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November 2008 - Der Neusser

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Leben und Sterben in Neuss<br />

„Gemütlich sterben“ - aber wo? Daheim?<br />

Bitte entschuldigen Sie mir<br />

die flapsige Überschrift.<br />

Aber ich möchte Sie an diese<br />

Zeilen binden, wenn auch Sterben<br />

gern verdrängt wird und<br />

„Gevatter Tod“ zu dieser Jahreszeit<br />

überpräsent ist.<br />

„Gemütlich sterben“ schlich<br />

sich als Fehler beim Belauschen<br />

ein. Es war ein Gespräch<br />

über eine Fortbildung namens<br />

Palliativcare.<br />

Letztlich motivierte mich<br />

dieses Missverständnis, nach<br />

vielen Themen der letzten Monate<br />

ums Alter und das Altern,<br />

8 StattBlatt 11.<strong>2008</strong><br />

nun über absehbares Sterben<br />

zu schreiben. Gestorben wird<br />

meistens nicht gewaltsam,<br />

selten unverhofft, sondern (relativ)<br />

bewusst und absehbar.<br />

Sterben ist ein unabwendbares<br />

Schicksal, das uns alle<br />

irgendwann betrifft. Und weil<br />

die meisten Profis in Medizin<br />

und Pflege inzwischen nicht<br />

mehr so tun, als könne und<br />

wolle man alles gesund und<br />

in die Ewigkeit pflegen, darf<br />

sich auch Pflege ändern. Sie<br />

darf dem Sterbenden dienen,<br />

ihm das verbleibende Leben<br />

Experten-Tipp: Recht – Anzeige –<br />

Behandlungsabbrüche nur bei „qualifizierter<br />

Patientenverfügung“ verbindlich?!<br />

Die Frage der Verbindlichkeit von Patientenverfügungen ist nach<br />

wie vor umstritten. Die derzeitige Rechtslage zur Verbindlichkeit<br />

der Verfügungen ist unsicher.<br />

Im Wege der Patientenverfügung können Menschen im Vorfeld<br />

festlegen, in welchen Fällen sie eine medizinische Behandlung<br />

ablehnen und lebenserhaltende Maßnahmen verweigern. Diese<br />

schriftliche Willenserklärung soll herangezogen werden, wenn<br />

sich der Mensch selbst nicht mehr äußern kann, sei es weil er<br />

bewusstlos oder geistig verwirrt ist. Die Verbindlichkeit einer<br />

solchen Erklärung bereitet Angehörigen, Betreuern und behandelnden<br />

Ärzten im Ernstfall immer wieder Schwierigkeiten. <strong>Der</strong><br />

Bundesgerichtshof hat eine verbindliche Regelung angemahnt und<br />

die Debatte über diese Frage angestoßen (BGH, Beschluss vom<br />

17.03.2003 - XII ZB 2/03.)<br />

Nach einem neuen Vorschlag einer Abgeordnetengruppe des Deutschen<br />

Bundestages - darunter der stellvertretende Unions-Fraktionschef<br />

Wolfgang Bosbach (CDU) und Bundestags-Vizepräsidentin<br />

Katrin Göring-Eckardt (Grüne) – soll die Patientenverfügung nur<br />

verbindlich sein, wenn der Wille nach vorhergehender ärztlicher<br />

Aufklärung und Dokumentation durch einen Notar abgefasst wurde<br />

und vor dem Ernstfall nicht älter als fünf Jahre ist.<br />

Das ist der wesentliche Unterschied zum bisherigen Gesetzesentwurf<br />

von Stünker, der auch von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries<br />

