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Zeit-Rallye - Stadt Flörsheim am Main

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Liebe Kinder,<br />

ich lade euch ein zu einer kleinen<br />

Reise durch die <strong>Zeit</strong>, in eine <strong>Zeit</strong>, in<br />

der es weder Autos noch Super-<br />

märkte gab. Eine <strong>Zeit</strong>, in der Frank-<br />

furt einen Tagesmarsch entfernt war.<br />

Eine <strong>Zeit</strong>, in der man auch ohne<br />

riesige Baukräne schöne und stabile<br />

Häuser gebaut hat. Als man nicht<br />

eben mal schnell eine Tüte Milch<br />

kaufen oder kurz zum Shoppen ins nächste Einkaufszentrum fahren konnte.<br />

Wir Menschen von heute legen viele hundert und tausend Kilometer an<br />

einem einzigen Tag zurück. Mit dem Auto oder auch<br />

dem Flugzeug. Im nächsten Supermarkt können wir<br />

all das finden, was wir zum Leben brauchen - und<br />

noch viel mehr. Das Fernsehen und das Internet<br />

bringen uns die Welt nach Hause. Wir sind live<br />

dabei, wenn Sportler Weltrekorde aufstellen oder<br />

Märchenhochzeiten in Königshäusern stattfinden.<br />

Das ist das 21. Jahrhundert.<br />

Für euch scheint es, als wäre<br />

es immer schon so gewesen.<br />

Mit der S-Bahn ist man in 30 Minuten in Frankfurt. Wo<br />

heute noch eine Wiese ist, steht vielleicht schon in<br />

einem halben Jahr ein Haus - eingerichtet und<br />

bewohnt. Bücher und Spielsachen bestellt man im<br />

Internet. Freunde ruft man nach der Schule einfach an<br />

oder schickt eine SMS.<br />

Zu der <strong>Zeit</strong>, als <strong>Flörsheim</strong> nicht mehr war, als ein klei-<br />

nes Bauern- und Fischerdorf, beschränkte sich die<br />

Welt der Bewohner auf ihren und die umliegenden<br />

Orte. Reisende, die von weit her durch das Dorf k<strong>am</strong>en, waren eine Sen-<br />

sation und mussten von dem Geschehen im<br />

Land berichten.<br />

Alltägliche Dinge wie Wasserleitungen in Häu-<br />

sern oder Elektrizität waren noch nicht vor-<br />

handen bzw. erfunden. Lebensmittel baute man<br />

selbst an und musste Vorräte für den Winter


anlegen. Fischer, Bauern und Handwerker siedelten hier. Sie wurden von<br />

Kriegen, Überflutung, Dürre und der Pest nicht verschont. Wo holten die<br />

Menschen d<strong>am</strong>als das Trinkwasser, wie wuschen sie ihre Wäsche und was<br />

machten sie, wenn es im Winter früh dunkel wurde?<br />

Dies sind Fragen, auf die ihr die Antworten nicht nur in Geschichtsbüchern<br />

findet, sondern direkt hier in eurer <strong>Stadt</strong>, in der Altstadt von <strong>Flörsheim</strong>.<br />

Schaut euch die Fachwerkhäuser, Brunnen und Mauerreste an und lasst sie<br />

erzählen. Geht zur Kirche, zum Karthäuser Hof und zum Pestkreuz. Steigt in<br />

eure <strong>Zeit</strong>maschine und düst los, durch die Gassen und Straßen - eine <strong>Rallye</strong><br />

durch die <strong>Zeit</strong>.<br />

Viel Spaß dabei wünscht euch<br />

Markus Ochs<br />

Erster <strong>Stadt</strong>rat


Bevor ihr startet:<br />

2<br />

Noch ein kleiner Tipp:<br />

Ab S. 39 dieser Broschüre findet ihr<br />

ein kleines Lexikon.<br />

Dort könnt ihr verschiedene Begriffe<br />

nachschlagen,<br />

die im Text rot gedruckt sind.<br />

Gleich geht es los, macht euch schon einmal bereit für eure Reise in die Ver-<br />

gangenheit. Im Gepäck eine Portion Neugier und eine Flasche voll Fantasie.<br />

Mehr braucht ihr nicht, um einzutauchen in das Leben eurer Vorfahren.<br />

Doch halt, stopp, einen Schritt zurück, noch mal raus aus den Startlöchern<br />

und nachgedacht! Was fehlt?<br />

Ein bisschen Kenntnis über die Entstehung von <strong>Flörsheim</strong>:<br />

Schon zu <strong>Zeit</strong>en der alten Römer (die <strong>Zeit</strong> um Christi Geburt) gab es in der<br />

Umgebung von <strong>Flörsheim</strong> mehrere Gutshöfe und Ansiedlungen von ehemali-<br />

gen Legionären, den römischen Soldaten. Um das Jahr 500 n. Chr. ließen<br />

sich Franken hier nieder. Wie d<strong>am</strong>als üblich, war das Dorf in Form eines<br />

Ringes - „Ringdorf“ - angelegt, dessen Zentrum sich ungefähr unterhalb der<br />

heutigen Gallus-Kirche befand.<br />

Später wurde es zu einem „Wegedorf“ erweitert und war ab Mitte des 16.<br />

Jahrhunderts bis 1764 mit Mauern und Gräben umgeben. Die zur <strong>Stadt</strong>-


3<br />

befestigung gehörenden Türme standen bis 1818. Um den Ort vergrößern<br />

zu können, ebnete man den Graben ein und riss Mauern und Türme ab.<br />

<strong>Flörsheim</strong> dehnte sich im Laufe der Jahre bis hin zur heutigen Bahnstrecke<br />

(die schon 1839 hier verlief) aus.<br />

Häuser, die von der Altstadt aus gesehen hinter der Bahnlinie liegen, wurden<br />

erst nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) gebaut.<br />

Der N<strong>am</strong>e <strong>Flörsheim</strong> entstand aus der Bezeichnung Flaritesheim oder Flara-<br />

desheim (Wohnsitz des Flarido). Ein Mann n<strong>am</strong>ens Flarido hatte also soviel<br />

Einfluss und Macht, dass er ein ganzes Dorf nach sich benennen konnte.<br />

Um 828 wurde Flaritesheim zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt - für<br />

uns <strong>Flörsheim</strong>er ist dies also das Geburtsjahr unserer <strong>Stadt</strong>.<br />

Wobei wir die Bezeichnung <strong>Stadt</strong> erst 1953 erhalten haben, obwohl Flörs-<br />

heim schon seit Jahrhunderten ein wichtiger Marktflecken und Handelsplatz<br />

war.<br />

Zum heutigen <strong>Flörsheim</strong> gehören natürlich auch Wicker, Weilbach und Kera-<br />

mag/Falkenberg.<br />

Wicker und Weilbach schlossen sich 1972 <strong>Flörsheim</strong> an und wurden somit zu<br />

<strong>Stadt</strong>teilen, wie auch Ker<strong>am</strong>ag/Falkenberg.<br />

Die Siedlung Ker<strong>am</strong>ag/Falkenberg entstand erst nach 1945. Vorher gab es<br />

hier nur einzelne Häuser und die Werksanlage der Ker<strong>am</strong>ag, einem Herstel-<br />

ler von Sanitärker<strong>am</strong>ik.<br />

Hier noch ein paar Einwohnerzahlen von <strong>Flörsheim</strong>:


So. Jetzt aber in Startposition: Auf die Plätze, fertig, los!<br />

4<br />

Wer Augen und Ohren offen hält,<br />

punktet beim Quiz (siehe Einlegeblatt)<br />

und kann sogar Preise gewinnen.<br />

Unsere <strong>Stadt</strong>rallye besteht aus 41 Etappen. Startpunkt ist selbstverständlich<br />

an der Stelle, wo man auch im 16. Jahrhundert<br />

schon den Ort betreten konnte:<br />

1 - Obere Pforte (Obermainstraße)<br />

Die Obere Pforte befand sich<br />

ungefähr dort, wo heute das<br />

Haus mit dem Optikergeschäft<br />

steht. Sie war früher eine von<br />

mehreren Pforten<br />

(Toranlagen) in den Ort. Wer<br />

zum Beispiel aus Richtung<br />

Weilbach oder Eddersheim<br />

nach <strong>Flörsheim</strong> hinein wollte,<br />

musste durch dieses Tor. Für die Bewohner waren die Mauern, die das Dorf<br />

umgaben, sowohl ein wichtiger Schutz gegen Angreifer in kriegerischen Zei-<br />

ten als auch vor Räubern und Dieben, die durch das Land streiften.<br />

2 - Christ-Königs-Kapelle<br />

Wenn ihr nun von der Ampel aus<br />

in Richtung <strong>Main</strong> geht und der Ober-<br />

mainstraße folgt, seht ihr gleich auf<br />

der linken Seite die Christ-Königs-<br />

Kapelle. Sie wurde 1927 eingeweiht,<br />

also mehr als ein Jahrhundert später<br />

als der Abriss der <strong>Stadt</strong>mauer und ist<br />

seitdem einer der vier Prozessions-<br />

Altäre <strong>am</strong> Verlobten Tag in <strong>Flörsheim</strong>.


5<br />

3 - Dreihäusergasse<br />

Mit dem Rücken zur Kapelle<br />

schaut ihr in eine Gasse hinein - die<br />

Dreihäusergasse. Woher kommt<br />

wohl der N<strong>am</strong>e? Zählt die Häuser!<br />

Aber Achtung: nicht alle gehören zu<br />

der Gasse, sondern zu den angren-<br />

zenden Straßen.<br />

Wie die Ortsmauer ausgesehen hat, könnt ihr gut <strong>am</strong> Mauerwerk des ersten<br />

Hauses in der Obermainstraße und in der Dreihäusergasse erkennen. Man<br />

verwendete Bruchsteine, also Felsstücke aus Steinbrüchen, die eine unregel-<br />

mäßige Form, unbearbeitete Flächen und scharfe Kanten haben. Sie wurden<br />

auf gewünschte Größe gebrochen oder grob behauen, um ein bestimmtes<br />

Format zu erhalten.<br />

Welche Formen haben heute Mauersteine? Wo kommen sie her?<br />

4 - Fachwerkhaus<br />

Wer bis 3 zählen kann, ist also in der<br />

Hauptstraße angekommen und sieht<br />

gegenüber der Dreihäusergasse ein<br />

Fachwerkhaus, das in der ersten Hälfe<br />

des 17. Jahrhunderts erbaut wurde, wie<br />

man aus der Art des einfachen<br />

Fachwerks schließen kann. Es ist typisch<br />

für diese <strong>Zeit</strong>.<br />

Natürlich müsst ihr euch den modernen<br />

Anbau wegdenken.<br />

5 - Patrizier-Haus<br />

Aber nicht nur einfache Fachwerkhäuser stehen in <strong>Flörsheim</strong>, sondern<br />

auch ein herrschaftliches Patrizier-Haus (Obermainstraße 6) aus dem Jahre<br />

1661. Um das Jahr 1740 wurde ein Frankfurter Bürger n<strong>am</strong>ens Johann<br />

Philipp von Uffenbach als Besitzer erwähnt. 1758 fiel dann das Haus an die<br />

F<strong>am</strong>ilie des kurmainzischen Rates Gottfried von Gall.<br />

Ca. 1800 wechselte es in den Besitz des Oberschultheißes Martin Neumann<br />

und 1825 an dessen Schwiegersohn Oswald Weilbacher.


Ende des 19. Jahrhunderts ließ ein Chemie-Fabrikant n<strong>am</strong>ens Dr. Hugo<br />

6<br />

Noerdlinger (schon gehört?) eine Produktionshalle bauen, die gegenwärtig<br />

als Lagerraum noch besteht.<br />

6 - Apothekengasse<br />

Was macht man, wenn man krank ist? Ganz<br />

klar, man geht zum Arzt. Und dann? Dann geht<br />

man in die Apotheke und kauft sich Medizin. Wann<br />

gab es die erste Apotheke in <strong>Flörsheim</strong>? Und wo?<br />

In der Apothekengasse. Das Haus, in dem sich<br />

auch einmal die heutige Schlosserei Dasbach<br />

befand, war ab 1868 die erste Apotheke in<br />

<strong>Flörsheim</strong>.<br />

Schlosserei? Auch nicht unwichtig. Apotheker zieht<br />

aus, Schmied zieht ein und nutzt den Hof und gleich die ganze Gasse, um<br />

zum Beispiel Pferde zu beschlagen.<br />

7 - Obermainstraße 9<br />

Jetzt schaut mal<br />

rüber auf die an-<br />

dere Seite der<br />

Obermainstraße,<br />

auf die Nummer 9.<br />

Dieses Haus ist<br />

durch seine Bau-<br />

art nämlich etwas<br />

ganz besonderes.<br />

Es war im 17. und<br />

18. Jahrhundert<br />

üblich, die Häuser<br />

nach fränkischer Bauart mit der Giebelseite zur Straße hin zu bauen. So,<br />

dass man von der Straße aus nur die schmale Seite des Hauses sah.<br />

Der Erbauer dieses Hauses aber wollte etwas Besonderes. Er hieß Martin<br />

Neumann und war ein angesehener und vermögender Mann. Als Gerichts-<br />

schreiber und Schultheiß gehörte er dem <strong>Flörsheim</strong>er Gericht an.<br />

In seinem Haus befand sich außerdem auch die Gastwirtschaft „Zum Löwen“,<br />

die er neben der Landwirtschaft und seinen anderen Pflichten betrieb.


