Des Pudels Kern Kapitel 7
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Verständnis dafür bitten, dass ich mich von hier aus nicht äußern<br />
kann. Sollten Sie in diesem Zusammenhang jedoch im Besitz von Erkenntnissen<br />
sein, die strafrechtlich relevant sein könnten, so wird anheim<br />
gestellt, diese den zuständigen Strafverfolgungsbehörden zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
Im Auftrag<br />
gez. (Vorbeck)<br />
Selbstverständlich wusste man im Bundeskanzleramt entgegen der<br />
hier aufgestellten Behauptung sehr wohl, dass in Kolumbien schon<br />
einige Jahre bevor mit dem Bau dieser Pipeline begonnen wurde, definitiv<br />
keine bürgerkriegsähnliche Situation mehr herrschte. Andernfalls<br />
wäre es ja auch der helle Wahnsinn gewesen, diesen Auftrag<br />
überhaupt anzunehmen. Tatsächlich hatte sich das letzte größere Gefecht<br />
des Militärs mit der ELN schon im Jahre 1978 ereignet, also<br />
sechs Jahre bevor Mannesmann diesen Auftrag erhalten hatte. Nach<br />
diesem Scharmützel soll die ELN aus gerade noch 34 Kämpfern bestanden<br />
haben, die sich fortan ihren Lebensunterhalt damit verdienten,<br />
dass sie sich in der sehr unwegsamen Provinz Arauca in Robin-Hood-Manier<br />
um die Verbesserung der Lebensbedingungen der<br />
örtlichen Bevölkerung bemühten und ihre Umtriebe mit den üblichen<br />
Phrasen aus dem rhetorischen Fundus marxistischer beziehungsweise<br />
befreiungstheologisch inspirierter Revolutionäre begründeten. Außerdem<br />
hatten alle anderen aktiven kolumbianischen Guerilla-Bewegungen<br />
im Sommer 1984 die Bedingungen des Amnestie-Angebot<br />
der kolumbianischen Regierung offiziell akzeptiert.<br />
Aufgrund der Tatsache, dass meine Vorwürfe gegen Mannesmann<br />
sich auf mögliche Straftaten bezogen, die in verdeckter Kooperation<br />
mit führenden Leuten der Regierung Kohl begangen worden waren,<br />
zog ich aus diesem Schreiben den Schluss, dass unsere Strafverfolgungsbehörden<br />
im Falle einer Strafanzeige höchstwahrscheinlich die<br />
politische Anweisung von oben erhalten würden, sich um eine elegante<br />
Entsorgung dieser Angelegenheit zu bemühen. Statt mich mit<br />
der Frage der strafrechtlichen Relevanz meiner Erkenntnisse zu befassen<br />
und – wie vorgeschlagen – eine wahrscheinlich sinnlose Straf-<br />
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