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Der Gleichstellungs – Newsletter der Stadt Osterholz-Scharmbeck

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<strong>Der</strong> <strong>Gleichstellungs</strong> – <strong>Newsletter</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong><br />

Ausgabe – Nr. 12 / 1. Halbjahr 2011<br />

Inhalt<br />

Editorial – Eine Frau schaut sich im Spiegel an…<br />

1.) Integration & Gleichstellung - Programmheft 1. Halbjahr 2011<br />

2.) CD-Unternehmerinnen-Netzwerk-Kalen<strong>der</strong> 2011 – 2012<br />

3.) Networking ist in aller Munde<br />

4.) GLEICHSTELLUNGSBERICHT 2007 – 2010 unter www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de<br />

5.) Neue Europäische (EU) <strong>Gleichstellungs</strong>strategie 2010 – 2015<br />

6.) Minijobs abschaffen!<br />

For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung 2010 des Deutschen Frauenrates<br />

7.) Erster <strong>Gleichstellungs</strong>bericht <strong>der</strong> Bundesregierung: Sachverständigenkommission<br />

empfiehlt Abkehr von schwarz-gelber Politik<br />

8.) Geschlechtergerechtigkeit: Die Frauen-Quote & Entgeltgleichheit<br />

Juristinnen: Gesetzliche Regelungen zur Gleichstellung überfällig<br />

9.) Visitenkartenparty für Frauen am Samstag, 05. März 2011 auf Gut Sandbeck<br />

10.) 100 Jahre Internationaler Frauentag am 8. März 2011 im <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong>er Rathaus<br />

11.) 100 Jahre Internationaler Frauentag am 8. März 2011: Wo stehen wir heute?<br />

12.) Traumjob Erzieher/in?<br />

Informieren – vernetzen – weiterbilden<br />

13.) Das Gesundheitswesen ist weiblich - Aber nur auf den schlecht bezahlten und unteren Ebenen<br />

Gesundheits- und Pflegebranche sind <strong>der</strong> Wachstumsmarkt <strong>der</strong> kommenden Jahre<br />

14.) Equal Pay Day am 25. März 2011 auf dem <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong>er Marktplatz<br />

15.) Auch in MINT-Fächern verdienen Berufseinsteigerinnen weniger<br />

16.) Zukunftstag für Mädchen und Jungen am 14. April 2011 im <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong>er Rathaus<br />

17.) Internationaler Familientag im <strong>Stadt</strong>teil am 19. Mai 2011 im „Haus <strong>der</strong> Kulturen OHZ“


18.) Zukunft Personal 2010 – Die gläserne Decke ist pink<br />

Qualifizierte Frauen im strategischen Visier<br />

Fachmesse für Personalmanagement in Köln<br />

19.) WOMEN's Business Day in Hamburg - 17. Februar 2011<br />

20.) Call for Papers WoMenPower 2011 im Rahmen <strong>der</strong> Hannover Messe<br />

21.) Vorbereitungstreffen zur „Unternehmerinnenmesse 2011“ am 27. Mai 2011<br />

im <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong>er Rathaus<br />

22.) Fußball-Weltmeisterschaft <strong>der</strong> Frauen in Deutschland<br />

23.) Mit Fußball zum Abitur<br />

24.) Gute Nachrichten für Familienunternehmer<br />

Die nächste Unternehmer-Generation hält am Unternehmen fest!<br />

25.) Die Methode Frau<br />

Eine Revolution kündigt sich an: Sie wird verän<strong>der</strong>n, wie wir morgen Arbeit und Leben einrichten.<br />

26.) Welche Bedingungen müssen in einem Beruf herrschen?<br />

Kind da, Job weg - Warum Muttersein für hoch qualifizierte Frauen immer noch ein Problem ist<br />

27.) Exot Teilzeit-Mann<br />

28.) Elterliche Sorge muss neu geregelt werden<br />

29.) Gen<strong>der</strong> Mainstreaming: „Heute schon gegen<strong>der</strong>t?“ – alte Rollenbil<strong>der</strong> auf dem Prüfstand<br />

30.) Gen<strong>der</strong>-Kritik: Tagung zur Rolle des Mannes und <strong>der</strong> Männerbildung in <strong>der</strong> Gesellschaft in Leipzig<br />

31.) »Die gläserne Decke war eher aus Beton«<br />

32.) Kin<strong>der</strong> bremsen Frauen aus<br />

Für viele Mütter sind Kin<strong>der</strong> immer noch ein Karrierehemmnis<br />

33.) Alleinerziehend: ein fast unmöglicher Spagat<br />

34.) Das Burnout-Syndrom – Ausgebrannt und ausgemustert<br />

Wenn sich die Arbeit türmt und <strong>der</strong> Druck steigt, sind Mitarbeiter gefährdet zu erkranken<br />

35.) Immer mehr Realschüler ohne Ausbildungsplatz<br />

1,5 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss - Abitur o<strong>der</strong> Ausbildung ist<br />

Mindestqualifikation<br />

36.) Lehrerinnen und <strong>der</strong> Schulerfolg von Jungen: kein negativer Zusammenhang<br />

37.) Erst beraten lassen, dann anmelden: Die bundesweiten Beratungsstellen<br />

Die Bildungsprämie unterwegs - Mit vier Tour-Routen durch Deutschland war die<br />

Bildungsprämie am 03. September vor Ort<br />

38.) Regionale Ausbildungsinitiative<br />

39.) IAB - Die Informationsplattform zum Thema: Berufswahl<br />

40.) eTwinning – Per Mausklick durch Europa<br />

41.) Publikationen<br />

42.) Veranstaltungen – siehe Programmheft Frühjahr / Sommer 2011<br />

2


Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Seit einigen Jahren kursiert im World Wide Web die Geschichte<br />

vom lila Hut. Wer sie ursprünglich geschrieben, erfunden o<strong>der</strong><br />

gefunden hat ist nicht bekannt. Doch in unregelmäßigen Abständen<br />

landet sie in den Mailboxen und sorgt für ein kurzes<br />

Innehalten.<br />

Als ich diese Geschichte in meiner „Weihnachts-Mailbox“ fand,<br />

hat sie mir aus zweierlei Gründen sehr gefallen: einerseits aus<br />

den Gründen, weshalb sie den meisten gefällt - weil sie die<br />

Vergänglichkeit unserer Prioritäten im Leben zeigt. Und an<strong>der</strong>erseits<br />

weil sie damit endet, dass sich die Frau am Ende einfach<br />

einen Hut aufsetzt, losmarschiert und das Leben genießt.<br />

Hier die Geschichte:<br />

EINE FRAU SCHAUT SICH IM SPIEGEL AN ...<br />

Mit 3 sieht sie eine stolze Königin.<br />

Mit 8 schaut sie sich an und sieht eine schöne Prinzessin und Dornröschen.<br />

Mit 15 sieht sie die Prinzessin, Dornröschen, eine Cheerlea<strong>der</strong>in und eine Schauspielerin.<br />

An einem ihrer schlechten Tage sieht sie: dick, hässlich, voller Pickel und heult: «Mama, so kann ich nicht in<br />

die Schule gehen!»<br />

Mit 20 schaut sie sich an und sieht: zu<br />

dick/zu dünn, zu klein/zu groß, mit zu<br />

gradem/zu krausem Haar und beschließt,<br />

trotzdem loszugehen.<br />

Mit 30 schaut sie hin und sieht: zu dick/zu<br />

dünn, zu klein/zu groß, mit zu gradem/zu<br />

krausem Haar, beschließt, dass sie keine<br />

Zeit hat, das alles zu richten und geht<br />

trotzdem los.<br />

Mit 40 sieht sie: zu dick/zu dünn, zu klein/zu groß, mit zu gradem/zu krausem Haar, aber dann sagt sie sich,<br />

dass sie wenigstens sauber ist und geht trotzdem los.<br />

Mit 50 schaut sie sich an und denkt «Das bin ich!», lächelt und geht dahin, wo sie sein will.<br />

Mit 60 schaut sie sich an, denkt daran, dass manche gar nicht mehr in den Spiegel schauen können, lächelt<br />

vergnügt und zieht los, um die Welt zu erobern.<br />

Mit 70 schaut sie sich an und sieht Erfahrung & Gewandtheit. Sie lächelt und zieht los, um das Leben zu<br />

genießen.<br />

Mit 80 schaut sie gar nicht mehr in den Spiegel, setzt ihren kleinen lila Hut auf und zieht los, um die Freude<br />

zu haben die Welt zu sehen.<br />

WIR SOLLTEN ALLE UNSEREN KLEINEN LILA HUT VIEL FRÜHER NEHMEN.<br />

EIN SCHÖNES NEUES JAHR FÜR DICH, SCHÖNE FRAU !<br />

Ihre Karin Wilke<br />

______________________________________________________________________________________<br />

3


1.) Integration & Gleichstellung<br />

Programmheft 1. Halbjahr 2011<br />

jetzt erhältlich im Rathaus<br />

Integration & Gleichstellung<br />

in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong><br />

u.a. Frauenfrühstück im <strong>Stadt</strong>teilhaus Programm Frühjahr/Sommer 2011<br />

neu 1 x im Monat<br />

Start am 04. Februar um 10.00 Uhr!<br />

www.sozialestadt-netzwerk-ohz.de<br />

www.stadtteilarbeit-haus-<strong>der</strong>-kulturen-ohz.de<br />

www.gleichstellung-in-ohz.de<br />

www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de<br />

______________________________________________________________________________________<br />

2.) CD-Unternehmerinnen-Netzwerk-Kalen<strong>der</strong> 2011 - 2012<br />

jetzt erhältlich<br />

im Rathaus<br />

Das Unternehmerinnen-Netzwerk-OHZ ist eine Initiative <strong>der</strong> <strong>Gleichstellungs</strong>beauftragten <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong>.<br />

Sie suchen den Austausch mit Gleichgesinnten, selbständig tätigen und aktiven Frauen?<br />

Dann bringen Sie sich in das Unternehmerinnen-Netzwerk-OHZ ein.<br />

„Ich freue mich auf Ihren Besuch <strong>der</strong> Homepage und hoffe, dass Ihnen dieser praktische CD-<br />

Unternehmerinnen-Kalen<strong>der</strong>, <strong>der</strong> im Rahmen des 100. jährigen Internationalen Frauentages am 08. März<br />

2011 entstanden ist und Sie von März 2011 bis Februar 2012 durch das Jahreszeiten führt, Freude bereiten<br />

wird!“<br />

Ihre Karin Wilke<br />

www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de<br />

www.gleichstellung-in-ohz.de<br />

4


______________________________________________________________________________________<br />

3.) Networking ist in aller Munde<br />

______________________________________________________________<br />

Networking ist in aller Munde - zu Recht, denn gerade in Krisen stehen wir mit<br />

Netzwerken besser da als ohne. Sie unterstützen durch Zuspruch, Informationen<br />

und weiterführende Kontakte. Nur wenige Frauen haben bislang Business<br />

Networking und strategische Allianzen für sich entdeckt. Schade, denn Erfolg<br />

beruht nicht allein auf Leistung. Leistung muss kommuniziert werden, sonst<br />

wird sie nicht wahrgenommen. Das erfor<strong>der</strong>t professionelle Selbstvermarktung und gute Verbindungen. Beziehungen<br />

schaden nur dem, <strong>der</strong> keine hat! Martina Haas schreibt über vielfältige Networking-Erfahrungen,<br />

gibt umsetzbare Tipps und Hinweise auf Veranstaltungen, wo Sie gut netzwerken können.<br />

Martina Haas ist Expertin für Networking und Business Kommunikation. Aus einer Unternehmerfamilie<br />

stammend, wählte sie das Studium <strong>der</strong> Rechtwissenschaften, um ihren sprachlich-kommunikativen Neigungen<br />

eine fundierte berufliche Basis zu geben.<br />

Aufgrund des Interesses am wirtschaftlich-juristischen Kontext spezialisierte sie sich im Wirtschaftsrecht,<br />

arbeitete zunächst als Anwältin einer renommierten Freiburger Wirtschafts- und Steuerrechtskanzlei. Dem<br />

Wechsel nach Berlin 1991 folgte eine fast 10-jährige Karriere in einem internationalen Banken- und Immobilienkonzern.<br />

In letzterem leitete sie die Bereiche Beteiligungen, Gremienbetreuung, Marketing/ Unternehmenskommunikation,<br />

war Geschäftsführerin von Tochtergesellschaften.<br />

Daran anknüpfend gründete sie 2005 das Beratungsunternehmen „Konzept & Innovation Consulting Coaching“<br />

mit dem Schwerpunkt Kommunikations- und Netzwerkberatung, das ihre wirtschaftsrechtlich ausgerichtete<br />

Kanzlei Rechtsanwälte Seiler & Haas ergänzt. Sie berät überwiegend mittelständische Firmen und<br />

Führungskräfte.<br />

2007 veröffentlichte Martina Haas den Karriereleitfaden „Was Männer tun und Frauen wissen müssen -<br />

Erfolg durch Networking“. In Vorträgen und Seminaren vermittelt sie das Know-how professioneller Vernetzung<br />

und Business Kommunikation.<br />

Buchveröffentlichung von Martina Haas:<br />

www.konzept-innovation.de<br />

5


______________________________________________________________________________________<br />

4.) <strong>Gleichstellungs</strong>bericht 2007 – 2010 <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong><br />

<strong>Gleichstellungs</strong>bericht<br />

<strong>der</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong><br />

2007 bis 2009 / 2010<br />

nachzulesen unter:<br />

www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de<br />

www.gleichstellung-in-ohz.de<br />

______________________________________________________________________________________<br />

5.) Neue Europäische (EU) <strong>Gleichstellungs</strong>strategie 2010 – 2015<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Die neue Europäische (EU) <strong>Gleichstellungs</strong>strategie 2010 – 2015 bestätigt <strong>Gleichstellungs</strong>beauftragte, in <strong>der</strong><br />

bisherigen Arbeit und macht Mut, auf diesem Weg fortzuschreiten.<br />

Die Grundzüge wurden seitens <strong>der</strong> EU-Kommissarin Viviane Reding in Brüssel vorgestellt. Durch den Druck<br />

<strong>der</strong> Europäischen Union kann es gelingen, Deutschland von seinen traurigen letzten Plätzen in Sachen Geschlechtergleichstellung<br />

nach vorne zu beför<strong>der</strong>n.<br />

Die neue EU-Strategie Geschlechtergleichstellung löst den „Fahrplan für die Gleichstellung von Frauen und<br />

Männern 2006 – 2010“ ab, <strong>der</strong> Gen<strong>der</strong> Mainstreaming (För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gleichstellung im Rahmen aller Politikbereiche<br />

und Tätigkeiten) mit spezifischen För<strong>der</strong>maßnahmen für das unterrepräsentierte Geschlecht<br />

verband.<br />

<strong>Der</strong> aktuelle EU-<strong>Gleichstellungs</strong>bericht weist nach wie vor die Benachteiligung von Frauen in vielen Bereichen<br />

nach. So nimmt ihre Beschäftigungsquote zwar zu, liegt aber immer noch unter <strong>der</strong> <strong>der</strong> Männer, obwohl<br />

mehr Frauen als Männer ein Universitätsstudium absolvieren. Frauen verdienen weniger Geld als<br />

Männer (17,8 Prozent im EU-Schnitt, 23 Prozent in Deutschland, 24 Prozent in Bremen), sie sind in den<br />

Chefetagen deutlich unterrepräsentiert, die Familienarbeit wird immer noch mehrheitlich von Frauen geleistet,<br />

ihr Armutsrisiko ist höher als das <strong>der</strong> Männer, und bei häuslicher Beziehungsgewalt sind überwiegend<br />

sie die Opfer.<br />

Die neue EU-Strategie umfasst neben <strong>der</strong> von Viviane Reding bereits angekündigten Stärkung von Frauen<br />

in Führungspositionen, für die sie gesetzliche Quoten vorschlägt, Maßnahmen zum Abbau <strong>der</strong> Gehaltsunterschiede<br />

und für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Außerdem ist ein Maßnahmenpaket zur<br />

Bekämpfung <strong>der</strong> Gewalt gegen Frauen enthalten.<br />

Eine EU-Vorgabe für eine Frauenquote in maßgeblichen Führungspositionen, wie Frau Reding sie empfiehlt,<br />

wird eine Antriebskraft entwickeln und auch in den Bereichen Gehaltskluft und Vereinbarkeit werden Zielsetzungen<br />

<strong>der</strong> Europäischen Union neue Dynamik entfalten und Verän<strong>der</strong>ung bewirken.<br />

6


______________________________________________________________________________________<br />

6.) Minijobs abschaffen!<br />

Foto: Deutscher Frauenrat<br />

For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung 2010 des Deutschen Frauenrates<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Die Mitglie<strong>der</strong>versammlung for<strong>der</strong>t die Abschaffung geringfügiger Beschäftigungsverhältnisse, sogenannter<br />

„Minijobs“, und die Einführung einer Sozialversicherungspflicht ab dem ersten Euro. Das ist das Fazit eines<br />

Positionspapiers, das die Entwicklungen des Arbeitsmarktes und die daraus resultierenden Nachteilen für<br />

Frauen kritisch analysiert, und das von <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung einstimmig verabschiedet wurde.<br />

Im Bereich Arbeitsmarktpolitik for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Deutsche Frauenrat die Bundesregierung ferner auf, die sogenannte<br />

Bedarfsgemeinschaft im Sozialrecht, insbeson<strong>der</strong>e beim ALG II, abzubauen und durch ein soziales und<br />

individualisiertes Sicherungssystem zu ersetzen. Außerdem müsse durch gesetzliche Regelungen ausgeschlossen<br />

werden, dass Arbeitgeber/innen zur Vermeidung von Steuern und Sozialbeiträgen dieselbe Tätigkeit<br />

aufspalten könnten in eine ehrenamtliche Tätigkeit, vergütet mit einer sog. Ehrenamtspauschale, und<br />

einen erwerbsmäßig ausgeübten Anteil.<br />

Im Bereich Familienrecht lehnt <strong>der</strong> Deutsche Frauenrat ein automatisches gemeinsames Sorgerecht für nicht<br />

miteinan<strong>der</strong> verheiratete Eltern ab. Eine Lösung in sorgerechtlichen Streitfragen müsse folgende Kriterien<br />

erfüllen: Wenn keine gemeinsame Sorgeerklärung <strong>der</strong> Eltern vorläge, solle <strong>der</strong> Mutter mit Geburt des Kindes<br />

zunächst die Alleinsorge zustehen, eine gemeinsame Sorge <strong>der</strong> Eltern entstehe nur durch übereinstimmend<br />

abgegebene Sorgeerklärung o<strong>der</strong> durch Entscheidung des Familiengerichts.<br />

Im Bereich Sozialrecht setzt sich <strong>der</strong> Deutsche Frauenrat für die Erhöhung des Kin<strong>der</strong>regelsatzes nach dem<br />

SGB II auf das Existenzminimum eines Kindes ein. Diese Leistung solle insgesamt durch Geldzuwendung<br />

und nicht durch Sachleistungen erfolgen.<br />

Im Bereich <strong>Gleichstellungs</strong>politik for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Deutsche Frauenrat eine Nachbesserung des Allgemeinen<br />

Gleichbehandlungsgesetzes zugunsten eingetragener Lebensgemeinschaft. Sie solle mit <strong>der</strong> Ehe im Beamten-<br />

und im Soldatenrecht und in <strong>der</strong> Hinterbliebenenversorgung gleichgestellt werden. Außerdem unterstützt<br />

er die For<strong>der</strong>ung nach Ergänzung des Gleichheitsartikels (Artikel 3, Abs. 3) im Grundgesetz um das<br />

Merkmal „sexuelle Identität".<br />

Im Bereich Friedens- und Sicherheitspolitik verabschiedete die Mitglie<strong>der</strong>versammlung ein umfassendes<br />

Positionspapier. Die darin formulierten For<strong>der</strong>ungen und Maßnahmen zielen darauf ab, die Umsetzung <strong>der</strong><br />

Resolution 1325 des UN-Sicherheitsrats in Deutschland zu verbessern: einerseits durch die Bundeswehr bei<br />

<strong>der</strong> Beteiligung an Friedenssicherungseinsätzen <strong>der</strong> UN o<strong>der</strong> NATO, an<strong>der</strong>erseits aber auch durch die verstärkte<br />

Beteiligung <strong>der</strong> Zivilgesellschaft an <strong>der</strong> Entwicklung und Umsetzung friedens- und sicherheitspolitischer<br />

Ziele. Unter an<strong>der</strong>em wird eine konsequente Durchsetzung des Gen<strong>der</strong> Mainstreamings bei allen Aktivitäten<br />

<strong>der</strong> Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) <strong>der</strong> Europäischen Union gefor<strong>der</strong>t.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong>versammlung des Deutschen Frauenrates fand vom 5. Bis 7. November in Erkner bei Berlin<br />

statt. Dort wurde auch <strong>der</strong> Vorstand neu gewählt, die bisherige Vorsitzende, Marlies Brouwers, mit großer<br />

Mehrheit in ihrem Amt bestätigt.<br />

Mehr über Minijobs erfahren Sie unter: www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de<br />

www.gleichstellung-in-ohz.de<br />

www.minijob-zentrale.de<br />

7


___________________________________________________________________________________<br />

7.) Erster <strong>Gleichstellungs</strong>bericht <strong>der</strong> Bundesregierung: Sachverständigenkommission<br />

empfiehlt Abkehr von schwarz-gelber Politik<br />

__________________________________________________________<br />

Screenshot Sachverständigengutachten<br />

<strong>Der</strong> <strong>Gleichstellungs</strong>politik in Deutschland fehlt es an Konsistenz. Das ist<br />

ein zentrales Ergebnis <strong>der</strong> unabhängigen Sachverständigenkommission<br />

zum Ersten <strong>Gleichstellungs</strong>bericht <strong>der</strong> Bundesregierung.<br />

Das Gutachten <strong>der</strong> Kommission wurde am 25. Januar 2011 an den<br />

Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesfrauenministerium, Hermann Kues, übergeben. Die Empfehlungen<br />

<strong>der</strong> Kommission dürften bei Bundesfrauenministerin Kristina Schrö<strong>der</strong> (CDU) auf wenig Begeisterung<br />

stoßen: zu deutlich weichen sie von <strong>der</strong> schwarz-gelben Regierungspolitik ab.<br />

Minijobs abschaffen, gesetzlichen Mindestlohn einführen<br />

Neben <strong>der</strong> Abschaffung des Ehegattensplitting zu Gunsten <strong>der</strong> Individualbesteuerung und <strong>der</strong> Einführung<br />

einer Quote zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen for<strong>der</strong>n die Sachverständigen die Einführung<br />

eines gesetzlichen Mindestlohnes, „damit auch für Haushalte ohne Zugang zu einem klassischen<br />

‚Familienlohn’ eine Existenzsicherung ohne aufstockende Grundsicherungszahlungen möglich ist".<br />

Darüber hinaus plädiert die Kommission für die Abschaffung <strong>der</strong> Minijobs, da hier sowohl für die Beschäftigten<br />

als auch für die Unternehmen die falschen Anreize gesetzt würden. „Wünsche nach einer sozialversicherungspflichtigen<br />

Tätigkeit können nicht realisiert und eine eigenständige soziale Sicherung nicht aufgebaut<br />

werden“, heißt es wörtlich im Gutachten. Ziel müsse deshalb sein, alle Erwerbsverhältnisse sozialversicherungspflichtig<br />

zu machen.<br />

Zankapfel Quote für Aufsichtsräte<br />

Wenig freuen dürfte Bundesfrauenministerin Schrö<strong>der</strong> auch die For<strong>der</strong>ung nach einer Geschlechterquote für<br />

Aufsichtsräte. „Die Nichteinhaltung <strong>der</strong> Quotenregelung sollte, nach einer hinreichenden Übergangsphase,<br />

effektiv sanktioniert werden“ so die Empfehlung <strong>der</strong> Sachverständigenkommission. Erst kürzlich hatte das<br />

BMFSFJ verlautbaren lassen, dass mit einer Quote in dieser Legislaturperiode auf keinen Fall zu rechnen<br />

sei. Auch Bundeswirtschaftsminister Rainer Brü<strong>der</strong>le (FDP) hatte in diesen Tagen bekräftigt: „Ich bin sicher:<br />

Die Frauen schaffen das ohne Quote weil sie gut sind“.<br />

Während Kristina Schrö<strong>der</strong> aus ihrer Ablehnung zur gesetzlichen Quotenregelung keinen Hehl macht, sagte<br />

ihre Amtsvorgängerin, Bundesarbeitsministerin Ursula von <strong>der</strong> Leyen, kürzlich dem manager magazin: Angesichts<br />

<strong>der</strong> "nur mit <strong>der</strong> Lupe erkennbaren Fortschritte <strong>der</strong> vergangenen zehn Jahre schließe ich eine gesetzliche<br />

Regelung über einen Mindestanteil von Frauen in Führungspositionen von Unternehmen nicht<br />

mehr aus". Auch die Frauen Union <strong>der</strong> CDU drängt seit längerer Zeit schon auf eine Quotenregelung für<br />

Aufsichtsräte.<br />

CDU will Ehegattensplitting erhalten - Sachverständige nicht<br />

Ebenso in vollem Wi<strong>der</strong>spruch zur Regierungspolitik steht die von <strong>der</strong> Sachverständigenkommission empfohlene<br />

Reform des Steuerrechts. Während sich die SPD kürzlich mit dem auf ihrer Klausurtagung beschlossenen<br />

„Fortschrittsprogramm“ auf die Abschaffung des Ehegattensplitting festgelegt hatte, wollen die Koalitionsparteien<br />

weiterhin an dieser Begünstigung für Ehepaare festhalten. So stellt die CDU in ihrer auf <strong>der</strong><br />

jüngsten Klausurtagung beschlossenen Mainzer Erklärung klar: „Eine Abschaffung des Ehegattensplittings<br />

ist mit uns nicht zu machen. Stattdessen wollen wir das Ehegattensplitting erhalten und langfristig zu einem<br />

Familiensplitting erweitern.“<br />

Weitere Regulierungen für Entgeltgleichheit<br />

Weniger deutlich positioniert sich die Sachverständigenkommission in Sachen ungleicher Bezahlung von<br />

Frauen und Männern. Um Entgeltgleichheit zu erreichen, „sollten geschlechtergerechte Arbeitsbewertungsverfahren<br />

angewendet werden“. Neben <strong>der</strong> Weiterentwicklung von Instrumenten zur Messung von Loh-<br />

8


nungleichheit, wie sie bereits mit logib-D und eg-check zur Verfügung stehen, empfiehlt die Kommission<br />

