November 2008 - Der Neusser

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Menschen Große Events und große Frisuren! Kennen Sie Michael Bernd? Den Frisörmeister mit zwei Salons und rund 20 Mitarbeitern aus Norf? Den Konzert-, Gala- Beim Soundcheck ist Michael Bernd noch unauffällig wie Dr. Jekyll… und Party-Veranstalter? Nein, von Michael Bernd noch nicht gehört? Nicht schlimm, hier folgt ein Versuch ihn zu beschreiben: In der Erscheinung eher unauffällig, im Handeln konsequent. Nicht verbissen oder stoisch, locker und mit Bodenhaftung, kein Snob. Instinktmensch. Aufs Ziel fixiert aber nicht berechenbar. Nie link und immer verlässlich. So kenne ich ihn seit mehr als einem viertel Jahrhundert. Irgendwann habe ich aufgehört, darüber zu staunen, was er alles macht und kann. Nun, Anfang Oktober versuchten wir bei einer Tasse Kaffe etwas Chronologie in unsere Erinnerungen zu bekommen. Während ziemlich schnell rekonstruiert ist, dass seine Band „Zweistein“ erstmals in den Jahren 1979 bis 1987 bestand, muss Bernd meine verschwommenen Erinnerungen in einem Punkt geraderücken: „Natürlich war ich vorher schon im Beruf, seit 1976. Erinnerst du nicht mehr, ich war doch damals der jüngste Frisörmeister in NRW.“ Ach ja, klar. Aber nicht genug damit. Weil Musik schon immer seine große Leidenschaft war, investierte er über einen langen Zeit- 12 StattBlatt 11.2008 raum seine überschüssige Energie in seine Band. Und machte die Erfahrung, dass musizieren allein nicht reicht. „Für den Erfolg muss ich vorher trommeln. Was ich nicht selbst mache, macht auch kein anderer“, hat er sich damals gesagt. Also in die Hände gespuckt und selber Veranstalten, Verhandeln, Werben, penetrant sein, Plakatieren. Nie hat er das in Frage gestellt. Es war nötig, um das zu tun, was er gerne macht: vor Publikum auftreten. Wir erinnern uns an eine Nacht in den späten 80ern, in der es uns kaum gelang, mit gefrorenem Kleister, frostigen Händen und Eiszapfen in den Haaren eine „wilde“ Plakatierung hin zu bekommen. Doch lachten wir uns in dieser Nacht dermaßen erschöpfend „schlapp“, dass uns fast das Ötzi-Schicksal ereilt hätte. In all den Jahren blieb Bernd seinen Einstellungen treu. Von Frisuren-Shows mit Hinterhof- Flair in den späten 70ern über mondäne Frisuren-, Mode- und Als Gala-Chef sorgen Michael Bernd und Gattin Petra persönlich für den letzten Schliff, hier bei der amtierenden Mrs. Germany Musik-Galaveranstaltungen seit den 80ern bis zum restlos ausverkauften Grobschnitt-Konzert in der Stadthalle; er wächst mit seinen Aufgaben, behält den Überblick, spürt scheinbar, was machbar ist. Der Grobschnitt- Clou in der Stadthalle gilt als eine der großen Überraschungen in der Branche. Bescheiden räumt er ein, „ich wollte meine Lieblingsband live sehen. Und weil mir kein Veranstalter diese Freude bescherte, ich aber auch wusste, mit dem Wunsch stehst du nicht alleine, war Eigeninitiative gefragt.