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Der Gleichstellungs – Newsletter der Stadt Osterholz-Scharmbeck

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organisieren hält Beatrix Hahner überhaupt für die größte Hürde. Dabei kann sie nicht helfen, das müssen<br />

die Auszubildenden selbst stemmen. Als junge Mutter o<strong>der</strong> junger Vater müssten die Bewerber schon "sehr<br />

gut aufgestellt sein", um die Ausbildung mit Kind zu bewältigen.<br />

Sven Lücks Sohn ist bereits drei Jahre alt und geht in den Kin<strong>der</strong>garten. In den Ferienzeiten übernimmt<br />

seine Frau die Betreuung. Das geht nur, weil sie Lehrerin ist. Eine Ausbildung in Vollzeit wäre für Lück<br />

schwierig. Den Eltern ist wichtig, dass sie genügend Zeit für ihr Kind haben. Und wie reagiert das Umfeld<br />

auf den Teilzeit-Mann? Lück hat keine negativen Erfahrungen gemacht. We<strong>der</strong> als Hausmann und Vater,<br />

noch fürchtet er Vorurteile, wenn er in Teilzeit arbeitet.<br />

Es sind jedoch Ängste vor Vorurteilen und dummen Witzen, die Männer von Teilzeitarbeit abhalten. Das<br />

Bundesministerium für Arbeit und Soziales wirbt mit einer dicken Broschüre für das "Abenteuer Teilzeit" bei<br />

Männern. Die Broschüre enthält auch einen Argumentationsleitfaden mit griffigen Antworten, um auf Sätze<br />

wie "Ich hab’s schon im Ohr: Weichei <strong>der</strong> Nation! Einer, <strong>der</strong> nur noch von Windeln, Kin<strong>der</strong>geburtstagen o<strong>der</strong><br />

Medikamenten schwafeln kann" kontern zu können.<br />

Dass es Väter gibt, die sich gerne die Familien- und Berufsarbeit mit ihrer Partnerin teilen möchten – dieses<br />

Rollenmuster muss sich noch weiter durchsetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Frauenerwerbsquote<br />

in Deutschland stagniert. Sie ist – umgerechnet auf Vollzeitstellen – unter den EU-Durchschnitt von 48,8<br />

Prozent gerutscht. Diese Zahlen veröffentlichte das Institut für Arbeit und Qualifikation <strong>der</strong> Universität Duisburg<br />

2008 in einer Studie im Auftrag <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung. Dagegen arbeiteten immer mehr Frauen aus<br />

familiären und persönlichen Gründen in Minijobs und Teilzeitarbeit.<br />

So bleiben Teilzeitarbeit sowie Ausbildungen o<strong>der</strong> Umschulungen in Teilzeit trotz einiger männlicher "Exoten"<br />

zumindest vorläufig "eine neue Perspektive für Mamas". So jedenfalls titelte eine Zeitschrift über das<br />

neue Freiburger Modell. Noch nicht wissend, dass mit Sven Lück <strong>der</strong> erste Auszubildende ein Mann sein<br />

wird.<br />

_____________________________________________________________________________________<br />

28.) Elterliche Sorge muss neu geregelt werden<br />

Foto: S.Hainz/www.pixelio.de<br />

Das Bundesverfassungsgericht hat das Sorgerecht lediger<br />

Väter gestärkt. Die aktuelle Gesetzeslage, wonach ein Vater<br />

eines unehelichen Kindes das Sorgerecht nur mit Zustimmung<br />

<strong>der</strong> Mutter erhalten kann, sei verfassungswidrig, entschieden<br />

die Karlsruher RichterInnen in einem am 3. August<br />

2010 veröffentlichten Beschluss.<br />

Nathalie Sopacua<br />

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Mit seiner Entscheidung setzt das Bundesverfassungsgericht ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für<br />

Menschenrechte vom Dezember 2009 um. Es hatte gerügt, dass das deutsche Kindschaftsrecht ledige Mütter<br />

gegenüber den Vätern bevorzuge. Dadurch greife <strong>der</strong> Gesetzgeber unverhältnismäßig in das Elternrecht<br />

des Vaters eines nichtehelichen Kindes ein, urteilte nun das Bundesverfassungsgericht.<br />

Bis zu einer Novellierung des Sorgerechts können ledige Väter ab sofort vor Gericht die gemeinsame Sorge<br />

einfor<strong>der</strong>n. Dies müsse ihnen auch gegen den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Kindsmutter gewährt werden, "soweit zu erwarten<br />

ist, dass dies dem Kindeswohl entspricht", heißt es im Beschluss <strong>der</strong> Karlsruher RichterInnen.<br />

Sorgerecht für beide Elternteile auch ohne gerichtliche Entscheidung<br />

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FPD) begrüßte die Entscheidung aus Karlsruhe.<br />

Die FDP-Politikerin kündigte unmittelbar nach Bekanntgabe <strong>der</strong> Entscheidung an, „ein unbürokratisches<br />

Verfahren, bei dem das Wohl <strong>der</strong> betroffenen Kin<strong>der</strong> stets Dreh- und Angelpunkt aller Überlegungen ist“ auf<br />

den Weg zu bringen. Sie wolle eine Reform, die „den betroffenen Vätern Wege aufzeigt, wie sie auch ohne<br />

vorherige gerichtliche Entscheidung ihr Sorgerecht ausüben können“.<br />

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