„weitere Regulierungen zur Durchsetzung <strong>der</strong> Entgeltgleichheit“. Ob damit ein Entgeltgleichheitsgesetz gemeint<br />

ist, bleibt indes offen.<br />

Anreize für unterschiedliche Lebensmodelle<br />

Schließlich kommt die Kommission zum Ergebnis: <strong>Der</strong> <strong>Gleichstellungs</strong>politik in Deutschland mangle es trotz<br />

unbestrittener Fortschritte an einem gemeinsamen Leitbild. <strong>Der</strong> „Mangel an Konsistenz führt dazu, dass<br />

gleichzeitig Anreize für ganze unterschiedliche Lebensmodelle gesetzt werden“, heißt es im Gutachten. Für<br />

die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern, sind die WissenschaftlerInnen überzeugt, brauche<br />

es dringend eine konsistente <strong>Gleichstellungs</strong>politik im Lebensverlauf: mit gleichen Verwirklichungschancen<br />

und gleichen Wahlmöglichkeiten für Frauen und Männer – und <strong>der</strong>en jeweils unterschiedliche Präferenzen in<br />

unterschiedlichen Lebensphasen.<br />

In ihrem Koalitionsvertrag vom 11. November 2005 hatten CDU, CSU und SPD vereinbart, in je<strong>der</strong> Legislaturperiode<br />

einen Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Männern vorzulegen. Die frühere Bundesfrauenministerin<br />

Ursula von <strong>der</strong> Leyen setzte am 23. Juni 2008 eine unabhängige Sachverständigenkommission<br />

zur Erarbeitung des Ersten <strong>Gleichstellungs</strong>berichts ein mit dem Ziel, politische Handlungsempfehlungen für<br />

eine zukunftsfähige <strong>Gleichstellungs</strong>politik zu formulieren.<br />

Nach <strong>der</strong> offiziellen Übergabe des Sachverständigengutachtens wird die Bundesregierung ihre Stellungnahme<br />

einarbeiten und diese zusammen mit dem Gutachten dem Parlament zuleiten.<br />

Wirtschaft hält nichts von Schrö<strong>der</strong>s Flexiquote<br />

Dr. Kristina Schrö<strong>der</strong>, Bildnachweis: Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend / L. Chaperon<br />

Wenige Tage nach Bekanntwerden des Sachverständigen-Gutachtens zum<br />

Ersten <strong>Gleichstellungs</strong>bericht <strong>der</strong> Bundesregierung, in dem die<br />

Kommissionsmitglie<strong>der</strong> eine gesetzliche Frauenquote für Aufsichtsräte<br />

gefor<strong>der</strong>t hatten, ist die zuständige Bundesministerin Kristina Schrö<strong>der</strong> (CDU)<br />

optimistisch:<br />

Wandel durch Wettbewerbsdruck<br />

In einem Gastbeitrag im Handelsblatt kündigte Schrö<strong>der</strong> an, im Frühjahr einen<br />

Stufenplan vorzulegen, <strong>der</strong> notfalls "eine gesetzliche Pflicht zur Selbstverpflichtung" vorsieht. Sollte <strong>der</strong><br />

Frauenanteil in Aufsichtsräten und Vorständen bis 2013 - also in dem Jahr, in dem auch Bundestagswahlen<br />

stattfinden werden - bundesweit unter 30 Prozent liegen, müssten Unternehmen ab einer bestimmten Größe<br />

ihre jeweils selbst auferlegte Quote innerhalb von zwei Jahren erfüllen. Offen lässt die Ministerin aber,<br />

was die Unternehmen erwartet, wenn sie auch dann noch nicht ihre individuelle Zielvorgabe erreicht haben.<br />

Doch Schrö<strong>der</strong> setzt optimistisch auf Wettbewerb: "Es wird nicht lange dauern, bis Zielvorgaben in Rankings<br />

verglichen werden", so Schrö<strong>der</strong>. Die CDU-Politikerin ist überzeugt: „Wandel durch Wettbewerbsdruck<br />

ist auch in <strong>der</strong> Gesellschaftspolitik erfolgsversprechen<strong>der</strong> als staatliche Bevormundung."<br />

Nein zur Einheitsquote<br />

Damit positioniert sich Schrö<strong>der</strong> erneut gegen eine gesetzliche Einheitsquote. Diese, so schreibt die Bundesministerin<br />

in ihrem Gastbeitrag, habe denselben Effekt, "den man Kortison als Patentmittel gegen Hautausschlag<br />

nachsagt: Die Symptome verschwinden - die Ursachen bleiben." Die Einheitsquote sei kein taugliches<br />

Mittel gegen die „männliche Monokultur in den Unternehmen“ und zudem verfassungsrechtlich bedenklich,<br />

wie zuletzt ein neues Gutachten des Verfassungsrechtlers Fritz Ossenbühl bestätigt habe.<br />

Die mit dem Gutachten zum Ersten <strong>Gleichstellungs</strong>bericht <strong>der</strong> Bundesregierung beauftragte Sachverständigenkommission<br />

sieht das an<strong>der</strong>s: "Dabei verstößt eine gesetzliche Quotenregelung in keiner Weise gegen<br />

grundgesetzliche und europarechtliche Anfor<strong>der</strong>ungen", schrieben die ExpertInnen in ihrem Gutachten.<br />

Einschränkung <strong>der</strong> Handlungsfreiheit<br />

Doch obschon Schrö<strong>der</strong> die Wirtschaft nicht auf eine feste Quotenregelung festlegen will, lehnt diese den<br />

Vorstoß <strong>der</strong> Ministerin ab. So sagte <strong>der</strong> Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages<br />

9


(DIHK), Hans Heinrich Driftmann, Handelsblatt Online, auch die sogenannte Flexiquote schränke "im Wege<br />

<strong>der</strong> Veröffentlichungspflicht die Betriebe in ihrer Handlungsfreiheit ein". Es müsse Unternehmen auch weiterhin<br />

frei gestellt bleiben, ihre Positionen mit <strong>der</strong> am besten geeigneten Person zu besetzen und zwar unabhängig<br />

von <strong>der</strong>en Geschlecht.<br />

Beruhigungspille für die Unternehmen<br />

Die SPD kann <strong>der</strong> Flexiquote aus an<strong>der</strong>en Gründen nichts abgewinnen: Die Bundesvorsitzende <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

Sozialdemokratischer Frauen (ASF), Elke Ferner, sieht im Vorschlag Schrö<strong>der</strong>s "kein<br />

Mittel zur Frauenför<strong>der</strong>ung, son<strong>der</strong>n eine Beruhigungspille für die deutschen Unternehmen." Diese könnten<br />

"bei ihrer bisherigen Blockadehaltung bleiben o<strong>der</strong> sich ein paar Alibi-Frauen zulegen, damit sie nicht ganz<br />

so ignorant da stehen". Auch die frauenpolitische Sprecherin <strong>der</strong> SPD-Bundestagsfraktion, Caren Marks,<br />

sieht die Pflicht zur Selbstverpflichtung überaus kritisch - zumal Schrö<strong>der</strong> den Unternehmen völlig freie<br />

Hand lassen wolle: "Wie flexibel darf die Quote sein, Frau Ministerin: drei Prozent, zehn Prozent o<strong>der</strong> darf<br />

es ein bisschen mehr sein?" Weil Schrö<strong>der</strong> sich hierzu nicht äußerte, ist die geplante Flexiquote für Marks<br />

nichts weiter als "ein leeres Gebilde".<br />

Interessantes Modell<br />

Rückendeckung erhält Schrö<strong>der</strong> dagegen aus den Reihen <strong>der</strong> Koalition: Die frauenpolitische Sprecherin <strong>der</strong><br />

CDU/CSU-Fraktion, Dorothee Bär (CSU), begrüßte den neuerlichen Vorstoß <strong>der</strong> Ministerin als wichtigen<br />

ersten "Schritt auf dem Weg zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen an Entscheidungspositionen". Ihre<br />

Fachkollegin aus <strong>der</strong> FDP-Fraktion, Nicole Bracht-Bendt, bezeichnete den Vorschlag als „interessantes<br />

Modell“, denn „Chancengerechtigkeit durch Wettbewerbsdruck sind besser als staatliche Bevormundung“.<br />

______________________________________________________________________________________<br />

8.) Geschlechtergerechtigkeit: Die Frauen-Quote &<br />

Entgeltgleichheit<br />

Juristinnen: Gesetzliche Regelungen zur Gleichstellung überfällig<br />

Festschrift für Prof. Dr. Heide Pfarr<br />

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Frauen verdienen in Deutschland konstant 20 bis 25 Prozent weniger als Männer. Nur rund sechs Prozent<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten im Top-Management von Unternehmen sind weiblich, insgesamt ist lediglich jede fünfte<br />

Führungskraft eine Frau - obwohl Frauen längst gut und oft besser qualifiziert sind als Männer. Dass deutsche<br />

Unternehmen in ihren Aufsichtsräten wenigstens einen Frauenanteil von acht bis neun Prozent aufweisen<br />

und im EU-Mittelfeld rangieren, ist zum allergrößten Teil auf die Mitbestimmung zurückzuführen:<br />

Knapp 80 Prozent <strong>der</strong> Aufsichtsrätinnen in börsennotierten Unternehmen sind Arbeitnehmervertreterinnen.<br />

Unter diesen Umständen sind effektive gesetzliche Regelungen zur Gleichstellung notwendig. Zu diesem<br />

Ergebnis kommen zahlreiche Analysen in <strong>der</strong> Festschrift für Prof. Dr. Heide Pfarr, die heute an die Arbeitsrechtlerin<br />

und Wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in<br />

<strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung übergeben wird. Freiwillige Vereinbarungen, auf die die Politik im vergangenen<br />

Jahrzehnt setzte, haben bisher nur wenig Fortschritt gebracht. So lautet <strong>der</strong> Tenor <strong>der</strong> 40 Expertinnen und<br />

Experten aus Rechtswissenschaft, Politik und Gewerkschaften, die sich in dem Band mit dem Thema "Geschlechtergerechtigkeit"<br />

befassen.<br />

"Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Quotendiskussion in an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n gerät Deutschland immer<br />

mehr ins Hintertreffen", resümiert beispielsweise Prof. Dr. Marita Körner die Entwicklung bei <strong>der</strong> Präsenz von<br />

Frauen in Aufsichtsräten. Die Professorin für Arbeitsrecht an <strong>der</strong> Universität <strong>der</strong> Bundeswehr in München<br />

beschreibt detailliert die gesetzlichen Initiativen in Norwegen. Über eine konsequente Quotenregelung, die<br />

wesentlich von einer konservativen Regierung vorangetrieben wurde, stieg <strong>der</strong> Anteil weiblicher Mitglie<strong>der</strong> in<br />

den Boards norwegischer Unternehmen innerhalb von zehn Jahren auf heute gut 44 Prozent. In Schweden<br />

wuchs <strong>der</strong> Frauenanteil in den Kontrollgremien auf knapp 27 Prozent, nachdem die Regierung eine gesetzli-<br />

10


che Quote von 25 Prozent angekündigt hatte für den Fall, dass die Unternehmen nicht freiwillig diesen Anteil<br />

erreichen würden.<br />

In den vergangenen Jahren haben auch Frankreich, Spanien und Belgien Quotenregelungen auf den Weg<br />

gebracht. Die Rechtswissenschaftlerin Körner kommt zu dem Schluss, dass eine Quotenregelung auch in<br />

Deutschland rechtlich umsetzbar wäre. Sie sei mit dem Grundgesetz und <strong>der</strong> Entscheidungspraxis des Bundesverfassungsgerichts<br />

vereinbar. Auf <strong>der</strong> Ebene des Europarechts sieht Körner ebenfalls starke Indizien für<br />

eine Zulässigkeit von gesetzlichen Quoten. Schließlich for<strong>der</strong>ten die europäischen Grundlagenverträge ausdrücklich<br />

die "effektive Gewährleistung <strong>der</strong> vollen Gleichstellung von Männern und Frauen im Arbeitsleben."<br />

Erst kürzlich hat EU-Kommissarin Viviane Reding gesetzgeberische Initiativen <strong>der</strong> Gemeinschaft für den Fall<br />

angekündigt, dass Unternehmen nicht mehr für die Gleichberechtigung bei <strong>der</strong> Vergabe von Führungspositionen<br />

tun.<br />

"Es müssen jetzt schnell Mittel und Wege gefunden werden, damit auch erfolgreiche Frauen Quotenregelungen<br />

in vielen gesellschaftlichen Bereichen und beson<strong>der</strong>s im Arbeitsleben unterstützen. Die individuelle<br />

Angst, Quoten diskriminierten Qualifikation und Persönlichkeit, darf nicht länger strukturellen Verbesserungen<br />

im Wege stehen. Das gilt zumindest, bis Fifty-Fifty-Verhältnisse erreicht sind", erklärte Dr. Nikolaus Simon,<br />

Sprecher <strong>der</strong> Geschäftführung <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung, bei <strong>der</strong> Überreichung <strong>der</strong> Festschrift.<br />

Schwerwiegende Regulierungsdefizite konstatiert auch Dr. Regine Winter bei <strong>der</strong> Durchsetzung von Entgeltgleichheit<br />

zwischen Frauen und Männern. <strong>Der</strong> Rechtsanspruch auf gleiche Bezahlung bei gleicher o<strong>der</strong><br />

gleichwertiger Arbeit laufe allzu oft ins Leere, kritisiert die Richterin am Bundesarbeitsgericht. Das gelte vor<br />

allem für weit verbreitete Formen "mittelbarer Entgeltdiskriminierung". Die besteht darin, dass bei frauendominierten<br />

Tätigkeiten in Arbeitsbewertungen o<strong>der</strong> Tarifverträgen oft dafür nötige Qualifikationen nicht wahrgenommen<br />

werden. In <strong>der</strong> Folge gelten diese Tätigkeiten als "weniger wertig" und werden schlechter bezahlt.<br />

Zwar stehe Betroffenen <strong>der</strong> Klageweg offen, doch seien diese individuellen Ansprüche nicht geeignet, die<br />

strukturelle Benachteiligung zu beenden. Klagen gegen den Arbeitgeber seien für die Klägerinnen riskant,<br />

spezialisierte Rechtsbeistände selten. "Die Hin<strong>der</strong>nisse beginnen in <strong>der</strong> Praxis bereits damit, strukturelle<br />

Entgeltdiskriminierung, die tief in die Entgeltsysteme eingebettet und mit hergebrachten gesellschaftlichen<br />

Wertvorstellungen verknüpft ist, zu erkennen", schreibt Winter. Das Problem zu beheben werde "nicht einer<br />

Politik glücken, die nur halbherzig tätig wird". Dabei gebe es im Ausland tragfähige Regelungen, etwa in <strong>der</strong><br />

kanadischen Provinz Ontario. Dort sind Unternehmen unter an<strong>der</strong>em verpflichtet, anhand von transparenten<br />

Kriterien diskriminierungsfreie Arbeitsbewertungen vorzulegen. Einen am Ontario-Modell orientierten Gesetzentwurf<br />

für ein deutsches Entgeltgleichheitsgesetz hatte Heide Pfarr vor einigen Jahren vorgelegt.<br />

Auch ein <strong>Gleichstellungs</strong>gesetz für die Privatwirtschaft "ist 2010 immer noch so aktuell und geboten wie<br />

2001". Zu diesem Ergebnis kommen Prof. Dr. Eva Kocher, Prof. Dr. Silke Ruth Laskowski, Prof. Dr. Ursula<br />

Rust und Ingrid Weber. Zwei <strong>der</strong> Juraprofessorinnen und die pensionierte Vorsitzende Richterin am Landesarbeitsgericht<br />

Berlin gehörten <strong>der</strong> Kommission an, die 2001 im Auftrag des Bundesfamilienministeriums einen<br />

Entwurf für ein <strong>Gleichstellungs</strong>gesetz für die Privatwirtschaft erarbeitet haben. Die Juristinnengruppe<br />

unter Fe<strong>der</strong>führung von Heide Pfarr legte dazu ein zweistufiges Konzept vor. Es lässt den Unternehmen<br />

einerseits erhebliche Gestaltungsfreiheit bei <strong>der</strong> Einrichtung einer betrieblichen <strong>Gleichstellungs</strong>konzeption,<br />

etabliert aber an<strong>der</strong>erseits rechtlich bindende Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

So sieht die erste Stufe vor, dass alle Unternehmen mit mindestens fünf Beschäftigten jährlich eine Bestandsaufnahme<br />

über den Stand <strong>der</strong> Gleichstellung im Betrieb vornehmen müssen. Dazu zählt unter an<strong>der</strong>em<br />

eine Überprüfung <strong>der</strong> Beschäftigten- und Entgeltstruktur, um Benachteiligungen aufzudecken. Größere<br />

Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten sollen eine betriebliche o<strong>der</strong> überbetriebliche Koordinierungsstelle<br />

zur Gleichstellung einrichten. Mit Hilfe dieses Know-Hows kann ein betriebliches <strong>Gleichstellungs</strong>programm<br />

installiert werden, bei dessen Ausgestaltung <strong>der</strong> Gesetzentwurf den Firmen - unter Beteiligung <strong>der</strong><br />

Betriebsräte - erhebliche Freiheiten lässt. Nur wenn Unternehmen untätig bleiben, greifen in Stufe zwei striktere<br />

gesetzliche Vorgaben für die <strong>Gleichstellungs</strong>maßnahmen und, falls diese immer noch nicht erfüllt werden,<br />

rechtliche Folgen.<br />

Die damalige rot-grüne Bundesregierung setzte den Gesetzentwurf 2001 letztendlich doch nicht um. Stattdessen<br />

wurde eine freiwillige Vereinbarung mit den Spitzenverbänden <strong>der</strong> Wirtschaft geschlossen. <strong>Der</strong> Gesetzentwurf<br />

entspreche mit seiner "Kombination aus Anreizen und Abschreckung" nach wie vor den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

des deutschen Verfassungs- sowie des Europarechts, betonen die Wissenschaftlerinnen.<br />

Quelle: Rainer Jung (Hans-Böckler-Stiftung)<br />

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9.) Visitenkartenparty für Frauen am Samstag, 05. März 2011 auf Gut Sandbeck<br />

Große Scheune von Gut Sandbeck<br />

15.00 bis 18.00 Uhr<br />

mit einem Auftritt von Annette Ziellenbach<br />

Interessierte<br />

Visitenkartenparty<br />

Frauen sind herzlich eingeladen, an <strong>der</strong><br />

teilzunehmen!<br />

Mehr Informationen und Online-Anmeldungen unter: www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de und<br />

per Tel. 04791 / 17353<br />

______________________________________________________________________________________<br />

10.) 100 Jahre Internationaler Frauentag am 8. März 2011<br />

im <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong>er Rathaus<br />

100 Jahre Internationaler Frauentag<br />

am 8. März 2011<br />

Füllhorn, Waage, Schwert –<br />

Justitia ist eine Frau<br />

Ausstellung vom 8. bis 18. März 2011<br />

Eröffnung <strong>der</strong> Ausstellung<br />

im Rathaus am Dienstag, 8. März 2011<br />

<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Osterholz</strong>-Scharmbe<br />

<strong>Scharmbeck</strong><br />

ck<br />

im Rathausfoyer:<br />

Rathausstraße 1<br />

- Vorträge<br />

27711 <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong><br />

im Großen Ratssaal:<br />

- Kaffeetafel &<br />

- Rahmenprogramm<br />

Online-Anmeldungen: www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de<br />

Kontakt und per Tel. 04791 / 17353<br />

12


11.) 100 Jahre Internationaler Frauentag am 8. März 2011:<br />

Wo stehen wir heute?<br />

Frauenpolitik, Geschlechterpolitik und Gen<strong>der</strong> Mainstreaming in Deutschland:<br />

Auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft?<br />

Arbeit und Sozialpolitik<br />

Vorsorgen<strong>der</strong> Sozialstaat aus <strong>der</strong> Geschlechterperspektive<br />

Dr. phil. Barbara Stiegler<br />

Auf einen Blick<br />

Lebenslagen sind in vielfältiger Weise über die Geschlechtszugehörigkeit bestimmt. Ein „vorsorgen<strong>der</strong> Sozialstaat“<br />

muss deswegen auch Geschlechtergerechtigkeit herstellen. Die Unterbewertung sowie die Zuweisung <strong>der</strong> bezahlten<br />

wie <strong>der</strong> unbezahlten Sorgearbeit an die Frauen ist <strong>der</strong> entscheidende Grund für ihr höheres Armutsrisiko und ihre<br />

finanzielle Abhängigkeit.<br />

In vielen Politikfel<strong>der</strong>n kann Vorsorge dafür getroffen werden, dass die Gleichstellung <strong>der</strong> Geschlechter erreicht wird.<br />

Warum eine geschlechterpolitische Perspektive?<br />

Es gibt mehrere Gründe für eine geschlechterpolitische Perspektive in <strong>der</strong> Sozialstaatsdiskussion:<br />

Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit sind nicht hergestellt. <strong>Der</strong> deutsche Sozialstaat liegt im europäischen<br />

Vergleich bezüglich <strong>der</strong> Gleichstellung <strong>der</strong> Geschlechter auf dem 23. Rangplatz. Die Lebenslagen in Deutschland<br />

sind immer noch stark über die Geschlechtszugehörigkeit bestimmt.<br />

- Frauen arbeiten zwei Drittel ihrer gesamten Arbeitszeit unbezahlt, Männer nur ein Drittel.<br />

- Frauen verdienen im Laufe ihres Lebens nur 42% dessen, was Männer verdienen.<br />

- Das geschlechtsspezifische Lohngefälle liegt bei 23%.<br />

- 43% aller erwerbstätigen Frauen verdienen weniger als 900 € im Monat, also unterhalb <strong>der</strong><br />

Armutsrisiko grenze.<br />

- 70 % <strong>der</strong> Armutslohnbezieher sind weiblich.<br />

- Arbeitsmärkte, Berufe und Arbeitsverhältnisse sind geschlechtsspezifisch gespalten.<br />

Geschlechterpolitische Ziele des vorsorgenden Sozialstaates<br />

Öffentliche Güter<br />

- Es gibt quantitativ ausreichende und qualitativ hochwertige Einrichtungen für Betreuung,<br />

Erziehung, Bildung, Gesundheit und Pflege, die für jede/n zugänglich sind.<br />

- Als öffentliche Güter sind diese Einrichtungen nicht dem Marktwettbewerb ausgesetzt.<br />

- Die Aufwendungen des Staates für diese Bereiche gelten als unverzichtbar.<br />

Bekämpfung von Armut, die aufgrund <strong>der</strong> Geschlechterverhältnisse entsteht und sich verschärft<br />

- Es gibt keine prekären Arbeitsverhältnisse im Bereich personenbezogener Dienstleistungen.<br />

- Die eheliche Abhängigkeit aufgrund von Unterhaltsansprüchen gibt es nicht mehr.<br />

- Unbezahlte Care-Arbeit für Angehörige wird zwischen den Geschlechtern gerecht verteilt und<br />

verleiht denjenigen, die sie tun, eigenständige soziale Rechte und Schutz.<br />

- Es gibt Care-Teilzeitregelungen, die lohnabhängige Ersatzleistungen für privat zu erbringende<br />

Care-Arbeit beinhalten.<br />

Degen<strong>der</strong>ing in <strong>der</strong> Arbeitsmarktpolitik<br />

- Personennahe Dienstleistungsberufe werden den technischen Berufen in Ausbildung, Bezahlung<br />

und Fortkommensmöglichkeiten gleichgestellt.<br />

- Geschlecht gilt nicht mehr als Eignung für bestimmte Berufe.<br />

- Geschlecht ist we<strong>der</strong> ein Hin<strong>der</strong>nis noch ein Privileg im Erwerbssystem.<br />

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Vorsorge im Bildungssystem<br />

- Traditionelle Geschlechterrollen von Mann und Frau werden infrage gestellt und Alternativen zur<br />

traditionellen Arbeitsteilung in <strong>der</strong> Familie vorgestellt.<br />

- Antigewalttrainings und das Erlernen von Konfliktlösungsstrategien sind Bestandteile des<br />

Unterrichts.<br />

- Antisexistische Jungenarbeit und emanzipatorische Mädchenarbeit sind Bestandteil <strong>der</strong><br />

Jugendhilfe.<br />

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12.) Traumjob Erzieher/in? www.bibernetz.de<br />

Informieren – vernetzen - weiterbilden<br />

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Zehntausende Erzieherstellen müssen bis 2013 neu besetzt werden, wenn die Bundesregierung ihre Krippenausbaupläne<br />

umsetzen will. Doch wer will diese Stellen, solange <strong>der</strong> Verdienst und die Rahmenbedingungen<br />

so schlecht sind?<br />

Es scheint so, als habe die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Kristina Schrö<strong>der</strong> die<br />

Versäumnisse <strong>der</strong> Vergangenheit im Bereich <strong>der</strong> frühkindlichen Bildung zum Anlass genommen, eine<br />

Kehrtwendung einzuleiten und nun die ganz dicken Bretter zu bohren. Das lassen jedenfalls ihre Reformpläne<br />

vermuten. Bei näherem Hinsehen zeigt sich aber, dass <strong>der</strong> Maßnahmenkatalog viel zu kurz greift: Die<br />

Betreuungsquote von 35% für Kin<strong>der</strong> unter drei Jahren bis 2013 ist zu niedrig angesetzt, und für Männer ist<br />

<strong>der</strong> Erzieherberuf keineswegs unattraktiv, "weil er ein weibliches Image hat" (Schrö<strong>der</strong>), son<strong>der</strong>n weil er<br />

unverhältnismäßig schlecht entlohnt wird und darüber hinaus kaum Aufstiegsmöglichkeiten bietet. Und auch<br />

die 4000 neuen Halbtagsstellen sind alles an<strong>der</strong>e als <strong>der</strong> angekündigte große Wurf, im Gegenteil: Bei Erzieherinnen<br />

und Erziehern ist Teilzeitbeschäftigung überdurchschnittlich weit verbreitet, die Bezahlung liegt oft<br />

auf Hartz-IV-Niveau, was sich naturgemäß auch auf die Rente auswirkt – es droht Altersarmut. Das ist kurz<br />

gefasst auch das Fazit <strong>der</strong> Studie "Die berufliche, familiäre und ökonomische Situation von Erzieherinnen<br />

und Kin<strong>der</strong>pflegerinnen" des GEW.<br />

Wunsch und Wirklichkeit<br />

WUNSCH: Erzieherinnen und Erzieher sind wichtige Bezugspersonen für Kin<strong>der</strong> und erfüllen tagtäglich einen<br />

Bildungsauftrag. Um das optimal umzusetzen, haben sie ein gesichertes Arbeitsverhältnis, das ihnen<br />

gute Perspektiven bietet.<br />

WIRKLICHKEIT: Etwa die Hälfte <strong>der</strong> Erzieherinnen und Erzieher haben eine Teilzeitstelle und insbeson<strong>der</strong>e<br />

Neueinstellungen erfolgen nur noch befristet. In frühpädagogischen Berufen gibt es doppelt so viele befristete<br />

