstiefel» ein Wortspiel<br />
mit dem Namen des mittlerweile 46-jährigen<br />
Pianisten Christoph Stiefel. Aber es sagt auch<br />
einiges über den rastlosen Musiker aus. Sein<br />
musikalischer Weg führte – buchstäblich in Siebenmeilenstiefeln<br />
– vom klassischen Klavierunterricht<br />
zu Rhythm and Blues, zu Funk mit seiner<br />
eigenen Band «Stiletto», zu Jazz mit ersten<br />
eigenen Bands, zu einem afro-brasilianischen<br />
Abstecher mit «Limmazonas», zur Arbeit mit<br />
dem Zürcher Kammerorchester, zu Nu-Jazz, zu<br />
mittelalterlichen Isorhythmen – und fast alles<br />
vice versa. Nicht zu vergessen sind längere<br />
Abstecher zu Andreas Vollenweiders Band und<br />
zu derjenigen von Max Lässer.<br />
Das seit einiger Zeit aktuellste Projekt ist Christoph<br />
Stiefels Trio mit den beiden welschen<br />
Musikern Patrice Moret am Bass und Marcel<br />
Papaux am Schlagzeug. «Isorhythms» nennt<br />
sich ihr Programm, und es ist die konsequente<br />
Fortführung von Stiefels Forschungsarbeiten<br />
auf diesem Gebiet als Solist. Isorhythmen<br />
meinen etwas vereinfacht gesagt rhythmisch<br />
gleiche Zyklen, die mit verschiedenen Melodien<br />
gefüllt und überlagert werden. Das ergibt ein<br />
Geflecht von Linien, was auch harmonische<br />
Konsequenzen hat. Im Mittelalter wurden<br />
Isorhythmen von mehreren Instrumentalisten<br />
gespielt, im zwanzigsten Jahrhundert gibt es<br />
Versuche, sie von einem mechanischen Klavier<br />
spielen zu lassen. Christoph Stiefel tut es allein<br />
mit zwei Händen. Das erfordert eine fast unglaubliche<br />
Unabhängigkeit, schon bei genauem<br />
Zuhören zerreist es einen fast. Seit einiger Zeit<br />
klinken sich zwei Musiker in diese höchst komplexen<br />
Abläufe ein, und es leuchtet ein, wenn<br />
Chris-toph Stiefel sagt, dass es schlicht die<br />
besten sein müssen. Patrice Moret, mittlerweile<br />
einer der meistbeschäftigten Bassisten hier zu<br />
Lande, gehört dazu und natürlich auch Marcel<br />
Papaux, der auch diese Aufgabe mit gewohnter<br />
Souveränität und Eleganz meistert.<br />
* www.christophstiefel.ch
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> Mittwoch <strong>9.</strong> MAi 2007<br />
Mittwoch, <strong>9.</strong> Mai 2007 20.15 Kammgarn<br />
Pierre Favre «THE DRUMMERS»<br />
Der Fuchs von der Gessnerallee<br />
Der Filmemacher Pio Corradi über den Schlagzeuger Pierre Favre
www.jazzfestival.ch 8 / 9<br />
Wenn Pierre Favre nachts nicht schlafen<br />
kann, weckt er in seinem Keller sein<br />
Schlagzeug. Zusammen locken sie dann<br />
die Füchse in die Stadt. Oder sie lassen<br />
die Schneeflocken so lange tanzen, bis<br />
Zürich im Schnee versinkt. So hat ihn der<br />
Filmemacher Pio Corradi erlebt. Corradis<br />
Film über Pierre Favre ist vom 3. bis<br />
6. Mai 2007 im Kiwi-Kino zu sehen.<br />
Meine erste Begegnung mit Pierre Favre<br />
1982 drehte ich mit Frédéric Gonseth einen<br />
Kurzspielfilm mit dem Titel «La Voix de son<br />
Oeil». In diesem Streifen ging es um die<br />
Funktion der Tonspur im Film und wie der<br />
Zuschauer Musik und Geräusche wahrnimmt.<br />
Es gab eine Szene, in der ein rauchendes<br />
Auto vor einer Garage stoppt, der Chauffeur<br />
steigt aus (Peter Wyssbrod, Pantomime) und<br />
sucht gestresst Hilfe. Aber kein Mechaniker<br />
ist zu sehen, der Garagenvorraum ist leer.<br />
Der Chauffeur betritt die Werkstatt und hört<br />
entfernt seltsame Geräusche, er folgt diesen<br />
Klängen und findet zuhinterst in der Halle<br />
den Mechaniker, wie er mit Werkzeugen auf<br />
Felgen, Blechteilen, Amboss, Büchsen, Pneus<br />
ein Konzert veranstaltet! Der Mechaniker war<br />
Pierre Favre in einem blauen, verschmutzten<br />
Overall, der nicht abzubringen ist von seinem<br />
effektvollen «Heavy Metal»-Solo. Unentwegt<br />
spielt Pierre weiter, der Chauffeur spricht auf<br />
ihn ein, ohne Erfolg, und draussen raucht das<br />
Auto weiter vor sich hin.<br />
Sein Jura<br />
Um mein Exposé zum Film zu illustrieren, habe<br />
ich auch Fotos vom Jura gemacht, und als ich<br />
Pierre dieses Heft mit Bildern präsentierte, hat<br />
er vor allem das Jurabild ganz genau angeschaut,<br />
mich darauf hingewiesen, dass er aus<br />
dem Neuenburger Jura stammt und bestimmt<br />
beigefügt:<br />
P.F. Weisst du, der Berner Jura ist ganz anders,<br />
kein Vergleich mit dem sanften, weiten Neuenburger<br />
Jura.<br />
Ob mein Bild auf Berner Boden oder ennet<br />
dem Grenzstein gemacht wurde, konnte ich<br />
ihm nicht beweisen, aber ich merkte sofort,<br />
mit dem Jura nimmt er es verdammt genau.<br />
P.F. Ich erinnere mich immer wieder an dieses<br />
weite, abgelegene Tal von La Brévine, an die<br />
starken Farben, extreme schwarze Schatten,<br />
manchmal ist das Licht ganz golden, plötzlich<br />
ist es pechschwarz, ja hexenschwarz. Diese<br />
Konstraste vom Licht haben mich und mein Spiel<br />
stark beeinflusst.<br />
Auch der russische Anarchist Bakunin hat in<br />
Le Locle und La Chaux-de-Fonds gelebt, er hat<br />
die Leute dieser Gegend zweifelsohne geprägt!<br />
Lachend fügt Pierre noch hinzu: Kleine Leute –<br />
sehr zäh!<br />
Mein erstes Solo<br />
P.F. In meiner Jugend faszinierten mich immer<br />
schwarze Drummer, Baby Dodds, der kleinwüchsige,<br />
charismatische Chick Webb, Big Sid Catlett<br />
und vor allem Zutty Singleton. Von Zutty besass<br />
ich eine Platte mit einem Schlagzeugsolo,<br />
das immer mehr zu meinem Lehrstück wurde.<br />
Unzählige Male hab ich diese LP angehört und<br />
nachgespielt, bis ich die ganze Technik bis zu<br />
den feinsten Wirbeln beherrschte! … In dieser<br />
Zeit, ich war eben 17-jährig, gab es in Neuchâtel<br />
Musiklokale, wo Jazz gespielt wurde. In der<br />
einen Gruppe spielte der welsche Drummer<br />
Stuff Combe, und wenn er Pause machte,<br />
überliess er mir sein grosses Schlagzeug, damit<br />
ich mich produzieren konnte.<br />
Mit Begeisterung spielte ich den Drumpart von<br />
Zutty Singleton und es gab sogar Applaus! – Ja,<br />
eigentlich war das mein erstes Solo!<br />
Träume<br />
P.F. Als 16-Jähriger habe ich versucht, mit Besen<br />
zu spielen, es schien mir anfänglich einfach,<br />
aber ich merkte, wie schwierig es ist, die Besen<br />
zu beherrschen und zu «swingen».<br />
… dann hatte ich einen Traum. Zuhinterst in<br />
einem dunklen Korridor spielte einer perfekt<br />
mit Besen, wie mit einer Kamera kam ich immer<br />
näher, der Besenspieler hat aufgeschaut und<br />
lachte. Dann bemerkte ich, der Besenspieler am<br />
Schlagzeug war ich – Pierre.<br />
Am ganzen Körper, in den Händen spürte ich,<br />
wie es ist, mit Besen zu swingen. Die Besen<br />
Pierre Favres fünf<br />
JazzTitel für die einsame<br />
Insel<br />
*<br />
*<br />
*<br />
*<br />
*<br />
Thelonious Monk<br />
Alle Solo-Aufnahmen<br />
Duke Ellington and John Coltrane<br />
Quartett mit Elvin Jones und Jimmy<br />
Garrison, 1962<br />
Billie Holiday Lady in Satin, 1958<br />
Tommy Flanagan<br />
Complete Overseas, 1957<br />
Percusions de Guinée Ensemble<br />
National des Percussions de Guinée<br />
(Musique du Monde)<br />
arbeiteten wie von selbst, es brauchte nur<br />
Impulse, um zu zeigen, in welche Richtung der<br />
Rhythmus geht – es war ein Gefühl, als würde<br />
ich frei tanzen! … und am nächsten Tag konnte<br />
ich das. Es ist erstaunlich, welche Auswirkungen<br />
ein Traum haben kann. Es ist nicht geübt, es<br />
ist erträumt!<br />
Pierre ist ein grosser Geschichtenerzähler, eine<br />
Story hat er mir vorgetragen, die mich heute<br />
ratlos macht – hat er sie mit offenen Augen<br />
gesehen oder einfach geträumt?<br />
P.F. Wenn eine Trommel so viel Klang hat, kann<br />
dich die Trommel wegwerfen. In Afrika sah ich,<br />
wie ein kräftiger Mann trommelte… plötzlich<br />
war er auf den Boden gefallen, weil die Trommel<br />
stärker war!<br />
Bei Kenny<br />
P.F. Damals war beim Basler Unterhaltungsorchester<br />
freitags um 17 Uhr meistens Feierabend,<br />
und so bin ich jeweils anschliessend mit dem<br />
Auto nach Paris gefahren, um Jazzclubs wie Blue<br />
Note oder St.Germain aufzusuchen. Zu dieser<br />
Zeit waren Kenny Clarke, der legendäre<br />
Drummer von Charlie Parker, Dizzy Gillespie<br />
und das Modern Jazz Quartet in Paris zu hören.
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> Mittwoch <strong>9.</strong> MAi 2007<br />
www.jazzfestival.ch 10 / 11<br />
Ich versuchte, immer ganz nahe am Schlagzeug<br />
zu sein, ich befand mich sozusagen fast unter<br />
den Becken und beobachtete bis spät in die<br />
Nacht, wie sich andere Schlagzeuger bewegen<br />
und spielen. Kenny Clarke hatte einen ganz<br />
speziellen, direkten «Drive» – heute spielt man<br />
nicht mehr auf diese Weise, man cachiert sich<br />
hinter vielen technischen Möglichkeiten und<br />
Finessen.<br />
… viel später traf ich Kenny in Finnland wieder,<br />
und er sagte zu mir: «Weißt du, wenn ich dich<br />
spielen sehe und höre, muss ich immer lachen».<br />
– Das hat mich sehr gefreut, das war ein Riesenkompliment!<br />
Nur wenn ich begeistert bin, kann<br />
ich gut spielen – vortäuschen kann ich nichts.<br />
Vom Klang<br />
P.F. Schon als Ensemblemusiker habe ich<br />
jahrelang nach einem bestimmten Klang der<br />
Becken geforscht, mein Engagement bei Paiste<br />
war der Anfang dieses Suchens. Mit Irène<br />
Schweizer habe ich begonnen, mit mehreren<br />
Becken zu spielen, obwohl man sich verdächtig<br />
macht mit einem Schlagzeug mit vielen<br />
solchen glitzernden Teilen. Als ich noch einen<br />
Gong dazustellte, war ich von ungläubigen<br />
Gesichtern umrahmt – «was will er bloss damit?»<br />
Der Bassist Peter Kowald sagte zu mir: «Kehr<br />
doch einfach die Stöcke um und haue verkehrt<br />
herum aufs Schlagzeug!» … Da hab ich mich<br />
entschlossen, weiter zu tüfteln. Mit der Hilfe von<br />
Manfred Eicher haben wir ein Tape aufgenommen<br />
mit dem Titel «Solointerpretationen».<br />
Dieses Band habe ich ausgiebig studiert und<br />
schliesslich Mut geschöpft für Soloauftritte.<br />
1972 war Pierre Favre mit einem Soloprogramm<br />
an den Berliner Jazztagen zu hören. In einem<br />
Buch von Joachim Ernst Berendt ist zu diesem<br />
Konzert Folgendes zu lesen:<br />
«Es gibt etwas Schweizerisches in der Musik<br />
von Pierre Favre, Klarheit, Durchsichtigkeit,<br />
Präzision… Die Rhythmus-Patterns greifen<br />
exakt ineinander wie die Räder eines Uhrwerks…<br />
made in Switzerland».<br />
Der Schneeflockentanz<br />
Pierre Favre wohnt an der Gessnerallee in<br />
Zürich, drei Stockwerke tiefer im Keller, im<br />
ehemaligen Weinkeller von Bindella, ist sein<br />
Atelier, wo seine Schlagzeuge wohnen oder,<br />
anders ausgedrückt, ausgebreitet herumliegen.<br />
Kann Pierre schlecht oder gar nicht schlafen,<br />
fährt ihn ein Lift in diesen Keller und er spielt,<br />
träumt für sich allein. Ursprünglich wollte<br />
ich seine nächtlichen Traumwandlerspielereien<br />
mit Bildern der Nacht von Zürich visualisieren.<br />
Im Exposé stehen Sätze wie: «Spätnachts<br />
überquert ein Fuchs den Bucheggplatz.» Aus<br />
nahe liegenden Gründen habe ich den Dreh<br />
von solchen Wunschvorstellungen immer<br />
weiter weg verschoben – wer wartet schon<br />
gerne nachts auf dem Bucheggplatz auf einen<br />
Fuchs! Der grosse Schnee vom 3. und 4. März<br />
2006 hat mich gerettet. Gegen Mittag begann<br />
ich, diese Schneeflut an diversen Orten in<br />
Zürcher Quartieren aufzunehmen. Spätnachts,<br />
zu Hause angekommen, schaute ich weiter<br />
dem unendlichen Schneetreiben zu. Vor<br />
meinem Fenster schaukelte eine Strassenlampe<br />
im Wind, im Lichtkegel der Leuchte sah ich,<br />
wie Pierre zum Spiel der Schneeflocken tanzte<br />
– oder war es umgekehrt, tanzten die Flocken<br />
zum Besenspiel von Pierre?<br />
Kritiker<br />
Während ich Gespräche mit Pierre drehte,<br />
schwenkte er plötzlich ab von meinen Fragen,<br />
kam auf Kritiker zu sprechen und wie hart<br />
zum Teil ihre Giftpfeile sein Herz treffen.<br />
Wie die abrupten Lichtwechsel im Jura lacht<br />
er umgehend wieder, sagt freudig:<br />
«Weisst du, es gibt auch lustige Kritiken».<br />
P.F. Mit dem Irène Schweizer Trio spielten wir<br />
mit viel Erfolg im «Montmartre» Jazz Club in<br />
Kopenhagen. Später kamen noch zwei andere,<br />
dänische Musiker hinzu, ein Flötist und ein<br />
Trompeter! Ein Tag später war in der Zeitung zu<br />
lesen: 3+2=0.<br />
Pierre lacht noch jetzt über diesen Artikel.<br />
P.F. Ja, damals haben wir die Leute sehr<br />
schockiert, wie spielten ohne Rücksicht Free,<br />
konsequent Free Jazz.<br />
The Drummers<br />
Pierre hat nebst seinen Soloauftritten oft auch<br />
mit anderen Schlagzeugern gespielt. Mit Lucas<br />
Niggli und Fredy Studer zu zweit, zu viert mit<br />
Daniel Humair, Fredy Studer und Fritz Hauser<br />
in «Four in Time», dann kreierte er das Ensemble<br />
«Singing Drums», und beinahe schon<br />
eine Bigband ist seine aktuelle Gruppe «The<br />
Drummers» mit acht Schlagzeugern. Dazu sagt<br />
er Folgendes:<br />
P.F. Wenn diese Gruppe einen Auftritt hat,<br />
gibt es an diesem Tag keine andere gute Jazztruppe<br />
in diesem Land zu hören, denn alle<br />
guten Schlagzeuger spielen in meiner Formation<br />
«The Drummers». Mit Niggli, Lauterburg, Jäger,<br />
Kuratli, Pfamatter, Papaux, Studer, Favre!<br />
*<br />
Pio Corradi Text und Fotos<br />
Pio Corradi arbeitet seit 1972 als freischaffender<br />
Kameramann. Bekannte Filme sind<br />
«Höhenfeuer» oder «Gripsholm», aber auch<br />
viele Dokumentarfilme, so über den Schriftsteller<br />
Ludwig Hohl oder «Grüningers Fall».<br />
Derzeit arbeitet Corradi an einem Projekt<br />
über Mathias Rüegg, Vienna Art Orchestra.<br />
Pierre Favres wichtigste<br />
Platten<br />
*<br />
*<br />
*<br />
*<br />
*<br />
Louis Armstrong All Stars<br />
Satchmo At Symphony Hall (Boston<br />
Concert 1947)<br />
Stan Getz Quintet At Storyville<br />
(1951)<br />
Max Roach and Clifford Brown<br />
(Verve, 1955)<br />
Miles Davis Miles in Antibes, 1963<br />
John Coltrane Impressions, 1963
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong><br />
www.jazzfestival.ch 12 / 13<br />
PROGRAMM Donnerstag 10. Mai 2007<br />
Donnerstag, 10. Mai 2007 17.00 – 1<strong>9.</strong>00<br />
Kulturgaststätte Sommerlust<br />
Jazzgespräche<br />
Web 2.0 – die neue Bühne für den Jazz?<br />
Die mediale Jazzszene wandert<br />
ab ins Internet. Ist sie schon richtig<br />
angekommen?<br />
Der Jazz ist zwar da, gar lebendiger, vielfältiger<br />
und frischer als auch schon – und doch<br />
verschwindet er zunehmend aus der Öffentlichkeit.<br />
Zwar erscheinen laufend und<br />
en masse neue CDs, aber es gibt kaum noch<br />
Plattenläden, in denen man alle diese Werke<br />
kaufen kann: Die spezialisierten Läden machen<br />
dicht, die grossen reduzieren ihr Sortiment.<br />
Und: Zwar gibt es <strong>Jazzfestival</strong>s am laufenden<br />
Band und in jeder grösseren Stadt Clubs, Kleintheater,<br />
Bars, in denen mehr Jazz gespielt<br />
wird als in den 80er- und 90er-Jahren – bloss<br />
liest man darüber kaum etwas in unseren<br />
Zeitungen. Die kleineren Blätter lassen jedes<br />
Vierteljahr einen Volontär über ein Jazzkonzert<br />
schreiben, die grossen Tageszeitungen haben<br />
ihre Berichterstattung so ausgedünnt, dass sie<br />
geradeso gut darauf verzichten könnten. Für<br />
