Textskript Geologie der Schweiz - geo-life
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<strong>Geologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
<strong>Textskript</strong><br />
Mark Feldmann<br />
Dr.sc.nat. ETH
Definitionen, Methoden und Probleme<br />
Stratigraphie<br />
Lehre von den Gesteinsschichten (strata) <strong>der</strong> äusseren Erdrinde. Diese Gesteinsschichten bilden<br />
meistens nur eine dünne Haut von 0-20 km aus Sedimentgesteinen, die den grössten Teil<br />
<strong>der</strong> Erdoberfläche bedecken.<br />
Lithostratigraphie: Stratigraphisches Grundgesetz: Überlagerungen älterer Schichten durch<br />
jüngere (Nikolaus Steno, 1669 – de solido intra solidum naturaliter contento prodromus dissertationis).<br />
Die unmittelbare Verfolgung von Schichten ist nur in Ausnahmefällen möglich (Grand Canyon,<br />
Minen). Die Korrelation erfolgt meistens auf Grund von einzelnen Profilen in natürlichen<br />
o<strong>der</strong> künstlichen Aufschlüssen. Einzelne Schichten werden z.B. mittels Leitmineralien, Struktur,<br />
Chemismus, Tonmineralogie, Fossilinhalt o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er nützlicher Kriterien charakterisiert.<br />
In Bohrungen werden die Schichten auf Grund <strong>der</strong> elektrischen Leitfähigkeit, <strong>der</strong> Gamma-Strahlung<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er seismischer Parameter festgelegt. Einzelne Schichten können sehr<br />
grosse seitliche Ausdehnungen besitzen, an<strong>der</strong>e sind linsenförmig und keilen auf kurze Distanz<br />
aus.<br />
Ausbildung einer bestimmten Schicht: Fazies (Amanz Gressly, 1938).<br />
Problematik <strong>der</strong> rein lithostratigraphischen Korrelation: Fazieswechsel, Faziesrekurrenz (in<br />
einem Profil erscheint die gleiche Fazies in verschiedenen Höhen).<br />
Biostratigraphie: Fossilien dienen als Zeitmarken; charakteristische Fossilien treten in bestimmten<br />
Schichten auf (William Smith, erste <strong>geo</strong>logische Karte von England, 1799). Fossilien<br />
dienten zunächst einfach als „Denkmünzen“ (Cuvier in Frankreich unterschied zu Beginn<br />
des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts klar zwischen lebenden und ausgestorbenen Tieren, die einer „an<strong>der</strong>en<br />
Welt“ angehörten und die durch eine Katastrophe umgekommen sein mussten, da sie in <strong>der</strong><br />
<strong>geo</strong>logischen Überlieferung plötzlich verschwanden. Weil mehrere solche „Welten“ aufgefunden<br />
wurden, mussten verschiedene Katastrophen und daraufolgende Neubesiedlungen angenommen<br />
werden); seit Darwin gilt die genetische Abfolge <strong>der</strong> Evolutionstheorie.<br />
Die biostratigraphische Korrelation von Schichten bezieht sich auf <strong>der</strong> darin enthaltenen Fauna<br />
und Flora. Ähnliche Fossilien zeigen ein ähnliches (nicht unbedingt gleiches) Alter an, wie<br />
die Schichten, in denen sie enthalten sind. Die Biostratigraphie bietet einen von <strong>der</strong> Lithostratigraphie<br />
weitgehend unabhängigen Massstab, dank <strong>der</strong> irreversiblen Entwicklung von Tier-<br />
und Pflanzenwelt.<br />
Bemerkung zum Artbegriff: Die Kriterien für die Definition einer Art wie sie in <strong>der</strong> biologischen<br />
Systematik verwendet werden, können in <strong>der</strong> Paläontologie nicht angewendet werden.<br />
Der Artbegriff stützt sic hier auf rein morphologische Merkmale. Übergänge von einer Art zur<br />
darauf folgenden können scharf sein, sind aber meistens graduell. Eine „Art“ wird häufig<br />
biometrisch charakterisiert. Nicht alle Fossilien sind gleichermassen für die Datierung von<br />
Schichten geeignet. Die Erfor<strong>der</strong>nisse für ein „gutes Leitfossil“ sind:<br />
- Häufigkeit<br />
- gute Erhaltungsfähigkeit (Hartteile aus CaCO 3, SiO 2 od. Apatit)<br />
- relative Unabhängigkeit von Faziesbedingungen<br />
- kurze spezifische Lebensdauer<br />
- rasche spezifische und grosse <strong>geo</strong>graphische Ausbreitung<br />
3
Die biostratigraphische Grundeinheit ist die Zone, eine Schicht o<strong>der</strong> ein Schichtstapel mit<br />
einer bestimmten Organismengesellschaft. Die Benennung erfolgt gewöhnlich nach einem<br />
charakteristischen Vertreter. Seltener werden Zonen durch das Vorkommen einer einzigen Art<br />
definiert. An Stelle <strong>der</strong> Zonen kann man auch Datumsflächen benutzen, die durch biologische<br />
Ereignisse, wie das erste Auftreten o<strong>der</strong> das Aussterben einer Art gekennzeichnet sind.<br />
Chronostratigraphie: Feststellen <strong>der</strong> relativen Gleichaltrigkeit von Schichten auf Grund von<br />
Gesteinscharakter, Lagerung und Fossilinhalt und des absoluten Alters mit Hilfe von physikalischen<br />
Methoden.<br />
Messung des Alters von Gesteinen <strong>der</strong> Erde in (heutigen) Jahren.<br />
Entstehung <strong>der</strong> Erde nach <strong>der</strong> Bibel: 26. 10. 4004 v.Chr 9. 00 Uhr<br />
Vishnu Purana: 1'972'947'103 v.Chr<br />
Heutige Annahme: 4'650'000'000 v.Chr.<br />
Ältere Versuche das Alter <strong>der</strong> Erde zu bestimmen durch Sedimentationsgeschwindigkeit,<br />
Salzgehalt <strong>der</strong> Ozeane o<strong>der</strong> Abkühlung <strong>der</strong> Ozeane haben nur historisches Interesse. Dagegen<br />
ist die kernphysikalische, nukleare Chronologie heute von grosser Bedeutung. Bestimmt wird<br />
dabei das Alter <strong>der</strong> Kristallisation eines Gesteins o<strong>der</strong> eines Minerals, sowie die Zeit <strong>der</strong><br />
Schliessung seines Zerfallsystems (z.B. auf Grund mineralparagenetischer Überlegungen für<br />
Rb/Sr: Muskowit ca. 500°C, Biotit ca. 300°C).<br />
14<br />
C-Methode: Geeignet für die letzten 60'000 – 80'000 Jahre. Das als Sekundärprodukt <strong>der</strong><br />
kosmischen Strahlung und <strong>der</strong> Atmosphäre gebildete Neutron trifft auf ein 14 N Atom <strong>der</strong> Atmosphäre<br />
und stösst ein Proton aus: 14 C.<br />
14 14<br />
C -> N H = 5730 Jahre<br />
Voraussetzung: konstante Intensität <strong>der</strong> kosmischen Strahlung.<br />
Paläo<strong>geo</strong>graphie<br />
Rekonstruktion fossiler Landschaften in ihrer zeitlichen Verknüpfung. Die Grundlage dazu<br />
bildet das Prinzip des Aktualismus (Hutton 1784; Lyell 1830: The present is the key to the<br />
past). Physikalische Gesetze haben sich im Verlauf <strong>der</strong> Erdgeschichte nicht geän<strong>der</strong>t. Heutige<br />
Prozesse als Analoga zu vergangenen; aber Einschränkungen des physiographischen Aktualismus<br />
durch zyklische und irreversible Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> planetaren Umweltbedingungen –<br />
Paläoklimatologie, Paläotektonik, Paläobio<strong>geo</strong>graphie, etc...<br />
Interpretation <strong>der</strong> Fossilien: Aktualistische Methode wird unsicher, wo Fossilgruppen keine<br />
lebende Verwandten hinterlassen haben o<strong>der</strong> wo sich die Lebensgewohnheiten einer Gruppe<br />
wesentlich verän<strong>der</strong>t haben.<br />
Die <strong>geo</strong>logische Geschichte wird unverständlich, wenn die gegenseitige Lage <strong>der</strong> Kontinente<br />
und ihre Lage zur Erdachse als fest betrachtet werden. Die Theorie <strong>der</strong> Kontinentalverschiebungen<br />
(Alfred Wegener, 1920) war lange verrufen – seit 1960 wird <strong>der</strong> Mechanismus <strong>der</strong><br />
Plattentektonik vollauf bestätigt.<br />
Paläomagnetik: Hinweise auf Kontinentalverschiebungen durch paläomagnetische Untersuchungen.<br />
Die heutige Sedimentation wi<strong>der</strong>spiegelt das heutige Magnetfeld <strong>der</strong> Erde. Frühere<br />
Sedimentationsprozesse wi<strong>der</strong>spiegeln das frühere Magnetfeld <strong>der</strong> Erde.<br />
Umpolungen des Magnetfeldes traten wahrscheinlich auf <strong>der</strong> ganzen Erde gleichzeitig und<br />
kurzfristig auf. Dadurch hat sich die magnetische Stratigraphie bis ins Paläozoikum gut etabliert.<br />
4
Zusammenfassung <strong>der</strong> Geologischen Geschichte <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
Das gesamte zukünftige Gebiet <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> war während <strong>der</strong> variskischen (herzynischen)<br />
Orogenese (Gebirgsbildung) in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Karbonzeit stark deformiert und metamorphosiert<br />
worden. Ältere Gesteine – Gneise, Granite, Amphibolite, etwas Marmor und einige<br />
