Schiffbruch als Metapher
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Straftat aus Sicht der Täter bzw. deren Nachkommen, die inzwischen wie Opfer ihrer eigenen<br />
Schuld wirken, darstellt. Die Geschichte der radikalen Linken spielt, obwohl sie die Voraussetzung<br />
für die Story ist, eine eher geringe Rolle.<br />
Thematisiert wird das Privatleben einer Terroristenfamilie, die sich vom aktiven Terror<br />
zurückgezogen hat und nun versucht, ein neues Leben zu beginnen. 51 Nach einigen Produktionen<br />
für das Fernsehen ist „Die Innere Sicherheit“ das erste fürs Kino gedrehte Werk Christian Petzolds.<br />
2.5.2 Inhalt<br />
Der Film „Die Innere Sicherheit“ beschreibt das Leben einer deutschen Kleinfamilie, die sich<br />
wegen der linksterroristischen Vergangenheit der beiden Elternteile ständig auf der Flucht befindet.<br />
Seit geraumer Zeit leben der Vater Hans (Richy Müller) und die Mutter Clara (Barbara Auer) mit<br />
ihrer einzigen Tochter Jeanne (Julia Hummer) im Untergrund, an wechselnden Orten. Zu Beginn<br />
des Films halten sie sich an der Küste Portug<strong>als</strong> auf, doch finanzielle Gründe zwingen die Familie<br />
zur Rückkehr nach Deutschland, wo sie auf die Unterstützung alter Gefährten hoffen. Für Jeanne,<br />
die sich gerade in der Pubertät befindet, ist die ständige Flucht unerträglich geworden. Gerade hat<br />
sie sich in Heinrich (Bilge Bingül), einen Surfer aus Deutschland verliebt. Doch die Liebe zu<br />
Heinrich wird ihr von den Eltern verboten, da sie eine Gefahr für die Tarnung der Eltern darstellt.<br />
Widerwillig macht sich Jeanne mit ihren Eltern auf eine Reise, die sie zurück nach Deutschland<br />
führen soll. Dort hoffen sie auf die Hilfe alter Genossen, was sich aber <strong>als</strong> vergeblich erweist. Einer<br />
der alten Mitstreiter hat sich mit dem System arrangiert, er ist inzwischen Anwalt geworden und hat<br />
eine Tochter. Mit der gemeinsamen Vergangenheit möchte er nichts mehr zu tun haben. Ein<br />
anderer, Klaus, der einmal einen Verlag besaß, führt nun ein Leben <strong>als</strong> gescheiterte Existenz und<br />
wird bei seinem Hilfeversuch verhaftet. In einem leer stehenden Haus verbergen sich Hans und<br />
Clara, die unauffällige Jeanne ist für die Versorgung zuständig. Während die Eltern darauf warten,<br />
dass ihnen ein alter Freund das nötige Geld beschafft, geht Jeanne einkaufen und begegnet dabei<br />
Heinrich wieder. Sie gerät in eine Zwickmühle und muss sich entscheiden: für eine Zukunft mit<br />
Heinrich oder mit ihren Eltern. Die Geschichte nimmt einen tragischen Verlauf. Ein Bankraub zur<br />
Geldbeschaffung schlägt fehl und Heinrich, dem sich Jeanne offenbart hat, informiert die Polizei.<br />
Als die Familie im Auto flüchtet, werden sie von Einsatzkräften der Polizei von der Straße<br />
abgedrängt. Es kommt zu einem Unfall, den nur Jeanne überlebt.<br />
51 Anlass für die Erzählung bildete nach Aussage von Christian Petzold eine Zeitungsmeldung über den Ex-Terroristen<br />
Wolfgang Grams, der bei einer Schießerei mit der Polizei am 27. Juni 1993 in Bad Kleinen ums Leben kam: „Da stand,<br />
dass er Lieder geschrieben und im Untergrund Marmelade eingekocht hat. (…). Da wurde mir klar, dass das Leben auch<br />
im Untergrund 24 Stunden hat. Dass es organisiert werden muss. Dass man sich die Fußnägel schneiden muss und so.“<br />
Zitiert nach http://focus.msn.de/D/DF/DFU/DFU08/DFU08196/dfu08196.htm»Die innere Sicherheit«: Interview mit<br />
Regisseur Christian Petzold. 20.04.2006.