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Glatte Muskulatur

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<strong>Glatte</strong> <strong>Muskulatur</strong><br />

1<br />

Dr. G. Mehrke


<strong>Glatte</strong> <strong>Muskulatur</strong><br />

Eigenschaften und Unterschiede zur<br />

Skelettmuskulatur:<br />

Spindelförmige, einkernige Zellen, funktionell über<br />

Gap Junctions verbunden.<br />

Aktin- und Myosinfilamente sind länger als im<br />

Skelettmuskel nicht in Sarkomeren organisiert.<br />

Bandförmige Myosinfilamente: Aktinfilament kann am<br />

gesamten Myosinfilament entlanggleiten. Verlängerung<br />

des Kontraktionsbereiches.<br />

Aktinfilamente besitzen angelagertes, fadenförmiges<br />

Tropomyosin und Caldesmon.<br />

Ca 2+ Sensorprotein: Im Cytoplasma gelöstes<br />

Calmodulin.<br />

Kontrolle des Querbrückenzyklus erfolgt am Myosinkopf<br />

durch Phosphorylierung.<br />

Dr. G. Mehrke


Kontraktiler Apparat<br />

Aktin- und Myosinfilamente nicht in<br />

Sarkomeren organisiert.<br />

„Dense Bodies“ verknüpfen anstelle<br />

der Z-Banden die Aktinfilamente<br />

Kontrolle des Querbrückenzyklus<br />

erfolgt am Myosinkopf durch<br />

Phosphorylierung.<br />

Querbrückenzyklus aktiviert durch<br />

Ca 2+ Sensorprotein:<br />

Im Cytoplasma gelöstes<br />

Calmodulin.<br />

Dr. G. Mehrke


Single Unit-Typ<br />

Der Single unit-Typ bildet durch gap junctions (Nexus) elektrisch gekoppelte Zellverbände<br />

aus. Über diese findet ein Austausch von Ionen und Second-Messenger-Molekülen statt, was<br />

eine schnelle Ausbreitung der Erregung und somit eine nahezu synchrone Kontraktion des<br />

Zellverbandes („funktionelles Synzytium“) ermöglicht. Die Muskelzellen werden dabei nicht<br />

durch nervale Strukturen erregt, sondern durch die spontane Depolarisation morphologisch<br />

nicht abgrenzbarer Schrittmacherzellen (myogenener Tonus).<br />

Eine Modulation durch Fasern des vegetativen Nervensystems ist jedoch möglich.<br />

Vorkommen: in der <strong>Muskulatur</strong> des Darms, der Gebärmutter (Uterus) und den Harnleitern<br />

(Ureter), teilweise aber auch in der muskulösen Wand größerer Gefäße.<br />

Multi Unit-Typ<br />

Von den Nachbarzellen abhängige Kontraktionen finden hier nicht bzw. nur sehr begrenzt statt.<br />

Jede Muskelzelle wird durch Nervenfasern des Vegetativen Nervensystems, welche in<br />

unmittelbarer Umgebung der Zelle aus Varikositäten Transmitter abgeben („en-passant-<br />

Synapse“), gesondert innerviert (neurogener Tonus).<br />

Vorkommen: im Musculus arrector pili des Haares, den inneren Augenmuskeln, dem Samenleiter<br />