unterstützt wird. Er kennt auch bei einfachen „privaten Verfügungen“<br />

ohne Aufklärung keine Reichweitenbeschränkung.<br />

Die Abfassung einer Patientenverfügung kann sinnvoll durch eine<br />

Generalvollmacht und Betreuungsverfügung ergänzt werden.<br />

Bei rechtlichen Fragen zum Thema „Patientenverfügung“ lassen<br />

Sie sich von einem Anwalt oder Notar beraten.<br />

Erftstraße 76<br />

41460 Neuss<br />

Telefon: 0 21 31. 368 44 21<br />

Fax: 0 21 31. 368 44 42<br />

E-Mail: info@ra-ehrentraut.de<br />

www.ra-ehrentraut.de<br />

Cornel Ehrentraut<br />

so angenehm wie möglich gestalten.<br />

Ich empfehle ihnen, sich beizeiten<br />

mit den Alternativen für<br />

den letzten Lebensabschnitt<br />

auseinander zu setzen. Irgendwann<br />

ist man gezwungen zu<br />

handeln. Über die ambulante<br />

palliative oder auch mildernde<br />

Pflege durfte ich Frau Heike<br />

Blume, Pflegeleitung beim<br />

privaten <strong>Neusser</strong> Pflegedienst<br />

AKN, einige Fragen stellen:<br />

Frau Blume, können sie etwas<br />

übers Sterben zu Hause und<br />

Ihre Zusatzausbildung erzählen?<br />

Ja sicher. Unser Ziel ist es,<br />

würdiges, individuelles Sterben<br />

zu ermöglichen, was natürlich<br />

auch beinhaltet, es dem<br />

Patienten gemütlich zu machen.<br />

Die Zusatzausbildung<br />

zur Palliativ-Pflege ist offen<br />

für Pflegekräfte mit mindestens<br />

zwei Jahren Berufserfahrung<br />

und wird von der Diakonie<br />

Kaiserswerth und dem Caritasverband<br />

Köln angeboten.“<br />

Gibt es eine Intention, die<br />

Sterbehilfe und Krankenpflege<br />

unterscheidet?<br />

Natürlich. Wir stellen das<br />

Verbessern der Lebensqualität<br />

mit einer angemessenen<br />

Schmerzprävention über das<br />

Heilen. Ohne das Heilen gänzlich<br />

auszuschließen.<br />

Ich kann ich mich vage an<br />

die letzten Tage meines<br />

Großvaters in den 60er<br />

Jahren erinnern. Das Sterben<br />

fand meinen Ferien in<br />

Frau H. lässt sich zu Hause pflegen<br />

Omas Schlafzimmer statt.<br />

Ich spielte in der Wohnküche.<br />

Meist schlief er, ältere „<br />

Tanten“ wachten und er sah<br />

schlecht aus. Dann brach<br />

Hektik aus, Fremde kamen<br />

und gingen. Danach schlief er<br />

für immer in seinem besten<br />

Anzug. Sähe dieses Szenario<br />

heute ähnlich aus?<br />

Ja und nein. Atmosphärisch<br />

ähnlich. Aber wir können rund<br />

um die Uhr auf einen palliativ<br />

tätigen Arzt zugreifen. Wir geben<br />

Angehörigen, Freunden,<br />

dem ganzen Umfeld umfassende<br />

Beratung und Betreuung.<br />

Wir beziehen das Umfeld<br />

ein, wollen Ängste nehmen,<br />

richten Räumlichkeiten entsprechend<br />

aus, beschaffen<br />

gegebenenfalls Pflegehilfsmittel.<br />

Kurz, wir streben an,<br />

multiprofessionelle Teams zu<br />

bilden.<br />

Hört sich gut an. Aber kann<br />

sich das denn jeder leisten?<br />

Und habe ich Alternaiven? Ist<br />

überhaupt jedem die Möglichkeit<br />

des Zu-Hause-Sterben-<br />

Sterbens gegeben? Was ist<br />

mit den Menschen in Alten-<br />

und Altenpflegeheimen?<br />

Jedem steht diese Hilfe offen,<br />

auch in Pflegeheimen. Bitte<br />

fragen sie nach.<br />

Ansprechpartner für alle ambulanten<br />

Hospizbewegungen im<br />

Rhein Kreis Neuss :<br />

HBK - Kaarst und deren Koordinatorin<br />

Andrea Lißke, Tel.<br />

02131.605806.<br />

robawolf<br />

07_<strong>November</strong>_<strong>2008</strong>.indd 8 24.10.<strong>2008</strong> 16:23:46 Uhr

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