Um allen seinen Wohlstand zu beweisen und die Breite seines Grundstücks<br />

hervorzuheben, ließ er sein Haus mit der Traufseite, demnach der breiten<br />

Seite, zur Straße hin bauen.<br />

Zus<strong>am</strong>men mit dem Baujahr des Hauses - 1766 - hat er seine Initialen -<br />

M+N - im oberen Teil des Sandsteinbogens der Hofeinfahrt verewigt.<br />

Sein Sohn war der Oberschultheiß Martin Neumann, dem nach 1800 das<br />

Patrizier-Haus gehörte.<br />

7<br />

8 - Brunnen mit Schwengelpumpe<br />

Das waren jetzt einige Häuser, aber längst noch nicht alle, über die wir<br />

berichten könnten.<br />

Kommen wir einfach einmal zurück zu der Frage: Wo holten die Menschen<br />

d<strong>am</strong>als ihr Trinkwasser?<br />

Aha. Hier seht ihr schon die Antwort. Mitten in der Straße<br />

steht ein Brunnen mit Schwengelpumpe. Wer Wasser<br />

wollte, musste es Eimer für Eimer hier oder an anderen<br />

Brunnen im Ort holen und nach Hause schleppen.<br />

Nicht im Bad oder in der Küche den Wasserhahn auf und<br />

laufen lassen. Nicht nach dem Sport unter die Dusche<br />

und den Schweiß abwaschen. Und schon<br />

gar nicht eine Wasserschlacht im<br />

Garten.<br />

Es bedeutete Mühe, das Wasser<br />

zum Kochen und Waschen oder auch<br />

das Trinkwasser für das Vieh ins Haus zu holen, also ging man sehr sorgs<strong>am</strong><br />

d<strong>am</strong>it um.<br />

Die zentrale Wasserversorgung in <strong>Flörsheim</strong> wurde 1927 in Betrieb genom-<br />

men - kaltes Wasser versteht sich.<br />

9 - <strong>Main</strong>turm<br />

Der <strong>Main</strong>turm ist das älteste noch erhal-<br />

tene <strong>Flörsheim</strong>er Bauwerk und Teil der frü-<br />

heren Befestigungsanlage von <strong>Flörsheim</strong>s<br />

Altstadt, die 1548 fertig gestellt wurde.<br />

Rund um die Siedlung waren Mauern und<br />

Gräben gezogen, unterbrochen von solchen<br />

Wachtürmen. Wobei der <strong>Main</strong>turm lediglich


8<br />

einen Durchlass für Fußgänger, Karren und Gänse bot.<br />

Fuhrwerke mussten an anderen Stellen, zum Beispiel an<br />

der Ankerpforte, der großen <strong>Main</strong>pforte oder dem<br />

Untertor in den Ort hinein oder hinaus.<br />

Der <strong>Main</strong> spielt in unserer <strong>Stadt</strong> eine große Rolle. Zum<br />

einen diente er als Ernährungsgrundlage durch seinen<br />

Fischreichtum, zum anderen war er Transportweg für<br />

Waren. Es war einfacher, Handelsware auf einem Schiff zu<br />

transportieren, als sie auf Ochsenkarren über holprige<br />

Straßen zu befördern und die Gefahr einzugehen,<br />

überfallen zu werden.<br />

Und mit dem <strong>Main</strong> war auch das Hochwasser im Laufe<br />

der Jahrhunderte in <strong>Flörsheim</strong> immer wieder ein Thema.<br />

Vor allem die Bewohner der Obermainstraße hatten<br />

dadurch oft große Schäden an ihren Häusern.<br />

An der Hochwassermarke <strong>am</strong> <strong>Main</strong>turm ist zu erkennen,<br />

wann das Wasser wie hoch stieg.<br />

Habt ihr auch schon ein Hochwasser in <strong>Flörsheim</strong> erlebt?<br />

Wann war das Letzte und wie hoch? Welche<br />

Schutzmaßnahmen gibt es mittlerweile?<br />

10 - Außenbrunnen <strong>am</strong> Kunstforum <strong>Main</strong>turm<br />

Die Vergangenheit einfach nur hinter sich zu lassen und sie zu vergessen,<br />

wäre traurig. Viele Dinge haben ihren Ursprung im Mittelalter oder lassen<br />

sich nur erklären, wenn man die Anfänge kennt. Deshalb stoßen wir im Ort<br />

immer wieder auf Hinweise, die<br />

sich wie ein Geschichtsbuch vor<br />

uns ausbreiten.<br />

Einige davon sind durch den<br />

Außenbrunnen <strong>am</strong> Kunstforum<br />

<strong>Main</strong>turm dargestellt. Die dort<br />

angebrachten Symbole stellen<br />

wichtige Ereignisse in Flörs-<br />

heims Geschichte dar:<br />

Die römische Legionsstandarte weist auf das römische Reich, also die Anwe-<br />

senheit der römischen Legionen bis in das 4. Jahrhundert nach Chr., hin. Der<br />

Landsknecht-Stiefel erinnert an die Kriege des Mittelalters, die auch unseren<br />

Ort nicht verschonten.


Ein Hinweis auf die jüdische Gemeinde in <strong>Flörsheim</strong> ist der siebenarmige<br />

9<br />

Leuchter. Der Bischofsstab besagt die ehemalige, über 1000-jährige Zuge-<br />

hörigkeit zum Erzbistum <strong>Main</strong>z.<br />

Sogar die französische Revolution im Jahre 1789 wird durch eine Mütze<br />

symbolisiert. D<strong>am</strong>als war der <strong>Main</strong>zer Raum durch die französische Armee<br />

besetzt und als Antwort auf diese <strong>Zeit</strong> entstand das fassenachtliche Treiben,<br />

indem man die Soldaten mit ihren Uniformen im Spaß imitierte.<br />

Und die Fische im Netz? Ganz klar: der <strong>Main</strong> und die Fischer, die hier lebten.<br />

11 - <strong>Main</strong>stein<br />

Die Idee st<strong>am</strong>mte vom d<strong>am</strong>aligen Bürgermeister Dieter Wolf. Die Konzep-<br />

tion und Ausführung im Jahre 1984 vom Steinbildhauermeister Rainer Uhl.<br />

Dargestellt sind Symbole und Ereignisse der ges<strong>am</strong>ten <strong>Stadt</strong>. Da sind der<br />

Fischer und das Netz mit Fischen als Lebensgrundlage und der <strong>Main</strong> als<br />

Handelsweg. Hinweise zur Landwirtschaft mit Gänsen, Getreide und Reb-<br />

stöcken sind ebenso zu sehen<br />

wie der <strong>Main</strong>zer Dom mit seinem<br />

Erbauer Erzbischof Willigis und<br />

der Frankfurter Dom mit dem<br />

fränkischen König Karl dem<br />

Großen.<br />

Markante Gebäude und<br />

Einrichtungen sind zu sehen.<br />

Ebenso sind Motive des<br />

Rheingaus, mit dem uns der Wein<br />

verbindet, wie das Schloss<br />

Johannisberg und der Oestricher<br />

Kran in Stein gehauen. Und auch,<br />

nicht zu vergessen, die bildliche<br />

Schilderung der Prozession <strong>am</strong><br />

Verlobten Tag.<br />

Ganz oben aber, an der Spitze<br />

des Steines, sitzt der Narr, das<br />

Symbol der Fassenacht, mit<br />

seinem Spiegel.<br />

Welche Symbole würde man einhauen, wenn man die Berufe des 21. Jahr-<br />

hunderts darstellen wollte? Fischerei wird <strong>am</strong> <strong>Main</strong> nicht mehr betrieben und<br />

die wenigsten <strong>Flörsheim</strong>er sind Landwirte oder Winzer.


10<br />

Heute gibt es so viele verschiedene Berufe, dass eine Steinsäule nicht genug<br />

Platz bieten würde, sie alle darzustellen. Aber eines ist aus der Arbeitswelt<br />

von heute nicht mehr wegzudenken: der Computer. Ohne ihn läuft nichts.<br />

Weder in Büros noch in eurer Schule oder zu Hause. Jeder braucht ihn, jeder<br />

hat ihn.<br />

12 - Ankerpforte<br />

Vom <strong>Main</strong>stein aus gehen wir jetzt durch die ehemalige Ankerpforte, die<br />

groß genug war, um auch Fuhrwerke durchzulassen, wieder in die Ober-<br />

mainstraße hinein. Der N<strong>am</strong>e Ankerpforte<br />

kommt von dem Gebäude gleich auf der<br />

linken Seite, dem früheren Gasthaus „Zum<br />

Anker“. Erbaut wurde das Haus im Jahre<br />

1647, wie man im Gasthausschild mit Anker,<br />

Krug und Pokal an der eingefügten<br />

Jahreszahl erkennen kann.<br />

13 - <strong>Main</strong>schlösschen<br />

Direkt gegenüber, an der anderen Seite der heutigen Hochwassersperre,<br />

steht ein Haus, das sehr viel später erbaut wurde - nämlich um 1900 herum.<br />

Diese <strong>Zeit</strong> nennt man Jugendstil.<br />

Die Größe des Hauses macht wieder deutlich, dass der Erbauer ein wohlha-<br />

bender Mann war, der sein Geld durch unternehmerische Tätigkeiten ver-<br />

diente. Es war die <strong>Zeit</strong> der Industrialisierung in Deutschland.


14 - Hochwassersperre<br />

Und genau<br />

zwischen diesen<br />

beiden Häusern<br />

– nämlich dem<br />

<strong>Main</strong>schlösschen<br />

und dem<br />

ehemaligen<br />

Gasthaus zum<br />

Anker – wurde<br />

vor sieben<br />

Jahren etwas<br />

gebaut, das die<br />

Bewohner der<br />

Obermainstraße<br />

vor Hochwasser<br />

11<br />

schützen soll. Denn obwohl die Menschheit bereits das Weltall bereist, wird<br />

man auch in naher Zukunft keinen Weg finden, um Hochwasser zu verhin-<br />

dern, das heißt, die Natur zu besiegen. Starke Regenfälle oder auch Schnee-<br />

schmelze führen immer wieder zu Pegelhochständen der Flüsse und d<strong>am</strong>it<br />

oft zu Überschwemmungen.<br />

15 - Gasthaus „Zum Stern“<br />

Mit dem Rücken zur Hoch-<br />

wassersperre schauen wir<br />

direkt auf das Gasthaus<br />

„Zum Stern“.<br />

Das große<br />

Grundstück<br />

weist auf die<br />

einst<br />

betriebene<br />

Landwirtschaft<br />

hin. Es war, wie<br />

ihr bestimmt<br />

bereits<br />

bemerkt habt,<br />

durchaus üb-<br />

lich, nicht nur


12<br />

in <strong>Flörsheim</strong>, dass Landwirte zusätzlich noch eine Gaststätte betrieben und<br />

somit wohlhabend wurden.<br />

Im Zweiten Weltkrieg wurde das alte Fachwerkgebäude durch Bombenangrif-<br />

fe in der Nacht vom 8. auf den 9. September 1942 zerstört.<br />

Beim Wiederaufbau erscheint das Fachwerk des Obergeschosses nur als Imi-<br />

tation.<br />

16 - noch ein Wohn- und Gasthaus „Zum Engel“<br />

Wir gehen ein paar Schritte nach rechts und stehen wieder vor einem<br />

Wohnhaus wohlhabender Leute. Das Erdgeschoss ist zum Schutz der<br />

Ihre Wohlhabenheit wird dadurch deutlich,<br />

dass die Eheleute zwei Wegekreuze errich-<br />

ten ließen. Eins an der Riedstraße und eines<br />

<strong>am</strong> Kreuzweg.<br />

D<strong>am</strong>it wollten sie ihrer Dankbarkeit gegen-<br />

über Gott und der Kirche Ausdruck geben.<br />

Bewohner gegen Hochwasser<br />

sehr hoch gelegen.<br />

Es ist eines der ältesten<br />

Wohnhäuser <strong>Flörsheim</strong>s und<br />

durch seine Bauweise und<br />

das schöne Fachwerk etwas<br />

besonderes. Eine Inschrift <strong>am</strong><br />

Haus lautet:<br />

„Dieses Haus steht in Gottes<br />

Hand, Gott bewahre es vor<br />

Wasser und Brand. Gg. Bern-<br />

hardt, seine eheliche Haus-<br />

frau, Christina, Anno D.<br />

1667.“<br />

Oberschultheiß Georg Bern-<br />

hardt und seine Frau Christina<br />

ließen das Haus 1667 bauen.<br />

Auch diese beiden betrieben<br />

neben der Landwirtschaft hier<br />

eine Gaststätte mit dem Na-<br />

men „Zum Engel“.


17 - Fischergasse<br />

13<br />

Es ist ganz klar, welche Leute in der Fischergasse<br />

wohnten: <strong>Flörsheim</strong>er<br />

Fischer, die ich immer wieder einmal erwähnt habe. Hier sind die Häuser und<br />

Grundstücke merklich kleiner als die der Bauern in der Obermainstraße traße oder<br />

in der Hauptstraße.<br />

Neben Lagermöglichkeiten für Fischereigerät war immer noch genug Platz<br />

für eine Ziege oder ein Schwein, die den Speiseplan durch frische Milch oder<br />

einen Schinken von <strong>Zeit</strong> zu <strong>Zeit</strong> aufwerteten.<br />

Die Boote der Fischer, man nannte sie in <strong>Flörsheim</strong> Nachen, lagen angebun-<br />

den <strong>am</strong> Flussufer. Nur bei Hochwasser wurden sie an Land gebracht.<br />

18 - Borngasse<br />

Auch in der Borngasse wohnten Fischer, aber auch Handwerker. Wie in<br />

der Fischergasse sind hier die Häuser und Grundstücke relativ klein, bis auf<br />

das untere rechte Eckhaus.<br />

Es wurde 1667 gebaut<br />

und hat drei, statt zwei<br />

Stockwerke und ein<br />

besonders kunstvolles<br />

Fachwerk.<br />

Der N<strong>am</strong>e Borngasse leitet<br />

sich von Born = Brunnen<br />

ab, der einmal in dieser<br />

Gasse stand und der<br />

täglichen Wasserversorgung<br />

diente.


14<br />

14<br />

19 - Gasthaus<br />

„Zum Hirsch“<br />

ihre Freizeit zu gestalten. Kein<br />

Schwimmbäder. Heute haben<br />

wir tausende von Angeboten,<br />

uns zu informieren und den<br />

Früher trafen sich die Menschen <strong>am</strong> Abend in der Wirtschaft bei einem Glas<br />

Apfelwein, um miteinander zu reden, Nachrichten auszutauschen<br />

oder auch<br />

Das Gasthaus „Zum Hirsch“ ist fast<br />

dreihundert Jahre alt und wurde von<br />

Anfang<br />

an bis heute ständig bewirtschaftet. D<strong>am</strong>it dürfte es das älteste,<br />

heute noch bestehende Gasthaus<br />

in <strong>Flörsheim</strong> sein.<br />

Bis etwa 1960 gab es hier noch einen großen Saalbau, in dem zum Beispiel<br />

der Kerbetanz, Theatervorführungen, große<br />

Vers<strong>am</strong>mlungen oder an Fasse-<br />

nacht Maskenbälle stattfanden, so wie heute in der <strong>Stadt</strong>halle oder im<br />

Gemeindezentrum von St. Gallus.<br />

Schon wieder ein Gasthaus.<br />

Aber welche Möglichkeiten<br />

hatten die Menschen früher,<br />

Kino, kein Fernsehen, keine<br />

Bowlingbahnen, keine<br />

Feierabend zu verbringen und langweilen uns trotzdem oft.<br />

Karten zu spielen.<br />

Das Wirtshaus war ein wichtiger Treffpunkt. Hier wurden Geschäfte abge-<br />

schlossen, Ehen vermittelt und Klatsch und Tratsch ausgetauscht.<br />

Auf der Mauer, die die Terrasse „vom<br />

Hirsch“, wie wir <strong>Flörsheim</strong>er<br />

sagen, umgibt,<br />

steht eine Figur<br />

des Hl. Johannes von<br />

Nepomuk, auch kurz nur


15<br />

Nepomuk genannt. Eigentlich ist er ein Brückenheiliger, steht aber ebenfalls<br />

oft in der Nähe von Gewässern, da er der Legende nach den Märtyrertod<br />

starb, indem er nach Folterung von der Prager Karlsbrücke gestoßen wurde.<br />

Er wollte dem König nicht verraten, was ihm dessen Frau während der Beich-<br />

te anvertraut hatte.<br />

20 - Große <strong>Main</strong>pforte/Landeplatz/Konrad-Adenauer-Ufer<br />

Leider ist von den ehemaligen Pforten in den Ort nichts mehr zu sehen,<br />

den<br />

<strong>Main</strong>turm ausgenommen. Die Große <strong>Main</strong>pforte, durch die man Zugang<br />

zum<br />

Landeplatz (Konrad-Adenauer-Ufer!) für Schiffe und Flöße und zum<br />

Stapelplatz für Waren verschiedenster Art (Steine, Holz, Weinfässer) hatte,<br />

befand sich <strong>am</strong> Ende der heutigen Pfarrer-Münch-Straße, links vom Gasthaus<br />

„Zum Hirsch“, vom <strong>Main</strong> aus gesehen.