ultramafische Gesteine – bestimmen das metamorphe Grundgebirge, dessen Geschichte sehr<br />
ungewiss ist.<br />
Nach <strong>der</strong> kontinentalen Phase des Perm transgredierten während <strong>der</strong> Trias seichte Meere,<br />
teilweise aus dem Germanischen Becken des Nordens, aber hauptsächlich aus <strong>der</strong> Paläotethys<br />
im Südosten. In ihnen bildeten sich Karbonatplattformen.<br />
Diese Karbonatplattformen begannen in <strong>der</strong> frühen und mittleren Jurazeit aufzubrechen, zeitgleich<br />
mit <strong>der</strong> Öffnung des Afro-Nordamerikanischen Atlantik und Teilen <strong>der</strong> westlichen<br />
Tethys. Die zukünftigen Alpen zeichneten sich durch einen nördlichen Kontinentalrand (Helvetikum),<br />
ein zentrales Becken mit eingelagerten Plattformen (Penninikum) und einer südlichen<br />
Plattform o<strong>der</strong> einem Kontinentalrand aus. Epikontinentale (epeirische) Meere bedeckten<br />
den zukünftigen Jura und Teile des Molassebeckens.<br />
Die Produktion von neuer ozeanischer Kruste im kleinen penninischen Ozean begann scheinbar<br />
zur Zeit des Mittel-Jura (ca. Bathonian). Im oberen Jura verlangsamte sich die Sedimentation<br />
im penninischen und ostalpinen Gürtel, während Karbonatsedimentation auf dem helvetischen<br />
Rand und im Jura vorherrschte. Sedimentation wurde wie<strong>der</strong> schneller in <strong>der</strong> unteren<br />
Kreide in beiden Ablagerungsbereichen, im Penninikum, wo ein Hauptteil <strong>der</strong> mächtigen<br />
Bündnerschiefer abgelagert wurde und auf <strong>der</strong> helvetischen Randzone. Der nördlichste Teil<br />
des Landes hob sich irgendwann in <strong>der</strong> unteren Kreide.<br />
In <strong>der</strong> mittleren Kreide (ca. Albian, 100 ma) o<strong>der</strong> vielleicht etwas früher begannen Kompressionsbewegungen,<br />
zuerst im Ostalpin und später im südlichen Teil des penninischen Gürtels.<br />
Die Ophiolitproduktion hörte auf und die Flyschsedimentation begann. Die kretazischen Deformationen<br />
sind verbunden mit einer Hochdruckmetamorphose. Der helvetische Rand sank<br />
immer mehr ein und erhielt pelagische Sedimente. Nur wenig ist aus dem Jura bekannt aus<br />
dieser Zeit. Man weiss lediglich, dass er durch kurze Transgressionen überflutet wurde.<br />
Am Ende <strong>der</strong> Kreidezeit hoben sich <strong>der</strong> Jura und das Molassebecken und wurden Teil einer<br />
ausgedehnten tief liegenden Landmasse. Die alpinen Deformationen hatten offensichtlich eine<br />
Ruhepause zu gewissen Zeiten des Paläozäns. Paläozäne und Eozäne Flysche wurden in verschiedenen<br />
Trögen des Penninikums und des südlichsten Helvetikums (Ultrahelvetikum) abgelagert.<br />
Im Helvetikum werden Sequenzen von Flachwasserkalken und Sandsteinen / pelagischen<br />
Schiefern / Flysch zunehmend jünger gegen Nordwesten.<br />
Der Höhepunkt <strong>der</strong> Hauptgebirgsbildung passierte am Ende des Eozäns (ca. 40 ma). Er wurde<br />
begleitet von basaltischem und andesitischem Vulkanismus, gefolgt von Metamorphose. Zur<br />
selben Zeit begann ein Auseinan<strong>der</strong>reissen des Vorlandes im Rheingraben. Im Oligozän wurden<br />
die Alpen gehoben und die einzigen alpinen Granite, die Bergeller Granite, wurden intrudiert.<br />
Mächtige Mittel-Oligozäne bis Mittel-Miozäne detritische Formationen, hauptsächlich<br />
aus kontinentalem und teilweise aus marinem Ursprung sammelten sich im Molassebecken<br />
und auch am südlichen Fuss <strong>der</strong> Alpen an.<br />
Im Oligozän und im Miozän kamen die helvetischen Decken zum alpinen Gebilde. Der bislang<br />
letzte Akt <strong>der</strong> Deformation an <strong>der</strong> Grenze Miozän-Pliozän führte zur Faltung <strong>der</strong> Juraberge.<br />
Im Pliozän wurden die Alpen wahrscheinlich zu niedrigen Hügeln abgetragen. Das Pleistozän<br />
kennzeichnet sich durch neuerliche Hebung und durch starke Vergletscherungen, welche das<br />
ganze Land einbezogen.<br />
5
Geschichte <strong>der</strong> <strong>geo</strong>logischen Forschung<br />
Horace-Bénédict de Saussure, ein Genfer Aristokrat, war die dominante Figur <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er<br />
<strong>Geologie</strong> während des späten 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Er behauptete bereits, dass die Berge den<br />
Schlüssel zu vielen <strong>geo</strong>logischen Problemen enthielten; aber es würde noch eine lange Zeit<br />
dauern bis die Verwicklungen <strong>der</strong> alpinen Strukturen sich in ein vernünftiges Muster füllen<br />
liessen. Erwähnenswerte Figuren im ersten Viertel des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts waren Louis Agassiz,<br />
berühmt geworden durch seine Arbeiten mit Fischen, Echino<strong>der</strong>men und Eiszeiten, sowie<br />
Hans-Conrad Escher, ein Ingenieur <strong>der</strong> eine <strong>der</strong> ersten wichtigen Landkorrekturen <strong>der</strong><br />
<strong>Schweiz</strong>, das Linthwerk, durchführte.<br />
Zwei grosse Geologen markierten die Jahre von 1830 bis 1870: Arnold Escher in Zürich und<br />
Bernhard Stu<strong>der</strong> in Bern. Beide häuften eine enorme Menge und wertvolle <strong>geo</strong>logische Beobachtungen<br />
an. Eine berühmte Kontroverse entstand über die Verbindung zwischen Grundgebirge<br />
und Sedimentbedeckung. Stu<strong>der</strong> verteidigte die Theorie <strong>der</strong> intrusiven Kontakte während<br />
Escher zurecht darauf hinwies, dass Grundgebirge und Sedimentbedeckung gleichzeitig<br />
deformiert wurden. Wichtige Arbeiten wurden auch in den Jurabergen ausgetragen; Jules<br />
Thurmann entdeckte die Geometrie <strong>der</strong> Jura Falten und Amanz Gressly entwickelte als einer<br />
<strong>der</strong> ersten das Konzept <strong>der</strong> Fazies.<br />
Albert Heim wurde 1872, im Alter von 23 Jahren, Escher’s Nachfolger als <strong>Geologie</strong>professor<br />
am Polytechnikum in Zürich und war während seines langen Lebens <strong>der</strong> respektierte Führer<br />
<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er <strong>Geologie</strong>. Seine Feldstudien in <strong>der</strong> Ostschweiz, seine gründlichen Analysen<br />
<strong>der</strong> Falten und seine klare Präsentationen des Schreibens und Zeichnens dienten als Modelle.<br />
Sein grösster Fehltritt war die Theorie <strong>der</strong> Glarner Doppelfalte, die er von seinem Vorgänger<br />
Escher übernommen hatte und die zu seinem Dogma wurde. 1884 präsentierte jedoch <strong>der</strong><br />
französische Geologe Marcel Bertrand eine neue Interpretation dieser glarnerischen Struktur,<br />
welche auf Heim’s Beobachtungen beruhte, und verkündete die Deckentheorie <strong>der</strong> Alpen.<br />
Ungefähr zur gleichen Zeit wurden in Schottland und in Skandinavien Überschiebungen erkannt.<br />
Diese neuen Ideen wurden zuerst in <strong>der</strong> deutschsprachigen <strong>Schweiz</strong> nicht akzeptiert.<br />
1893 erklärte Hans Schardt die Strukturen <strong>der</strong> Präalpen und kurz danach wurde Maurice Lu<strong>geo</strong>n<br />
ein gewichtiger Vertreter <strong>der</strong> Deckentheorie. Der Durchbruch <strong>der</strong> Deckentheorie geschah<br />
1903 als die Meister ihres Fachs, Eduard Süess und Albert Heim die neue Theorie akzeptierten.<br />
Danach begann die Blütezeit <strong>der</strong> Alpen<strong>geo</strong>logie, da man plötzlich ein scheinbares Chaos entwirren<br />
konnte. Maurice Lu<strong>geo</strong>n entwirrte die Struktur <strong>der</strong> helvetischen Decken, gefolgt von<br />
Arnold Heim, <strong>der</strong> die Methode <strong>der</strong> palinspatischen Analyse entwickelte, und von Paul Arbenz;<br />
Rudolf Staub analysierte die eindrückliche und komplexe <strong>Geologie</strong> von Graubünden;<br />
August Buxtorf verstand die Geometrie und die Kinematik des Juragebirges. Ein Name sticht<br />
jedoch aus all diesen Pionieren hervor: Emile Argand, möglicherweise das einzige Genie unter<br />
allen <strong>Schweiz</strong>er Geologen, <strong>der</strong> seine Methode <strong>der</strong> strikten <strong>geo</strong>metrischen Beurteilung auf<br />
die Walliser Alpen anwendete und <strong>der</strong> klar die mobilistischen Auswirkungen <strong>der</strong> Alpen<strong>geo</strong>logie<br />
erkannte und sie in grandioser Weise auf den gesamten Eurasischen Kontinent anwendete.<br />
Diese klassische Periode <strong>der</strong> alpinen <strong>Geologie</strong> dauerte bis ungefähr 1925. Der Geologische<br />