(Ductus deferens), im Bronchialsystem und in Gefäßen.<br />

Dr. G. Mehrke<br />

4


Gap junction<br />

5<br />

Dr. G. Mehrke


<strong>Glatte</strong> <strong>Muskulatur</strong><br />

Single-unit-Typ: Einzelne Muskelzellen<br />

kontrahieren Transmitter werden über<br />

Varikositäten der Neurone über die gesamte<br />

Länge ausgeschüttet.Synchronität wird über<br />

gap-junctions erreicht. Daher kontrahieren<br />

Zellen als eine Einheit z.B. Darm (Myogener<br />

Tonus).<br />

Multi-unit-Typ: Einzelne Muskelzellen<br />

kontrahieren, keine gap junctions.<br />

Erregung bleibt<br />

lokal begrenzt, z.B. Ciliarmuskel<br />

(Neurogener<br />

Tonus).<br />

Dr. G. Mehrke


Calciumkanäle<br />

Rezeptoren (adrenerge oder cholinerge; Transmitter (Nor-)Adrenalin,<br />

Acetylcholin) werden aktiviert und beeinflussen über intrazelluläre<br />

Messenger das Öffnen oder Schließen von Calciumkanälen.<br />

β-Adrenorezeptoren bewirken z. B. die<br />

Relaxation glatter <strong>Muskulatur</strong> in Bronchien<br />

(Schließen von Ca 2+ -Kanälen).<br />

Calcium im Cytoplasma führt zur<br />

Kontraktion.<br />

Calcium-Spikes entsprechen<br />

Aktionspotenzial (Ca 2+ statt Na + -<br />

Einstrom).<br />

7<br />

Dr. G. Mehrke


Kontraktionsauslösung<br />

Durch Öffnung von Ca 2+ -Kanälen kommt es<br />

zu einem Anstieg der Ca 2+ -Konzentration im<br />

Zytosol durch hereinströmende Ionen aus<br />

dem Extrazellularraum und zu einem<br />

deutlich geringeren Anteil aus dem<br />

sarkoplasmatischen Retikulum.<br />

Ca 2+ -Ionen binden an das Protein<br />

Calmodulin.<br />

Ca 2+ -aktiviertes<br />

Calmodulin startet den<br />

Querbrückenzyklus<br />

Der Ca 2+ -Calmodulin-Komplex führt zu einer<br />

Aktivierung des Enzyms Myosin Light Chain<br />

Kinase (MLCK). Dieses phosphoryliert das<br />

Myosinmolekül.<br />

Durch die Phosphorylierung wird der<br />

Querbrückenzyklus aktiviert.<br />

Eine Phosphatase spaltet den<br />

Phosphorsäurerest wieder ab und beendet so<br />

die Aktivierung.<br />

8<br />

Dr. G. Mehrke


Ruhe- und Aktionspotenzial<br />

Durch Öffnung von Ca 2+ -Kanälen kommt<br />

es zu einem Anstieg der Ca 2+ -<br />

Konzentration im Zytosol durch<br />

hereinströmende Ionen aus dem<br />

Extrazellularraum und somit zu einer<br />

Depolarisation.<br />

Wird der Schwellenwert erreicht, so<br />

öffnen lawinenartig weitere<br />

spannungsabhängige Ca 2+ -Kanäle und<br />

es kommt zu einem Calcium-Spike,<br />

dem Äquivalent zum Aktionspotenzial.<br />

Wichtig: alle einströmenden Ca 2+ -Ionen starten Querbrücken-Zyklen<br />

und somit eine Kontraktion keine „Alles-oder-Nichts“-Funktion<br />

bei der Kontraktion. Erst wenn der Schwellenwert erreicht ist, kommt<br />

es zur Maximalkontraktion.<br />

9<br />

Dr. G. Mehrke


Zellen der <strong>Glatte</strong>n <strong>Muskulatur</strong> haben oft kein stabiles Ruhepotenzial. Ihr Membranpotenzial schwingt<br />

rhythmisch mit einer niedrigen Frequenz und einer Amplitude von ca. 20mV (Slow wave<br />

potential). Im Darm wird es als BER (basal elektrischer Rhythmus) bezeichnet, basiert auf<br />

Ionenkanälen die spontan öffnen und schließen. Wenn der Schwellenwert überschritten wird, werden<br />

Aktionspotenziale ausgelöst.<br />

Dem gegenüber haben manche Zellen ein Schrittmacher-Potenzial (Pacemaker potential), ein<br />

instabiles Ruhepotenzial, das regelmäßig depolarisiert und damit regelmäßig Aktionspotenziale<br />

auslöst<br />

Kontraktion ohne „Aktionspotenzial“<br />

10<br />

Dr. G. Mehrke


Kontraktion der glatten <strong>Muskulatur</strong><br />

Calcium strömt über geöffnete<br />

Kanäle ein<br />

Aus dem SR werden ebenfalls<br />

Ca-Ionen mobilisiert<br />

Calcium bindet an<br />

Calmodulin<br />

Eine „Kinase“ phosphoryliert<br />

Myosin<br />

Der Querbrückenzyklus wird<br />

aktiviert<br />

11<br />

Dr. G. Mehrke


Kontraktion der glatten <strong>Muskulatur</strong><br />

Myosinkinase<br />

Kontraktionszustand - entsprechend der Ca 2+ -Konzentration im Cytoplasma.<br />

Keine Kontraktion nach dem Alles-oder-Nichts-Gesetz wie beim<br />

Skelettmuskel!<br />

12<br />

Dr. G. Mehrke


Koppelung zwischen Reiz und Kontraktion<br />

Elektromechanisch (single-unit)<br />

Pharmakomechanisch<br />

13<br />

Dr. G. Mehrke


Dauer der Muskelkontraktion nach Typ<br />

14<br />

Dr. G. Mehrke


Dr. G. Mehrke


Zusammenfassung<br />

• Einkernige spindelförmige Zellen<br />

• Gekoppelt über Gap-Junctions<br />

(Single Unit Multiunit)<br />

• Aktivierung über Rezeptoren auf der gesamten<br />

Oberfläche Calciumeinstrom Calciumspike (AP)<br />

• Entwickeln graduierlich (abgestuft) mechanische<br />

Spannung auch ohne AP<br />

• Calmodulin als regulatorisches Protein<br />

• Neurotransmitter (Nor-Adrenalin, ACh) aktivieren oder<br />

drosseln Ca 2+ Einstrom Anspannung – Erschlaffung<br />

• Myogene Aktivität – Schrittmacherzellen<br />

• Gesteuert vom vegetativen NS<br />

• Synapsen „en passant“<br />

Dr. G. Mehrke<br />

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