Plastische Chirurgie 8: Supplement 2 (2008) - DGPRÄC
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40 Jahre DGPRÄC 2.1.3 Exophthalmus – Olivari-Methode<br />
Abb. 4a,b EO, Protrusio, Hertel-Werte re. 28, li.30. Diplopie, Lagophthalmus,<br />
Kopfschmerzen, Konjunktivitis, schwere Depression. b Zustand 1 Jahr nach der<br />
Operation - Symptomfrei, Hertel-Werte re. 18, li. 21<br />
Zusammenfassung: Die EO ist die häufigste extrathyreoidale<br />
Manifestation der Basedow’schen Erkrankung.<br />
Die meisten Patienten haben eine Hypertrophie der<br />
extraokulären Muskeln sowie des intraorbitalen Fettes in<br />
verschiedenen Varianten. Patienten unter 40 Jahren<br />
haben deutlich mehr Fetthypertrophie, die älteren Pa -<br />
tienten, vor allem über 60 Jahre, haben mehr Muskel -<br />
hypertrophie. Je länger die Anamnese, desto mehr findet<br />
man fibrotische Veränderungen. Es zeigte sich klar, dass<br />
eine frühzeitige Operation bessere Resultate erzielt als langes<br />
Zuwarten. Ein einmal aufgetretener Exophthalmus ist<br />
resistent auf eine konservative Therapie, welche nicht länger<br />
als ein Jahr dauern sollte. Die begrenzte Indikation zur<br />
ossären Dekompression ist durch ihre hohe Komplika -<br />
tionsrate zu erklären. So wird sie nur bei drohendem<br />
Visusverlust als klare Indikation gestellt. Dies sind weniger<br />
als 5 % der betroffenen Patienten. Die mediale Osteo -<br />
tomie, welche von den HNO-Ärzten in Deutschland<br />
popularisiert wird, erzielt postoperativ erheblich mehr<br />
Diplopie als präoperativ und reduziert den Exophthalmus<br />
nur um 2–3 mm, also ungenügend. Diese Methode ist also<br />
klar nicht zu empfehlen.<br />
Die transpalpebrale Fettentfernung (Olivari-Methode)<br />
ist für alle Patienten mit EO indiziert, auch wenn keine<br />
funktionellen Störungen vorliegen (Visusminderung,<br />
Diplopie), sondern gerade bei ästhetischen Störungen mit<br />
meist erheblicher psychologischer Belastung. Mit dieser<br />
Methode wurde bei einer EO erstmals ein Teil des erkrankten<br />
Gewebes entfernt.<br />
Wenn ein gemeinsames Antigen von Schilddrüse und<br />
Orbitagewebe existiert, dann wird ein großes Quantum<br />
des Antigens entfernt. T -Zellen, B-Zellen, Makrophagen,<br />
lymphozytäre Infiltration, Glykosaminoglykane, HLA-<br />
DR und verschiedene Adhäsionsmoleküle sind in ihrer<br />
Menge erheblich reduziert. Es wird ca. 40 % des kranken<br />
Gewebes entfernt. Die Infiltration von Dexamethason<br />
direkt in die extraokulären Muskeln mindert die inflammatorische<br />
Reaktion.<br />
Die knöcherne Orbita bleibt intakt. Der Bulbus bleibt<br />
in seiner mittleren Lage. Bei nur 4 Patienten mit sehr langer<br />
Anamnese und mehrmals bestrahlt waren die fibrotischen<br />
Veränderungen so gravierend, dass nach der<br />
Fettentfernung unter Sichtkontrolle zusätzlich eine 3-<br />
Wand-Osteotomie vorgenommen wurde, um ein gutes<br />
Resultat zu erzielen.<br />
Die Komplikationsrate für diese Art der Orbitade -<br />
kompression hielt sich in Grenzen. Andererseits ist die<br />
Lidsymmetrie nach Retraktionsoperation nicht leicht zu<br />
erzielen. 12 % der Patienten mussten zwei Mal operiert<br />
werden und 11 % benötigten eine dritte Korrektur.<br />
Einige Patienten benötigten vier Korrekturen, um eine<br />
gute Symmetrie zu erzielen.<br />
Abb. 5 Ober- und<br />
Unterlidretraktion<br />
89<br />
<strong>Plastische</strong> <strong>Chirurgie</strong> 8 (Suppl. 2) � <strong>2008</strong>