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Leben und Sterben in Neuss<br />
„Gemütlich sterben II“ – oder doch im Hospiz?<br />
Alternativ zur häuslichen Variante<br />
der palliativen Pflege<br />
habe ich mich der Ursprungseinrichtung<br />
für die letzten Tage, dem<br />
Hospiz zugewendet. In Neuss ist<br />
dies das Augustinus Hospiz auf<br />
der Augustinusstraße 46.<br />
Schon am Eingang dieser lichten<br />
Herberge empfängt mich ein<br />
freudig schnatternder Papagei.<br />
Vorbei an viel Kunst und Antiquitäten<br />
bringt man mich in eine<br />
gemütliche Wohn-Ecke, wo mich<br />
die Leiterin Sr. Maria Goretti<br />
mit den Worten „Schreiben<br />
sie bitte bloß nichts Trauriges.<br />
Ein Hospiz ist nichts Trauriges“<br />
empfängt. „Unsere Patienten<br />
sollen es so gut wie möglich haben.<br />
Wohlfühlen ist sicher nicht<br />
das richtige Wort, aber bei uns<br />
geht es ihnen gleich besser. Bei<br />
Eine gemütliche Ecke im Hospiz<br />
uns bekommen sie Flüssigkeit,<br />
Schmerztherapie und was für<br />
den Magen. Sterben ist Stress<br />
und Stress geht bekanntlich auf<br />
den Magen.“<br />
Sr. Maria Goretti, ich bin<br />
beeindruckt von der positiven<br />
Atmosphäre. Aber wer kommt<br />
letztendlich in den Genuss der<br />
hiesigen Intensivpflege?<br />
Grundsätzlich jeder ist willkommen,<br />
egal welcher Herkunft, Religion,<br />
selbst ohne Glauben. Entscheidend<br />
ist die Bedürftigkeit.<br />
Aufgenommen wird, wem es am<br />
schlechtesten geht. Ich mache<br />
keine Wartelisten.<br />
Wer schickt ihnen denn die<br />
Patienten?<br />
Die Patienten werden nicht geschickt.<br />
Suchen Sie bitte das<br />
Im hauseigenen “Kapellchen” tankt Maria Goretti im Angesicht Mutter<br />
Theresas ständig neue Kraft<br />
Gespräch mit<br />
uns. Alles weitere<br />
ergibt sich<br />
dann. Für Obdachlose<br />
mache<br />
ich mich gerne<br />
stark, damit<br />
sie wenigstens<br />
am Ende ihres<br />
Lebens eine<br />
Heimat haben.<br />
Ihre Freunde<br />
bringen sie zu<br />
uns in dem Wissen,<br />
dass wir<br />
helfen. Wir können das nicht zuletzt,<br />
weil wir einen sehr netten<br />
Förderverein haben. Mit dem<br />
und mit Gottes Hilfe haben wir<br />
es immer wieder geschafft, am<br />
Ende auf Plus-Minus-Null zu<br />
kommen.<br />
Letztlich nimmt mir Sr. Maria<br />
Goretti auch meine Besorgnis<br />
bezüglich einer eventuellen<br />
Limitierung der Verweilzeit.<br />
Ob Heim, zu Hause oder weiter<br />
Stets liebevoller Umgang mit den Patienten. Hier Sr.<br />
Maria Goretti mit Patientin<br />
Hospiz, man finde immer die<br />
beste Lösung im Sinne der Patienten.<br />
Und manchen Konflikt<br />
mit den Kassen habe sie schon<br />
erfolgreich durchgefochten. Die<br />
Aufnahme eines neuen Patienten<br />
und die Aufmerksamkeit,<br />
die Sr. Maria Goretti ihm und<br />
seinen Angehörigen zuteil werden<br />
lassen will, beendet meinen<br />
„gemütlichen“ Nachmittag im<br />
Hospiz.<br />
robawolf<br />
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