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Der Gleichstellungs – Newsletter der Stadt Osterholz-Scharmbeck

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mehr konkurrenzfähig. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und<br />

eine Herausfor<strong>der</strong>ung nicht nur für Frauen, son<strong>der</strong>n auch für Männer, die bisher noch nicht ausreichend an<br />

einer Verän<strong>der</strong>ung des Arbeitslebens arbeiten. Die neue Rolle des Mannes in <strong>der</strong> Gesellschaft ist nicht an<br />

einem einzigen Bild festzumachen; viel mehr muss sie vielfältig ausgestaltet sein und Identifikationsmöglichkeiten<br />

erweitern.<br />

Für den wissenschaftlichen Diskurs ergeben sich aus diesem Umstand zahlreiche Ansatzpunkte: Wie hat<br />

sich das Männlichkeitsbild im Zuge <strong>der</strong> Emanzipation <strong>der</strong> Frau verän<strong>der</strong>t? Welche neuen Lebensentwürfe<br />

gibt es für Männer? Was muss "mann" heute tun, wie sein, um in <strong>der</strong> Gesellschaft, beruflich wie privat, zu<br />

bestehen und glücklich zu werden? - Und schließlich: Wie kann Bildung speziell für Männer aussehen, die<br />

bei <strong>der</strong> Beantwortung eben dieser Fragen helfen will?<br />

Anlässlich des Welttags des Mannes bezogen Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis in sieben<br />

Vorträgen Position zu spezifischen Bereichen <strong>der</strong> Männerbildung. Dabei fahndeten sie nach Lösungen<br />

für die Probleme <strong>der</strong> alten normativen Zwänge und verän<strong>der</strong>ten Ansprüche an den neuen Mann. Aus gen<strong>der</strong>theoretischer<br />

Sichtweise ging es um die Grundlagen <strong>der</strong> Jungen- und Männerbildung und die Entwicklung<br />

von männlicher Identität, um Zielgruppen, Inhalte und Methoden von Männerbildung und immer wie<strong>der</strong><br />

um Männer und Väter im Spannungsfeld von Beruf und Familie.<br />

Hierzu wurden Einblicke in ein Programm <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>österreichischen Landesregierung gewährt und mögliche<br />

Unterstützungsangebote von Arbeitgebern besprochen. Die Tagung beleuchtete Männerbildung als eine<br />

pädagogisch-didaktische Aufklärungsarbeit, die dem Mann im Sinn des Gen<strong>der</strong> mainstreaming que(e)re<br />

Lebensspektren in Arbeit, Freizeit, Partnerschaft und Familie aufzeigen kann und damit zur Ichfindung des<br />

emanzipierten Mannes beiträgt.<br />

Die 5. Männertagung des Zentrums für Frauen- und Geschlechterforschung <strong>der</strong> Universität Leipzig (FraGes)<br />

und des FraGes-Verein e.V. Leipzig wurde veranstaltet in Kooperation mit dem <strong>Gleichstellungs</strong>beauftragten<br />

<strong>der</strong> Universität Leipzig, <strong>der</strong> Selbständigen Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie<br />

(Prof. Dr. Elmar Brähler) und dem Institut für Sportpsychologie und Sportpädagogik (Dr. Dorothee Alfermann)<br />

<strong>der</strong> Universität Leipzig.<br />

Mo<strong>der</strong>iert wurde die Männertagung von <strong>der</strong> Direktorin des Zentrums für Frauen- und Geschlechterforschung<br />

(FraGes), Frau Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt. Herr Prof. Dr. Dr. h. c. Ekkehard Nuissl von Rein vom Institut für<br />

Berufs- und Weiterbildung <strong>der</strong> Universität Duisburg-Essen beschloss die Veranstaltung mit einem resümierenden<br />

Vortrag zum Ist-Stand <strong>der</strong> Männerbildung.<br />

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31.) »Die gläserne Decke war eher aus Beton«<br />

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Kind und Karriere traute ihr keiner zu. Anke Domscheit schreibt, wie sie es trotzdem nach oben schaffte.<br />

Zu Beginn meiner Karriere kannte ich den Begriff »gläserne Decke« nicht. Vermutlich hätte ich ihn auch<br />

nicht verstanden. Ich war erfolgreich und wurde beför<strong>der</strong>t – schneller als mancher Kollege. In meiner Weltsicht<br />

war Karriere diskriminierungsfrei. Als ich dann Jahre später Bekanntschaft mit <strong>der</strong> gläsernen Decke<br />

machte, schien sie mir eher aus Beton zu sein. Aus dem anstehenden Aufstieg ins Management wurde<br />

nichts, trotz sehr guter Beurteilungen. Alle sechs Monate sah ich zu, wie Männer, die auf <strong>der</strong> Karriereleiter<br />

einst hinter mir waren, mich flott überholten.<br />

Nur zwei Dinge unterschieden mich von ihnen – ich bin weiblich und habe ein Kind. Die Begründung für<br />

meine Nichtbeför<strong>der</strong>ung war für eine Frau mit Ost-Sozialisierung nicht zu begreifen. Ich lernte, dass ein<br />

»hervorragend« nur halb so viel wert ist, wenn man nur 50 Prozent arbeitet. Ich hätte ja selbst zwischen<br />

Karriere und Familie gewählt und könne mich nun nicht darüber beschweren. Mein Vorgesetzter schwärmte<br />

davon, dass seine Frau wisse, »wo ihr Platz ist«. Als Managerin mit Prädikatsabschluss einer Eliteuniversität<br />

habe sie in drei Jahren drei Kin<strong>der</strong> bekommen und kümmere sich nun zu Hause um sie. Er sprach davon,<br />

dass Kin<strong>der</strong>gärten den Nachwuchs asozial machten und <strong>der</strong> Beruf für Mütter nicht so wichtig sei.<br />

Mein Sohn wurde im Jahr 2000 geboren, und relativ bald arbeitete ich wie<strong>der</strong> Vollzeit. Auch das passte<br />

vielen nicht. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich gefragt wurde: »Wie kommt dein Kleiner damit klar, dass du<br />

arbeitest?« Ich begann, mich zu rechtfertigen, erzählte von einem fein gesponnenen Betreuungsnetz aus<br />

Tagesmutter, Kita, Oma und Papa.<br />

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