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Leben und Sterben in Neuss<br />
„Gemütlich sterben“ - aber wo? Daheim?<br />
Bitte entschuldigen Sie mir<br />
die flapsige Überschrift.<br />
Aber ich möchte Sie an diese<br />
Zeilen binden, wenn auch Sterben<br />
gern verdrängt wird und<br />
„Gevatter Tod“ zu dieser Jahreszeit<br />
überpräsent ist.<br />
„Gemütlich sterben“ schlich<br />
sich als Fehler beim Belauschen<br />
ein. Es war ein Gespräch<br />
über eine Fortbildung namens<br />
Palliativcare.<br />
Letztlich motivierte mich<br />
dieses Missverständnis, nach<br />
vielen Themen der letzten Monate<br />
ums Alter und das Altern,<br />
8 StattBlatt 11.<strong>2008</strong><br />
nun über absehbares Sterben<br />
zu schreiben. Gestorben wird<br />
meistens nicht gewaltsam,<br />
selten unverhofft, sondern (relativ)<br />
bewusst und absehbar.<br />
Sterben ist ein unabwendbares<br />
Schicksal, das uns alle<br />
irgendwann betrifft. Und weil<br />
die meisten Profis in Medizin<br />
und Pflege inzwischen nicht<br />
mehr so tun, als könne und<br />
wolle man alles gesund und<br />
in die Ewigkeit pflegen, darf<br />
sich auch Pflege ändern. Sie<br />
darf dem Sterbenden dienen,<br />
ihm das verbleibende Leben<br />
Experten-Tipp: Recht – Anzeige –<br />
Behandlungsabbrüche nur bei „qualifizierter<br />
Patientenverfügung“ verbindlich?!<br />
Die Frage der Verbindlichkeit von Patientenverfügungen ist nach<br />
wie vor umstritten. Die derzeitige Rechtslage zur Verbindlichkeit<br />
der Verfügungen ist unsicher.<br />
Im Wege der Patientenverfügung können Menschen im Vorfeld<br />
festlegen, in welchen Fällen sie eine medizinische Behandlung<br />
ablehnen und lebenserhaltende Maßnahmen verweigern. Diese<br />
schriftliche Willenserklärung soll herangezogen werden, wenn<br />
sich der Mensch selbst nicht mehr äußern kann, sei es weil er<br />
bewusstlos oder geistig verwirrt ist. Die Verbindlichkeit einer<br />
solchen Erklärung bereitet Angehörigen, Betreuern und behandelnden<br />
Ärzten im Ernstfall immer wieder Schwierigkeiten. <strong>Der</strong><br />
Bundesgerichtshof hat eine verbindliche Regelung angemahnt und<br />
die Debatte über diese Frage angestoßen (BGH, Beschluss vom<br />
17.03.2003 - XII ZB 2/03.)<br />
Nach einem neuen Vorschlag einer Abgeordnetengruppe des Deutschen<br />
Bundestages - darunter der stellvertretende Unions-Fraktionschef<br />
Wolfgang Bosbach (CDU) und Bundestags-Vizepräsidentin<br />
Katrin Göring-Eckardt (Grüne) – soll die Patientenverfügung nur<br />
verbindlich sein, wenn der Wille nach vorhergehender ärztlicher<br />
Aufklärung und Dokumentation durch einen Notar abgefasst wurde<br />
und vor dem Ernstfall nicht älter als fünf Jahre ist.<br />
Das ist der wesentliche Unterschied zum bisherigen Gesetzesentwurf<br />
von Stünker, der auch von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries<br />
unterstützt wird. Er kennt auch bei einfachen „privaten Verfügungen“<br />
ohne Aufklärung keine Reichweitenbeschränkung.<br />
Die Abfassung einer Patientenverfügung kann sinnvoll durch eine<br />
Generalvollmacht und Betreuungsverfügung ergänzt werden.<br />
