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Der Gleichstellungs – Newsletter der Stadt Osterholz-Scharmbeck

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Es ist eine Zeit, in <strong>der</strong> deutlich wird, dass entgrenzte Arbeitszeiten krank machen, und sich die Rolle <strong>der</strong><br />

Väter wandelt.<br />

Eine Zeit, in <strong>der</strong> Unternehmen Frauen aus wirtschaftlichen Gründen für sich entdecken. »In dem Moment, in<br />

dem das Konstrukt des allzeit bereiten Machers als ein Konstrukt entlarvt wird, verschieben sich die Chancen<br />

<strong>der</strong> Geschlechter«, sagt <strong>der</strong> Konstanzer Arbeitssoziologe Thomas Hinz.<br />

Es scheint sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass neue Spielregeln gelten. Wer Frauen ganz oben sehen<br />

will, muss ihnen gut zuhören. »Ob Talente eine Lernphase für ein Jahr einlegen wollen, einen Master o<strong>der</strong><br />

ein Sabbatical machen, für die Familie da sein o<strong>der</strong> ihr Arbeitspensum auf vier Tage beschränken möchten –<br />

legitim«, sagt <strong>der</strong> Personalvorstand <strong>der</strong> Telekom, Thomas Sattelberger.<br />

<strong>Der</strong> Wandel ist an vielen Stellen längst im Gange. Die Werkzeuge dafür sind ein Kalen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> ein Handy. In<br />

den Kalen<strong>der</strong> trägt die Familie Ohlhoff alle ihre Termine ein. Vier Nachtdienste stehen da für Janneke Ohlhoff<br />

umkringelt, bei den Jungs ist Hapkido-Training angesagt. Elisabeth von Szczepanski organisiert ihre<br />

Familie per Telefon. Auch wenn sie im Gericht ist, bleibt sie die Schaltzentrale, aus praktischen Gründen.<br />

Wenn ihr Mann im Gefängnis arbeitet, darf er kein Handy dabeihaben. Und so klingelt es bei ihr, wenn eines<br />

ihrer Kin<strong>der</strong> krank geworden ist. Mit Erfin<strong>der</strong>geist managen beide Familien ihr eigenes Unternehmen. »Aber<br />

zum Glück spielen die Jungs keinen Fußball«, sagt Janneke Ohlhoff, sonst hätten sie noch am Wochenende<br />

Spiele.<br />

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26.) Welche Bedingungen müssen in einem Beruf herrschen?<br />

Kind da, Job weg - Warum Muttersein für hoch qualifizierte Frauen immer noch ein Problem ist<br />

© Jason Merritt/Getty Images<br />

Familienglück bedeutet für die meisten Frauen<br />

noch immer Karriereverzicht<br />

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Als Natascha Pösel ihrem Chef mitteilte, dass sie ein Kind erwarte, begann für sie die Zeit des Lesens.<br />

Tagsüber. Im Büro. Sie brachte sich Bücher mit, las ausführlich die Zeitung, surfte im Internet, informierte<br />

sich über die Entwicklungsstadien eines Embryos, über Familienbildungsstätten und Babykurse in Kiel,<br />

ihrem Wohnort. Ab und an durfte sie Akquisebriefe entwerfen o<strong>der</strong> Flyer Korrektur lesen. Weil Natascha<br />

Pösel schwanger war, bekam sie keine eigenen größeren Projekte mehr. Die Stechuhr in <strong>der</strong> großen Werbeagentur<br />

in Elmshorn erfasste weiter die Anwesenheit <strong>der</strong> Werbetexterin. Acht Stunden täglich abzüglich<br />

45 Minuten Mittagspause. Ihr Gehalt erhielt sie fortan für die Anwesenheit. Wer ein Kind bekommt, so die<br />

Begründung des Vorgesetzten, komme doch sowieso nicht mehr zurück in den Job.<br />

Natascha Pösel, 43, wollte dies zwar, aber sie durfte nicht. Genauso wenig wie Jutta Wegener und Stefanie<br />

Freier (beide Namen geän<strong>der</strong>t). Für die Germanistin Pösel, die Juristin Wegener und die Betriebswirtin Freier<br />

bedeutete die Bekanntgabe <strong>der</strong> Schwangerschaft den Abschied vom Job. Wie für viele Akademikerinnen.<br />

Entwe<strong>der</strong> schleichend und zunächst kaum sichtbar o<strong>der</strong> Knall auf Fall. Mütter in verantwortlichen Positionen,<br />

so <strong>der</strong> Tenor ihrer Vorgesetzten, können nicht Teilzeit arbeiten. Das gab es in <strong>der</strong> Firma noch nie und<br />

wird es auch nicht geben. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung von 2006<br />

arbeiten zum Beispiel nur 14 Prozent aller Frauen in Führungspositionen in Teilzeit. Insgesamt belegen fast<br />

84 Prozent aller Teilzeitarbeitsplätze Frauen, meldet die Bundesagentur für Arbeit.<br />

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