Führer <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>der</strong> 1934 publiziert wurde, ist ein Monument dieser grossartigen Generation<br />
von Alpen<strong>geo</strong>logen.<br />
6
Jungpaläozoikum<br />
Karbon (354 – 290 ma): Omalius d’Halloy, 1808; Steinkohlenformation, Carboniferous<br />
terrain houiller (in Westeuropa deutliche Trennung zwischen dem marinen Unterkarbon und<br />
dem vorwiegend kontinentalen Oberkarbon)<br />
und<br />
Perm (290 – 248 ma): Murchison, Keyserling & de Verneuil, 1841.<br />
Der Superkontinent Pangäa bildet sich im Jungpaläozoikum nach <strong>der</strong> Verschweissung <strong>der</strong><br />
nördlichen Kontinentalblöcke durch die Auffaltung von Appalachen und Ural. Die Tethys<br />
entsteht als westlicher Ausläufer eines Super-Pazifik und endet als Sackgasse an <strong>der</strong> Stelle<br />
des heutigen mittleren Mittelmeeres.<br />
Bedeutende Faltungen ereignen sich im Karbon und Unterperm, beson<strong>der</strong>s zwischen Unter-<br />
und Oberkarbon, u.a. entstehen das variskische Gebirge Europas, welches u.a. die künftigen<br />
Alpen beinhaltet, <strong>der</strong> Ural und die Appalachen. Die variskischen (herzynischen) Faltungen<br />
beginnen im Unterkarbon und enden im Perm.<br />
Das ganze Gebiet <strong>der</strong> Alpen wird durch die variskische Faltung umgeprägt, <strong>der</strong>en Intensität<br />
gegen Nordwesten hin zunimmt. Es entsteht ein altes europäisches Grundgebirge aus Graniten,<br />
Gneisen und Glimmernschiefern, wie es im Schwarzwald, den Vogesen, unter dem Mittelland,<br />
dem Jura und in den Südalpen vorkommt und das die späteren Massive o<strong>der</strong> Zentralmassive<br />
<strong>der</strong> Alpen bildet. In <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> gibt es vier solcher anstehen<strong>der</strong> Komplexe: In <strong>der</strong><br />
Zentralschweiz das Aarmassiv im Norden und das Gotthardmassiv im Süden, in <strong>der</strong> Westschweiz<br />
das Aiguilles Rouges/Arpille-Massiv im Norden und das Mont Blanc Massiv im Süden.<br />
Ausserhalb des Alpenraumes ist dieses Geundgebirge längst zu Gebirgsrümpfen abgetragen<br />
worden.<br />
Gleich nach <strong>der</strong> Entstehung dieses Gebirges im Karbon und Perm setzt kräftige Erosion ein,<br />
und Gesteinsschutt sammelt sich in Senken an. In den Westalpen herrschen im Oberkarbon<br />
kontinentale Bedingungen; zwei auffälligen SSW-NNE verlaufende Zonen sind zu beachten:<br />
die Zone Houillère externe (Belledonne, Aiguilles Rouges), die hauptsächlich aus einer grobdetritischen<br />
Fazies besteht und die Zone Houillère interne (Briançonnais archaique), die aus<br />
bis zu 4000 m mächtigen Sedimenten mit Einschaltungen von basaltischen bis andesitischen<br />
Vulkangesteinen besteht.<br />
Das Klima war zu dieser Zeit warm und feucht, so dass eine reiche Flora von Schachtelhalmen,<br />
Farnen und Bärlapp-Bäumen gedeihen und sich Kohlenlager bilden konnten. Solche<br />
Ablagerungen sind heute am Bifertengrätli sichtbar. In dieser Zeit brachen zahlreiche Vulkane<br />
aus.<br />
Etwas später, in <strong>der</strong> Permzeit (280-250), bildete sich eine etwa 50 km breite, von Südwesten<br />
gegen Nordosten ziehende Binnensenke, vielleicht die Fortsetzung des Briançonnais-Grabens,<br />
in <strong>der</strong> sich bis zu 1600 m kontinentale Sedimente und Laven des Verrucano anhäuften. Der<br />
Name „Verrucano“ stammt von Castello della Verruca bei Pisa und ist eigentlich irreführend,<br />
da jene Gesteine an<strong>der</strong>sartig und jünger (Trias) sind; schon vor über 100 Jahren hatte dies<br />
7
Oswald Heer, <strong>der</strong> Pfarrerssohn aus Matt, <strong>der</strong> zum führenden Kenner <strong>der</strong> fossilen Pflanzen und<br />
Insekten wurde, klar erkannt und statt dessen den Namen Sernifit (nach dem Fluss Sernf im<br />
Glarnerland) vorgeschlagen. Diese Bezeichnung hatte sich aber in <strong>der</strong> Folge nicht durchgesetzt.<br />
Der Verrucano des Glarnerlandes besteht hauptsächlich aus einer Grundmasse von Ton und<br />
Feinsand sowie aus schlecht gerundeten Geröllen, meist von einigen Millimetern bis einigen<br />
Zentimetern Grösse. Unter den Geröllen herrschen vulkanische Gesteine vor; Granite sind<br />
selten und Gneise nur ausnahmsweise vertreten. Auffallend ist das Vorkommen von Trümmern<br />
ganz unterschiedlicher Grösse im selben Stück. Solche Gesteine bilden sich heute in<br />
ziemlich trockenem, warmem Klima, wo plötzliche Regengüsse den angesammelten Schutt in<br />
einer breiartigen Masse mitschwemmen und in Schuttfächern ablagern können.<br />
8
Mesozoikum<br />
Trias (248 – 206 ma): In Deutschland wurden die drei lithostratigraphischen Gruppen<br />
Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper bereits seit dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t unterschieden und<br />
später als Trias zusammengefasst durch Friedrich von Alberti, 1834.<br />
Diese Unterteilung wird heute als „Germanische Trias“ bezeichnet und unterscheidet sich<br />
lithostratigraphisch von <strong>der</strong> „alpinen“ o<strong>der</strong> „mediterranen“ Trias.<br />
In Europa ist das Relief ausserordentlich flach; es herrscht eine Zeit tektonischer Ruhe und<br />
das variskische Gebirge wird weiter abgetragen. Der eingeebnete Gebirgsrumpf des variskischen<br />
Gebirges wird durch Flachmeere von Südosten her überflutet. Sie gehören zur Tethys,<br />
einem westlichen Arm des damals zwei Drittel <strong>der</strong> Erde bedeckenden Pazifiks, <strong>der</strong> sich keilförmig<br />
zwischen Afrika und Eurasien einschiebt. Es herrscht ein warmes semiarides Klima in<br />
weiten Gebieten <strong>der</strong> Erde und Rotschichten sowie Evaporite sind weit verbreitet.<br />
Germanische Trias<br />
Die germanische Trias besteht an <strong>der</strong> Basis (Buntsandstein) und im Dach (Keuper) aus fossilarmen,<br />
detritischen Rotschichten, die zu beträchtlichen Anteilen durch fluviatile und lakustrine<br />
Systeme gekennzeichnet sind. Zwischen diesen beiden Einheiten liegen die Ablagerungen<br />
des seichten, intrakontinentalen Muschelkalkmeeres.<br />
Zur Trias des germanischen Beckens gehört das Juragebirge. Rote Sandsteine und Konglomerate<br />
des Buntsandsteins sind nördlich im Tafeljura aufgeschlossen und unterlagern wahrscheinlich<br />
den grössten Teil des Juras. Bei Schaffhausen keilen sie gegen Südosten aus und<br />
bilden die Grenze zwischen dem germanischen Becken und dem vindelizischen Land.<br />
Die marinen Kalke und Dolomite des unteren Muschelkalkes finden sich ebenfalls nur im<br />
Tafeljura. Während <strong>der</strong> Zeit des mittleren Muschelkalkes war die Verbindung zwischen germanischem<br />
Becken und Tethys teilweise unterbrochen. Dabei bildeten sich Evaporite (Anhydrit<br />
und Steinsalz) in einer SW-NE verlaufenden Vertiefung im nördlichen und östlichen<br />
Teil des Juras. Die Mächtigkeit dieser Anhydrit-„Gruppe“ erreicht bei Basel bis zu 90 m.<br />
Der obere Muschelkalk zeichnet sich wie<strong>der</strong>um durch marine Kalke aus, <strong>der</strong>en Mächtigkeit<br />
von Nordwesten gegen Südosten von 80 m auf 50 m abnimmt; in <strong>der</strong> gleichen Richtung wird<br />
Dolomit häufiger und die Fauna ärmer, was auf einen Übergang zur Randzone des Muschelkalkmeeres<br />
hinweist.<br />
Die Mächtigkeiten <strong>der</strong> Sedimente des Keupers betragen im nördlichen und östlichen Jura bis<br />
zu 150 m und nehmen gegen Westen hin zu (500 m in einer Bohrung bei Lausanne). Diese<br />
Sedimente bestehen hauptsächlich aus einer Abfolge von bunten Schiefern und Anhydrit<br />
(Gipskeuper). Im westlichen und nördlichen Tafeljura findet man im Gipskeuper Steinsalz<br />
(Rheinsalinen).<br />
Die Habsburger<br />
Ein Muschelkalk-Steinbruch mit fossilen Seelilien als Zeugen des Triasmeeres am Westhang des Habsburger<br />
Burghügels ist eine Schlüsselstelle <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er-, als auch <strong>der</strong> Weltgeschichte. Dass die Habsburger vom lokalen<br />
Adelsgeschlecht zur mächtigen Kaiserdynastie aufsteigen konnten, verdanken sie nicht zuletzt dieser <strong>geo</strong>logischen<br />
Gegebenheit.<br />
Auf exponiertem Grat einer steil gestellten Scholle harten Muschelkalks entstand im 11. Jahrhun<strong>der</strong>t die erste –<br />
damals noch hölzerne – Habichtsburg als Vorläuferin des späteren habsburgischen Stammschlosses. Neben <strong>der</strong><br />