Beschäftigungsverhältnisse wie im Durchschnitt aller Berufe.<br />

14


WUNSCH: Es sollen mehr akademische Fachkräfte sowie Männer für den Erzieherberuf gewonnen werden.<br />

WIRKLICHKEIT: Erzieherinnen verdienen fast 230 Euro weniger als <strong>der</strong> Durchschnitt aller Erwerbstätigen.<br />

Das Nettoeinkommen von männlichen Erziehern liegt mit knapp 1.600 Euro sogar fast 300 Euro unter dem<br />

Durchschnittsverdienst von Männern.<br />

WUNSCH: Erzieherinnen und Erzieher arbeiten in einem Beruf, <strong>der</strong> ihnen gute Rahmenbedingungen bietet,<br />

und erfahren dafür gesellschaftliche Anerkennung.<br />

WIRKLICHKEIT: Ein Drittel verlässt den Beruf wegen <strong>der</strong> hohen körperlichen und psychischen Belastungen<br />

lange vor dem Rentenalter – von den männlichen Erziehern sogar 40 Prozent.<br />

WUNSCH: Nach einem erfüllten Arbeitsleben gehen Erzieherinnen und Erzieher in ihre wohlverdiente Rente.<br />

WIRKLICHKEIT: Erzieherinnen und Erzieher gehen – aufgrund <strong>der</strong> Belastungen im Job – im Schnitt mit 59<br />

Jahren in Rente. Diese beträgt monatlich 876 Euro – sofern sie etwa 30 Jahre durchgängig Vollzeit gearbeitet<br />

haben.<br />

Die GEW schlägt deshalb ein Vier-Punkte-Programm vor, um die Situation <strong>der</strong> frühpädagogischen Fachkräfte<br />

zu verbessern:<br />

1.) Unbefristete Vollzeitstellen, insbeson<strong>der</strong>e für Berufsanfänger, die mit zusätzlichen Finanzmitteln <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

abgesichert werden sollen.<br />

2.) Eine Ausbildung, die den Beruf auch für Abiturientinnen und Abiturienten attraktiv macht. Dazu ist <strong>der</strong><br />

weitere Ausbau grundständiger Studienangebote an den Hochschulen für Soziale Arbeit notwendig.<br />

3.) Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen durch Anrechnung eines Drittels <strong>der</strong> Arbeitszeit für Vor- und<br />

Nachbereitung sowie ein Personalschlüssel von 1:4 für Gruppen von unter Dreijährigen und 1:10 bei den<br />

drei- bis sechsjährigen Kin<strong>der</strong>n.<br />

4.) Anhebung <strong>der</strong> Bezahlung auf ein existenzsicherndes Einkommen.<br />

Mehr Infos unter www.bibernetz.de.<br />

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13.) Das Gesundheitswesen ist weiblich – aber nur auf den schlecht bezahlten und<br />

unteren Ebenen<br />

Gesundheits- und Pflegebranche sind <strong>der</strong> Wachstumsmarkt <strong>der</strong> kommenden Jahre<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Bis zum Jahr 2025 wird hier mit einem Beschäftigungszuwachs von etwa einer Million Arbeitsplätzen gerechnet.<br />

Dennoch bleibt auch das Gesundheitswesen nicht verschont von Einsparmaßnahmen, die zulasten<br />

regulärer Arbeitsplätze gehen.<br />

Teilzeitarbeit, Minijobs und Leiharbeit sind inzwischen auch hier an <strong>der</strong> Tagesordnung. All das trägt nicht<br />

gerade zum Imagegewinn dieser Berufsfel<strong>der</strong> bei, die schon jetzt mit einem gravierenden Mangel an qualifizierten<br />

Fachkräften zu kämpfen haben.<br />

15


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14.) Equal Pay Day am 25. März 2011 auf dem <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong>er Marktplatz<br />

Equal Pay Day am 25.03.2011<br />

Mannsbil<strong>der</strong>? – Weibsbil<strong>der</strong>? – Neue Bil<strong>der</strong>!<br />

Kundgebung und Unterschriftenaktion mit roten Tasche auf dem <strong>Scharmbeck</strong>er Marktplatz<br />

Kommen Sie am Aktionstag für Entgeltgerechtigkeit für Männer und Frauen, am 25. März, um 14.00<br />

Uhr, zum <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong>er Marktplatz und machen Sie auf die roten Zahlen in den Taschen <strong>der</strong><br />

Frauen aufmerksam.<br />

Gehen Sie am Equal Pay Day mit einer roten Tasche auf die Straße! Damit<br />

aus roten Taschen schwarze Zahlen werden.<br />

www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de<br />

www.equalpayday.de<br />

Vom 01. Januar bis zum Equal Pay Day 2011 (25. März) läuft unter dieser<br />

Überschrift die Unterschriftenaktion des nationalen Aktionsbündnisses für<br />

Entgeltgleichheit.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Unterschriftenaktion hat das Aktionsbündnis einen For<strong>der</strong>ungskatalog entwickelt. Damit<br />

weist es auf den in Deutschland bestehenden Entgeltunterschied von aktuell 23 Prozent hin und for<strong>der</strong>t unter<br />

an<strong>der</strong>em den flächendeckenden Ausbau von Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen, die gleichmäßigere Aufteilung<br />

<strong>der</strong> Elternzeit o<strong>der</strong> auch Verbesserungen im Steuer- und Sozialversicherungsrecht.<br />

Das nationale Aktionsbündnis for<strong>der</strong>t für<br />

Entgeltgleichheit für eine zukunftsfähige Gesellschaft:<br />

eine geschlechtsrollen-sensible Erziehung in Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen und Schulen sowie die<br />

Sensibilisierung und Ausbildung verantwortlicher Pädagogen mit anschließen<strong>der</strong> Evaluation <strong>der</strong><br />

Maßnahmen<br />

eine Unternehmens- und Arbeitskultur, die eine sinnvolle Vereinbarung von Arbeit und Familie für<br />

Frauen und Männer gewährleistet<br />

die gleichmäßigere Aufteilung <strong>der</strong> Elternzeit zwischen Müttern und Vätern<br />

den flächendeckenden Ausbau von Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen und Ganztagsschulen<br />

den Abbau von Fehlanreizen im Steuer- und Sozialversicherungsrecht<br />

die Abschaffung <strong>der</strong> kostenfreien Mitversicherung nicht erwerbstätiger Ehepartner in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Krankenversicherung<br />

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15.) Auch in MINT-Fächern verdienen Berufseinsteigerinnen weniger<br />

Screenshot <strong>der</strong> Broschüre "Zukunft gestalten: Ich werde Informatikerin!" (Hrsg.<br />

Kompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit e.V.)<br />

Frauen, die ein MINT-Fach (Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaft, Technik) studiert haben, verdienen beim<br />

Berufseinstieg weniger als Männer. Zu diesem Ergebnis kommt<br />

eine Untersuchung, für die bayerische HochschulabsolventInnen<br />

etwa eineinhalb Jahre nach Studienabschluss zum Einkommen<br />

beim Berufsstart befragt wurden.<br />

Susanne Falk, in: Beiträge zur Hochschulforschung, 32. Jahrgang, 4/2010<br />

_________________________________________________________________________________________________________________<br />

Die auf Basis des Bayerischen Absolventenpanels durchgeführten Analysen belegen, dass die Einkommensunterschiede<br />

zu Ungunsten von Frauen nicht etwa auf jeweils unterschiedliches Studienverhalten zurückzuführen<br />

sind. Denn Frauen in MINT-Fächern studieren genauso lang und gut wie Männer, gehen genauso<br />

häufig ins Ausland und suchen in ihrem Studium die gleiche Praxisnähe wie Männer.<br />

In technischen Fächern verdienen Frauen bis zu 455 Euro weniger<br />

Gleichwohl zeigt sich mit Ausnahme <strong>der</strong> Biologie für alle Fächer, dass Frauen weniger verdienen als<br />

Männer. Während die Verdienstunterschiede in <strong>der</strong> Informatik sehr klein ausfallen, liegen die Einkommen<br />

<strong>der</strong> Frauen in den technischen Fächern zwischen 138 und 455 Euro niedriger als die ihrer Kollegen.<br />

Verdienstunterschiede in <strong>der</strong> Privatwirtschaft beson<strong>der</strong>s groß<br />

Für die Geschlechtsunterschiede beim Einstiegseinkommen ausschlaggebend ist <strong>der</strong> Studie zufolge, ob die<br />

AbsolventInnen befristet o<strong>der</strong> unbefristet beziehungsweise im öffentlichen Dienst o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Privatwirtschaft<br />

beschäftigt sind. Frauen, die ein MINT-Fach studiert haben, verdienen gleichen Lohn bei gleicher Qualifikation,<br />

sofern sie im öffentlichen Dienst angestellt sind, denn dort gelten standardisierte Laufbahn- und Besoldungsstrukturen.<br />

Weniger gerecht geht es jedoch in <strong>der</strong> Privatwirtschaft zu: Hier profitieren Frauen nicht in<br />

<strong>der</strong> gleichen Weise wie Männer vom größeren Spielraum <strong>der</strong> Arbeitgeber bei Gehaltsverhandlungen.<br />

Frauen häufiger befristet beschäftigt und schlechter bezahlt<br />

Doch stärker noch als <strong>der</strong> Wirtschaftssektor wirkt die Art des Arbeitsvertrages auf die Höhe des Einstiegseinkommens:<br />

Befristet eingestellte AbsolventInnen erzielen grundsätzlich ein niedrigeres Einkommen.<br />

Das trifft zwar auf Frauen und Männer gleichermaßen zu - ist aber für Frauen insofern folgenreicher, als sie<br />

häufiger als Männer befristet eingestellt werden.<br />

In den ausgewählten MINT-Fächern haben Frauen bei ihrer ersten Stelle mit Ausnahme <strong>der</strong> Mathematik und<br />

Biologie häufiger einen befristeten Arbeitsvertrag als Männer. Beson<strong>der</strong>s große Unterschiede zeigen sich im<br />

Maschinenbau und im Bauingenieurwesen. In diesen Fächern liegt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Frauen, die befristet eingestellt<br />

sind, zwischen 13 und 15 Prozentpunkten höher als bei Männern.<br />

Befristete Beschäftigung schadet Karriere<br />

Susanne Falk, Autorin <strong>der</strong> Studie, hält es vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels für unausweichlich,<br />

"hochqualifizierte Frauen in diesem Bereich zu halten". Dafür braucht es aus ihrer Sicht neben besseren<br />

Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch attraktivere Beschäftigungsbedingungen.<br />

Befristete Beschäftigungsverhältnisse führten nicht nur zu niedrigeren Einkommen, son<strong>der</strong>n auch zu<br />

schlechteren Startbedingungen für die spätere Karriere. "Im Falle <strong>der</strong> Familiengründung dürfte es für diese<br />

Frauen schwieriger sein, ihre Tätigkeit aufzunehmen", so Falk. Insofern müsste auf die Merkmale <strong>der</strong> Beschäftigungsverhältnisse<br />

bei <strong>der</strong> Analyse von geschlechtsspezifischer Lohnungleichheit stärker ein Augenmerk<br />

gerichtet werden.<br />

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16.) Zukunftstag für Mädchen und Jungen am 14. April 2011<br />

im <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong>er Rathaus<br />

für Mädchen und Jungen<br />

am 14. April 2011<br />

im Rathaus <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong><br />

und den verschiedenen Außenstellen von<br />

8.00 bis 12.30 Uhr<br />

Teilnehmen können Mädchen und Jungen <strong>der</strong> Klassen 5 bis 10, um Einblicke in die verschiedenen Arbeitsfel<strong>der</strong><br />

zu bekommen und ihre eigenen Berufsvorstellungen zu erweitern. Am Ende des Aktionstages wird<br />

den Schülerinnen und Schülern eine Teilnahmebescheinigung ausgehändigt.<br />

www.girls-day.de<br />

Mädchen sollen einen Einblick in technische, naturwissenschaftliche o<strong>der</strong> handwerkliche Berufe bekommen.<br />

Sie sollen motiviert und ermutigt werden, sich für eine qualifizierte Ausbildung o<strong>der</strong> ein Studium in zukunftsträchtigen<br />

Berufsfel<strong>der</strong>n wie Technik, IT, Handwerk, Ingenieur- und Naturwissenschaften zu entscheiden.<br />

www.boys-day.de<br />

<strong>Der</strong> Internetauftritt des Boys'Day – Jungen-Zukunftstages, ist online. Parallel<br />

zum<br />

Girls'Day wird <strong>der</strong> Boys'Day am 14. April 2011 erstmals bundesweit stattfinden.<br />

Jungen<br />

sollen an diesem Tag Berufsfel<strong>der</strong> kennen lernen, die sie bislang eher selten in ihre Berufswahl einbeziehen:<br />

etwa in den Bereichen Erziehung, Soziales, Gesundheit und Pflege.<br />

Anmeldungen im Rahmen <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden Plätze bis zum 31.03.2011: Tel. 04791 / 17353<br />

o<strong>der</strong> ONLINE unter www.gleichstellung-in-ohz.de / www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de<br />

______________________________________________________________________________________<br />

17.) Internationaler Familientag im <strong>Stadt</strong>teil am 19. Mai 2011 im „Haus <strong>der</strong> Kulturen OHZ“<br />

Motto und Thema: Unter dem Motto „Mitgedacht, mitgemacht –<br />

für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ wird sich <strong>der</strong><br />

Aktionstag 2011 vor allem dem Thema Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf widmen, insbeson<strong>der</strong>e für Familien mit Schulkin<strong>der</strong>n.<br />

„Haus <strong>der</strong> Kulturen <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong>“<br />

an <strong>der</strong> Mozartstraße<br />

16.00 bis 18.00 Uhr<br />

Online-Anmeldungen: www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de / Kontakt und per Tel. 04791 / 17353<br />

und 8079728<br />

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18.) Zukunft Personal 2010<br />

Qualifizierte Frauen im strategischen Visier<br />

Karin Bäck<br />

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Fachmesse für Personalmanagement in Köln<br />

Unternehmen machen sich verstärkt Gedanken darüber, wo sie in Zukunft Fachkräfte gewinnen und wie sie<br />

diese halten können, so Prof. Dr. Dirk Sliwka, Lehrstuhlinhaber für Personalwirtschaft an <strong>der</strong> Uni Köln. Die<br />

qualifizierte Frau als Ausweg aus dem Fach- und Führungskräftemangel rücke dabei zunehmend ins strategische<br />

Visier <strong>der</strong> Personal- und Diversitymanager.<br />

Auf <strong>der</strong> diesjährigen Fachmesse für Personalmanagement in Köln wurde die Fach- und Führungsfrau auffallend<br />

oft auf Foren und Konferenzen thematisiert. Eine neue Ära scheint angebrochen zu sein. „Überdurchschnittlich<br />

qualifizierte junge Bewerberinnen werden in den nächsten drei bis fünf Jahren den Männern den<br />

Rang ablaufen“, prophezeite Dr. Matthias Schuster von <strong>der</strong> Deutschen Telekom auf <strong>der</strong> Pressekonferenz <strong>der</strong><br />

Messe-Veranstalter. Bei <strong>der</strong> selbst auferlegten Frauenquote gehe es weniger um die Quote son<strong>der</strong>n um eine<br />

systematische För<strong>der</strong>ung von Frauen und eine bessere Steuerung <strong>der</strong> Prozesse. Es werde bspw. genau<br />

geprüft, ob im Einstellungsprozess Frauen berücksichtigt werden. Einige Männer würden sich zwar zurückgesetzt<br />

fühlen, "aber das halten wir aus", so Schuster. Man flankiere den Prozess mit weiteren Instrumenten<br />

wie mehr Kin<strong>der</strong>tagesstätten, Mentoringprogrammen, etc..<br />

Keynote-Speaker Frank Schirrmacher, Mitherausgeber und Chefredakteur <strong>der</strong> FAZ, stellte die These auf,<br />

dass in 2-3 Jahren nicht mehr die Unternehmen checken, was Frau an Qualifikationen hat, son<strong>der</strong>n "die<br />

Frauen werden fragen, was könnt ihr uns bieten".<br />

Teilzeit als Karrierehin<strong>der</strong>nis<br />

"<strong>Der</strong> Anteil weiblicher Führungskräfte steigt zwar an, jedoch auf niedrigem Niveau“, konstatierte Sliwka. Als<br />

Hemmnisse für den Aufstieg weiblicher Führungskräfte identifizierte <strong>der</strong> Experte zum einen das „zweischneidige<br />

Schwert“ Teilzeit. Eine seiner Untersuchungen habe ergeben, dass Karrierenachteile fast ausschließlich<br />

auf das Konto von kürzeren Wochenarbeitszeiten gingen. Ein weiterer Knackpunkt sei die mangelnde Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie. Deutschland stehe im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n wie den USA o<strong>der</strong><br />

Frankreich in dieser Hinsicht deutlich schlechter da.<br />

"Wenn wir Männer und Frauen auf einer bestimmten Karriereebene vergleichen, dann haben Männer im<br />

Schnitt zwei Kin<strong>der</strong>, Frauen auf <strong>der</strong> gleichen Ebene durchschnittlich weniger als ein Kind. Das heißt, Frauen<br />

müssen sich noch häufig zwischen Kin<strong>der</strong>n und Karriere entscheiden", erklärt Sliwka.<br />

Keine Bewerberinnen in Branchen mit technischen Produkten<br />

Die Metall verarbeitende Industrie scheitert schlichtweg an Bewerberinnen, beklagt Angelique Renkhoff-<br />

Mücke, Vorstandsvorsitzende Warema Renkhoff SE. "Die gläserne Decke gibt es", so Renkhoff-Mücke.<br />

"Frauen kommen ab einer bestimmten Ebene nicht mehr weiter". Sie engagiert sich daher im Verband <strong>der</strong><br />

Metall- und Elektro-Arbeitgeber, <strong>der</strong> ein Modellprojekt für Frauen in Führungspositionen entwickelt hat. Angeboten<br />

werden Sensibilisierungs-Workshops für Geschäftsführer und männliche Führungskräfte.<br />

19


Frauenquote ein Thema <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

Die gesetzliche Frauenquote habe Vorteile, wenn es um die Besetzung von Führungspositionen geht, und<br />

den Nachteil von viel Bürokratismus, so Renkhoff-Mücke. Ist die Quote abschreckend für Männer? Sie haben<br />

große Ängste, die nicht begründbar seien aber nachvollziehbar, heißt es in <strong>der</strong> Podiumsdiskussion. Eine<br />

Klagewelle <strong>der</strong> Männer sei möglich, so Rechtsanwältin Anja Dombroswsky, CMS Hasche Sigle. Nach ihrer<br />

Einschätzung wird die gesetzliche Frauenquote nur bindend in Deutschland, wenn die EU unter Fe<strong>der</strong>führung<br />

von Viviane Reding sie einführt.<br />

Einig war man sich, dass die Frauenquote kein politisches o<strong>der</strong> rechtliches son<strong>der</strong>n ein Thema <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

ist.<br />

Best Practice Mentoring<br />

Mentoring-Programme für Frauen sind in großen Unternehmen mehr o<strong>der</strong> weniger fest installiert. Auf <strong>der</strong><br />

Zukunft Personal stellten u.a. folgende Unternehmen ihre Modelle vor: Die Fraport AG beschäftigt 13.000<br />

Mitarbeiter rund um die Uhr. Das erfor<strong>der</strong>t viel Flexibilität bzw. rund 500 unterschiedliche Arbeitszeitmodelle.<br />

Das Unternehmen hat sich dem "audit berufundfamilie" <strong>der</strong> Hertie-Stiftung unterzogen. Die Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie stellt in einem Unternehmen mit vielen ausländischen Beschäftigten eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

dar, so Michael Hoppe, Leiter Diversity und Services. <strong>Der</strong> Anteil an weiblichen Mitarbeitern<br />

betrage rund 19 Prozent, davon seien 18 Prozent in Führungspositionen. Man unterstütze die Frauen - nach<br />

Erfahrungen mit externen Mentoring-Programmen - inzwischen mit internen Programmen sowie mit Services<br />

wie Kin<strong>der</strong>betreuung und El<strong>der</strong>care.<br />

Bei <strong>der</strong> Daimler AG – <strong>der</strong> Autobauer hat weltweit 256.000 Beschäftigte - hat man ebenfalls von Cross-<br />

Mentoring auf ein internes Programm umgeschwenkt. Damit lasse sich die eigene Kultur besser transportieren<br />

und es unterstütze besser den Zugang zu eigenen Netzwerken, erklärt Susanne Leithner, Programmleiterin<br />

des Daimler-weiten Mentoring Programms TANDEM. Rund 470 Mentees auf <strong>der</strong> 4. und 3. Ebene werden<br />

aktuell von fast ebenso vielen Mentoren/innen aus <strong>der</strong> Direktionsebene betreut. Feste Leitlinien gebe es<br />

nicht, man setze dabei auch auf die Eigeninitiative <strong>der</strong> Mentees. Das Matching von Mentee und Mentor/in<br />

werde vom Global Diversity Office gesteuert.<br />

Von den 19.000 Mitarbeitern <strong>der</strong> Barmer GEK sind 60 Prozent weiblich. Trotzdem mangelt es an Bewerberinnen<br />

aus den eigenen Reihen, wenn es um die Besetzung von Führungspositionen geht. Deswegen habe<br />

man ein Mentoring-Programm für Potenzialträgerinnen mit messbaren Zielen pro Organisationseinheit entwickelt,<br />

so Martina Brokbals, Leiterin Abteilungsübergreifende Grundsatzthemen. Die Abwicklung erfolgt<br />

über ein externes Unternehmen. Die Bilanz sei erfreulich: Zwei Drittel <strong>der</strong> Mentees haben aus dem Programm<br />

profitiert. Sei es, dass sie damit die nächst höhere Position erreicht haben o<strong>der</strong> dass sie sich definitiv<br />

gegen eine Führungsposition entschieden haben.<br />

______________________________________________________________________________________<br />

19.) WOMEN's Business Day in Hamburg - 17. Februar 2011<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Am 17. Februar 2011 geht <strong>der</strong> WOMEN's Business Day in Hamburg in die fünfte Runde. Rund 200 Businessfrauen<br />

treffen sich in anregen<strong>der</strong> Atmosphäre, tanken Informationen, Impulse und Motivation, tauschen<br />

Erfolgsstrategien aus, frischen Kontakte auf und erweitern ihr Netzwerk. Dabei sein wird u. a.<br />

Deutschlands "Quoten-Mann" Thomas Sattelberger, Personalvorstand <strong>der</strong> Telekom, Julia Jäkel, Verlagsgeschäftsführerin<br />

Gruner + Jahr, Ulrike Riedel, Vorstand bei <strong>der</strong> Hamburger Hochbahn und viele mehr, diskutieren<br />

über Erfolgsfaktoren und Erfolgsbarrieren für Frauen, über Führung, Flow im Unternehmen und die<br />

Verwirklichung eigener Karriereziele.<br />

Mehr Infos unter www.2competence.de/wbd.html sowie unter www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de im<br />

Veranstaltungskalen<strong>der</strong>.<br />

20


______________________________________________________________________________________<br />

20.) Call for Papers WoMenPower 2011 im Rahmen <strong>der</strong> Hannover Messe<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Zum achten Mal findet am 8. April 2011 <strong>der</strong> Fachkongress WoMenPower im Rahmen <strong>der</strong> Hannover Messe<br />

statt. Seit 2004 ist WoMenPower die Plattform zu Themen wie Karrierefragen, Erfolgsstrategien und Integration<br />

von Beruf und Privatleben. Mit mehr als 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in 2010 ist WoMenPower<br />

mittlerweile etabliert und einer <strong>der</strong> erfolgreichsten Kongresse für zukunftsorientierten Wissenstransfer<br />

sowie Netzwerk- und Diskussionsplattform zu arbeits- und gesellschaftspolitischen Trends für Frauen und<br />

Männer.<br />

In 2011 erwarten die Kongressteilnehmerinnen und –teilnehmer unter dem Motto „Karrieren antreiben –<br />

steuern – bewegen“ erneut zahlreiche Workshops, Seminare und Diskussionsrunden, die sich mit Information<br />

und Beratung rund um die Karriere und für alle Berufsphasen auseinan<strong>der</strong>setzen sowie Networking, Ausstellung<br />

und geführte Rundgänge über die Messe.<br />

Mehr Infos unter www.hannovermesse.de sowie unter www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de im<br />

Veranstaltungskalen<strong>der</strong>.<br />

______________________________________________________________________________________<br />

21.) Vorbereitungstreffen zur „Unternehmerinnenmesse 2011“ am 27. Mai 2011<br />

im <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong>er Rathaus<br />

Rathaus <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong><br />

Großer Sitzungssaal<br />

10.00 Uhr<br />

Vorbereitungstreffen zur<br />

Unternehmerinnenmesse 2011<br />

am 27. Mai 2011<br />

Die Unternehmerinnen-Messe 2011 findet am Samstag, dem 17. und Sonntag, dem 18. September<br />

2011, in <strong>der</strong> Zeit von 14.00 bis 18.00 Uhr, im Rathaus <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong><br />

Sie bietet ein Spektrum <strong>der</strong> unterschiedlichsten<br />

Aktivitäten von Frauen aus <strong>der</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong> und dem<br />

Umland, das von Dienstleistungen, Handel,<br />

Handwerk, Gastronomie bis hin zu<br />

Bildung und Beratung reicht. Unternehmerinnen,<br />

Vereine und an<strong>der</strong>e Institutionen<br />

sind ebenso an den Messetagen mit<br />

ihren Ständen vertreten.<br />

Die Ausstellenden haben die Möglichkeit,<br />

ihre Produkte und Dienstleistungen zu<br />

präsentieren so dass die Messe ein Treffpunkt<br />

für Anbietende und potentielle<br />

Kunden ist, die Gelegenheit bietet, Kontakte<br />

zu knüpfen und Erfahrungen austauschen.<br />

Durch die Messe wird <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong><br />

selbständigen Frauen und Unternehmerinnen in <strong>der</strong> Region gestärkt:<br />

Frauen zeigen, dass sie erfolgreich gründen können und in Bereichen und Branchen tätig sind, die<br />

sich direkt an an<strong>der</strong>e Menschen wenden und Dienstleistungen für sie bereithalten!<br />

21


___________________________________________________________________________<br />

22.) Fußball-Weltmeisterschaft <strong>der</strong> Frauen in Deutschland<br />

„20ELF von seiner schönsten Seite“<br />

__________________________________________________<br />

Deutschland ist Gastgeber <strong>der</strong> Fußball-Weltmeisterschaft <strong>der</strong><br />

Frauen 2011. Vom 26. Juni bis zum 17. Juli kämpfen insgesamt<br />

16 Nationalmannschaften an neun Austragungsorten um den<br />

begehrten Titel. Titelverteidiger ist die deutsche<br />

Nationalmannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid. In <strong>der</strong><br />

