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Aktuelles Stichwort: Zinssenkung und negativer Einlagenzins

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit einer weiteren Leitzinssenkung und der Einführung eines negativen Einlagenzinses den Kurs der Geldpolitik weiter gelockert. Die geldpolitischen Maßnahmen werden mit zwei Problemstellungen in der Eurozone begründet.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit einer weiteren Leitzinssenkung und der Einführung eines negativen Einlagenzinses den Kurs der Geldpolitik weiter gelockert. Die geldpolitischen Maßnahmen werden mit zwei Problemstellungen in der Eurozone begründet.

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<strong>Aktuelles</strong> <strong>Stichwort</strong>:<br />

<strong>Zinssenkung</strong> <strong>und</strong> <strong>negativer</strong> <strong>Einlagenzins</strong><br />

5. Juni 2014: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer Sitzung<br />

mit einer weiteren Leitzinssenkung <strong>und</strong> der Einführung eines<br />

negativen <strong>Einlagenzins</strong>es den Kurs der Geldpolitik weiter gelockert.<br />

Kontakt:<br />

Hintergr<strong>und</strong><br />

Die geldpolitischen Maßnahmen werden<br />

mit zwei Problemstellungen in der<br />

Eurozone begründet. Zunächst leidet<br />

die europäische Wirtschaft in Summe<br />

noch an den Auswirkungen der europäischen<br />

Staatsschuldenkrise. Insbesondere<br />

in den südeuropäischen Ländern<br />

ist die Rezession noch nicht<br />

überw<strong>und</strong>en. Der notwendige Anpassungsprozess<br />

wird durch eine rückläufige<br />

Kreditvergabe behindert. Impulsgegebende<br />

Investitionen sind hier<br />

derzeit kaum möglich. Der zweite<br />

Gr<strong>und</strong> für die geldpolitischen Maßnahmen<br />

ist die sehr geringe Preissteigerungsrate<br />

in der Währungsunion.<br />

Seit Herbst 2013 liegt diese Rate unter<br />

einem Prozent. Damit wächst aus<br />

Sicht der EZB die Gefahr einer Deflation,<br />

also eines Prozesses kontinuierlicher<br />

Rückgänge des Preisniveaus.<br />

Einen solchen Prozess gilt es in jedem<br />

Fall zu vermeiden: In einer Deflation<br />

verschieben die Menschen ihre Ausgaben<br />

in der Erwartung, die Produkte<br />

später noch billiger erwerben zu können.<br />

Die Folge wäre eine Rezession,<br />

aus der nur noch sehr schwer herauszufinden<br />

wäre. Strittig ist allerdings,<br />

ob die Gefahr einer Deflation in der<br />

Eurozone wirklich besteht.<br />

Geldpolitische Maßnahmen<br />

Im Verlauf der Staatsschuldenkrise hat<br />

die EZB ihren Leitzins bis fast auf Null<br />

gesenkt <strong>und</strong> auch die Möglichkeiten<br />

zur Bereitstellung von Liquidität bereits<br />

sehr weit ausgeschöpft. Für weitere<br />

geldpolitische Impulse hält sie<br />

daher neue Instrumente für erforderlich.<br />

Der negative <strong>Einlagenzins</strong> für<br />

Geldanlagen von Geschäftsbanken bei<br />

der EZB gehört dazu. Die EZB hofft,<br />

damit die Kreditvergabe vornehmlich<br />

in Südeuropa zu stimulieren.<br />

Banken nutzen die Möglichkeit,<br />

Guthaben bei der EZB zu halten,<br />

wenn sie keine anderen attraktiven<br />

Anlagemöglichkeiten haben oder<br />

wenn sie sich – wie in der Finanzkrise<br />

– gegenseitig nicht vertrauen.<br />

Mit einem negativen <strong>Einlagenzins</strong><br />

werden die Banken nun dafür<br />

bestraft, dass sie mit dem Geld<br />

keine Kredite vergeben haben. Der<br />

negative <strong>Einlagenzins</strong> betrifft ausschließlich<br />

das Verhältnis von Banken<br />

zur EZB. Dieser Zins hat nichts<br />

mit dem Zins zu tun, den Bankk<strong>und</strong>en<br />

für ihre Einlagen von ihrer<br />

Bank erhalten.<br />

Auswirkungen<br />

Ob ein <strong>negativer</strong> <strong>Einlagenzins</strong> die<br />

gewünschte Wirkung erzielt, ist<br />

sehr unwahrscheinlich. Bisherige<br />

Erfahrungen zeigten keine positiven<br />

Wirkungen auf die Kreditvergabe.<br />

Klar ist jedoch, dass Banken<br />

weiterhin in erster Linie auf die<br />

Risiken bei ihren Kreditentscheidungen<br />

schauen müssen.<br />

Position des Bankenverbandes<br />

Die Wirkungen des negativen <strong>Einlagenzins</strong>es<br />

auf die Kreditvergabe<br />

werden begrenzt sein. Dies liegt<br />

zum einen am bereits heute schon<br />

geringen Volumen der Einlagen bei<br />

der EZB. Zum anderen werden die<br />

Banken wegen eines Strafzinses<br />

nicht die Risikobewertung bei der<br />

Kreditvergabe außer Kraft setzen.<br />

Die Kreditvergabe in der Währungsunion<br />

ist nicht mangels Liquidität<br />

rückläufig, sondern aufgr<strong>und</strong><br />

der Risiken bei den Kreditnehmern.<br />

Dr. Markus Kirchner<br />

Leiter Verbindungsbüro Berlin<br />

markus.kirchner@bdb.de<br />

Schlagwörter:<br />

Europäische Zentralbank<br />

Geldpolitik<br />

Negativer <strong>Einlagenzins</strong><br />

<strong>Zinssenkung</strong><br />

B<strong>und</strong>esverband deutscher Banken e. V.<br />

Burgstraße 28<br />

10178 Berlin<br />

Telefon: +49 30 1663-0<br />

Telefax: +49 30 1663-1399<br />

www.bankenverband.de

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