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Corporate Publishing<br />

Falsche logofarbe am horizont<br />

CP Analyse Studien<br />

R e P o R t S U N d A N A ly S e N 2 0 0 6<br />

Unternehmen von Premiummarken sind wählerisch, wenn es um<br />

Fremdanzeigen im Kundenmagazin geht.<br />

Herausgebende Unternehmen, besonders<br />

solche von Premiummarken,<br />

achten mit Argusaugen auf Aussage<br />

und Qualität der Anzeigen in ihren<br />

Magazinen. „Selektives Anzeigenmarketing“<br />

nennt Karlheinz Winkler von<br />

DaimlerChrysler den Anfang 2006<br />

eingeführten Check, der Produkt und<br />

Anzeige auf Markenkompatibilität<br />

prüft. Dabei ist nicht nur Werbung<br />

für Konkurrenzprodukte ausgeschlossen,<br />

der Bann trifft auch Anzeigen<br />

für Dienstleistungen, die der Konzern<br />

selbst anbietet: Fahrzeugfinanzierungen<br />

etwa oder Kreditkarten.<br />

Selektives Anzeigenmarketing kann<br />

durchaus zum wirtschaftlichen Nachteil<br />

gereichen, wie Mercedes sogleich<br />

spüren musste. Weil mit der grafischen<br />

Überarbeitung des Mercedesmagazin<br />

auch gleich noch die halbseitigen und<br />

viertelseitigen Anzeigen abgeschafft<br />

wurden, sprangen zahlreiche Kunden<br />

ab. Die Januarausgabe dieses Jahres<br />

hatte demzufolge nur fünf Anzeigenseiten.<br />

Sibylle Schuld vom Vermarkter<br />

GWP, Düsseldorf, bleibt gelassen. Das<br />

neue Layout hat zwischenzeitlich andere<br />

Kunden überzeugt. Schuld: „Wir<br />

sind wieder im Plan.“ Den Wunsch<br />

der Unternehmen nach markengerechten<br />

klassischen Anzeigen hält die<br />

GWP-Expertin für erfüllbar. Ausreißer<br />

gibt es eher bei Beilagen. „Da gab<br />

es mitunter Ablehnungen, weil die<br />

Kunden zu sehr auf der Discount-<br />

Schiene fuhren.“<br />

Erste Filterfunktion hat der Mediadienstleister.<br />

Kein Sex, keine Politik<br />

und keine Anzeigen, die dem Interesse<br />

des Unternehmens zuwiderlaufen,<br />

lauten zum Beispiel die Grundsätze<br />

bei Gruner + Jahr Corporate Media<br />

und Kunde Lufthansa. Dennoch: Die<br />

Grauzone ist groß. Wo zum Beispiel<br />

die Interessen des Unternehmens berührt<br />

sein können, das ist Außenstehenden<br />

nicht immer nachvollziehbar.<br />

Oft geraten Anzeigenkunden trotz<br />

bester Absicht ins Abseits. Wenn die<br />

Agentur zum Beispiel ein Motiv speziell<br />

für das Kundenmagazin gestaltet<br />

und sich in das Produktumfeld des<br />

herausgebenden Unternehmens wagt,<br />

kann Gefahr drohen. Zum Beispiel,<br />

wenn im Hintergrund eines Fotos die<br />

vermeitliche Logofarbe eines Konkurrenten<br />

schimmert, oder wenn in<br />

einer Straßenszene der Stoßfänger<br />

eines Konkurrenzfahrzeugs erkennbar<br />

wird. Es gilt die Regel: Je näher<br />

man sich an die Kernkompetenz des<br />

herausgebenden Unternehmens wagt,<br />

desto größer wird das Risiko.<br />

Die falsche Person<br />

auf dem Foto<br />

Die Anzeigenleiter setzen daher auf<br />

Kommunikation. Heiko Hager von<br />

Gruner + Jahr, der zahlreiche Premiummarken<br />

betreut: „Im Zweifelsfall<br />

sprechen wir uns immer mit dem<br />

Herausgeber ab. Wir müssen die Motive<br />

nur rechtzeitig erhalten.“ Ein aktueller<br />

Zweifelsfall ist folgendes Motiv:<br />

Ein sportlicher Mann mittleren<br />

Alters steht auf einem Flughafenvorfeld,<br />

lehnt sich an einen edlen Koffer<br />

und blickt zum Himmel. Der Mann<br />

aber ist Richard Branson, Inhaber der<br />

englischen Virgin Airline – damit ist<br />

– 10 –<br />

Anzeigenmarketing<br />

und medien<br />

CoRPoRAte PUbliShiNG<br />

18. April 2006<br />

diese Testimonial-Anzeige zum Leidwesen<br />

des Kofferherstellers für die<br />

meisten Inflight-Magazine tabu.<br />

Mit rigorosen Regeln will Sonya<br />

Köneke Konflikte mit Anzeigenkunden<br />

gar nicht erst aufkommen lassen.<br />

Sie vermarktet das Magazin Momentum<br />

des Premiumuhren-Herstellers<br />

Glashütte Original. Sie sagt: „Keine<br />

Beilagen, keine Beihefter, keine vertriebslastigen<br />

Anzeigen, keine Promotions.“<br />

Und die Motive müssen<br />

rechtzeitig vorliegen.<br />

Die Beispiele zeigen, dass es vor<br />

allem bei Kundenmagazinen der<br />

Premiummarken vorrangig um die<br />

Markenführung und erst in zweiter<br />

Linie um die Refinanzierung geht.<br />

Das Kundenmagazin ist ein Markeninstrument<br />

und ordnet sich der Marke<br />

unter. Wie der Toleranzrahmen<br />

definiert wird, ist im Einzelfall zu<br />

entscheiden.<br />

Ist eine Teilfinanzierung Bestandteil<br />

des Konzepts, dann können Ausschlusskriterien<br />

nicht so eng definiert<br />

werden, dass dem Projekt die wirtschaftliche<br />

Grundlage entzogen wird.<br />

So geschehen bei einem Touristikunternehmen,<br />

das Anteile an Hotelketten<br />

und Autovermietern hält und<br />

daher in seinem Magazin keine Anzeigen<br />

von Hotels, Reiseveranstaltern<br />

oder Mietwagenunternehmen duldete.<br />

Die eigenen Hotels und Autovermieter<br />

sahen aber keine Veranlassung<br />

zu schalten. Ergebnis: Das Magazin<br />

blieb anzeigenfreie Zone, bis sich der<br />

Kunde zur Lockerung der Regeln –<br />

und für eine stärkere Refinanzierung<br />

– entschied.

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