Vorrunde trifft das deutsche Team auf Kanada, Nigeria und<br />

Frankreich. Das Eröffnungsspiel am 26. Juni in Berlin bestreitet<br />

die deutsche Nationalelf gegen Kanada, den Sieger <strong>der</strong><br />

Nordamerika-Qualifikation. Das Motto für die WM lautet „20ELF<br />

von seiner schönsten Seite!“<br />

Die graue Spielzeit - <strong>Der</strong> DFB verbietet von 1955 bis 1970 Frauenfußball<br />

Mit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland wird auch die grundgesetzliche Gleichberechtigung von<br />

Mann und Frau festgeschrieben. Doch zwischen Theorie und Praxis verläuft im konservativen Nachkriegsdeutschland<br />

ein tiefer Graben. Das patriarchalische Denken in geschlechtsspezifischen Bahnen dominiert<br />

immer noch Sport und Gesellschaft. Fußballsport gilt nach wie vor als "unweiblich" und "nichtfraugemäß".<br />

<strong>Der</strong> Deutsche Fußball-Bund hat kein Interesse an den<br />

Fußballerinnen. Im Gegenteil, <strong>der</strong> Bundestag des DFB stellt am 30.<br />

Juli 1955 in Berlin fest: "Im Kampf um den Ball verschwindet die<br />

weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden<br />

und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und<br />

Anstand." Ab sofort ist Frauenfußball allen DFB-Mannschaften<br />

verboten.<br />

Erst als die Fußballerinnen Ende <strong>der</strong> 60er Jahre die Gründung<br />

eines eigenen Dachverbandes erwägen, lenkt <strong>der</strong> DFB ein. Am 31.<br />

Oktober 1970 wird das Verbot wie<strong>der</strong> aufgehoben. Bald gibt es<br />

einen bundesweiten Spielbetrieb. 1974 wird die erste Frauenfußball-Meisterschaft ausgespielt. 1982 spielt<br />

erstmals eine DFB-Frauennationalelf. Mit dem Gewinn <strong>der</strong> Europameisterschaft 1989 kommt es zum<br />

Durchbruch des Frauenfußballs in Deutschland.<br />

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23.) Mit Fußball zum Abitur<br />

Regina Friedrich<br />

freie Journalistin in Berlin<br />

______________________________________________________________________________________<br />

22


Europameister, Weltmeister und Champions-League-Gewinner – <strong>der</strong> deutsche Frauenfußball ist auf<br />

Erfolgskurs. Viele <strong>der</strong> Spielerinnen begannen ihre Laufbahn in Sportschulen, in denen Mädchen und<br />

junge Frauen umfassend ausgebildet werden.<br />

Isabelle Knipp (16), Stephanie Abel (17) und Ilda Mujovic (17) sind Schülerinnen des Sportgymnasiums<br />

Magdeburg. Die „Eliteschule des Fußballs“ ist einer von neun Standorten in Deutschland, an denen Mädchen-<br />

und Frauenfußball exzellent geför<strong>der</strong>t wird, ein Netzwerk aus Schule, Fußballverband und Fußballverein.<br />

Das einzige weibliche Landesleistungszentrum (LLZ) in Sachsen-Anhalt, gegründet 2005, will den talentiertesten<br />

Fußballerinnen optimale Bedingungen für ihre Entwicklung schaffen. Nach einem Auswahlverfahren<br />

werden die 11- bis 18-Jährigen im Sportgymnasium o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Sekundarschule „Hans Schellheimer“<br />

aufgenommen und können dort ihre schulische und sportliche Ausbildung absolvieren. Kooperationspartner<br />

ist <strong>der</strong> Magdeburger FFC, <strong>der</strong> für das Nachmittagstraining und den Spielbetrieb verantwortlich ist und in dem<br />

die Schülerinnen auch Mitglied sind.<br />

Talentför<strong>der</strong>ung im Verbund<br />

Ilda ist seit 2007 an <strong>der</strong> Schule und seit zwei Jahren in <strong>der</strong> Frauenmannschaft des FFC. Mit den U 16 kam<br />

sie auch gegen Jungenteams zum Einsatz. „War cool“, meint sie, „das Spiel ist härter, die schenken uns<br />

nichts, aber sie akzeptieren uns.“ Isabelle kommt wie Ilda aus einer fußballbegeisterten Familie. Ihr Ziel ist<br />

ein Platz in <strong>der</strong> 1. Frauenmannschaft des FFC. Anfang 2010 war sie mit <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> U 17 in Florida im<br />

Trainingslager, „ein tolles Erlebnis“. Sie trainiert hart, hat jedes Wochenende Punktspiele, „aber das ist ja,<br />

was ich immer wollte“.<br />

Magdeburg: enge Verzahnung von Schule und Training.<br />

Foto: Sportgymnasium Magdeburg<br />

Im Landesleistungszentrum findet sie dafür beste<br />

Bedingungen. Schulen, Internat und Trainingsplätze<br />

liegen dicht beieinan<strong>der</strong>, Lehrer und Trainer halten einen<br />

engen Kontakt, Lehr- und Trainingspläne sind aufeinan<strong>der</strong><br />

abgestimmt. Für wichtige Spiele werden auch mal<br />

Klausuren verlegt o<strong>der</strong> Nachhilfestunden angeboten.<br />

Das weiß auch Stephanie zu schätzen: „Ich bekomme<br />

hier eine sehr gute Ausbildung, die hat mich fußballerisch wirklich weitergebracht.“ Einzigartig in Magdeburg<br />

sei, dass die Schülerinnen zwar zwei verschiedene Schulabschlüsse machen können, aber gemeinsam trainieren<br />

und spielen, betont Steffen Rau, Verbandssportlehrer beim Fußballverband Sachsen-Anhalt und zuständig<br />

für den weiblichen Leistungssport und die Trainerausbildung, <strong>der</strong> auch die<br />

drei Mädchen trainiert.<br />

Als U-16-Ausbildungsteam des FFC nehmen die Schülerinnen am C-<br />

Juniorenspielbetrieb teil, die Besten spielen in <strong>der</strong> jährlichen Nord-Ostdeutschen<br />

Fußballvereinsmeisterschaft und <strong>der</strong> Deutschen Meisterschaft <strong>der</strong> B-Juniorinnen. Bei<br />

„Jugend trainiert für Olympia“ im September 2010 in Berlin belegten die Fußballerinnen<br />

den zweiten Platz und trugen mit dazu bei, dass das Sportgymnasium Magdeburg<br />

„Sportlichste Schule Deutschlands 2010“ wurde. 2009 war das die Friedrich-<br />

Ludwig-Jahn-Schule in Potsdam. Sie erhielt 2001 als erste den Titel „Eliteschule des<br />

Sports“ und wurde 2007 die zweite „Eliteschule des Fußballs“ in Deutschland.<br />

Mit dem Abitur zur Champions League<br />

Seit 1996 werden talentierte und fußballbegeisterte Mädchen in den 7. Klassen aufgenommen und dort bis<br />

zum Abitur sportlich und schulisch ausgebildet. So wie Anna Felicitas Sarholz. Die 18-jährige gebürtige Kölnerin<br />

kam 2004 an die Schule, spielt in <strong>der</strong> dritten Saison beim 1. FFC Turbine Potsdam und steht für die U-<br />

17-Nationalmannschaft im Tor. Nach ihrem Fachabitur betreut sie jetzt ehrenamtlich die Ausbildungsmannschaft<br />

des Vereins, mit <strong>der</strong> sie zwei Mal Deutscher Meister wurde und dieses Jahr die Champions League<br />

gewann. „Es hat sich in den letzten Jahren ganz, ganz viel verän<strong>der</strong>t, wir sind viel professioneller geworden“,<br />

sagt sie selbstbewusst. Tabea Kemme hat es sogar in die Frauen-Nationalmannschaft geschafft. Zum Einsatz<br />

ist sie noch nicht gekommen, „ich bin ja erst seit fünf Wochen dabei“.<br />

23


Hartes Training für Meistertitel<br />

Bevor sie zur Sportschule kam, kickte die zwölfjährige Katja Friedl im Verein<br />

in Wittstock nur gegen Jungs. „Da lernt man mehr körperbetontes Spiel.“ Die<br />

Mädchen trainieren zwar in <strong>der</strong> Schule miteinan<strong>der</strong>, treten aber bei Punktund<br />

Pokalspielen ausschließlich gegen Jungenmannschaften an. „So lernen<br />

sie, sich durchzusetzen und erwerben eine gewisse Robustheit“, erklärt Lehrertrainer<br />

Jürgen Theuerkorn, zuständig für das Wahlpflichtfach Fußball und<br />

den Sportunterricht. „Es ist ein knallharter Leistungssport, nur wenige schaffen<br />

den Sprung zum 1. FFC.“ Umso wichtiger ist neben <strong>der</strong> sportlichen För<strong>der</strong>ung<br />

auch die schulische Ausbildung. <strong>Der</strong> Olympia-Stützpunkt unterstützt die Schule beispielsweise bei<br />

<strong>der</strong> Lehrstellen- o<strong>der</strong> Studienplatzsuche. <strong>Der</strong>zeit wird die Mensa mo<strong>der</strong>nisiert, ein neues Internat und eine<br />

Sporthalle gebaut.<br />

Das „Potsdamer Modell“ – die optimale Abstimmung und Organisation von Schule, Sport und Leben für die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler – hat sich bewährt. In den vergangenen zehn Jahren haben die<br />

Fußballerinnen sieben deutsche Meistertitel bei den U 17 errungen, Schülerinnen spielen in DFB-<br />

Auswahlmannschaften und in <strong>der</strong> A-Nationalmannschaft. Im April 2011 werden Schülerinnen an den Schulweltmeisterschaften<br />

in Brasilien teilnehmen.<br />

Sportgymnasium Magdeburg<br />

Gegründet 1953 als Kin<strong>der</strong>- und Jugendsportschule, nahm das neue Sportgymnasium mit dem Schuljahr<br />

1991/92 seinen Betrieb auf. Mit <strong>der</strong> Realschule „Hans Schellheimer“, jetzt Sportsekundarschule, wurden<br />

zusammen mit dem Leistungssportzentrum unter dem Motto „Getrennt lernen – gemeinsam trainieren“ neue<br />

Organisationsmodelle für eine enge Verzahnung von Schule und Training entwickelt. Zurzeit besuchen 485<br />

Schülerinnen und Schüler in den Klassenstufen fünf bis zwölf das Sportgymnasium. Ziel ist ein optimales<br />

sportliches und schulisches Umfeld für ambitionierte Talente, die individuell geför<strong>der</strong>t werden und denen<br />

Werte wie Teamgeist, Toleranz, Fairness, Offenheit, Respekt und Leistungswillen vermittelt werden. Die<br />

Fußballerinnen haben bei den NOFV-Meisterschaften 2005 bis 2009 erste bis dritte Plätze belegt, wurden<br />

2009 DFB-Schulcup-Sieger und gewannen 2008/09 den NOFV-Län<strong>der</strong>pokal bei den U 13 und U 17. Mit<br />

Anne Bartke wurde auch eine ehemalige Schülerin mit den U 20 Weltmeisterin.<br />

Sportschule Potsdam<br />

Die Sportschule, 1952 als „Jahnschule“ für Kin<strong>der</strong>sport gegründet, wurde 1954 Kin<strong>der</strong>- und Jugendsportschule.<br />

2002 erhielt sie den Titel „Eliteschule des Sports“ und 2007 „Eliteschule des Fußballs“. Als erfolgreichste<br />

Schule für „Jugend trainiert für Olympia“ wurde sie 2009 mit dem „Star of Fame“ ausgezeichnet. 569<br />

Schülerinnen und Schüler lernen in 20 Klassen. Das von <strong>der</strong> Schule entwickelte „Potsdamer Modell“ bietet<br />

beste Möglichkeiten individualisierten Lernens und individueller För<strong>der</strong>ung sowie kurze Wege zwischen<br />

Schule, Internat und Trainingsstätten. Mit den B-Juniorinnen des 1. FFC Turbine Potsdam wurden Schülerinnen<br />

<strong>der</strong> Sportschule seit 2000 acht Mal Deutscher Meister.<br />

Quelle: Goethe Institut<br />

______________________________________________________________________________________<br />

24.) Gute Nachrichten für Familienunternehmer<br />

Die nächste Unternehmer-Generation hält am Unternehmen fest!<br />

Susanne Dahncke<br />

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Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Familienunternehmen, die mit <strong>der</strong> Zeppelin Universität und dem<br />

Wirtschaftsmagazin „Impulse" 200 Unternehmerkin<strong>der</strong> zwischen 16 und 35 Jahren befragt hat.<br />

55 Prozent <strong>der</strong> Befragten wollen die Firma ihrer Eltern übernehmen, 97 Prozent können sich nicht vorstellen,<br />

das Unternehmen zu verkaufen.<br />

Sie setzen auf Selbstbestimmtheit und Eigenverantwortlichkeit - Werte, die sie im Familienunternehmen<br />

umsetzen wollen, wenn sie die Firma übernehmen. Gleichzeitig schätzen sie die traditionellen Werte ihrer<br />

Eltern wie Bescheidenheit. Tradition und Wandel sind für sie keine Wi<strong>der</strong>sprüche.<br />

24


Sie spüren Verantwortung für das Familienunternehmen (61 Prozent) und sind offen für neue Unternehmensführung.<br />

49 Prozent würden Fremdmanager im Unternehmen akzeptieren, damit die Firma auch in<br />

Zukunft im Familieneigentum bleibt.<br />

Deutschlands Unternehmerkin<strong>der</strong> halten am Erbe Ihrer Eltern fest - als aktive Nachfolger o<strong>der</strong> passive Gesellschafter.<br />

Ein gutes Gefühl für die Elterngeneration, ihr Werk auch in Zukunft in Familienhänden zu wissen!<br />

Weitere Informationen zu <strong>der</strong> im Oktober 2010 erschienenen Studie unter www.familienunternehmen.de<br />

und www.impulse.de.<br />

Quelle: Presseinformation Stiftung Familienunternehmen www.coaching-fuer-querdenker.de<br />

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25.) Die Methode Frau<br />

Eine Revolution kündigt sich an: Sie wird verän<strong>der</strong>n, wie wir morgen Arbeit und Leben einrichten.<br />

© Sean Gallup/Getty Images<br />

Die Arbeitswelt wandelt sich:<br />

Immer mehr Frauen arbeiten in klassischen<br />

Männerberufen und immer mehr Männer dringen<br />

in Frauendomänen vor<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Es tut sich etwas in <strong>der</strong> Arbeitswelt – trotzdem wird es auch in den Berufen mit hohem Frauenanteil beim<br />

Thema Aufstieg noch immer eng. Welche Bedingungen müssen in einem Beruf herrschen, damit mehr Frauen<br />

sich für ihn entscheiden? Und wie verän<strong>der</strong>t sich im Gegenzug die Arbeitswelt, wo Frauen sie erobern?<br />

Denn so wie sich die Wirtschaft wandelt, Dienstleistungsberufe wichtiger werden und Unternehmen die<br />

Frauen öffentlichkeitswirksam für sich entdecken, lässt sich auch etwas lernen aus diesen Berufen, die die<br />

Frauen anziehen. Darüber, wie die Arbeitswelt in Zukunft aussehen wird: Ein Prozess ist in Gang gekommen,<br />

von dem noch nicht ganz klar ist, wohin er führen wird. Aber in welche Richtung es geht, dafür gibt es<br />

Anhaltspunkte, Muster, die sich wie<strong>der</strong>holen. Zum ganzen Artikel in <strong>der</strong> Zeit:<br />

Jeden Morgen, wenn Elisabeth von Szczepanski ins Büro geht, steigt sie eine Treppe hinauf, vorbei an<br />

düsteren Bil<strong>der</strong>n in Rot und Braun. Arbeiter sind darauf zu sehen, die vor großen Öfen mit Schaufeln hantieren,<br />

die Gluthitze in ihrer Fabrik scheint noch in den kühlen Gängen des Gerichts spürbar. Es ist, als hätte<br />

sich <strong>der</strong> Wandel <strong>der</strong> Arbeitswelt in diesem Gebäude sein eigenes Denkmal errichtet: Wo sich vor einhun<strong>der</strong>t<br />

Jahren <strong>der</strong> Zusammenschluss <strong>der</strong> deutschen und luxemburgischen Eisen- und Stahlindustrie seinen Sitz<br />

erschuf, ist heute das Düsseldorfer Verwaltungsgericht untergebracht. Hier geht es nicht mehr um heiße<br />

Körperarbeit, son<strong>der</strong>n um kühle Analyse. 38 Richterinnen arbeiten hier, davon sechs als Vorsitzende einer<br />

Kammer.<br />

Von Szczepanski ist 45, sie führt den Vorsitz <strong>der</strong> 22. Kammer des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts, unter<br />

an<strong>der</strong>em zuständig für Waffen- und Auslän<strong>der</strong>recht; <strong>der</strong> Fall eines Sprengmeisters steht zur Verhandlung<br />

an, bei dem nicht klar ist, ob er möglicherweise einer extremistischen Vereinigung angehört. Sie terminiert<br />

die Verhandlung, als Richterin ist sie unabhängig – und das Erstaunliche an dieser Tatsache wird erst klar,<br />

wenn man einen kurzen Blick zurückwirft, in die Geschichte. Gut 39 Prozent <strong>der</strong> Richter sind laut Statistischem<br />

Bundesamt heute weiblich, 1991 waren es gerade einmal 20 Prozent.<br />

Die Honoratioren <strong>der</strong> Gesellschaft tragen längst nicht mehr alle Bart und sprechen nicht mehr nur mit tiefer<br />

Stimme, längst sind es auch Frauen, die richten, lehren und Menschen heilen.<br />

25


Richtig spannend aber wird es beim Blick auf die Details: Was unterscheidet diese Berufe, in denen Frauen<br />

schon heute in <strong>der</strong> ersten Reihe stehen, von an<strong>der</strong>en, in denen sie sich noch immer hinten anstellen müssen?<br />

Welche Bedingungen müssen in einem Beruf herrschen, damit mehr Frauen sich für ihn entscheiden?<br />

Und wie verän<strong>der</strong>t sich im Gegenzug die Arbeitswelt, wo Frauen sie erobern?<br />

Denn so wie sich die Wirtschaft wandelt, Dienstleistungsberufe wichtiger werden und Unternehmen die<br />

Frauen öffentlichkeitswirksam für sich entdecken, lässt sich auch etwas lernen aus diesen Berufen, die die<br />

Frauen anziehen. Darüber, wie die Arbeitswelt in Zukunft aussehen wird: Ein Prozess ist in Gang gekommen,<br />

von dem noch nicht ganz klar ist, wohin er führen wird. Aber in welche Richtung es geht, dafür gibt es<br />

Anhaltspunkte, Muster, die sich wie<strong>der</strong>holen.<br />

Einige finden sich im Leben von Elisabeth von Szczepanski. Eine Ausbildung sah ihr Vater für seine Tochter<br />

vor, »etwas Internationales, Kaufmännisches«. Sie setzte sich durch, verzichtete auf einen Teil <strong>der</strong> Unterhaltsansprüche,<br />

die Kin<strong>der</strong>n geschiedener Eltern zustehen – und studierte Jura. Von Szczepanski wollte sich<br />

viele Wege offenhalten, am Verwaltungsgericht gefiel ihr, dass es relativ leicht ist, sich abordnen zu lassen,<br />

also etwa einmal einen Ausflug in die Verwaltung zu machen. Ihr zweites Kind bekam sie während <strong>der</strong> Erprobung<br />

für die Beför<strong>der</strong>ung. Ohne zu wissen, dass sie schwanger war, hatte sie sich um die Stelle im Justizministerium<br />

bemüht, die ihr am Ende den Vorsitz ihrer Kammer einbringen sollte. Direkt nach <strong>der</strong> Geburt<br />

arbeitete sie weiter, in Teilzeit. »Jedes Kind war mit einem beruflichen Kürzertreten verbunden, entwe<strong>der</strong><br />

von mir o<strong>der</strong> von meinem Mann«, sagt sie. Was von Szczepanski immer machte: Sie bestand darauf, dass<br />

das zwischenzeitliche reduzierte Arbeiten mitnichten bedeutete, dass sie nun beruflich weniger Ambitionen<br />

hätte. Und so sitzt sie heute in Vollzeit in ihrem Büro hinter Kommentaren zum Asylrecht und unter einem<br />

Bild mit einem Pferd darauf. Das hat ihre Tochter gemalt, »für Mama«. Vor allem zwei Gründe scheinen<br />

dafürzusprechen, dass an Gerichten und vor allem an Amtsgerichten heute viele Richterinnen arbeiten: Die<br />

Sicherheit <strong>der</strong> konjunkturunabhängigen Arbeitsplätze und die Souveränität, selbst über seine Zeit entscheiden.<br />

Im Altonaer Kin<strong>der</strong>krankenhaus wurde Janneke Ohlhoff 2005 mit einer Teilzeitstelle Assistenzärztin. Inzwischen<br />

ist sie Fachärztin und nicht die einzige, die mit Familie und reduzierter Stelle beruflich vorwärtsgekommen<br />

ist. In <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>heilkunde in Hamburg-Altona arbeiten zwei Assistenzärzte und 23 Ärztinnen, davon<br />

neun in Teilzeit.<br />

Es ist lange her, da war <strong>der</strong> Arzt noch <strong>der</strong> stets einsatzbereite Helfer, Einzelkämpfer, ob in <strong>der</strong> Praxis als<br />

Unternehmer o<strong>der</strong> während <strong>der</strong> Nachtschicht im Krankenhaus. Heute gehen Krankenhausärzte für angemessene<br />

Bezahlung und geregelte Dienstzeiten auf die Straße – bei gleichzeitigem Ärztemangel. Es ist<br />

eine Marktsituation entstanden, in <strong>der</strong> angehende Mediziner sich die Stellen aussuchen können. Und unter<br />

ihnen sind eben immer häufiger junge Frauen. 2008 haben sie rund 61 Prozent <strong>der</strong> bestandenen Staatsprüfungen<br />

in Medizin abgelegt. Die Medizin zieht Frauen an, das war schon immer so in den helfenden und<br />

heilenden Berufen – das Neue ist, dass sie Bedingungen for<strong>der</strong>n können, die ihnen entgegenkommen.<br />

Fortbildung in Teilzeit ist eines <strong>der</strong> Stichworte, eigene Kin<strong>der</strong>tagesstätten mit beson<strong>der</strong>en, dem Krankenhausalltag<br />

angepassten Öffnungszeiten sind ein zweites. Wie dabei die Sphären von Arbeit, Familie und<br />

Freizeit zu kombinieren sind, ist aber in jedem einzelnen Fall ein Experiment.<br />

Janneke Ohlhoff ist Teil eines erfin<strong>der</strong>ischen Teams. Während des praktischen Jahres, des letzten Teils des<br />

Medizinstudiums, wurde sie schwanger. Sie vereinbarte mit ihrem Mann, dass sie sich mit <strong>der</strong> Betreuung<br />

abwechseln würden. Und als Janneke Ohlhoff gut ein Jahr nach <strong>der</strong> Geburt ihres jüngsten Sohnes Lelio<br />

nicht mehr so sicher war, ob sie nun wirklich wie<strong>der</strong> anfangen sollte zu arbeiten, war es ihr Mann, <strong>der</strong> sie<br />

fragte, ob sie wahnsinnig sei: »Das war so abgemacht, jetzt will ich zu Hause bleiben.« Karsten Ohlhoff,<br />

selbst Internist, ging während ihrer Arzt-im-Praktikum-Zeit also auf eine halbe Stelle – und sein damaliger<br />

Chef war schier entsetzt. Ohlhoff solle doch aus seinem Vertrag ausscheiden. Ein Mann mit Familienambitionen,<br />

das war ungewohnt.<br />

Mittlerweile ist es ein Muster, das sich verbreitet: Wenn Männer ihren Anspruch auf das Sorgerecht gerichtlich<br />

durchsetzen, auch wenn sie nicht mit <strong>der</strong> Mutter des Kindes verheiratet sind, wenn Männer ganz selbstverständlich<br />

in Elternzeit gehen, wandeln sich die Familien – auch wenn Männer sich nach <strong>der</strong> Brigitte-<br />

Studie 2009 immer noch längere Arbeitszeiten wünschen, wenn sie Kin<strong>der</strong> haben.<br />

Und so gehört gerade hier, wo gut ausgebildete Frauen sich ihr Terrain erobern, zum Gesamtbild ein Mann,<br />

<strong>der</strong> mitmacht. »Wir hatten eine Abmachung, dass immer <strong>der</strong>jenige, für den es beruflich gerade weitergeht,<br />

die Chancen auch wahrnehmen darf«, sagt die Richterin Elisabeth von Szczepanski. Solche Beziehungen<br />

sind idealtypisch – noch, denn berufliche Übereinkünfte werden wichtiger, wenn Frauen mehr als die Hälfte<br />

<strong>der</strong> Hochschulabschlüsse machen, die Geschlechter gleich gut ausgebildet sind. Und wenn bei vielen Paa-<br />

26


en die Frage danach, wer denn eigentlich für den Broterwerb zuständig sein soll, zumindest bis zum ersten<br />

Kind aufgrund des Gehalts nicht eindeutig zu beantworten ist.<br />

<strong>Der</strong> Führungskräftemonitor des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung 2010 zeigt, dass rund die Hälfte<br />

<strong>der</strong> Frauen in Führungspositionen sich die Hausarbeit mit ihrem Partner teilen. Von Männern in Führungspositionen<br />

tut das nur je<strong>der</strong> fünfte. Übereinkünfte verän<strong>der</strong>n die Arbeitswelt, wenn zwischen Partnern immer<br />

normaler wird, sich beide Sphären zu teilen.<br />

Die Diversity Managerin bei Daimler, Ursula Schwarzenbart, beobachtet, dass junge Männer beim Autokonzern<br />

einsteigen, die »eine an<strong>der</strong>e Idee <strong>der</strong> Rollenverteilung« mitbringen. Mittlerweile nehmen 39 Prozent <strong>der</strong><br />

Väter bei Daimler Elternzeit. Die Zahl hat sich in den vergangenen drei Jahren verdreifacht.<br />

Es tut sich etwas in <strong>der</strong> Arbeitswelt – trotzdem wird es auch in den Berufen mit hohem Frauenanteil beim<br />

Thema Aufstieg noch immer eng.<br />

Dass Susanne Fröhlich so weit gekommen ist, verdankt sie ihrem Können und einem Chef, <strong>der</strong> sie för<strong>der</strong>te.<br />

Susanne Fröhlich ist Oberärztin für Orthopädie an <strong>der</strong> Universitätsklinik Rostock, in einem Männerfach. Ihr<br />

Chef war es, <strong>der</strong> ihr nach einer schwierigen Zeit, in <strong>der</strong> sie ihre Richtung noch nicht gefunden hatte, sagte:<br />

