Der Gleichstellungs â Newsletter der Stadt Osterholz-Scharmbeck
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Die Befragung war Teil einer repräsentativen Studie mit insgesamt rund 1000 Männern und Frauen. Zu wenig<br />
För<strong>der</strong>ung am Arbeitsplatz o<strong>der</strong> mangelnde berufliche Qualifikation nannte hingegen nur jede vierte Frau<br />
als Karrierehin<strong>der</strong>nis. 60 Prozent halten eine Frauenquote in den Betrieben für sinnvoll.<br />
Laut <strong>der</strong> repräsentativen Umfrage sind fast 90 Prozent <strong>der</strong> Bundesbürger <strong>der</strong> Meinung, dass vor allem Frauen<br />
durch die Familie im Beruf benachteiligt sind. Mehr als zwei Drittel glauben, dass männliche Führungskräfte<br />
Frauen ausgrenzen. Die oft behauptete mangelnde Durchsetzungsfähigkeit von Frauen im Job scheint<br />
dagegen kein Thema zu sein. 80 Prozent <strong>der</strong> Befragten halten Frauen für genauso durchsetzungsstark und<br />
60 Prozent sogar für gleichermaßen machtbewusst wie Männer.<br />
Bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> beruflichen Chancen von Frauen gibt es große Unterschiede zwischen den Generationen.<br />
Während drei Viertel <strong>der</strong> 50- bis 60-Jährigen nicht glauben, dass in Deutschland Frauen und Männer<br />
die gleichen Chancen haben, Karriere zu machen, sind junge Menschen deutlich optimistischer. Für fast die<br />
Hälfte <strong>der</strong> 16- bis 29- Jährigen sind die beruflichen Möglichkeiten zwischen den Geschlechtern gerecht verteilt.<br />
Damit Frauen bessere Chancen haben, halten knapp 80 Prozent <strong>der</strong> Befragten die gezielte För<strong>der</strong>ung durch<br />
Vorgesetzte für geeignet. Rund 60 Prozent setzen auf eine bessere Ausbildung und Qualifizierung. Auf die<br />
Unterstützung durch den Partner baut jede zweite Frau. Für eine Frauenquote in Unternehmen und Organisationen<br />
plädieren 60 Prozent <strong>der</strong> Frauen und 41 Prozent <strong>der</strong> Männer.<br />
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33.) Alleinerziehend: ein fast unmöglicher Spagat<br />
Das Modell „Alleinerziehend“ ist auf dem Vormarsch. Die Zahl <strong>der</strong>jenigen, die ihre Kin<strong>der</strong> ohne Hilfe<br />
eines Partners großziehen müssen, wächst seit Jahren. Viele von ihnen sind<br />
berufstätig, fast die Hälfte sogar in Vollzeit. Eine Situation, die nur schwer zu<br />
bewältigen ist.<br />
Constanze Hacke<br />
ist selbstständige Wirtschaftsjournalistin in Köln.<br />
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Fast 100 Bewerbungen hat Monika geschrieben. Die 39-Jährige aus Marl bei<br />
Recklinghausen versuchte, nach zwei Jahren Pause wie<strong>der</strong> den Einstieg in den Job zu finden. „In den Vorstellungsgesprächen<br />
waren die Arbeitgeber jedes Mal geschockt, dass mein Kind doch noch so klein sei und<br />
ob ich überhaupt arbeiten wolle. Was heißt hier wollen: Ich muss!“ Denn Monika zieht ihre zweieinhalbjährige<br />
Tochter allein groß und zählt damit zu <strong>der</strong> wachsenden Anzahl von Alleinerziehenden in Deutschland.<br />
Von den 8,4 Millionen Familien mit Kin<strong>der</strong>n sind inzwischen 1,6 Millionen alleinerziehend – und damit jede<br />
fünfte Familie. Vor zehn Jahren lag dieser Anteil noch bei 14 Prozent.<br />
Ökonomisches Risiko „alleinerziehend“<br />
Die überwiegende Mehrheit <strong>der</strong> Alleinerziehenden sind Frauen, zwei Drittel<br />
von ihnen sind berufstätig wie Monika. „Eine Vollzeitstelle in näherer Umgebung<br />
habe ich nicht gefunden; bei einer Zusage musste ich ablehnen, weil<br />
ich jeden Tag zusätzlich zur Kita auf externe Hilfe angewiesen gewesen wäre.“<br />
Nun arbeitet Monika 20 Stunden die Woche im Büro einer Mälzerei. Und<br />
auch hier jongliert sie mit <strong>der</strong> Hilfe von Freunden und Familien, damit es<br />
irgendwie geht.<br />
In einer Gesellschaft, in <strong>der</strong> es üblich ist, dass <strong>der</strong> Haushalt über zwei Einkommen gesichert wird, ist es ein<br />
großes ökonomisches Risiko, alleinerziehend zu sein. Allerdings gehen die einzelnen europäischen Staaten<br />
unterschiedlich mit dieser Situation um. Hans Bertram, Professor für Mikrosoziologie an <strong>der</strong> Berliner Humboldt-Universität,<br />
schil<strong>der</strong>t dies am Beispiel Schweden: „Hier wurden mehrere Instrumente geschaffen, etwa<br />
das einkommensabhängige Elterngeld o<strong>der</strong> bei einem Teilzeitjob die Möglichkeit, dass für Arbeitnehmer bis<br />
zum 8. Lebensjahr des Kindes die Sozialversicherungsbeiträge von den Sozialkassen bezahlt werden. Wir in<br />
Deutschland haben dagegen eine Mischung aus zielgerichteten Leistungen und Instrumenten, die an die<br />
Ehe gekoppelt sind.“<br />
Carmen hat das am eigenen Leib erfahren müssen. Die alleinerziehende Mutter von drei Kin<strong>der</strong>n arbeitet als<br />
freie Hörfunkjournalistin. „Ich habe schon während meiner Ehe darauf geachtet, nie von meinem Mann abhängig<br />
zu sein – jedenfalls nicht mehr als unbedingt notwendig. Das halte ich heute für die klügste Entscheidung<br />
überhaupt.“ Da <strong>der</strong> Vater <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> nicht zahlt, ist die 33-Jährige auf den Unterhaltsvorschuss des<br />
Jugendamts angewiesen – und <strong>der</strong> läuft bald aus. „Mir scheint, dass <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e, nicht erziehende Elternteil<br />
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