16<br />

Man könnte jetzt denken, dass Flöße genau wie Schiffe mit Waren beladen<br />

wurden, um diese mainauf- oder abwärts zu transportieren. Doch Flöße<br />

waren keine Transportmittel, sondern die Ware selbst.<br />

Die im Frankenwald oder Fichtelgebirge gefällten Bäume wurden entrindet,<br />

ins<br />

Wasser gelegt, dort zus<strong>am</strong>mengebunden und so von den Flößern vom<br />

Ursprung des <strong>Main</strong>s flussabwärts teilweise bis nach Holland gebracht.<br />

<strong>Flörsheim</strong> war einer ihrer Rastplätze auf diesem Weg.<br />

Als der <strong>Main</strong> noch ein wichtiger Transportweg war, beschränkte sich der<br />

Landeplatz nicht nur auf den kleinen Schiffsanlegesteg, den ihr sicher alle<br />

kennt. Er reichte vom Boothaus bis hin zum Berliner Brunnen, wo sich der<br />

Fähren-Anlegplatz befand. Zur Erinnerung an die Fähre von „hibb nach<br />

dribb“ wurde dort<br />

und auf der Raunheimer Seite eine Steinsäule aufgestellt.<br />

Wichtig war die Fähre, die schon im 13. Jahrhundert existierte, um zum Bei-<br />

spiel in den <strong>Flörsheim</strong>er Wald zu kommen, der schließlich auf der anderen<br />

<strong>Main</strong>seite liegt.<br />

Erst im Jahre 1928 wurde zwischen Rüsselsheim und <strong>Flörsheim</strong> die erste<br />

feste Brücke gebaut, die „Opel-Brücke“. Bis dahin musste alles, was von<br />

einer auf die andere<br />

Seite sollte, mit der Fähre übergesetzt werden.<br />

Die alte „Opel-Brücke“<br />

existiert nicht mehr. Sie wurde wegen des wachsen-<br />

den<br />

Verkehrsaufkommens durch eine neue, größere Brücke, die „<strong>Main</strong>-<br />

Brücke“ ersetzt.<br />

21 - Malzfabrik<br />

Oberhalb des Gasthauses „Zum<br />

Hirsch“ befand<br />

sich eine Mälzerei, erbaut<br />

1885 - genannt „die<br />

Malzfabrik“. Hier wurde Gerste zu Malz verarbeitet,<br />

um es später mit Hopfen und<br />

Wasser zum Bierbrauen<br />

verwenden zu können.<br />

Es gab um 1900 sechs solcher<br />

Mälzereien in <strong>Flörsheim</strong>. Die<br />

ortsansässigen Bierbrauer hat-<br />

ten nämlich, wahrscheinlich<br />

um<br />

sich lange Transportwege zu<br />

sparen, auch gleich eine haus-<br />

eigene Mälzerei.


22 - Pfarrer-Münch-Straße<br />

17<br />

Diese Mälzerei hier in der<br />

Untermainstraße wurde<br />

1973 abgebrochen und<br />

auf dem Grundstück<br />

wurde eine Wohnanlage<br />

errichtet, die selbst-<br />

verständlich den N<strong>am</strong>en<br />

„Alte Malzfabrik“ trägt.<br />

Habt ihr den N<strong>am</strong>en Pfarrer Laurentius Münch schon einmal in einem be-<br />

stimmten Zus<strong>am</strong>menhang gehört?<br />

Genau: Er war der Mann, der während der Pest in <strong>Flörsheim</strong> den Bewohnern<br />

in jeglicher Hinsicht zur Seite gestanden hat und nicht bereit war, auf-<br />

zugeben - also ein wahrer Held seiner <strong>Zeit</strong>.


18<br />

Versprechen für sich und ihre Nachkommen:<br />

Als die Pest im Sommer 1666 wütete<br />

und etliche <strong>Flörsheim</strong>er dahinraffte,<br />

wurde die Situation für die rund 700<br />

<strong>Flörsheim</strong>er scheinbar ausweglos. Da<br />

leisteten Pfarrer Laurentius Münch und<br />

die Gemeinde <strong>am</strong> 28. Juli 1666 ein<br />

„Solange in <strong>Flörsheim</strong> steht Stein auf Stein, wollen wir eine Dankprozession<br />

zum Lobpreis des Allerhöchsten alljährlich durchführen, wenn wir von der<br />

Pest erlöst werden.“<br />

Danach soll sich die Pest nicht weiter ausgebreitet haben.<br />

Pfarrer Münch vermerkt im Kirchenbuch 160 Tote - und das bei 700 Ein-<br />

wohnern!<br />

Am 27. Januar 1667 schreibt er in einer Randbemerkung, dass die Pest zu<br />

Ende ist.<br />

Seitdem halten die <strong>Flörsheim</strong>er<br />

dieses Versprechen und feiern<br />

jedes Jahr den Verlobten Tag<br />

mit einer Prozession wie <strong>am</strong><br />

Fronleichn<strong>am</strong>sfest („mit bren-<br />

nenden Kerzen“) - auch in<br />

schweren <strong>Zeit</strong>en.<br />

Dass es der letzte Montag im August ist, war nicht von Beginn an so. Erst<br />

seit 1866 begehen die <strong>Flörsheim</strong>er an diesem Montag ihren Verlobten Tag.<br />

Aber auch <strong>am</strong> Vorabend des<br />

Verlobten Tages wird ein Ver-<br />

sprechen eingelöst.<br />

Die Mitglieder des <strong>Flörsheim</strong>er<br />

Gesangvereins „Sängerbund“<br />

1847 e. V. haben anlässlich ihres<br />

100-jährigen Bestehens im Jahre<br />

1947 gelobt, zur Einstimmung auf<br />

den Verlobten Tag <strong>am</strong> Abend da-<br />

vor ein Vermächtniskonzert abzu-<br />

halten, welches seitdem jedes<br />

Jahr immer wieder aufs Neue mit<br />

großem Zuspruch stattfindet.


23 - Erstes renoviertes Wohnhaus im Rahmen der Altstadtsanierung<br />

19<br />

Das Fachwerkhaus, das an der linken oberen Ecke der Pfarrer-<br />

Münch-Straße steht, wurde 1700 erbaut. Das beweist ein Ziegel, den<br />

der jetzige Besitzer bei der Sanierung seines Daches fand. Die auf<br />

dem Ziegel dargestellten Motive hat er, für jeden sichtbar, an die<br />

Wand seines Hauses gemalt.<br />

Nicht nur das Dach, sondern das ges<strong>am</strong>te Fachwerk wurde im Rah-<br />

men der Altstadtsanierung, die 1975 begann und bis heute noch<br />

nicht abgeschlossen ist, erneuert und verschönert.<br />

Durch etliche Sanierungsmaßnahmen in der <strong>Flörsheim</strong>er Altstadt hat<br />

sich das <strong>Stadt</strong>bild zu seinem Vorteil hin verändert. Für diese <strong>Stadt</strong>er-<br />

neuerung erhielt die <strong>Stadt</strong> <strong>Flörsheim</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong> auch Auszeichnungen<br />

von Bund und Land.<br />

In früheren Jahren wurden Häuser mit Fachwerk verputzt, in dem<br />

Glauben, die Holzkonstruktion dadurch zu schützen. Doch leider war<br />

das Gegenteil der Fall. Beim Freilegen der Balken, mussten viele der<br />

Holzteile ausgesägt und durch neue ersetzt<br />

werden, um die Stabilität des<br />

Hauses weiter zu gewährleisten.


20<br />

20<br />

24 -<br />

Untermain-<br />

straße<br />

Hier in der<br />

Untermainstraße<br />

finden wir heute<br />

noch einige große<br />

Anwesen, die früher<br />

landwirtschaftliche<br />

Betriebe waren.<br />

Von der Pfarrscheune und dem Pfarrhof, die sich dort befanden, wo heute<br />

das Gemeindezentrum St. Gallus steht, ist leider gar nichts mehr zu sehen.<br />

Das Haus, in dem sich die Gaststätte „Zum Karpfen“ befand, links vom Pfarr-<br />

hof, steht allerdings noch. Es war - wie so oft - Gaststätte und Bauernhof in<br />

einem.<br />

Außerdem war es einmal im Besitz der „Prediger-Herren“ (Mönche des<br />

Dominikaner-Ordens aus Frankfurt).<br />

Dieser Orden besaß in <strong>Flörsheim</strong> große Ackerflächen und einen Weinberg,<br />

wie auch andere Ordenshäuser, zum<br />

Beispiel die Kartäuser. Aber darauf<br />

komme ich gleich zu sprechen. Gehen<br />

wir erst einmal ein Stück weiter die<br />

Untermainstraße entlang und sehen im<br />

Torbogen eines<br />

ehemaligen<br />

Bauernhofes<br />

(Hausnummer 15) die in Stein<br />

gehauene Jahreszahl 1683. Zeugen<br />

einer längst vergangenen <strong>Zeit</strong>.<br />

Da die Untermainstraße direkt an der<br />

<strong>Stadt</strong>mauer verlief, gab es<br />

natürlich auch einige Durchlässe zu<br />

den <strong>Main</strong>wiesen hin, wie zum Beispiel<br />

das Strohpförtchen, was der Straßen-<br />

n<strong>am</strong>e uns heute noch beweist oder das<br />

Gänsepförtchen (zwischen Hausnum-<br />

mer 44 und 46).


21<br />

Woher der N<strong>am</strong>e Strohpförtchen kommt, ist leider nicht geklärt. Aber sicher<br />

ist, dass durch das Gänsepförtchen die Gänse auf die <strong>Main</strong>wiese zum<br />

Gänskippel getrieben wurden.<br />

Wenn ihr euch die alten Häuser und Grundstücke zum <strong>Main</strong> hin genauer an-<br />

schaut, könnt ihr feststellen, dass sie teilweise viel kleiner sind als die Häu-<br />

ser, die beispielsweise in der Nähe des Gemeindezentrums stehen.<br />

Warum?<br />

Hier wohnten wohl eher Fischer oder Tagelöhner mit ihren F<strong>am</strong>ilien, ähnlich<br />

wie in der Fischer- oder Borngasse.<br />

25 - Karthäuser Hof (auch: die Kartaus)<br />

Dort, wo wir gegenwärtig im Restaurant essen oder Gäste im Hotel über-<br />

nachten können, hatten im 18. Jahrhundert Mönche des <strong>Main</strong>zer Kartäuser-<br />

Ordens ihren Wirtschaftshof.


22<br />

Die <strong>Main</strong>zer Kartäuser besaßen in der Gemarkung <strong>Flörsheim</strong>s viele Felder,<br />

deren Erträge sie in ihrem Wirtschaftshof, 1733 erbaut, weiterverarbeiteten<br />

oder lagerten.<br />

Nicht zu übersehen ist eine Statue des Hl. Bruno, des Gründers des Ordens,<br />

die auf dem überdachten Balkon der abgerundeten Hausecke steht.<br />

26 - Pelzfabrik<br />

Links neben der Kartause steht die so genannte Pelzfabrik. In diesem<br />

Haus, erbaut Anfang des 18. Jahrhunderts, war ab 1765 die Wohnung des<br />

Direktors der <strong>Flörsheim</strong>er Fayence Fabrik und das Modellhaus, in dem die<br />

Formen zur Herstellung der Fayence erstellt<br />

und aufbewahrt wurden.<br />

eine Pelzschneiderei – daher der N<strong>am</strong>e: Pelzfabrik.<br />

Später befand sich in den unteren Räumen<br />

Danach wurde dieses Gebäude mit der ehemaligen Fayence-Fabrik von dem<br />

Steingutfabrikanten Wilhelm Dienst als Fertigungsstätte für seine Waren ge-<br />

nutzt.


23<br />

1920 errichtete die Gemeinde dort Wohnungen, die im Rahmen der <strong>Stadt</strong>-<br />

erneuerung saniert wurden. Mit den neuen Häusern in der Hauptstraße heißt<br />

die ges<strong>am</strong>te Wohnanlage „Alte Fayence“.<br />

27 - Gänskippel<br />

Fürs erste haben wir<br />

wohl genug Häuser,<br />

Fabriken und<br />

Gaststätten<br />

gesehen. Wir machen einen kleinen Abstecher an den<br />

Gänskippel (vielleicht durch das Gänsepförtchen?!)<br />

unterhalb des bekannten Spielplatzes. Deutlich für<br />

jeden steht hier die Gänsemutter mit ihren Küken und<br />

zeigt genau, an welcher Stelle die Gänse auf die Weide<br />

durften.<br />

Der Kippel ist ein Wort für eine kleine Anhöhe, die im<br />

Falle des Gänskippels aus dem Abbruch eines Turms der Ortsbefestigung<br />

entstanden ist. Der Bauschutt wurde verteilt und wölbte sich zu einem fast<br />

nicht sichtbaren Hügel.<br />

„Bewacht“ werden die Metall-Gänse vom „Gänskippelschorsch“, dessen<br />

Steinbildnis an der Wand angebracht ist.<br />

Diesen Mann hat es nie wirklich gegeben. Der <strong>Flörsheim</strong>er Journalist und<br />

Ehrenbürger Jakob Altmaier (* 1889, † 1963) hat ihn erfunden, um in<br />

seinem N<strong>am</strong>en Glossen über <strong>Flörsheim</strong>er Geschehnisse zu schreiben. Ein<br />

Pseudonym also mit gewissem Bekanntheitsgrad.