»Wenn Sie möchten, können Sie bei mir Oberärztin werden.« Einen Monat nach ihrer Facharztprüfung war<br />

es so weit, und sie sagt, dass viele Kollegen sich gefreut hätten – und manche ihr nicht mehr die Hand hätten<br />

geben können. Inzwischen sind ein Viertel aller Oberärzte Frauen. Vor 20 Jahren war es nur ein Fünftel,<br />

<strong>der</strong> Wandel, er geht langsam vonstatten. Susanne Fröhlich ist jetzt 39: »Wenn Sie Kin<strong>der</strong> bekommen möchten,<br />

ein kein so lustiges Alter.«<br />

Corinna Kleinert vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung in Nürnberg erwartet, dass <strong>der</strong> Wandel<br />

des Arbeitsmarktes und die immer höheren Bildungsabschlüsse <strong>der</strong> Frauen langfristig die Einstellungen von<br />

Arbeitgebern verän<strong>der</strong>n. Dass Frauen irgendwann nicht mehr als Risikoarbeitnehmer betrachtet werden. <strong>Der</strong><br />

Arbeitsmarkt ist zwischen Männern und Frauen streng aufgeteilt, dass Frauen einen so stark abgeschirmten<br />

Beruf wie den des Arztes stürmen – noch ist das eine Ausnahme und wenig erforscht. Und dennoch: Wenn<br />

Frauen in Berufe mit Männerüberschuss vordringen, bringen sie eigene Vorstellungen mit.<br />

Karina Metzdorf ist nicht nur Ingenieurin, sie ist auch eine große Ausnahme. Die 29-jährige Elektrotechnikerin<br />

leitet bei Bosch eine ganze Gruppe für die Entwicklung <strong>der</strong> Netzwerkkommunikation, zum Beispiel für die<br />

Dieseleinspritzung o<strong>der</strong> für ESP-Steuergeräte. In ihrer Firma hatte auch sie immer einen Chef, <strong>der</strong> sie för<strong>der</strong>te,<br />

und dieser Chef rief sie eines Tages in das Büro seines Vorgesetzten. »Ein flaues Gefühl hatte ich,<br />

irgendwie war klar, dass es um die Zukunft ging.« Metzdorf wurde Gruppenleiterin, damit ist es nun ihre<br />

Aufgabe, ihren Mitarbeitern das Arbeiten zu ermöglichen, die Aufgaben zu verteilen, zu motivieren. »Ich<br />

wollte immer die Macht haben, Entscheidungen zu treffen«, sagt sie. Metzdorf ist dort, wo sie immer hinwollte.<br />

Doch inzwischen, sagt sie, wisse sie nicht, ob ihr die Arbeit genug gebe, um mehr als zehn Stunden<br />

pro Tag im Büro zu verbringen. »Ich will nicht Karriere machen, wenn das mit unendlichen Überstunden<br />

verbunden ist.« Es ist ein Gefühl, das auch viele Männer kennen, in Phasen, in denen <strong>der</strong> Beruf überhandzunehmen<br />

scheint. Aber vielleicht sind es die Frauen, die eher Konsequenzen ziehen. Die Oberärztin Susanne<br />

Fröhlich arbeitet an ihrer Habilitation, sie sagt: »Ich gehe abends um sieben, auch wenn woan<strong>der</strong>s<br />

noch das Licht brennt.« Karina Metzdorf hat sich zum Ausgleich für einen Nähkurs angemeldet, und wenn<br />

man sie fragt, ob sie weitere Hobbys habe, die ihr wichtig seien, ruft sie laut: »Ja, viele!«<br />

Die Soziologin Hildegard Maria Nickel ist in einer älteren Befragung <strong>der</strong> Führungskräfte <strong>der</strong> Berliner Landesbank<br />

zu dem Ergebnis gekommen, dass Frauen, die dort Führungspositionen besetzten, auf einem ausgeglichenen<br />

Verhältnis von Arbeit und Freizeit bestanden – auch wenn sie keine Kin<strong>der</strong> hatten. Es werden<br />

Bücher über die neue Generation, die »Generation Y« geschrieben, <strong>der</strong> es um Selbsterfüllung geht, im Beruf<br />

und außerhalb. Die mal ein Sabbatical macht, wenn sich die Gelegenheit bietet. Die Brigitte-Studie 2009<br />

fand heraus, dass junge Frauen führen wollen, nicht aber für den Job die Familie zurückstellen. So scheint<br />

eine Generation von Frauen und Männern ins Arbeitsleben nachzurücken, die viel arbeiten möchte, auch bis<br />

zum Anschlag – aber nicht darüber hinaus.<br />

Jakob Kern (Name geän<strong>der</strong>t) ist Ende dreißig, jung eigentlich – doch er gehört zur Generation, die bald<br />

ausgedient haben könnte. Mit schnellen Schritten und vorgebeugtem Oberkörper ist er unterwegs. Er ist<br />

immer auf dem Sprung – und hat einen Sprung zu viel gemacht. Kern war Marketingleiter in einem mittelständischen<br />

Softwareunternehmen, es lief gut, er hatte zunehmend mehr Mitarbeiter, schon vor dem Auf-<br />

27


stieg trennte er sich von <strong>der</strong> Freundin. Kurz nach dem Einstieg in den neuen Job waren auch alle an<strong>der</strong>en<br />

freundschaftlichen Bindungen futsch. »Ich habe mich auf die Arbeit konzentriert, die Mails von Freunden<br />

fehlten, die Anrufe fehlten, die Treffen mit ihnen, das Feierabendbier, und ich habe es noch nicht mal gemerkt.«<br />

So redet einer, dem sich die Schlinge um den Hals zugezogen hat. Seit drei Wochen verbringt Kern<br />

seine Tage nicht mehr zwischen E-Mails und Präsentationen, son<strong>der</strong>n in Gruppenübungen in <strong>der</strong> Heiligenfeld<br />

Klinik in Bad Kissingen. Hier werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt, bei Kern ist<br />

es ein Burn-out. »Man fällt sehr hart«, sagt er, obwohl er eigentlich gerade lernt, »ich« zu sagen, statt<br />

»man«.<br />

In einer entgrenzten Arbeitswelt hält die absolute Hingabe an den Beruf nicht nur Frauen fern, weil sie eben<br />

auch noch Kin<strong>der</strong> bekommen – sie macht auch zunehmend krank, und das verursacht Kosten. Wer mit einer<br />

psychischen Erkrankung zu Hause bleibt, tut das länger als jemand mit Husten.<br />

In <strong>der</strong> hellen Vorhalle <strong>der</strong> Westdeutschen Landesbank in Düsseldorf strebt Maren Lorth dem Empfang entgegen,<br />

gleich um 18 Uhr hat sie noch einen weiteren Kundentermin. Lorth ist 38 Jahre alt und weit gekommen.<br />

Seit 2006 ist sie als Executive Director bei <strong>der</strong> WestLB, sie berät seit 12 Jahren für verschiedene Investmentbanken<br />

Unternehmen bei <strong>der</strong> Gewinnung von Eigenkapital, etwa bei Börsengängen. In <strong>der</strong> Finanzund<br />

Versicherungsbranche bleibt sie Exotin.<br />

Zwar sind Frauen in <strong>der</strong> Gesamtbelegschaft, wo die Arbeitszeiten planbar sind, mit über 50 Prozent vertreten.<br />

Doch in den oberen Etagen wird es wie immer dünn. <strong>Der</strong> Führungskräftemonitor des Deutschen Instituts<br />

für Wirtschaftsforschung zählt nur gut zwei Prozent Frauen in Führungspositionen bei den größten Unternehmen<br />

in diesem Sektor.<br />

Lorth ficht das nicht an. »Ich wollte Karriere machen. Es ist manchmal eine gute Idee, zu wissen und zu machen,<br />

was man will.« Als sie auf einem Kapitalgipfel auf dem Podium saß, kam eine Studentin zu ihr und<br />

sagte, dass es ihr viel gegeben hätte, eine Frau da vorne zu sehen. Da wurde Lorth noch einmal bewusst,<br />

dass sie erst in ihrer Zeit in London auf weibliche Vorbil<strong>der</strong> in Führungspositionen getroffen war.<br />

Lorth glaubt, dass Kunden die Beratung durch Frauen schätzen, weil sie ihnen nicht eine Meinung aufdrängen,<br />

son<strong>der</strong>n erst zuhören, was für Wünsche <strong>der</strong> Kunde überhaupt hat. Sie spricht von einer an<strong>der</strong>en Sensibilität<br />

<strong>der</strong> Frauen – einer, die sich auszahlt. Studien <strong>der</strong> Unternehmensberatungen McKinsey und Accenture<br />

zeigen, dass Unternehmen mit beson<strong>der</strong>s gut gemischten Teams erfolgreicher arbeiten als die mit den einsamen<br />

Wölfen an <strong>der</strong> Spitze. Es sind auch harte wirtschaftliche Gründe, die für die Frauen sprechen – und<br />

die Frauen sind genau wie Männer bereit, für eine Karriere viel zu leisten.<br />

Allerdings ist Lorths Erfahrung, dass Frauen eher auf eine angemessene Balance zwischen Beruf und Privatem<br />

achten. Denn sie kennt auch Beispiele von Managern, <strong>der</strong>en einziger Lebensmittelpunkt die Arbeit war,<br />

und sie hat erlebt, wie Kollegen in <strong>der</strong> Krise den Job und damit jegliche private und berufliche Bodenhaftung<br />

verloren.<br />

Sie ist sich sicher, dass Frauen von Männern viel lernen können – »aber eben auch umgekehrt«. Dass es<br />

bei Besprechungen nicht darum gehen muss, wessen Idee verhandelt wird, son<strong>der</strong>n dass über die beste<br />

Idee verhandelt wird, dass es nicht darum geht einen Dienstwagen zu fahren, son<strong>der</strong>n zum Dienst zu fahren<br />

– und dass manche Wochenenden einfach Wochenenden sind.<br />

Frauen wie Maren Lorth, wie Elisabeth von Szczepanski, wie Karina Metzdorf zeigen, dass etwas in Bewegung<br />

ist, ein Prozess aus <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Gesellschaft, dessen Ergebnis schwer zu prognostizieren ist.<br />

Klar ist, dass er zu Verunsicherungen führt, dass Männer und Frauen ihre Rollenbil<strong>der</strong> neu finden müssen –<br />

und doch könnte sich <strong>der</strong> Aufstieg <strong>der</strong> Frauen für alle, selbst für die Männer, als Segen erweisen.<br />

Denn die Bildungserfolge <strong>der</strong> Frauen fallen in eine Phase, in <strong>der</strong> das Angebot an gut ausgebildeten Arbeitskräften<br />

in vier Jahren um 250.000 Menschen zurückgegangen ist und in <strong>der</strong> viele Männer gern kürzer und<br />

ein Großteil <strong>der</strong> Frauen gern länger arbeiten würde.<br />

»Wenn die teilzeitbeschäftigten Frauen ihre Verlängerungswünsche verwirklichen könnten, entspräche das<br />

einem Potenzial von fast einer Million Arbeitsstellen«, sagt Eugen Spitznagel vom Institut für Arbeitsmarktund<br />

Berufsforschung. Wenn dazu Bereiche wie die Gesundheitsbranche, in denen Frauen schon heute sind,<br />

wichtiger werden, dürften sie dort auch aufsteigen.<br />

28


Es ist eine Zeit, in <strong>der</strong> deutlich wird, dass entgrenzte Arbeitszeiten krank machen, und sich die Rolle <strong>der</strong><br />

Väter wandelt.<br />

Eine Zeit, in <strong>der</strong> Unternehmen Frauen aus wirtschaftlichen Gründen für sich entdecken. »In dem Moment, in<br />

dem das Konstrukt des allzeit bereiten Machers als ein Konstrukt entlarvt wird, verschieben sich die Chancen<br />

<strong>der</strong> Geschlechter«, sagt <strong>der</strong> Konstanzer Arbeitssoziologe Thomas Hinz.<br />

Es scheint sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass neue Spielregeln gelten. Wer Frauen ganz oben sehen<br />

will, muss ihnen gut zuhören. »Ob Talente eine Lernphase für ein Jahr einlegen wollen, einen Master o<strong>der</strong><br />

ein Sabbatical machen, für die Familie da sein o<strong>der</strong> ihr Arbeitspensum auf vier Tage beschränken möchten –<br />

legitim«, sagt <strong>der</strong> Personalvorstand <strong>der</strong> Telekom, Thomas Sattelberger.<br />

<strong>Der</strong> Wandel ist an vielen Stellen längst im Gange. Die Werkzeuge dafür sind ein Kalen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> ein Handy. In<br />

den Kalen<strong>der</strong> trägt die Familie Ohlhoff alle ihre Termine ein. Vier Nachtdienste stehen da für Janneke Ohlhoff<br />

umkringelt, bei den Jungs ist Hapkido-Training angesagt. Elisabeth von Szczepanski organisiert ihre<br />

Familie per Telefon. Auch wenn sie im Gericht ist, bleibt sie die Schaltzentrale, aus praktischen Gründen.<br />

Wenn ihr Mann im Gefängnis arbeitet, darf er kein Handy dabeihaben. Und so klingelt es bei ihr, wenn eines<br />

ihrer Kin<strong>der</strong> krank geworden ist. Mit Erfin<strong>der</strong>geist managen beide Familien ihr eigenes Unternehmen. »Aber<br />

zum Glück spielen die Jungs keinen Fußball«, sagt Janneke Ohlhoff, sonst hätten sie noch am Wochenende<br />

Spiele.<br />

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26.) Welche Bedingungen müssen in einem Beruf herrschen?<br />

Kind da, Job weg - Warum Muttersein für hoch qualifizierte Frauen immer noch ein Problem ist<br />

© Jason Merritt/Getty Images<br />

Familienglück bedeutet für die meisten Frauen<br />

noch immer Karriereverzicht<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Als Natascha Pösel ihrem Chef mitteilte, dass sie ein Kind erwarte, begann für sie die Zeit des Lesens.<br />

Tagsüber. Im Büro. Sie brachte sich Bücher mit, las ausführlich die Zeitung, surfte im Internet, informierte<br />

sich über die Entwicklungsstadien eines Embryos, über Familienbildungsstätten und Babykurse in Kiel,<br />

ihrem Wohnort. Ab und an durfte sie Akquisebriefe entwerfen o<strong>der</strong> Flyer Korrektur lesen. Weil Natascha<br />

Pösel schwanger war, bekam sie keine eigenen größeren Projekte mehr. Die Stechuhr in <strong>der</strong> großen Werbeagentur<br />

in Elmshorn erfasste weiter die Anwesenheit <strong>der</strong> Werbetexterin. Acht Stunden täglich abzüglich<br />

45 Minuten Mittagspause. Ihr Gehalt erhielt sie fortan für die Anwesenheit. Wer ein Kind bekommt, so die<br />

Begründung des Vorgesetzten, komme doch sowieso nicht mehr zurück in den Job.<br />

Natascha Pösel, 43, wollte dies zwar, aber sie durfte nicht. Genauso wenig wie Jutta Wegener und Stefanie<br />

Freier (beide Namen geän<strong>der</strong>t). Für die Germanistin Pösel, die Juristin Wegener und die Betriebswirtin Freier<br />

bedeutete die Bekanntgabe <strong>der</strong> Schwangerschaft den Abschied vom Job. Wie für viele Akademikerinnen.<br />

Entwe<strong>der</strong> schleichend und zunächst kaum sichtbar o<strong>der</strong> Knall auf Fall. Mütter in verantwortlichen Positionen,<br />

so <strong>der</strong> Tenor ihrer Vorgesetzten, können nicht Teilzeit arbeiten. Das gab es in <strong>der</strong> Firma noch nie und<br />

wird es auch nicht geben. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung von 2006<br />

arbeiten zum Beispiel nur 14 Prozent aller Frauen in Führungspositionen in Teilzeit. Insgesamt belegen fast<br />

84 Prozent aller Teilzeitarbeitsplätze Frauen, meldet die Bundesagentur für Arbeit.<br />

29


Telearbeit in Teilzeit? Neumodischer Quatsch, befand <strong>der</strong> Chef<br />

Klein beigeben? Das kam für die Frauen nicht infrage. Wozu werden bundesweit Krippenplätze geschaffen<br />

und Betreuungsplätze ausgebaut? Wozu gibt es das Recht auf Teilzeitarbeit? So focht jede <strong>der</strong> Akademikerinnen<br />

den Kampf auf ihre Weise:<br />

In Natascha Pösels Werbeagentur gab es vor neun Jahren keine Personalreferenten, keinen institutionalisierten<br />

Weg, den schwangere Frauen hätten einschlagen können. Für Personalfragen war <strong>der</strong> Inhaber zuständig.<br />

Pösel schlug vor, sie könne in Teilzeit von zu Hause aus arbeiten. Doch ihr Chef fand, Telearbeit sei<br />

neumodischer Quatsch. Dass sie ihren Job so mit Kin<strong>der</strong>n nicht mehr machen können würde, war Natascha<br />

Pösel auch klar: Täglich 90 Kilometer pro Strecke zwischen Wohnort Kiel und Agentur in Elmshorn pendeln<br />

würde nicht klappen – aber »auf eine so massive Wand an Wi<strong>der</strong>ständen war ich nicht gefasst«. Pösel ging<br />

erst einmal in Elternzeit und suchte nach Alternativen.<br />

Jutta Wegener, 42, Rechtsanwältin und Steuerberaterin, hatte stets Kolleginnen erlebt, die schwanger wurden,<br />

Kin<strong>der</strong> bekamen, aber nie mehr in die Kanzlei zurückkehrten. »Die wollen mich nicht mehr in Teilzeit«,<br />

sagten die Kolleginnen. Also setzte Wegener auf eine an<strong>der</strong>e Strategie. Wechselte mit 33 in eine kleinere<br />

Kanzlei, sondierte im Vorstellungsgespräch, ob es Möglichkeiten des Aufstiegs gebe – Partnerin zu werden,<br />

das war ihr Ziel. »Ich habe gedacht, Kin<strong>der</strong>kriegen schiebst du erst einmal auf.« Was ihr damals noch keiner<br />

sagte und ihr ein Kollege erst im Laufe <strong>der</strong> Jahre unter <strong>der</strong> Hand verriet: Partnerin werden Frauen erst<br />

ab 44 – wer dann noch keine Kin<strong>der</strong> hat, kommt auf <strong>der</strong> Karriereleiter ganz nach oben. »Man hat Frauen so<br />

lange hingehalten, bis die biologische Uhr abgelaufen war.«<br />

Fortan schob Jutta Wegener das Kin<strong>der</strong>kriegen nicht mehr auf. Als das erste Kind kam, bot sie an, nach<br />

fünf Monaten wie<strong>der</strong>zukommen. 25 Stunden die Woche. »Ich konnte mich nicht lange in Elternzeit tummeln.<br />

Ich hatte ja meine Mandate.« Eine Kin<strong>der</strong>frau war eingestellt. Wenige Tage vor dem ersten Teilzeitarbeitstag<br />

wurde Wegener in die Kanzlei bestellt. Es gebe Partner, die ihre Teilzeit nicht mittrügen. »Das ist<br />

nicht Ihr Ernst!«, rief die Anwältin und musste sich anhören, dass Teilzeit nicht in die Arbeitsabläufe passe,<br />

dass an<strong>der</strong>e Kolleginnen auf höheren Ebenen dann auch auf Teilzeit arbeiten wollten. Teilzeit als Sekretärin<br />

ja, als Anwältin nein. Vollzeit kam für Wegener nicht infrage: »Ich hätte wirklich Lust gehabt, voll weiterzuarbeiten,<br />

aber wir wollten unsere Kin<strong>der</strong> nicht komplett fremdbetreuen lassen.« Was sie ärgert: »Die Frauen<br />

müssen immer noch überlegen: Kind o<strong>der</strong> Karriere? Teilzeit ja o<strong>der</strong> nein? Männer können alles haben, aber<br />

uns bremst man auf allen Ebenen aus.«<br />

»Teilzeit«, sagt die Kasseler Soziologieprofessorin Kerstin Jürgens, »ist im Bereich hoch qualifizierter Beschäftigung<br />

schlechter angesehen. Den Frauen bleibt hier häufig nur: raus aus dem Job o<strong>der</strong> Vollzeit arbeiten<br />

und organisatorischen Stress und Kosten auf sich nehmen.« Denn in vielen Unternehmen gibt es einen<br />

»Anwesenheitskult«. »Anwesenheit ist Voraussetzung dafür, dass man Verantwortung übertragen bekommt<br />

und Karriere macht«, sagt die Arbeits- und Familiensoziologin.<br />

Jutta Wegener rief ihrem Chef zu: »Ich wünsche Ihrer Tochter, dass sie einen Chef bekommt wie Sie!« Intuitiv<br />

traf sie damit ins Schwarze. <strong>Der</strong> Mann als Problem. Egal, ob Kollege o<strong>der</strong> Chef. »Dort, wo <strong>der</strong> Männeranteil<br />

sehr hoch ist«, sagt Marina Hennig, Projektleiterin am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung,<br />

»ist es für Frauen sehr schwierig, in Teilzeit zurückzukommen. Hier unterbrechen Frauen auch nur sehr kurze<br />

Zeit und versuchen, irgendwelche Arrangements zu finden.« Arrangements muss es auch in den Familien<br />

geben, Frauen müssen von ihren Partnern mehr Teilzeit einfor<strong>der</strong>n. Noch arbeiten nur zwei Prozent aller<br />

Männer in Führungspositionen in Teilzeit.<br />

Das zweite Problem liegt, salopp gesagt, bei Angebot und Nachfrage. Soziologin Hennig drückt es so aus:<br />

»Dort, wo <strong>der</strong> Nachwuchs beschränkt ist, lassen sich die Firmen viel einfallen, um hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen<br />

zu halten – vor allem Unternehmensberatungen legen sich hier ins Zeug.« Doch nicht nur die Firmen<br />

haben große Erwartungen an die Frauen, auch die Frauen selbst haben hohe Ansprüche an sich. Soziologin<br />

Jürgens sagt: »Für hoch qualifizierte Frauen bedeutet <strong>der</strong> Beruf Selbstverwirklichung und Weiterentwicklung.<br />

Sie haben viel Zeit und Geld in ihre Ausbildung gesteckt.« Also kämpfen sie um ihren Job – und<br />

wenn es sein muss, vor Gericht.<br />

So wie Stefanie Freier, 37. »Ich kämpfe das durch, und wenn ich bis zum Bundesarbeitsgericht gehen<br />

muss«, sagt die schlanke Frau energisch. Schwanger mit dem ersten Kind, erklärte die süddeutsche Marketingmanagerin<br />

ihrem Chef, selbst Vater, aber mit nichtberufstätiger Gattin, dass sie in Teilzeit zurückkehren<br />

wolle. »Schaun wir mal«, sagte <strong>der</strong>, und »Schaun wir mal«, sagt Freier rückblickend, »kann man ja verschieden<br />

interpretieren: positiv, dass ich mich vor <strong>der</strong> Geburt noch nicht festlegen muss, o<strong>der</strong> negativ –<br />

30


dass eigentlich gar nicht klar ist, ob ich zurückkommen kann«. Nach einem halben Jahr war die Werbefrau<br />

wie<strong>der</strong> zurück im Büro, zweieinhalb Tage pro Woche. Was nicht mehr da war, war ihr Job. Die Aufgaben,<br />

vergeben an externe Berater.<br />

Sie wurde kurzzeitig PR-Managerin, dann für ein paar Wochen Interimsmanagerin im Rheinland, flog jeden<br />

Montagmorgen um sechs Uhr ins Rheinland, kehrte Mittwochnacht zurück. <strong>Der</strong> Säugling? Immer mit dabei<br />

– was keiner in <strong>der</strong> Firma wusste: Im Rheinland leben die Großeltern, und die hüteten das Kind. »Im Nachhinein«,<br />

sagt Stefanie Freier, »glaube ich, dass das Absicht war. Man hat mir Jobs gegeben, die eigentlich<br />

mit Kind nicht machbar waren.« Man wollte sehen, wie lange macht die das mit. Freier machte es ein Jahr<br />

lang mit, dann wurde sie mit dem zweiten Kind schwanger. Wie<strong>der</strong> sagte sie: »Ich komme nach einem halben<br />

Jahr wie<strong>der</strong>.« Doch bevor es so weit war, erhielt sie einen Brief: »Dem Teilzeitantrag kann nicht stattgegeben<br />

werden.« Grund: »betriebsbedingte Umstrukturierungen«.<br />

»Du musst dein Recht auf Teilzeit einklagen«<br />

<strong>Der</strong> Kin<strong>der</strong>gartenplatz war gebucht, das Jüngere bei <strong>der</strong> Tagesmutter eingewöhnt. Stefanie Freier dachte:<br />

»Das kann nicht sein.« Eine Personalerin <strong>der</strong> Firma sagt: »Sobald eine Frau schwanger ist, wird sie in <strong>der</strong><br />

Personalplanung <strong>der</strong> Firma nicht mehr berücksichtigt.« <strong>Der</strong> inzwischen neue Chef bot Freier wie an<strong>der</strong>en<br />

Müttern eine Abfindung an, zog bei einem Treffen den Aufhebungsvertrag aus <strong>der</strong> Tasche, schimpfte auf<br />

»diese verbissenen Frauen«, die immer alles wollten: Kind und Job. Stefanie Freier war fuchsteufelswild.<br />

Perplex. Hilflos. Frustriert. Zettelte einen Ehekrach an. Warf ihrem Mann vor: »Ich habe das bessere Examen,<br />

aber ihr Männer schiebt euch einen Job nach dem an<strong>der</strong>en zu!«<br />

Ihr Mann sagte: »Du hast ein Recht auf einen Teilzeitarbeitsplatz, du musst ihn einklagen.« Sie: »Dann bin<br />

ich raus aus <strong>der</strong> Firma.« Er: »Du bist doch eh raus.« Ihr neuer Chef: »Nehmen Sie die Abfindung an. Sie<br />

werden in diese Firma keinen Fuß mehr setzen – glauben Sie, wir stellen jemanden ein, <strong>der</strong> gegen uns<br />

geklagt hat?«<br />

Trotzdem: sich einfach so abservieren lassen? Stefanie Freier klagt. Auf ihr Recht auf Teilzeitarbeit. Gegen<br />

Diskriminierung. Was sie erreichen will: »Am Anfang wollte ich meinen Job wirklich wie<strong>der</strong>. Aber jetzt sagen<br />

mein Mann und ich: Wir haben Töchter, wir ziehen das durch – exemplarisch für alle an<strong>der</strong>en.«<br />

Weitaus weniger Frauen als noch bei Einführung des Gesetzes 2001 angenommen klagen auf ihren Teilzeitarbeitsplatz,<br />

sagt Michael Eckert, Arbeitsrechtler und Vorstandsmitglied im Deutschen Anwaltverein:<br />

