November 2008 - Der Neusser

Leben und Sterben in Neuss
Würdevolle letzte Ruhe für Haustiere
Schluchzend schiebt Brigitte
Nielsen eine herzförmige
Pappschachtel mit zitternder
Hand in ein gerade ausgehobenes
Grab. Das
dänische Ex-Model
ist tottraurig über
den Verlust ihres
Jack-Russel-
Terriers Joker
(†5).
Immer
wie-
der bricht die Verflossene von
„Rambo“ Sylvester Stallone in
Tränen aus, weint verzweifelt.
Dann beerdigt sie ihren verstorbenen
Hund im Garten einer
Beauty-Klinik, wo sie sich gerade
mehreren Schönheits-Operationen
unterzieht.
Ihre toten Tiere zu beerdigen
ist aber mitnichten ein Promi-
Tick, sondern wird auch bei „Otto
Normalverbraucher“ immer beliebter.
„Immer mehr Menschen
lassen ihre Tiere würdig bestatten,
wenn sie verstorben sind“,
sagt Klaus Nickolmann von Tierbestattungen
NRW. „Man kann die
Tiere einäschern lassen und dann
in einer Urne begraben, aber auch
den ganzen Kadaver
in einem
Tiersarg
auf einem
Tierfriedhofbeerdigenlassen.“
D a z u
sollte man
sich zuvor über
die verschiedenenMöglichkeiten
der Bestattung
informieren. Nickolmann:
„Wenn das
Haustier
beim Tierarzt
verstirbt, kann man dem
sagen, dass es bestattet werden
soll. Mit unserem neutralen, geschlossenen
und kühl gehaltenen
10 StattBlatt 11.2008
Fahrzeug sorgen wir oder ein
Mitbewerber dann dafür, dass die
Abholung des Haustieres diskret
und würdevoll erfolgt. Jedes
verstorbene Haustier holen
wir einzeln innerhalb
kurzer Zeit ab und
überführen es in
unsere Räumlichkeiten.“
Was passiert
mit
Hund,
Katze
Letzte Ruhe wie die Pharaonen: Das Urnenmodell „Pyramide“
Grabschmuck: Stein mit Gravurplatte
und Co. , wenn Frauchen oder
Herrchen keine Bestattung wünschen?
„Dann kommen sie in die
Tierkörperverwertung, wo man
den Leichnam in die Rohstoffe
Gas, Öl und Fett trennt und das
Tiermehl zu Briketts für die Energiegewinnung
in Industrieöfen
weiterverarbeitet“, verrät Nickolmann.
Also ziemlich unwürdig.“
Aber es geht eben auch anders.
„Mittlerweile hat sich die Meinung
beim Tierhalter durchgesetzt,
dass man vom Tier sein Leben
lang mit Treue und Anhänglichkeit
begleitet wurde. Es war Familienmitglied
und Teil des Lebens. Auf
diese schöne Zeit kann man mit
Dankbarkeit zurückblicken. Und
immer mehr
Leute geben
ihrem Tier
einen Teil
seiner
L i e b e
und Treue
zurück,
indem es
eine würdevolleBestattung
erhält.“
Dabei bestehen
die Möglichkeiten der
Feuerbestattung in einem
deutschen
Haustierkrematorium
(davon gibt es sechs), der
Urnenbeisetzung oder der Erdbestattung
auf eigenem Grundstück
oder Tierfriedhof.
„Sehr beliebt ist die Urne, die
viele gar nicht beisetzen, sondern
in Haus oder Wohnung auf einem
Ehrenplatz zur Geltung kommen
lassen“, weiß Nickolmann.
„Es besteht auch die Option der
sogenannten einfachen Einäscherung.
Dabei wird das Haustier
gemeinsam mit anderen Tieren
kremiert. Der Besitzer bekommt
eine Einäscherungsbestätigung
mit den Daten des Tieres und den
Daten der Kremierung. Die Asche
verbleibt beim Krematorium und
wird dort auf die Streuwiese verbracht
oder in einer Sammelurne
beigesetzt.“
Doch die meisten Kunden entscheiden
sich für die persönlichere
Variante. „In unseren
Räumlichkeiten, dem ‚Raum der
Stille‘, kann man auf Wunsch
noch einmal vom Tier Abschied
nehmen. Wir bereiten so für das
Haustier einen würdevollen Abschied
vor. Bei der individuellen
Einäscherung überführen wir
das Tier persönlich zum Krematorium.
Das Haustier wird dann
einzeln eingeäschert. Die Asche
des Tieres holen wir persönlich
im Haustierkrematorium ab und
setzen sie in der Urne bei, die der
Kunde ausgesucht hat.
Nach Erhalt der Asche rufen
wir den Kunden an, der kann die
Urne des Haustieres bei uns abholen
oder sich von uns zu sich
nach Hause bringen lassen. Man
kann das Tierkrematorium jederzeit
besuchen und bei der individuellen
Einäscherung des Haus-
tieres anwesend sein. Wir sorgen
natürlich auch für persönlichen
Wünsche.“
Dazu gehören auch Ablebe-
Accessoires. „Wir bieten die
Möglichkeit die Urne des verstorbenen
Tieres zusammen mit
kleinen Beigaben wie beispielsweise
Foto, Halsband, Spielzeug
etc. in unserem Kolumbarium
einzustellen. Der Besuch des
Kunden ist uns dafür jederzeit
willkommen.“
Viele Leute platzieren die Urne in Haus oder Wohnung
Wer sich für eine Erdbestattung
seines Tieres entscheidet, hat im
Kreis Neuss die Möglichkeit dies
auf dem Tierfriedhof Dormagen
zu tun.
„Wir bestatten hier Haustiere
aller Art in unterschiedlichen
Gräbern“, erklärt Inhaberin Monika
Lukas. „Hunde und Katzen
werden bei uns in getrennten
Parzellen beerdigt. Auch Vögel,
Hamster, Meerschweinchen und
sonstige Kleintiere finden bei uns
eine würdevolle Ruhestätte.“
Und die Preise? „Die Kosten
richten sich ganz nach den Wünschen
des Kunden und nach dem
jeweiligen Leistungsumfang.“
So kostet die Einzeleinäscherung
für Tiere bis 10 Kilo 135 Euro,
zwischen 20 und 30 Kilo muss
man 195 Euro bezahlen. „Die Einzelgrabstelle
50 mal 80 cm für
einen normal-großen Hund ist
beispielsweise 48 Monate lang für
450 Euro zu haben, nach Ablauf
der 4 Jahre kann beliebig jährlich
verlängert werden.“
Uwe Jansen
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