Schiffbruch als Metapher
Schiffbruch als Metapher
Schiffbruch als Metapher
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Rhetorik definiert sie <strong>als</strong> „gekürzten Vergleich, in dem das Verglichene mit dem Abbild in eins<br />
gesetzt wird.“ 27<br />
In der Substitutionstheorie erscheint die <strong>Metapher</strong> <strong>als</strong> Ersetzung eines eigentlich zu verwendenden<br />
Begriffs durch einen anderen, metaphorischen Ausdruck. Sowohl Substitutionstheorie <strong>als</strong> auch<br />
Vergleichstheorie gehen davon aus, dass <strong>Metapher</strong>n vollständig ausführbar seien, was sich in der<br />
Praxis allerdings <strong>als</strong> schwierig bis unmöglich erweist: „Nebst der Umständlichkeit und stilistischen<br />
Schwäche der Paraphrase ist mit ihr durchwegs ein Verlust an kognitiver Qualität verbunden,<br />
welche für die <strong>Metapher</strong> gerade kennzeichnend ist.“ 28<br />
2.4 Die <strong>Metapher</strong>ologie Hans Blumenbergs<br />
„Die Geschichte der Verteidigung der <strong>Metapher</strong> gegen ihre Herabwürdigung durch den logischen<br />
oder wissenschaftlichen Begriff (…) verläuft von Vico über Hamann, Nietzsche und Cassirer bis zu<br />
Blumenberg und über ihn hinaus.“ 29 Hans Blumenberg nennt die Wissenschaft von der <strong>Metapher</strong><br />
‚<strong>Metapher</strong>ologie’ und versteht darunter „eine Lehre von Bildern, die sich der Mensch für sein<br />
Dasein und die Welt schafft. (…). Blumenberg fragt jedoch nicht, was sich hinter diesen Bildern<br />
verbirgt, sondern welche Funktion sie im geschichtlichen Prozess der Verständigung des Menschen<br />
über sich selbst und die Welt einnehmen.“ 30 In seinem Werk „Paradigmen zu einer<br />
<strong>Metapher</strong>ologie“ 31 bestimmt er drei Arten von <strong>Metapher</strong>n, wobei er sich an<br />
philosophiegeschichtlichen Kategorisierungen orientiert: eine erste Gruppe bilden die ornamentär<br />
gebrauchten <strong>Metapher</strong>n, die hauptsächlich <strong>als</strong> rhetorischer Schmuck und zur Wirkungssteigerung<br />
von Argumenten eingesetzt werden. Nach Blumenberg bringen sie nichts zum Ausdruck, „was nicht<br />
auch in theoretisch-begrifflicher Weise dargestellt werden könnte.“ 32 In einer zweiten Gruppe<br />
entspricht der uneigentlichen die ungenaue Redeweise. Diese rudimentären <strong>Metapher</strong>n erscheinen<br />
<strong>als</strong> Ausdruck eines unklaren Denkens und sind auch nach der Meinung Blumenbergs zu vermeiden.<br />
Die dritte und für Blumenbergs Denken wichtigste Gruppe bilden die absoluten <strong>Metapher</strong>n. Sie<br />
beinhalten nach Blumenberg einen, die Aussage erweiternden, unbegrifflichen Sinngehalt, der, im<br />
Gegensatz zu den ornamentären und rudimentären <strong>Metapher</strong>n, nie vollständig in die Logizität<br />
herüber geholt werden könne, da eine Vorstellung von Wirklichkeit <strong>als</strong> Ganzer erzeugt werde, die<br />
das Aussagevermögen einzelner Begriffe übersteige. Absolute <strong>Metapher</strong>n seien „Grundbestände der<br />
27<br />
Lausberg, Heinrich: Handbuch der literarischen Rhetorik. Eine Grundlegung der Literaturwissenschaft. 3. Auflage.<br />
Stuttgart 1990, S. 78.<br />
28<br />
Haefliger, S. 51.<br />
29<br />
Wetz, Franz Josef: Hans Blumenberg zur Einführung. Hamburg 1993, S. 20.<br />
30<br />
Wetz, S. 17.<br />
31<br />
Blumenberg, Hans: Paradigmen zu einer <strong>Metapher</strong>ologie, in: Archiv für Begriffsgeschichte, Bonn 1960.<br />
32 Ders. 1960, S. 8.