Neuerscheinungen, selbst für die wichtigsten,<br />
machen sie hin und wieder ein Plätzchen frei,<br />
für mehr als sporadische Kurztipps aber reicht<br />
es nicht. Kurz: Wer sich in Plattenläden oder in<br />
der Zeitung über Neuerscheinungen oder das<br />
aktuelle Jazzgeschehen informieren will, wird<br />
selten fündig.<br />
Wer bei Google John Coltrane eingibt, findet<br />
dagegen 1’710’000 Einträge, wer Pierre Favre<br />
googelt, erhält 167’000 Nennungen, selbst<br />
lokal begrenzte Prominenz wie der E-Bassist<br />
Urban Lienert schafft es noch auf 729 Hits.<br />
Auch wenn nicht alle dieser Coltranes und<br />
Favres und Lienerts Jazzmusiker sind, bleibt<br />
das Ergebnis respektabel. Wer nicht irgendetwas,<br />
sondern Kompetentes über eine<br />
Musikerin, einen Musiker erfahren will und<br />
die Website einer Fachzeitung wie «All About<br />
Jazz» anklickt, findet meist, was er sucht.<br />
Beim Internet-CD-Shop Jazztime kann man 22<br />
CDs des Trompeters Dave Douglas kaufen, auf<br />
Amazon sind es fast 50 – kein Plattenladen<br />
in der Schweiz macht so ein Angebot. Wer nicht<br />
warten kann, sucht bei einem Online-Anbieter<br />
oder auf einer Tauschbörse. Dazwischen<br />
gibts Musik ab einem der über 100 Webradios,<br />
welche die Internet-Datenbank Liveradio unter<br />
dem Stichwort Jazz auflistet.<br />
Tourneepläne, Festival- und Clubprogramme,<br />
Informationen über Jazzschulen – alles im<br />
Internet. Verschiebt sich die reale Jazzszene<br />
ins Internet?<br />
Erst recht profitieren könnten vor allem aber<br />
auch die Musiker von den neuen Möglichkeiten<br />
des so genannten Web 2.0 mit seinen vielen,<br />
selbst von Laien leicht handhabbaren Instrumenten;<br />
jene Musikerinnen beispielsweise, die<br />
zu wenig bekannt sind, als dass sie auf ihren<br />
Tourneen weit über die Landesgrenzen der<br />
Schweiz hinauskommen, und ihre CDs vorwiegend<br />
an den Konzerten verkaufen, weil ihre<br />
kleinen Labels keinen Vertrieb in anderen<br />
Ländern haben. Aber auch jene Musikerinnen,<br />
die zwar zuweilen oder gar öfter im Ausland<br />
mit anderen Musikern arbeiten, deren CDs aber<br />
wiederum nicht in der Schweiz vertrieben<br />
werden. Sie könnten auf ihren Webseiten nicht<br />
nur umfassende Informationen über ihre<br />
Person und ihre Musik platzieren, sondern ihre<br />
Arbeit zumindest in elektronischer Form<br />
verkaufen.<br />
Oder ist das bloss eine Illusion? Denn natürlich<br />
ist der weltweite «free flow of informations»,<br />
sind die Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten<br />
und der einfache Austausch von<br />
Musik und Upload-Möglichkeiten noch längst<br />
keine ausreichende Bedingung für eine Verbesserung<br />
der Situation. Weder für die Musiker<br />
noch für das Publikum. Das Internet ist letztlich<br />
nur ein Möglichkeitsraum. Ob tatsächlich<br />
Kommunikation und Austausch stattfinden,<br />
ist von vielen anderen Umständen abhängig.<br />
Und diese werden mit den Möglichkeiten des<br />
Web 2.0 erleichtert und zugleich erschwert.<br />
In der Informationsflut verschwindet die Information.<br />
Wie soll man unter 1,7 Millionen Informationen<br />
über John Coltrane diejenige finden,<br />
die man sucht? Denn: Die Suchmaschinen,<br />
die diese Seiten zusammensucht, organisiert<br />
sie nicht nach ihrer Qualität, sondern nach<br />
quantitativen Merkmalen: Was häufig angeklickt<br />
wurde, schwimmt obenauf, der Rest<br />
verschwindet in den Tiefen des Informationsmülls.<br />
Überdies: Die Überfülle zwingt zur<br />
Selektion, wer sich für Jazz interessiert oder<br />
auch Bebop oder Piano-Trios, ist hoffnungslos<br />
verloren. Nur wer sich spezialisiert, wird<br />
fündig. Die Jazz-Community zerfällt in<br />
Tausende von Nischen.<br />
Braucht es also doch die traditionellen Medien,<br />
die Zeitungen, das Radio mit ihren professionellen<br />
Jazzkritikern und -redaktorinnen, deren<br />
Übersicht und Sachverstand für Orientierung<br />
sorgen, die ordnen, erklären, argumentieren,<br />
Trends sichtbar machen und Verbindungslinien<br />
ziehen? Braucht es also doch die Qualitätszeitungen<br />
und das öffentlich-rechtliche Radio<br />
mit ihrer professionellen Jazzberichterstattung<br />
als Lotsen und Leuchttürme, welche die<br />
Internet-User davor bewahren, sich im Cyberspace<br />
zu verirren?<br />
Referat<br />
*<br />
Ulrich Stock, seit vielen Jahren Reporter<br />
und Musikkritiker der deutschen Wochenzeitung<br />
«Die Zeit». Seit Dezember 2005 ist<br />
Stock als Redaktor verantwortlich für den<br />
Online-Musikbereich der Zeitung.<br />
* www.zeit.de/musik<br />
Diskussion<br />
*<br />
Raphael Zehnder, Redaktor Schweizer<br />
Radio DRS 2<br />
Gesprächsteilnehmer<br />
*<br />
*<br />
*<br />
Thomas Weibel, Stabschef und Multi-<br />
mediaverantwortlicher des Schweizer Radio<br />
DRS 2<br />
Matthias Ziegler, Flötist zwischen<br />
Klassik, Neuer Musik und Jazz, Veranstalter<br />
der Palladio-Projektreihe Musik + Raum und<br />
künstlerischer Leiter der Sommerfestivals<br />
Flimsklang<br />
Ulrich Stock, siehe «Referat»<br />
Musikalische Kommentare<br />
*<br />
Daniel Mouthon, Komponist und Musiker<br />
in der freien Szene, vor allem im Bereich<br />
des Musiktheaters und in anderen multimedialen<br />
Aufführungsformen<br />
Anschliessend ca. 1<strong>9.</strong>00<br />
Buchvernissage<br />
«<strong>Schaffhauser</strong> Jazzgespräche» Edition 2<br />
mit Apéro
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> Donnerstag 10. MAi 2007<br />
Donnerstag, 10. Mai 2007 20.15<br />
Kammgarn<br />
OBJETS TROUVÉS MIT TOM VARNER<br />
Gabriela Friedli, piano<br />
Co Streiff, alt und soprano saxophone<br />
Jan Schlegel, e-bass<br />
Dieter Ulrich, drums<br />
Tom Varner, frenchhorn<br />
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts transportierte<br />
der französische Künstler Marcel Duchamps<br />
ein Pissoir ins Museum und behauptete, dies sei<br />
Kunst. Duchamps provozierte damit selbstverständlich<br />
einen Skandal, das war wohl auch der<br />
Hauptzweck seiner Übung. Dass er damit auch<br />
eine neue Kunstgattung begründete, war ihm<br />
damals kaum bewusst. Doch der kalkulierte<br />
Tabubruch bekam einen Namen: «objet trouvé».<br />
Fünfzig Jahre später, mit dem dreisätzigen<br />
Tacet von John Cage, hielt das Objet trouvé in<br />
der Musik Einzug; die Welt war Klang, des<br />
Komponisten Aufgabe, den Klängen Form<br />
zu geben. Hier setzt Gabriela Friedlis Musik an.<br />
Friedli öffnet zwar nicht das Fenster, um den<br />
Vogelgesang hereinzulassen, dafür hat sie eine<br />
Musikerin und zwei Musiker um sich geschart,<br />
die jederzeit das Ungehörte und Unerhörte<br />
möglich machen können. Ihre Aufgabe ist es,<br />
mit ihren Kompositionen das Terrain zu<br />
bereiten, wo die Musik abheben kann, sie mit<br />
ihren eigenen Beiträgen zu strukturieren, sanft,<br />
aber beharrlich die Richtung vorzugeben,<br />
wo die Suche nach den musikalischen Objekten<br />
stattfinden soll.<br />
Gabriela Friedli ist zwar die Prima inter Pares in<br />
ihrer Band. Ein Projekt wie dieses funktioniert<br />
allerdings nur in einer Atmosphäre grösster<br />
Vertrautheit. «objets trouvés» ist ein Kollektiv,<br />
Gabriela Friedli, Co Streiff, Jan Schlegel und<br />
Dieter Ulrich arbeiten seit sehr langer Zeit in<br />
verschiedenen Zusammenhängen miteinander.<br />
Nicht immer sind alle vier dabei, aber die Erfahrungen<br />
unzähliger gemeinsamer Stunden<br />
des Improvisierens, des Suchens und Findens<br />
fliessen immer in die Musik von «objets<br />
trouvés» ein. Und wie in der bildenden Kunst<br />
ein gefundenes Objekt alles sein kann, von<br />
einem Stein bis zu einem versunkenen Schiff,<br />
klingen die Fundstücke hier jedes Mal neu<br />
und überraschend. Gast in Schaffhausen ist<br />
der hervorragende Frenchhornspieler Tom<br />
Varner, ein «subjet trouvé» der besonderen<br />
Art. Er ist seit längerer Zeit mit Schweizer Jazz<br />
im Allgemeinen und den Musikerinnen von<br />
«objets trouvés» im Speziellen verbunden.<br />
Donnerstag, 10. Mai 2007 21.30<br />
Kammgarn<br />
BRUNO AMSTAD<br />
Bruno Amstad, vocals<br />
Mit der Stimme kann man sprechen und<br />
singen; wenn sie nicht genug laut ist, nimmt<br />
man ein Mikrofon zu Hilfe. War da sonst noch<br />
etwas?<br />
Ja, da war noch was, Bruno Amstad nämlich.<br />
Alles, was Sie bisher über Vokalartistik wissen<br />
wollten, aber nicht zu fragen wagten – Bruno<br />
Amstad führt es vor. Seine Performances sind<br />
atemberaubend, zuweilen im fast wörtlichen<br />
Sinn. Bruno Amstad ist ein Vokalist mit stimmlichen<br />
Möglichkeiten, die einzigartig sind. Vor<br />
zwanzig Jahren begann er als Rocksänger, die<br />
Ausdrucksskala wurde ihm bald zu eng, und<br />
mangels eines Gesangslehrers begann er selber<br />
zu experimentieren. Schreie und Geflüster<br />
und die ganze Skala menschlichen Ausdrucks<br />
kamen nach und nach dazu.<br />
Zusätzlich begann er mit Obertongesang,<br />
wie er in asiatischen Kulturen gepflegt wird.<br />
Die neuen Techniken erforderten eine neue<br />
Anwendung, Rock und Soul wurden zu eng,<br />
Amstad begann zu improvisieren und sich für<br />
Jazz und Jazzverwandtes zu interessieren.<br />
Mittlerweile ist er die unbestrittene Nummer<br />
eins hier zu Lande als Male Vocal. Christy<br />
Doran hat ihn für «New Bag» engagiert, er ist<br />
mit Asita Hamidi unterwegs, mit Dominik<br />
Burkhalters DOM, mit Christian Webers WAL,<br />
mit Albin Brun usw.<br />
Der Bandsänger Bruno Amstad ist die eine<br />
Hälfte dieser spannenden Künstlerpersönlichkeit.<br />
Die andere ist der Solist Bruno Amstad.<br />
Wobei «Solist» in Anführungszeichen zu setzen<br />
ist: Amstad multipliziert sich mit Hilfe der<br />
Elektronik ins Unendliche. Er loopt eine erste<br />
Stimme, setzt einen Bass darunter und einige<br />
Bassdrumschläge, ein Hihat kommt dazu und<br />
ein paar Mittel- und Oberstimmen darüber,<br />
und ganz am Schluss surft er in Echtzeit über<br />
die Wellenberge, lässt es wogen und rauschen<br />
und reisst das Publikum mit in den Strudel<br />
der Sounds, die – man glaubt es kaum – alle aus<br />
seinem Mund kamen. Ein ganz besonderes<br />
musikalisches Abenteuer!<br />
* www.brunoamstad.com
www.jazzfestival.ch 14 / 15<br />
Donnerstag, 10. Mai 2007 22.15<br />
Kammgarn<br />
erb _ gut<br />
Christoph Erb, saxophone, clarinet<br />
Peter Schärli, trumpet<br />
Markus Stalder, guitar<br />
André Pousaz, bass<br />
Julian Sartorius, drums<br />
Martin Baumgartner, electronics<br />
Das Cover der aktuellen CD der Innerschweizer<br />
Gruppe erb_gut zeigt aussen einen aufgeschnittenen<br />
männlichen Torso, wie er in einem<br />
medizinischen Lehrbuch anzutreffen ist. Auf<br />
der Innenseite sieht man ein menschliches Ei,<br />
beschriftet, und einen Embryo. Vor uns liegt<br />
der Weg eines Organismus von der Einfachheit<br />
zur Komplexität, und was rein biologisch<br />
lesbar ist, könnte es auch in musikalischer Hinsicht<br />
sein. Wenn dann die Band noch erb_gut<br />
heisst, liegen Genealogien buchstäblich auf der<br />
Hand. Versuchen wir also die biologistische<br />
Sicht.<br />
Der Saxofonist Christoph Erb ist für das Erbgut<br />
seiner Musik verantwortlich. Nach der Geburt<br />
allerdings beginnt sich im menschlichen Normalfall<br />
das Kind zu sozialisieren, das, was da<br />
ist, und das, was an Einflüssen dazukommt,<br />
vermischt sich. Irgendwann sind Erbmasse und<br />
Prägung nicht mehr auseinander zu halten. Das<br />
ist auch bei Christoph Erbs Musik so. Es besteht<br />
allerdings der Verdacht, dass Erb auf den Einfluss,<br />
den er von Anfang an auf sein Produkt<br />
hat, nur ungern verzichtet. Seine Musik hat ein<br />
klar erkennbares Gesicht, ist unverwechselbar,<br />
und dies, obwohl er sich als Instrumentalist<br />
sehr zurückhält. Es gehört zum Konzept von<br />
Erbs Musik, dass weniger das Individuum<br />
gefragt ist als das Kollektiv. Mit seinem grossen<br />
Tenorsound steuert er die Dramaturgie ganz<br />
bewusst. Um beim Bild zu bleiben: Christoph<br />
Erb nimmt grossen Einfluss auch auf die Erziehung<br />
seines Kindes, lässt seine Kollegen zwar<br />
miterziehen, will die Fäden aber nie aus der<br />
Hand geben.<br />
Und genau dies ist wohl die Stärke dieser<br />
spannenden Musik: Da hat einer eine ganz<br />
klare Vision im Kopf, und weil diese so stimmig<br />
ist, kann er es sich leisten, Individualisten<br />
wie Peter Schärli in seine Kunst einzubeziehen,<br />
deren Handschrift künstlerisch nutzbar zu<br />
machen, sie an der langen Leine zu führen,<br />
ohne dass seine Idee an Konturen verlöre.<br />
* www.erbgut.ch
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> Donnerstag 10. MAi 2007<br />
www.jazzfestival.ch 16 / 17<br />
Donnerstag, 10. Mai 2007 21.30 Kammgarn<br />
Bruno Amstad solo<br />
Die Ganze welt in einem stimm-körper<br />
Lukas Baumann über den Sänger Bruno Amstad<br />
Ein Nachmittag Mitte Februar. Bruno Amstad<br />
holt mich am Bahnhof Luzern ab. Seine Augen<br />
blicken freundlich, aber auch etwas müde. Er<br />
ist in einer Zwischenphase vor einer intensiven<br />
Europa-Tournee mit Christy Dorans «New Bag»<br />
und hat gerade in Eigenfabrikation seine<br />
zweite Solo-CD fertig gestellt. Der 43-Jährige<br />
ist zweifellos der Sänger mit der grössten<br />
stilistischen Spannweite in der Schweiz und<br />
ein ungemein fesselnder Performer.<br />
Bruno Amstad, du singst regelmässig<br />
in musikalisch sehr unterschiedlichen<br />
Bands – bei Christy Dorans «New Bag»,<br />
wo ihr zwischen Rock, Jazz und Ambient<br />
pendelt, bei Asita Hamidis «Bazaar»,<br />
wo ihr mehr in Richtung «World Music»<br />
spielt, oder im Trio WAL im radikal frei<br />
improvisierten Bereich. Wie bringst du<br />
das zusammen? Drückst du in den<br />
verschiedenen Bands unterschiedliche<br />
Seiten deiner Persönlichkeit aus?<br />
B.A. Energetisch und stilistisch unterschiedlich<br />
zu arbeiten interessiert mich und entspricht<br />
meinem Werdegang. Dabei versuche ich, meinen<br />
Gesang so zu wandeln, dass er sich in diese<br />
Bands einfügt. Man kann Stimmtechniken variieren<br />
und auf verschiedene Art setzen. Ich kann<br />
den Obertongesang im Ethnobereich etwas<br />
ausstellen, in einem anderen Zusammenhang<br />
aber eher im Hintergrund einflechten, in<br />
Verbindung mit anderen Stimmtechniken.<br />
Eigentlich kann man überall mit allem arbeiten,<br />
aber das Schwergewicht ist anders gelegt.<br />
Über die Reuss und kreuz und quer durch die<br />
Hintergassen von Luzerns lebhafter Altstadt<br />
erreichen wir die Jazzabteilung der Musikhochschule<br />
Luzern. Bruno, der hier ein kleines<br />
Pensum unterrichtet, sucht ein freies Zimmer<br />
fürs Interview. In den Gängen zahlreiche<br />
Schüler, die in rauchgeschwängerter Luft über<br />
Notenblättern brüten. Ein Saxofonist spielt<br />
unhörbar in einem schalldichten Raum mit<br />
Guckfenster, ein Schlagzeuger drischt sehr<br />
hörbar einen geraden «beat» auf seine Felle,<br />
und irgendwo erarbeitet sich ein Pianist<br />
Brubecks «take five». Zimmer 22 ist unsere<br />
Insel. Ich richte das Tonband auf einem<br />
Wandschrank ein, der etwa bis zum Zwerchfell<br />
reicht. Wir stellen uns an diesen improvisierten<br />
Bartresen ohne Barkeeper, der Timekeeper ein<br />
paar Räume weiter ist nur noch leise zu hören.