strategisch günstigen Lage lieferte die <strong>Geologie</strong> auch zum natürlichen Reichtum <strong>der</strong> Region: Die Schotterebene<br />
9
gegen Süden Richtung Scherz, gedüngt mit Gips, entwickelte sich zur Kornkammer und dürfte – zusammen mit<br />
an<strong>der</strong>en Faktoren und einer Portion Glück - den Aufstieg des Hauses Habsburg zum weltumspannenden Herrschergeschlecht<br />
begünstigt haben. Als die Burg selber 1415 bei <strong>der</strong> Eroberung des Aargaus an Bern fiel, hatten<br />
die Habsburger ihren Einflussbereich bereits nach Osten verlegt und erwarben in <strong>der</strong> Folge durch Kriege und<br />
Heiratspolitik weite Gebiete in ganz Europa (Oesterreich, Ungarn, Balkan, Spanien) sowie Lateinamerika. Erst<br />
mit dem Untergang <strong>der</strong> Donaumonarchie 1918 am Ende des Ersten Weltkrieges endete jenes Stück Weltgeschichte,<br />
das gut 900 Jahre zuvor so bescheiden auf dem Muschelkalkfelsen über Schinznach Bad begonnen<br />
hatte.<br />
Die Trias in den Alpen<br />
Die seichten triassischen Meere sind geprägt durch das nördliche germanische Muschelkalkbecken,<br />
das sich bis zum zukünftigen helvetischen Ablagerungsraum hinzieht und <strong>der</strong><br />
Transgression <strong>der</strong> Paläotethys aus dem Südosten, welche das zukünftige Ostalpin und grosse<br />
Teile des Penninikums bedeckte.<br />
Untertrias Formationen sind generell detritisch und fossilarm. Mitteltriassische Karbonate<br />
erreichen ihre maximale Mächtigkeit im Briançonnais Gürtel und vor allem im Ostalpin-<br />
Südalpin Bereich. In <strong>der</strong> oberen Trias können drei breite Fazies-Gürtel unterschieden werden:<br />
Der germanische Keuper im Norden, <strong>der</strong> karpathische Keuper in einem zwischengelagerten<br />
Gürtel und die intertidale–supratidale Karbonatplattform des Hauptdolomit im Südosten. In<br />
<strong>der</strong> mittleren und oberen Trias ereigneten sich immer wie<strong>der</strong> Vulkanausbrüche mit aussergewöhnlichen<br />
Lavaflüssen.<br />
In <strong>der</strong> autochthonen Bedeckung und im zukünftigen helvetischen Raum <strong>der</strong> östlichen <strong>Schweiz</strong><br />
beginnen die triassischen Ablagerungen mit einer dünnen Lage von Quarzsandsteinen, dem<br />
Melser Sandstein, <strong>der</strong> ein Äquivalent des unteren Muschelkalkes sein dürfte, eine marine Basisbildung<br />
des Muschelkalk-Meeres.<br />
Darüber folgt <strong>der</strong> Röti-Dolomit, eine staubig-gelb anwitternde Dolomitabfolge von 30 – 50 m<br />
Mächtigkeit. Im nördlichsten Autochthon, am Rand des germanischen Muschelkalkmeeres<br />
(heutiges Tödigebiet) findet man spärliche Muschelfaunen und Spuren von Thecodonten (Archosauriern),<br />
den gemeinsamen Vorfahren <strong>der</strong> Dino-Saurier und <strong>der</strong> Krokodile. Gegen Süden<br />
gehen die Dolomite in Rauhwacken über (ursprünglich Anhydritdolomite). Sie bilden die<br />
Grenze <strong>der</strong> südlichen Lagunen des Muschelkalkmeeres. Dolomite treten auch in <strong>der</strong> Dauphiné-Zone<br />
<strong>der</strong> Westalpen auf (Dolomies capucin).<br />
Ueber den Röti-Dolomiten folgt die Quarten-Formation. Im Osten besteht diese aus roten<br />
Siltschiefern und quarzitischen Sandsteinen und ist fast rein vindelizisch beeinflusst. In <strong>der</strong><br />
Westschweiz kommen in <strong>der</strong> Quartenformation keine grobdetritischen Ablagerungen vor, da<br />
keine Verbindung zur Vindelizischen Landmasse vorhanden war; sie zeigen mehr marine Einflüsse.<br />
In den zukünftigen Ultrahelvetischen Decken <strong>der</strong> Westalpen bestehen sie hauptsächlich<br />
aus Gips, bei Bex im Rhonetal aus Steinsalz.<br />
Im zukünftigen nördlichen Penninikum ist die Trias nur sehr schwach, wenn überhaupt ausgebildet.<br />
Eine wichtige Subsidenzzone <strong>der</strong> Unter- bis Mitteltrias umfasst den südlichen Wallisser<br />
Gürtel und Teile des angrenzenden Piemonts, die bis 500 m fossilarme Quarzite umfassen.<br />
Darüber lagerten sich 700 m mächtige Kalke <strong>der</strong> Mitteltrias ab , welche Grünalgen (Dasycladaceen)<br />
und eine Fauna aus kleinen Gastropoden (Schnecken), Pelecypoden (Muscheln)<br />
und Brachiopoden (Armfüssern) enthalten.<br />
10
Die „alpine Trias“ <strong>der</strong> Ost- und Südalpen besteht trotz stellenweise grosser Mächtigkeiten (bis<br />
3 km) durchwegs aus Seichtwasserfazies, oft aus intertidaler. Die Sedimentation hält mit <strong>der</strong><br />
Subsidenz schritt.<br />
Die Untertrias zeigt in den östlichen Südalpen eine marine Entwicklung mit den Muscheln<br />
Claraia und Tirolites. Gegen Westen ist die obere Untertrias transgressiv und küstennah entwickelt.<br />
In <strong>der</strong> Mitteltrias beginnt die Karbonatsedimentation, welche im Unterostalpin sehr geringmächtig<br />
ist (Schwelle zwischen Briançonnais- und Ostalpensenke). In <strong>der</strong> unteren Mitteltrias<br />
(Anisian) finden sich meist dunkle, gebankte Kalke mit Kiesellagen; im Zentralostalpin auch<br />
Dolomite. An <strong>der</strong> Grenze Anisian-Ladinian treten Tuffe auf und in den Südalpen haben sich<br />
bereits Algenriffe entwickelt.<br />
Im Ladinian bilden sich im Osten und im Zentralostalpin Dolomite. In den Südalpen unterscheiden<br />
sich drei Faziestypen:<br />
a) Kalke und Dolomite mit „Riffen“ aus Algen und dickschaligen Mollusken.<br />
b) Dunkle bituminöse Kalke und Dolomite, die sich in einem euxinischen Becken mit<br />
Tuffen entwickelten; sie enthalten eine reiche Saurier- und Fischfauna (Monte San<br />
Giorgio).<br />
c) Vulkanisch beeinflusste Fazies.<br />
Die Obertrias präsentiert sich im Westen <strong>der</strong> nördlichen Kalkalpen und im Zentralostalpin<br />
folgen<strong>der</strong>massen:<br />
a) Carnian – Raiblerschichten: Dolomite, Gips, Rauhwacken, Tonschiefer und Sandsteine.<br />
b) Norian – Hauptdolomit bis 1500 m Mächtigkeit. Intertidale bis supratidale Ablagerungen<br />
mit Saurierfährten und Trockenrissen.. Asphaltschiefer in euxinischen Senken.<br />
Algenlaminierte Kalke – Stromatolithe.<br />
c) Rhätian – Kössener Schichten (Tone und Lumachellen – Schillkalk aus Molluskengehäusen),<br />
darüber Korallenkalke.<br />
In den Südalpen ist das Norian als Hauptdolomit und im Osten als Riffkalk ausgebildet.<br />
11
Jura (206 – 144 ma): Gut erkenntliche, fossilreiche Ausbildung des Systems in Westeuropa.<br />
Erste biostratigraphische Glie<strong>der</strong>ung durch William Smith in England (1799). Der Begriff<br />
Jurakalk wird das erste Mal von Alexan<strong>der</strong> von Humboldt, 1795 verwendet. Leopold von<br />
Buch schafft 1837 das System Jura.<br />
Allgemeine paläo<strong>geo</strong>graphische Situation<br />
Während <strong>der</strong> Jura-Zeit war praktisch die ganze <strong>Schweiz</strong> von Meer bedeckt. Die Tethys wird<br />
breiter und tiefer und vereinigt sich gegen Westen mit dem neu entstehenden mittleren (afrikanisch-nordamerikanischen)<br />
Atlantik. Die nördlichen Randmeere sind ausgedehnter und die<br />
Verbindungen zur Tethys viel breiter. Im allgemeinen herrschen normalmarine Bedingungen<br />
mit Becken und flachen Hochzonen vor.<br />
<strong>Schweiz</strong>er Jura<br />
Im Lias, zu Beginn <strong>der</strong> Jurazeit existierte südlich des heutigen Mittellandes eine grössere Insel<br />
(früher Alemannisches Land), die später versank. Von ihr stammen Schüttungen während<br />
des Lias. Unterjurassische Gesteine findet man nur im Tafeljura, entlang des nördlichen Randes<br />
des Faltenjuras und einem Fenster am Weissenstein nördlich von Solothurn. Sie sind<br />
hauptsächlich tonige o<strong>der</strong> mergelige Schiefer mit gut gelagerten tonigen o<strong>der</strong> sandigen Kalken,<br />
die bei Schaffhausen eine Mächtigkeit von ca. 50 m haben. Auffällige Vertreter sind die<br />
Gryphitenkalke des unteren Lias, dunkle Kalke und Sandkalke mit massenhaft auftretenden<br />
Versteinerungen von Ammoniten und <strong>der</strong> Auster Gryphaea, sowie die bituminösen Posidonienschiefer,<br />
mit einer reichen Fauna an Ammoniten, Reptilien und Fischen. Gegen Südwesten<br />
nimmt die Mächtigkeit auf ca. 25 m ab, was ein Indiz für eine erste „Schwarzwald-Aar<br />
Massiv“-Hebung ist, welche sich jedoch erst viel später im Paläogen wie<strong>der</strong> erneuert. Westlich<br />
<strong>der</strong> Hebung nimmt die Mächtigkeit <strong>der</strong> Lias-Formationen wie<strong>der</strong> zu und erreicht 100 m<br />
in <strong>der</strong> westlichen Ecke des Landes und 150 m entlang des Jura Westfusses.<br />
