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Ausbildung zum Handy-Scout<br />

Bis 2010 wurden schon 160<br />

Handy-Scouts in Schleswig-<br />

Holstein ausgebildet und<br />

damit rund 3.000 Schülerinnen<br />

und Schüler der 5. und 6.<br />

Klassen erreicht. Das Projekt<br />

deos nehmen Schüler zunehmend<br />

auf. Sie schicken die Aufnahmen<br />

von Handy zu Handy weiter oder<br />

stellen sie ins Internet, zum Beispiel<br />

bei YouTube, SchülerVZ oder<br />

Facebook. „Grund dafür sind Langeweile,<br />

Spaß, Rache, das Bedürfnis,<br />

dazugehören zu wollen, oder<br />

eigene Probleme“, weiß Lukas<br />

und ergänzt: „Die meisten machen<br />

sich nicht klar, wie schwerwiegend<br />

die körperlichen und<br />

seelischen Folgen von Handygewalt<br />

bei den Betroffenen sind.“<br />

Die Handy-Scouts haben sich<br />

während ihrer Ausbildung Gedanken<br />

gemacht, was sie dagegen<br />

tun können. Sie haben sich schulen<br />

lassen, um ihr Wissen an jüngere<br />

Mitschülerinnen und Mitschüler<br />

weiterzugeben. Die Ausbildung ist<br />

ein sogenanntes „Peer-to-Peer-<br />

Projekt“, das bedeutet übersetzt:<br />

von gleich zu gleich. Schüler bilden<br />

Schüler aus.<br />

Die Handy-Scouts haben hierfür<br />

in Rollenspielen hautnah erfahren,<br />

wie es sich anfühlt, „geschädigte<br />

Person“ oder<br />

„Täter“ zu<br />

sein, haben<br />

selbst Filme<br />

zum Thema<br />

gedreht und<br />

Handlungsstrategien<br />

für einen<br />

vernünftigen<br />

Umgang mit<br />

dem Handy erarbeitet.<br />

Dass<br />

psychische Gewalt<br />

genauso<br />

schlimm ist wie<br />

körperliche<br />

Gewalt, wissen<br />

sie. Außerdem<br />

können sie betroffenen<br />

Schülern wertvolle Hinweise<br />

geben, wie man sich gegen<br />

Handygewalt zur Wehr setzt.<br />

Sich selbst schützen und<br />

andere respektieren<br />

Das alles lief unter dem Motto<br />

„Sich selbst schützen und andere<br />

respektieren“.<br />

wird finanziell gefördert von<br />

der Medienanstalt SH und HH.<br />

Ein neuer Kompaktkurs für<br />

interessierte Schülerinnen und<br />

Schüler der 8. und 9. Klassen<br />

wird in den Herbstferien vom<br />

11. bis 14.10. angeboten.<br />

Weitere Infos unter www.akjs-sh.de. Anmeldungen an Jens Lindemann<br />

von der JugendAkademie, E-Mail: lindemann@vjka.de<br />

Nach der Ausbildung fühlen sich<br />

Domenic, Florian und Lukas jetzt<br />

fit, als Team in die 5. Klassen zu<br />

gehen und zweistündige Workshops<br />

anzubieten.<br />

Für diese Tätigkeit werden<br />

die 15-jährigen Schüler vom Unterricht<br />

freigestellt. Studienrätin<br />

Alexandra Kursawe ist ihre Ansprechpartnerin<br />

und für den organisatorischen<br />

Ablauf zuständig.<br />

Wenn die Handy-Scouts Hilfe<br />

brauchen, ist die betreuende Lehrerin<br />

selbstverständlich für sie da.<br />

Kommen die Handy-Scouts in<br />

die Klassen, werden sie dort schon<br />

sehnsüchtig erwartet. „Die Kids<br />

freuen sich, dass wir da sind, und<br />

machen bei unseren Aktionen toll<br />

mit. In den Pausen begrüßen sie<br />

uns später mit ‚Hey Scoutys’, das<br />

ist richtig niedlich“, schmunzeln sie.<br />

Bewusst kümmern sich die<br />

Handy-Scouts schwerpunktmäßig<br />

um jüngere Mitschüler. „Wir<br />

möchten präventiv arbeiten, also<br />

mit Schülern, die noch<br />

nicht direkt mit dem<br />

Thema in Berührung gekommen<br />

sind. Je früher sie informiert<br />

sind, desto besser.“ Die<br />

meisten Schüler haben spätestens<br />

ab der 5. Klasse ein eigenes<br />

Handy. Dabei schauen die Kids<br />

sich gern ab, wofür Gleichaltrige<br />

und ältere Jugendliche ihre<br />

Handys gebrauchen, und machen<br />

