Des Pudels Kern Kapitel 7
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gewiss genügend Gründe, eine Veröffentlichung meines vermeintlichen<br />
Schnees von gestern zu fürchten wie die Pest – selbst wenn es<br />
diese exorbitante Barspende nicht gegeben hätte.<br />
Und sicherlich waren sich die Herren Picot, Funk, Esser, Kopper und<br />
Ackermann dank meiner diversen Briefe auch darüber im Klaren,<br />
dass der Konzern eine stichhaltige Aufdeckung der Schuld Mannesmanns<br />
an einer verheerenden Eskalation des Terrorismus in Kolumbien<br />
wohl kaum überleben würde – zumal diese Eskalation auch<br />
mindestens 20 000 Menschen das Leben gekostet hatte und folglich<br />
insbesondere in den USA und in ganz Lateinamerika ein Sturm der<br />
Entrüstung zu befürchten war, falls das Fehlverhalten der Konzernleitung<br />
in hinreichender Stichhaltigkeit publiziert werden sollte.<br />
In dieser für Mannesmann sehr prekären Lage kam es Ende Oktober<br />
1999 zum panikartigen Kauf der britischen Mobilfunkfirma Orange<br />
zu einem extrem überzogenen Preis. Da dieser Kauf weder den Regeln<br />
der Old Economy noch der New Economy entsprach, zielte er<br />
meines Erachtens entgegen der von vielen Wirtschaftsjournalisten<br />
gehegten Vermutung jedoch wohl kaum auf die Verhinderung einer<br />
befürchteten Übernahme durch Vodafone ab, sondern wohl eher auf<br />
die Bildung einer strategischen Partnerschaft mit pragmatischen Spekulanten<br />
im Interesse einer möglichst schnellen und profitablen Liquidierung<br />
des Konzerns – was Dr. Esser dann bekanntlich in Kooperation<br />
mit dem mysteriösen Mr. Canning Fok aus Hongkong und<br />
sicherlich auch dank der Unterstützung durch die Deutsche Bank gelungen<br />
ist, die ja – wie bereits erwähnt – schon seit über hundert Jahren<br />
als Mater gloriosa der Mannesmann AG fungierte.<br />
Weil die Mannesmann AG nicht nur Gefahr lief, für die in Kolumbien<br />
begangenen Schandtaten zur Rechenschaft gezogen zu werden,<br />
sondern obendrein auch auf einem Berg von über 50 Milliarden<br />
Mark Schulden saß, hatten die Manager dieser profitablen Liquidierung<br />
ihre später so heiß umstrittenen Boni aus faustischer Sicht der<br />
Dinge also fraglos sogar redlich verdient – zumal es gelungen war,<br />
der Öffentlichkeit mittels einer wahrlich gigantischen Medienkampa-<br />
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