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> Donnerstag 10. MAi 2007<br />
Bruno Amstads<br />
wichtigste Platten<br />
*<br />
*<br />
*<br />
*<br />
*<br />
AC/DC Highway to hell<br />
Brian Eno, David Byrne<br />
My life in the bush of ghosts<br />
Demetrio Stratos Cantare la voce<br />
Jim Metzner Pulse of the planet<br />
NASA Voyager Space Recordings<br />
Jupiter<br />
Am <strong>Schaffhauser</strong> Jazz-Festival wirst du<br />
solo auftreten, allein mit deiner Stimme<br />
und elektronischem Equipment.<br />
Hast du für solche Auftritte ein Konzept?<br />
Arbeitest du zum Beispiel mit vorfabrizierten<br />
Samples?<br />
B.A. Ich beginne eigentlich immer so, dass ich<br />
nie etwas wiederhole, was sich anderswo bewährt<br />
hat. Ich versuche mich freizuhalten – so<br />
komme ich spontan in eine frische Geschichte<br />
hinein. Wenn der Start gelingt, entwickelt sich<br />
der Rest dann wie automatisch, und es ist<br />
möglich, auch Elemente einzubauen, von denen<br />
ich weiss, dass sie funktionieren. Manchmal ist<br />
neben der formalen auch die physische Ebene<br />
wichtig: Wenn sich eine Energie aufbaut, die<br />
Kraft hat, wird es zentral, die Geschichte auch<br />
energetisch an einen Punkt zu führen. Wenn<br />
man eigene Aufnahmen anhört, entwickelt sich<br />
mit der Zeit ein Gefühl für Spannungsbögen –<br />
dafür, wann ein Spielmaterial ausgeschöpft ist.<br />
Soloauftritte sind naturgemäss eine etwas<br />
strenge Angelegenheit. Es fehlt die Interaktion<br />
mit anderen Musikern, wo sich Unglaubliches<br />
ereignen und ich mich auch mal zurücknehmen<br />
kann. Die elektronische Ebene, die Loops, die<br />
ich auf der Bühne einsetze, helfen da. Sie sind<br />
aber immer aus dem Moment heraus generiert.<br />
Eine Schülerin öffnet die Tür und unterbricht<br />
uns. Sie sucht «ein Kabel», anscheinend<br />
im ganzen Haus. Man kann ihr nur Glück<br />
wünschen auf ihrem weiteren Weg und der<br />
Jazzschule zur Umsicht gratulieren, dass<br />
die Kabel – angesichts einer Horde von einkommensschwachen<br />
Schülern und zunehmend<br />
renitenteren Steuerzahlerinnen – in den<br />
Zimmern nicht frei herumliegen...<br />
werden dann reduziert eingesetzte Loops auch<br />
wieder effektvoller. Letztlich wäre dies wohl<br />
die ultimative Performance: Allein mit dem<br />
Mikrofon auf der Bühne stehen und loslegen.<br />
Wir verlassen die Schule. Gleich um die Ecke<br />
steht eine junge Frau, die Plaketten verkauft –<br />
die legendäre Luzerner-Fasnacht steht vor der<br />
Tür. In zwei Tagen ist «Fritschi-Tagwacht». Bruno<br />
Amstad wird erkannt und von der Guggenmusikerin<br />
mit stringenter Argumentation angebaggert:<br />
«He, du musst mir eine Plakette abkaufen<br />
– du bist Musiker und ich bin Musikerin – also!»<br />
Bruno meint sehr freundlich und lakonisch:<br />
«Aber ich gehe nicht an die Fasnacht.» Früher,<br />
erzählt er, hätten sie einen eigenen Wagen betrieben,<br />
mit Boxen und allem Drum und Dran,<br />
der Schlagzeuger Fredy Studer als treibende<br />
Kraft, Christy Doran und andere Musiker mit<br />
Percussion – es habe «tüchtig gfägt».<br />
«Bruno Amstad ist einer der raren<br />
Sänger, die einen über alle Idiome hinweg<br />
die Globalisierung hören lassen.» L.B.<br />
B.A. Es ist mir wichtig, dass der ganze Auftritt<br />
live produziert ist. Im Moment bin ich daran,<br />
zu reduzieren: Diese Loop-Geschichten mit ihrer<br />
repetitiven Struktur habe ich ziemlich ausgelotet.<br />
Ich spiele deshalb minimalistischer als<br />
früher, mehr in Richtung einer transparenten,<br />
weniger orchestralen Musik, in der die stimmtechnische<br />
Ebene an Gewicht gewinnt. Dadurch<br />
Haben dich andere Instrumente,<br />
andere Sounds, beim Entwickeln deines<br />
Stimmrepertoires beeinflusst?<br />
B.A. Sicher besteht da ein Zusammenhang.<br />
Das begann schon früh: In meiner ersten Band<br />
spielte ein Bassist, der von allen neuen Songs<br />
immer gleich die Texte mit Melodie nachsingen<br />
konnte – ich konnte dafür sofort alle «Riffs»
www.jazzfestival.ch 18 / 19<br />
imitieren (lacht). Vielleicht hörte ich mir Musik<br />
schon immer für einen Sänger untypisch an:<br />
Oft fand ich jene Geschichten spannender, die<br />
gar nicht so dominant im Vordergrund standen,<br />
und von Anfang an packten mich «sounds» und<br />
Rhythmen. Das melodische Thema mit einem<br />
Text zu singen, war für mich nicht so die wahre<br />
Herausforderung. Das kann man lernen und<br />
bald, mit mehr oder weniger Ausdruck, bringen.<br />
Bei neuen Stücken – auch bei Jazz- Standards<br />
für den Unterricht – versuchte ich, mich immer<br />
auf allen Ebenen «reinzuschaffen»: Wie klingt<br />
es, wenn man bei einem Standard nur die Basslinie<br />
singt? Was passiert rhythmisch und<br />
soundmässig um die Harmonien herum? Was<br />
haben die verschiedenen Instrumente für<br />
Funktionen? Mit solchen Fragen konnte ich mich<br />
lange verweilen, und ich holte die Stimme bald<br />
vom dominanten Lead-Gesang weg. Ich wollte<br />
in den Bandsound eintauchen können und als<br />
Instrumentalist Material beisteuern. Anstatt<br />
herumzustehen, bis mein Gesangspart wieder<br />
kommt, gibt es in einem groovigen Teil ja auch<br />
die Möglichkeit, etwas Percussives einzuflechten<br />
– aber klanglich so verpackt, dass es nicht zu<br />
Die Sonne scheint prächtig. Wir erreichen ein<br />
Strassencafé an der Promenade entlang der<br />
Reuss. Bruno holt zwei Espressi. Mit Blick auf<br />
die Kappelbrücke fühle ich mich wie ein<br />
Tourist. Es ist warm, das Licht sehr frühlingshaft,<br />
doch die tapferen Sonnenanbeter an<br />
den Nachbartischen können nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass Licht nicht gleich Wärme<br />
ist, wenn als Faktor X ein kühler Wind um die<br />
Nieren zieht…<br />
Wie bist du überhaupt zur Musik<br />
und zum Gesang gekommen?<br />
B.A. Ich komme vom Rock her, das habe ich<br />
zuerst gespielt. Die Sänger, die ich damals<br />
bewunderte, waren diese Hard-Rock-, später<br />
Heavy-Metal-Typen, die tenormässig «so<br />
obenuse», in den höchsten Tönen, singen und<br />
schreien konnten. Ich kam aber nie wirklich<br />
so hoch hinauf und habe dann immer «e Krise<br />
gschobe» (lacht). War dann auch nach jeder<br />
Probe heiser, weil ich immer ans Limit ging.<br />
Ich habe damals gar nicht gemerkt, dass unten<br />
noch eine Oktave schlummert, die ich nie<br />
einsetzte.<br />
eine spezifische Tiefe bekommt. Es war dann<br />
später, als ich mich fürs Unterrichten weiterbildete,<br />
erstaunlich zu merken, dass die<br />
Techniken punkto Stimmbildung, die ich selber<br />
ausgetüftelt hatte, von den Kapazitäten in<br />
ihrer Funktion auch so beschrieben werden.<br />
Und wir Zuhörer sind natürlich<br />
auch sehr froh, wenn du Christy Dorans<br />
Themen nicht mit Vibrato singst!<br />
Wir überqueren die Kappelbrücke und reden<br />
übers Reisen und andere Kulturen. Bruno<br />
Amstad erzählt, wie er einige Wochen in Dakar,<br />
der Hauptstadt des Senegal, lebte und in die<br />
afrikanische Kultur eingetaucht ist. Und von<br />
der Neugier und dem Hunger vietnamesischer<br />
Musiker nach westlichen Techniken, als sie<br />
mit «New Bag» während eines zweiwöchigen<br />
Projekts in Hanoi mit dem National-Orchester<br />
von Vietnam Stücke erarbeitet haben.<br />
«Ich wollte in den Bandsound<br />
eintauchen können und als Instrumentalist<br />
Material beisteuern.» B.A.<br />
sehr nach Stimme klingt. Ein Material, das im<br />
Hintergrund mitläuft und das Stück bereichert.<br />
Dazu gehört natürlich auch das Gegenteil, dass<br />
man dominant sein kann, wenn es angesagt ist.<br />
Bruno Amstads fünf<br />
JazzTitel für die einsame<br />
Insel<br />
*<br />
*<br />
*<br />
*<br />
*<br />
Demetrio Stratos Cantare la voce<br />
Miles Davis Bitches brew<br />
Bob Moses The story of Moses<br />
John Coltrane Olé<br />
Keith Jarrett Trio Still live<br />
Was hat dich von diesem Gesangsideal<br />
weggebracht?<br />
B.A. Grundsätzlich tat mir das einfach nicht<br />
gut. Später wurde dann das Improvisieren<br />
immer wichtiger, um eigene Wege zu suchen,<br />
Clichés über Bord zu werfen und die Stimm-<br />
Möglichkeiten auszuloten. In dieser Phase habe<br />
ich auch bewusst vermieden, mir Musik anzuhören,<br />
weil ich merkte, dass ich mein «Zeug»<br />
für mich entwickeln musste. Den Kopf freihalten,<br />
um das Ureigene zu erforschen, war<br />
phasenweise immer sehr wichtig für mich.<br />
Zu Beginn hätte ich gerne Unterricht genommen,<br />
um technisch und theoretisch weiterzukommen<br />
– aber es gab praktisch nur klassischen<br />
Gesangsunterricht. Trotz verschiedener<br />
Anläufe wurde ich damit nie glücklich, weil es<br />
nicht mein Ansatzpunkt war. Auf dem autodidaktischen<br />
Weg bin ich dann manchmal schier<br />
verzweifelt, nur schon bei rudimentären technischen<br />
Angelegenheiten wie einem Vibrato.<br />
«Wie mached die das nume alli? Alli hend sones<br />
schöns Vibrato, und bi mer tönts e so – ojeeeehh»<br />
(lacht). Im Nachhinein bin ich froh um<br />
dieses Ausprobieren, das Entwickeln von Grund<br />
auf, weil vieles, was man selber herausfindet,<br />
Wie hast du deinen Obertongesang<br />
entwickelt? Haben diese jahrhundertealten<br />
Techniken, die oft im geistlichen<br />
Gesang – besonders ausgeprägt im<br />
schamanistisch-mongolischen, im tibetisch-buddhistischen<br />
und im griechischorthodoxen<br />
– angewandt werden, für<br />
dich auch eine kulturelle Bedeutung?<br />
B.A. Nein, da bin ich auf ganz anderen Wegen<br />
dazu gekommen. Am Anfang kannte ich nur den<br />
Begriff, wusste aber gar nicht genau, was das<br />
bedeutet: Obertöne. Dann experimentierte ich<br />
viel mit elektronischen Geräten, unter anderem<br />
mit den Wah-Wah-Pedalen der Gitarristen. Als<br />
ich dann die Wah-Wah-Sounds mit der Stimme<br />
zu simulieren begann, merkte ich, dass in gewissen<br />
Frequenzen andere Töne zu hören sind,<br />
als ich eigentlich singe. Von da aus begann<br />
ich den Obertongesang für mich zu entwickeln.<br />
Das finde ich immer wieder schön, dass ich,<br />
ohne vorbelastet zu sein, oft in neue Gebiete eingedrungen<br />
bin und diese dann erforscht habe:<br />
Was klingt da? Warum klingt es so? Wie kann ich<br />
diesen Klang stimmtechnisch herstellen? Was<br />
geschieht, wenn ich die Zunge anders lege? Wo<br />
sind die Resonanzen im Körper? Gerade die
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> Donnerstag 10. MAi 2007 www.jazzfestival.ch 20 / 21<br />
Stimme mit ihren schier unendlichen Facetten<br />
und Klangmöglichkeiten bedeutet immer auch<br />
eine Auseinandersetzung mit den Funktionen<br />
des Körpers – da gibt es Hunderte von Details,<br />
die bewusst ablaufen müssen. Natürlich meinten<br />
dann einige Leute: «Du musst dir diesen und<br />
jenen Obertonsänger anhören!» Aber ich wollte<br />
erst meine eigene Erfahrung machen, «selber<br />
baschtle». Später kaufte ich mir Aufnahmen von<br />
Obertonsängern, etwa Michael Vetter, der diese<br />
Technik auf klassische Weise anwendet. Und ich<br />
hörte mir viel Musik aus anderen Kulturen an,<br />
vor allem afrikanische Sänger und Sängerinnen<br />
und indische Musik, da gibt es ja unglaubliche<br />
Sachen. Einiges davon habe ich dann gezielt in<br />
mein Repertoire eingebaut.<br />
Am Bahnhof steht der Zug nach Zürich ultimativ<br />
abfahrtsbereit, der Kondukteur mit einem<br />
Fuss schon auf dem Trittbrett. Man könnte sich<br />
jetzt sehr beeilen und den Abschied vermurksen<br />
– aber wofür? Und Bruno Amstad hätte die<br />
Gelegenheit, sich zu verdrücken, im Sinne<br />
von: «Also dann, ich muss noch ...». Doch er<br />
bleibt, teilt mit mir wie selbstverständlich<br />
die nächsten vierzig Minuten bis zum nächsten<br />
Zug und betätigt sich als Touristenführer.<br />
Anstelle eines Zeitraffer-Implantates, wie viele<br />
Zeitgenossen, hat dieser Mann ein Gemüt. Und<br />
er liebt Luzern und seine Landschaft: Reiseleiter<br />
Amstad führt mich am Bahnhof vorbei<br />
zum benachbarten KKL, dem imposanten<br />
Bau von Jean Nouvel. Wir stehen unter dem<br />
riesigen, weit ausladenden Vordach und<br />
schrumpfen ein – die mächtige Geometrie setzt<br />
eine neue Perspektive, die Wahrnehmung<br />
verändert sich. In Richtung Weggis glitzert der<br />
Vierwaldstättersee, die Schneeflächen auf Rigi<br />
und Hochflue strahlen bläulich-weiss.<br />
Du bist meiner Meinung nach einer der<br />
besten Sänger in deinem Bereich in<br />
Europa. Können du und deine Familie<br />
leben von deiner Musik, den Auftritten?<br />
B.A. Nein, ohne das Einkommen meiner Frau<br />
ist es unmöglich. Für mich allein würde das<br />
Geld wohl reichen. Manchmal läuft es sehr gut,<br />
doch es gibt auch Flauten.<br />
Wir verabschieden uns, und ich schiebe im<br />
Zug die brandneue Solo-CD in den Player. Sie<br />
beginnt mit Stimmgeräuschen, die wie Tierlaute<br />
im Dschungel klingen. Dies ist der gewagte<br />
Anfang einer Stimm-Reise um die Welt<br />
in 53 Minuten: Von Kehlkopf-Perkussion über<br />
Obertongesang im Bassregister bis hin zu<br />
einem Stück, welches wie eine Feldaufnahme<br />
eines Tuva-Sängers aus der mongolischen<br />
Steppe hereinweht. Doch immer klingt die<br />
Musik ureigen nach Bruno Amstad, weil es ihm<br />
gelingt, die Welt auf seinen persönlichen Fleck<br />
Erde herunter und in seinen Stimmkörper zu<br />
holen. Am Ende der Reise hat sich die Perspektive<br />
verändert, die Wahrnehmung ist weiter<br />
geworden, bisher Ungehörtes sickert ein. Bruno<br />
Amstad ist einer der raren Sänger, die einen<br />
über alle Idiome hinweg die Globalisierung<br />
hören lassen, von den Strassenschluchten<br />
zwischen Wolkenkratzern bis zu den Jurten der<br />
asiatischen Hochebenen.<br />
* www.brunoamstad.com<br />
*<br />
Lukas Baumann ist Künstler,<br />
Musiker und Teilzeitangestellter der<br />
Stadtbibliothek Schaffhausen. Er schreibt<br />
hin und wieder Konzertberichte für die<br />
«<strong>Schaffhauser</strong> Nachrichten».
