Plastische Chirurgie 8: Supplement 2 (2008) - DGPRÄC

Plastische Chirurgie 8: Supplement 2 (2008) - DGPRÄC Plastische Chirurgie 8: Supplement 2 (2008) - DGPRÄC

17.11.2012 Aufrufe

Inhalt 40 Jahre DGPRÄC 1.7. Persönlichkeiten/Preise und Auszeichnungen/Bibliothek 1.7.1. R. R. Olbrisch Dieffenbach-Medaille . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54 1.7.2. G. M. Lösch Die Hinderer-Bibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . .58 1.7.3. Vitae der Gründungsmitglieder . . . . . . . . . . .61 2. Die wissenschaftliche Entwicklung in Forschung, Klinik und Lehre . . .71 2.1. Rekonstruktion/Konstruktion 2.1.1. G. M. Lösch, M. Greulich, P. Mailänder Angeborene Fehlbildungen . . . . . . . . . . . . . . .72 2.1.2. H. Bohmert Entwicklung und Fortschritte der rekonstruktiven Brustchirurgie . . . . . . . . . . .80 A.-M. Feller Brustchirurgie – Mikrochirurgische Verfahren . . . . . . . . . . . . .82 2.1.3. N. Olivari Transpalpebrale Dekompression bei endokriner Orbitopathie . . . . . . . . . . . . . .84 2.2. Handchirurgie/Extremitäten 2.2.1. K. Megerle, G. Germann 40 Jahre Handchirurgie in der DGPRÄC . . .91 2.2.2. E. Biemer, H.-U. Steinau Plastische und Rekonstruktive Mikrochirurgie in Deutschland . . . . . . . . . . .94 2.2.3. A. Berger Plexus-brachialis-Chirurgie – ein integratives Therapiekonzept . . . . . . . . . .96 II Plastische Chirurgie 8 (Suppl. 2) � 2008 2.3. Verbrennungen 2.3.1. P. M. Vogt, P. Mailänder, F. Jostkleigrewe, B. Reichert, B. Hartmann Zentren für Schwerbrandverletzte in der Bundesrepublik Deutschland . . . . . . .100 2.3.2. N. Pallua, E. Demir Forschritte der Verbrennungsrekonstruktion . . . . . . . . . . . .105 2.4. G. Lemperle, K. Exner, Ch. J. Gabka 40 Jahre Ästhetische Chirurgie in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .108 3. Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .113 G. Germann Anhang Entwicklung der Plastischen Chirurgie an den deutschen Hochschulen und Universitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .115 Dieffenbach-Medaille . . . . . . . . . . . . . . . . . . .120 Herbert-Höhler-Nadel . . . . . . . . . . . . . . . . . .121 Präsidenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .122 Ehrenmitglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .122 Frühere Kongresse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .123 Gemeinsame Kongresse . . . . . . . . . . . . . . . . .123