Das untere Aalenian des mittleren Jura (Dogger), ist im ganzen aufgeschlossenen Gebiet<br />
durch ca. 100 m mächtige schwarze Schiefer, den Opalinuston, vertreten. Darüber finden sich<br />
Schiefer, Sandsteine, sandige Kalke und Eisenoolithe im Osten, sowie mächtige Crinoidenkalke<br />
im Westen. Dieser Fazieswechsel zeigt an, dass die Juraplattform in zwei Reiche unterteilt<br />
ist, welche bis in den oberen Jura bestehen. Die „keltische“ Fazies im Nordwesten ist<br />
eine Seichtwasser Plattform, während die „schwäbische“ Fazies im Südosten mehr tonigmergelige<br />
Sedimentation unter Tiefenergie-Bedingungen anzeigt. Im mittleren Dogger ist die<br />
Grenze zwischen diesen beiden Faziesgürteln beson<strong>der</strong>s gut erkenntlich: Im Osten findet man<br />
mergelige Schiefer mit einzelnen Lagen von Crinoidenkalken und Eisenoolithen, im Westen<br />
bildet <strong>der</strong> helle, 60-80 m mächtige oolitische Kalk des Hauptrogenstein, die herausstechendste<br />
Formation des Aargaus und des Basler Juras. Diese Oolith-Plattform wurde durch N-S verlaufende<br />
Strömungen überflutet und Korallenriffe entwickelten sich lokal entlang ihrem Rand.<br />
Ein klare Aen<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Fazies tritt im untersten Abschnitt des obersten Doggers (Callovian)<br />
auf, wo im Osten tonige Schiefer und im Westen Crinoiden- und Bryozoenkalke abgelagert<br />
werden. Der oberste Abschnitt des Doggers zeigt ganzen <strong>Schweiz</strong>er Jura eine kondensierte<br />
Fazies, mit Zentimeter bis Meter mächtigen Eisenoolithablagerungen. Die Eisenerze von<br />
Herznach im Tafeljura, die vor allem während des 2. Weltkrieges abgebaut wurden und eine<br />
reiche Ammonitenfauna aufweisen, gehören zu diesen Ablagerungen.<br />
Die hell erscheinenden Kalke des oberen Juras (Malm) bilden den grössten Teil <strong>der</strong> Juraplateaus.<br />
Der Unterschied zwischen <strong>der</strong> keltischen Plattform und dem schwäbischen Becken ist<br />
immer noch vorhanden, aber die Grenze zwischen diesen beiden Faziesgürteln verschiebt sich<br />
12
allmählich gegen Südosten. Im unteren Malm tritt einer <strong>der</strong> auffälligsten Fazieswechsel zutage,<br />
<strong>der</strong> vor über 100 Jahren von Amanz Gressly erkannt wurde. Im östlichen Jura in <strong>der</strong><br />
schwäbischen o<strong>der</strong> jetzt auch argovischen Fazies, werden die Birmensdorferschichten, die aus<br />
Schwammkalken mit reichlich Ammoniten bestehen, von den Effingerschichten (tonigen<br />
Kalken und kalkige Schiefer mit wenigen Sandsteinlagen) und den Geissbergkalken (mikritische<br />
Kalke) überlagert. Die aargauische Zementindustrie macht intensiven Gebrauch von den<br />
Effingerschichten. Die „argovische“ Fazies kann beson<strong>der</strong>s gut entlang dem südlichen Rand<br />
<strong>der</strong> Jurakette verfolgt werden. Im Nordwesten, beson<strong>der</strong>s im Kanton Jura, taucht an ihrer Stelle<br />
die „raurazische“ (keltische) Fazies auf. Diese enthält die Liesbergschichten mit silizifizierten<br />
Korallen, Muscheln, Seelilien und Ammoniten, gefolgt von weissen, massiven Kalken mit<br />
gut erhaltenen Korallen, Seeigeln, dickschaligen Muscheln und Schnecken. Im weiteren Verlauf<br />
des Malm bilden sich im Nordwesten mikritische Seichtwasserkalke (Hinterriff). Im<br />
Südosten entsteht eine gebankte Ammonitenkalk-Fazies des schwäbischen Bereichs. Im Verlauf<br />
des Malm verschiebt sich <strong>der</strong> Riffgürtel von Nordwesten gegen Südosten (Salève). Verbunden<br />
mit <strong>der</strong> frühen Hebung des Schwarzwald-Aaremassivs fehlen Ablagerungen im grössten<br />
Teil des argovischen Jura.<br />
Am Ende des Juras wurde ganz Westeuropa von einer Regression betroffen und es bildete<br />
sich eine Landmasse zwischen <strong>der</strong> Tethys, Norddeutschland und Nordostengland.<br />
Alpen<br />
Während <strong>der</strong> Jurazeit fand im Alpenraum die Verbindung zwischen Atlantik und Tethys, das<br />
Aufbrechen <strong>der</strong> Karbonatplattform und <strong>der</strong> Beginn ozeanischer Krustenproduktion statt. Die<br />
alpinen Meere wurden zunehmend tiefer. In vielen Teilen <strong>der</strong> Alpen erscheinen die ersten<br />
pelagischen Kalke. Die ersten echten ozeanischen Sedimente, Radiolarite und Aptychenkalke<br />
erscheinen zur Mitte des Jura. Ungefähr zur selben Zeit begann sich neue ozeanische Kruste,<br />
welche in Form von Ophioliten erhalten geblieben ist, zu bilden, zuerst im Piemont- und später<br />
auch im Wallisertrog. Die Verbindung zwischen den alpinen Meeren und den ausseralpinen<br />
epikontinentalen Meeren war einfacher als während <strong>der</strong> Triaszeit, obwohl im unteren Jura<br />
eine Barriere in Form des „Alemannischen Landes“ den nördlichen Teil des helvetischen Bereichs<br />
besetzte.<br />
1) Helvetische Zone<br />
Unterjurassische Formationen fehlen in <strong>der</strong> Bedeckung des Aarmassivs und in den untersten<br />
helvetischen Decken <strong>der</strong> Ostschweiz, da sie zu jener Zeit Teil des „Alemannischen Landes“<br />
waren. Liassische (Unter Jura) Formationen sind seichtwasser Schiefer, Kalke und feinkörnige<br />
Sandsteine, überlagert von groben sandigen Kalken mit Crinoiden und Sandsteinen. In <strong>der</strong><br />
Westschweiz ist die Situation komplexer. Mächtige, hauptsächlich tonige Formationen <strong>der</strong><br />
Dauphiné Fazies <strong>der</strong> Westalpen herrschen auch in den ultrahelvetischen Decken und in den<br />
Bedeckungen des Gotthardmassivs vor. Die östliche Flanke des Mont Blanc-Massivs war eine<br />
Insel o<strong>der</strong> Halbinsel des „Alemannischen Landes“.<br />
Bis auf einige Inseln wurde <strong>der</strong> grösste Teil des „Alemannischen Landes“ zu Beginn des<br />
Doggers überflutet, diente aber weiterhin als topographische Erhöhung, so dass nur dünne<br />
Schiefer, Sandsteine und zuletzt Crinoidenkalke auf dem Aarmassiv und den unteren helvetischen<br />
Decken abgelagert wurden. In <strong>der</strong> östlichen <strong>Schweiz</strong> ist <strong>der</strong> obere Teil des mittleren<br />
Jura durch kondensierte Eisenoolithe vertreten, die oft reich an Ammoniten sind, während<br />
sich in <strong>der</strong> westlichen <strong>Schweiz</strong> weiterhin Schiefer ablagerten.<br />
Diese Zeit <strong>der</strong> Kondensation kündigt eine vollständige Aen<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Paläo<strong>geo</strong>graphie an. Im<br />
Malm verschwindet das „Alemannische Land“ vollständig und wird zu einer Depression. Die<br />
13
Massive werden überflutet und es bildet sich <strong>der</strong> bis zu 500 m mächtige hauptsächlich mikritische<br />
„Hochgebirgskalk“ o<strong>der</strong> Quintnerkalk, <strong>der</strong> reich an organischen Substanzen ist. Er<br />
wurde in einem sauerstoffarmen, SW-NE verlaufenden Becken abgelagert. Im nördlichsten<br />
Teil des Helvetikums gehen die Quintnerkalke gegen oben in Seichtwasserkalke (Troskalk),<br />
die reich an Korallen sind, über. An an<strong>der</strong>n Orten sind sie überlagert von den Zementsteinschichten,<br />
alternierenden Abfolgen von Kalken und Schiefern, welche die Grenze zur Kreide<br />
bilden und an verschiedenen Orten als Rohmaterial für Zement abgebaut wurden. Im südlichen<br />
Ultrahelvetikum lagern sich ammonitenführende Kalke ab.<br />
2) Penninikum<br />
Wenig ist bekannt über den Jura des Wallisertrogs. An einigen Stellen erscheinen unterjurassische<br />
Seichtwasserkalke und <strong>der</strong> Mitteljura ist vertreten durch Bündnerschiefer. Der grösste<br />
Teil <strong>der</strong> nordpenninischen Bündnerschiefer wurde jedoch in <strong>der</strong> Kreide abgelagert.<br />
In den Präalpen des Sub-Briançonnais ist <strong>der</strong> Jura gut entwickelt und misst über 1000 m. Der<br />
Unterjura umfasst Kiesel- und Crinoidenkalke, <strong>der</strong> mittlere Jura eine Schiefer-Kalksequenz<br />
mit Kalkturbiditen im Süden und <strong>der</strong> ober Jura Cephalopodenkalke, die von dickgebankten<br />
Kalken überlagert werden (Sulzfluh, kleiner Mythen).<br />
Im westlichen Briançonnais fehlt <strong>der</strong> untere Jura. Der obere Mitteljura ist vertreten durch die<br />
kohleführenden Kalke und Schiefer <strong>der</strong> Mytilusschichten. Die Oberjura-Kalke sind sehr massiv<br />
und enthalten eine Seichtwasserfauna.<br />
Im östlichen Briançonnais finden sich oberjurassische Breckzien und Turbidite im Norden<br />
