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Des Pudels Kern Kapitel 7

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tierte die Gefahr des Scheiterns in Wirklichkeit jedoch ausschließlich<br />

aus der in sträflicher Missachtung der örtlichen Gegebenheiten und<br />

der gewaltlosen Befriedungsstrategie der kolumbianischen Regierung<br />

getroffenen Entscheidung der Konzernleitung, die ELN mithilfe<br />

des Militärs zu bekämpfen. In diesem zentralen Punkt irrten die Autoren<br />

dieses Filmes also gewaltig.<br />

Als mögliches Motiv für diese überhebliche Entscheidung kommt<br />

meines Erachtens vor allem die Angst der Konzernleitung vor einem<br />

Einzug der 500-Millionen-Mark-Bürgschaft der Deutschen Bank in<br />

Frage. Da diese im Falle einer Überziehung der vereinbarten Bauzeit<br />

um mehr als 30 Tage auf erste Anforderung zur Auszahlung fällig geworden<br />

wäre, hatte man also wahrscheinlich zunächst darauf spekuliert,<br />

dieses Risiko mit Hilfe von General Forero minimieren zu können<br />

– also jenes Generals der kolumbianischen Streitkräfte, von dem<br />

der Handelsvertreter Bernd Schwarzer in seinem Telefonat mit Horst<br />

Schreyger am 17. Oktober 1984 in meiner Gegenwart gemeint hatte,<br />

er würde kurzen Prozess mit diesem „Lumpengesindel“ machen,<br />

falls wir ihn darum bitten würden.<br />

Folglich resultierte der in dieser TV-Dokumentation gerühmte Strategiewechsel<br />

also sicherlich auch nicht aus der vermeintlich glorreichen<br />

Erkenntnis der Eheleute Mauss, dass in Kolumbien die Armut<br />

anstatt der Terrorismus bekämpft werden müsse, sondern aus der<br />

schlichten Tatsache, dass General Forero am 26. Dezember 1984 den<br />

von Mannesmann vom spanischen Militär angeheuerten Oberst in<br />

flagranti hatte verhaften lassen, als dieser ihn mit etwas Schmiergeld<br />

zur Entsendung von zusätzlichen Truppen in die Pipeline-Region<br />

motivieren wollte, und dass die ELN aufgrund dieser aufsehenerregenden<br />

Verhaftung erkennen konnte, dass Mannesmann nach meiner<br />

Entlassung am 26. Oktober ein hinhaltendes Katz- und Mausspiel um<br />

die Auslösung der Entführten getrieben hatte, das eindeutig auf ihre<br />

Bekämpfung abzielte.<br />

Somit war die exorbitante 20-Millionen-Dollar-Spende also auch garantiert<br />

nicht der Bekämpfung von Armut gewidmet, sondern einzig<br />

und alleine der Beschwichtigung und Korrumpierung der zunächst<br />

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