»Meist lässt sich mit gutem Willen auf beiden Seiten eine Lösung finden – das Gesetz nützt, böse gesagt,<br />

denjenigen, die <strong>der</strong> Arbeitgeber nicht weiterbeschäftigen möchte, denn die können dann ihren Teilzeitarbeitsplatz<br />

einklagen.« Genaue Zahlen gibt es nicht. In <strong>der</strong> Kanzlei von Petra Dalhoff, Anwältin mit Schwerpunkt<br />

Arbeitsrecht und Mitglied im Verband berufstätiger Mütter, geht es in etwa 30 Prozent aller Fälle um<br />

den Anspruch auf eine Teilzeittätigkeit.<br />

Ihre Mandanten: überwiegend hoch qualifizierte Frauen. Dalhoff sagt: »Viele Frauen legen sich nicht früh<br />

genug fest, wann und für wie viele Stunden sie zurückkehren wollen. Damit kann kein Arbeitgeber planen.«<br />

Schwierig für Arbeitgeber ist es auch, wenn eine Frau länger als sechs Monate zu Hause bleibt. Ihr Tipp:<br />

möglichst früh, möglichst konkret mit dem Arbeitgeber die Rückkehr planen. Dennoch gebe es seitens <strong>der</strong><br />

Firmen immer noch viele Vorurteile – <strong>der</strong> Verwaltungsaufwand sei hoch, die Arbeit in Teilzeit nicht machbar.<br />

Dabei liegt <strong>der</strong> Grund meist in <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> Firma. Cornelia Sengpiel, Geschäftsführerin von Profiplaza,<br />

einer Berufsplattform, die Teilzeitstellen an hoch qualifizierte Mütter vermittelt, sagt: »Vorbehalte gegen Teilzeitarbeit<br />

haben mit <strong>der</strong> Arbeitsorganisation zu tun. Wie sehr ist das Unternehmen bereit, sich zu verän<strong>der</strong>n?<br />

Je traditioneller ein Unternehmen ist und je stärker es auf Präsenzzeiten pocht, desto weniger wird es Teilzeit<br />

akzeptieren.«<br />

Dabei ist wissenschaftlich längst belegt: Wer Teilzeit arbeitet, ist produktiver und besser organisiert als ein<br />

Vollzeitmitarbeiter. Drastisch formuliert: Wer in Teilzeit einstellt, bekommt mehr Leistung für weniger Geld.<br />

Auch Soziologin Jürgens bestätigt: »Fortschrittliche Unternehmen haben erkannt, dass es auf Leistung ankommt,<br />

nicht auf Anwesenheit.« Sie sagt: »Arbeitsmarkt und Beschäftigte sind extrem flexibel. Aber es gibt<br />

Grenzen <strong>der</strong> Anpassungsfähigkeit. Man sollte akzeptieren, dass Familie ein wichtiger Bereich unserer Gesellschaft<br />

ist, dass Zeit zum Leben bleiben muss.«<br />

Anwältin Jutta Wegener und Werbefrau Natascha Pösel gehen mittlerweile ihre eigenen Wege: Sie haben<br />

sich selbstständig gemacht. Die eine bekam ein zweites, die an<strong>der</strong>e ein zweites und ein drittes Kind. Es gab<br />

ja niemanden mehr, für den das ein Problem gewesen wäre.<br />

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27.) Exot Teilzeit-Mann<br />

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Sven Lück macht eine Ausbildung zum Altenpfleger – in einem speziellen Teilzeitprogramm. Für ihn ist das<br />

die Chance, Berufsausbildung und Kind zu vereinbaren.<br />

Bis 12 Uhr hat er Zeit, dann muss Sven Lück kochen. Sein dreijähriger Sohn und seine Frau warten wie<br />

jeden Tag auf ihr warmes Mittagessen. Lück ist Papa, Hausmann und freier Musiker. Die Erziehung teilt er<br />

sich mit seiner Frau, die als Lehrerin für das Einkommen <strong>der</strong> Familie sorgt. Nachmittags hat <strong>der</strong> 33-Jährige<br />

frei und arbeitet an seinen Bandprojekten. Aber nur noch bis März. Dann wird <strong>der</strong> 33-jährige Familienvater<br />

noch einmal eine Berufsausbildung beginnen – in Teilzeit. Die Familie ist auf ein festes, zweites Gehalt<br />

angewiesen. Lücks Einnahmen als freier Musiker sind nicht planbar, also hat sich Lück als erster Teilnehmer<br />

für eine neue, vier Jahre dauernde Teilzeit-Ausbildung zum Altenpfleger in Freiburg angemeldet.<br />

Hospitiert hat <strong>der</strong> 33-Jährig bereits in dem Alten- und Pflegeheim, in dem er seine Ausbildung absolvieren<br />

wird. "Ich habe sofort gemerkt, dass ich das gefunden habe, was ich bis zu meiner Rente machen will",<br />

erzählt er begeistert. Aber solange sein Sohn klein ist, wäre eine Ausbildung in Vollzeit für den Papa nicht<br />

möglich. Schichtdienst, <strong>der</strong> um 7 Uhr am Morgen beginnt? Unmöglich. Zudem ist klar, dass seine Frau<br />

Kathrin die Hauptverdienerin <strong>der</strong> Familie bleibt. "Sie liebt ihren Beruf, sie ist eine tolle Lehrerin", sagt ihr<br />

Mann. Nach <strong>der</strong> Geburt des Kindes hatten sie die klassische Rollenverteilung getauscht: Als freier Musiker<br />

konnte Lück die Betreuung des Kindes eher übernehmen als seine Frau mit dem regelmäßigen, festen Einkommen.<br />

Dabei soll es bleiben. "Aber ich freue mich wie<strong>der</strong> mehr soziale Kontakte über die Arbeit zu bekommen<br />

und einen neuen Beruf zu lernen, <strong>der</strong> mich ausfüllt", sagt er.<br />

Als "Teilzeit-Mann" ist Sven Lück bundesweit gesehen noch immer eine Ausnahme. Auch wenn es <strong>der</strong>zeit<br />

keine exakten Zahlen gibt, wie das Statistische Bundesamt auf Anfrage mitteilt. Bei den Ausbildungsverträgen<br />

existiert erst seit zwei Jahren ein neues Merkmal "Teilzeit-Ausbildung". Deshalb haben die Statistiker<br />

noch keine vollständigen Daten zum auszählen. Die Tendenz ist trotzdem klar. Es sind weiterhin die jungen<br />

Mütter, die eine Ausbildung o<strong>der</strong> Umschulung in Teilzeit machen. Sie haben erkannt, dass es für sie eine<br />

Chance ist, Familie und Beruf miteinan<strong>der</strong> zu vereinbaren. Diese Chance hätten aber auch junge Väter. Seit<br />

2005 besteht laut Paragraf 8 des Berufsbildungsgesetzes die gleiche Möglichkeit für sie. Auch nach <strong>der</strong><br />

Handwerksordnung können alle anerkannten Ausbildungsberufe in Teilzeit gelernt werden.<br />

Beatrix Hahner von <strong>der</strong> Industrie- und Handelskammer Lübeck (IHK) betreut seit vier Jahren ein Projekt zur<br />

Teilzeit-Ausbildung. 300 Ausbildungsverträge mit Frauen wurden zwischenzeitlich geschlossen – und nur<br />

einer mit einem Mann. Dieser "Quotenmann", Vater eines Kindes, lernte Veranstaltungskaufmann. Auch in<br />

Flensburg, weiß Hahner von <strong>der</strong> dortigen Kollegin, ist <strong>der</strong>zeit ein junger Mann unter zahlreichen Frauen in<br />

Teilzeit-Ausbildung. Im Süden Deutschland sieht es nicht an<strong>der</strong>s aus: Bei <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung Freiburg gibt<br />

es einige junge Mütter in Teilzeit-Ausbildung. Junge Väter? Fehlanzeige.<br />

Obwohl sie seit 2005 das IHK-Projekt leitet, kommt Beatrix Hahner in Erklärungsnot, warum sich so wenige<br />

junge Familienväter für diese Ausbildungsform begeistern. Dabei könne sich jede Mutter und je<strong>der</strong> Vater an<br />

sie wenden; übrigens auch Menschen, die einen pflegebedürftigen Angehörigen betreuen. Hahner sieht sich<br />

als Schnittstelle und berät zweigleisig: Die Ausbildungssuchenden sowie die Betriebe, die sich über die Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Teilzeit-Ausbildung informieren möchten. Die meisten Teilzeit-Auszubildenden im IHK-<br />

Kammerbezirk Lübeck sind Anfang bis Mitte 20 und haben kleine Kin<strong>der</strong>.<br />

An dieses Klientel richtet sich auch das Freiburger Teilzeit-Angebot <strong>der</strong> Evangelischen Altenpflegeschule, für<br />

das sich Sven Lück angemeldet hat. Neu an diesem Modell ist, dass <strong>der</strong> Unterricht nur bis 13 Uhr geht und<br />

die Azubis keine Schichten machen müssen, in denen die Kin<strong>der</strong> nicht betreut sind. Die Kin<strong>der</strong>betreuung zu<br />

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organisieren hält Beatrix Hahner überhaupt für die größte Hürde. Dabei kann sie nicht helfen, das müssen<br />

die Auszubildenden selbst stemmen. Als junge Mutter o<strong>der</strong> junger Vater müssten die Bewerber schon "sehr<br />

gut aufgestellt sein", um die Ausbildung mit Kind zu bewältigen.<br />

Sven Lücks Sohn ist bereits drei Jahre alt und geht in den Kin<strong>der</strong>garten. In den Ferienzeiten übernimmt<br />

seine Frau die Betreuung. Das geht nur, weil sie Lehrerin ist. Eine Ausbildung in Vollzeit wäre für Lück<br />

schwierig. Den Eltern ist wichtig, dass sie genügend Zeit für ihr Kind haben. Und wie reagiert das Umfeld<br />

auf den Teilzeit-Mann? Lück hat keine negativen Erfahrungen gemacht. We<strong>der</strong> als Hausmann und Vater,<br />

noch fürchtet er Vorurteile, wenn er in Teilzeit arbeitet.<br />

Es sind jedoch Ängste vor Vorurteilen und dummen Witzen, die Männer von Teilzeitarbeit abhalten. Das<br />

Bundesministerium für Arbeit und Soziales wirbt mit einer dicken Broschüre für das "Abenteuer Teilzeit" bei<br />

Männern. Die Broschüre enthält auch einen Argumentationsleitfaden mit griffigen Antworten, um auf Sätze<br />

wie "Ich hab’s schon im Ohr: Weichei <strong>der</strong> Nation! Einer, <strong>der</strong> nur noch von Windeln, Kin<strong>der</strong>geburtstagen o<strong>der</strong><br />

Medikamenten schwafeln kann" kontern zu können.<br />

Dass es Väter gibt, die sich gerne die Familien- und Berufsarbeit mit ihrer Partnerin teilen möchten – dieses<br />

Rollenmuster muss sich noch weiter durchsetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Frauenerwerbsquote<br />

in Deutschland stagniert. Sie ist – umgerechnet auf Vollzeitstellen – unter den EU-Durchschnitt von 48,8<br />

Prozent gerutscht. Diese Zahlen veröffentlichte das Institut für Arbeit und Qualifikation <strong>der</strong> Universität Duisburg<br />

2008 in einer Studie im Auftrag <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung. Dagegen arbeiteten immer mehr Frauen aus<br />

familiären und persönlichen Gründen in Minijobs und Teilzeitarbeit.<br />

So bleiben Teilzeitarbeit sowie Ausbildungen o<strong>der</strong> Umschulungen in Teilzeit trotz einiger männlicher "Exoten"<br />

zumindest vorläufig "eine neue Perspektive für Mamas". So jedenfalls titelte eine Zeitschrift über das<br />

neue Freiburger Modell. Noch nicht wissend, dass mit Sven Lück <strong>der</strong> erste Auszubildende ein Mann sein<br />

wird.<br />

_____________________________________________________________________________________<br />

28.) Elterliche Sorge muss neu geregelt werden<br />

Foto: S.Hainz/www.pixelio.de<br />

Das Bundesverfassungsgericht hat das Sorgerecht lediger<br />

Väter gestärkt. Die aktuelle Gesetzeslage, wonach ein Vater<br />

eines unehelichen Kindes das Sorgerecht nur mit Zustimmung<br />

<strong>der</strong> Mutter erhalten kann, sei verfassungswidrig, entschieden<br />

die Karlsruher RichterInnen in einem am 3. August<br />

2010 veröffentlichten Beschluss.<br />

Nathalie Sopacua<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Mit seiner Entscheidung setzt das Bundesverfassungsgericht ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für<br />

Menschenrechte vom Dezember 2009 um. Es hatte gerügt, dass das deutsche Kindschaftsrecht ledige Mütter<br />

gegenüber den Vätern bevorzuge. Dadurch greife <strong>der</strong> Gesetzgeber unverhältnismäßig in das Elternrecht<br />

des Vaters eines nichtehelichen Kindes ein, urteilte nun das Bundesverfassungsgericht.<br />

Bis zu einer Novellierung des Sorgerechts können ledige Väter ab sofort vor Gericht die gemeinsame Sorge<br />

einfor<strong>der</strong>n. Dies müsse ihnen auch gegen den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Kindsmutter gewährt werden, "soweit zu erwarten<br />

ist, dass dies dem Kindeswohl entspricht", heißt es im Beschluss <strong>der</strong> Karlsruher RichterInnen.<br />

Sorgerecht für beide Elternteile auch ohne gerichtliche Entscheidung<br />

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FPD) begrüßte die Entscheidung aus Karlsruhe.<br />

Die FDP-Politikerin kündigte unmittelbar nach Bekanntgabe <strong>der</strong> Entscheidung an, „ein unbürokratisches<br />

Verfahren, bei dem das Wohl <strong>der</strong> betroffenen Kin<strong>der</strong> stets Dreh- und Angelpunkt aller Überlegungen ist“ auf<br />

den Weg zu bringen. Sie wolle eine Reform, die „den betroffenen Vätern Wege aufzeigt, wie sie auch ohne<br />

vorherige gerichtliche Entscheidung ihr Sorgerecht ausüben können“.<br />

33


<strong>Der</strong> Ministerin schwebt dabei ein automatisches Sorgerecht für beide Elternteile vor, gegen das Mütter innerhalb<br />

einer bestimmten Frist Einspruch einlegen könnten. Eine solche Regelung sieht <strong>der</strong> Deutsche Juristinnenbund<br />

(djb) durchaus kritisch: Die djb-Präsidentin Jutta Wagner gibt zu bedenken, dass die gemeinsame<br />

elterliche Sorge mit <strong>der</strong> Geburt des Kindes nicht immer dem Kindeswohl entsprechen müsse: „So etwa<br />

wenn das Kind einer Zufallsbegegnung entstammt o<strong>der</strong> die Beziehung schon vor <strong>der</strong> Geburt durch andauernde<br />

Streitigkeiten belastet ist.“ Die Juristinnen halten daher das Vorliegen einer sozial-familiären Beziehung<br />

zwischen Vater und Kind für eine notwendige und unverzichtbare Voraussetzung für die gemeinsame<br />

Sorge nicht verheirateter Eltern.<br />

Gemeinsame Sorge bedingt aktive Väter<br />

Auch <strong>der</strong> Verband alleinerziehen<strong>der</strong> Mütter und Väter (VAMV) for<strong>der</strong>t den Gesetzgeber auf, sinnvolle Kriterien<br />

für die Gewährung eines Rechts auf elterliche Sorge zu entwickeln. Sie müssten sich eng am Wohlbefinden<br />

des Kindes orientieren und dürften nicht dazu führen, Elternrechte zu manifestieren, die nicht umgesetzt<br />

werden.<br />

Damit Väter die gemeinsame Sorge im Sinne des Kindeswohls wahrnehmen können, müssen nach Auffassung<br />

des VAMV einige Voraussetzungen erfüllt sein: Das Kind müsse eine Bindung zum Vater haben, d.h.<br />

eine ausreichend lange Zeit mit dem Kind zusammengelebt haben. <strong>Der</strong> Vater sollte zudem nachweisen können,<br />

dass er sonst sein Umgangsrecht kontinuierlich wahrnimmt. Ebenso würde <strong>der</strong> Verband die gemeinsame<br />

Sorge davon abhängig machen, ob <strong>der</strong> Barunterhalt für das Kind regelmäßig und in ausreichen<strong>der</strong> Höhe<br />

bezahlt wird.<br />

Klagen belasten Familie und Kin<strong>der</strong><br />

Gleichzeitig warnte <strong>der</strong> VAMV vor den möglichen Folgen des Karlsruher Urteils: „Wenn Väter jetzt klagen,<br />

wird es zu strittigen familienrechtlichen Verfahren kommen. Mütter, die dem gemeinsamen Sorgerecht nicht<br />

zustimmen, haben in <strong>der</strong> Regel sehr gute Gründe dafür. Wenn <strong>der</strong> Vater dagegen klagen will, wird dies sehr<br />

belastend für die Familie und Kin<strong>der</strong>“, sagte Edith Schwab, Vorsitzende des VAMV und Fachanwältin für<br />

Familienrecht.<br />

AZ: 1 BvR 420/09 - Beschluss vom 21. Juli 2010<br />

______________________________________________________________________________________<br />

www.gen<strong>der</strong>-mainstreming.net<br />

29.) Gen<strong>der</strong> Mainstreaming<br />

bedeutet, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von<br />

Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale<br />

Wirklichkeit gibt.<br />

34


„Heute schon gegen<strong>der</strong>t?“ – alte Rollenbil<strong>der</strong> auf dem Prüfstand<br />

„Wo ist denn hier die Gen<strong>der</strong>-Statistik?“ Wer bei einer solchen Frage<br />

große Augen macht, hat Gen<strong>der</strong>-Mainstreaming noch nicht kennengelernt.<br />

Seit zehn Jahren möchte die deutsche Regierung ihre Politik „gen<strong>der</strong>n“. Mit gemischtem<br />

Erfolg.<br />

Heide Oestreich<br />

ist Redakteurin für Geschlechterpolitik bei <strong>der</strong> „tageszeitung“.<br />

___________________________________________________________________________________<br />

„Gen<strong>der</strong>- was?“ fragen die einen noch belustigt, während an<strong>der</strong>e stolz verkünden, dass sie bereits ihre<br />

Sprache, ihre Zielgruppen o<strong>der</strong> sogar ihren Finanzhaushalt „gegen<strong>der</strong>t“ hätten. „Gen<strong>der</strong>-Mainstreaming“<br />

nennt sich <strong>der</strong> Verwaltungsprozess, <strong>der</strong> zugleich ein elegantes Instrument <strong>der</strong> Weltverbesserung sein will:<br />

Männer und Frauen sollten im „Mainstream“ des politischen Handelns geson<strong>der</strong>t erfasst und ihre Rollen<br />

reflektiert werden. Ziel ist, das Machtgefälle zwischen den Geschlechtern abzubauen. Dieses anspruchsvolle<br />

Programm hatte die Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 angeregt. Seitdem ist es Bestandteil internationaler<br />

Abkommen geworden, UN und EU haben sich dazu verpflichtet. Und auch die deutsche Regierung hat Gen<strong>der</strong>-Mainstreaming<br />

1999 offiziell eingeführt.<br />

Zehn Jahre später ist die Bilanz in Deutschland gemischt. Es gibt hochgelobte Pilotprojekte, aber auch viel<br />

Ratlosigkeit und Wi<strong>der</strong>stand. Einige Journalisten sehen gar die männliche Identität durch staatliche Umerziehung<br />

bedroht. Zuletzt erklärte das Frauenministerium, man wolle den provozierenden Terminus gar nicht<br />

mehr verwenden. Was hat es mit diesem Prinzip auf sich, das so einfach klingt – und doch so merkwürdige<br />

Reaktionen hervorruft?<br />

Das Geschlecht wird politisch<br />

Da ist zunächst ein sperriger Begriff. Schon unter dem Wort „Gen<strong>der</strong>“ können sich<br />

viele Menschen wenig vorstellen. „Gen<strong>der</strong>“ wird in <strong>der</strong> englischen Debatte im Unterschied<br />

zu „Sex“ gebraucht. „Sex“ sollte das biologische Geschlecht bezeichnen,<br />

„Gen<strong>der</strong>“ dagegen das „soziale Geschlecht“, die Rollenzuschreibungen. Letztere<br />

können Menschen stark einengen. Männer, die stets stark und cool wirken wollen,<br />

um „männlich“ zu sein, können unter diesem Anspruch so leiden, dass sie krank<br />

werden. Ungünstig haben es auch Frauen getroffen, die angeblich „unweiblich“ wirken,<br />

wenn sie vorankommen wollen und Ehrgeiz zeigen. Am nachhaltigsten aber<br />

wirkt die traditionelle Rollenverteilung, nach <strong>der</strong> Frauen unentgeltlich zu Hause arbeiten<br />

und dafür von Männern alimentiert werden. Daraus folgt ein Machtungleichgewicht,<br />

politisch, ökonomisch und privat.<br />

Gen<strong>der</strong> in meiner <strong>Stadt</strong><br />

Als politisches Prinzip soll Gen<strong>der</strong>-Mainstreaming überprüfen: Profitieren beide Geschlechter? Setzen wir<br />

Rollenbil<strong>der</strong> voraus, die Menschen einengen? Gen<strong>der</strong>-Expertin Marion Böker, die Verwaltungen beim Gen<strong>der</strong>-Mainstreaming<br />

berät, sieht anfangs viele Angestellte mit den Augen rollen. Das Projekt kommt ihnen<br />

überflüssig und kompliziert vor. „Aber wenn sie ein paar Beispiele ausprobiert haben, sind sie oft begeistert“,<br />

sagt Böker. In Berlin etwa haben die Bezirke mit dem Gen<strong>der</strong>n ganz klein angefangen: In einer Bibliothek<br />

meinten die Angestellten, Männern könnte es gut tun, auch mal etwas über ihre Seele zu erfahren. Sie platzierten<br />

die Psycho-Ratgeber in <strong>der</strong> Technik-Ecke. Und prompt liehen Männer sie aus. Auf einem Sportplatz<br />

waren plötzlich mehr Mädchen aktiv: Die Verwaltung hatte gegen<strong>der</strong>t und gemerkt, dass die Jungen den<br />

Platz stundenlang besetzt hielten. Daraufhin hatte sie schlicht einen Nutzungsplan aufgehängt.<br />

35


Gen<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Bundespolitik<br />

Gen<strong>der</strong>-Mainstreaming kann helfen, seine Zielgruppen besser anzusprechen,<br />

meint auch Susanne Baer, Juristin und Leiterin des Gen<strong>der</strong>-<br />

Kompetenzzentrums <strong>der</strong> Bundesregierung in Berlin: „Es sind beeindruckend<br />

einfache Prüffragen entwickelt worden: Erreiche ich eigentlich, was ich will und<br />

wen ich will? Das ist nicht kompliziert.“ Das Kompetenzzentrum hat Anleitungen<br />

und Checklisten für alle Ebenen entwickelt. „Gen<strong>der</strong>t“ man die Steuerpolitik,<br />

dann müsste man etwa fragen, ob das Ehegattensplitting nicht alte Rollenbil<strong>der</strong><br />

zementiert. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat untersucht, wie sie<br />

beide Geschlechter besser ansprechen kann. Sie hat den Anteil <strong>der</strong> weiblichen<br />

Referenten erhöht und Angebote für Frauen entwickelt: Seitdem erreicht sie ihre weibliche Zielgruppe besser:<br />

Zwischen 2000 und 2005 wuchs <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Frauen unter den Teilnehmenden von 30 auf 43 Prozent.<br />

Aber die Bundeszentrale hat auch Grenzen des Konzepts zu spüren bekommen: „Frauen sind heutzutage so<br />

unterschiedlich, dass man selten eine einheitliche Auswirkung auf alle Frauen feststellen kann“, hat Barbara<br />

Kamutzki, die in <strong>der</strong> Bundeszentrale für Gen<strong>der</strong> verantwortlich ist, gemerkt. Eher müsse man von „Diversity“,<br />

Vielfalt, ausgehen. Und bei vielen Themen ist „Gen<strong>der</strong>“ ein echter Zusatz-Arbeitsauftrag: „Gen<strong>der</strong>n Sie mal<br />

kurz die Geschichte <strong>der</strong> atomaren Abrüstung“, seufzt Kamutzki.<br />

Eine Herausfor<strong>der</strong>ung für Traditionalisten<br />

Gen<strong>der</strong>-Mainstreaming for<strong>der</strong>t ein Umdenken, das auch in persönliche Anschauungen hineinreicht. Menschen,<br />

die die alten Rollenmodelle bevorzugen, bemerken plötzlich, dass die Auflösung dieser Modelle<br />

längst beschlossene Politik ist. Insbeson<strong>der</strong>e die konservative Presse polemisierte deshalb eine Zeit lang<br />

gegen das „Erziehungsprogramm“, das die Identität von Jungen und Männern „zerstören“ wolle (<strong>Der</strong> Spiegel)<br />

und letztlich eine „politische Geschlechtsumwandlung“ (FAZ) anziele. „Wir nehmen den Jungs nicht die<br />

Autos weg“, beruhigt Susanne Baer vom Gen<strong>der</strong>-Kompetenzzentrum. Man wolle lediglich die Handlungsmöglichkeiten<br />

für beide Geschlechter erweitern.<br />

Das aber erfor<strong>der</strong>t erhebliche Denkanstrengungen. Auch in <strong>der</strong> Bundesregierung lässt sich das neue Prinzip<br />

nicht nebenbei einführen. Neue Gesetzesvorhaben zu gen<strong>der</strong>n ist bisher nur in Einzelfällen gelungen. Das<br />

Frauenministerium wollte sogar den Begriff Gen<strong>der</strong>-Mainstreaming durch das deutsche „Leitprinzip Geschlechtergerechtigkeit“<br />

ersetzen, weil <strong>der</strong> englische Ausdruck zu „Akzeptanzproblemen“ geführt habe. Davon<br />

hält Jochen Geppert vom Gen<strong>der</strong>-Kompetenzzentrum nichts: „Dem Geschlecht gerecht werden: Damit<br />

kann man auch eine grundlegend unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen begründen und<br />

letztlich Stereotype verfestigen. <strong>Der</strong> Verän<strong>der</strong>ungsimpuls von Gen<strong>der</strong>-Mainstreaming ginge verloren.“ Diese<br />

Befürchtung teilten wohl auch viele Ministerien. Sie stimmten einer Verän<strong>der</strong>ung des Begriffs in <strong>der</strong> Gemeinsamen<br />

Geschäftsordnung <strong>der</strong> Bundesregierung nicht zu.<br />

Quelle: Goethe Institut<br />

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30.) Tagung zur Rolle des Mannes und <strong>der</strong> Männerbildung in <strong>der</strong> Gesellschaft in Leipzig<br />

____________________________________________________________________________________<br />

Bei <strong>der</strong> interdisziplinär ausgelegten Tagung "MännerBildung" des Zentrums für Frauen- und Geschlechterforschung<br />