(Falknis-Decke), sowie unter- bis oberjurassische Breckzien im Süden (Breckziendecke <strong>der</strong><br />
Präalpen).<br />
Aus Vergleichen mit den Westalpen ist anzunehmen, dass die Bündnerschiefer des Piemonttroges<br />
auch den Zeitbereich vom unteren bis zum oberen Jura umfassen, aber dennoch hauptsächlich<br />
aus kretazischen Sedimenten bestehen. Die Jura-Kreide Grenze konnte jedoch in<br />
diesen Gesteinen nicht festgelegt werden. Im südlichsten Teil des Piemonttroges (Arosa-<br />
Zone) überlagern mitteljurassische Radiolarite ozeanische Kruste (Ophiolite) und werden ihrerseits<br />
durch dünngeschichtete Kalke überlagert. Ab dem Malm finden sich auch Aptychenkalke.<br />
3) Ostalpin und Südalpin<br />
Der untere Jura (Lias) erscheint in unterschiedlicher Fazies und Mächtigkeit. In den Becken<br />
treten Kieselkalke und mergelige Schiefer (Fleckenmergel o<strong>der</strong> Allgäuformation) mit Mächtigkeiten<br />
bis zu 1000 m auf, auf seichteren Schwellengebieten Echino<strong>der</strong>menkalke und auf<br />
den tieferen Plattformen rote Cephalopodenkalke (Ammonitico Rosso).<br />
Ab dem Mitteljura erscheinen ozeanische Sedimente, zuerst kieselige Schiefer, dann grüne<br />
und rote Radiolarite. Die Radiolarite gehen über in Aptychenkalke (Maiolica), weiss anwitternde,<br />
crèmefarbene mikritische Nannoplankton-Kalke. Aragonitische Fossilien wie die<br />
Ammonitenschalen sind nicht erhalten, aber die kalzitischen Aptychen (Ammonitenkiefer?).<br />
Das Unterostalpin erscheint beson<strong>der</strong>s im Dogger als Bruchschollengürtel. Ab oberem Dogger<br />
erscheinen nur noch geringmächtige Tiefsee-Sedimente.<br />
14
Kreide (144 – 65 ma): Omalius d’Halloy, 1822; terrain crétacé, Schreibkreide von Nordwesteuropa.<br />
Die Unterkreide wurde erst später zum Kreide-System geschlagen.<br />
Allgemeine paläo<strong>geo</strong>graphische Situation<br />
Die Nordkontinente (Laurasia) sind immer noch zusammenhängend, aber von den Südkontinenten<br />
durch die Tethys getrennt. Die <strong>Schweiz</strong> befindet sich auf ca. 30° nördlicher Breite.<br />
Die Regression Ende Jura hat weite Teile des ausseralpinen Europa trocken gelegt. Das Meer<br />
bleibt nur in <strong>der</strong> Tethys und <strong>der</strong>en Randmeeren, sowie im Nordseebecken. Von diesen beiden<br />
Meeren, sowie ab <strong>der</strong> Oberkreide vom Atlantik aus erfolgen verschiedene Transgressionen. In<br />
<strong>der</strong> Oberkreide wird nochmals ein grosser Teil Europas überflutet. Am Ende <strong>der</strong> Kreide erfolgt<br />
eine rasche Regression und es beginnen die alpinen Faltungen mit Flyschsedimentation.<br />
<strong>Schweiz</strong>er Jura<br />
Unterkreide Formationen sind allgemein geringmächtig und nur im zentralen und südlichen<br />
Teil des <strong>Schweiz</strong>er Jura, südlich einer Linie Biel – Besançon erhalten. Die Gesteine sind vorwiegend<br />
kalkig, Verwitterungsprodukte vom Kontinent geben den Kreidegesteinen aber eine<br />
warme gelbliche Farbe, im Gegensatz zum hellen Grau <strong>der</strong> meisten Oberjurakalke. Die allgemeine<br />
Mächtigkeit <strong>der</strong> Unterkreide Formationen nimmt gegen Süden hin zu und liegt bei<br />
etwa 300 m im Südjura. Sie sind im seichten Wasser abgelagert worden; Ammoniten finden<br />
sich nur im unteren Hauterivien und im Albian.<br />
Um die Mitte <strong>der</strong> Kreidezeit findet ein Umschlag <strong>der</strong> Paläo<strong>geo</strong>graphie statt. Während <strong>der</strong> unteren<br />
Kreide gehört <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er Jura noch zu einem randlichen Schelf <strong>der</strong> alpinen Meere.<br />
In <strong>der</strong> Oberkreide gibt es eine Transgression aus Nordwesten, die eine Verbindung zwischen<br />
<strong>der</strong> Nordsee und den alpinen Meeren schafft. Ab diesem Zeitpunkt ist <strong>der</strong> Jura eher dem Rand<br />
des Pariser Beckens zuzuschlagen.<br />
Die Alpen<br />
Unterkreide<br />
Das paläo<strong>geo</strong>graphische Muster <strong>der</strong> Alpenregion ist während <strong>der</strong> Unterkreide ähnlich wie<br />
dasjenige im Jura. Generell kann man sagen, dass die Sedimentationsrate zunahm. Ein klassischer<br />
subsidieren<strong>der</strong> (absinken<strong>der</strong>) Schelf bildete sich im Helvetikum. Die penninischen Becken<br />
erhielten mächtige Ablagerungen von Bündnerschiefern und pelagische Kalke bildeten<br />
sich auf den penninischen Plattformen, sowie im Ost- und Südalpin.<br />
1) Helvetikum<br />
Die Unterkreideformationen sind im Helvetikum gut entwickelt. Die Berge, welche sie aufbauen,<br />
zeigen eine charakteristische Bän<strong>der</strong>ung, die durch die Wechsellagerung von weniger<br />
o<strong>der</strong> mehr tonhaltigen Kalkablagerungen zu tun hat. Von Norden nach Süden zeigen die unterkretazischen<br />
Formationen systematische Fazieswechsel wie eine Zunahme <strong>der</strong> allgemeinen<br />
Mächtigkeit von 200 bis 2500 m, ein Ersatz <strong>der</strong> Kalke durch Tone, ein Ersatz <strong>der</strong> Seichtwasser-Tone<br />
(mit Austernlagen) durch fossillose Tiefseetone und das Auftreten von mikritischen<br />
Kalken mit einer pelagischen Fauna. Als Ganzes zeigen die Bedingungen einen subsidierenden<br />
randlichen Schelf, <strong>der</strong> an einen schlammigen Schelf grenzt.<br />
1) Penninikum<br />
15
Ein beträchtlicher Teil <strong>der</strong> Bündnerschiefer des Wallisertroges hat wahrscheinlich unterkretazisches<br />
bis frühes oberkretazisches Alter und gehen gegen oben in Flysch über. Im nördlichen<br />
Graubünden erreicht die Mächtigkeit <strong>der</strong> Bündnerschiefer mehrere Kilometer.<br />
Richtige Ophiolite erscheinen im östlichsten Teil <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er Alpen (in <strong>der</strong> Ramoschzone<br />
des Unterengadiner Fensters), wo <strong>der</strong> Walliser Trog breiter wird und sich gegen Osten vertieft.<br />
In Teilen des Subbriançonnais wird die Unterkreide durch pelagische Kalke mit eingeschalteten<br />
Kalksandsteinen vertreten, welche hauptsächlich vom eigentlichen Briançonnais stammen,<br />
wo unterkretazische Formationen fehlen. Pelagische Kalke treten auch südlich <strong>der</strong> Briançonnais-Schwelle,<br />
in <strong>der</strong> Breccia-Decke, auf.<br />
Im Piemontgürtel besteht ebenfalls ein beträchtlicher Teil aus kretazischen Bündnerschiefern.<br />
Die Ophiolitproduktion ist zu jener Zeit immer noch aktiv. Die letzten basaltischen Gesteine<br />
aus dem Piemonttrog sind in Tonschiefern aus dem Aptian o<strong>der</strong> Albian eingelagert.<br />
3) Ost- und Südalpin<br />
Die Unterkreide des nördlichsten Ostalpins ist sehr ähnlich demjenigen des Penninikums,<br />
ausser dass die basischen Vulkanite fehlen. Im restlichen Ostalpin und im Südalpin ist die<br />
Unterkreide hauptsächlich durch Aptychenkalke vertreten.<br />
Oberkreide<br />
Die Krustenverkürzung im Tethysbereich begann im Albian. Die Bildung von neuer ozeanischer<br />
Kruste versiegte; <strong>der</strong> jüngste Basaltfluss in Zusammenhang mit einer Ophiolitsequenz<br />
datiert aus dem Aptian o<strong>der</strong> frühen Albian. Zur gleichen Zeit begannen sich neue Bergzüge<br />
und Inseln zu heben, welche Detritus in die Flyschbecken lieferten. Der Name „Flysch“<br />
stammt aus dem Simmental und bedeutet „schiefrige Gesteine“. Flysch beschreibt im wesentlichen<br />
eine Wechsellagerung von Tonschiefern und Sandsteinen mit Turbiditmerkmalen, welche<br />
unterhalb des Wellenbereiches und in vielen Fällen auch unterhalb <strong>der</strong> Kalkproduktionsgrenze<br />
abgelagert wurden. Schnelle Sedimentation und das Fehlen einer autochthonen schaligen<br />
Bodenfauna sind ebenfalls charakteristische Merkmale des Flysch. Die eigentliche<br />
Flyschproduktion beginnt zur mittleren Kreidezeit. Sie ist typisch für die letzte Sedimentationsphase<br />
alpiner Becken, die gleichzeitig mit <strong>der</strong> beginnenden alpinen Gebirgsbildung stattfindet.<br />
Die Herkunft des Flyschdetritus stammt möglicherweise von grossen Inseln innerhalb des<br />
alpinen Gürtels, die des jüngsten Flysches von den Alpen selber. In vielen Fällen ist es sehr<br />
schwierig die Herkunft des Detritus zu bestimmen, da <strong>der</strong> „Lieferant“ nicht mehr besteht.<br />
Ebenfalls im Albian sank <strong>der</strong> bis zu diesem Zeitpunkt seichte helvetische Schelf tiefer ein und<br />
erhielt pelagische Kalke und Tone. Aehnliche Ablagerungen finden sich auf <strong>der</strong> Briançonnais-Plattform<br />