24<br />

29 - Untere Pforte/Grabenstraße<br />

28 - Pestkreuz<br />

Wenn wir vom<br />

Spielplatz aus wieder in<br />

Richtung Hauptstraße gehen, kommen wir<br />

direkt an das Pestkreuz.<br />

Es wurde im Jahre 1712 in Erinnerung an<br />

das Pestjahr 1666 an der früheren<br />

Ortsmauer, die die linke Seite der<br />

Untermainstraße bildete, von den Ehe-<br />

leuten Goßlar errichtet. Als die Mauern<br />

abgebrochen wurden, versetzte man das<br />

Pestkreuz an die heutige Stelle.<br />

1966 wurde das alte, kleine Haus<br />

abgerissen und ein neues,<br />

zweigeschossiges Haus erbaut. Das<br />

Kreuz blieb während der Bauzeit an<br />

seinem Platz stehen, wie alte Fotos<br />

zeigen.<br />

Am Verlobten Tag ist das<br />

Pestkreuz immer einer der vier<br />

Altäre der Prozession.<br />

Nun denkt mal kurz an den Startpunkt zurück. Wir begannen unsere <strong>Rallye</strong><br />

an der Oberen Pforte. Demnach muss es ebenfalls eine Untere Pforte gege-<br />

ben haben. Leider ist auch davon heute nicht mehr ein Steinchen zu sehen.<br />

Sie befand sich in der Hochheimer Straße ungefähr zwischen der Bleich- und<br />

der Grabenstraße.<br />

Ging man durch die Untere Pforte, gelangte man auf die Wege nach Hoch-<br />

heim, <strong>Main</strong>z und Wicker.<br />

1818 wurden beide Pforten, also Untere und Obere Pforte, bei Abbruch ver-<br />

steigert, das heißt, die Menschen kauften nicht das Bauwerk, sondern die<br />

Steine, aus denen die Türme mit den Pforten errichtet waren.<br />

Eine praktische Sache, denn den Abtransport des Baumaterials übernahm<br />

natürlich der Käufer.


25<br />

Wie viele andere Straßenn<strong>am</strong>en hat auch die Grabenstraße den ihren zu<br />

Recht.<br />

Hier lief der Graben entlang, der zus<strong>am</strong>men mit der Ortsmauer die Bewohner<br />

vor Eindringlingen und Überfällen schützen sollte.<br />

Bereits 1764 war mit der Niederlegung, dem Abriss, der Ortsmauer begon-<br />

nen worden. Die Gräben wurden eingeebnet. Nach 1820 baute man dann die<br />

ersten Häuser in der heutigen Grabenstraße.<br />

30 - <strong>Flörsheim</strong>er Fayence Fabrik<br />

Rauchen die Köpfe schon? Ein paar Schritte lang ist Gelegenheit, durch-<br />

zuatmen und alles auf sich wirken zu lassen.<br />

Selbst kleine Orte sind voll von Geschichte und Geschichten.<br />

Wir sind angekommen in der Hauptstraße 42. Dieses Haus sieht nicht so<br />

aus, als hätte es eine lange Geschichte, im Gegenteil, es ist relativ neu und<br />

dient lediglich als Wohnhaus. Was also<br />

verbirgt sich hier?<br />

Große <strong>Flörsheim</strong>er Geschich-<br />

te. Nämlich das<br />

Grundstück, auf dem, bis<br />

hinunter zur so ge-<br />

nannten Pelzfabrik in<br />

der Untermainstraße,<br />

die <strong>Flörsheim</strong>er<br />

Fayence Fabrik (ab<br />

1765) stand. Hier wurden<br />

also die feinen Ker<strong>am</strong>ikwaren


26<br />

gefertigt, für die <strong>Flörsheim</strong> so bekannt ist, dass man das Markenzeichen,<br />

nämlich FFF, 1952 mit in das <strong>Stadt</strong>wappen übernommen hat.<br />

Einfuhrverbote für Konkurrenz-Erzeugnisse.<br />

Die <strong>Flörsheim</strong>er Fayence Fabrik entsteht<br />

aufgrund eines Vertrages des Kartäuser-<br />

Klosters in <strong>Main</strong>z und der künftigen Pächter.<br />

Für die Produktion benötigten die Pächter<br />

aber noch die Verleihung eines Privileges<br />

durch den Landesherrn, den Kurfürsten. D<strong>am</strong>it<br />

verbunden war unter anderem die Zollfreiheit<br />

für die Einfuhr der notwendigen Rohstoffe und die<br />

Ausfuhr der hergestellten Produkte, außerdem<br />

<strong>Zeit</strong>weise waren in der <strong>Flörsheim</strong>er Fayence Fabrik 60 Arbeiter beschäftigt,<br />

für die d<strong>am</strong>alige <strong>Zeit</strong> eine beachtliche Anzahl.<br />

Ende des 19. Jahrhunderts hat dann Wilhelm Dienst dieses Gelände erwor-<br />

ben und für seine Steingutfabrikation genutzt.<br />

Folglich eine ähnliche Ware, viel grober, aber dafür bruchfester und für den<br />

alltäglichen Gebrauch einfacher Leute gemacht.<br />

31 - Fachwerkhäuser<br />

Leute wie Bauern, Handwerker oder Fischer wohnten zumeist in Fachwerk-<br />

häusern, die bislang einige hundert Jahre überstanden haben. Diese Fach-<br />

werkhäuser wurden ohne<br />

Baukran und Beton-<br />

mischmaschine gebaut.<br />

Der Maurer legte hier nur<br />

für Fund<strong>am</strong>ente, Keller,<br />

Sockelaufbau und even-<br />

tuell <strong>am</strong> Erdgeschoss<br />

Hand an. Der Rest war<br />

Sache des Zimmermanns<br />

und des Dachdeckers.<br />

An der Größe des Hau-<br />

ses und an der Art des<br />

Fachwerks konnte man<br />

erkennen, ob der Erbau-<br />

er wohlhabend war. Je größer das Haus, je schmuckvoller das Fachwerk,<br />

umso mehr Geld war vorhanden.


27<br />

27<br />

Ging man im 18. Jahrhundert durch die Straßen und Gassen, sah man bis auf<br />

wenige Ausnahmen nur Fachwerkhäuser, allerdings nicht mit farbig gestri-<br />

chenen Balken und eingefassten Gefachen.<br />

Heute fallen die restaurierten Häuser durch ihre Farbenpracht jedem ins<br />

Auge. Leider gingen viele alte Häuser im Laufe der <strong>Zeit</strong>en durch Zerfall,<br />

mangelnde Unterhaltung oder durch Abbruch verloren.<br />

Man schätzte den Wert dieser Bauart eine <strong>Zeit</strong>lang nicht so sehr wie heute<br />

und errichtete lieber neue Häuser aus Stein, als die alten Holzkonstruktionen<br />

zu erhalten.<br />

Aber dennoch haben etliche Einwohner unserer <strong>Stadt</strong> keine Kosten und vor<br />

allem keine Mühen gescheut. Sie haben viel <strong>Zeit</strong> und Kraft investiert und<br />

erhielten wahre Schmuckstücke, so wie auch das Haus in der Hauptstraße<br />

Nr. 67.<br />

Es fällt durch vier nebeneinander liegende Fenster in beiden Geschossen auf,<br />

da die meisten übrigen Fachwerkhäuser in <strong>Flörsheim</strong> lediglich drei Fenster in<br />

jedem Stockwerk haben.<br />

Achtung: Noch mehr Fachwerkhäuser, die vortrefflich restauriert sind: Nr. 57<br />

und Nr. 53/55. In der Hausnummer 55 wohnt die F<strong>am</strong>ilie Reinelt. Sie machte<br />

einen ganz besonderen Fund in ihrer Hofanlage mit zwei Häusern. Beim<br />

Aushub des Kellers im rechten Haus fanden sie eine mit Schutt bedeckte<br />

Treppe, die zu einem jüdischen Ritualbad, einer Mikwe, führte. Ein weiterer<br />

Hinweis auf die jüdische Gemeinde in <strong>Flörsheim</strong>.<br />

32 - La Fayence<br />

Für seine feine, gehobene Küche ist das La Fayence mittlerweile bekannt.<br />

Aber der Gebäudekomplex mit Wintergarten ist auch ein gutes Beispiel für<br />

die Sanierung von Altbauten<br />

mit optisch angepassten<br />

Neubauten.<br />

Im älteren Haus war über<br />

viele Jahrzehnte<br />

eine Metzgerei.<br />

Das Restaurant erhielt seinen<br />

N<strong>am</strong>en in Anlehnung an die<br />

<strong>Flörsheim</strong>er Fayence Fabrik,<br />

die sich ja in der Nachbar-<br />

schaft befand.


28<br />

33 - Hauptstraße 41/43 - Altes Rathaus<br />

Einige von euch werden den <strong>Flörsheim</strong>er Keller kennen. Kino und Puppen-<br />

theater für Kinder und für eure Eltern, Kulturtreff mit Bühne für Kleinkunst. Er<br />

liegt im Untergeschoss der<br />

größten ehemaligen<br />

Hofreite in <strong>Flörsheim</strong><br />

(erbaut etwa Mitte des<br />

17. Jahrhunderts), die als<br />

Wirtschaftshof eines Frank-<br />

furter Klosters diente, das<br />

in <strong>Flörsheim</strong> etliche Äcker<br />

und Weinberge besaß. Sie<br />

dehnte sich von der<br />

Hauptstraße bis hin zur<br />

Grabenstraße (<strong>Stadt</strong>mauer<br />

und Graben) aus.<br />

Links, also dort, wo heute<br />

das Heimatmuseum unter-<br />

gebracht ist, hatte der<br />

Verwalter des Wirtschafts-<br />

hauses seine Wohnung.<br />

Von 1878 bis 1918 war<br />

hier das <strong>Flörsheim</strong>er Rathaus. Das rechte Gebäude ist einfacher und diente<br />

als Gesindehaus des Wirtschaftshofes. Das linke Haus fällt vor allem durch<br />

seine Dachform auf. Abweichend von an-<br />

deren Häusern im Ort wurde hier kein Sat-<br />

tel- sondern ein Walmdach errichtet, auf<br />

dem zu früheren <strong>Zeit</strong>en noch ein Dachrei-<br />

ter saß.<br />

Außerdem erkennt man <strong>am</strong> hohen Erd-<br />

geschoß und dem wuchtigen Fachwerk,<br />

dass beim Bau dieses Hauses nicht ge-<br />

spart werden musste<br />

Zur Hofreite gehörte ursprünglich noch<br />

eine Scheune, die aber 1882 abgerissen<br />

wurde, um für die Grabenschule, die zwei<br />

Jahre später gebaut wurde, Platz zu ma-<br />

chen.


29<br />

Wow! Scharf. Der N<strong>am</strong>e hat nichts mit dem Lokal zu tun, das uns mit le-<br />

ckeren Spezialitäten lockt, sondern weist auf den Standort des Hauses hin.<br />

Nämlich direkt an der Ecke von Hauptstraße und Pfarrer-Münch-Straße.<br />

Es war das Frühmesser-Haus und wurde wie das Alte Rathaus und das<br />

Patrizier-Haus in der Obermainstraße in der Mitte des 17. Jahrhunderts<br />

34 - Scharfes Eck<br />

erbaut und zu Beginn der Altstadtsanierungsmaßnahmen umfassend restau-<br />

riert.<br />

Genau wie das Alte Rathaus hat auch das Scharfe Eck ein Walmdach und<br />

hebt sich durch eine besondere Struktur im Fachwerk hervor, die aussieht,<br />

als würde ein Mann die Arme heben. Diese Gebälkform nennt man „Wilder<br />

Mann“.<br />

35 - Marktplatz<br />

Fotomontage


30<br />

Ihr denkt, wenn ihr auf dem gepflasterten Platz steht, der sich um die St.<br />

Gallus-Kirche herum befindet, seid ihr bereits auf dem Marktplatz? Ja, so ist<br />

es heute. Hier findet jeden Freitag der Wochenmarkt statt, im Advent der<br />

Weihnachtsmarkt, der Frühlings- und Töpfermarkt breiten sich bis hierhin aus<br />

und auch das Sommerfest hat auf diesem Platz seinen schon fast traditionel-<br />

len Standort.<br />

Im 18. Jahrhundert allerdings, als <strong>Flörsheim</strong> nur ein kleiner Marktflecken war,<br />

mit wenigen Straßen, von Mauern umgeben, wurde der Markt wahrscheinlich<br />

in der Hauptstraße abgehalten. Die zurückgesetzten Häuser gegenüber der<br />

Kirche lassen den Schluss zu, dass hier der Umschlagplatz für Waren aller<br />

Art gewesen sein kann.<br />

36 - Synagogengasse<br />

Schon einige Male habe ich auf die Juden in <strong>Flörsheim</strong> hingewiesen. Wir<br />

kommen jetzt dorthin, wo ich konkret werde, in die Synagogengasse.<br />

Dort stand von 1718 bis 1938 die <strong>Flörsheim</strong>er Synagoge (das Gotteshaus<br />

der Juden). Am Tage nach der Reichskristallnacht (10.11.1938) wurde sie<br />

jedoch derart stark<br />

beschädigt, dass sie<br />

kurze <strong>Zeit</strong> später<br />

abgerissen werden<br />

musste. Einzig ein<br />

Gedenkstein an der<br />

Hausmauer und<br />

hebräische<br />

Schriftzeichen an einer<br />

Wand, die man durch<br />

ein Mauerfenster<br />

erspähen kann,<br />

zeugen heute noch<br />

von ihrer Existenz.<br />

Einen ersten<br />

urkundlichen Hinweis<br />

auf die jüdische<br />

Gemeinde in <strong>Flörsheim</strong><br />

gibt es im Jahre 1448.<br />

Es wird in einem<br />

Eintrag des <strong>Flörsheim</strong>er Gerichtsbuches ein Judenfriedhof erwähnt. Den neu-<br />

en jüdischen Friedhof (Richtung Wiesenmühle, oberhalb des Wickerbachs)


gibt es seit dem Jahr 1666. Dieser<br />

Friedhof beweist, so komisch das<br />

auch klingen mag, ein aktives<br />

jüdisches Leben in <strong>Flörsheim</strong>, denn<br />

dort wo Menschen leben, begraben<br />

sie auch ihre Toten.<br />

37 - Hauptstraße<br />

31<br />

Gehen wir wieder auf die Hauptstraße und sehen uns um. Welche Gebäu-<br />

de stehen hier? Eher große, eher kleine? Wie sehen die alten Häuser in den<br />

Seitengassen aus?<br />

Die Hauptstraße ist sozusagen die jüngste Straße, die innerhalb der bis<br />

1767 existierenden Mauern bebaut wurde. Es gibt viele renovierte Fach-<br />

werkhäuser, die auf eher größere landwirtschaftliche Gehöfte schließen las-<br />

sen, wobei in den Seitengassen die Häuser kleiner sind und einst von Hand-<br />

werkern, Tagelöhnern und Kleinbauern bewohnt wurden.<br />

Die N<strong>am</strong>en der Seitengassen bezeichnen zum Teil handwerkliche Berufe.<br />

Und es war tatsächlich so, dass in der Schustergasse ein Schuster und in der<br />

Seilergasse ein Seiler gewohnt hat.


