Des Pudels Kern Kapitel 7
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verständlicherweise kalte Füße und machte sich mit unserem Sohn<br />
Max – der nach seinem viel zu frühen Start ins Leben inzwischen<br />
mächtig aufgeholt hatte – fluchtartig aus dem Staub. Somit war das<br />
Schlamassel komplett, in das ich aufgrund der Machenschaften der<br />
Bayerischen Vereinsbank geraten war. Weil diese damals noch als ein<br />
seriös agierendes Kreditinstitut galt und mein Werdegang als Bauingenieur<br />
und Mailorder-Unternehmer auf Außenstehende fraglos<br />
ziemlich anrüchig wirkte, glaubte Gaby wohl, an einen Hochstapler<br />
geraten zu sein, und fühlte sich durch mich blamiert.<br />
Da durch Gabys Flucht die Möglichkeit zunichte gemacht wurde, unter<br />
der auf ihren Namen eingetragenen und bereits tätig gewordenen<br />
Firma Micro-Express GmbH ein auskömmliches Einkommen für die<br />
Familie zu erwirtschaften und nebenher diesen Schadensersatzprozess<br />
zu führen, stand ich aufgrund meiner persönlichen Bürgschaft<br />
für die Kredite meiner Firma somit zunächst praktisch vor dem totalen<br />
Nichts. Das Schlamassel, in das ich geraten war, schien dermaßen<br />
hoffnungslos zu sein, dass mein Schwager August und meine<br />
Schwester Elisabeth sich nach Gabys Flucht sogar erstaunt darüber<br />
zeigten, warum ich mir noch nicht das Leben genommen hatte. Und<br />
leider sollten sie sich obendrein auf höchst niederträchtige Weise davor<br />
drücken, zumindest einen Teil ihrer Schulden bei mir zu begleichen<br />
oder mir in meinem Bemühen um die Erwirkung eines angemessenen<br />
Schadensersatzes anderweitig behilflich zu sein.<br />
Selbstverständlich war mir dies alles sehr tief unter die Haut gegangen.<br />
Als besonders bitter empfand ich in Anbetracht der meiner Verwandtschaft<br />
gewährten Hilfen deren zynische Häme, weil es mir<br />
nicht gelungen war, den sich bereits ab November 1992 abzeichnenden<br />
Untergang meiner Firma abzuwenden und deren Bemühungen,<br />
von diesem Untergang zu profitieren. Dank meiner Erziehung und<br />
meines in vielen Jahren herangereiften Selbst- und Gottvertrauens<br />
blieb ich jedoch trotz des üblen Verhaltens meiner Verwandtschaft<br />
und der schwierigen Lage, in die ich geraten war, glücklicherweise<br />
von Depressionen verschont – zumal ich damals noch der Überzeugung<br />
war, in einem wohlgeordneten Rechtsstaat zu leben und hoffte,<br />
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