<strong>der</strong> Universität Leipzig (FraGes) diskutierten Experten aus Medizin, Soziologie und Pädagogik am<br />

03.11.2010 die Situation des Mannes in <strong>der</strong> heutigen Gesellschaft. Im Mittelpunkt stand die geschlechtsspezifische<br />

Männerbildung, die als Bestandteil <strong>der</strong> Gen<strong>der</strong> Studies den Weg zu einem neuen Bild von Männlichkeit<br />

unterstützen soll.<br />

Forschungsobjekt Mann<br />

In <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft ist das traditionelle Männerbild des alleinverdienenden Familienvaters nicht<br />

36


mehr konkurrenzfähig. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und<br />

eine Herausfor<strong>der</strong>ung nicht nur für Frauen, son<strong>der</strong>n auch für Männer, die bisher noch nicht ausreichend an<br />

einer Verän<strong>der</strong>ung des Arbeitslebens arbeiten. Die neue Rolle des Mannes in <strong>der</strong> Gesellschaft ist nicht an<br />

einem einzigen Bild festzumachen; viel mehr muss sie vielfältig ausgestaltet sein und Identifikationsmöglichkeiten<br />

erweitern.<br />

Für den wissenschaftlichen Diskurs ergeben sich aus diesem Umstand zahlreiche Ansatzpunkte: Wie hat<br />

sich das Männlichkeitsbild im Zuge <strong>der</strong> Emanzipation <strong>der</strong> Frau verän<strong>der</strong>t? Welche neuen Lebensentwürfe<br />

gibt es für Männer? Was muss "mann" heute tun, wie sein, um in <strong>der</strong> Gesellschaft, beruflich wie privat, zu<br />

bestehen und glücklich zu werden? - Und schließlich: Wie kann Bildung speziell für Männer aussehen, die<br />

bei <strong>der</strong> Beantwortung eben dieser Fragen helfen will?<br />

Anlässlich des Welttags des Mannes bezogen Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis in sieben<br />

Vorträgen Position zu spezifischen Bereichen <strong>der</strong> Männerbildung. Dabei fahndeten sie nach Lösungen<br />

für die Probleme <strong>der</strong> alten normativen Zwänge und verän<strong>der</strong>ten Ansprüche an den neuen Mann. Aus gen<strong>der</strong>theoretischer<br />

Sichtweise ging es um die Grundlagen <strong>der</strong> Jungen- und Männerbildung und die Entwicklung<br />

von männlicher Identität, um Zielgruppen, Inhalte und Methoden von Männerbildung und immer wie<strong>der</strong><br />

um Männer und Väter im Spannungsfeld von Beruf und Familie.<br />

Hierzu wurden Einblicke in ein Programm <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>österreichischen Landesregierung gewährt und mögliche<br />

Unterstützungsangebote von Arbeitgebern besprochen. Die Tagung beleuchtete Männerbildung als eine<br />

pädagogisch-didaktische Aufklärungsarbeit, die dem Mann im Sinn des Gen<strong>der</strong> mainstreaming que(e)re<br />

Lebensspektren in Arbeit, Freizeit, Partnerschaft und Familie aufzeigen kann und damit zur Ichfindung des<br />

emanzipierten Mannes beiträgt.<br />

Die 5. Männertagung des Zentrums für Frauen- und Geschlechterforschung <strong>der</strong> Universität Leipzig (FraGes)<br />

und des FraGes-Verein e.V. Leipzig wurde veranstaltet in Kooperation mit dem <strong>Gleichstellungs</strong>beauftragten<br />

<strong>der</strong> Universität Leipzig, <strong>der</strong> Selbständigen Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie<br />

(Prof. Dr. Elmar Brähler) und dem Institut für Sportpsychologie und Sportpädagogik (Dr. Dorothee Alfermann)<br />

<strong>der</strong> Universität Leipzig.<br />

Mo<strong>der</strong>iert wurde die Männertagung von <strong>der</strong> Direktorin des Zentrums für Frauen- und Geschlechterforschung<br />

(FraGes), Frau Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt. Herr Prof. Dr. Dr. h. c. Ekkehard Nuissl von Rein vom Institut für<br />

Berufs- und Weiterbildung <strong>der</strong> Universität Duisburg-Essen beschloss die Veranstaltung mit einem resümierenden<br />

Vortrag zum Ist-Stand <strong>der</strong> Männerbildung.<br />

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31.) »Die gläserne Decke war eher aus Beton«<br />

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Kind und Karriere traute ihr keiner zu. Anke Domscheit schreibt, wie sie es trotzdem nach oben schaffte.<br />

Zu Beginn meiner Karriere kannte ich den Begriff »gläserne Decke« nicht. Vermutlich hätte ich ihn auch<br />

nicht verstanden. Ich war erfolgreich und wurde beför<strong>der</strong>t – schneller als mancher Kollege. In meiner Weltsicht<br />

war Karriere diskriminierungsfrei. Als ich dann Jahre später Bekanntschaft mit <strong>der</strong> gläsernen Decke<br />

machte, schien sie mir eher aus Beton zu sein. Aus dem anstehenden Aufstieg ins Management wurde<br />

nichts, trotz sehr guter Beurteilungen. Alle sechs Monate sah ich zu, wie Männer, die auf <strong>der</strong> Karriereleiter<br />

einst hinter mir waren, mich flott überholten.<br />

Nur zwei Dinge unterschieden mich von ihnen – ich bin weiblich und habe ein Kind. Die Begründung für<br />

meine Nichtbeför<strong>der</strong>ung war für eine Frau mit Ost-Sozialisierung nicht zu begreifen. Ich lernte, dass ein<br />

»hervorragend« nur halb so viel wert ist, wenn man nur 50 Prozent arbeitet. Ich hätte ja selbst zwischen<br />

Karriere und Familie gewählt und könne mich nun nicht darüber beschweren. Mein Vorgesetzter schwärmte<br />

davon, dass seine Frau wisse, »wo ihr Platz ist«. Als Managerin mit Prädikatsabschluss einer Eliteuniversität<br />

habe sie in drei Jahren drei Kin<strong>der</strong> bekommen und kümmere sich nun zu Hause um sie. Er sprach davon,<br />

dass Kin<strong>der</strong>gärten den Nachwuchs asozial machten und <strong>der</strong> Beruf für Mütter nicht so wichtig sei.<br />

Mein Sohn wurde im Jahr 2000 geboren, und relativ bald arbeitete ich wie<strong>der</strong> Vollzeit. Auch das passte<br />

vielen nicht. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich gefragt wurde: »Wie kommt dein Kleiner damit klar, dass du<br />

arbeitest?« Ich begann, mich zu rechtfertigen, erzählte von einem fein gesponnenen Betreuungsnetz aus<br />

Tagesmutter, Kita, Oma und Papa.<br />

37


Trotzdem bekam ich Schuldgefühle und klebte mir das Rabenmutteretikett auf die Stirn, dabei hätte ich<br />

doch am liebsten einfach nur zurückgefragt: »Und wo sind deine Kin<strong>der</strong>? Und wie kommen die damit klar,<br />

dass ihr Papa so viel arbeitet?« Einer meiner Manager fand es sogar lustig, dass ich am Geburtstag meines<br />

Kindes Urlaub nehmen wollte. »Dann müsste ich ja dreimal im Jahr Urlaub nehmen, bei drei Kin<strong>der</strong>n«, bemerkte<br />

er lachend. »Ja, müsstest du!«, antwortete ich – und das war ernst gemeint.<br />

Ich fing an, mich mit dem Thema Frauen in Führungspositionen zu beschäftigen. Ich las Studien und Bücher,<br />

besuchte Workshops und Konferenzen. Ich analysierte Statistiken <strong>der</strong> Personalabteilung meines Unternehmens.<br />

Meine Erkenntnis: Offenbar gab es kaum Frauen in Führungspositionen, ferngehalten durch<br />

gläserne Decken. Offenbar sind diese Barrieren dicker für Frauen, die wie ich in männerdominierten Branchen<br />

arbeiten und gleichzeitig Mutter sind. Aber ich lernte auch, dass man immer eine Wahl hat. Ich bildete<br />

mich in Seminaren weiter, um selbstbewusster aufzutreten, besser zu netzwerken. Ich nahm die Fäden<br />

selbst in die Hand.<br />

Zuerst fand ich einen Geschäftsbereich, in dem es 40 Prozent Frauen auf <strong>der</strong> Topebene gab und jede zweite<br />

Managerbeför<strong>der</strong>ung einer Frau galt. Ich ließ mich dorthin versetzen und stieg ebenfalls bald auf. Diese<br />

Topfrauen fanden meinen Wunsch, Managerin (trotz Kind) zu werden, nicht ungewöhnlich, son<strong>der</strong>n ganz<br />

normal. Die viel zitierte Stutenbissigkeit gab es nicht. Ich traf auch auf mo<strong>der</strong>ne Männer im Management,<br />

die in Frauen kompetente Kolleginnen sehen, sie ernst nehmen und nicht kleinmachen.<br />

In dieser Zeit trat ich in ein Frauennetzwerk europäischer Managerinnen ein, den EWMD. Ich wollte von<br />

an<strong>der</strong>en erfolgreichen Frauen lernen und meine eigenen Erfahrungen weitergeben. Ich hatte begriffen, dass<br />

wir die Kultur verän<strong>der</strong>n müssen – in <strong>der</strong> Gesellschaft und in den Unternehmen, aber auch in Zweierbeziehungen.<br />

Ich schulte selbst Hun<strong>der</strong>te Managerinnen.<br />

Vor knapp zwei Jahren wechselte ich zu Microsoft – einem Unternehmen mit vier Müttern in <strong>der</strong> deutschen<br />

Geschäftsleitung. Mo<strong>der</strong>ne Kommunikationsmittel und flexible Arbeitszeiten erleichtern mir jetzt das Leben.<br />

Statt Dienstreisen nutze ich Videokonferenzen, Instant Messaging und gemeinsame Datenbanken, um mit<br />

Kollegen an an<strong>der</strong>en Orten zusammenzuarbeiten. Ich kann eine Managerin sein, die ihr Privatleben nicht<br />

versteckt.<br />

Anke Domscheit ist Managerin für Regierungsbeziehungen bei Microsoft, war zuvor bei mehreren Unternehmensberatungen<br />

und engagiert sich in Frauennetzwerken wie dem European Women’s Management<br />

Development Network.<br />

______________________________________________________________________________________<br />

© Rainer Jensen dpa/lni<br />

32.) Kin<strong>der</strong> bremsen Frauen aus -<br />

Für viele Mütter sind Kin<strong>der</strong> immer noch ein Karrierehemmnis<br />

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Kin<strong>der</strong> sind nach einer neuen Studie noch immer das entscheidende Karrierehemmnis für Frauen. Jede<br />

zweite habe ihre Karrierepläne wegen des Nachwuchses geän<strong>der</strong>t. Für viele Mütter sind Kin<strong>der</strong> immer noch<br />

ein Karrierehemmnis<br />

Trotz Elterngelds und Kita-Ausbau: Jede zweite Frau muss wegen <strong>der</strong> Familie mindestens einmal ihre Karrierewünsche<br />

aufgeben o<strong>der</strong> än<strong>der</strong>n. Dies geht aus einer neuen Studie <strong>der</strong> Bertelsmann-Stiftung hervor. Für<br />

die Erhebung hatte das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid rund 500 Frauen interviewt.<br />

38


Die Befragung war Teil einer repräsentativen Studie mit insgesamt rund 1000 Männern und Frauen. Zu wenig<br />

För<strong>der</strong>ung am Arbeitsplatz o<strong>der</strong> mangelnde berufliche Qualifikation nannte hingegen nur jede vierte Frau<br />

als Karrierehin<strong>der</strong>nis. 60 Prozent halten eine Frauenquote in den Betrieben für sinnvoll.<br />

Laut <strong>der</strong> repräsentativen Umfrage sind fast 90 Prozent <strong>der</strong> Bundesbürger <strong>der</strong> Meinung, dass vor allem Frauen<br />

durch die Familie im Beruf benachteiligt sind. Mehr als zwei Drittel glauben, dass männliche Führungskräfte<br />

Frauen ausgrenzen. Die oft behauptete mangelnde Durchsetzungsfähigkeit von Frauen im Job scheint<br />

dagegen kein Thema zu sein. 80 Prozent <strong>der</strong> Befragten halten Frauen für genauso durchsetzungsstark und<br />

60 Prozent sogar für gleichermaßen machtbewusst wie Männer.<br />

Bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> beruflichen Chancen von Frauen gibt es große Unterschiede zwischen den Generationen.<br />

Während drei Viertel <strong>der</strong> 50- bis 60-Jährigen nicht glauben, dass in Deutschland Frauen und Männer<br />

die gleichen Chancen haben, Karriere zu machen, sind junge Menschen deutlich optimistischer. Für fast die<br />

Hälfte <strong>der</strong> 16- bis 29- Jährigen sind die beruflichen Möglichkeiten zwischen den Geschlechtern gerecht verteilt.<br />

Damit Frauen bessere Chancen haben, halten knapp 80 Prozent <strong>der</strong> Befragten die gezielte För<strong>der</strong>ung durch<br />

Vorgesetzte für geeignet. Rund 60 Prozent setzen auf eine bessere Ausbildung und Qualifizierung. Auf die<br />

Unterstützung durch den Partner baut jede zweite Frau. Für eine Frauenquote in Unternehmen und Organisationen<br />

plädieren 60 Prozent <strong>der</strong> Frauen und 41 Prozent <strong>der</strong> Männer.<br />

___________________________________________________________________<br />

33.) Alleinerziehend: ein fast unmöglicher Spagat<br />

Das Modell „Alleinerziehend“ ist auf dem Vormarsch. Die Zahl <strong>der</strong>jenigen, die ihre Kin<strong>der</strong> ohne Hilfe<br />

eines Partners großziehen müssen, wächst seit Jahren. Viele von ihnen sind<br />

berufstätig, fast die Hälfte sogar in Vollzeit. Eine Situation, die nur schwer zu<br />

bewältigen ist.<br />

Constanze Hacke<br />

ist selbstständige Wirtschaftsjournalistin in Köln.<br />

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Fast 100 Bewerbungen hat Monika geschrieben. Die 39-Jährige aus Marl bei<br />

Recklinghausen versuchte, nach zwei Jahren Pause wie<strong>der</strong> den Einstieg in den Job zu finden. „In den Vorstellungsgesprächen<br />

waren die Arbeitgeber jedes Mal geschockt, dass mein Kind doch noch so klein sei und<br />

ob ich überhaupt arbeiten wolle. Was heißt hier wollen: Ich muss!“ Denn Monika zieht ihre zweieinhalbjährige<br />

Tochter allein groß und zählt damit zu <strong>der</strong> wachsenden Anzahl von Alleinerziehenden in Deutschland.<br />

Von den 8,4 Millionen Familien mit Kin<strong>der</strong>n sind inzwischen 1,6 Millionen alleinerziehend – und damit jede<br />

fünfte Familie. Vor zehn Jahren lag dieser Anteil noch bei 14 Prozent.<br />

Ökonomisches Risiko „alleinerziehend“<br />

Die überwiegende Mehrheit <strong>der</strong> Alleinerziehenden sind Frauen, zwei Drittel<br />

von ihnen sind berufstätig wie Monika. „Eine Vollzeitstelle in näherer Umgebung<br />

habe ich nicht gefunden; bei einer Zusage musste ich ablehnen, weil<br />

ich jeden Tag zusätzlich zur Kita auf externe Hilfe angewiesen gewesen wäre.“<br />

Nun arbeitet Monika 20 Stunden die Woche im Büro einer Mälzerei. Und<br />

auch hier jongliert sie mit <strong>der</strong> Hilfe von Freunden und Familien, damit es<br />

irgendwie geht.<br />

In einer Gesellschaft, in <strong>der</strong> es üblich ist, dass <strong>der</strong> Haushalt über zwei Einkommen gesichert wird, ist es ein<br />

großes ökonomisches Risiko, alleinerziehend zu sein. Allerdings gehen die einzelnen europäischen Staaten<br />

unterschiedlich mit dieser Situation um. Hans Bertram, Professor für Mikrosoziologie an <strong>der</strong> Berliner Humboldt-Universität,<br />

schil<strong>der</strong>t dies am Beispiel Schweden: „Hier wurden mehrere Instrumente geschaffen, etwa<br />

das einkommensabhängige Elterngeld o<strong>der</strong> bei einem Teilzeitjob die Möglichkeit, dass für Arbeitnehmer bis<br />

zum 8. Lebensjahr des Kindes die Sozialversicherungsbeiträge von den Sozialkassen bezahlt werden. Wir in<br />

Deutschland haben dagegen eine Mischung aus zielgerichteten Leistungen und Instrumenten, die an die<br />

Ehe gekoppelt sind.“<br />

Carmen hat das am eigenen Leib erfahren müssen. Die alleinerziehende Mutter von drei Kin<strong>der</strong>n arbeitet als<br />

freie Hörfunkjournalistin. „Ich habe schon während meiner Ehe darauf geachtet, nie von meinem Mann abhängig<br />

zu sein – jedenfalls nicht mehr als unbedingt notwendig. Das halte ich heute für die klügste Entscheidung<br />

überhaupt.“ Da <strong>der</strong> Vater <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> nicht zahlt, ist die 33-Jährige auf den Unterhaltsvorschuss des<br />

Jugendamts angewiesen – und <strong>der</strong> läuft bald aus. „Mir scheint, dass <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e, nicht erziehende Elternteil<br />

39


eine Menge Rechte hat, aber kaum Pflichten. Eine Pflicht ist in meinen Augen keine Pflicht, wenn es keine<br />

Sanktionen gibt, die einen ermuntern, diese Pflicht auch auszuüben.“ Bald wird Carmen darauf angewiesen<br />

sein, von ihrer Arbeit sich und drei Kin<strong>der</strong> ernähren zu müssen. Eine Vollzeitselbstständigkeit kann sie sich<br />

nur unter größter Kraftaufbietung und mit optimaler Kin<strong>der</strong>betreuung vorstellen.<br />

Bruch beim Schuleintritt<br />

Genau das ist nach Ansicht des Soziologen Bertram Teil des Problems. „Alleinerziehende<br />

müssen nicht nur die ökonomische Situation einigermaßen vernünftig managen,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Frage <strong>der</strong> Vereinbarkeit von Familie und Beruf individuell lösen. In<br />

vielen an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n stellen sich diese Probleme nicht mehr.“ Hierzulande nimmt die<br />

Betreuung früh zeitlich und qualitativ ab; spätestens beim Schuleintritt gibt es einen<br />

Bruch.<br />

Es wun<strong>der</strong>t daher nicht, dass <strong>der</strong> aktuelle Familienreport <strong>der</strong> Bundesregierung ausweist,<br />

dass Eltern und insbeson<strong>der</strong>e Alleinerziehende sich „Maßnahmen <strong>der</strong> Zeitpolitik“<br />

wünschen. Und Unternehmerinitiativen sprechen bereits davon, dass die Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf ein wichtiges Instrument im Kampf gegen den Fachkräftemangel<br />

ist. Denn knapp 40 Prozent <strong>der</strong> Alleinerziehenden sind regulär beschäftigt und verfügen<br />

über hohe Bildungsabschlüsse. Die beson<strong>der</strong>s jungen Alleinerziehenden jedoch haben nicht nur geringere<br />

schulische Kenntnisse, son<strong>der</strong>n oft noch nicht einmal einen Abschluss. Die Konsequenz: Sie sind langfristig<br />

auf staatliche Unterstützung angewiesen.<br />

Ohne Netzwerk geht es nicht<br />

Die selbstständige Übersetzerin Andrea aus Düsseldorf teilt diese Einschätzung:<br />

„Ich denke, mit Studium und qualifizierter Ausbildung ist es trotz allem<br />

leichter, denn ich habe mehr Auswahlmöglichkeiten. Zur Not kann ich immer<br />

noch putzen gehen, aber es ist nicht das einzige, was mir bleibt.“ Andrea<br />

hat eine zehnjährige Tochter, als freiberufliche Übersetzerin hat sie schon<br />

vor ihrer Schwangerschaft gearbeitet. Als auf dem Land mangels Betreuungsmöglichkeiten<br />

die Kunden ausblieben, zog sie in die <strong>Stadt</strong>. Das half –<br />

ebenso ein funktionierendes privates Netzwerk. „Meine Familie und meine<br />

Freunde unterstützen mich und hier gibt es mehr Frauen in gleicher Situation,<br />

die gegenseitige Hilfe wird unkomplizierter gewährt.“<br />

Solche Netzwerke müssen jedoch immer noch in Eigenregie organisiert werden. Mütterzentren, wo das<br />

sprichwörtliche Dorf entstehen kann, das es braucht, um Kin<strong>der</strong> groß zu ziehen, gibt es bislang nur in wenigen<br />

Pilotprojekten. <strong>Der</strong> Soziologe Bertram sieht dies beson<strong>der</strong>s kritisch: „Die Vorstellung, dass man eine<br />

Familie in einen Kontext einbinden muss, <strong>der</strong> unterstützt, ist uns eher fremd. Solange wir davon ausgehen,<br />

dass Familien als Einzelkämpfer ihr Leben bewältigen können, hat das die logische Konsequenz, dass diejenigen,<br />

die nicht einmal einen Partner haben, beson<strong>der</strong>s allein sind.“<br />

Quelle: Goethe Institut<br />

______________________________________________________________________________________<br />

34.) Das Burnout-Syndrom –<br />

ausgebrannt und ausgemustert<br />

Wenn sich die Arbeit türmt und <strong>der</strong> Druck steigt,<br />

sind Mitarbeiter gefährdet zu erkranken<br />

© John Moore/Getty Images<br />

______________________________________________________________________________________<br />

40


Das Burnout Syndrom<br />

Unter dem Begriff Burnout-Syndrom wird nach einer Phase des sehr engagierten Arbeitens ein Zustand<br />

schwerer psychischer Erschöpfung verstanden, <strong>der</strong> sich auf vielfältige Weise äußert: emotionale Erschöpfung<br />

und Kraftlosigkeit, Apathie, Depressionen und sogar Aggressionen können am Ende einer meist über<br />

längere Zeit andauernden Entwicklung stehen.<br />

Abzugrenzen ist das Burnout-Syndrom von einer echten Depression: Im Gegensatz zu einer reinen Depression<br />

sind Menschen mit Burnout emotional ansprechbar. Darum ist ein an Burnout erkrankter Mensch<br />

auch gut behandelbar –– zumeist auch ohne den Einsatz von Medikamenten. Geht das Erschöpfungssyndrom<br />

jedoch in eine Depression über, muss häufig eine Medikamentengabe erfolgen.<br />

Unter dem Begriff Burnout-Syndrom wird nach einer Phase des sehr engagierten Arbeitens ein Zustand<br />

schwerer psychischer Erschöpfung verstanden, <strong>der</strong> sich auf vielfältige Weise äußert: emotionale Erschöpfung<br />

und Kraftlosigkeit, Apathie, Depressionen und sogar Aggressionen können am Ende einer meist über<br />

längere Zeit andauernden Entwicklung stehen.<br />

Abzugrenzen ist das Burnout-Syndrom von einer echten Depression: Im Gegensatz zu einer reinen Depression<br />

sind Menschen mit Burnout emotional ansprechbar. Darum ist ein an Burnout erkrankter Mensch<br />

auch gut behandelbar –– zumeist auch ohne den Einsatz von Medikamenten. Geht das Erschöpfungssyndrom<br />

jedoch in eine Depression über, muss häufig eine Medikamentengabe erfolgen.<br />

Die Ursachen sind sehr unterschiedlich. Menschen, die beson<strong>der</strong>s engagiert sind und ihren Selbstwert über<br />

die Arbeit definieren, sind eher gefährdet. Auch die Mitarbeiter von Unternehmen, in denen ein hoher Personal-,<br />

Zeit- und Kostendruck herrscht, können eher erkranken. Wer einen unsicheren Job hat und schlecht<br />

bezahlt wird, ist außerdem gefährdet. Zudem liegt die Zahl <strong>der</strong> Erkrankungen in sozialen und Pflegeberufen<br />

höher, weil hier die emotionale Belastung deutlich größer ist als in an<strong>der</strong>en Berufen. Auch Freiberufler<br />

scheinen gefährdeter zu sein. Zudem ist <strong>der</strong> Handlungsspielraum entscheidend: Wenn Menschen das Gefühl<br />

haben, an ihren Arbeitsbedingungen nicht mitwirken zu können, fühlen sie sich ausgeliefert. Wer in<br />

einem Unternehmen arbeitet, in dem nicht offen kommuniziert und selten o<strong>der</strong> nie gelobt wird, scheint auch<br />

gefährdeter zu sein.<br />

Gemeinhin kann ein Burnout-Syndrom mit einer Therapie gut behandelt werden. Häufig ist dabei ein stationärer<br />

Aufenthalt von einigen Wochen in einer speziellen Klinik vonnöten. Die Rückkehr in den Job erfolgt<br />

nach <strong>der</strong> Therapie über Teilzeitmodelle. Die Chance, wie<strong>der</strong> ganz zu genesen, ist hoch.<br />

Wegen zu großen Drucks leiden immer mehr Mitarbeiter am Burn-out-Syndrom. Ausgebrannte Mitarbeiter<br />

kosten die Unternehmen allerdings Millionensummen.<br />

<strong>Der</strong> Schaden geht in die Millionen: "Zweieinhalb Jahresgehälter kostet es ein Unternehmen, wenn einer seiner<br />

Topmanager an Burn-out erkrankt und nicht mehr arbeiten kann", sagt die Personalmanagement-<br />

Forscherin Ruth Stock-Homburg. Das habe kürzlich eine Studie von US-Wissenschaftlern ergeben. Die direkten<br />

Kosten sind leicht zu schätzen: Kandidaten für die Nachfolge müssen gesucht und getestet werden,<br />

dazu kommt die Einarbeitungsphase des neuen Alpha-Tiers.<br />

Doch kaum weniger ins Geld geht <strong>der</strong> indirekte Schaden: <strong>Der</strong> Produktivitätsverlust in <strong>der</strong> Phase ohne die<br />

leitende Hand eines Chefs. "Die Mitarbeiter spüren, wenn sie führungslos sind", sagt Stock-Homburg, "sie<br />

sind bei <strong>der</strong> Arbeit dann gehemmt, manchmal sogar wie gelähmt." Wissenschaftliche Studien hätten gezeigt,<br />

dass dies tatsächlich einen deutlichen Einfluss auf die Leistungen eines ganzen Unternehmens haben könne,<br />

so die Professorin <strong>der</strong> TU Darmstadt.<br />

Doch Burn-out ist längst keine Managerkrankheit mehr – und war sie eigentlich auch nie. Denn es trifft alle –<br />

den Vorstandsvorsitzenden genauso wie den Sachbearbeiter. Inzwischen sind psychische Überlastungen<br />

zur häufigsten Ursache für Arbeitsausfälle geworden. Die Zahl <strong>der</strong> Fehltage, die auf Burn-out und Co. zurückzuführen<br />

sind, stieg zuletzt in weniger als zehn Jahren um 70 Prozent. Lag ihr Anteil an allen Fehltagen<br />

vor 35 Jahren noch bei rund zwei Prozent, so sind es heute schon zehn, wie die Berliner Gesundheitsberatung<br />