38 - Alte Kirchschule<br />

32<br />

All diese Leute hatten natürlich auch Kinder, die genau wie ihr in die Schu-<br />

le gingen. Heute noch vorhanden ist das 1764 erbaute Schulhaus.<br />

Die Alte Kirchschule hatte Platz genug für zwei Klassenräume und eine<br />

Lehrerwohnung.<br />

Gegenwärtig wird sie als Trauraum, für Empfänge der <strong>Stadt</strong> und für Sitzun-<br />

gen des Magistrats genutzt.<br />

Nach dem Bau der (neuen) Kirchschule diente die Alte Kirchschule ca. 60<br />

Jahre lang als Wohnhaus.<br />

39 - Kirchschule<br />

Als <strong>Flörsheim</strong> wuchs und immer mehr Kinder in die Schule gingen, wurden<br />

die Grabenschule (1884) und die (neue) Kirchschule (1899) gebaut. Jeweils


33<br />

vier Klassen waren darin untergebracht. 1912 k<strong>am</strong> dann noch die Riedschu-<br />

le dazu.<br />

Alle drei waren Volksschulen, vergleichbar einer Mischung aus der heutigen<br />

Haupt- und Realschule, an der man aber schon nach acht Schuljahren einen<br />

Abschluss hatte.<br />

Mit dem Bau der Ges<strong>am</strong>tschule (Graf-Stauffenberg-Schule) 1968 wurde die<br />

Riedschule zur Grundschule, und die Graben- und Kirchschule wurden zu an-<br />

deren Zwecken genutzt.<br />

Gegenwärtig befindet sich in den Räumen der Kirchschule die Finanzverwal-<br />

tung der <strong>Stadt</strong> <strong>Flörsheim</strong>.<br />

Wir nähern uns mit großen Schritten dem Highlight unserer<br />

<strong>Rallye</strong>, machen aber noch einen kleinen Bogen in Richtung Pfarr-<br />

gemeindezentrum. Es wurde 1977 anstelle des früheren Pfarr-<br />

hauses/Pfarrhofes gebaut und beherbergt unter anderem die Woh-<br />

nung des Pfarrers, das Pfarrbüro und im großen Bau natürlich Grup-<br />

penräume, Kegelbahn und einen großen Saal für Veranstaltungen<br />

oder Vereine.<br />

40 - Pfarrzentrum St. Gallus


41 - St. Gallus-Kirche<br />

34<br />

Mit dem Gemeindezentrum im Rücken schauen wird direkt auf das Wahr-<br />

zeichen <strong>Flörsheim</strong>s. Es ist markant, dominant und weithin sichtbar: die<br />

barocke Pfarrkirche St. Gallus.


35<br />

Mit ihrem Bau wurde im Mai 1766 begonnen, wobei der Glockenturm 1706<br />

schon fertig gestellt war und eine frühere kleinere Kirche bereits seit 1666<br />

existierte.<br />

Diese kleine Kirche drohte aus den Nähten zu platzen, da die Einwohnerzahl<br />

<strong>Flörsheim</strong>s ständig stieg. Also beschloss man, eine größere Kirche zu bauen.<br />

Immerhin dauerte ein solch großes Bauvorhaben im 18. Jahrhundert einige<br />

<strong>Zeit</strong> länger als heute und die <strong>Flörsheim</strong>er wollten während der Bauzeit nicht<br />

auf ihr Gotteshaus verzichten. Demnach baute man das Langhaus der heuti-<br />

gen St. Gallus-Kirche um die alte herum, bis die Außenmauern bis unter das<br />

Dach fertig waren. Erst dann riss man die kleinere Kirche ab. Richtfest feierte<br />

man 1768. Endgültig fertig gestellt wurde das große Bauwerk nach dem<br />

Innenausbau erst im Jahr 1780, und <strong>am</strong> 9. Juli 1780 konnte unsere Kirche<br />

dann schließlich eingeweiht werden.<br />

Die St.-Gallus-Kirche ist ein Saalbau ohne Querschiff und ohne Kreuzgang.<br />

Sie wurde in Ost-West-Richtung erbaut, das bedeutet, der Hochaltar liegt im<br />

Osten, der Haupteingang im Turm im Westen.


36<br />

Mit dem Blick auf den Hauptaltar sieht man links, also nach Norden hin, die<br />

Pieta und rechts, nach Süden hin, die Kanzel.<br />

Auch hier in unserer Pfarrkirche gibt es natürlich wieder Hinweise auf die<br />

Pestzeit, zum Beispiel durch die Figuren der Pestheiligen Sebastian und<br />

Rochus und eine Szene aus der Pestzeit im unteren Teil des Hauptaltares.<br />

Für eine Gemeinde wie <strong>Flörsheim</strong> mit einer Einwohnerzahl von 1200 Men-<br />

schen Ende des 18. Jahrhunderts übertrifft die St.-Gallus-Kirche in ihren<br />

Ausmaßen die übliche Größe einer Dorfkirche um einiges. Der große Bau im<br />

typischen Barock-Stil des Mittelrheins stellt eine imponierende Leistung dar.<br />

Beeindruckend ist aber auch die im Jahre 1809 von der Kirchengemeinde<br />

erworbene Barockorgel. Sie st<strong>am</strong>mt aus der Karmeliterkirche in Frankfurt<br />

und wurde 1709 von dem <strong>Main</strong>zer Orgelbauer Dahm geschaffen. Diese<br />

Orgel umrahmt nicht nur musikalisch die Gottesdienste, sondern ist auch ein<br />

bedeutendes Instrument für die Gallus-Konzerte, die seit 1981 stattfinden.<br />

Noch ein paar Worte zum Glockenturm: Er weist eine Höhe von 45,5 Metern<br />

auf und seine Form ist nicht mehr ganz die ursprüngliche.


37<br />

Als die Kirche 1906 ein neues Geläut erhielt wurde es zu eng für fünf Glo-<br />

cken. Also hat man den Turm erweitert und mit Dachgauben ausgebaut.<br />

Während des Zweiten Weltkrieges wurden im Mai 1942 die vier größten<br />

Glocken eingezogen und für die Waffenproduktion eingeschmolzen. Im<br />

Herbst des Jahres 1948 weihte man dann wieder vier neue Glocken ein und<br />

hängte sie im Turm auf.<br />

Zum 300. Jubiläum des Verlobten Tages 1966 wurde die größte Glocke, die<br />

Jubiläums-Glocke gegossen. Sie hat ein Gewicht von 2731 kg. Im Vergleich<br />

dazu die kleinste Glocke: Sie wiegt 250 kg.<br />

Wenn wir durch das südliche Portal, also in Richtung<br />

<strong>Main</strong>, aus der Kirche gehen, gelangen wir direkt<br />

auf den ehemaligen Kirchhof. So bezeichnete<br />

man Friedhöfe, sie befanden sich direkt im Hof<br />

der Kirche. Aber auch hier herrschte<br />

irgendwann einmal Platzmangel, und<br />

man verlegte den Friedhof 1817<br />

außerhalb der <strong>Stadt</strong>mauern, dorthin wo<br />

heute der Rathenauplatz und der Kin-<br />

dergarten St. Michael sind. Einige <strong>Zeit</strong><br />

später legte man den Alten Friedhof in der<br />

Jahnstraße und noch später den neuen<br />

Friedhof <strong>am</strong> Ende der Riedstraße/Philipp-<br />

Schneider-Straße an.


Zum Abschluss<br />

38<br />

Was wäre das für ein Ende, wenn nur von Friedhöfen die Rede ist. Nein,<br />

mir fällt etwas viel Schöneres ein. Hier auf dem alten Kirchhof und auf dem<br />

ges<strong>am</strong>ten Platz um die St. Gallus-Kirche herum findet jedes Jahr ein großes<br />

Fest statt. Für <strong>Flörsheim</strong>er und ihre Freunde aus Nah und Fern. Es ist immer<br />

ein tolles Ereignis und wird vielleicht in einhundert, zweihundert oder noch<br />

mehr Jahren in einem Geschichtsführer über <strong>Flörsheim</strong>s Vergangenheit und<br />

Traditionen erwähnt, so wie hier über die Geschichte der <strong>Stadt</strong> berichtet wird.<br />

Vieles kommt hinzu, aber nichts sollte in Vergessenheit geraten. Das Leben<br />

d<strong>am</strong>als unterschied sich sehr von unserem Leben heute. Die Errungen-<br />

schaften der Neuzeit erleichtern uns vieles und wir können sie bestimmt<br />

noch mehr genießen, wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass es für uns heu-<br />

te alltägliche Dinge, wie zum Beispiel Milch in Tüten und frisch gebackene<br />

Brötchen vom Supermarkt, früher einfach noch nicht gab.<br />

Ihr habt heute viel über <strong>Flörsheim</strong> erfahren und seid durch die <strong>Zeit</strong> gesprun-<br />

gen. Kommt nun zurück in die Gegenwart und macht mit bei unserem Quiz.<br />

Es gibt ein paar tolle Preise zu gewinnen. Viel Glück!


Barock:<br />

Als <strong>Zeit</strong>alter des Barock wird die <strong>Zeit</strong> zwischen<br />

1575 und 1770 bezeichnet. Der<br />

Barock ist durch üppige Prachtentfaltung<br />

gekennzeichnet.<br />

Von Italien ausgehend, verbreitete er sich<br />

zunächst in den katholischen Ländern Europas,<br />

bevor er sich in abgewandelter Form<br />

auch in protestantischen Gegenden durchsetzte.<br />

Bruchsteine:<br />

Bruchsteine bezeichnen Felsstücke, die<br />

durch Abbruch von größeren Felsen entstanden<br />

sind. Sie entstehen auf natürlichem<br />

Wege durch Verwitterung von Felsen, beispielsweise<br />

durch Eissprengung, oder werden<br />

in Steinbrüchen abgebaut. Sie zeichnen<br />

sich durch ihre unregelmäßige Form, unbearbeitete<br />

Flächen und scharfe Kanten aus.<br />

Auch in <strong>Flörsheim</strong> gab es einen Steinbruch,<br />

die <strong>Flörsheim</strong>er „Kelb“. Die dort gebrochenen,<br />

meist beige-gelben Kalksteine wurden<br />

z. B. für den Bau von Kellern, Haussockeln,<br />

Scheunen, Ställen oder den Erdgeschossen<br />

im vom Hochwasser gefährdeten Bereich<br />

verwendet.<br />

<strong>Flörsheim</strong>er Bauwerke mit Bruchsteinen<br />

waren natürlich die <strong>Stadt</strong>mauern mit ihren<br />

Türmen, aber auch beispielsweise die Alte<br />

Kirchschule, die Grabenschule, die Gallus-<br />

Kirche, das Gasthaus „Zum Hirsch“ und die<br />

Kartaus.<br />

Dachgaube:<br />

Eine Dachgaube, kurz Gaube, vereinzelt<br />

auch Dachgaupe bzw. Gaupe ist ein Dachaufbau<br />

im geneigten Dach eines Gebäudes.<br />

Die Dachgaube dient zur Belichtung und<br />

Belüftung der Dachräume. Zu diesem Zweck<br />

befinden sich in den Gauben von Wohn-<br />

39<br />

Kleines Lexikon<br />

gebäuden im allgemeinen Fenster. Gleichzeitig<br />

vergrößert eine Gaube den nutzbaren<br />

Raum im Dachgeschoss.<br />

Dachgiebel:<br />

Der Giebel ist die Wandfläche eines<br />

Gebäudes, die sich zwischen den Ortgang-<br />

Linien (siehe auch Traufe) eines geneigten<br />

Daches befindet. Die Form des Giebels<br />

hängt von der Dachkonstruktion des Hauses<br />

ab. Bei der sehr häufig anzutreffenden Form<br />

des Satteldaches ist diese Wandfläche dreieckig.<br />

Dachreiter:<br />

Ein Dachreiter ist in der Architektur ein<br />

Dachaufbau, ein kleiner Turm, der im Gegensatz<br />

zum richtigen Turm kein eigenes<br />

Fund<strong>am</strong>ent besitzt, sondern auf das Gebäude<br />

konstruktiv aufgesetzt oder in den<br />

Dachstuhl integriert ist.<br />

Division:<br />

Eine Division ist ein militärischer<br />

Großverband, der zur selbständigen Gefechtsführung<br />

fähig ist.<br />

Dominikaner:<br />

Der Orden der Dominikaner, auch Predigerorden,<br />

wurde im frühen 13. Jahrhundert vom<br />

heiligen Dominikus gegründet.<br />

Domkapitel:<br />

Das Domkapitel ist die leitende Gruppe an<br />

einer katholischen Bischofskirche. Sie besteht<br />

aus dazu erwählten Geistlichen.<br />

Diese Gruppe unterstand nicht der jeweiligen<br />

weltlichen Herrschaft über den Ort ihres<br />

Sitzes. Neben dem regelmäßigen Chorgottesdienst<br />

in der Kathedrale gehörte zu<br />

den Aufgaben eines Domkapitels die Beratung<br />

und Unterstützung des Bischofs in der<br />

Diözese (geistl. Herrschaftsbereich) und<br />

dem Hochstift (weltl. Herrschaftsbereich).<br />

Erzbistum <strong>Main</strong>z:<br />

Das heutige Bistum <strong>Main</strong>z ist eine Diözese<br />

in Teilen der Bundesländer Hessen und<br />

Rheinland-Pfalz. In Baden-Württemberg<br />

gehört Bad Wimpfen als Exklave zum<br />

Bistum. Die Diözese kann auf eine 1.600jährige<br />

Geschichte zurückblicken, davon<br />

rund tausend Jahre als Erzbistum. Die <strong>Main</strong>-


zer Erzbischöfe gehörten als Kurfürsten und<br />

Reichserzkanzler zu den mächtigsten Männern<br />

des Heiligen Römischen Reiches Deutscher<br />

Nation.<br />

Erzbischof Willigis:<br />

Willigis wurde um 940 in Schöningen,<br />

Niedersachsen, als Sohn freier, aber nichtadeliger<br />

Eltern geboren. Nach einer volkstümlichen<br />

Deutung hat er, der angeblich<br />

Sohn eines Wagners war, das Rad im Wappen<br />

zum Trotz gegen den Spott des Adels<br />

über seine bescheidene Herkunft angenommen.<br />

Auch im <strong>Flörsheim</strong>er <strong>Stadt</strong>wappen finden wir<br />

einen Teil des „<strong>Main</strong>zer Rades“.<br />

Erzbischof Willigis gelangte durch seinen<br />

Mentor Bischof Volkold von Meißen vermutlich<br />

969 an den Hof von Kaiser Otto I. Ab<br />

971 hatte Willigis das Amt des Kanzlers<br />

inne, das er auch unter Otto II. behielt. 975<br />

wurde er zum Erzbischof von <strong>Main</strong>z ernannt.<br />

Am 23. Februar 1011 verstarb Willigis in<br />

<strong>Main</strong>z und wurde in der <strong>Main</strong>zer Stephanskirche<br />

