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November 2008 - Der Neusser

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Stadt<br />

Hoppeditz erwacht – und der <strong>Neusser</strong> Sitzungskarneval?<br />

Wenn am „Elften im Elften“ unsere<br />

Narren wiederholt die<br />

Besinnlichkeit der Jahreszeit und<br />

das Gedenken an St. Martin auf den<br />

Kopf stellen, fällt kaum auf, dass er,<br />

der Karneval kränkelt. Zumindest<br />

partiell, ist doch der Sitzungskarneval<br />

stark im Rückzug. Zumindest<br />

lokal. Und zumindest quantitativ.<br />

Warum das so ist, wollte ich von<br />

zwei Kennern des <strong>Neusser</strong> Karnevals<br />

wissen. Uwe Ziegler, Vizepräsident<br />

der Brauchtums- und<br />

Kanevals-Gruppe innerhalb der<br />

„Heimatfreunde Neuss e.V.“ und<br />

Heinz Langlitz, Baas (neudeutsch<br />

Boss) der Karnevals-Künstler-Vereinigung<br />

„Kappesköpp e.V.“. Vorweg:<br />

Beide liegen in ihrer Analyse<br />

nicht weit auseinander.<br />

Heinz Langlitz, ruhelos im Dienst der<br />

<strong>Neusser</strong> Humoristen<br />

Man sagt, hier und da frisches<br />

Blut, wie auch der personell erneuerte<br />

Vorstand des Karnevalsausschusses,<br />

kurz KA, strahle<br />

Harmonie über die örtlichen Jecken<br />

aus. Diese Dach-Organisation der<br />

Vereine kann mit den organisierten<br />

Aktiven die Freude über stetig steigendes<br />

Interesse am Straßenkarneval<br />

teilen. Die Open-Air Veranstaltungen<br />

mit ihrem Höhepunkt, dem<br />

Kappessontagszug vor bis zu 100<br />

000 Besuchern, sprechen für sich.<br />

Doch die Entwicklung im Sitzungskarneval<br />

sieht leider anders<br />

aus. Von den ehemals 12 bis 15<br />

großen Sitzungen sind gerade noch<br />

drei oder vier geblieben. Wo früher<br />

jeder Karnevals-Verein Sitzungen<br />

abhielt, blieben just noch die Großveranstaltungen<br />

der Blauen Funken<br />

im Swissôtel und der „Nüsser<br />

Ovend“ der Heimatfreunde<br />

in der Stadthalle.<br />

Eine Ursache für das<br />

Sitzungssterben sehen<br />

unsere Experten in der<br />

Sättigung durch die TV-<br />

Sitzungen. Langlitz hat<br />

über 20 in einer Session<br />

gezählt. Dazu gönnt sich<br />

die „Event-Generation“,<br />

wenn überhaupt, eine<br />

Sitzung in Köln mit Brauhausbesuch<br />

und Altstadtbummel.<br />

Wenn schon,<br />

denn schon.<br />

Kalkulatorisch haben es<br />

die Veranstalter schwer,<br />

wenigstens mit einem blauen Auge<br />

davon zu kommen. Saalmieten<br />

sind astronomisch gestiegen, die<br />

Nordstadthalle weggefallen.<br />

Überhaupt sind alle Kosten<br />

inklusive Gagen gestiegen.<br />

Aber man will die Eintrittspreise<br />

möglichst schmerzfrei<br />

halten. Und man kann<br />

folgendes Phänomen beobachten:<br />

Die Gäste haben<br />

immer weniger „Sitzfleisch“<br />

und mögen sich nicht lange<br />

auf das Bühnenprogramm<br />

konzentrieren. Sie wollen<br />

sich lieber selbst feiern.<br />

Nachvollziehbar daher, dass<br />

viele Traditionsvereine Partys<br />

mit DJ und Tanz als Höhepunkt<br />

