Des Pudels Kern Kapitel 7
Des Pudels Kern Kapitel 7
Des Pudels Kern Kapitel 7
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Einige Monate später erhielt ich zu meiner Überraschung dennoch<br />
eine Einladung zu einem Symposium über die Entführungsindustrie<br />
in Kolumbien, das von Pax Christi Holland am 12. November 2001<br />
in Den Haag veranstaltet wurde. Da in der Einladung angekündigt<br />
worden war, dass ein abtrünniges Mitglied der Führungsriege der<br />
ELN anwesend sein würde, hoffte ich von diesem zu erfahren, wie<br />
viel Mannesmann damals tatsächlich bezahlt hatte, und nahm an dem<br />
Symposium teil.<br />
Bei diesem Mitglied handelte es sich um Herrn Leon Valencia, der<br />
über viele Jahre hinweg als „rechte Hand“ des ELN-Führers Manuel<br />
Perez fungiert hatte, bevor er abtrünnig wurde. Im Beisein von Herrn<br />
Francisco Santos Calderón, dem späteren Vizepräsidenten von Kolumbien,<br />
und zwei weiteren Personen erfuhr ich so, dass Frau Zumpolles<br />
Behauptung stimmte, dass die Überbringung der 20 Millionen<br />
US-Dollar in den ersten Januartagen des Jahres 1985 stattgefunden<br />
hatte und dass Herr Valencia bei deren Übergabe durch Beauftragte<br />
von Mannesmann persönlich zugegen gewesen war. Außerdem erzählte<br />
er mir bei dieser Gelegenheit, dass die ELN über diese exorbitante<br />
Schutzgeldzahlung völlig verblüfft gewesen wäre und ihr Glück<br />
kaum fassen konnte, weil sie lediglich mit der Überbringung der verlangten<br />
zwei Millionen US-Dollar gerechnet hatten und diese 20<br />
Millionen US-Dollar obendrein ausdrücklich als karitative Spende<br />
zur Unterstützung ihres Kampfes gegen die Armut in Kolumbien deklariert<br />
wurden. Aus Anlass dieser völlig überraschenden Unterstützung<br />
durch die Mannesmann AG hätten sie damals spontan drei Tage<br />
lang „gesoffen“ und gefeiert.<br />
Da mir die örtlichen Verhältnisse und die besonderen Vertragsbedingungen,<br />
die dem Auftrag für den Bau dieser Pipeline zugrunde lagen,<br />
bestens bekannt waren und Leon Valencia fraglos keinerlei Grund<br />
hatte, mir etwas vorzugaukeln, hielt ich dessen Erzählungen natürlich<br />
für weitaus glaubwürdiger als beispielsweise die folgende, an den<br />
Haaren herbeigezogene Story, die der deutschen Öffentlichkeit in der<br />
ZDF-Dokumentation Das Ende des Schattenmannes zur Erklärung<br />
267