GRATIS: Sherlock Holmes – Das Tal des Grauens (HD)
G R A T I S: Das Tal des Grauens (Originaltitel: The Valley of Fear) ist der vierte Roman von Sir Arthur Conan Doyle in dem die Figuren Sherlock Holmes und Dr. Watson auftauchen. G R A T I S: Das Tal des Grauens (Originaltitel: The Valley of Fear) ist der vierte Roman von Sir Arthur Conan Doyle in dem die Figuren Sherlock Holmes und Dr. Watson auftauchen.
5. Kapitel. Die trübste Stunde Wenn es noch eines Geschehnisses bedurft hätte, um McMurdos Ruhm bei seinen Genossen zu vervollständigen, so hätte seine Verhaftung und Freisprechung dies bewirkt. Daß ein Mensch schon am Abend seiner Aufnahme in die Loge in Ausübung seiner Logenpflichten vor die Richter kam, stellte einen Rekord in der Geschichte des Bundes dar. Man kannte ihn bereits als guten Gesellschafter, als fröhlichen Zecher, aber auch als einen Mann von hitzigem Wesen, der sich nicht einmal etwas von dem allmächtigen Meister gefallen ließ. Er verstand es jedoch auch, bei seinen Kameraden den Eindruck zu erwecken, daß niemand fähiger war als er, blutdürstige Pläne zu schmieden und sie auch auszuführen. »Wenn er drankommt, wird er seine Sache gut machen«, sagten sich die älteren und sahen ungeduldig diesem Zeitpunkt entgegen. McGinty hatte zwar schon genug Werkzeuge seines Willens, aber in McMurdo glaubte er ein solches höherer Ordnung zu erkennen. Er kam ihm vor wie ein im Zaum gehaltener Wachhund. An Kreaturen für minder wichtige Arbeit war kein Mangel, aber eines Tages würde er diese Vollblutkreatur auf eine ihrer würdige Beute loslassen. Einige Mitglieder der Loge, Ted Baldwin unter ihnen, grollten zwar über den raschen Aufstieg des Fremden und bedachten diesen deswegen mit ihrem Haß, aber sie wichen ihm aus. Sie waren sich bewußt, daß er ebenso rasch bereit war zu kämpfen wie zu lachen. Während er so in der Gunst seiner Genossen stieg, gab es andere Menschen, die ihm unendlich mehr galten, bei denen er 244
sie verlor. Ettie Shafters Vater wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben und verwehrte ihm, sein Haus zu betreten. Ettie selbst liebte ihn zu sehr, um ihn ganz aufzugeben, aber eine innere Stimme warnte sie vor dem, was kommen würde, wenn sie sich an einen erklärten Verbrecher ketten ließe. Nach einer schlaflosen Nacht entschloß sie sich eines Morgens, mit ihm zu sprechen – voraussichtlich zum letztenmal – und noch einen Versuch zu machen, ihn von dem schlechten Einfluß, unter dem er stand, zu befreien. Sie suchte ihn in seinem Heim auf, was er so oft erfleht hatte. Er saß am Tisch im Wohnzimmer mit dem Rücken gegen die Tür und hatte einen Brief vor sich. Die Schalkhaftigkeit ihrer jungen Jahre – sie war erst neunzehn – regte sich in ihr bei diesem Anblick. Er hatte ihr Eintreten nicht gehört. Auf den Zehenspitzen schlich sie näher und legte ihre Hand auf seine leichtgebeugte Schulter. Wenn es ihre Absicht gewesen war, ihn zu überraschen, so gelang ihr dies in einem Grade, der sie selbst überraschte. Wie ein Tiger sprang er auf sie zu, indem er mit seiner rechten Hand ihre Gurgel erfaßte. Mit der anderen zerknüllte er im selben Augenblick das vor ihm liegende Papier. Eine volle Sekunde lang stierte er sie wie von Sinnen an, dann wich seine Überraschung, und die Wildheit, die sein Gesicht verzerrte, – ein Anblick, der sie entsetzt zusammenfahren ließ, wie vor etwas, das ihr friedliches Leben noch nicht kannte – machte stürmischer Freude Platz. »Du bist’s!« rief er, indem er sich den Schweiß von der Stirne wischte. »Du kommst zu mir, Liebste? Und ich empfange dich damit, daß ich dir an die Gurgel fahre!« Er breitete die Arme aus. 245
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selbst liebte ihn zu sehr, um ihn ganz aufzugeben, aber eine innere<br />
Stimme warnte sie vor dem, was kommen würde, wenn<br />
sie sich an einen erklärten Verbrecher ketten ließe. Nach einer<br />
schlaflosen Nacht entschloß sie sich eines Morgens, mit ihm zu<br />
sprechen <strong>–</strong> voraussichtlich zum letztenmal <strong>–</strong> und noch einen<br />
Versuch zu machen, ihn von dem schlechten Einfluß, unter<br />
dem er stand, zu befreien. Sie suchte ihn in seinem Heim auf,<br />
was er so oft erfleht hatte. Er saß am Tisch im Wohnzimmer<br />
mit dem Rücken gegen die Tür und hatte einen Brief vor sich.<br />
Die Schalkhaftigkeit ihrer jungen Jahre <strong>–</strong> sie war erst neunzehn<br />
<strong>–</strong> regte sich in ihr bei diesem Anblick. Er hatte ihr Eintreten<br />
nicht gehört. Auf den Zehenspitzen schlich sie näher und legte<br />
ihre Hand auf seine leichtgebeugte Schulter.<br />
Wenn es ihre Absicht gewesen war, ihn zu überraschen, so<br />
gelang ihr dies in einem Grade, der sie selbst überraschte. Wie<br />
ein Tiger sprang er auf sie zu, indem er mit seiner rechten<br />
Hand ihre Gurgel erfaßte. Mit der anderen zerknüllte er im selben<br />
Augenblick das vor ihm liegende Papier. Eine volle Sekunde<br />
lang stierte er sie wie von Sinnen an, dann wich seine Überraschung,<br />
und die Wildheit, die sein Gesicht verzerrte, <strong>–</strong> ein<br />
Anblick, der sie entsetzt zusammenfahren ließ, wie vor etwas,<br />
das ihr friedliches Leben noch nicht kannte <strong>–</strong> machte stürmischer<br />
Freude Platz.<br />
»Du bist’s!« rief er, indem er sich den Schweiß von der<br />
Stirne wischte. »Du kommst zu mir, Liebste? Und ich empfange<br />
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