Des Pudels Kern Kapitel 7
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Mandat zur Betreibung meiner Forderung auf Schadensersatz und<br />
zur Abwehr der wegen meiner Bürgschaft zu erwartenden Zwangsvollstreckungsmaßnahmen<br />
in mein Privatvermögen. Freiherr von Liliencron<br />
war im Hauptberuf stellvertretender Leiter der Rechtsabteilung<br />
der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank und zeigte sich<br />
bezüglich meiner Erfolgsaussichten auch prompt sehr zuversichtlich,<br />
nachdem ich ihm den Sachverhalt erläutert hatte.<br />
Zwar hatten sich im Verlauf des Untergangs meiner Firma einige Anhaltspunkte<br />
dafür ergeben, dass es sich um eine kriminelle Kreditkündigung<br />
zum bewusst gewählten Zeitpunkt handelte, um die Interessen<br />
der Computer 2000 AG zu schützen respektive zu fördern. Da<br />
aber nach den geltenden Gesetzen Fahrlässigkeit genügte, um die<br />
Bank für den mir zugefügten Schaden haftbar machen zu können,<br />
schien es meinem Anwalt und folglich auch mir ratsam, die Kirche<br />
im Dorf zu lassen und meinen Anspruch auf Schadensersatz lediglich<br />
auf den Tatbestand der fahrlässigen Kreditkündigung zur Unzeit zu<br />
stützen – also auf ein nicht kriminelles Vergehen.<br />
Eigentlich hätte ich der Akte, die ich für Freiherr von Liliencron aus<br />
Anlass dieses Gespräches zusammengestellt hatte, auch gerne eine<br />
Kopie des Schreibens der Bank vom 14. Mai 1992 beigefügt, mit<br />
dem die Kündigung der Geschäftsverbindung ausgesprochen wurde.<br />
Doch leider befand sich ausgerechnet dieses Schreiben aus mir zunächst<br />
noch unerklärlichen Gründen nicht in den ansonsten kompletten<br />
Geschäftsunterlagen. Weil diese Kündigung jedoch infolge meiner<br />
Ankündigung, gegebenenfalls umgehend Konkurs anzumelden,<br />
schon im Meeting vom 18. Mai 1992 wieder zurückgenommen wurde,<br />
und somit die mir per Schreiben der Bank vom 19. Mai 1992 diktierten<br />
Bedingungen der Bank für die Begründung meines Schadensersatzspruchs<br />
maßgeblich waren, hielt Freiherr von Liliencron<br />
dieses Schreiben für irrelevant.<br />
Wohl wegen der wenig vertrauenserweckenden Mandatsführung<br />
durch die Kanzlei des Freiherrn von Liliencron und des abrupt geplatzten<br />
Traumes, ein Leben als Gattin eines angesehenen Unternehmers<br />
führen zu können, bekam Gaby im November 1993 fast schon<br />
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