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> <strong>9.</strong> – 12. MAi 2007<br />
Olaf Breuning<br />
«Ich mache Kunst, um das Leben<br />
besser zu verstehen»<br />
Der Schweizer Künstler Olaf Breunig hat<br />
zum Jazz überhaupt keine Beziehung.<br />
Trotzdem stammt das Festivalplakat von<br />
ihm.<br />
Welche Gedanken gingen dir bei der Vorbereitung<br />
des Plakates durch den Kopf?<br />
Musik, eine Band, eine Bühne, sehr nahe<br />
liegende Dinge.<br />
Kein Jazz?<br />
Nein, ich bin kein Jazz-Fan und habe absolut<br />
keine Beziehung zum Jazz. Aber ich mag das<br />
Jazz-Festival in Schaffhausen sehr. Darum<br />
habe ich mich auch bereit erklärt, das Plakat<br />
zu machen.<br />
Gab es andere Bildideen, denen du<br />
nicht weiter gefolgt bist?<br />
Nein.<br />
Ist das eine typische Arbeit von dir?<br />
Ja, fast zu typisch.<br />
Du inszenierst. Auch deine Person?<br />
Meine Person ist meine Kunst. Was ich tue, ist<br />
wie ein visuelles Tagebuch über mich und mein<br />
Leben. Ich mache nicht Kunst, weil ich Künstler<br />
bin; ich mache Kunst, um das Leben besser zu<br />
verstehen.<br />
Welches waren wichtige Künstler<br />
für deine Entwicklung?<br />
Ich hatte Vorbilder, als ich die Kunstschule<br />
besuchte, aber ich habe ihre Namen vergessen.<br />
Seit Jahren orientiere ich mich mehr an<br />
«Mainstream-Bewegungen», an Populärkultur.<br />
Ich schaue Filme, höre Musik und bin sehr<br />
daran interessiert, herauszufinden, was die<br />
Mehrheit der Menschen bewegt. Ich muss sie<br />
nicht kritisieren; oft bin ich sogar begeistert.<br />
In Zürich beginnt am <strong>24.</strong> August im<br />
Migros Museum eine Ausstellung mit<br />
Arbeiten von dir. Was zeigen sie?<br />
Alles neue Arbeiten, 300 Zeichnungen, zehn<br />
Fotos, sechs Installationen und einen neuen Film.<br />
Olaf breunings<br />
nächste ausstellungen in<br />
Der Schweiz<br />
*<br />
*<br />
migros musem<br />
25. August bis 21. Oktober 2007<br />
Limmatstrasse 270, 8005 Zürich<br />
galerie nicolas von senger<br />
30. Oktober bis 15.Dezember 2007<br />
Limmatstrasse 275, 8005 Zürich<br />
Was ist typisch Breuning?<br />
Was oft als typisch gelesen wird, sind die<br />
Gruppen von Darstellern, die gerade zur<br />
Kamera stehen. Masken sind auch typisch.<br />
Und das Mischen von vielen Dingen, die<br />
normalerweise nicht zusammengehören.<br />
Und was hast du mit diesen Arbeiten<br />
über das Leben herausgefunden?<br />
Eben nichts… ich muss noch viele Jahre mehr<br />
arbeiten!<br />
*<br />
Daniel Fleischmann Interview
www.jazzfestival.ch 24 / 25
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> <strong>9.</strong> – 12. MAi 2007<br />
www.jazzfestival.ch 26 / 27<br />
* www.intaktrec.ch Publikation<br />
«<strong>Schaffhauser</strong> Jazzgespräche» Edition 2<br />
Beiträge von Christoph Baumann, Christian<br />
Broecking, Richard Butz, Marianne Doran,<br />
Beatrice Graf, Barbara Gysi, Hämi Hämmerli,<br />
Lukas Heuss, Roland E. Hofer, Toni J. Krein, Urs<br />
Leimgruber, Christoph Merki, Andreas Müller-<br />
Crepon, Frank von Niederhäusern, Christian<br />
Rentsch, Isolde Schaad, Daniel Schneider, Urs<br />
Schnell, Daniel Schnyder, Martin Schütz, Lisette<br />
Spinnler, Priska Walss, Peter Weber, Omri<br />
Ziegele, Peter Rüedi<br />
Fotos von Francesca Pfeffer und Peter Pfister.<br />
Herausgegeben von Patrik Landolt<br />
und Urs Röllin<br />
Chronos Verlag, 2007, Zürich,<br />
ca. 150 Seiten, Fr. 25.–<br />
In der Schweiz ist eine der spannendsten<br />
Jazzszenen Europas herangewachsen mit<br />
namhaften MusikerInnen, zahlreichen<br />
Spielstätten, Festivals, international tätigen<br />
Jazzlabels und mehreren Jazzschulen. Nach<br />
einer langen Ära der Pioniere institutionalisiert<br />
sich die Schweizer Jazzszene.<br />
Was bedeuten diese Prozesse<br />
für die MusikerInnen?<br />
Für die Entwicklung der Musik?<br />
Für das Publikum?<br />
Für die Kulturförderung?<br />
Die <strong>Schaffhauser</strong> Jazzgespräche<br />
bündeln den Stand der Debatte.<br />
Die Referate und Diskussionen der Jahre 2005<br />
und 2006 liefern Zusammenhänge, Daten und<br />
Material. Sie zeigen das hohe Reflexionsniveau<br />
der Szene, machen aber auch Defizite deutlich.<br />
Denn letztlich geht es darum, die Diskrepanz<br />
Donnerstag, 10. Mai 2007 ab ca. 1<strong>9.</strong>00<br />
zwischen der Kreativität der MusikerInnen, der<br />
Kulturgaststätte Sommerlust<br />
Buchvernissage<br />
Vitalität des Jazz und der mangelnden Anerkennung,<br />
die sich in den Förderungszahlen<br />
manifestiert, zu beheben und so dem Jazz in<br />
«<strong>Schaffhauser</strong> Jazzgespräche» Edition 2 mit Apéro<br />
der Schweiz eine Perspektive zu geben.<br />
Jetzt bestellen<br />
Das Buch <strong>Schaffhauser</strong> Jazzgespräche Edition 2 kann in jeder guten Buchhandlung oder per Mailorder bezogen werden:<br />
* Mailorder<br />
intakt@intaktrec.ch<br />
* Bestelltalon<br />
Ich bestelle Ex. <strong>Schaffhauser</strong> Jazzgespräche Edition 2 Fr. 25.– (plus 3.– Porto).<br />
Ich bestelle Ex. <strong>Schaffhauser</strong> Jazzgespräche Edition 1 Fr. 25.– (plus 3.– Porto).<br />
Name<br />
Adresse<br />
PLZ / Ort<br />
Einsenden an:<br />
Intakt Records, Postfach 468, CH-8024 Zürich<br />
Fax: +41 44 383 82 33, intakt@intaktrec.ch
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong><br />
PROGRAMM Freitag 11. Mai 2007<br />
Freitag, 11. Mai 2007 17.00 – 1<strong>9.</strong>00<br />
Kulturgaststätte Sommerlust<br />
Jazzgespräche<br />
Immer alles selber machen?<br />
Wie JazzmusikerInnen in Zürich, Bern<br />
und Genf sich selber helfen<br />
Jazzmusikerinnen und Konzertveranstalter<br />
führen eine nicht immer glückliche Ehe. Die<br />
einen wollen, bei aller Liebe zum Geld, Musik<br />
machen, die anderen wollen, bei aller Liebe zur<br />
Musik, Geld verdienen. Manchmal decken sich<br />
die Wünsche und Interessen der beiden, dann<br />
treten die Musiker in einem Konzert, an einem<br />
Festival auf; meist decken sie sich weniger,<br />
dann treten andere Musikerinnen am Konzert<br />
oder Festival des Veranstalters auf. Immer<br />
schon haben Jazzmusiker deshalb versucht,<br />
sich ihre Auftrittsmöglichkeiten selbst zu<br />
organisieren, insbesondere jene kreativen,<br />
experimentierenden Musiker, von denen die<br />
kommerziellen Veranstalterinnen glauben,<br />
dass mit ihnen der Wunsch, Geld zu verdienen,<br />
eher weniger in Erfüllung geht.<br />
Spätestens seit Mitte der 60er-Jahre haben sich<br />
MusikerInnen in den USA, aber auch in Europa<br />
zu Musikerkooperativen zusammengeschlossen,<br />
in den USA etwa zur Jazz Composer’s<br />
Guild, in Los Angeles zur der Black Panther<br />
Party nahe stehenden Underground Musicians<br />
Association, in St. Louis zur Black Artists Group<br />
oder in Chicago zur legendären Association for<br />
the Advancement of Creative Musicians (AACM).<br />
Sie organisierten sich Räume, gründeten Schulen,<br />
veranstalteten Konzerte und Festivals, und<br />
immer wieder sind aus diesen Kollektiven auch<br />
grossartige Orchester hervorgegangen. Auch in<br />
Europa, wo die Festivalveranstalter allerdings<br />
bei weitem fortschrittlicher waren als in den<br />
USA, organisierten sich die Musiker auf ähnliche<br />
Weise, wenn auch eher in der Absicht,<br />
gemeinsam in verschiedenen Konstellationen<br />
zusammenzuspielen, in London etwa um das<br />
Little Theatre und das London Jazz Composer’s<br />
Orchestra, im französischen Lyon mit der<br />
Gründung der Association à la Recherche d‘un<br />
Folklore Imaginaire (ARFI), aus der Orchester<br />
wie der Workshop de Lyon hervorgingen, im<br />
deutschen Wuppertal um Peter Kowald und<br />
Peter Brötzmann oder in Berlin um das Label<br />
Free Music Production.<br />
Zu den aktivsten Initiativen in Europa aber<br />
gehört die Zürcher Freemusic-Scene. Hier<br />
gründeten nach der Schliessung des legendären<br />
Jazzclubs «Africana» 1968 der Schlagzeuger<br />
Beat Kennel den Jazzclub «Bazillus». Und<br />
eine Gruppe von Musikerinnen und Musikern<br />
um Irène Schweizer und Remo Rau schuf den<br />
Verein «Modern Jazz Zürich». Von ihm führt<br />
eine direkte Linie zur Werkstatt für improvisierte<br />
Musik (1975), zur Gruppe Fabrikjazz und<br />
zum taktlos-Festival. Und von dort zum Kollektiv<br />
Ohr und zum unerhört-Festival.<br />
In Genf machten die Mitglieder der 1973 gegründeten<br />
Musikerkooperative Association<br />
pour la Musique de Recherche (AMR) nicht nur<br />
Musik, sondern auch Lärm auf der Strasse, bis<br />
ihnen die Stadt 1981 ein heruntergekommenes,<br />
vierstöckiges Haus an der Rue des Alpes im<br />
Bahnhofsviertel überliess. Seither ist das bisher<br />
zweimal renovierte und im vergangenen Jahr<br />
vergrösserte «Sud des Alpes» der zentrale<br />
Mittelpunkt der Genfer Jazzszene, mit Konzertund<br />
Übungsräumen und einer Musikschule,<br />
in der alte Cracks und junge Jazzschülerinnen,<br />
Mainstreammusiker, Freejazzer und Elektroniktüftlerinnen<br />
zusammenarbeiten.<br />
Referate<br />
*<br />
*<br />
Christian Steulet, Vorstandsmitglied<br />
des Musikerkollektivs AMR und Leiter des<br />
AMR-Hauses «Sud des Alpes» in Genf<br />
Dieter Ulrich, Schlagzeuger, aktives<br />
Mitglied der WIM Zürich, Mitinitiant und<br />
-veranstalter von Ohr-Konzerten und den<br />
unerhört-Festivals Zürich<br />
Leitung<br />
*<br />
Patrik Landolt, Produzent des «intakt»-<br />
Labels, Mitinitiant des taktlos-Festivals<br />
und des unerhört-Festivals Zürich
www.jazzfestival.ch 28 / 29<br />
Freitag, 11. Mai 2007 20.15<br />
Kammgarn<br />
T-B-F<br />
Alex Theus, piano<br />
Daniel Bourquin, saxophone<br />
Léon Francioli, contrebasse et violoncello<br />
Leichtgewichte sind sie nicht, gut sichtbar.<br />
Trotzdem strahlen die Herren Leon Francioli<br />
und Daniel Bourquin welsche Leichtigkeit des<br />
Seins aus, eine Sorte Gemütlichkeit, die wir<br />
schwerblütigen Allémaniques sofort mit dem<br />
St. Saphorin in Verbindung bringen, eine Art<br />
Lausbubenhaftigkeit, die mit ihrem äusseren<br />
Erscheinungsbild so gar nicht zusammenpassen<br />
will. Oder doch?<br />
Seit mittlerweile über dreissig Jahren ist der<br />
Bassist und Komponist Léon Francioli Teil der<br />
welschen Szene, als gesuchter Jazzbassist, bald<br />
aber als Hansdampf in allen musikalischen<br />
Gassen. Sei es ein Fête des Vignerons oder eine<br />
andere urwelsche Angelegenheit, Francioli<br />
lieferte die passende Musik dazu. In manchmal<br />
waghalsiger Gratwanderung zwischen Hochund<br />
Populärkultur, driftend zwischen Volksliedern<br />
aus seiner italienischen Heimat und<br />
Freemusic, schrieb er Partituren, die welsche<br />
Befindlichkeit vielleicht genauer spiegeln<br />
als manche Politikerrede.<br />
Und wenn man von Léon Francioli spricht, ist<br />
sein Bruder im Geiste, Daniel Bourquin, nicht<br />
weit. Der Holzbläser Bourquin ist dieselbe<br />
Saftwurzel wie Francioli. Lange Zeit waren sie<br />
ein «B» und das «F» der legendären Band<br />
«BBFC». Langjährige Besucher der <strong>Schaffhauser</strong><br />
Festivals können sich an das wunderbare<br />
Konzert dieser Band am 2. <strong>Schaffhauser</strong><br />
<strong>Jazzfestival</strong> 1991 erinnern. Zwischen «La haut<br />
sur la montagne» und purer Anarchie ist bei<br />
Bourquin und Francioli fast alles möglich,<br />
beide sind sie brillante Instrumentalisten und<br />
manchmal grosse Kindsköpfe. Aber ihr Humor<br />
und ihre Spielfreude sind ansteckend. Verbindendes<br />
Glied zwischen den Saxofonen und<br />
Klarinetten Daniel Bourquins und dem Bass<br />
Léon Franciolis ist der Pianist Alex Theus. Auch<br />
er ist ein Wanderer zwischen musikalischen<br />
Welten, bringt seine Kompetenz in klassischer<br />
Musik ein und gibt den Ausflügen seiner<br />
Kollegen musikalisch Form.<br />
* www.yapasdemalaquoi.ch<br />
Freitag, 11. Mai 2007 21.30<br />
Kammgarn<br />
YVAN ISCHER «SCORPIO 7»<br />
Pierre Drevet, trumpet und flügelhorn<br />
Samuel Blaser, trombone<br />
Maurizio Bionda, alt und bass saxophone<br />
Yvan Ischer, tenor und soprano saxophone<br />
Pierre-Luc Vallet, piano<br />
Antoine Ogay, bass<br />
Adam Nussbaum, drums<br />
Yvan Ischer ist der Monsieur Jazz von Espace<br />
Deux, sein tägliches Brot verdient er sich,<br />
indem er über seine Kollegen am Radio berichtet.<br />
Dass er daneben ein beachtlicher Tenorund<br />
Sopransaxofonist ist, wissen viele nicht, er<br />
begibt sich allerdings auch nicht allzu oft ins<br />
Licht der Öffentlichkeit. Ischers musikalisches<br />
Langzeitprojekt (mit Unterbrechungen) nennt<br />
er «Scorpio». Im Jahr 1992 realisierte er eine<br />
CD mit dieser Gruppe, erst vor kurzem kam<br />
Nummer zwei.<br />
Yvan Ischers «Scorpio 7» ist eine kleine Big<br />
Band, die vier Bläser sind raffiniert gesetzt und<br />
klingen nach mehr. Verantwortlich dafür ist<br />
der Trompeter Pierre Drevet; er arrangierte die<br />
Stücke, die ausschliesslich aus Ischers Werkstatt<br />
stammen. Und die kommen zuweilen<br />
daher wie Standards, mit logischen Melodien,<br />
schönen und schlüssigen Harmonien und<br />
Swing. Wie so oft sind die welschen Musiker<br />
diesseits der Saane nicht so bekannt, wie sie<br />
es eigentlich sein müssten. Pianist Pierre-Luc<br />
Vallet lebt in Genf, spielte dort mit Maurice<br />
Magnoni und Erik Truffaz, war auch für ein<br />
paar Jahre in Brasilien. Bassist Antoine Ogay<br />
war vor fünfzehn Jahren schon Teil der ersten<br />
Scorpio-Band Ischers, und Maurizio Bionda<br />
gehört zum eisernen Bestand welscher Musiker;<br />
er war Teil der Big Band de Lausanne.<br />
Alle diese Musiker sind fast eine Generation<br />
älter als der Benjamin der Truppe, der Posaunist<br />
Samuel Blaser aus La Chaux-de-Fonds. Er<br />
ist einer der wirklichen Entdeckungen auf der<br />
Schweizer Szene, gehört zeitweise zum Vienna<br />
Art Orchestra, ein vielversprechender Musiker.<br />
Den Pfeffer und das Salz in die Suppe bringt<br />
der Schlagzeuger Adam Nussbaum. Man begegnet<br />
ihm in der Schweiz immer wieder, er ist<br />
einer der Drummer, die eine Band noch besser<br />
klingen lassen: diskret, wenn nötig aber auch<br />
mit Verve.