“ Just im Oktober erst ließ Michael es wieder „krachen“ diesmal mit der „Zeltingerband“. Entsprechend seinem Gespür für Kapazitäten lud er diesmal in die Halle des Greyhound. Und „Zweistein“, wer sonst, spielte im Vorprogramm. Wie auch schon vor Grobschnitt, als sie nach 10jähriger Pause in der Originalbesetzung mit Daniel & Anton Lucci, Gitarre und Bass, Joe Pilips, Drums und Bandchef Michael Bernd an den Keyboards zum zweiten Mal ein Comeback feierten. Inzwischen gehört die Sängerin Claudia Brasse sowie Verstärkung am Sax und den Percussions fest zum Line- Up. Für Bernd bedeutet das neben Auftrittsspaß und relaxten Proben auch maggeln und managen. Aber solange seine verständnisvolle Ehefrau Petra und sein geliebter sechsjähriger Sohn Joel aus einer früheren Beziehung nicht klagen, wird er es nicht lassen können. Momentan freut er sich auf sein Schmankerl zum Jahresausklang, wenn am 21. Dezember seine Band und eine weitere Lieblingsband, „They Fade In Silence“ im Norfer Kulturbahnhof auftreten. „Schön intim, mit maximal 120 Gästen, werden wir wie in alten Zeiten den Bahnhof rocken“. Der Vorverkauf läuft gut an und abermals wird er wieder nichts dem Zufall überlassen. Nebenbei bemerkt,vorher, am 13. Dezember, veranstaltet Bernd in der Neusser Pegelbar eine Benefizparty zu Gunsten der Aktion Lichtblicke. Auf so was möchte er sich aber „keinen Dicken machen“. Lieber solle ich erwähnen, dass er noch unlängst erfolgreich an einem Business- Contest einer US-Universität …bevor er sich vor Publikum in Spaßmonster verwandelt teilgenommen hat. „Für meine Geschäftskonzeption und Leistungen als Frisör habe ich den 4. Platz gemacht. Weltweit in meiner Kategorie, die von der Größe des Geschäfts abhing.“ Stimmt ja, fast vergessen, frisieren kann er ja auch, der Herr Bernd. Und das wird er nicht vernachlässigen. Denn ruhen kann er nicht, entsprechend seinem Motto: „Wer mit der Herde rennt wird schnell zum Kotelett.“ Denken sie mal drüber nach. robawolf 07_November_2008.indd 12 24.10.2008 16:24:09 Uhr www.workflow-agentur.de
Stadt Hoppeditz erwacht – und der Neusser Sitzungskarneval? Wenn am „Elften im Elften“ unsere Narren wiederholt die Besinnlichkeit der Jahreszeit und das Gedenken an St. Martin auf den Kopf stellen, fällt kaum auf, dass er, der Karneval kränkelt. Zumindest partiell, ist doch der Sitzungskarneval stark im Rückzug. Zumindest lokal. Und zumindest quantitativ. Warum das so ist, wollte ich von zwei Kennern des Neusser Karnevals wissen. Uwe Ziegler, Vizepräsident der Brauchtums- und Kanevals-Gruppe innerhalb der „Heimatfreunde Neuss e.V.“ und Heinz Langlitz, Baas (neudeutsch Boss) der Karnevals-Künstler-Vereinigung „Kappesköpp e.V.“. Vorweg: Beide liegen in ihrer Analyse nicht weit auseinander. Heinz Langlitz, ruhelos im Dienst der Neusser Humoristen Man sagt, hier und da frisches Blut, wie auch der personell erneuerte Vorstand des Karnevalsausschusses, kurz KA, strahle Harmonie über die örtlichen Jecken aus. Diese Dach-Organisation der Vereine kann mit den organisierten Aktiven die Freude über stetig steigendes Interesse am Straßenkarneval teilen. Die Open-Air Veranstaltungen mit ihrem Höhepunkt, dem Kappessontagszug vor bis zu 100 000 Besuchern, sprechen für sich. Doch die Entwicklung im Sitzungskarneval sieht leider anders aus. Von den ehemals 12 bis 15 großen Sitzungen sind gerade noch drei oder vier geblieben. Wo früher jeder Karnevals-Verein Sitzungen abhielt, blieben just noch die Großveranstaltungen der Blauen Funken im Swissôtel und der „Nüsser Ovend“ der Heimatfreunde in der Stadthalle. Eine Ursache für das Sitzungssterben sehen unsere Experten in