begraben.<br />

Er gilt als Schlüsselfigur in der Geschichte<br />

des Erzbistums <strong>Main</strong>z. Wie nur wenige überhaupt,<br />

verstand er es, die Geschicke von<br />

Kirche und Reich im Frühmittelalter zu lenken<br />

und die Bedeutung seiner<br />

Kirchenprovinz auszubauen. Unter seiner<br />

Obhut wurde die Erzkanzlerwürde dauerhaft<br />

mit dem Erzbistum <strong>Main</strong>z verbunden.<br />

Fayence:<br />

Fayence, von der italienischen <strong>Stadt</strong> Faenza<br />

abgeleitete französische Bezeichnung für<br />

Ker<strong>am</strong>ik mit porösen Scherben, die mit einer<br />

deckenden weißen oder farbigen Zinnglasur<br />

überzogen, meist mit Unterglasurfarben<br />

oder Muffelfarben (spezielle Farben zur<br />

Bemalung von Ker<strong>am</strong>ik, insbesondere<br />

Porzellan und Fayence) dekoriert und<br />

mehrmals gebrannt wird.<br />

Die <strong>Flörsheim</strong>er Fayence-Produktion erfolgte<br />

gegenüber anderen Fayence-Manufakturen<br />

recht spät. Fayence diente zunächst der<br />

Nachahmung und des Ersatzes des chinesischen<br />

Porzellans, das als Luxusgegenstand<br />

vornehmlich den Begüterten zugänglich war.<br />

Mittlerweile war Fayence ein Massenprodukt<br />

für die bürgerlichen Haushalte geworden, wo<br />

es Steinzeug und Holzgeräte ablöste. In der<br />

40<br />

Kleines Lexikon<br />

<strong>Flörsheim</strong>er Fayence Fabrik wurde alles<br />

hergestellt, was in den Produktionsbereich<br />

einer ker<strong>am</strong>ischen Fabrik fällt, vom Teller bis<br />

zum Besteckgriff, von der Schüssel bis zum<br />

Tintenzeug.<br />

Von dem Gebrauchsgeschirr ist kaum etwas<br />

erhalten geblieben, nur von den als Zierrat<br />

produzierten Stücken sind noch Exemplare<br />

in den heutigen S<strong>am</strong>mlungen.<br />

Wichtig sind die Fabrikmarken auf den<br />

Fayencen. Durch sie kann der Herkunftsort<br />

festgestellt werden. Die <strong>Flörsheim</strong>er zeichneten<br />

mit der Marke der drei hintereinander<br />

gesetzten, zus<strong>am</strong>mengezogenen F: FFF -<br />

<strong>Flörsheim</strong>er Fayence Fabrik.<br />

Fachwerkhaus:<br />

Das Fachwerkhaus hat ein tragendes Gerüst<br />

aus Holz, bei dem die Zwischenräume meist<br />

mit einem Holz-Lehm-Verbund oder<br />

Ziegelwerk gefüllt sind. Die<br />

Fachwerkbauweise war vom Hochmittelalter<br />

bis in das 19. Jahrhundert eine der vorherrschenden<br />

Bauweisen und in Mitteleuropa<br />

nördlich der Alpen bis nach England verbreitet.<br />

<strong>Flörsheim</strong>er Gericht:<br />

Das <strong>Flörsheim</strong>er Gericht war zuständig für<br />

alle Rechtssachen (mit Ausnahme schwerer<br />

Verbrechen, wie Diebstahl, Brandstiftung<br />

und Mord). Es war auch Aufgabe des<br />

Gerichts, Verträge jeder Art, Test<strong>am</strong>ente und<br />

Erbeinsetzungen zu beurkunden.<br />

Franken:<br />

Der germanische St<strong>am</strong>m der Franken siedelte<br />

<strong>am</strong> Mittel- und Niederrhein und befand<br />

sich bis zur Völkerwanderung in Abhängigkeit<br />

vom Römischen Reich.<br />

Der fränkische König Karl der Große (768<br />

bis 814) hat erfolgreich gegen die Sachsen,<br />

Dänen und Araber gekämpft und die Grenzen<br />

des Fränkischen Reiches weit verschoben.<br />

Er wurde im Jahr 800 in Rom zum<br />

Kaiser gekrönt.<br />

Frühmesser:<br />

Der Frühmesser war meist der zweite Pfarrer<br />

im Ort und musste sonntags die Frühmesse<br />

halten.<br />

In der <strong>Flörsheim</strong>er St.-Gallus-Kirche war der<br />

Frühmesser-Altar ein Marienaltar.


Zu den Ländereien der Gemeinde St. Gallus<br />

gehörte auch ein Haus - das Frühmesser-<br />

Haus, das von Geistlichen bewohnt wurde,<br />

die von der Gemeinde Geld bek<strong>am</strong>en, um<br />

zum Beispiel Messen für die Verstorbenen<br />

der Gemeinde zu lesen.<br />

Gemarkung:<br />

Eine Gemarkung ist eine zus<strong>am</strong>menhängende,<br />

aus einer größeren Zahl von Flurstücken<br />

bzw. Grundstücken bestehende Fläche des<br />

Katasters. Sie kann mehrere Fluren umfassen<br />

und wird nach ihrer Lage - meistens<br />

dem N<strong>am</strong>en der auf ihr befindlichen bzw.<br />

der nächstgelegenen Ortschaft - benannt.<br />

Eine Gemeinde besteht im Regelfall aus<br />

einer oder mehreren Gemarkungen. Oft sind<br />

dies ehemals selbständige Gemeinden, die<br />

im Laufe der Geschichte vereinigt wurden,<br />

aber als Katasterbezirke erhalten blieben.<br />

Als solche stellen sie bis heute die Nummerierungsbezirke<br />

für die auf ihrem Gebiet<br />

liegenden Flurstücke dar.<br />

Germanen:<br />

Als Germanen wird eine Anzahl von<br />

Stämmen in Mitteleuropa und im südlichen<br />

Skandinavien, z. B. die Wikinger, bezeichnet.<br />

Sie betrieben vorwiegend Landwirtschaft,<br />

wobei sich der Schwerpunkt im Laufe der<br />

<strong>Zeit</strong> von der Viehhaltung mehr auf den<br />

Ackerbau verlagerte. Ab der <strong>Zeit</strong>enwende<br />

(nach Christi Geburt) prägte der Kontakt mit<br />

den Römern die germanische Welt, wie auch<br />

die Entwicklung des Römischen Reichs sich<br />

dann zunehmend mit der germanischen Welt<br />

verband. Einige germanische Stämme gründeten<br />

Reiche nach antikem römischem Vorbild.<br />

Obwohl germanische Völker zum Teil<br />

früh die christliche Religion übernahmen,<br />

blieben Elemente des heidnischen Glaubens<br />

bis in die Gegenwart lebendig.<br />

41<br />

Kleines Lexikon<br />

Gesinde:<br />

Das Gesinde bezeichnet die zu häuslichen<br />

Arbeitsleistungen verpflichteten Dienstboten<br />

eines Grund- oder Gutsherrn.<br />

Giebelseite:<br />

Siehe Dachgiebel.<br />

Glosse:<br />

Im modernen Journalismus bezeichnet man<br />

als Glosse einen kurzen, auf den Punkt gebrachten<br />

Meinungsbeitrag. Journalistische<br />

Glossen werden sowohl zu lustigen als auch<br />

zu ernsten Themen, zu „großen" weltpolitischen<br />

ebenso wie zu „kleinen" lokalen<br />

Ereignissen verfasst.<br />

Gotik:<br />

Die Gotik ist eine Stilepoche der europäischen<br />

Kunst des Mittelalters. Sie entstand<br />

um 1140 und währte<br />

bis etwa 1500. Hohe,<br />

spitze Glasfenster z. B.<br />

in Kathedralen sind ein<br />

typisches Merkmal.<br />

Man unterscheidet<br />

Frühgotik, Hochgotik<br />

und Spätgotik.<br />

Graf-Stauffenberg-Schule:<br />

Die Graf-Stauffenberg-Schule (1968 erbaut),<br />

heute Graf-Stauffenberg-Gymnasium mit den<br />

Klassen 5-13(12), war zunächst eine Additive<br />

Ges<strong>am</strong>tschule. Das heißt Hauptschule,<br />

Realschule und Gymnasium (ab 1987 mit<br />

Oberstufe) befanden sich unter einem Dach<br />

und hatten eine gemeins<strong>am</strong>e Verwaltung.<br />

2005 wurde nach Fertigstellung eines neuen<br />

Anbaus die Sophie-Scholl-Schule, als Haupt-<br />

und Realschule, eingeweiht.<br />

Heute befinden sich beide Schulen zwar auf<br />

demselben Gelände, sind aber jeweils eigenständig.<br />

Gutshof:<br />

Ein Gutshof ist ein größeres<br />

landwirtschaftliches Anwesen, als herrschaftlicher<br />

Besitz auch Domäne genannt, oder<br />

ein Bauerngut (Bauernhof).<br />

Hebräisch:<br />

Germanischer Schmuck Sprache des jüdischen Volkes.