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> Freitag 11. MAi 2007<br />
www.jazzfestival.ch 30 / 31<br />
Freitag, 11. Mai 2007 23.00<br />
Kammgarn<br />
VEIN<br />
Michael Arbenz, piano<br />
Thomas Lähns, bass<br />
Florian Arbenz, drums<br />
Angst vor grossen Namen war nie Sache der<br />
Gebrüder Michael und Florian Arbenz. Bei der<br />
Auswahl ihrer Mitspieler klopften sie stets<br />
bei den Besten an, und die waren mit Begeisterung<br />
dabei. Denn da ist kein Fastfood angesagt,<br />
auch Ausnahmekönner wie Greg Osby, Marc<br />
Johnson oder Glenn Ferris bekommen etwas<br />
zu beissen.<br />
Es macht den Eindruck, dass Zwillinge, wenn<br />
sie gemeinsam agieren, eine Kraft entwickeln,<br />
die sich nicht nur zu addieren, sondern<br />
zu multiplizieren vermag. Güher und Süher<br />
Pekinel, die türkischen Pianistinnen, fallen<br />
einem da ein, und für Michael und Florian<br />
Arbenz gilt Gleiches. Ihre musikalische<br />
Karriere verlief bis jetzt weitgehend parallel.<br />
Michael spielt Klavier, Florian Schlagzeug,<br />
beide interessieren sich gleichermassen für<br />
Jazz und klassische Musik, beide sind hoch<br />
talentiert und ehrgeizig, und beide verfügen<br />
mit etwas über dreissig Jahren schon über<br />
einen beeindruckenden Leistungsausweis.<br />
Als Jazzmusiker kooperierten sie, ausser mit<br />
den Genannten, mit Wolfgang Puschnig und<br />
Matthieu Michel und als klassische Musiker<br />
mit Leuten wie Jürg Wyttenbach, Paul Sacher,<br />
Heinz Holliger und Pierre Boulez.<br />
All diese Namen stehen für musikalische Abenteuer,<br />
und darum geht es auch in ihrem aktuellen<br />
Projekt. «Vein» heisst ihr Trio, zum Klavier<br />
Michaels und dem Schlagzeug Florians kommt<br />
der Kontrabass des jungen Thomas Lähns.<br />
Auch er fühlt sich ebenso wohl in improvisierter<br />
Musik wie in geschriebener.<br />
«Vein» spielt eine Musik, die in hohem Masse<br />
rhythmisch bestimmt ist; der Umgang mit<br />
vertrackten Metren in der klassischen Musik<br />
hat deutliche Spuren hinterlassen. Auf der<br />
anderen Seite soll die Musik geradlinig groovend<br />
daherkommen, bei aller Komplexität ist<br />
entspannte Selbstverständlichkeit gefragt.<br />
Zwei Musiker wie die Zwillingsbrüder Arbenz,<br />
die seit der Geburt miteinander spielen,<br />
schaffen das mit Leichtigkeit.<br />
* www.vein.ch<br />
Freitag, 11. Mai 2007 23.00<br />
Samstag, 12. Mai 2007 23.00<br />
Haberhaus<br />
LISETTE SPINNLER – SIAWALOMA<br />
QUINTET<br />
Lisette Spinnler, vocal<br />
Alex Hendriksen, saxophone<br />
Colin Vallon, piano<br />
Bänz Oester, bass<br />
Michi Stulz, drums<br />
Und dann ist Lisette Spinnler auch in einem<br />
ganz jazzmässigen Sinn eine hervorragende<br />
Sängerin, die sich in jedem Kontext wohl fühlt,<br />
ob sie nun Standards oder ihre eigenen Songs<br />
singt.<br />
Der Name ihres neuen Quintetts «Siawaloma»<br />
stammt aus Burkina Faso und bedeutet «Gemeinschaft».<br />
Für Lisette Spinnler ist das selbstverständlich<br />
Programm. Sie ist am besten<br />
mit gleichberechtigten Partnern, lässt sich von<br />
einer guten Band forttragen. Und diese Band<br />
ist aussergewöhnlich!<br />
Wenn es um Bühnenperformance geht (das<br />
Zauberwort der Musicstars), ist Lisette Spinnler<br />
zum mindesten Schweizer Meisterin. Ihre<br />
Power, ihre Sing- und Spielfreude, ihre Erotik<br />
(ja, auch das!), ihre Beweglichkeit, musikalische<br />
und körperliche, muss man gesehen<br />
haben, Lisette ist ein Naturereignis. Was sie<br />
davon von ihren Afrika-Aufenthalten heimgebracht<br />
hat und was schon vorher da war und<br />
sie zu ihrer Liebe zu afrikanischer Musik und<br />
afrikanischem Tanz geführt hat, ist da kaum<br />
mehr auseinander zu halten.<br />
Lisette Spinnler bringt ein bisschen<br />
Afrika nach Schaffhausen.<br />
* www.lisettespinnler.com
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> Freitag 11. MAi 2007<br />
Freitag, 11. Mai 2007 20.15 Kammgarn<br />
T-B-F Theus, Bourquin, Francioli<br />
An den schwarzen Quellen des Regenbogens<br />
Der Westschweizer Autor Johann Nepomuk Firmann über T-B-F / Übersetzung Dominik Erni<br />
«Eine Note so sanft,<br />
dass der Geist, geneigt,<br />
sich vor Liebe bläht.»<br />
Dante, Paradis (Chant X)
www.jazzfestival.ch 32 / 33<br />
Was für ein Trio! Was für ein Trio, das<br />
das <strong>Jazzfestival</strong> Schaffhausen da eingeladen<br />
hat! Ein Trio ohnegleichen, Weltenbummler<br />
aus Lausanne, Melodienerfinder,<br />
hypersensible Minenräumer im<br />
Feld des Jazz.<br />
Wer sind diese drei musikalischen Bauern, die<br />
sich glorreich durch den Jazzacker pflügen<br />
und die weder Ausbrüche der Freude noch der<br />
Traurigkeit fürchten? Woher kommen sie, diese<br />
Tore des Erfolgs sind weit offen, die Trompeten<br />
des Ruhms angesetzt. Ganze vier Jahre dauert<br />
der musikalische Jugendtraum.<br />
Doch Francioli blättert diese ruhmvolle Seite<br />
rasch um – und erinnert sich an ein Versprechen<br />
aus seiner Kindheit. Damals war der Cello<br />
spielende Vater einer seiner besten Freunde<br />
viel zu früh gestorben, und Francioli hatte in<br />
seiner jugendlichen Leidenschaft beschlossen,<br />
diesen für ihn so unverständlichen Tod einmal<br />
in Europa, Amerika und Afrika herum, nahm<br />
an den grossen europäischen Festivals teil und<br />
war 1991 am <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> zu<br />
bestaunen. BBFC, das waren vier Schlitzohren,<br />
die dem Jazz Manieren beibrachten, aber auch<br />
eine Vorzeigeformation des Westschweizer<br />
Free-Jazz – ein Riesenfest, das mit gut zehn<br />
erfolgreichen Aufnahmen begossen wurde.<br />
Franciolis Basskönnen ist längst auch in Fachkreisen<br />
anerkannt, wie der Hinweis im «Dic-<br />
Francioli wechselte auf Rock’n’Roll.<br />
Mit Debussy konnte er kaum ein Mädchen betören.<br />
drei Ton-Hexer, die ohne Sattel und ohne<br />
Zaum auf das wilde Pferd namens «Blue Note»<br />
steigen? Wem der brachiale Gesang dieser<br />
unverbesserlichen Anarchisten zu laut und<br />
originell, zu grosszügig oder neuartig wird,<br />
erfährt vielleicht ganz gerne etwas über<br />
die Wege abseits von Normen und Modeströmungen,<br />
die diese drei übersprudelnden<br />
Lyriker und Filous eingeschlagen haben.<br />
Racheengel mit Cello<br />
Ehre, wem Ehre gebührt: Léon Francioli zuerst.<br />
Er ist es zweifelsohne, der das Ruder in der<br />
Hand hält. Schon mit sechs Jahren und nach<br />
zwei Jahren Klavierspiel ist er sich sicher, dass<br />
er Musiker werden will – oder allenfalls Papst.<br />
Oder beides aufs Mal. Kaum der Kindheit<br />
entwachsen, gibt er vor feinen Gesellschaften<br />
Klavierkonzerte, sagt sich aber bald, dass er<br />
noch mit den romantischsten Debussy-Stücken<br />
kaum ein Mädchen betören kann. Mit einer<br />
Gitarre dagegen – in einigen Monaten autodidaktisch<br />
erlernt – und gutem Rock ’n’ Roll<br />
gelänge das besser. Bald ist die Gruppe «Les<br />
Aiglons» gegründet. Da spielt Francioli natürlich<br />
den Napoleon, um den herum die anderen<br />
höchstens als kleine Adler flattern dürfen.<br />
Wehe, einer fliegt nicht nach seiner Pfeife oder<br />
versucht, ihn übers Ohr zu hauen! Da zögert<br />
er nicht, das Kabel aus dem Verstärker zu<br />
reissen und ihm die Tür zu weisen.<br />
Zwei Jahre später schon winkt das grosse Los:<br />
Eddie Barclay, einer der erfolgreichsten französischen<br />
Musikproduzenten, ist begeistert<br />
von einem der Stücke («Stalagtite») und lädt die<br />
jungen Lausanner ins Studio nach Paris ein,<br />
wo auch bald ein Drei-Jahres-Vertrag aufgesetzt<br />
wird. Die bekannte, auf Europe 1 ausgestrahlte<br />
Musiksendung «Salut les Copains» erkürt «Les<br />
Aiglons» zu den «Lieblingen der Woche»; die<br />
zu «rächen» und selber Cello zu spielen! So<br />
lässt Léon Francioli Gitarre und Klavier auf der<br />
Seite und stürzt sich ins professionelle<br />
Kontrabass-Studium. Doch bleibt er nicht lange<br />
auf den angeschraubten Tabourettli des Musikkonservatoriums<br />
Lausanne kleben. Er schwänzt<br />
bald mehr und mit grosser Ausdauer die<br />
Schule, um auf Tournee zu gehen. Francioli begleitet<br />
auf der Gitarre die Miss Egypte 1954,<br />
Dalida l’Amorosa, am Kontrabass den quebecischen<br />
Sänger Felix Leclerc oder den französischen<br />
Chansonnier Ricet-Barrier. Der sagt<br />
über Francioli: «Eine starke Persönlichkeit, ein<br />
totaler Anarchist, der prompt mit beiden<br />
Füssen auf die Akkustik-Gitarre eines Kollegen<br />
sprang, als dieser ihm zugerufen hatte: Das<br />
würdest du nie wagen! Er ist ein toller Bassist,<br />
ein Vollblutmusiker. Léons Ton ist einmalig!»<br />
1970 erscheint die erste LP unter seinem<br />
Namen, die Francioli zusammen mit den<br />
Schlagzeugern Pierre Favre und Alain Petitmermet,<br />
dem Gitarristen Pierre Cullaz und dem<br />
Saxofonisten Alan Skidmore realisierte. 1972<br />
ruft ihn der französische Musiker und Komponist<br />
Michel Portal für ein Konzert in Nantes und<br />
eines am Festival von Châteauvallon an; da<br />
ergibt sich zum ersten Mal auch die Gelegenheit,<br />
im Duo mit Pierre Favre zu spielen. Daraus<br />
entsteht ein langjähriges, bis in die 80er-Jahre<br />
dauerndes Projekt mit mehreren LP-Aufnahmen.<br />
Daneben verfolgt Francioli weiter Musikprojekte,<br />
etwa mit John Tchicai, Albert Mangelsdorff<br />
(«Triple Entente»), Don Cherry, Radu<br />
Malfatti («Humanimal»), aber auch solo. Ein<br />
neuer Abschnitt beginnt mit der Gründung von<br />
«BBFC», dem Quartett mit dem 2003 verstorbenen<br />
Lausanner Posaunisten Jean-François<br />
Bovard, dem Neuenburger Saxofonisten Daniel<br />
Bourquin und dem Lausanner Schlagzeuger<br />
Olivier Clerc. BBFC tourte während zehn Jahren<br />
Léon Franciolis wichtigste<br />
Platten<br />
Wenn man Léon Francioli nach den<br />
Musikwerken befragt, die ihn am meisten<br />
prägten, so nennt er ohne zu zögern<br />
Bachs Goldberg-Variationen, Schuberts<br />
Streichquartette, Rossinis «Petite messe<br />
solennelle», das Gesamtwerk des französisch-amerikanischen<br />
Komponisten<br />
Edgar Varèse und «Electric Ladyland»<br />
von Jimi Hendrix. Und welche Jazzmusik<br />
würde er auf eine kleine, verlassene Insel<br />
mitnehmen? Francioli lacht aus vollem<br />
Hals. «Diese Frage stellt sich nicht: Auf<br />
einer Insel bin ich schon seit 60 Jahren,<br />
denn die Schweiz ist eine blinde Insel,<br />
die sämtliche benachbarten Völker nur<br />
als Wasser wahrnimmt.» Aber um kein<br />
Spielverderber zu sein, bekennt er doch,<br />
dass er, wenn er gezwungen wäre zu<br />
entscheiden, dieselben Werke mitnähme,<br />
jedoch Hendrix’ «Electric Ladyland»<br />
durch Mozarts Requiem ersetzen würde.<br />
Keine Spur von Jazz also…
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> Freitag 11. MAi 2007<br />
Alex Theus' wichtigste<br />
Platten<br />
Alex Theus schiebt mir einen Zettel zu,<br />
auf dem er Folgendes notiert – in der<br />
Schrift eines Pianisten, der seine Kindheit<br />
wiedergefunden hat: Stravinskys<br />
«Feuervogel», Bartok ohne jede weitere<br />
Präzisierung, «Electric Ladyland»<br />
von Jimi Hendrix (auch er), «Das Meer»<br />
von Debussy sowie «Duke Ellington<br />
Presents». Dagegen verweigert auch er<br />
die Nennung von Werken, die er auf eine<br />
einsame Insel mitnähme, denn: «Eine<br />
verlassene Insel ist eine verlassene<br />
Insel. Da gibts keine Schallplatten und<br />
keine CDs, auch wenn alle so tun, als<br />
wüssten sie das nicht!»<br />
tionnaire du jazz» (Robert Laffont-Verlag) zeigt:<br />
Das Unvorhergesehene und Unvorhersehbare<br />
hat bei Francioli System. Er arbeitet bewusst mit<br />
der Überschreitung des eigentlichen Zwecks<br />
eines Instruments, was seine Konzerte besonders<br />
spektakulär macht. Kreischen, Knarren,<br />
Quietschen, Gehämmer, Vibrationen, gestreichelte,<br />
geschlagene, gezupfte oder «geslappte»<br />
Saiten. Sein auf Stilmischungen basierendes<br />
Klang-Universum schliesst daneben romantische<br />
Partien, Gesangssequenzen oder Blues-Einflüsse<br />
nicht aus. Warmherzig und kom-munikativ<br />
stützt sich sein Spiel stark auf den Dialog mit<br />
seinen Musikpartnern. Francioli entfaltet zudem<br />
unaufhörlich eine überschäumende Kreativität.<br />
Er macht immer wieder neue Bekanntschaften<br />
und Erfahrungen, um im Handumdrehen zu<br />
komponieren: für unzählige Theateraufführungen<br />
ebenso wie fürs Ballett («Souvenir de<br />
Léningrad» und «Fiche signalétique» von<br />
Maurice Béjart) oder fürs Kino («Les Petites<br />
Fugues» von Yves Yersin, in der deutschen<br />
Mundart-Version als «Chliini Sprüng», in<br />
Schriftdeutsch als «Kleine Fluchten» bekannt).<br />
Der Bassist liebt es, die spröden Haarsaiten<br />
seines Bogens zu reiben und dabei vibrierende<br />
Stimmen zu erzeugen zu literarischen Werken<br />
von Ramuz bis Rimbaud, von Mishima bis zum<br />
Dichter Henri Michaud, von Henry Miller bis<br />
Dino Buzzatti.<br />
Alter ego Nunusse<br />
Daniel «Nunusse» Bourquin ist der falsch-wahre<br />
musikalische Zwillingsbruder von Léon Francioli,<br />
mit diesem längst zum Künstlerpaar gewachsen,<br />
das auf den Terrassen der Bistros<br />
ebenso auftritt wie auf Bühnen. Bald sind es<br />
vierzig Jahre, dass sich die beiden Freunde<br />
austauschen, schätzen und dabei immer wieder<br />
neu entdecken, wie sehr sie sich ähneln und<br />
doch unterscheiden. Seit den frühen 70er-Jahren<br />
begleitet Bourquin Francioli auf seinen<br />
Tourneen quer durch Europa, als Chauffeur wie<br />
auch als Freund. «Ich habe dabei mehr über<br />
Francioli erfahren als sonstwo», bemerkt<br />
Bourquin trocken.<br />
Nunusse Bourquin ist ein grimmiger Autodidakt.<br />
Als er vor 20 Jahren aus der Bourgeoisie<br />
der Neuenburger Hügel hinabstieg und – die<br />