und im grössten Teil des Ost-Südalpinen Bereiches.<br />
Es ist eigentlich ein kurioses Faktum, dass keine oberkretazische Seichtwasserablagerungen<br />
aus den <strong>Schweiz</strong>eralpen bekannt sind. Die Gesteine sind entwe<strong>der</strong> Flysch o<strong>der</strong> pelagische<br />
Kalke und Tonschiefer.<br />
1) Helvetikum<br />
Die Gesteine des oberen Aptian und unteren Cenomanian werden <strong>der</strong> „Garschella“-Formation<br />
zugesprochen (früher „Gault“). Sie bestehen aus glaukonitischen Sandsteinen, glaukonitischen<br />
sandigen Schiefern und phosphoritischen Fossillagen mit geringer Mächtigkeit. Die<br />
Garschella-Formation bildet ein enges, dunkles Band über den hellen Klippen des Schratten-<br />
16
kalkes und ist meistens von einer alpinen Vegetation bedeckt wegen des erhöhten K- und Fe-<br />
Gehaltes des Glaukonites und des höheren P-Gehaltes, <strong>der</strong> aus den Phosphoriten stammt.<br />
Ueber <strong>der</strong> Garschella-Formation folgen dünn-gebankte Kalke <strong>der</strong> Seewen-Formation mit einer<br />
reichen Mikrofauna und an<strong>der</strong>en pelagischen Elementen. Die darüberliegenden Amdenerschichten<br />
enthalten ebenfalls eine pelagische Mikrofauna. Dieser Detritus stammt aber<br />
scheinbar aus einer ausseralpinen Quelle im Norden. Die Seewen- und Amdenformationen<br />
waren einst weit ausgedehnter, wurden aber vor dem Eozän erodiert und mit <strong>der</strong> Wang<br />
Transgression aus Süden her wie<strong>der</strong> überflutet.<br />
2) Penninikum<br />
Die Sedimente im Penninikum sind im wesentlichen Flysch im Wallisertrog, pelagische Kalke<br />
(Couches Rouges) auf <strong>der</strong> Briançonnais Schwelle und wie<strong>der</strong>um Flysch im Piemonttrog.<br />
3) Ost- und Südalpen<br />
In den Unterostalpinen Decken bestehen die jüngsten Formationen (Cenomanian) entwe<strong>der</strong><br />
aus Flysch o<strong>der</strong> aus pelagischen Tonen. Das Oberostalpin ist in <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> nur schwach<br />
ausgebildet.<br />
In den Südalpen des Tessin wurden vom Alb bis ins Paläozän die pelagischen Kalke <strong>der</strong><br />
Scaglia abgelagert. An einigen Orten wurde diese Pelagische Sedimentation durch Flysch-<br />
Sedimentation ersetzt.<br />
17
Känozoikum<br />
Tertiär (65 – 1.8 ma): Die Glie<strong>der</strong>ung des Tertiärs in zwei Systeme, das Paläogen und<br />
das Neogen, wird heute von den meisten Geologen befürwortet. Die Serien bzw. Epochen<br />
Eozän, Miozän und Pliozän wurden von Ch. Lyell (1833) aufgrund des Anteil noch leben<strong>der</strong><br />
Arten aufgestellt. Die Stufeneinteilung ist im Tertiär viel kontroverser als in den mesozoischen<br />
Systemen. Die Gründe dafür liegen darin, dass Faunen oft lokale Beson<strong>der</strong>heiten besitzen,<br />
dass vorwiegend Seichtwasserablagerungen vorkommen und dass die besten Leitfossilien<br />
<strong>der</strong> sichtbaren Fauna (Ammoniten) ausgestorben sind. Viele Geologen verzichten deshalb auf<br />
die Verwendung von Stufenbezeichnungen und brauchen statt dessen die auf Mikroplankton<br />
und Nannoplankton basierende Zonenglie<strong>der</strong>ung.<br />
Allgemeine paläo<strong>geo</strong>graphische Situation<br />
Paläogen (65 – 23.8 ma)<br />
Regression an <strong>der</strong> Kreide-Tertiär-Wende. Die paläozänen und eozänen Meere gehören hauptsächlich<br />
drei Provinzen an, <strong>der</strong> Nordsee, dem Aquitaine als Dependenz des Atlantik und <strong>der</strong><br />
Tethys, die durch Faltungen bereits stark eingeengt wurde. Ausserhalb dieser Bereiche ist<br />
Europa im Paläozän-Eozän kontinental.<br />
Zu Beginn des Oligozän findet die Hauptfaltung <strong>der</strong> West- und Zentralalpen statt. In an<strong>der</strong>en<br />
Teilen findet ebenfalls eine starke Regression statt. Gleichzeitig zerbricht <strong>der</strong> europäische<br />
Kontinent.<br />
Neogen (23.8 – 1.8 ma)<br />
Im Miozän existieren in Europa vier marine Bereiche, die Nordsee, <strong>der</strong> Atlantik, das Mittelmeer,<br />
durch Faltungen stark eingeengt und die Paratethys (u.a. Kaspisches Meer), welche eine<br />
Verbindung zum Mittelmeer über die Molassetiefe hat.<br />
<strong>Schweiz</strong>er Jura<br />
Paläogen<br />
Gegen Ende des Eozän reissen die „rheinisch“ (SSW-NNE) orientierten Bruchgräben auf.<br />
Zunächst durch langsame Eindellungen, dann durch beschleunigte Bruchbildung und Sedimentation.<br />
Zu Beginn des Tertiärs war <strong>der</strong> gesamte Jura Teil eines mitteleuropäischen Kontinentes, welcher<br />
starker Karsterosion ausgesetzt war. In <strong>der</strong> Gegend von Basel waren gewisse Störungen<br />
bereits mit <strong>der</strong> Oeffnung des Rheingrabens verknüpft.<br />
Kontinentale Eozänformationen zeigen sich unter an<strong>der</strong>em in Form von Bohnerzen, welche in<br />
Taschen und Höhlen im Karst auftreten. Das Klima wechselte von tropisch-feucht zu halbtrocken<br />
o<strong>der</strong> trocken.<br />
Das Oligozän war eine wichtige Epoche in <strong>der</strong> Geschichte des Jura. Das Aufbrechen Europas<br />
und <strong>der</strong> Höhepunkt <strong>der</strong> alpinen Gebirgsbildung, welche beide am Wendepunkt Eozän-<br />
Oligozän stattfanden, führten zur Bildung von drei Vertiefungen, dem Bresse Graben, dem<br />
Rheintalgraben und dem Molassebecken. Der Bresse Graben liegt vollständig auf französi-<br />
18
schem Territorium, aber <strong>der</strong> Rheingraben beinflusste Teile des nördlichen <strong>Schweiz</strong>er Jura<br />
stark. Einer seiner Arme, die „Rauracische Depression“, verläuft südwärts in den Faltenjura.<br />
Im nordöstlichen Teil des Jura stimmt <strong>der</strong> innere Rand <strong>der</strong> gefalteten Ketten genau mit dem<br />
nordwestlichen Rand des oligozän-miozänen Molassebecken überein, <strong>der</strong>en Sedimente hauptsächlich<br />
aus feinkörnigen Sandsteinen, siltigen Tonen und lakustrinen Kalken bestehen.<br />
Neogen<br />
Zu Beginn des Miozäns hörte <strong>der</strong> Rheingraben auf als Sedimentfalle zu dienen und die Gegend<br />
des zukünftigen Jura entwässerte sich Richtung Südosten in das Molassebecken.<br />
Im Miozän begannen die ersten Bewegungen zur Bildung des Juragebirges. Die Hauptfaltungen<br />
fanden aber erst im unteren Pliozän o<strong>der</strong> teilweise noch im oberen Miozän statt, wahrscheinlich<br />
innerhalb einer kurzen Zeitspanne.<br />
Das Molassebecken<br />
Allgemein<br />
Der Untergrund des schweizerischen Mittellandes besteht aus <strong>der</strong> sogenannten Molasse, jungen<br />
Sedimenten, die während <strong>der</strong> Alpenfaltung als Abtragungsschutt des sich hebenden Gebirges<br />
in mariner und terrestrischer Umgebung abgelagert wurden. Die Mächtigkeit des ganzen<br />
Schichtpaketes beträgt am Alpenrand sechs Kilometer und nimmt gegen Norden bis auf<br />
wenige hun<strong>der</strong>t Meter ab. Das Molassebecken ist gegenwärtig etwa 70 km breit in <strong>der</strong> Ostschweiz,<br />
55 km bei Bern und 40 km am Genfersee. Der Name „Molasse“ stammt ursprünglich<br />
von Steinbrucharbeitern, die damit die härteren Sandsteinvarietäten bezeichneten, welche<br />
als Mühlsteine verwendet wurden. Heute wird Molasse als lithostratigraphischer Begriff verwendet.<br />
Die Entstehungsgeschichte <strong>der</strong> mittelländischen Molasse kann wie folgt skizziert<br />
werden: Im Oligozän (vor ca. 37 Mio Jahren) bildete sich eine Vorlandsenke im Gefolge <strong>der</strong><br />
alpinen Gebirgsbildung, in die sich in den folgenden 30 Millionen Jahren <strong>der</strong> Schutt aus den<br />
sich hebenden Alpen ablagerte. Ein durch variierende Sedimentationsraten im sich absenkenden<br />
Molassebecken bedingtes, zweimaliges Vordringen und Zurückweichen des Meeres verursachte<br />
unterschiedliche Sedimentationsbedingungen, was zu einer Unterteilung <strong>der</strong> Molasse<br />
in Untere Meeresmolasse (UMM), Untere Süsswassermolasse (USM), Obere Meeresmolasse<br />
(OMM) und Obere Süsswassermolasse (OSM) führte. Die Molasseformationen liegen mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger konform auf kretazischen o<strong>der</strong> oberjurassischen Karbonaten. Strukturell kann<br />
man zwischen <strong>der</strong> gewöhnlich flachliegenden autochthonen Molasse und <strong>der</strong> mitgefalteten<br />
subalpinen Molasse unterscheiden, welche einen ca. 25 km breiten Saum am nördlichen Alpenrand<br />
