Des Pudels Kern Kapitel 7
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Ereignet hatte sich diese spektakuläre Bescherung wenige Tage vor<br />
der versuchten Bestechung General Foreros und sie zielte also offenkundig<br />
darauf ab, den Rückhalt der ELN in der einheimischen Bevölkerung<br />
zu schwächen, um die Erfolgsaussichten des geplanten<br />
Militäreinsatzes gegen die ELN zu verbessern. Und somit hatte die<br />
ELN also fraglos sogar gute Gründe für die irrige Annahme, dass es<br />
sich beim Amnestieangebot der kolumbianischen Regierung um eine<br />
politische Finte handelte, das auf ihre Vernichtung abzielte. Statt sich<br />
– wie von der Regierung und Occidental Petroleum zunächst erhofft<br />
– dazu bewegen zu lassen, auf demokratische Weise an der Verbesserung<br />
der örtlichen Verhältnisse mitzuwirken, wurden die von Mannesmann<br />
erhaltenen 20 Millionen US-Dollar – das waren damals immerhin<br />
etwa 60 Millionen Mark – dann vorwiegend in den Aufbau<br />
von Kommunikationsstrukturen und von Kampfgruppen investiert,<br />
die unmittelbar nach Inbetriebnahme der Pipeline ihren verheerenden<br />
Kampf gegen die Armut mit terroristischen Mitteln und Methoden<br />
aufnahmen. Und vermutlich waren die Krisenmanager in Bonn und<br />
Düsseldorf der ELN sogar bei der Beschaffung jener G3-Sturmgewehre<br />
behilflich, mit der die ELN-Führung ihre Kampfgruppen damals<br />
bewaffnete.<br />
Somit hatten die Mannesmann AG und die Bundesregierung also<br />
fraglos ein gemeinsames Interesse an der Geheimhaltung zahlreicher<br />
heikler Begebenheiten, die sich beim Bau dieser Pipeline zugetragen<br />
hatten. Und weil mir sowohl die besonderen Vertragsbedingungen,<br />
die dem Auftrag zum Bau dieser Pipeline zugrunde lagen, als auch<br />
das Friedensangebot der ELN vom Oktober 1984 bekannt waren,<br />
hatte ich also auch sehr stichhaltige Gründe für die Annahme, das die<br />
konspirativen Bemühungen von Kanzleramtsminister Bernd Schmidbauer<br />
und Werner Mauss zur Anbahnung von Friedensgesprächen<br />
mit der ELN-Guerilla höchstwahrscheinlich einzig und alleine der<br />
Geheimhaltung der schändlichen Schuld führender Akteure und Regisseure<br />
der deutschen Wirtschaft und Politik an der terroristischen<br />
Sintflut gewidmet waren, von der Kolumbien ab Mitte der 80er Jahre<br />
heimgesucht wurde.<br />
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