Lungen vollgesogen und das Saxofon am Mund<br />
– in den dampfenden Kochtopf der Jazzküche<br />
fiel, hatte er immerhin ein Medizinstudium<br />
tadellos beendet. Nun verbringt er seine Winter<br />
(während der gesegneten Zeit, als dieser noch<br />
existierte) in den Waadtländer Voralpen, um als<br />
Schneedoktor die Knochenbrüche der Skifahrer<br />
zu heilen, aber auch «um Saxofon zu spielen<br />
und Gitarren zu reparieren», wie er gerne sagt.<br />
Wie auf der Bühne, so hat er auch in seinem<br />
Chalet seine Instrumente immer vor sich,<br />
gleich einem Hof aus Kupfer und Ebenholz.<br />
Dann streichelt er ab und zu den sanften Hals<br />
eines seiner Saxofone oder seiner Bassklarinette.<br />
Das ist sein unbezwingbarer Hühnerhof, das<br />
sind seine Schwäne, Enten, Perlhühner und<br />
Gänse, hier lebt Bourquin wirklich. Und<br />
es muss auch hier in diesen Voralpen sein, wo<br />
Bourquin seine Mundstück-Rohrblätter aus<br />
Schilfrohr beschneidet. Sie wachsen vermutlich<br />
ausschliesslich um einen kleinen, dunklen<br />
Teich, der sich etwas höher befindet als dieses<br />
Alp-Chalet mit dem Namen «Les Orages d‘En-<br />
Haut» (etwa: die Unwetter von oberhalb), etwas<br />
unterhalb des Waadtländer Bergspitzes<br />
Rochers-de-Naye. Das ist jedenfalls der einzige,<br />
rationale Grund, den ich kenne, der die<br />
ausserordentliche Kraft und umwerfende<br />
Menschlichkeit Bourquins Gesangs erklären<br />
könnte.<br />
Spartakus der Arpeggio-Akkorde<br />
Alex Theus, der Dritte im Bunde, ist ein Pianist,<br />
der vor Lebendigkeit nur so sprüht. Frei wie<br />
ein Fisch im Wasser öffnet er, aus Augen und<br />
Herz lächelnd, mit seinen blossen Fingern die<br />
Tastatur seines Klaviers – und da liegt sie vor<br />
uns wie eine glänzende Forelle, deren Regenbogen-Bauch<br />
im Mondlicht schillert. Theus ist<br />
ein Spartakus der Arpeggio-Akkorde, ein<br />
Pianist mit vulkanischer Kraft und Feinfühligkeit,<br />
der seine flüssigen Themen wie Frage und<br />
Antwort formuliert. Theus verbindet mit seinen<br />
beiden Mitmusikern eine intensive Freundschaft,<br />
die in drei Jahrzehnten gemeinsamen<br />
Musizierens und Herumreisens gewachsen ist.<br />
*<br />
Johann Nepomuk Firmann, Text / Fotos<br />
Johann Nepomuk Firmann ist freier<br />
Journalist und Fotograf sowie Autor von<br />
Gedichten. Zwei Bücher mit Poesie und<br />
Fotografien stammen aus seiner Feder.<br />
Seit rund zehn Jahren arbeitet Firmann für<br />
«Viva la Musica» des AMR, Genf.<br />
Daniel Bourquins<br />
wichtigste Platten<br />
Daniel Bourquin lässt sich auf diese<br />
Fragen keine Antworten entlocken. Unter<br />
seinem immensen keltischen Schnauz,<br />
der sogar Gustave Flaubert eifersüchtig<br />
gemacht hätte, hervorbrummend,<br />
schiesst er dir aus seinen blitzenden,<br />
kanonenschwarzen Augen einen vernichtenden<br />
Blick zu und verweigert jegliche<br />
Antwort auf solch profane, unter seiner<br />
Musikerwürde stehenden Fragen.
www.jazzfestival.ch 34 / 35<br />
PROGRAMM im Taptab<br />
Freitag, 11. Mai 2007 22.00<br />
TapTab<br />
DJ Dusty und Soulinus<br />
Beats On Tap Presents<br />
DJs Dusty (Jazz & Milk/D) und Soulinus (ZH)<br />
Der Münchner DJ Dusty geriet bereits im zarten<br />
Alter von 13 Jahren in ein Abhängigkeitsverhältnis<br />
mit Vinyl – HipHop hiess die Einstiegsdroge.<br />
Auf der steten Suche nach neuen Einflüssen<br />
und musikalischen Welten inhalierte er<br />
Funk, Jazz, TripHop, Breakbeats und Drum and<br />
Bass, womit er das Münchner Tanzvolk lockte<br />
und im Rahmen seiner zahlreichen Residenzen<br />
durch lange, verschwitzte Clubnächte lotste.<br />
Sein erster Release als Produzent war gleichzeitig<br />
der Startschuss fürs eigene Label «Jazz and<br />
Milk Records», das bis anhin nicht nur mit zwei<br />
exzellenten EPs aufwartete, sondern mit seiner<br />
detailverliebten Verbindung von Musik und<br />
Artwork auch für grosse Augen und Ohren<br />
zwischen Novosibirsk und Plymouth sorgte.<br />
Anlässlich des <strong>Jazzfestival</strong>-Ablegers bei TapTab<br />
wird Dusty zusammen mit unserem Mann<br />
Soulinus eine Mischung aus Jazz, Funk, Soul,<br />
HipHop, Breakbeats und Electronica präsentieren,<br />
die runtergeht wie nix.<br />
Dig this! That’s New Format Jazz!<br />
* www.jazzandmilk.com<br />
* www.myspace.com/soulinus<br />
* www.jazzfestival.ch<br />
Samstag, 12. Mai 2007 21.00<br />
TapTab<br />
Kurz&Knapp, Sensory und DJ Buko<br />
Kurz & Knapp präsentiert Kurzfilme,<br />
live vertont; Sensory in Concert,<br />
DJ Buko Nu Jazz, Party<br />
Die erfolgreiche TapTab-Plattform Kurz &<br />
Knapp erweitert die Sinnesgrenzen und<br />
präsentiert im Rahmen des <strong>Schaffhauser</strong><br />
<strong>Jazzfestival</strong>s unter dem Motto «Watch Music –<br />
Listen To Pictures» ihr stets sorgfältig ausgewähltes<br />
Kurzfilmprogramm für einmal<br />
mit Livevertonung: Sensory wird dabei mit<br />
downbeatigen, triphoppy Electronica-Soundscapes<br />
für spannende Atmosphären sorgen.<br />
Die derart warm gespielte Band um Sängerin<br />
Stephanie Fischer hängt nach den Filmen gleich<br />
noch ein «richtiges» Konzert an, welches<br />
wiederum dank More-Frame-Livevisuals nicht<br />
nur die Trommelfelle, sondern auch die<br />
Netzhäute stimuliert. Diese üppige Sinnenkitzelparty<br />
spediert schliesslich DJ Buko<br />
zusammen mit VJ Frame aufs nächste Level:<br />
Nu Jazz und Visuals – das ist ihre Mission.<br />
* www.kurzundknapp.ch<br />
* www.sensory.ch<br />
* www.jazzfestival.ch
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> www.jazzfestival.ch 36 / 37<br />
PROGRAMM Samstag 12. Mai 2007<br />
Samstag, 12. Mai 2007 16.30 – 1<strong>9.</strong>00<br />
Kulturgaststätte Sommerlust<br />
Jazzgespräche<br />
Die Maschine als Kumpel<br />
Vom Reiz elektronischer Instrumente<br />
Seit Miles Davis die einen Fans mit Wahwahverzerrten<br />
Trompetenklängen ärgerte, Eddie<br />
Harris die anderen mit seinen Echoplex-<br />
Spielereien amüsierte und Don Ellis die dritten<br />
verblüffte, indem er sich selbst über Ringmodulatoren<br />
Trompetenduelle lieferte, sind<br />
40 Jahre vergangen. Inzwischen ist Liveelektronik<br />
längst musikalischer Alltag geworden.<br />
Synthesizer, Laptops, Plattenspieler – ein<br />
Arsenal von Tools und Kästchen und Kistchen,<br />
Schiebern und Schaltern, deren Namen nur die<br />
Spezialisten kennen, ist dazugekommen. Alles,<br />
was in den fein verästelten Musiken des Hip-<br />
Hop und Techno seinen Anfang nimmt, findet<br />
über kurz oder lang auch seinen Weg in den<br />
Fusionjazz.<br />
Allerdings: So oft auch über diese Musik<br />
geschrieben wird, so wenig wird über die Frage<br />
diskutiert, in welcher Weise die Liveelektronik<br />
die traditionellen ästhetischen Kategorien<br />
verändert hat. Oder: Ob und wie Liveelektronik<br />
das Denken, die Vorgehens- und die Arbeitsweise<br />
der Musiker verändert hat, ob und wie<br />
die Maschine als Kumpel die improvisatorischen<br />
Grenzen ausgeweitet oder eingeschränkt<br />
hat.<br />
Der 44-jährige österreichische Komponist,<br />
Posaunist, Pianist und Dirigent Christian<br />
Muthspiel gehört zu den eigenwilligsten<br />
Grenzgängern der europäischen Musikszene.<br />
Er war während Jahren Posaunist in Mathias<br />
Rüeggs Vienna Art Orchestra und ist zugleich<br />
mehrfach ausgezeichneter Komponist von<br />
«klassischen» Orchesterwerken. Da gibt es<br />
Klavier- und Posaunenkonzerte, das «Eine Art<br />
Requiem» für Violine, Cello und Orchester, eine<br />
Kammeroper oder mehrteilige Musikzyklen<br />
etwa für das Münchner Kammerorchester und<br />
die Camerata Salzburg zum Mozartjahr.<br />
Manchmal geht Christian Muthspiel auch mit<br />
seinem Bruder, dem Gitarristen Wolfgang<br />
Muthspiel, als Jazz-Duo auf Reisen, um Tage<br />
darauf als befrackter Dirigent vor einem<br />
Sinfonieorchester zu stehen. Kurz: Da ist einer,<br />
der leicht zwischen Jazz, klassischer und neuer<br />
Musik, Elektronik und experimentellem<br />
multimedialem Musiktheater hin- und herspringt.<br />
Hier in Schaffhausen führt Christian Muthspiel<br />
am Samstag seine Ernst-Jandl-Soloperformance<br />
«für und mit ernst» auf, ein Stück für Posaune,<br />
Klavier, Blockflöte, Stimme, Spieluhr, Vogelrufe,<br />
Multieffektprozessoren, DJ-CD-Player,<br />
Moogerfooger und Loop-Stations. Oder eben:<br />
Einer während 55 Minuten ganz allein auf der<br />
Bühne.<br />
Im zweiten Teil diskutiert Christian Muthspiel<br />
mit Lislot Frei, Musikredaktorin beim Schweizer<br />
Radio DRS 2.<br />
Soloperformance<br />
*<br />
Christian Muthspiel, Komponist,<br />
Posaunist, Pianist und Dirigent, spielt seine<br />
Ernst-Jandl-Soloperformance «für und mit<br />
ernst»<br />
Diskussion<br />
*<br />
Lislot Frei, Musikredaktorin beim<br />
Schweizer Radio DRS 2, unterhält sich mit<br />
Christian Muthspiel
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> Samstag 12. MAi 2007<br />
Samstag, 12. Mai 2007 20.15<br />
Kammgarn<br />
DANIEL SCHLÄPPI «VOICES»<br />
Daniel Schläppi, bass, composition<br />
Jürg Bucher, tenor und soprano saxophone,<br />
bass clarinet<br />
Dominic Egli, drums<br />
Domenic Landolf, tenor und soprano<br />
saxophone, bass clarinet<br />
Es gibt Musiker, die machen ihr Ding, unabhängig<br />
davon, ob sie sich in New York oder<br />
Kalkutta bewegen. Ihre Musik sitzt im Kopf,<br />
und der ist immer dabei. Bösartig könnte man<br />
sie Egomanen nennen. Gleichwohl bringen<br />
sie die Musik vorwärts. Und es gibt diejenigen,<br />
die an einem Ort aktiv sind, bewusst Teil einer<br />
Szene, die mitgestalten, ihren Teil beitragen,<br />
ihre Kunst immer auch in der Auseinandersetzung<br />
mit dem kulturellen Humus betreiben. Sie<br />
sind ebenso wichtig. Ohne sie kann die Musik<br />
nicht gedeihen.<br />
Daniel Schläppi gehört definitiv zur zweiten<br />
Sorte. Er engagiert sich in Bern, wo er wohnt,<br />
als Musiker, Kulturvermittler, Promotor und<br />
Katalysator. Die Berner Jazzszene ohne Daniel<br />
Schläppi ist schlecht vorstellbar.<br />
Auch nicht ohne den Bassisten Daniel Schläppi.<br />
Es sind unzählige Projekte, in die er in den<br />
letzten Jahren seinen grossen Ton eingebracht<br />
hat – während Jahren bei der Crossover Band<br />
«Twice a Week», beim Stewy von Wattenwyl Trio,<br />
bei Regula Haener, bei Martin Dahanukar,<br />
bei Martin Streule und vielen mehr. Und seit<br />
einiger Zeit betreibt er seine eigenen Projekte.<br />
Mit dem Gitarristen Tomas Sauter spielt er im<br />
Duo, mit Jürg Bucher und Colin Vallon im Trio<br />
und mit Samuel Rohrer und Nils Wogram im<br />
Quartett.<br />
Die Gruppe «Voices» ist vielleicht das ambitionierteste<br />
Projekt von Daniel Schläppi. Ein<br />
Quartett mit zwei der besten Saxofonisten hier<br />
zu Lande ohne Harmonieinstrument fordert<br />
den Bassisten in besonderem Masse heraus. Er<br />
trägt die ganze harmonische Last, ist Drehund<br />
Angelpunkt des musikalischen Geschehens<br />
und liefert, in Daniel Schläppis Fall, das ganze<br />
Material. Daniel Schläppi, der Tiefstapler,<br />
relativiert auf seiner Homepage allerdings<br />
seine Verantwortung, es findet sich der Satz:<br />
«Ich will die Möglichkeiten der Momentkunst<br />
Musik, die in jedem Moment glücken oder<br />
scheitern kann, ausloten. Wenn dabei die<br />
stimmigen Momente überwiegen, bin ich glücklich.<br />
Ohne meine phantastischen Mitspieler<br />
gäbe es diese Momente gar nicht.»<br />
* www.danielschlaeppi.ch<br />
Samstag, 12. Mai 2007 21.30<br />
Kammgarn<br />
VERA KAPPELER TRIO<br />
Vera Kappeler, piano, harmonium<br />
Simon Gerber, bass, dobro<br />
Lionel Friedli, drums<br />
Lange Zeit war die Pianistin Vera Kappeler fast<br />
ein Gerücht. Immer wieder wurde über diese<br />
eigenwillige Musikerin berichtet, ihre Musik<br />
sei anders, besonders, hiess es. Aber sie war<br />
viel zu wenig zu hören. Für den Schreiber<br />
dieser Zeilen änderte sich dies im Herbst 2006.<br />
Innerhalb von wenigen Wochen war Vera<br />
Kappeler als Begleiterin von Marianne Racine<br />
und von Andy Scherrer zu hören, und sie<br />
präsentierte sich als Solistin und mit ihrem<br />
Trio am Festival Generations in Frauenfeld.<br />
Jedes Mal war die Überraschung perfekt.<br />
Marianne Racine taucht ein in die Volkslieder<br />
ihrer Heimat in Nordschweden, wo melancholische<br />
Lieder gesungen werden, und Vera<br />
Kappeler liess mit Klavier und ihrem kleinen<br />
Harmonium die Mitternachtssonne aufsteigen.<br />
Bei Makaya Ntshoko stand Südafrika auf<br />
dem Programm, und auch hier gelang es Vera<br />
Kappeler, ganz ohne Anlehnung an Abdullah<br />
Ibrahims Kantilenen etwas von diesem Sound<br />
zu transportieren.<br />
Als Solistin grub sie in der Volksmusik des<br />
amerikanischen Südens, in Gospels und<br />
Hillbillies, und im Duo «Bergerausch» mit ihrer<br />
Partnerin Bettina Klöti untersucht sie Schweizer<br />
Volksgut. Das Bemerkenswerte an all diesen<br />
Aktivitäten ist, dass es Vera Kappeler gelingt,<br />
immer sich selbst zu bleiben. Sie amalgamiert<br />
mühelos nordische Kälte, südafrikanische<br />
Hitze, Alpenstürme und Südstaatenblues, wagt<br />
einen Seitenblick auf Erik Satie und einen auf<br />
Thelonious Monk und lässt zuweilen einen<br />
musikalischen Gruss an Carla Bley einfliessen.<br />
Und ist doch Vera Kappeler. Für ihr Trio hat sie<br />
die adäquaten Partner gefunden, die diese<br />
«Folklore imaginaire» kappelerscher Prägung<br />
auf ihren Instrumenten umsetzen.<br />
Der Schlagzeuger Lionel Friedli ist in Schaffhausen<br />
schon als Komplize des Anarchoklarinettisten<br />
Lucien Dubuis aufgefallen, und<br />
der Bassist Simon Gerber ist ebenso gefragt<br />
bei französischen Chansoniers wie bei Jürg<br />
Kienberger im Zürcher Schauspielhaus, der mit<br />
ihm «nicht mehr so allein» war.