UBGM kürzlich errechnete. Woher kommt die Überfor<strong>der</strong>ung, und warum erkranken immer mehr daran?<br />

Was können Chefs tun, um gefährdeten Mitarbeitern rechtzeitig zu helfen? Mit <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Kranken ist<br />

auch die <strong>der</strong> Wissenschaftler gestiegen, die nach Antworten auf diese Fragen suchen – darunter nicht nur<br />

Psychologen und Mediziner, son<strong>der</strong>n auch immer mehr Wirtschaftswissenschaftler. "Die Zahl <strong>der</strong> Studien<br />

hat sich in zehn Jahren verdoppelt", sagt Claude Fernet von <strong>der</strong> kanadischen Universität Quebec.<br />

41


Zusammen mit einem Forscherteam von <strong>der</strong> John Molson Business School in Montreal ist er kürzlich <strong>der</strong><br />

Frage nachgegangen, welche Arbeitnehmer eines Kollegiums beson<strong>der</strong>s gefährdet sind, an Erschöpfungskrankheiten<br />

zu leiden. Dafür fragten sie rund 400 Mitarbeiter einer kanadischen Hochschule über ihr Gefühlsleben<br />

aus – darunter viele Professoren und Dozenten, aber auch Mitarbeiter <strong>der</strong> Universitätsverwaltung.<br />

Das Ergebnis, das die Forscher kürzlich im renommierten Journal of Organizational Behavior veröffentlichten,<br />

zeigt: Es sind vor allem zwei Faktoren, die einen Arbeitnehmer vor Burn-out schützen – ein gutes Verhältnis<br />

zu den Kollegen und eine sogenannte intrinsische Motivation zu arbeiten. Die liegt dann vor, wenn<br />

man sich nicht zum Arbeiten gezwungen fühlt, son<strong>der</strong>n es <strong>der</strong> ureigene Wunsch ist, gute Leistungen abzuliefern<br />

und zu den Zielen <strong>der</strong> Firma beizutragen. Die entscheidenden Fragen dabei: Will ich es selbst? O<strong>der</strong><br />

hasse ich es, muss es aber tun, weil mir sonst Ärger droht?<br />

Viele Burn-out-Forscher diagnostizieren, dass immer weniger Arbeitnehmer ihren Job aus intrinsischen Motiven<br />

wählen – ein Hauptgrund für die steigende Zahl an Burn-out-Kranken. Geld, Macht und Prestige seien<br />

heute für viele <strong>der</strong> wichtigere Antrieb, schreibt etwa die österreichische Betriebswirtin Lisbeth Jerich in ihrem<br />

Buch Burnout: Ausdruck <strong>der</strong> Entfremdung. Dabei bleibe die wahre Selbstverwirklichung dann auf <strong>der</strong> Strecke.<br />

Dazu kommt <strong>der</strong> Druck in <strong>der</strong> Arbeitswelt, <strong>der</strong> immer mehr zunimmt, weil <strong>der</strong> Arbeitsplatz bedroht ist und <strong>der</strong><br />

Wettbewerb härter wird. Und weil die Chefs immer mehr verlangen. Wenn Ruth Stock-Homburg für ihre Forschung<br />

Interviews mit Unternehmensvorständen macht, dann hört sie jedes Mal neue Begründungen, warum<br />

diese meinen, von ihren Mitarbeitern gerade jetzt noch ein bisschen mehr verlangen zu können.<br />

______________________________________________________________________________________<br />

35.) Immer mehr Realschüler ohne<br />

Ausbildungsplatz<br />

1,5 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss<br />

- Abitur o<strong>der</strong> Ausbildung ist Mindestqualifikation<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Immer mehr junge Menschen mit einem mittleren Schulabschluss finden keinen Ausbildungsplatz.<br />

Allein in Westdeutschland fehlt rund 260.000 Realschulabsolventen im Alter zwischen 25 und 34 Jahren<br />

die Berufsausbildung. Insgesamt haben dort 1,5 Millionen Menschen dieser Altersgruppe keinen<br />

Berufsabschluss - das ist je<strong>der</strong> Fünfte. Die Ergebnisse gehen aus einer neuen Studie <strong>der</strong> Bertelsmann<br />

Stiftung hervor, die in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung<br />

entstanden ist.<br />

Die Untersuchung verdeutlicht zugleich die Wichtigkeit einer Berufsausbildung für die Teilnahme am Arbeitsmarkt:<br />

Ohne Berufsabschluss sinken die Chancen auf einen Voll- o<strong>der</strong> Teilzeitjob, und das Risiko <strong>der</strong><br />

Arbeitslosigkeit steigt.<br />

<strong>Der</strong> Studie zufolge, die wegen <strong>der</strong> großen Unterschiede auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt auf einen<br />

Ost-West-Vergleich verzichtet, stellen zwar nach wie vor junge Erwachsene ganz ohne Schulabschluss o<strong>der</strong><br />

mit Hauptschulabschluss den größten Anteil <strong>der</strong> 25- bis 34-Jährigen, die nicht über eine Berufsausbildung<br />

verfügen. Seit Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre sind aber in zunehmendem Maße auch Realschulabsolventen und<br />

(Fach-)Abiturienten von Ausbildungslosigkeit betroffen. In Westdeutschland ist diese Gruppe inzwischen fast<br />

genauso groß wie die <strong>der</strong> jungen Erwachsenen ohne Hauptschulabschluss (281.000 Personen). Selbst ein<br />

höherwertiger Schulabschluss wie die mittlere Reife bietet demnach heute keine Gewähr mehr für einen<br />

reibungslosen Übergang von <strong>der</strong> Schule über die Ausbildung in den Beruf.<br />

Ausbildungslosigkeit hat für die jungen Menschen fatale Folgen: Die Chance auf eine Voll- o<strong>der</strong> Teilzeiterwerbstätigkeit<br />

ist für Personen ohne beruflichen Abschluss seit 1996 deutlich gesunken, ihr Arbeitslosigkeitsrisiko<br />

hat merklich zugenommen. So waren beispielsweise im Jahr 2007 von den männlichen Realschulabsolventen<br />

ohne Ausbildungsabschluss 22,5 Prozent erwerbslos. Von den jungen Männern mit Hauptschulabschluss<br />

ohne berufliche Qualifikation war knapp ein Viertel von Erwerbslosigkeit betroffen, von den Haupt-<br />

42


schulabsolventen mit Berufsabschluss hingegen lediglich 9 Prozent. Erst (Fach-)Abiturienten ohne Ausbildungsabschluss<br />

haben ein erheblich geringeres Arbeitslosigkeitsrisiko.<br />

"Voraussetzung für die Teilhabe am Arbeitsmarkt ist heute eine erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung<br />

o<strong>der</strong> ein Abitur", fasst Dr. Jörg Dräger, für Bildung zuständiges Vorstandsmitglied <strong>der</strong> Bertelsmann<br />

Stiftung, die Ergebnisse <strong>der</strong> Studie zusammen: "Ein Haupt- o<strong>der</strong> Realschulabschluss allein schützt heute<br />

nicht mehr vor Arbeitslosigkeit, Abitur o<strong>der</strong> Ausbildung sind die notwendigen Mindestqualifikationen."<br />

Je<strong>der</strong> Jugendliche müsse daher die Chance erhalten, eine Ausbildung zu absolvieren, fügt Dräger hinzu.<br />

Dafür seien Reformen im gesamten Bildungssystem notwendig: "Kein Jugendlicher darf die Schule mehr<br />

ohne Abschluss verlassen, und je<strong>der</strong> Jugendliche mit Abschluss verdient einen Ausbildungsplatz. Gute frühe<br />

Bildung, Ganztagsschulen und individuelle För<strong>der</strong>ung müssen daher zum Standard werden." Erfolg in Schule<br />

und Ausbildung müsse unabhängig von <strong>der</strong> sozialen o<strong>der</strong> ethnischen Herkunft <strong>der</strong> Jugendlichen möglich<br />

sein.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Berufsausbildung tritt Dräger dafür ein, "den Maßnahmendschungel des bestehenden Übergangssystems<br />

abzubauen und neben dem dualen Ausbildungssystem alternative Ausbildungsformen anzubieten,<br />

damit je<strong>der</strong> Jugendliche eine berufliche Qualifikation erwerben kann." Für die 25- bis 34-Jährigen<br />

ohne Berufsabschluss for<strong>der</strong>t er "Nachqualifizierungsangebote, die diesen allein in Westdeutschland 1,5<br />

Millionen jungen Menschen eine Perspektive für das weitere Leben eröffnen."<br />

______________________________________________________________________________________<br />

36.) Lehrerinnen und <strong>der</strong> Schulerfolg von Jungen: kein negativer Zusammenhang<br />

Andrea Lietz-Schnei<strong>der</strong>, Referat Information und Kommunikation<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Die Frauen sind schuld“ – so lautet eine gängige These, die das vergleichsweise schlechte Abschneiden von<br />

Jungen in <strong>der</strong> Schule erklären soll: Durch den hohen Frauenanteil im Lehrerberuf fehle es nämlich den Jungen<br />

für ihren schulischen Erfolg an männlichen Vorbil<strong>der</strong>n, eine Ansicht, die auch Bundesfamilienministerin Kristina<br />

Schrö<strong>der</strong> vertritt. WZB-Forscher Marcel Helbig hat mit Andreas Landmann und Martin Neugebauer von <strong>der</strong> Universität<br />

Mannheim überprüft, ob die vermeintliche Feminisierung <strong>der</strong> Schule negative Folgen für den Bildungsweg<br />

von Jungen hat. In zwei in Kürze erscheinenden Studien belegen die Wissenschaftler, dass das nicht <strong>der</strong><br />

Fall ist.<br />

Mädchen haben in <strong>der</strong> Schule die Nase vorn. Das ist so offensichtlich, dass inzwischen die Rede von einer „Krise <strong>der</strong><br />

Jungen“ ist. In fast allen Mitgliedstaaten <strong>der</strong> EU und <strong>der</strong> OECD beginnen beispielsweise mehr junge Frauen als junge<br />

Männer ein Hochschulstudium, weil Mädchen in <strong>der</strong> Schule erfolgreicher sind. Und auch hierzulande sind Mädchen das<br />

starke Geschlecht im Schulsystem. 2007 machten zum Beispiel 29,4 Prozent aller Mädchen Abitur an allgemeinbilden-<br />

43


den Schulen, bei den Jungen war es nur 20,6 Prozent. Die Politik ist inzwischen alarmiert von <strong>der</strong> Krise <strong>der</strong> Jungen, und<br />

so heißt es im Koalitionsvertrag, es solle eine „eigenständige Jungen- und Männerpolitik“ entwickelt werden.<br />

Tatsächlich scheint auf den ersten Blick ein Zusammenhang zwischen dem Anteil weiblicher Lehrkräfte und dem unterschiedlichen<br />

Bildungserfolg von Jungen und Mädchen zu bestehen. So ist sowohl im Bundeslän<strong>der</strong>-Vergleich als auch<br />

im Vergleich <strong>der</strong> OECD-Staaten das gleiche Phänomen zu beobachten: Je mehr Frauen in einem (Bundes-)Land unterrichten,<br />

desto erfolgreicher sind Schülerinnen im Vergleich zu Schülern. Helbig stellte mit Landmann und Neugebauer<br />

nun jedoch unter an<strong>der</strong>em fest, dass we<strong>der</strong> Mädchen noch Jungen bei ihren Kompetenzen o<strong>der</strong> Noten von einem Lehrer<br />

des jeweils gleichen Geschlechts entscheidend profitieren. Die Leseleistung von Jungen und Mädchen leidet sogar,<br />

wenn sie vier Jahre lang von einem Mann in Deutsch unterrichtet wurden.<br />

Zwar wurde in den Studien die Bedeutung des Geschlechts <strong>der</strong> Lehrkräfte für das kognitive Lernen und die Notenvergabe<br />

beleuchtet, während psychologische Dimensionen – etwa für das Rollenverhalten <strong>der</strong> Jungen – nicht einbezogen<br />

wurden. Dennoch wird klar, dass ein pauschaler Ruf nach mehr Männern im Lehrerberuf unbeabsichtigte Folgen haben<br />

kann – die Mädchen wie Jungen in ihrer Kompetenz-Entwicklung sogar schaden können.<br />

Es zeigt sich aber auch:<br />

Die Konzentration auf die vermeintlich negativen Auswirkungen von weiblichen Lehrkräften für die Bildungschancen von<br />

Jungen könnte den Blick auf die eigentliche Botschaft verstellen – dass nämlich Mädchen heute ihre schulischen Potenziale<br />

durch mehr – nicht nur formelle – Gleichberechtigung besser entfalten können.<br />

______________________________________________________________________________________<br />

37.) Erst beraten lassen, dann anmelden: Die bundesweiten Beratungsstellen<br />

www.bildungspraemie.info.de<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Um für die Weiterbildung einen Prämiengutschein zu bekommen, müssen Sie zunächst eine Beratungsstelle<br />

aufsuchen. Von diesen wird es bald 600 in ganz Deutschland geben - eine davon mit Sicherheit in Ihrer Nähe.<br />

In diesen Beratungsstellen ist guter Rat nicht teuer. Im Gegenteil: Das Beratungsgespräch selbst ist kostenlos.<br />

Und wie alles an <strong>der</strong> Bildungsprämie zahlt sich auch <strong>der</strong> Besuch einer Beratungsstelle aus. Hier kennt<br />

man die regionalen Weiterbildungsangebote und den lokalen Arbeitsmarkt. Das macht die Beratungsstellen<br />

kompetent und zu Ihrem verlässlichen Partner bei <strong>der</strong> Suche nach <strong>der</strong> passenden Weiterbildungsmaßnahme.<br />

Die Beratungsstelle berät Sie in allen Fragen <strong>der</strong> Bildungsprämie:<br />

Welche Weiterbildung möchten Sie machen? Was soll das Ziel des Kurses o<strong>der</strong> Lehrgangs sein? Haben Sie<br />

schon einen konkreten Anbieter gefunden? etc. Die Beratungsstelle prüft, ob die För<strong>der</strong>kriterien erfüllt sind,<br />

nennt Ihnen mindestens drei Weiterbildungsanbieter und stellt Ihnen einen persönlichen Prämiengutschein<br />

aus.<br />

Die Bildungsprämie unterwegs - Mit vier Tour-Routen durch Deutschland war<br />

die Bildungsprämie am 03. Septebember vor Ort<br />

Damit möglichst viele Menschen in Deutschland von <strong>der</strong> Bildungsprämie erfahren,<br />

sind wie<strong>der</strong> vier Infomobile auf Tour gegangen. Die Roadshow begann Anfang Mai<br />

quer durch Deutschland.<br />

Die vier Tour-Routen führen die Infomobile in den ländlichen Raum ebenso wie in<br />

Landeshauptstädte, durch kleine und große Städte, in Gemeinden, auf Marktplätze<br />

und Bürgerfeste. Die Infomobile besuchen Beratungsstellen, Weiterbildungsträger<br />

sowie Bildungsorte in zwölf Bundeslän<strong>der</strong>n.<br />

44


Als Infomobile wurden Piaggio APEs ausgewählt, bei denen sich im hinteren Bereich ein Touchscreen-<br />

Monitor befindet, an dem sich Interessierte umfangreich und unterhaltsam über die Bildungsprämie informieren<br />

können.<br />

Mit dieser Aktion soll auf die För<strong>der</strong>möglichkeiten <strong>der</strong> Bildungsprämienberatung aufmerksam gemacht werden,<br />

sodass auch am Beratungsstandort „Marktplatz <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong> am 03.09.2010“ viele Bürgerrinnen<br />

in den Genuss einer „staatlichen Subvention“ in <strong>der</strong> Form eines Bildungsprämienchecks in einem Wert<br />

von bis zu 500 € gelangen konnten – siehe auch unter http://www.bildungspraemie.info/de/170.php.<br />

Die LEB im Bildungswerk <strong>Osterholz</strong> e.V. als anerkannte Beratungsstelle bietet eine trägerneutrale Beratung<br />

und einen sogenannten „Prämiengutschein“ an. Er ist ein Zuschuss zur Teilnahmegebühr einer beruflich<br />

för<strong>der</strong>nden Bildungsmaßnahme eigener Wahl.<br />

LEB Region Nord c/o Bildungswerk <strong>Osterholz</strong> e. V., Bremer Straße 35, 27711 <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong><br />

Berater: Herr Edmund Schnei<strong>der</strong>, 0172 400 54 37, schnei<strong>der</strong>@bildungswerk-ohz.de<br />

______________________________________________________________________________________<br />

www.weser-kurier.de/bremen4u/content/?id=108&artikel=848<br />

38.) Regionale Ausbildungsinitiative<br />

zu erreichen über einen Link unter<br />

www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de mit einem Link zum Portal<br />

www.stadtteilarbeit-haus-<strong>der</strong>-kulturen-ohz.de<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Was ist job4u überhaupt?<br />

job4u ist eine deutschlandweit einmalige, regionale Ausbildungsinitiative – im Jahr 2003 ins Leben gerufen<br />

von <strong>der</strong> <strong>der</strong> Handelskammer Bremen, <strong>der</strong> Handwerkskammer Bremen, <strong>der</strong> Industrie- und Handelskammer<br />

Bremerhaven und den Agenturen für Arbeit in Bremen und Bremerhaven. Als Medienpartner machen sich<br />

Bremen Vier, <strong>der</strong> Weser-Kurier und bremen4u stark.<br />

Kann ich Kontakt zu job4u aufnehmen?<br />

Logo. Schließlich machen wir das hier für Dich. Solltest Du also Fragen o<strong>der</strong> Anregungen haben, dann<br />

schreib uns einfach. Unter job4u@bremen4u.de sind wir für Dich da. O<strong>der</strong> ruf an: 0421 / 3671-5380.<br />

Wo finde ich mehr job4u?<br />

Infos von job4u rund um Ausbildung gibt’s auch in je<strong>der</strong> Ausgabe des bremen4u|paper, im bremen4u|tv, auf<br />

Bremen Vier, in <strong>der</strong> Weser-Kurier-Beilage "job4u – Ausbildung & Beruf" und auf Messen (Top-Job im Weserpark,<br />

Airport-Messe, BIM Bremerhaven, job4u-Messe Oldenburg).<br />

Warum gibt’s hier auch Infos für Lehrer, Eltern und Unternehmen?<br />

Das Portal informiert hauptsächlich Jugendliche und junge Erwachsene, aber es gibt auch Servicethemen<br />

rund um das Thema Ausbildung >> für Lehrende und Eltern sowie >> für Unternehmen. Unternehmen, die<br />

sich auf job4u präsentieren möchten, können sich >> per Onlineformular eintragen. Und wer einen Ausbildungsplatz<br />

anzubieten hat, kann diesen gleich in <strong>der</strong> job4u-Ausbildungsbörse eingeben. Schließlich sollen<br />

alle erfahren, wie sie Dich auf Deinem Weg ins Berufsleben unterstützen können.<br />

Am Dienstag, 3. November 2009, wurde im Haus Schütting <strong>der</strong> Handelskammer Bremen <strong>der</strong> Verein job4u<br />

gegründet. Die deutschlandweit einmalige, regionale Ausbildungsinitiative, die bereits 2003 ins Leben gerufen<br />

wurde, will nun mit einer verän<strong>der</strong>ten Struktur Jugendliche und junge Erwachsene bei <strong>der</strong> Berufsorientierung<br />

und Ausbildung unterstützen und dabei Angebote, Leistungen und Interessen von Wirtschaft, Politik<br />

und Medien miteinan<strong>der</strong> vernetzen.<br />

45


______________________________________________________________________________________<br />

39.) IAB Die Informationsplattform zum Thema: Berufswahl<br />

www.iab.de/de/iab-aktuell-aspx<br />

mit einem LINK über www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de zu <strong>der</strong> Linkseite im Portal<br />

www.stadtteilarbeit-haus-<strong>der</strong>-kulturen-ohz.de<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Was will ich werden? Welche Ausbildung, welches Studium passt zu mir und bietet langfristig sichere Perspektiven<br />

auf dem Arbeitsmarkt? Die Wahl eines Berufes gehört zu den wichtigen biographischen Weichenstellungen,<br />

auch wenn sie heute keine Festlegung für ein ganzes (Berufs-)leben mehr darstellt. Sie hat Auswirkungen<br />

auf die spätere ökonomische Sicherheit, den sozialen Status und auf Chancen zur Entfaltung <strong>der</strong><br />

Persönlichkeit.<br />

Diese InfoPlattform bietet eine Auswahl von Literatur- und Forschungsprojektnachweisen zur Berufswahlforschung<br />

in Deutschland und an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n. Sie gibt einen Überblick über theoretische Ansätze und empirische<br />

Befunde zur Erklärung des Berufswahlverhaltens, zu Motiven <strong>der</strong> Berufswahl bei beson<strong>der</strong>en Personengruppen<br />

sowie zu Bestimmungsgründen und Einflussfaktoren bei <strong>der</strong> Entscheidungsfindung.<br />

______________________________________________________________________________________<br />

40.) eTwinning – Per Mausklick durch Europa<br />

www.etwinning.de<br />

______________________________________________________________________________________<br />

"Per Mausklick durch Europa" und sich mit an<strong>der</strong>en Schulen in Europa<br />

zu vernetzen – hierzu gibt es eine neue Publikation für<br />

Grundschulen, die die Nationale Koordinierungsstelle eTwinning<br />

aufgelegt hat und die bei Schulen ans Netz e.V. angesiedelt ist.<br />

Die Broschüre inspiriert mit Projektbeispielen erfahrener eTwinning-<br />

Lehrkräfte und gibt Anregungen für die Zusammenarbeit von Partnerschulen.<br />

"Per Mausklick durch Europa" wird im September 2010<br />

an alle Grundschulen versendet.<br />

______________________________________________________________________________________<br />

41.) Publikationen<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)<br />

Demographie konkret - Kommunale Familienpolitik<br />

neu gestalten<br />

1. Auflage 2010, 88 Seiten<br />

Erscheint: Ende Oktober 2010<br />

Broschur<br />

ISBN 978-3-86793-073-4<br />

18,00 EUR<br />

Zzgl. Versandkosten<br />

<strong>Der</strong> Ausbau von Ganztagsschulen, bessere Betreuung für 0- bis 3-Jährige<br />

sowie bedarfsorientierte Beratungs- und Unterstützungsangebote für Familien<br />

sind Bausteine, die bereits einige Kommunen erfolgreich anbieten. Solche<br />

passgenauen Angebote berücksichtigen dabei unterschiedliche Familienformen<br />

und individuelle Lebenslagen. Dieser Band beschreibt die Situation<br />

und Bedeutung von Familien in Deutschland. Kommunale Akteure aus<br />

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Politik und Verwaltung finden hier Argumente und Anregungen, das Wohl von Familien aktiv ins Visier zu<br />

nehmen. Mit Handlungsempfehlungen setzen die Autoren auf Kooperation und sprechen sich für klare Prioritätensetzung<br />

aus. Sie sind davon überzeugt: Die aktuellen Entwicklungen bergen vielversprechende Chancen,<br />

um Konkurrenz zu überwinden und kin<strong>der</strong>- und familienfreundliche Kommunen gemeinsam zu gestalten.<br />

Online-Handbuch Unterstützungsnetzwerke Alleinerziehende<br />

Das "Handbuch Unterstützungsnetzwerk Alleinerziehende" des<br />

Bundesfamilien-ministeriums ist ein Planungs- und Organisationsleitfaden<br />

zur Entwicklung kommunaler Netzwerke für Alleinerziehende. Es richtet sich<br />

an Behörden, freie Träger, Unternehmen und Einzelpersonen, die bereits<br />

vorhandene Angebote vor Ort stärker vernetzen wollen. Damit sollen<br />

Alleinerziehende besser bei <strong>der</strong> Arbeitssuche sowie im Erwerbsleben<br />

unterstützt werden:<br />

http://www.bmfsfj.de/publikationen/handbuchalleinerziehende/root.html<br />

Weiterbildung zur staatlich anerkannten Familienhebamme<br />

April 2011 bis Januar 2013<br />

Entsprechend <strong>der</strong> Novellierung <strong>der</strong> Verordnung über die Weiterbildung<br />

in Gesundheitsfachberufen vom 22. November 2010 wird ab April 2011<br />

in Nie<strong>der</strong>sachsen eine staatlich anerkannte Weiterbildung für das<br />

Berufsbild "Familienhebamme" beginnen<br />

Als erstes Bundesland in Deutschland führt Nie<strong>der</strong>sachsen eine staatlich<br />

anerkannte Weiterbildung zur Familienhebamme bzw. zum<br />

Familienentbindungspfleger ein. <strong>Der</strong> Lehrgang umfasst ca. 400<br />

Unterrichtsstunden sowie die Teilnahme an regionalen Intervisionsgruppen.<br />

Für Familienhebammen, die bereits die 170-Stunden-Fortbildung <strong>der</strong><br />

Stiftung Eine Chance für Kin<strong>der</strong> durchlaufen haben, wird ein verkürzter<br />

Weiterbildungs-lehrgang angeboten, um die Erlaubnis zur Führung <strong>der</strong> Weiterbildungsbezeichnung zu erhalten.<br />

Alle Informationen zu Terminen und Inhalten sowie zu den Anmeldemodalitäten stehen unter www.einechance-fuer-kin<strong>der</strong>.de<br />

zur Verfügung. Eine baldige Anmeldung empfiehlt sich – die Kursplätze sind auf 20<br />

bis 25 Teilnehmerinnen begrenzt<br />

______________________________________________________________________________________<br />

42.) Veranstaltungen<br />

______________________________________________________________________________________<br />

- siehe Programmheft „Integration & Gleichstellung – Frühjahr / Sommer 2011“ -<br />

Nähere Informationen über weitere Termine von Veranstaltungen erhalten Sie über den Veranstaltungskalen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Homepage www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de bzw. www.gleichstellung-in-ohz.de .<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong><br />

Integration & Gleichstellung<br />

Karin Wilke<br />

Rathausstraße 1<br />

27711 <strong>Osterholz</strong>-<strong>Scharmbeck</strong><br />

______________________________________________<br />

Tel.: 04791 / 17353<br />

Fax.: 04791 / 1744353<br />

Mail: wilke@osterholz-scharmbeck.de<br />

Internet : www.osterholz-scharmbeck.de<br />

www.stadtteilarbeit-haus-<strong>der</strong>-kulturen-ohz.de<br />

www.sozialestadt-netzwerk-ohz.de<br />

www.unternehmerinnen-netzwerk-ohz.de<br />

www.gleichstellung-in-ohz.de<br />

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