Des Pudels Kern Kapitel 7
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fraglos völlig zurecht erbosten ELN-Führung, damit die Arbeiten an<br />
der Pipeline umgehend fortgesetzt und der andernfalls drohende Entzug<br />
des Auftrags und der Einzug der Bürgschaft der Deutschen Bank<br />
abgewendet werden konnten. Da man für den Auftraggeber und die<br />
zuständigen kolumbianischen Staatsorgane eine plausible Erklärung<br />
für die schlagartige Friedfertigkeit der ELN brauchte, wurde diesen<br />
gegenüber vermutlich lediglich die Bezahlung des geforderten<br />
Schutzgelds in Höhe von zwei Millionen US-Dollar eingeräumt –<br />
was aufgrund der ursprünglichen Strategie zur Befriedung der ELN<br />
mit gewaltfreien Mitteln und der besonderen Vertragsbedingungen ja<br />
weder moralisch noch juristisch zu beanstanden gewesen wäre.<br />
Zieht man nun in Betracht, dass der Mannesmann AG infolge des zunächst<br />
eklatanten Fehlverhaltens der Konzernleitung im Umgang mit<br />
dem Friedensangebot der ELN der Entzug des Auftrags und der Einzug<br />
der Bürgschaft der Deutschen Bank drohte, so liegt es fraglos auf<br />
der Hand, dass der abwegigen Entscheidung der Krisenmanager in<br />
Düsseldorf und Bonn zur Verzehnfachung des geforderten Schutzgeldes<br />
und zu dessen Deklarierung als karitative Spende zur Unterstützung<br />
des Kampfes gegen die Armut, die Spekulation zugrunde lag,<br />
das zu befürchtende unternehmerische <strong>Des</strong>aster durch die Korrumpierung<br />
der ELN abwenden zu können – obwohl es gewiss eine<br />
weitaus bessere Alternative gab, als diese Korrumpierung:<br />
Denn fraglos hätte es zur Abwendung des drohenden <strong>Des</strong>asters genügt,<br />
wenn Bundeskanzler Helmut Kohl wegen des eklatanten Fehlverhaltens<br />
des Krisenstabes im Kanzleramt und der Konzernleitung<br />
intern ordentlich Krach geschlagen, die Zahlung des verlangten<br />
Schutzgeldes angeordnet und sich bei der kolumbianischen Regierung<br />
gebührlich für das eklatante Fehlverhalten der Krisenmanager<br />
entschuldigt hätte. Und sicherlich wären in diesem Fall auch Dr.<br />
Hammer und Staatspräsident Belisario Betancur bereit gewesen, an<br />
der Suche und Umsetzung einer vernünftigen Lösung dieser selbstverschuldeten<br />
Probleme mitzuwirken und es nicht zu dem drohenden<br />
unternehmerischen <strong>Des</strong>aster kommen zu lassen.<br />
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