40 Jahre DGPRÄC Prolog Emanzipation vom Zeitgeist Anmerkung zur Lage der Plastischen Chirurgie Ursula Schmidt-Tintemann Emanzipation ist die Befreiung von Abhängigkeiten. Es geht dabei aber nicht immer nur um die Befreiung der Frau. Diese Emanzipation ist in der Plastischen Chirurgie längst Geschichte und nicht nur ein Verdienst der Chirurginnen, sondern auch der Chirurgen, mit denen sie seit vielen Jahrzehnten gut zusammengearbeitet haben. Jetzt, so meine ich, geht es um eine andere Emanzipation. Wenn auch um eine, die um nichts leichter einzufordern und durchzusetzen ist. Es geht um die Emanzipation der Plastischen Chirurgie von der Despotie eines Zeitgeistes, der einen Teil unseres Metiers zum chirurgischen Kundendienst degradieren will. Ideologischer Druck, Bevormundungen durch Mode oder durch das, was man „lifestyle“ nennt, sind nichts Neues in der langen Geschichte unseres Fachs. Oft konnte die Plastische Chirurgie dem widerstehen. So im 19. Jahrhundert, als sich Chirurgen wie Johann Friedrich Dieffenbach oder Eduard Zeis über das Vorurteil hinwegsetzten, angeborene oder erworbene Entstellungen seien, weil von der Vorsehung verfügt, geduldig zu ertragen. In anderen Zeiten wurde die Plastische Chirurgie in ideologische Fesseln gelegt. Die Operationen, die der Bologneser Tagliacozzi 1597 beschrieb, wurden bekanntlich von einem theokratischen Zeitgeist jahrhundertelang in den Bereich bloßer Aufschneiderei verbannt. Bis dann der Plastische Chirurg Ferdinand von Graefe 1811, also mehr als zweihundert Jahre später, nach Tagliacozzis An wei - sungen erfolgreich operierte. Heute sind es ein gnadenloser Jugendwahn und eine groteske Überbewertung des Äußeren, die unser Fach be - sonders dann gefährden, wenn manche unserer Prota - gonisten diesem Zeitgeist auch noch hinterher laufen. Wo hört das auf, was die ärztlichen Pioniere unseres Fachs als Plastische Chirurgie verstanden, und wo beginnt der bloße Kundendienst mit dem Skalpell? Dieser Frage sollten wir uns stellen. Die Grenze scheint zwischen dem großen und imponierenden Bereich der ärztlich indizierten plastisch-chirurgischen Eingriffe und dem kleinen Bereich der nicht indizierten zu liegen. Also dort, wo oft zweit rangig wird, ob das Risiko U. Schmidt-Tintemann das Resultat aufwiegt, ob erreicht werden kann, was der Patient (nennen wir ihn zu - nächst noch so!) sich erträumt und ob der Eingriff nicht nur machbar ist, sondern auch in dessen bestem Interesse liegt. Vor allem also in jenem Teil der Plastischen Chirurgie, der sich „ästhetisch“ nennt, und mit diesem misnomer versucht, den inflationären Reklamebegriff „Schönheitschirurgie“ zu umgehen. Die junge Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen hatte bei ihrer ersten wissenschaftlichen Tagung, die ich 1970 in München ausrichten durfte, als Hauptthema die psychologischen und soziologischen Implikationen der Plastischen Chirurgie. Neben anderen Wissenschaftlern waren zu diesem Thema Frederick Hacker aus Los Angeles und Julien Reich aus Melbourne gekommen und der Frankfurter Psychiater Alexander Mitscherlich fragte: „Welcher Arzt, der seine Patienten nicht nur als Anlässe für medizinisch-technische Erwägungen kennengelernt hat, sondern als ihm verwandte, konflikthafte Wesen, mag sich noch mit Plattheiten wie der Eitelkeitsdiagnose abgeben?“ 1 Plastische Chirurgie 8 (Suppl. 2) � 2008

40 Jahre DGPRÄC Prolog<br />

Emanzipation vom Zeitgeist<br />

Anmerkung zur Lage der <strong>Plastische</strong>n <strong>Chirurgie</strong><br />

Ursula Schmidt-Tintemann<br />

Emanzipation ist die Befreiung von Abhängigkeiten.<br />

Es geht dabei aber nicht immer nur um die<br />

Befreiung der Frau. Diese Emanzipation ist in der<br />

<strong>Plastische</strong>n <strong>Chirurgie</strong> längst Geschichte und nicht nur ein<br />