Hl. Bruno:<br />

Siehe Kartäuser.<br />

Hl. Johannes von Nepomuk:<br />

Johannes Nepomuk war vermutlich deutscher<br />

Abst<strong>am</strong>mung, er wurde um 1350 als<br />

Johannes Welflin oder Wolfflin in Pomuk,<br />

Westböhmen geboren und ist <strong>am</strong> 20. März<br />

1393 in Prag gestorben. Er war ein Priester<br />

und Märtyrer.<br />

Sein Grab, ein kunsthistorisch bemerkenswertes<br />

Hochgrab, befindet sich im Prager<br />

Veitsdom. Es besteht aus 16,5 Tonnen Silber<br />

und wurde im Stil des Hochbarock von<br />

Joseph Emanuel Fischer von Erlach gestaltet.<br />

Der Legende nach, die zu seiner<br />

Heiligsprechung führte, wollte er das<br />

Beichtgeheimnis nicht brechen und König<br />

Wenzel nicht preisgeben, was dessen Frau<br />

ihm gebeichtet hatte. Deshalb musste er<br />

den Märtyrertod erleiden, indem er nach der<br />

Folterung von der Prager Karlsbrücke ins<br />

Wasser gestürzt wurde. Er wurde erst 1729,<br />

fast 400 Jahre nach seinem Tod, von Papst<br />

Benedikt XIII. heilig gesprochen.<br />

Johannes von Nepomuk ist der Schutzpatron<br />

von Böhmen, der Beichtväter, Priester,<br />

Schiffer, Flößer und Müller, des Beichtgeheimnisses,<br />

für Verschwiegenheit, gegen<br />

Wassergefahren und der Brücken.<br />

Die ihn darstellende Statue steht häufig auf<br />

oder neben Brücken, bisweilen mit einer<br />

Hand auf dem Mund, in der anderen Hand<br />

ein Kreuz. Sein Heiligenschein zeigt fünf<br />

Sterne, die als die fünf Buchstaben des<br />

lateinischen Wortes tacui („ich habe geschwiegen“)<br />

gedeutet werden.<br />

Die wohl berühmteste Statue des Heiligen<br />

befindet sich auf der Prager Karlsbrücke,<br />

geschaffen von Johann Brokoff 1683.<br />

Hl. Rochus:<br />

Rochus von Montpellier (* um 1295;<br />

† 16. August 1327) half der Legende nach<br />

auf der Pilgerfahrt nach Rom vielen<br />

Pestkranken.<br />

Rochus ist ein Heiliger der katholischen Kirche<br />

sowie Schutzpatron der Pestkranken<br />

und Haustiere.<br />

Er wird in manchen Regionen zu den<br />

Vierzehn Nothelfern gezählt.<br />

42<br />

Kleines Lexikon<br />

Rochus wurde als Sohn reicher Eltern in<br />

Montpellier geboren. Nachdem er im Alter<br />

von 20 Jahren seine Eltern verlor, verschenkte<br />

er sein Vermögen und trat in den<br />

Dritten Orden des hl. Franz von Assisi ein.<br />

Als er 1317 nach Rom pilgerte, half er unterwegs<br />

bei der Pflege von Pestkranken.<br />

Diese soll er nur mit Hilfe des Kreuzzeichens<br />

wunders<strong>am</strong> geheilt haben. In Rom angekommen<br />

heilte er weiter, ohne dass er zu<br />

Ansehen oder Reichtum k<strong>am</strong>.<br />

Als Rochus auf seiner Rückreise in Piacenza<br />

1322 selbst mit der Pest infiziert wurde, half<br />

ihm niemand. Er „empfahl sich Gott" und<br />

ging in eine eins<strong>am</strong>e Holzhütte im Wald. Dort<br />

wurde er der Legende nach von einem<br />

Engel gepflegt, der Hund eines Junkers<br />

brachte ihm Brot, solange bis er wieder<br />

genesen war und er nach Piacenza zurückgehen<br />

konnte, wo er weiter heilte, bis er<br />

dort die Pest besiegt hatte.<br />

Als er wieder in seine Heimatstadt k<strong>am</strong>, erkannte<br />

ihn aufgrund seiner Verunstaltungen<br />

durch seine Pesterkrankung niemand, und<br />

er wurde unter dem Verdacht der Spionage<br />

ins Gefängnis geworfen. Rochus dankte Gott<br />

für diese Prüfung und brachte geduldig fünf<br />

Jahre im Gefängnis zu, bis er starb.<br />

Nach seinem Tod identifizierte man ihn anhand<br />

eines kreuzförmigen Mals, das er seit<br />

seiner Geburt auf der Brust hatte.<br />

Hl. Sebastian:<br />

Sebastian ist der Schutzheilige gegen die<br />

Pest, da man seiner Fürbitte das schnelle<br />

Erlöschen der Pest im Jahre 680 in Rom<br />

zusprach.<br />

Der Legende nach bekannte sich Sebastian,<br />

ein Offizier der kaiserlichen Garde, öffentlich<br />

zum Christentum, woraufhin Kaiser<br />

Diokletian ihn zum Tode verurteilte und von<br />

Bogenschützen erschießen ließ. In dem<br />

Glauben, er sei tot, ließ man ihn danach<br />

liegen. Sebastian lebte allerdings noch und<br />

wurde von einer frommen Witwe mit dem<br />

N<strong>am</strong>en Lucina, die ihn beerdigen wollte, als<br />

lebend erkannt und wieder gesund gepflegt.<br />

Nach seiner Genesung kehrte er zu Diokletian<br />

zurück und bekannte sich erneut zum<br />

Christentum. Diokletian befahl nun, ihn mit<br />

Keulen zu erschlagen. Seinen Leichn<strong>am</strong> warf<br />

man daraufhin in einen städtischen Abfluss-


graben in der Nähe des Tiber, woraus er<br />

von Christen geborgen und beerdigt wurde.<br />

Hochaltar:<br />

Hochaltar nennt man den Hauptaltar einer<br />

katholischen Kirche, unabhängig von der<br />

Höhe seiner Aufstellung und eventueller<br />

Aufbauten.<br />

Hofreite:<br />

Ein in sich geschlossener Gebäudekomplex,<br />

meist ein Bauerngehöft, bestehend aus<br />

Wohnhaus, Ställen und Scheune.<br />

Holocaust:<br />

Als Holocaust bezeichnet man heute vor<br />

allem den Völkermord an etwa sechs Millionen<br />

Juden in der <strong>Zeit</strong> des Nationalsozialismus<br />

sowie die systematische und massenhafte<br />

Ermordung mehrerer nichtjüdischer<br />

Gruppen.<br />

Industrialisierung:<br />

Industrialisierung bezeichnet allgemein die<br />

Einführung und Verbreitung industrieller<br />

Formen der Produktion und Verteilung von<br />

Waren und Dienstleistungen<br />

Die Industrialisierung begann zunächst in<br />

England während der zweiten Hälfte des 18.<br />

Jahrhunderts. Später verbreitete sie sich<br />

schrittweise in andere Länder Europas und<br />

Nord<strong>am</strong>erikas, seit Mitte des 20. Jahrhunderts<br />

zunehmend auch in Asien und<br />

Latein<strong>am</strong>erika.<br />

Infanterie:<br />

Als Infanterie oder Fußtruppe bezeichnet<br />

man zu Fuß kämpfende, mit Handwaffen<br />

bewaffnete Soldaten der Bodenstreitkräfte.<br />

Jugendstil:<br />

Der Jugendstil ist eine kunstgeschichtliche<br />

Epoche um die Jahrhundertwende vom 19.<br />

zum 20. Jahrhundert.<br />

43<br />

Kleines Lexikon<br />

Äußerlich kennzeichnende Teile oder Elemente<br />

des Jugendstils sind dekorativ geschwungene<br />

Linien sowie flächenhafte florale<br />

Orn<strong>am</strong>ente und die Aufgabe von Sym-<br />

metrien.<br />

Karl der Große:<br />

Siehe Franken.<br />

Kartäuser Orden:<br />

Die Kartäuser sind ein katholischer Halb-<br />

Eremiten-Orden, der auf den Heiligen Bruno<br />

von Köln zurückgeht. Ihr Wahlspruch ist: Das<br />

Kreuz steht fest, während die Welt sich<br />

dreht.<br />

Ein Eremit ist ein Mensch, der mehr oder<br />

weniger abgeschieden von der übrigen Gesellschaft<br />

lebt<br />

1084 zog sich der Heilige Bruno, der Begründer<br />

des Kartäuserordens, mit sechs<br />

Gefährten nach La Chartreuse, eine eins<strong>am</strong>e<br />

Gebirgsgegend bei Grenoble in Frankreich,<br />

zurück. Das Land wurde ihnen vom Heiligen<br />

Hugo, dem d<strong>am</strong>aligen Bischof von Grenoble,<br />

aufgrund einer Vision zur Verfügung gestellt.<br />

Er hatte im Traum gesehen, wie sich in La<br />

Chartreuse sieben Sterne niederließen. Bruno<br />

und seine Gefährten bauten sich kleine<br />

Eremitagen, die für ein Kloster notwendigen<br />

Gemeinschaftsräume und eine Kirche. Alle<br />

Räume wurden durch einen Kreuzgang -<br />

einem zentralen, quadratischen, Arkaden<br />

umstandenen Hof in einem christlichen<br />

Klosterbau - verbunden.<br />

Kreuzgang:<br />

Der Kreuzgang ist ein zentraler, quadratischer,<br />

Arkaden umstandener Hof in einem<br />

christlichen Klosterbau. Er dient als Erschließung<br />

für anliegende klösterliche Gebäudeteile,<br />

als Andachtsbereich und als<br />

Friedhof. Ein Kreuzgang kommt auch in der<br />

Umgebung von katholischen Bischofskirchen<br />

(Kathedrale oder Dom) vor. Ein Beispiel ist<br />

der Kreuzgang <strong>am</strong> Trierer Dom, der außerdem<br />

als Verbindung zur Liebfrauenkirche<br />

und als Zugang zur Sakristei genutzt wird.<br />

Wichtige Elemente des Kreuzgangs sind die<br />

Arkatur, das Gewölbe, und der Brunnen im<br />

Zentrum der Anlage.<br />

Kurfürst:<br />

Siehe <strong>Main</strong>zer Kurstaat/Kurfürst.


Landsknecht:<br />

Als Landsknecht bezeichnet man den zu Fuß<br />

kämpfenden, zumeist deutschen Söldner<br />

des späten 15. und des 16. Jahrhunderts,<br />

dessen bevorzugte Waffe nach Schweizer<br />

Vorbild die Pike (Stangenwaffe) war.<br />

Legion:<br />

Die römische Legion war ein selbständig<br />

operierender militärischer Verband mit<br />

4.000-6.000 Mann schwerer Infanterie und<br />

leicht bewaffneten Hilfstruppen in etwa gleicher<br />

Stärke. Er kommt in heutigen Begriffen<br />

<strong>am</strong> ehesten der Division nahe.<br />

<strong>Main</strong>zer Kurstaat/Kurfürst:<br />

Ein Kurfürst gehörte zu der begrenzten Zahl<br />

jener Reichsfürsten des Heiligen Römischen<br />

Reiches Deutscher Nation, die das Kurfürstenkollegium<br />

bildeten und denen seit dem<br />

13. Jahrhundert das alleinige Recht zur Wahl<br />

(mittelhochdeutsch = kur oder kure, vgl.<br />

neuhochdeutsch küren) des deutschen<br />

Königs zustand. Mit diesem Königstitel war<br />

traditionell die Anwartschaft auf das<br />

römisch-deutsche Kaisertum verbunden.<br />

Der Kurstaat war demnach das Hoheits-<br />

gebiet des Kurfürsten<br />

Marktflecken:<br />

Ein Marktflecken war im Mittelalter eine Gemeinde,<br />

die das Recht hatte, Märkte zu veranstalten.<br />

Mikwe:<br />

Die Mikwe ist das rituelle Tauchbad in einer<br />

jüdischen Gemeinde, das es in fast jeder<br />

jüdischen Gemeinde gab oder gibt. Das<br />

Wasser einer Mikwe muss reinstes fließendes<br />

Wasser sein. Der Zweck der Mikwe ist<br />

nicht das Erlangen hygienischer, sondern<br />

allein geistiger Reinheit.<br />

Narr:<br />

Als Narr (von Althochdeutsch Narro), aber<br />

auch als Tor wurde im Mittelalter ein Spaßmacher<br />

bezeichnet, der für Unterhaltung<br />

und Belustigung sorgen sollte und dabei<br />

meist auffällig gekleidet war.<br />

Narren fanden sich sowohl im ritterlichen<br />

Gesinde als auch an Fürstenhöfen. Für die<br />

dort tätigen Hofnarren galt die<br />

Narrenfreiheit. Sie konnten also ungestraft<br />

44<br />

Kleines Lexikon<br />

Kritik an den bestehenden Verhältnissen<br />

üben. Auch die Nachäffung von Adeligen war<br />

dem Hofnarren erlaubt, indem er ihnen mit<br />

dem Spiegel ihr wahres Gesicht zeigte.<br />

Nationalsozialismus:<br />

Der Nationalsozialismus ist eine<br />

Weltanschauung und politische Bewegung,<br />

die in Deutschland 1918 entstand. Ihre, in<br />

der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei<br />

(NSDAP), organisierten Anhänger<br />

gelangten 1933 zur Macht und errichteten<br />

eine totalitäre Diktatur (Alleinherrschaft),<br />

den NS-Staat bzw. das „Dritte Reich“. Sie<br />

begründeten und vollzogen die deutschen<br />

Eroberungskriege seit 1939, die den<br />

Zweiten Weltkrieg auslösten, und die<br />

Verbrechen des Holocaust. Die national-<br />

sozialistische Herrschaft endete mit der<br />

bedingungslosen Kapitulation der<br />

Wehrmacht <strong>am</strong> 8. Mai 1945.<br />

Oberschultheiß:<br />

Siehe Schultheiß.<br />

Patrizier:<br />

Patrizier ist die Bezeichnung für Angehörige<br />

der alteingesessenen Oberschicht im antiken<br />

Rom. Davon abgeleitet wird auch die sozial<br />

relativ abgeschlossene Oberschicht, in vielen<br />

mittelalterlichen Städten Patriziat, genannt.<br />

Pest:<br />

Die Pest (lat. pestis = Seuche) ist eine<br />

hochgradig ansteckende Krankheit, die<br />

durch das Bakterium Yersinia pestis verursacht<br />

und meist von Rattenflöhen übertragen<br />

wird. Sie endet normalerweise tödlich.<br />

Pieta:<br />

Die Pietà (ital.: Frömmigkeit, Mitleid; auch:<br />

Vesperbild) ist in der bildenden Kunst die


Darstellung Marias, der Mater Dolorosa, mit<br />

dem Leichn<strong>am</strong> Jesu. Das Motiv ist seit dem<br />

frühen 14. Jahrhundert gebräuchlich.<br />

Querschiff:<br />

Als Kirchenschiff bezeichnet man den Innenraum<br />

von Kirchen bzw. die Innenräume,<br />

wenn der Kirchenraum durch Säulen oder<br />

Pfeiler in mehrere Bereiche getrennt ist.<br />

Das Querschiff oder Querhaus bezeichnet<br />

das (oder die) in rechtwinkliger Position<br />

zum Langhaus verlaufenden kleineren<br />

Schiffe<br />

Reichskristallnacht:<br />

Die Novemberpogrome 1938 (bezogen auf<br />

die Nacht vom 9. auf den 10. November<br />

auch Reichspogromnacht oder Reichskristallnacht<br />

genannt) waren eine vom<br />

nationalsozialistischen Regime organisierte<br />

und gelenkte Zerstörung von Leben, Eigentum<br />

und Einrichtungen der Juden im ges<strong>am</strong>ten<br />

Deutschen Reich. Dabei wurden vom 7.<br />

bis 13. November 1938 etliche Menschen<br />

ermordet oder in den Tod getrieben, jüdische<br />

Geschäfte, Friedhöfe und Synagogen<br />

wurden zerstört. Ab dem 10. November<br />

wurden ungefähr 30.000 Juden in<br />

Konzentrationslagern inhaftiert, wo nochmals<br />

Hunderte ermordet wurden oder an<br />

den Haftfolgen starben.<br />

Die Pogrome markierten den Übergang von<br />

der Diskriminierung und Ausgrenzung der<br />

deutschen Juden seit 1933 zur systematischen<br />

Verfolgung, die knapp drei Jahre später<br />

in den Holocaust an den europäischen<br />

Juden im Machtbereich der Nationalsozialisten<br />

mündete, dem über 6 Millionen Menschen<br />

zum Opfer fielen.<br />

Ringdorf, Rundling, Rundplatzdorf:<br />

Ein Rundling, Rundplatzdorf oder auch regional<br />

Rundweiler genannt, ist eine ländliche<br />

Siedlung in Rundform. Sie zählt sämtlich zu<br />

den Platzdörfern. Der rundliche Platz in der<br />

Mitte ist nur über einen Weg an das Verkehrsnetz<br />

angeschlossen.<br />

Römer, Römisches Reich:<br />

Römisches Reich (lat.: Imperium Romanum)<br />

bezeichnet allgemein das von der <strong>Stadt</strong> Rom<br />

beherrschte Gebiet in der <strong>Zeit</strong> zwischen etwa<br />

dem 6. Jahrhundert v. Chr. und dem 5. bzw.<br />

45<br />

Kleines Lexikon<br />

6. Jahrhundert n. Chr., wobei sich die Herrschaftsform<br />

im Laufe der <strong>Zeit</strong> von der Königsherrschaft<br />

zur Republik und schließlich<br />

zum Kaiserreich wandelte. Das römische<br />

Reich beherbergte viele Völker, Sprachen<br />

und Religionen.<br />

Satteldach:<br />

Ein Satteldach ist die klassische, <strong>am</strong> häu-<br />

figsten anzutreffende Dachform in kalten<br />

und gemäßigten Klimazonen. Es besteht aus<br />

zwei entgegengesetzt geneigten Dachflächen,<br />

die sich an der höchsten, waagrechten<br />

Kante, dem Dachfirst, treffen.<br />

Schöffe:<br />

In der Vergangenheit waren Schöffen allgemein<br />

solche Personen, die juristische Festlegungen<br />

trafen und gemeins<strong>am</strong> mit dem<br />

Oberschultheiß Gericht hielten.<br />

Schultheiß:<br />

Als Schultheiß bzw. Schulte oder Schulze<br />

bezeichnete man früher (bis 1832) den<br />

Gemeindevorsteher (Dorfschulze - heute die<br />

Funktion des Bürgermeisters), den Vogt<br />

oder den Vollstreckungsbe<strong>am</strong>ten des Landesherren,<br />

in der Regel des Grafen.<br />

In <strong>Flörsheim</strong> wurde der Schultheiß, später<br />

auch Oberschultheiß direkt vom <strong>Main</strong>zer<br />

Domkapitel eingesetzt und wahrte d<strong>am</strong>it<br />

dessen Hoheit und Rechte.<br />

Der Schultheiß stand dem örtlichen Gericht<br />

vor, übte das höchste Ordnungs- und<br />

ortspolizeiliche Amt aus und war zugleich<br />

Wirtschafts- und Verwaltungsbe<strong>am</strong>ter des<br />

Domkapitels.<br />

Zum Gericht gehörten neben dem Schultheiß<br />

bzw. Oberschultheiß auch sieben Schöffen,<br />

einer davon Unterschultheiß genannt, nach<br />

entsprechender Bestätigung durch das<br />

Domkapitel.<br />

Die Schöffen wurden alljährlich neu gewählt.<br />

Siehe auch: Das <strong>Flörsheim</strong>er Gericht.<br />

Seiler:<br />

Ein Seiler übt das Handwerk der Seilerei<br />

aus. Das heißt, er stellt Seile her.