Bei rechtlichen Fragen zum Thema „Patientenverfügung“ lassen<br />
Sie sich von einem Anwalt oder Notar beraten.<br />
Erftstraße 76<br />
41460 Neuss<br />
Telefon: 0 21 31. 368 44 21<br />
Fax: 0 21 31. 368 44 42<br />
E-Mail: info@ra-ehrentraut.de<br />
www.ra-ehrentraut.de<br />
Cornel Ehrentraut<br />
so angenehm wie möglich gestalten.<br />
Ich empfehle ihnen, sich beizeiten<br />
mit den Alternativen für<br />
den letzten Lebensabschnitt<br />
auseinander zu setzen. Irgendwann<br />
ist man gezwungen zu<br />
handeln. Über die ambulante<br />
palliative oder auch mildernde<br />
Pflege durfte ich Frau Heike<br />
Blume, Pflegeleitung beim<br />
privaten <strong>Neusser</strong> Pflegedienst<br />
AKN, einige Fragen stellen:<br />
Frau Blume, können sie etwas<br />
übers Sterben zu Hause und<br />
Ihre Zusatzausbildung erzählen?<br />
Ja sicher. Unser Ziel ist es,<br />
würdiges, individuelles Sterben<br />
zu ermöglichen, was natürlich<br />
auch beinhaltet, es dem<br />
Patienten gemütlich zu machen.<br />
Die Zusatzausbildung<br />
zur Palliativ-Pflege ist offen<br />
für Pflegekräfte mit mindestens<br />
zwei Jahren Berufserfahrung<br />
und wird von der Diakonie<br />
Kaiserswerth und dem Caritasverband<br />
Köln angeboten.“<br />
Gibt es eine Intention, die<br />
Sterbehilfe und Krankenpflege<br />
unterscheidet?<br />
Natürlich. Wir stellen das<br />
Verbessern der Lebensqualität<br />
mit einer angemessenen<br />
Schmerzprävention über das<br />
Heilen. Ohne das Heilen gänzlich<br />
auszuschließen.<br />
Ich kann ich mich vage an<br />
die letzten Tage meines<br />
Großvaters in den 60er<br />
Jahren erinnern. Das Sterben<br />
fand meinen Ferien in<br />
Frau H. lässt sich zu Hause pflegen<br />
Omas Schlafzimmer statt.<br />
Ich spielte in der Wohnküche.<br />
Meist schlief er, ältere „<br />
Tanten“ wachten und er sah<br />
schlecht aus. Dann brach<br />
Hektik aus, Fremde kamen<br />
und gingen. Danach schlief er<br />
für immer in seinem besten<br />
Anzug. Sähe dieses Szenario<br />
heute ähnlich aus?<br />
Ja und nein. Atmosphärisch<br />
ähnlich. Aber wir können rund<br />
um die Uhr auf einen palliativ<br />
tätigen Arzt zugreifen. Wir geben<br />
Angehörigen, Freunden,<br />
dem ganzen Umfeld umfassende<br />
Beratung und Betreuung.<br />
Wir beziehen das Umfeld<br />
ein, wollen Ängste nehmen,<br />
richten Räumlichkeiten entsprechend<br />
aus, beschaffen<br />
gegebenenfalls Pflegehilfsmittel.<br />
Kurz, wir streben an,<br />
multiprofessionelle Teams zu<br />
bilden.<br />
Hört sich gut an. Aber kann<br />
sich das denn jeder leisten?<br />
Und habe ich Alternaiven? Ist<br />
überhaupt jedem die Möglichkeit<br />
des Zu-Hause-Sterben-<br />
Sterbens gegeben? Was ist<br />
mit den Menschen in Alten-<br />
und Altenpflegeheimen?<br />
Jedem steht diese Hilfe offen,<br />
auch in Pflegeheimen. Bitte<br />
fragen sie nach.<br />
Ansprechpartner für alle ambulanten<br />
Hospizbewegungen im<br />
Rhein Kreis Neuss :<br />
HBK - Kaarst und deren Koordinatorin<br />
Andrea Lißke, Tel.<br />
02131.605806.<br />
robawolf<br />
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