Des Pudels Kern Kapitel 7

der sonderbaren Herzlichkeit der Beziehungen zwischen der ELN-
Führung und Werner Mauss vorgesetzt worden war:
Sprecher: Wie sind Sie überhaupt nach Kolumbien gekommen?
Mauss: Hm, also 1984 sind wir nach Kolumbien gesandt worden,
um entführte deutsche Ingenieure zu befreien und eine Baustelle zu
schützen.
Sprecher: Es ist die Firma Mannesmann, die das Agentenpaar anheuert.
Der Konzern hat sich gegen internationale Konkurrenz
durchgesetzt und baut für 750 Millionen US-Dollar im Auftrag der
kolumbianischen Regierung eine Pipeline, die von einem Ölfeld im
Nordosten durch die Anden bis an die Karibik führt. Das Projekt hat
nur einen Haken: Es zieht sich durch das Gebiet der pro-kubanischen
ELN. Die ELN sabotiert den Bau und hat zudem einige Mitarbeiter
entführt. Das Projekt steht trotz militärischem Schutz kurz vor
der Pleite.
Mauss: Wir haben festgestellt, dass das eben mit anderen Methoden
gemacht werden muss, als wir bisher gewohnt waren, denn das Ziel
war, hier Terroristen zu bekämpfen, das heißt, die Guerilla, die ELN.
Und wir haben dann im Laufe unseres Einsatzes sehr schnell feststellen
müssen, dass hier die Armut bekämpft werden muss und nicht
der Terrorismus und dass die Guerilla eine gewisse Notwendigkeit
hat zu existieren.
Sprecher: Mauss setzt auf eine weiche Lösung. Mannesmann entdeckt
sein Herz für die Bevölkerung. Der Agent lässt kleine Sozialstationen
bauen und einfache Kindergärten. Die Methode wirkt.
Auch die Guerilla ist beeindruckt und lässt die gefangenen Mitarbeiter
frei – nach kolumbianischen Angaben für vier Millionen US-Dollar.
Seither ist Mauss bei der ELN ein gern gesehener Gast.
Zwar wurde der deutschen Öffentlichkeit in diesem Film glaubhaft
der Eindruck vermittelt, das Projekt wäre aufgrund von Sabotageakten
der ELN vor dem Scheitern gestanden. Wie sich aus meiner minutiösen
Beschreibung der Bedingungen ergibt, zu denen der Auftrag
für den Bau dieser Pipeline an Mannesmann vergeben wurde, resul-
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