Verdienst der Chirurginnen, sondern auch der Chirurgen,<br />

mit denen sie seit vielen Jahrzehnten gut zusammengearbeitet<br />

haben.<br />

Jetzt, so meine ich, geht es um eine andere Emanzipation.<br />

Wenn auch um eine, die um nichts leichter einzufordern<br />

und durchzusetzen ist. Es geht um die Emanzipation der<br />

<strong>Plastische</strong>n <strong>Chirurgie</strong> von der Despotie eines Zeitgeistes,<br />

der einen Teil unseres Metiers zum chirurgischen<br />

Kundendienst degradieren will. Ideologischer Druck,<br />

Bevormundungen durch Mode oder durch das, was man<br />

„lifestyle“ nennt, sind nichts Neues in der langen<br />

Geschichte unseres Fachs. Oft konnte die <strong>Plastische</strong><br />

<strong>Chirurgie</strong> dem widerstehen. So im 19. Jahrhundert, als<br />

sich Chirurgen wie Johann Friedrich Dieffenbach oder<br />

Eduard Zeis über das Vorurteil hinwegsetzten, angeborene<br />

oder erworbene Entstellungen seien, weil von der<br />

Vorsehung verfügt, geduldig zu ertragen. In anderen<br />

Zeiten wurde die <strong>Plastische</strong> <strong>Chirurgie</strong> in ideologische<br />

Fesseln gelegt. Die Operationen, die der Bologneser<br />

Tagliacozzi 1597 beschrieb, wurden bekanntlich von<br />

einem theokratischen Zeitgeist jahrhundertelang in den<br />

Bereich bloßer Aufschneiderei verbannt. Bis dann der<br />

<strong>Plastische</strong> Chirurg Ferdinand von Graefe 1811, also mehr<br />

als zweihundert Jahre später, nach Tagliacozzis An wei -<br />

sungen erfolgreich operierte.<br />

Heute sind es ein gnadenloser Jugendwahn und eine groteske<br />

Überbewertung des Äußeren, die unser Fach be -<br />

sonders dann gefährden, wenn manche unserer Prota -<br />

gonisten diesem Zeitgeist auch noch hinterher laufen.<br />

Wo hört das auf, was die ärztlichen Pioniere unseres Fachs<br />

als <strong>Plastische</strong> <strong>Chirurgie</strong> verstanden,<br />

und wo beginnt der bloße<br />

Kundendienst mit dem Skalpell?<br />

Dieser Frage sollten wir uns<br />

stellen. Die Grenze scheint zwischen<br />

dem großen und imponierenden<br />

Bereich der ärztlich<br />

indizierten plastisch-chirurgischen<br />

Eingriffe und dem kleinen<br />

Bereich der nicht indizierten<br />

zu liegen. Also dort, wo oft<br />

zweit rangig wird, ob das Risiko<br />

U. Schmidt-Tintemann<br />

das Resultat aufwiegt, ob<br />

erreicht werden kann, was der<br />

Patient (nennen wir ihn zu -<br />

nächst noch so!) sich erträumt und ob der Eingriff nicht<br />

nur machbar ist, sondern auch in dessen bestem Interesse<br />

liegt. Vor allem also in jenem Teil der <strong>Plastische</strong>n<br />

<strong>Chirurgie</strong>, der sich „ästhetisch“ nennt, und mit diesem<br />

misnomer versucht, den inflationären Reklamebegriff<br />

„Schönheitschirurgie“ zu umgehen.<br />

Die junge Vereinigung der Deutschen <strong>Plastische</strong>n<br />

Chirurgen hatte bei ihrer ersten wissenschaftlichen<br />

Tagung, die ich 1970 in München ausrichten durfte, als<br />

Hauptthema die psychologischen und soziologischen<br />

Implikationen der <strong>Plastische</strong>n <strong>Chirurgie</strong>. Neben anderen<br />

Wissenschaftlern waren zu diesem Thema Frederick<br />

Hacker aus Los Angeles und Julien Reich aus Melbourne<br />

gekommen und der Frankfurter Psychiater Alexander<br />

Mitscherlich fragte: „Welcher Arzt, der seine Patienten<br />

nicht nur als Anlässe für medizinisch-technische<br />

Erwägungen kennengelernt hat, sondern als ihm verwandte,<br />

konflikthafte Wesen, mag sich noch mit<br />

Plattheiten wie der Eitelkeitsdiagnose abgeben?“<br />

1<br />

<strong>Plastische</strong> <strong>Chirurgie</strong> 8 (Suppl. 2) � <strong>2008</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!