der Sättigung durch die TV- Sitzungen. Langlitz hat über 20 in einer Session gezählt. Dazu gönnt sich die „Event-Generation“, wenn überhaupt, eine Sitzung in Köln mit Brauhausbesuch und Altstadtbummel. Wenn schon, denn schon. Kalkulatorisch haben es die Veranstalter schwer, wenigstens mit einem blauen Auge davon zu kommen. Saalmieten sind astronomisch gestiegen, die Nordstadthalle weggefallen. Überhaupt sind alle Kosten inklusive Gagen gestiegen. Aber man will die Eintrittspreise möglichst schmerzfrei halten. Und man kann folgendes Phänomen beobachten: Die Gäste haben immer weniger „Sitzfleisch“ und mögen sich nicht lange auf das Bühnenprogramm konzentrieren. Sie wollen sich lieber selbst feiern. Nachvollziehbar daher, dass viele Traditionsvereine Partys mit DJ und Tanz als Höhepunkt ihres Vereinswesens bevorzugen. Doch unbeirrt, wenn auch nicht frei von diesen Problemen, sticht das Flaggschiff des Neusser Karnevals, der „Nüsser Ovend“ im nächsten Februar bereits zum 81sten Mal in See. „Es wird nicht einfacher für uns, ein qualitativ hochwertiges Programm zu erschwinglichen Preisen anzubieten“, berichtet Ziegler. „Wir haben das Glück, auf engagierte und talentierte Neusser mit exklusiven Beiträgen zurückzugreifen. Deshalb müssen wir nicht Programm zukaufen, mal abgesehen von den Top-Bands, die aber wiederum Publikum ziehen. Man kann sich auf niveau- und humorvolle Betrachtungen lokaler Ereignisse freuen, denke ich zum Beispiel an unseren Prologius Christoph Kleinau, den Hoppeditz Peter Rüttgers, Sabine Leuker oder das ABC Trio (Ackermann, Barken & C. Hüsch), um nur einige zu nennen.“ Ein wenig anders, mehr aus der Sicht der Künstlervereini- Ulrich Ziegler, Vize-Präsident der BKG schützt hier als Trapper Joe den (Ex-)Konsul Ernst Freistühler und die geheimnisvolle Squaw Halbes-Doppeltes-Lottchen gung, stellt sich die Gewichtung für Langlitz dar. Die beste und wichtigste Sitzung findet für ihn am 16. Januar im Thomas-Morus- Haus statt, nämlich „Nüsser vör Nüsser“. „Sie werden viel Spass haben und überrascht sein, wie ebenbürtig Neusser Redner, Duos und Musiker den TV Karnevalisten sind! Nur dass man hier nicht wie im Gürzenich einen Kredit für Eintritt und Getränke aufnehmen muss.“ Wer damit nicht genug hat oder es lieber etwas mondäner mit den Stars aus dem Fernsehen bevorzugt, solle sich getrost den Weg nach Köln sparen und die Veranstaltungen der Blauen Funken besuchen. Das sieht übrigens auch Uwe Ziegler so, dessen „Nüsser Ovend“ immerhin auf Platz drei der Langlitz-Sitzungs-Charts rangiert. (Langlitz stand dort einst als „Würstchen vom Lande“ selbst auf der Bühne.) Im Hier und jetzt freuen sich „Ex-Würstchen“ Langlitz und seine „Kappesköpp“ besonders auf etwas, was sie erst unlängst ins Leben riefen: Kneipensitzungen! Vier von diesen urigen Frühschoppen-Events finden bereits in der kommenden Session statt. Sie scheinen damit den Nerv der Zeit getroffen zu haben. Halten sie danach Ausschau auf www.kappeskoepp.de, besuchen sie Veranstaltungen der www.blaue-funken-neuss.de und verpassen sie nicht den Nüsser Ovend der www. bkg-heimatfreunde.de. Dreimal kräftig Helau! Und Abmarsch. robawolf StattBlatt 11.2008 13 07_November_2008.indd 13 24.10.2008 16:24:17 Uhr
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