www.jazzfestival.ch 38 / 39<br />
Samstag, 12. Mai 2007 23.00<br />
Kammgarn<br />
«BUEBETRÖIM»<br />
Swiss Jazz Orchestra and Friends<br />
Feat: Büne Huber, Kuno Lauener,<br />
Schmidi Schmidhauser,<br />
Philipp Fankhauser und Hendrix Ackle<br />
Stephan Geiser, Johannes Walter,<br />
Daniel Woodtli, Thomas Knuchel, trumpet<br />
und flügelhorn<br />
Vincent Lachat, Nina Thöni,<br />
Andreas Tschopp, Reto Zumstein,<br />
trombone und bass-trombone<br />
George Robert, Adrian Pflugshaupt,<br />
Till Grünewald, Klaus Widmer,<br />
Neta Noren, reeds<br />
Philipp Henzi, Marco Jeger, piano, el-piano<br />
Lorenz Beyeler, bass<br />
Wolfgang Zwieauer, e-bass<br />
Francis Coletta, Nick Perrin, guitar<br />
Tobias Friedli, Fabian Kuratli, drums<br />
Brigitte Wullimann, Karin Raster, vocals<br />
Dass es irgendwann dazu kommen musste,<br />
dass die ganze Berner Szene auf einer Bühne<br />
steht, war vorherzusagen. Denn da gibt es<br />
keine scharfen Trennlinien zwischen den<br />
Jazzern und den Rockern. Die einen spielen bei<br />
den anderen mit, und auch einige der heute<br />
verschworenen Popleute haben die Jazzschule<br />
von innen gesehen. Initiator und eigentlicher<br />
Vater der Idee von der Verbindung von Popsängern<br />
und einem Jazzorchester war Swiss-Jazz-<br />
Orchestra-Co-Leader und Cheftrompeter<br />
Stephan Geiser. Nach einem Auftritt Schmidi<br />
Schmidhausers mit dem Swiss Jazz Orchestra<br />
reifte der Plan, die ganze Prominenz zum<br />
Singen zu bitten, und die liess es sich gefallen.<br />
Der «Buebetroum», einmal vor einer richtig<br />
saftigen Big Band zu stehen, sich die Trompeten<br />
und Posaunentöne um die Ohren sausen zu<br />
lassen, war offensichtlich stark genug. Und der<br />
«Buebetroum» der Jazzer, es dank prominenter<br />
Unterstützung für einmal aus ihrem musikalischen<br />
Ghetto zu schaffen, mag auch eine<br />
Rolle gespielt haben. Auf jeden Fall erlebt das<br />
<strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> zu seinem Abschluss<br />
am Samstagabend mit dieser Uraufführung ein<br />
Feuerwerk und ein Staraufgebot, wie es nicht<br />
jedes Jahr anzutreffen ist. Und auch eine<br />
bühnensprengende Show: Denn das Swiss Jazz<br />
Orchestra, das mit den üblichen sechzehn<br />
Musikern (darunter eine Musikerin) zu spielen<br />
pflegt, wird tüchtig aufgerüstet: Zur üblichen<br />
Jazz-Rhythmsection kommen mit den Herren<br />
Zwieauer und Kuratli zwei Brandstifter<br />
dazu. Unabdingbar sind auch die Gitarren und<br />
die sonstige Elektronik, die Perkussion und die<br />
Backing Vocals. So ist also alles gerüstet für<br />
einen fulminanten Abschluss des <strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong><br />
<strong>Jazzfestival</strong>s. Schaffen Sie sich Platz,<br />
schieben Sie den Stuhl zu Seite, bewegen Sie<br />
Ihren Hintern, zu solcher Begleitung werden Sie<br />
lange nicht mehr tanzen können!<br />
PS: Der «Buebetroum» mit dem grossen<br />
Publikum für die Jazzer hat sich erfüllt – das<br />
Programm ist auch am Gurtenfestival zu sehen!<br />
Samstag, 12. Mai 2007 23.00<br />
Haberhaus<br />
LISETTE SPINNLER – SIAWALOMA<br />
QUINTET<br />
* www.lisettespinnler.com<br />
(Text Seite 30)
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> Samstag 12. MAi 2007<br />
Samstag, 12. Mai 2007 23.00 Kammgarn<br />
«BUEBETRÖIM»<br />
Wenn sich die Berner in den Armen liegen<br />
Jazzredaktor Beat Blaser über Rockmusik im Blue-Note-Format
www.jazzfestival.ch 40 / 41<br />
Natürlich werden Jazzpuristen dieses<br />
Konzert meiden. Aber hat das <strong>Schaffhauser</strong><br />
<strong>Jazzfestival</strong> je Jazzpuristen<br />
bedient? Am Samstagabend spielt das<br />
Swiss Jazz Orchestra Rockklassiker<br />
aus der Schweiz, am Mikrofon sind Kuno<br />
Lauener, Büne Huber, Schmidi Schmidhauser,<br />
Philipp Fankhauser und Hendrix<br />
Ackle. Könnte es sein, dass der Abend<br />
trotzdem schön wird?<br />
Der starke Mann im Hintergrund war der<br />
Arrangeur. Er schrieb die Charts, machte<br />
Produzentenarbeit, war Psychologe, kritischer<br />
Zuhörer und vieles mehr. Nelson Riddle war<br />
so einer, er war der Mann, der zu einem guten<br />
Teil die wundervollen Konzeptalben Frank<br />
Sinatras aus den Fünfzigerjahren verantwortete,<br />
«Songs for Swinging Lovers», «Fly Me<br />
To The Moon», «Sings Only For The Lonely»<br />
und all die anderen.<br />
die jungen Talente kennen, die an seiner Schule<br />
waren. Bis zur Gründung des Swiss Jazz<br />
Orchestra vergingen allerdings noch ein paar<br />
Jahre.<br />
Zwischenbemerkung: Das Spiel in einer Big Band<br />
gehört zum Rüstzeug eines Jazzadepten, und<br />
mittlerweile hat sich sogar herumgesprochen,<br />
dass auch klassische Trompeter und Posaunisten<br />
hier etwas lernen können. Wer je Musikerbiografien<br />
genauer angeschaut hat, stellt fest,<br />
dass, vielleicht mit Ausnahme von Genies wie<br />
Ornette Coleman, der von Anfang an wie das<br />
achte Weltwunder dastand, alle wichtigen Jazzmusiker<br />
ihre Sporen in einem grossen Orchester<br />
abverdient haben. Die Line-ups der Lionel<br />
Hampton Bands über die Jahrzehnte oder der<br />
verschiedenen Herds von Woody Herman lesen<br />
sich wie ein Who’s who, das jedes Namedropping<br />
überflüssig macht.<br />
2003 endlich konnte George Robert seinen<br />
Traum von einer professionellen Big Band<br />
Gesellenstück der Band. Das Repertoire mit<br />
Oliver Nelsons «Miss Fine», Sammy Nesticos<br />
«Ya Gotta Try» und anderen Heulern ist nicht<br />
allzu originell, etwa so wie wenn ein Kammerorchester<br />
mit einer Haydn-Symphonie und der<br />
Nummer 40 von Wolfgang Amadé daherkommt.<br />
Aber die Produktion war ein Versprechen.<br />
Denn da präsentierte sich eine Band im Vollsaft,<br />
präzise (tight, wie der Afficionado sagen<br />
würde), mit grossem Sound, fantastischen<br />
Solisten, fast schon mit einem eigenen Gesicht<br />
und mit überbordender Spielfreude.<br />
Das Meisterstück gelang mit Opus zwei. Jim<br />
McNeely, Musical Director des Vanguard Jazz<br />
Orchestra und Arrangeur der allerersten Garde,<br />
schrieb zur Eröffnung des Klee-Museums eine<br />
Suite über acht Bilder von Paul Klee. Das waren<br />
nun keine Saftschinken mehr aus dem Count<br />
Basie Laden, sondern anspruchsvolle Orchestermusik<br />
auf der Höhe der Zeit. Und die Band<br />
aus Switzerland entledigte sich der Aufgabe mit<br />
Bravour, und Meister McNeely war so begeistert,<br />
Schnell war klar, dass Schmidi, Büne,<br />
Kuno und Hendrix Lust auf das Projekt hatten.<br />
Beim Swiss Jazz Orchestra und seinem Konzeptalbum<br />
mit Schweizer Rock- und Pop-Klassikern<br />
teilen sich drei Leute in die Aufgabe von Riddle.<br />
Da sind die Arrangeure Philipp Henzi und<br />
Johannes Walter, die die im Original oft für<br />
eine Gitarrenband konzipierten Songs für<br />
eine Big Band einrichteten. Und dann ist da der<br />
Co-Leader des Swiss Jazz Orchestra, Stephan<br />
Geiser, den alle Welt Gesa nennt. Er ist die<br />
Nummer drei, aber eigentlich ist er die Nummer<br />
eins. Der «Buebetraum», wie das Album heisst,<br />
entstand in seinem Kopf, und er arbeitete hart<br />
daran, ihn zu verwirklichen. Gesa hatte<br />
die Idee, organisierte den Produktionsablauf,<br />
koordinierte die Aufnahmen – und peitschte<br />
schliesslich die ganze Band mit seiner schneidenden<br />
Leadtrompete durch die Charts.<br />
Wie man weiss, ist der erste Trompeter einer<br />
der zwei wichtigsten Leute in einer Big Band.<br />
Die Geburt des Swiss Jazz Orchestra<br />
Als der Saxofonist George Robert im Jahr 1995<br />
aus Amerika in die Schweiz zurückkehrte, um<br />
Leiter der (damals noch so benannten) Swiss<br />
Jazz School zu werden, bekam er, der zuvor<br />
schon in Dutzenden von Big Bands gespielt<br />
hatte, Lust, solches auch in der Schweiz zu tun.<br />
An Musikern mangelte es nicht, er war an der<br />
Quelle. Robert lernte binnen kürzester Zeit all<br />
erfüllen. Überflüssig, zu sagen, dass die meisten<br />
Musiker, die er rekrutierte, die Ausbildung<br />
in seiner Schule gemacht hatten. Dort hatte er<br />
sie schon in der Jazzschool Big Band beobachten<br />
können, er wusste, wer sich bewähren<br />
würde. Und vor allem: Mit Stephan Geiser hatte<br />
er einen Leadtrompeter und Dozenten, der sich<br />
mit Enthusiasmus in das Abenteuer stürzte. Die<br />
beiden Leader peilten von Anfang an eine<br />
regelmässige Auftrittsmöglichkeit an, einen<br />
«Steady Gig». Seit den Sechzigerjahren, als das<br />
Thad Jones / Mel Lewis Jazz Orchestra jeden<br />
Montag im «Village Vanguard» auftrat (was es<br />
übrigens unter dem Namen Vanguard Jazz<br />
Orchestra nach wie vor tut) ist das so genannte<br />
Monday Night Orchestra eine Institution. Der<br />
Montag war der Tag, an dem die Musiker in den<br />
Musical-Orchestern am Broadway frei und Lust<br />
auf andere – anspruchsvollere – Musik hatten.<br />
Vom Gesellen- zum Meisterstück<br />
Die erste Saison verbrachte das Swiss Jazz<br />
Orchestra, wie die beiden ihr Kind selbstbewusst<br />
nannten, in Marian’s Jazzroom, dem<br />
Club im Hotel Innere Enge, seit September 2004<br />
ist das legendäre Berner Bierhübeli das Heimstadion<br />
der Nationalmannschaft. Dort entstand<br />
die erste CD des Swiss Jazz Orchestra. «Live im<br />
Bierhübeli» ist allerdings höchstens das<br />
dass er seinen alten Freund, Jim Anderson,<br />
Soundingenieur aus New York, holte, um die<br />
Aufnahmen im Radiostudio Zürich zu überwachen.<br />
So klingt die CD denn auch, eine internationale<br />
Produktion, die sich neben den Platten<br />
Maria Schneiders oder anderer Koryphäen<br />
nicht zu verstecken braucht.<br />
Gesas wichtigste Platten<br />
*<br />
*<br />
*<br />
*<br />
*<br />
*<br />
Stevie Wonder<br />
Songs in the Key of life<br />
Elvis Presley Elvis live in Las Vegas<br />
Arturo Sandoval Tumbaito<br />
Berliner Philharmoniker mit<br />
Herbert von Karajan und Maurice<br />
André<br />
Maynard Ferguson Primal Scream<br />
Und alles von Tower of Power<br />
und Earth Wind and Fire
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> Samstag 12. MAi 2007<br />
www.jazzfestival.ch 42 / 43<br />
Gesas fünf JazzTitel<br />
für die einsame Insel<br />
*<br />
*<br />
*<br />
Bill Withers Live at Carnegie Hall<br />
Quincy Jones Q’s Jook Joint<br />
Matthieu Michel & Richard<br />
Galliano Estate<br />
*<br />
*<br />
Freddie Hubbard Skagly<br />
Herbie Hancock V.S.O.P. live<br />
«Ich würde aber wahrscheinlich doch<br />
den i-Pod mit all meinen Lieblingssongs<br />
mitnehmen …»<br />
Der Berner Teig<br />
Die regelmässigen Montags-Gigs des Swiss Jazz<br />
Orchestra im Bierhübeli stehen unter wiederkehrenden<br />
Mottos. Am ersten Montag ist eine<br />
«Latin-Night» angesagt, am zweiten die «Band’s<br />
Soloist Night», der dritte Montag eines Monats<br />
heisst «Groove-Night» und der vierte schliesslich<br />
ist die «Gala-Night». Wenn man drei dieser<br />
vier Ideen konsequent weiterdenkt und die<br />
bernischen Verhältnisse nicht ausser Acht lässt,<br />
landet man unweigerlich dort, wo die aktuelle<br />
Produktion ansetzt: bei den «Swiss Standards».<br />
Dazu müssen eben diese Verhältnisse im bernischen<br />
Musikkuchen etwas offen gelegt werden.<br />
Dass Schweizer Popmusik zuerst einmal Berner<br />
Popmusik ist, ist seit jüngeren Tagen von Polo<br />
National gesetzt. Man könnte auch von neuen<br />
Schweizer Volksliedern sprechen, die Linie von<br />
Mani Matter über Polo Hofer zum »Stillen Has»<br />
ist eine direkte. Nun ist es in Bern so, dass viele<br />
der Musiker, die mit Kuno-Büne-Polo-Endo auf<br />
der Bühne stehen, ihr Handwerk in der Swiss<br />
Jazz School gelernt haben. «Stiller Has»-Schlagzeuger<br />
Martin Silfverberg, Michel Poffet, regelmässiger<br />
Bassist von Polo Hofer zum Beispiel,<br />
und der ehemalige «Züri West»-Keyboarder Oli<br />
Kuster waren dort. Und umgekehrt sitzen im<br />