bildet. Das gegenwärtige Relief des Molassebecken wurde weitgehend durch die<br />
post-molassischen Hebungen und die pleistozänen Gletscher geprägt.<br />
Untere Meeresmolasse (UMM): Sie stellt den letzten Rest <strong>der</strong> alpinen Meere dar und bildet<br />
einen schmalen Schlauch am Alpenrand. Im unteren Bereich finden sich vor allem Sandsteine<br />
und Konglomerate, dann Schiefermergel mit gradierten Sandsteinbänken. Dann wird das<br />
Meer zunehmend seichter und brackischer.<br />
Untere Süsswassermolasse (USM): Das Restmeer wird zugeschüttet und es bauen sich am<br />
Alpenrand Konglomerat (Nagelfluh-)flächen aus, z.B. das Entlebuch, Rigi-Rossberg und<br />
Hirzli-Speer aus. In diesen Fächern finden sich zunächst hauptsächlich Sedimentgerölle aus<br />
<strong>der</strong> Simmendecke (Westen) und den Ostalpinen Decken (Osten). Kristallingerölle werden erst<br />
im oberen Teil <strong>der</strong> USM häufiger. In <strong>der</strong> subalpinen Molasse wird die USM bis zu 5 km<br />
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mächtig. Gegen Norden wird die Mächtigkeit geringer und die Konglomerate treten zurück.<br />
Es finden sich Sandsteine (oft in Flussrinnen) und siltige Mergel.<br />
Obere Meeresmolasse (OMM): Im unteren Miozän dringt das Meer aus Südwesten in einen<br />
ca. 60 km breiten Trog ein. Zuerst werden vorwiegend Sandsteine, z.T. mit Glaukonit abgelagert,<br />
später Sandsteine, Schiefermergel, Küstenkonglomerate und Muschelschillbänke. Die<br />
Nordküste bildet <strong>der</strong> Faltenjura und <strong>der</strong> Südrand <strong>der</strong> Schwäbischen Alb. Die Südküste ist ausgebuchtet<br />
durch wenige, aber grosse terres-trische Schuttfächer (Napf, Hörnli, Bodensee). Die<br />
alpinen Talsysteme werden modifiziert und es entstehen Längstäler (vielleicht im Gefolge <strong>der</strong><br />
Faltung <strong>der</strong> helvetischen Decken, welche erstmals, aber immer noch selten, Gerölle liefern).<br />
Obere Süsswassermolasse (OSM): Das Meer zieht sich zurück und es lagern sich fluviatile<br />
Sedimente ab wie Ueberschwemmungsablagerungen (siltige Mergel), Rinnensedimente<br />
(Sandsteine, Konglomerate) und dünne Moor- und Seeablagerungen (Süsswasserkalke und<br />
Kohlen). Der Napf- und <strong>der</strong> Hörnlischuttfächer sind noch stärker ausgeprägt als in <strong>der</strong> OMM.<br />
Neben <strong>der</strong> alpinen Geröllzufuhr aus Süden gibt es auch Schüttungen von geringmächtigen<br />
Kalknagelfluhen aus Norden, dem Jura. Es entwickelt sich eine Ost-West verlaufende Stromrinne<br />
im Bereich Untersee – Jurafuss.In <strong>der</strong> Mitte des Miozän setzt Vulkanismus ein, <strong>der</strong> sich<br />
allmählich gegen Norden verlagert (Pliozäne Vulkane des Hegau). Gegen Ende des Miozän<br />
wird das Becken gehoben und die Sedimentation hört auf.<br />
Alpen<br />
In den Alpen ist die charakteristische Sedimentgruppe <strong>der</strong> Oberkreide und des Paläozäns-<br />
Untereozäns <strong>der</strong> Flysch. Es handelt sich dabei um mächtige Wechsellagerungen von Sandsteinen<br />
und Peliten (Tiefseesedimenten), welche meist dünn gebankt sind. Flysch ist in <strong>der</strong><br />
Regel das jüngste Sediment und verkörpert die Schuttlieferung von Inseln und zuletzt vom<br />
aufsteigenden Alpenkörper.<br />
Penninikum<br />
Das Paläozän ist im Briançonnais noch pelagisch (Couches Rouges), darüber folgt bis ins<br />
Mitteleozän Flysch. Im Wallissertrog Flysch.<br />
Helvetikum und Ultrahelvetikum<br />
Im Helvetikum und Ultrahelvetikum finden sich vier Faziestypen, <strong>der</strong>en Formationen sich<br />
jeweils überlagern. Es sind dies kontinentale Bildungen (Bohnerz), kalkige und sandige<br />
Seichtwasserablagerungen mit Nummuliten, pelagische Mergel und Flysch.<br />
Im unteren Paläozän erfolgt eine allgemeine Heraushebung. Nur im südöstlichen Ultrahelvetikum<br />
geht die Flysch-Sedimentation kontinuierlich weiter. Im oberen Paläozän-Untereozän<br />
bilden sich im südöstlichen Helvetikum Nummulitenkalke und im Ultrahelvetikum Flysch.<br />
Ende Eozän – Anfang Oligozän findet die Hauptfaltung <strong>der</strong> Alpen statt, wobei das Helvetikum<br />
noch nicht einbezogen ist. Das Meer ist nun auf das Nordhelvetikum beschränkt, das die<br />
Schuttlieferung des ca. 2 km mächtigen nordhelevetischen Flysches aus Süden erfährt (Taveyannaz-Sandsteine<br />
mit vulkanischen Komponenten). Der jüngste Flysch, <strong>der</strong> keine vulkanischen<br />
Bestandteile mehr aufweist (Matter Sandsteine, Dachschiefer von Engi), zeigt bereits<br />
Anklänge an die Molasse-Fazies.<br />
In grossen Teilen <strong>der</strong> alpinen Bereiches und vor allem entlang seines nördlichen Randes findet<br />
ein Sedimentationsunterbruch während <strong>der</strong> oberen Kreide und dem Paläozän statt, welcher<br />
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scheinbar in Verbindung mit einer allgemeinen Verlangsamung <strong>der</strong> Krustenverkürzung steht.<br />
Im Helvetikum transgredieren seichte Meere aus Südosten, welche sich zunehmend vertieften<br />
und die letzten (Ober Eozäne und Unter Oligozäne) Flysche erhalten. Weiter im Süden erreichen<br />
die mittelalpinen Deformationen ihren Höhepunkt während <strong>der</strong> Ablagerung dieser nördlichen<br />
Flysche, wo massive Einflüsse von basaltischem und andesitischem Detritus auf einen<br />
subduktionskontrollierten Vulkanismus hindeuten.<br />
Im Penninikum hörte die Sedimentation im Paläozän und Eozän verschiedentlich auf, während<br />
<strong>der</strong> grösste Teil des Ostalpins mehrheitlich über Wasser stand.<br />
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Quartär (1.8 – 0 ma): Es handelt sich dabei um den jüngsten Abschnitt des Känozoikums<br />
(Desnoyers, 1829), <strong>der</strong> in das Pleistozän und das Holozän (letzte 10'000 Jahre) eingeteilt wird.<br />
Im Quartär treten zwei Beson<strong>der</strong>heiten auf, die Eiszeiten und <strong>der</strong> Mensch („Anthropozoikum“,<br />
„Psychozoikum“). Zu Beginn des Pleistozäns treten erste Kaltwasserfaunen im Mittelmeer<br />
auf und es gibt eine deutliche Abkühlung auf den Nordkontinenten.<br />
In den Alpen treten verschiedene Vergletscherungsphasen auf (Günz, Mindel, Riss und<br />
Würm), die Moränen und Schotterfluren auf sukzessive tieferen Niveaus schufen. Erosion(?)<br />
und Transport fand wahrscheinlich beson<strong>der</strong>s während <strong>der</strong> Eiszeiten statt, insbeson<strong>der</strong>e beim<br />
Vorstoss <strong>der</strong> Gletscher und weniger während <strong>der</strong> Zwischeneiszeiten.<br />
Zur Zeit <strong>der</strong> Gebirgsvergletscherungen existierten am Nordrand <strong>der</strong> Alpen grosse Eiskuchen.<br />
Am Südrand <strong>der</strong> Alpen stiessen die Gletscher bis in die Po-Ebene vor.<br />
Aus dem Mittelpleistozän stammen die älteren Deckenschotter <strong>der</strong> Günzvereisung, resp. Die<br />
jüngeren Deckenschotter <strong>der</strong> Mindelvereisung. Die Mindelvereisung war ausgedehnter als die<br />
Günz. Die Erosion <strong>der</strong> Alpen dürfte im Pleistozän etwa 1 km betragen haben.<br />
Während des Mindel-Riss Interglazials fand eine bedeutende Ausräumung <strong>der</strong> Täler statt,<br />
möglicherweise beim Vorstoss <strong>der</strong> Riss-Gletscher; dabei entstanden die meisten See-Wannen.<br />
Die Riss-Eiszeit war die grösste Vergletscherung <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>. Der Rheingletscher dringt bis<br />
Möhlin, <strong>der</strong> Rhonegletscher bis Lyon vor.<br />
Während <strong>der</strong> Würmzeit war das vergletscherte Gebiet wesentlich kleiner als zur Riss-<br />
Vergletscherung (Linth-Rheingletscher bis Killwangen). Während des Würms gab es verschiedene<br />
Phasen mit einem Maximum wahrscheinlich um 20'000 a. Der Rückzug folgte zunächst<br />
in Etappen, anschliessend rasch bis in die Alpen hinein. Nach dem Rückzug <strong>der</strong> Gletscher<br />
folgten die grossen alpinen Bergstürze (Sierre, Glarus, Flims), gefolgt von einem scharfen,<br />
kurzen Gletschervorstoss (jüngere Dryas).<br />
Im Holozän ziehen sich die Gletscher weiter zurück. Im Klimaoptimum waren die alpinen<br />
Gletscher bis auf kleine Reste verschwunden. Eine „kleine Eiszeit“ fand zwischen 1550 und<br />
1850 statt, mit einem maximalen Vorstoss zwischen 1600 – 1630. Seither ziehen sich die<br />
Gletscher zurück.<br />
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