Des Pudels Kern Kapitel 7
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gne zu suggerieren, sie hätten ernsthaft versucht, die Übernahme<br />
durch Vodafone zu verhindern.<br />
Von der ungeheuerlichen Brisanz des Fehlverhaltens der Konzernleitung<br />
im Umgang mit der ELN-Guerilla hörte ich das erste Mal im<br />
Frühjahr 2001. Damals erhielt ich einen Anruf einer Frau Liduine<br />
Zumpolle aus Holland, die mich treffen wollte, um über meinen<br />
Brief an Bischof Lehmann sprechen zu können, von dem sie wohl<br />
über kirchliche Kanäle eine Kopie erhalten hatte. Frau Zumpolle arbeitete<br />
damals für die katholische Laienorganisation Pax Christi Holland,<br />
die schon seit einigen Jahren nach einem Ausweg aus dem terroristischen<br />
Teufelskreis suchte, in den Kolumbien ab Mitte der<br />
1980er Jahre geraten war, und verfügte über sehr gute Kolumbienkenntnisse.<br />
Stattgefunden hat das in diesem Telefonat vereinbarte Meeting bei<br />
mir in Mönchengladbach. In diesem informierte mich Frau Zumpolle,<br />
dass Mannesmann seinerzeit nicht zwei Millionen US-Dollar an<br />
die ELN bezahlt habe – wie ich in meinem Brief an Bischof Lehmann<br />
unterstellt hatte – sondern 20 Millionen! Da die ELN jedoch<br />
nur zwei Millionen gefordert hatte, hielt ich diese Information zunächst<br />
für eine absurde Übertreibung, obwohl Frau Zumpolle diese<br />
brisante Information in einem persönlichen Gespräch mit Manuel<br />
Perez, einem exkommunizierten katholischen Priester und langjährigen<br />
Chef der ELN-Guerilla erhalten hatte.<br />
Weil Manuel Perez bereits in seinem Interview mit dem Zeit-Reporter<br />
Michael Stührenberg zum Teil haarsträubende Lügen, Übertreibungen<br />
und Sachverhaltsentstellungen in die Welt gesetzt hatte, um<br />
das angeblich vorbildliche Verantwortungsbewusstsein und die hohe<br />
Intelligenz zu rühmen, mit der Mannesmann beim Bau der Pipeline<br />
zu Werke gegangen sei, hatte ich vermutet, dass er auch Frau Zumpolle<br />
belogen hatte – was sie natürlich nicht glauben wollte. Und so<br />
gelang es mir in diesem Gespräch leider nur ansatzweise, Frau Zumpolle<br />
von der Schwere der Schuld Mannesmanns an den verheerenden<br />
Fehlentwicklungen in Kolumbien zu überzeugen.<br />
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