es dann nach.<br />

Schüler stellen<br />

Handyregeln auf<br />

„Wir wollen den jüngeren Schülern<br />

deshalb zeigen, was geht und<br />

was nicht“, bringt es Lukas auf<br />

den Punkt. Wichtig sei, zu vermitteln,<br />

dass das Handy nicht grundsätzlich<br />

schlecht ist. „Wir besprechen<br />

mit ihnen, welche Vorund<br />

Nachteile ein Handy hat, und<br />

erläutern die Technik. Die Kids sollen<br />

mit unserer Unterstützung lernen,<br />

eigene Bedürfnisse nach<br />

Spaß, Entspannung, Anerkennung<br />

und Eigenständigkeit auszuleben,<br />

Gewalt auf dem Handy – das solltest du wissen<br />

Wer jemanden ungefragt oder<br />

gegen seinen Willen mit seinem<br />

Handy filmt, kann sich<br />

strafbar machen, wenn er<br />

dabei die Intimsphäre der<br />

gefilmten Person verletzt.<br />

Heimliche Aufnahmen auf der<br />

Toilette oder in der Umkleide<br />

sind nicht erlaubt! Ob im Klassenzimmer,<br />

auf dem Pausenhof<br />

oder sonst wo: Wenn<br />

Jugendliche andere schlagen,<br />

demütigen oder auf andere<br />

Weise verletzen und dabei<br />

filmen, begehen sie damit<br />

meist mehrere Straftaten: zum<br />

Beispiel unterlassene Hilfeleistung,<br />

Körperverletzung, Freiheitsberaubung,<br />

Nötigung,<br />

Verletzung des Rechtes am<br />

eigenen Bild, Beleidigung,<br />

räuberische Erpressung oder<br />

Verherrlichung von Gewalt.<br />

Gefilmt oder nicht – diese<br />

kriminellen Handlungen können<br />

mit bis zu zehn Jahren<br />

Freiheitsstrafe, Geldstrafen<br />

oder anderen Sanktionen<br />

bestraft werden.<br />

(Quelle: www.jugend-und-bildung.de)<br />

Achtung – Jugend schützt vor Strafe nicht!<br />

Jugendliche sind ab 14 Jahren strafmündig. Das heißt, sie können<br />

für ihre Straftaten vor dem (Jugend-)Gericht verantwortlich<br />

gemacht werden (§19 Strafgesetzbuch)<br />

ohne anderen oder sich selbst<br />

zu schaden. Das beinhaltet,<br />

dass sie sich mit ihren Wertevorstellungen<br />

in der Clique,<br />

Familie, Schule oder in der<br />

Gesellschaft auseinandersetzen“,<br />

so Florian. Am Ende des<br />

Workshops erarbeiten die<br />

Klassen ihre eigenen Regeln<br />

für den Umgang mit dem<br />

Handy. Die Regeln und ein<br />

Ohne Handy läuft nichts!<br />

„Immer das neueste Modell zu haben,<br />

ist unter Schülern sehr populär. Das<br />

Handy gilt als Statussymbol“, weiß<br />

Domenic Maash.<br />

Plakat über Handygewalt<br />

hängen sie anschließend<br />

im Klassenzimmer auf.<br />

Domenic, Florian und Lukas<br />

sind froh, dass es an ihrer Schule<br />

noch keinen Fall von Gewaltvideos<br />

auf Schülerhandys gegeben<br />

hat. Bestimmt liegt das daran,<br />

dass ihre Schule in einer sehr länd-<br />

lich geprägten und ruhigen Gegend<br />

und nicht in einer Großstadt<br />

liegt, vermuten sie.<br />

Die drei Schüler der 9 l haben es<br />

bisher nicht bereut, beim Handy-<br />

Scout-Projekt mitzumachen. Für<br />

die Ausbildung gab es ein Zertifikat<br />

und für ihre Workshops einen<br />

positiven Vermerk im Zeugnis<br />

sowie ein dickes Lob vonseiten der<br />

Mitschüler und Lehrer.<br />

Übrigens: Eine mögliche Lösung<br />

im Fall von Aila könnte so aussehen:<br />

Aila berichtet ihrer Mutter<br />

und einer Freundin über den Vor-<br />

fall in der Schule. Mit deren Unterstützung<br />

traut sie sich, am nächsten<br />

Tag ihrer Klassenlehrerin von<br />

dem Vorfall zu erzählen. Diese<br />

spricht ein ernstes Wort mit Anne<br />

und der Klasse. Anne löscht die<br />

Fotos auf ihrem Handy und entschuldigt<br />

sich bei Aila.<br />

Silke Bromm-Krieger<br />

schaettruum@bauernblattsh.de

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