ihres Vereinswesens<br />

bevorzugen.<br />

Doch unbeirrt, wenn auch<br />

nicht frei von diesen Problemen,<br />

sticht das Flaggschiff<br />

des <strong>Neusser</strong> Karnevals, der<br />

„Nüsser Ovend“ im nächsten<br />

Februar bereits zum 81sten Mal in<br />

See. „Es wird nicht einfacher für<br />

uns, ein qualitativ hochwertiges<br />

Programm zu erschwinglichen<br />

Preisen anzubieten“, berichtet Ziegler.<br />

„Wir haben das Glück, auf engagierte<br />

und talentierte <strong>Neusser</strong> mit<br />

exklusiven Beiträgen zurückzugreifen.<br />

Deshalb müssen wir nicht Programm<br />

zukaufen, mal abgesehen<br />

von den Top-Bands, die aber wiederum<br />

Publikum ziehen. Man kann<br />

sich auf niveau- und humorvolle<br />

Betrachtungen lokaler Ereignisse<br />

freuen, denke ich zum Beispiel an<br />

unseren Prologius Christoph Kleinau,<br />

den Hoppeditz Peter Rüttgers,<br />

Sabine Leuker oder das ABC Trio<br />

(Ackermann, Barken & C. Hüsch),<br />

um nur einige zu nennen.“<br />

Ein wenig anders, mehr aus<br />

der Sicht der Künstlervereini-<br />

Ulrich Ziegler, Vize-Präsident der BKG<br />

schützt hier als Trapper Joe den (Ex-)Konsul<br />

Ernst Freistühler und die geheimnisvolle<br />

Squaw Halbes-Doppeltes-Lottchen<br />

gung, stellt sich die Gewichtung<br />

für Langlitz dar. Die beste und<br />

wichtigste Sitzung findet für ihn<br />

am 16. Januar im Thomas-Morus-<br />

Haus statt, nämlich „Nüsser vör<br />

Nüsser“. „Sie werden viel Spass<br />

haben und überrascht sein, wie<br />

ebenbürtig <strong>Neusser</strong> Redner, Duos<br />

und Musiker den TV Karnevalisten<br />

sind! Nur dass man hier nicht<br />

wie im Gürzenich einen Kredit für<br />

Eintritt und Getränke aufnehmen<br />

muss.“ Wer damit nicht genug hat<br />

oder es lieber etwas mondäner<br />

mit den Stars aus dem Fernsehen<br />

bevorzugt, solle sich getrost den<br />

Weg nach Köln sparen und die Veranstaltungen<br />

der Blauen Funken<br />

besuchen. Das sieht übrigens auch<br />

Uwe Ziegler so, dessen „Nüsser<br />

Ovend“ immerhin auf Platz drei<br />

der Langlitz-Sitzungs-Charts rangiert.<br />

(Langlitz stand dort einst als<br />

„Würstchen vom Lande“ selbst auf<br />

der Bühne.)<br />

Im Hier und jetzt freuen sich<br />

„Ex-Würstchen“ Langlitz und seine<br />

„Kappesköpp“ besonders auf<br />

etwas, was sie erst unlängst ins<br />

Leben riefen: Kneipensitzungen!<br />

Vier von diesen urigen Frühschoppen-Events<br />

finden bereits in der<br />

kommenden Session statt. Sie<br />

scheinen damit den Nerv der Zeit<br />

getroffen zu haben. Halten sie<br />

danach Ausschau auf www.kappeskoepp.de,<br />

besuchen sie Veranstaltungen<br />

der www.blaue-funken-neuss.de<br />

und verpassen sie<br />

nicht den Nüsser Ovend der www.<br />

bkg-heimatfreunde.de. Dreimal<br />

kräftig Helau! Und Abmarsch.<br />

robawolf<br />

StattBlatt 11.<strong>2008</strong> 13<br />

07_<strong>November</strong>_<strong>2008</strong>.indd 13 24.10.<strong>2008</strong> 16:24:17 Uhr

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