Swiss Jazz Orchestra reihenweise Musiker, die<br />
mit den Berner Popgrössen verbandelt sind:<br />
Stephan Geiser spielt neben «Funky Brotherhood»<br />
zeitweise bei Philipp Fankhauser und<br />
«Stop the Shoppers», Daniel Woodtli bei «Patent<br />
Ochsner», Till Grünewald und Thomas Knuchel<br />
bei «Züri West», und viele von ihnen wiederum<br />
spielen bei Stephan Geisers «Funky Brotherhood»,<br />
der Nummer-eins-Funkband der Schweiz.<br />
Gute Voraussetzungen also, um die grosse<br />
bernische Verschwisterung einmal zu proben.<br />
Initialzündung war eine Gala-Night, an der sich<br />
Lokalmatador Schmidi Schmidhauser als verkappter<br />
Frank Sinatra outete. Stephan Geisers<br />
graue Zellen begannen zu arbeiten: Was wäre,<br />
wenn man Ähnliches mit anderen Popgrössen<br />
machen würde, und wie würde es klingen,<br />
wenn diese ihre eigenen Hits singen würden?<br />
Wie müsste man eine solche Produktion<br />
organisieren und wer würde mitarbeiten?<br />
Der musikalische Spagat<br />
Schnell war klar, dass die Frontfrauen und<br />
-männer grosse Lust auf das Projekt hatten:<br />
Sina war dabei und Freda, die Funky-Brotherhood-Sängerin,<br />
Polo Hofer sagte zu, Kuno<br />
Lauener auch und gleichermassen Büne Huber,<br />
Schmidi Schmidhauser, Philipp Fankhauser und<br />
Hendrix Ackle. Und ebenso schnell war entschieden,<br />
dass keine Jazzstandards gesungen<br />
werden sollten, wie das Aaron Neville, Sinead<br />
O’Connor etc. schon probiert hatten, sondern<br />
Originalmaterial. Die beiden Arrangeure<br />
Philipp Henzi und Johannes Walter machten<br />
sich an die Arbeit. Ein musikalischer Spagat<br />
war gefragt, die Charts mussten so sein, dass<br />
sie die Stars optimal unterstützten und die<br />
Band nicht unterforderten, und man musste<br />
den knappen Produktionszeiten Rechnung<br />
tragen. Die Basic Tracks wurden im Studio 2 bei<br />
Schweizer Radio DRS in Zürich aufgenommen.<br />
In einem zweiten Schritt und in anderen Studios<br />
kamen die zusätzlichen Gitarren, Keyboards,<br />
Perkussionsinstrumente und Backing Vocals<br />
dazu, und ganz am Schluss, und meistens in<br />
ihren eigenen Studios, lieferten die Gäste<br />
ihren Beitrag. Stephan Geiser begleitete diesen<br />
ganzen Prozess, reiste mit den Harddiscs umher<br />
und sammelte bespielte Spuren.<br />
Die entstandene Produktion heisst «Buebetröim»,<br />
nach einem Lied von Polo Hofer. Und<br />
es sind diverse Buben- und Mädchenträume<br />
versammelt: Der Traum des Sängers, vor einer<br />
saftigen Band zu stehen, der Traum des<br />
Jazzers, einmal aus der Minderheitennische<br />
hervorzukriechen und gehört zu werden.<br />
Und irgendwie auch der Traum aller, an einer<br />
Produktion teilzuhaben, welche Leute verbindet,<br />
die am Rande oft miteinander zu tun<br />
haben und in einen ähnlichen Kuchen gehören.<br />
– Mithin eine ziemlich nationale Angelegenheit.<br />
Wie es sich für ein Swiss Jazz Orchestra gehört.<br />
*<br />
Beat Blaser ist seit fast zehn Jahren<br />
Jazzredaktor bei DRS 2. Früher agierte<br />
Blaser als Saxophonist; 1991 trat er mit<br />
«Interkantonale Blasabfuhr» auch in<br />
Schaffhausen auf. Sein liebstes Quartett<br />
war das letzte mit Claudio Pontiggia,<br />
Thomas Dürst und Marcel Papaux. Von<br />
Blaser stammen auch die Kurztexte in<br />
diesem Programmheft.<br />
Büne Huber, Schmidi Schmidhauser, Kuno Lauener,<br />
Philipp Fankhauser und Hendrix Ackle
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> <strong>9.</strong> – 12. MAi 2007<br />
www.jazzfestival.ch 44 / 45<br />
Editorial des Hauptsponsors<br />
Credit Suisse<br />
Tradition und Innovation: Diese Werte gehören<br />
zur Grundhaltung der Credit Suisse. Es ist daher<br />
gut nachvollziehbar, dass die Credit Suisse<br />
bereits seit 1999 begeisterter Partner des<br />
<strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong>s ist. Die Lust, das<br />
musikalische Erbe zu erforschen, und der<br />
Mut, neue Wege zu gehen, gerade das macht<br />
die Tage und Nächte in Schaffhausen Jahr<br />
für Jahr zum einmaligen Erlebnis. Kein Zweifel,<br />
für Liebhaberinnen und Liebhaber des Jazz<br />
ist Schaffhausen ein «Must» in der Agenda.<br />
Dieses Jahr wird das <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong><br />
18 Jahre alt und damit praktisch volljährig.<br />
Wir möchten den Machern des Festivals und<br />
den zahlreichen Helferinnen und Helfern<br />
ganz herzlich danken für die Leidenschaft<br />
und die Sorgfalt, mit der sie das Festival<br />
seit seiner Gründung gestalten. Wenn Aussergewöhnliches<br />
entstehen soll, sind Verlässlichkeit<br />
und Kontinuität Voraussetzung. Nur wenn<br />
beide Partner ihr Verständnis von Qualität<br />
teilen, macht Sponsoring wirklich Sinn. In<br />
diesem Sinne freut sich die Credit Suisse, das<br />
<strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> auch im «Erwachsenenleben»<br />
als Partner weiter zu begleiten.<br />
Für die Ausgabe 2007 wünschen wir allen<br />
Besucherinnen und Besuchern und der Crew<br />
ein rauschendes Fest des Jazz und viele<br />
inspirierende Momente.<br />
*<br />
Andreas Knup, Niederlassungsleiter<br />
Credit Suisse Schaffhausen<br />
Hauptsponsoren<br />
Private Public Media<br />
Co-Sponsoren<br />
Wir danken zudem ganz herzlich für die finanzielle Unterstützung<br />
SIS Schweizerische Interpretenstiftung, «<strong>schaffhauser</strong> az», Weinhandlung zum Felsenkeller, Hotel Bahnhof,<br />
Mäder Haustechnik. Realisiert mit finanzieller Unterstützung der SUISA-Stiftung für Musik<br />
Unser Dank geht schliesslich an Radio DRS, Peter Bürli und Martin Pearson.
<strong>18.</strong> <strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong> <strong>9.</strong> – 12. MAi 2007<br />
Service<br />
P<br />
Tourist Info<br />
Schaffhausen Tourismus<br />
Tel. +41 52 624 01 40<br />
Fax +41 52 620 24 75<br />
info@jazzfestival.ch<br />
P<br />
P<br />
32<br />
P<br />
33<br />
30<br />
31<br />
1<br />
13<br />
© PGU / BBF<br />
30<br />
P<br />
25 27<br />
5<br />
2<br />
20<br />
22 23 24<br />
6<br />
P<br />
8<br />
P<br />
3<br />
16<br />
10<br />
14<br />
28<br />
3<br />
11<br />
26<br />
P<br />
15<br />
1<br />
4<br />
P<br />
18<br />
7<br />
9<br />
21<br />
P<br />
P<br />
P<br />
P<br />
2<br />
17<br />
4<br />
19<br />
12<br />
P<br />
29<br />
Hotels<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
Bahnhof ****<br />
Relais + Château Fischerzunft<br />
Promenade ***<br />
Park Villa ***<br />
Zunfthaus zum Rüden ***<br />
Kronenhof ***<br />
Zum Sittich<br />
Kirchen / churches<br />
8 St. Johann<br />
9 Münster<br />
10 St. Maria<br />
Kultur<br />
11<br />
12<br />
13<br />
8<br />
15<br />
16<br />
17<br />
14<br />
Stadttheater<br />
Kulturzentrum Kammgarn<br />
Schützenstube<br />
St. Johann<br />
Rathauslaube<br />
Park Casino<br />
Sommerlust<br />
Haberhaus Kulturklub<br />
Museen<br />
18<br />
19<br />
20<br />
Museum zu Allerheiligen<br />
Hallen für Neue Kunst<br />
Museum Stemmler<br />
Kino<br />
21<br />
22<br />
Kiwi Kino<br />
Orient<br />
Tanzlokale<br />
22 Orient<br />
23 CubaClub<br />
24 Eckhaus<br />
25 Domino<br />
26 Casino<br />
27 Tabaco Lounge<br />
28 Champ Bar<br />
29 dolder2<br />
WC<br />
Verkehr<br />
33 Bahnhof<br />
30 Städtische Busse<br />
32 31 Regionale Busse<br />
32 Velostation<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Regierungsgebäude Kanton SH<br />
Stadthaus, Stadt Schaffhausen<br />
Haus der Wirtschaft<br />
<strong>Schaffhauser</strong> Polizei, Fundbüro
www.jazzfestival.ch 46 / 47<br />
Übernachten Sie in Schaffhausen<br />
Verbinden Sie den Besuch am <strong>Jazzfestival</strong><br />
mit einem gemütlichen, verlängerten<br />
Wochenende in Schaffhausen.<br />
Das zentral gelegene Hotel Bahnhof****<br />
an der Bahnhofstrasse 46 offeriert allen<br />
<strong>Jazzfestival</strong>-BesucherInnen Übernachtungen<br />
mit 50% Rabatt. Reservieren Sie bitte Ihr<br />
Zimmer unter dem Stichwort <strong>Jazzfestival</strong>.<br />
Telefon +41 52 630 35 35, Fax +41 52 630 35 36<br />
mail@hotelbahnhof.ch<br />
* www.hotelbahnhof.ch<br />
Dieses Spezialangebot ist nur vom<br />
<strong>9.</strong> – 12. Mai 2007 gültig.<br />
Das Einzelzimmer kostet Fr. 100.–,<br />
das Doppelzimmer Fr. 150.–.<br />
Frühstücksbüffet, Service und<br />
Mehrwertsteuer sind im Preis inbegriffen.<br />
Die letzten Züge der SBB<br />
Nach Zürich<br />
Mittwoch / Donnerstag 23.09<br />
Freitag / Samstag 00.55<br />
und 02.55<br />
Nach Winterthur<br />
Mittwoch / Donnerstag 23.46<br />
Freitag / Samstag 00.55<br />
und 02.55<br />
Tickets / Reservation<br />
Tel. +41 52 624 01 40<br />
Fax +41 52 620 24 75<br />
info@jazzfestival.ch<br />
Festivalpass Fr. 90.–<br />
gültig für alle Veranstaltungen<br />
Vorverkauf<br />
Musikhaus Marcandella<br />
*<br />
Stadthausgasse 21<br />
Tourist-Service Schaffhausen<br />
*<br />
Herrenacker 15<br />
Informationen<br />
* www.jazzfestival.ch<br />
Tel. / Fax +41 52 625 98 12<br />
Jazz im Radio DRS 2<br />
Impressum<br />
Sendungen DRS 2<br />
Jazz aktuell (Vorschau Festival)<br />
*<br />
8. Mai 2007 21.00 – 22.00<br />
Jazz live (T-B-F/Ischer/Vein)<br />
* *<br />
11. Mai 2007 22.30 – 01.00<br />
*<br />
Zweitausstrahlungen DRS 2<br />
Tontechnik<br />
Pierre Favre The Drummers<br />
* 27. Juli 2007 22.30 – 23.30<br />
Christoph Stiefel 7meilenStiefel<br />
* *<br />
10. August 2007 22.30 – 23.30<br />
Gabriela Friedli Objets Trouvés<br />
* *<br />
<strong>24.</strong> August 2007 22.30 – 23.30<br />
Küche<br />
Bruno Amstad Solo<br />
* *<br />
14. September 2007 22.30 – 23.30<br />
* erb_gut<br />
*<br />
28. September 2007 22.30 – 23.30<br />
* T-B-F<br />
*<br />
12. Oktober 2007 22.30 – 23.30<br />
Yvan Ischer «Scorpio 7»<br />
*<br />
26. Oktober 2007 22.30 – 23.30<br />
* Vein<br />
16. November 2007 22.30 – 23.30<br />
Daniel Schläppi Voices<br />
*<br />
30. November 2007 22.30 – 23.30<br />
Vera Kappeler Trio<br />
* *<br />
14. Dezember 2007 22.30 – 23.30<br />
Redaktion<br />
Swiss Jazz Orchestra<br />
* 28. Dezember 2007 22.30 – 23.30<br />
*<br />
*<br />
Team Schweizer Radio DRS 2<br />
Produktion<br />
Martin Pearson Tonmeister<br />
*<br />
Ruedi Wild, Hans-Peter Mäglin Technik<br />
Beat Blaser Redaktion<br />
* Peter Bürli Produktion<br />
Organisation <strong>Jazzfestival</strong><br />
Hans Naef und Urs Röllin OK<br />
Barbara Ackermann Büro<br />
Werner Dönni, Ueli Von Burg<br />
Roli Fricker Bühnentechnik<br />
Damir Zizek Licht<br />
Christian Richli, Niggi Rüttimann,<br />
Emil Schneider Chef de Service / Bar<br />
Werner und Christa Fleischmann<br />
Heidi Steinemann,<br />
Peter Ackermann Bandbetreuung<br />
BBF Grafisches Konzept und<br />
Gestaltung / www.bbf.ch<br />
Olaf Breuning Fotografie Plakat<br />
Programmzeitung<br />
Eine Beilage der<br />
«<strong>Schaffhauser</strong> Nachrichten»<br />
«<strong>schaffhauser</strong> az»<br />
«WOZ Die Wochenzeitung»<br />
Daniel Fleischmann Konzept und<br />
Beat Blaser Kurztexte<br />
Christian Rentsch<br />
Texte Jazzgespräche<br />
<strong>Schaffhauser</strong> Nachrichten<br />
Sacha Meier (SN)<br />
Barbara Ackermann<br />
Anzeigenverkauf<br />
Internet<br />
www.jazzfestival.ch<br />
Sonja Schäfer, Uli Weidner<br />
*<br />
Konzept und Gestaltung<br />
www.know-idea.de Produktion<br />
*<br />
Co-Produktionen<br />
Kulturklub Haberhaus<br />
*<br />
Monika Niederhauser<br />
* TapTab<br />
Fabian Amsler, Peter Ackermann<br />
Kurz und Knapp Michael Burtscher<br />
Kino Kiwi-Scala, Schaffhausen,<br />
*<br />
und SF Schweizer Fernsehen<br />
4. <strong>Schaffhauser</strong> Jazzgespräche in<br />
*<br />
der Kulturgaststätte Sommerlust, eine<br />
Zusammenarbeit mit Pro Helvetia, SMS<br />
(Schweizer Musik Syndikat).<br />
Christian Rentsch Konzept<br />
Urs Schnell (SMS) und Urs Röllin<br />
(<strong>Schaffhauser</strong> <strong>Jazzfestival</strong>) Realisation