Ein Seil ist ein aus zus<strong>am</strong>men gedrehten<br />

Fasern oder Drähten bestehendes längliches,<br />

biegeschlaffes, elastisches Element<br />

zur Übertragung von Zugkräften.<br />

46<br />

Kleines Lexikon<br />

gesellschaftlichen Rangordnung. In der mittelalterlichen<br />

<strong>Stadt</strong> waren immerhin 4% der<br />

Bevölkerung den Tagelöhnern zuzurechnen.<br />

Traufe:<br />

Spätgotik: Als Dachtraufe, kurz Traufe, bezeichnet man<br />

Siehe Gotik.<br />

die Tropfkante <strong>am</strong> Dach eines Gebäudes.<br />

Hier fließt während eines Regens das ge-<br />

Steingut:<br />

s<strong>am</strong>melte Wasser der Dachfläche ab, an der<br />

Steingut ist eine Gattung der porösen<br />

Traufe befindet sich daher meist eine<br />

Tonker<strong>am</strong>ik (Tongut) mit häufig bleihaltiger Regenrinne.<br />

Glasur. Die Farbe variiert zwischen weiß und Die Länge der Traufe wird als Dachflächen-<br />

rotbraun.<br />

breite bezeichnet.<br />

Steingut besteht aus Ton sowie Quarz und<br />

Feldspat. Darüber hinaus kann Steingut Volksschule:<br />

noch andere Minerale, wie z.B. Calzit, ent- In der Bundesrepublik Deutschland bezeichhalten.<br />

Die Brenntemperatur ist niedriger als nete die Volksschule bis etwa 1968 eine<br />

bei Porzellan.<br />

Schulform, in der man in der Regel nach<br />

Aufgrund der geringen Brenntemperatur acht Schuljahren den so genannten Volks-<br />

wird Steingut im Gegensatz zu Steinzeug schulabschluss erwarb, vergleichbar mit dem<br />

beim Brennen nicht wasserdicht und wird heutigen Hauptschulabschluss.<br />

daher in der Regel glasiert; erst diese Glasur<br />

sorgt für die notwendige Abdichtung.<br />

Walmdach:<br />

Das Walmdach ist eine Variante des<br />

Steinzeug:<br />

Satteldachs. Allerdings hat ein Walmdach<br />

Siehe: Steingut<br />

nicht nur auf der Traufseite, sondern auch<br />

auf der Giebelseite (das ist die kurze Seite<br />

Synagoge:<br />

des Hauses) geneigte Dachflächen. Sie wer-<br />

Eine Synagoge ist ein jüdisches Vers<strong>am</strong>mden als Walm bezeichnet.<br />

lungs- und Gotteshaus für Gebet, Schriftstudium<br />

und Unterweisung.<br />

Wegedorf, Straßendorf:<br />

Ein Straßendorf ist ein geradliniges, doppelzeiliges<br />

Dorf, dessen Häuser bzw. Gehöfte<br />

eine Straße in dichter Anordnung säumen.<br />

Typischerweise sind die einzelnen Häuser<br />

bzw. Gehöfte giebelständig zur Straße angeordnet.<br />

Eine von der Hauptstraße abzweigende<br />

Straße ist oft eine Sackgasse.<br />

Tagelöhner:<br />

Zweiter Weltkrieg:<br />

Der Zweite Weltkrieg war der zweite auf glo-<br />

Ein Tagelöhner ist jemand, der keine feste baler Ebene geführte Krieg sämtlicher<br />

Arbeitsstelle hat, sondern sich in der Regel Großmächte des 20. Jahrhunderts und stellt<br />

immer wieder bei neuen Arbeitgebern, z. B. den bislang größten und verlustreichsten<br />

in der Landwirtschaft, um neue Hilfsarbeiten Konflikt in der Menschheitsgeschichte dar.<br />

bemühen muss. Auslöser war in Europa der Angriff des<br />

Der N<strong>am</strong>e kommt daher, dass die Tage- Deutschen Reiches auf Polen. Dieser Angriff<br />

löhner nicht stundenweise, sondern tage- erfolgte ohne vorherige Kriegserklärung <strong>am</strong><br />

weise bezahlt wurden. Schon in frühester 1. September 1939.<br />

<strong>Zeit</strong> wurden in der Landwirtschaft Tage- Die Ausweitung des Kriegs auf die Vereiniglöhner<br />

gebraucht, um Arbeitsspitzen abzuten Staaten und Asien erfolgte durch den<br />

fangen (Aussaat, Ernte, Dreschen). Tage- japanischen Angriff auf Pearl Harbor <strong>am</strong><br />

löhner standen meist weit unten in der 7. Dezember 1941.


<strong>Flörsheim</strong>er <strong>Zeit</strong>tafel<br />

47<br />

1. Jh. n. Chr. <strong>Main</strong>z ist Standort einer römischen Legion.<br />

50-260 Ehemalige römische Legionäre errichten hier ihre Gutshöfe.<br />

Um 500 siedeln die Franken auch <strong>am</strong> Untermain.<br />

828 Eine Abschrift aus dem Jahre 828 verweist auf eine Urkunde, in der ein Ort n<strong>am</strong>ens<br />

Flaritesheim erwähnt ist.<br />

922 steht Flaradesheim in einer authentischen Urkunde bezogen auf Liegenschaften<br />

eines Klosters in <strong>Flörsheim</strong>.<br />

1270 Die Herren von Eppstein, denen bislang <strong>Flörsheim</strong> gehörte, verkaufen ihre<br />

Rechte an dem Dorf mit allen Einwohnern und Sachen an das Domkapitel des<br />

Erzbistums <strong>Main</strong>z.<br />

1548 Fertigstellung einer Ortsbefestigung mit Mauer, Türmen und Pforten.<br />

1585 Ein Ad<strong>am</strong> Rossbach wird als Glöckner und Schulmeister erwähnt.<br />

Anf. 16. Jh. Ein Schulhäuschen wird genannt.<br />

1615-1628 Hexenverfolgungen verschonen auch <strong>Flörsheim</strong>er Einwohner nicht.<br />

1618-1648 Der Dreißigjährige Krieg trifft unsere Vorfahren sehr schwer.<br />

1666-1667 Die Pest wütet. In <strong>Flörsheim</strong> sind mehr als 160 Pest-Tote zu beklagen. Pfarrer<br />

Laurentius Münch und die Gemeinde geloben in ihrer Not den Verlobten Tag.<br />

1707 Die Kirche, 1666 vor der Pest erbaut, erhält einen neuen Turm, im Jahre 1906<br />

etwas verändert, steht er heute noch.<br />

1718 Die jüdische Gemeinde zu <strong>Flörsheim</strong> weiht ihre Synagoge in der heute gleichn<strong>am</strong>igen<br />

Gasse ein.<br />

1764 Die bis 1548 errichtete Ortsbefestigung wird geschleift, einzelne Türme bleiben<br />

noch stehen. Bau der (alten) Kirchschule als erstes eigentliches Schulgebäude<br />

1765 Gründung der <strong>Flörsheim</strong>er Fayence Fabrik (FFF)<br />

1766-1768 Bau der (neuen) St.-Gallus-Kirche, 1780 wird die neue Kirche eingeweiht.<br />

1803 Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation gibt es durch den Reichsdeputationshauptschluss<br />

nicht mehr. Die geistlichen Herrschaften, wie das Kurfürstentum<br />

<strong>Main</strong>z, werden aufgehoben. <strong>Flörsheim</strong> kommt an das Fürstentum<br />

Nassau-Usingen, das spätere Herzogtum Nassau.<br />

1840 Die neue Taunusbahn (seit 1839) verkehrt auf der ges<strong>am</strong>ten Strecke Frankfurt-<br />

Wiesbaden mit einem Bahnhof in <strong>Flörsheim</strong>.<br />

1841 Eine Poststation wird eröffnet.<br />

1866 <strong>Flörsheim</strong> gehört jetzt zu Preußen, bis 1945.<br />

1884 Bau der Grabenschule<br />

1899 Bau der (neuen) Kirchschule auf dem Platz des ersten Rathauses. Es gibt 659<br />

Kinder im Ort.<br />

1901 Einweihung der neu gebauten evangelischen Kirche.<br />

1902 wird das Gemeindekrankenhaus gebaut.<br />

1903 Jakob Lauck wird Bürgermeister (bis 1933).<br />

1896-1914 Gründung von Industriebetrieben in <strong>Flörsheim</strong>, so die Chemische Fabrik Dr.<br />

Noerdlinger (1896), das ker<strong>am</strong>ische Werk „Ker<strong>am</strong>ag“ (1911) und die Photo-<br />

Chemische Fabrik Roland Risse.<br />

1908 Errichtung eines Gaswerkes, ab März 1910 ist es in Betrieb. Die Straßenl<strong>am</strong>pen<br />

brennen mit Gas anstelle mit Petroleum.<br />

1912 Einweihung der neu gebauten Riedschule.<br />

1914 <strong>Flörsheim</strong> erhält elektrisches Licht.<br />

1914-1918 Erster Weltkrieg<br />

9.11.1918 Prokl<strong>am</strong>ation der Republik (später Weimarer Republik genannt)<br />

1927 Ausbau der zentralen Wasserversorgung<br />

1928 Bau der <strong>Main</strong>brücke (Opelbrücke) nach Rüsselsheim, <strong>Flörsheim</strong> gehört ab jetzt<br />

zu dem neu gebildeten <strong>Main</strong>-Taunus-Kreis, zuvor Landkreis Wiesbaden.


48<br />

1933-1945 Herrschaft der Nationalsozialisten über Deutschland<br />

1939-1945 Zweiter Weltkrieg, mit der Neuordnung der Länder nach 1945 kommt <strong>Flörsheim</strong><br />

zu dem neu geschaffenen Land Hessen.<br />

1950 <strong>Flörsheim</strong> hat 9.007 Einwohner, davon sind 1.242 Heimatvertriebene.<br />

1951 <strong>Flörsheim</strong> ist mit 9.152 Einwohnern die größte Gemeinde im <strong>Main</strong>-Tanus-Kreis<br />

(46 Gemeinden).<br />

1951 wird an der Riedschule ein Realschulzweig eingerichtet.<br />

1953 Die Hessische Landesregierung verleiht der Gemeinde <strong>Flörsheim</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong> das<br />

Recht zur Führung der Bezeichnung „<strong>Stadt</strong>“.<br />

1959 Neubau des Marienkrankenhauses<br />

1963 Errichtung der katholischen Pfarrei St. Josef, 1965 Einweihung der Pfarrkirche<br />

1967 Bau der „Shell“-Straßenunterführung von der Hafenstraße zur Landstraße nach<br />

Hochheim<br />

1968 Das Graf-Stauffenberg-Schulzentrum entsteht zwischen Bgm.-Lauck-Straße und<br />

Jahnstraße.<br />

1972 Die Gemeinden Weilbach und Wicker schließen sich freiwillig mit der <strong>Stadt</strong> <strong>Flörsheim</strong><br />

zus<strong>am</strong>men. Die neue Gemeinde hat 17.649 Einwohner, davon entfallen<br />

auf <strong>Flörsheim</strong> selbst 10.572 Menschen.<br />

1973 Einweihung der <strong>Stadt</strong>halle<br />

1977 Einweihung des neuen Pfarrgemeindezentrums St. Gallus<br />

1981 Einrichtung einer Kinder- und Jugendbücherei in der <strong>Stadt</strong>halle, seit 1997 als<br />

<strong>Stadt</strong>bücherei<br />

ab 1996 Ein neues Baugebiet entsteht im Norden <strong>Flörsheim</strong>s zwischen Wickerer und<br />

Weilbacher Straße.<br />

2004 Einweihung der „Hertie“-Unterführung zwischen der Riedstraße und der Weilbacher<br />

Straße, Schließung des beschrankten Bahnüberganges an der Weilbacher<br />

Straße<br />

2005 Das Graf-Stauffenberg-Schulzentrum teilt sich auf in das Graf-Stauffenberg-<br />

Gymnasium und die Sophie-Scholl-Schule als Haupt- und Realschule des <strong>Main</strong>-<br />

Taunus-Kreises.<br />

2007 Die Bahnsteige <strong>am</strong> <strong>Flörsheim</strong>er Bahnhof sind durch zwei Aufzüge besser zu<br />

erreichen. Die Fuß- und Radfahrerunterführung <strong>am</strong> Bahnweg/Weilbacher Straße<br />

wird dem Verkehr übergeben. <strong>Flörsheim</strong> hat 12.698 Einwohner, mit Wicker und<br />

Weilbach sind es insges<strong>am</strong>t 20.038 Einwohner.


Quellen und Literatur<br />

Heinrich Dreisbach <strong>Main</strong>gau-Bote<br />

Fest-Beilage 300 Jahre Verlobter Tag<br />

1666-1966<br />

Gemeindevorstand der Gemeinde <strong>Flörsheim</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>Main</strong><br />

Denkschrift zum Antrag der Gemeinde<br />

<strong>Flörsheim</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong> auf Verleihung der<br />

<strong>Stadt</strong>rechte<br />

Heimatverein 1924 e. V. <strong>Flörsheim</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong><br />

Chronica<br />

Dr. Schultze-Petzold<br />

Das älteste Gerichts- und Protokollbuch<br />

des halbschöffenbaren Niedergerichts zu<br />

<strong>Flörsheim</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong> von 1447-1613<br />

und seine Bedeutung für die freiwillige<br />

Gerichtsbarkeit<br />

Historischer Verein Rhein-<strong>Main</strong>-Taunus e.V.<br />

<strong>Zeit</strong>schrift Rad und Sparren<br />

4. Jahrgang, Heft 1 (6)<br />

1150 Jahre <strong>Flörsheim</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong><br />

Katholische Kirchengemeinde St. Gallus<br />

1184-1984<br />

800 Jahre St. Gallus <strong>Flörsheim</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong><br />

Gemeinde unterwegs<br />

Magistrat der <strong>Stadt</strong> <strong>Flörsheim</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong><br />

Festschrift zur <strong>Stadt</strong>erhebung 1953<br />

Magistrat der <strong>Stadt</strong> <strong>Flörsheim</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong><br />

<strong>Flörsheim</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong> im Wandel der <strong>Zeit</strong>en<br />

Vom Wachsen und Werden einer <strong>Stadt</strong><br />

Magistrat der <strong>Stadt</strong> <strong>Flörsheim</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong><br />

Geschichte vor Ort<br />

Rundgang durch die <strong>Flörsheim</strong>er Altstadt<br />

Pfarrgemeinderat St. Gallus<br />

Kirche und Gemeinde<br />

Festschrift anlässlich der Einweihung<br />

des Pfarrgemeindezentrums St. Gallus 1977<br />

Werner Schiele<br />

Juden in <strong>Flörsheim</strong><br />

Die Geschichte einer Minderheit auf dem<br />

Lande<br />

23<br />

Hannelore Sievers<br />

Ein Stück Alt-Flerschem<br />

Hannelore Sievers<br />

Vergangen Vergessen Verändert<br />

Karl Schafft<br />

<strong>Flörsheim</strong>er Fayencen<br />

Wikipedia<br />

Bilder<br />

Claudia Müller-Darmstadt<br />

Titelzeichnung: Otto Stöhr<br />

Skizzen S. 2 und 3: Karl Schneider<br />

S. 4: „Die Obere Pforte zu <strong>Flörsheim</strong> im Juni<br />

1787“ wahrscheinlich aus der Werkstatt der<br />

Maler Schütz in Frankfurt; Fotografin: Seitz-<br />

Gray; Historisches Museum Frankfurt; INV.-<br />

NR. C 15496<br />

Archiv der <strong>Stadt</strong> <strong>Flörsheim</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong><br />

Wikipedia<br />

Kartografie: Gerhard Malik<br />

Impressum<br />

Januar 2008<br />

Herausgeber<br />

und verantwortlich für den Inhalt:<br />

Magistrat der <strong>Stadt</strong> <strong>Flörsheim</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong><br />

- Amt für Kultur, Jugend und Sport -<br />

Bahnhofstraße 12,<br />

65439 <strong>Flörsheim</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong><br />

Auflage: 3000 Stück<br />

Telefon: (06145) 955-150<br />

Telefax: (06145) 955-198<br />

E-Mail: haidi.schilling@floersheim-main.de<br />

Konzeption, Text und Layout:<br />

Claudia Müller-Darmstadt<br />

unter Mitarbeit von<br />

<strong>Stadt</strong>archivar Hans Dieter Darmstadt<br />

Druck:<br />

LAUCK – Druckprodukte & mehr<br />

www.lauck.eu<br />

Lektorat:<br />

Oberstudiendirektor<br />

i. R. Heinz Josef Großmann

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