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Schlittenhundetrainingsstrecke, PNP vom 24.02.12 - Haidmühle

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<strong>PNP</strong> <strong>vom</strong> 24.02.2012<br />

Schlittenhunde jagen über die Haidmühler Trails<br />

Trotz der Renn-Absage campieren rund 20 Musher auf dem Sportplatz − Bei bestem Winterwetter sind<br />

Spaziergänger die einzige Sorge der Sportler<br />

Von Sabine Kain<br />

Energie im Überschuss: Diese Hunde können die Ausfahrt mit ihrem Musher kaum noch erwarten.<br />

Haidmühle. Sie strotzen vor Energie. Schon während die Hunde vor den Schlitten gespannt werden, entlädt sie<br />

sich schubweise in hektischem Tumult. Einer nach dem anderen wird <strong>vom</strong> Musher an seinen Platz geschnallt,<br />

die vorderste der vierbeinigen Rennmaschinen muss von einer Helferin mit sachter Konsequenz im<br />

Schwitzkasten gehalten werden. Unter ihrem Arm hervor stieren die weit aufgerissenen hellblauen Huskyaugen<br />

auf die nahe Einfahrt zum Trainingstrail. Tunnelblick. Wenige Momente später prescht die Naturgewalt los, fast<br />

lautlos.<br />

Auf geht‘s für Ingrid Balle und ihr ungeduldiges Gespann.<br />

Aus der Gegenrichtung biegt ein Schneemobil auf den Sportplatz des SC Haidmühle ein, der in den<br />

schneereichen Wintermonaten den Mushern als Station dient. Der Spartenleiter des SC für den<br />

Schlittenhundesport kommt gerade von einer Inspektionsfahrt. Jeden Tag kontrolliert Udo Näßl die insgesamt 18<br />

Kilometer langen Strecken vor den Toren Haidmühles. An diesem Tag ist das Wetter traumhaft: Meterhoher<br />

Schnee und ein stahlblauer Himmel machen das "Schlittenhunde-Mekka" zu einem Wintertraum.<br />

Rennen fällt wegen zu geringer Anmeldung aus Fast etwas zu schön, findet der Spartenleiter. Die Sonne<br />

könnte die sorgsam präparierten Strecken etwas aufweichen. Doch die Musher und ihre Hunde wird das kaum<br />

stören. "Seit Weihnachten ist der Platz voll", erzählt Näßl. "Teilweise hatten wir bis zu 60 Gespanne hier, die im<br />

Minutentakt rausgefahren sind auf den Trail. Mehr geht nicht." Die sibirische Kälte und gewaltige Massen<br />

Neuschnee hielten die Sportler nicht ab. Die Absage des Rennens an diesem Wochenende wegen zu wenigen<br />

Anmeldungen tat der Freude am Schlittenhundesport ebenso wenig Abbruch. Rund 20 Gespanne nutzen zurzeit<br />

die optimalen Trainingsbedingungen im Bayerwald.


Auf freier Strecke erreichen die Gespanne gut 40 Stundenkilometer.<br />

"Solange es Schnee gibt ist alles gut", bringt einer, der es wissen muss, das einzig wichtige Bedürfnis der<br />

Musher auf den Punkt. Es ist der Niederländer Ad Heekers, eine Legende des europäischen<br />

Schlittenhundesports. Selbst fährt er heute nicht mehr, wollte vielmehr Udo Näßl bei der Rennleitung am<br />

Wochenende unterstützen. Nun scheint er beschäftigungslos, doch keineswegs gelangweilt. "In Haidmühle fühle<br />

ich mich wohl", bekennt er, lobt die Schneesicherheit, die reibungslose Organisation und den Gemeinschaftssinn<br />

der Bayerwaldler: "Schlittenhundesport ist nur möglich, wenn die Lokalen mitmachen." Über 20 verschiedene<br />

Grundstücke führen die Trails. Deren Besitzer, die Gemeinde und deren Einwohner machen neben den<br />

Organisatoren des SC das "Schlittenhunde-Mekka" Haidmühle erst möglich, betont Udo Näßl.<br />

Ein Mekka, weil alle vor Ort dahinterstehen<br />

In rasanter Fahrt biegt die Berlinerin Bärbel Engerer mit ihren Mischlingen auf den Trainings-Trail ein. − Fotos:<br />

Kain<br />

In dieses Wintersport-Paradies hat es auch die Berlinerin Bärbel Engerer mit ihren Mischlingshunden<br />

Schlittenhundesport aktiv, ebenfalls mit Schlappohren, und schaut sich das eine oder andere ab. Vor allem an der<br />

Disziplin beim Festschnallen vor dem Schlitten arbeitet die Schwäbin noch mit ihren Hunden. "Bei anderen<br />

herrscht da fast militärische Disziplin. Da kommt ein scharfes Kommando und die Hunde stehen schlagartig<br />

stramm", beschreibt Ingrid Balle und demonstriert die aufrechte, angespannte Körperhaltung mit einem leichten<br />

Schmunzeln. "Mir gefällt es, wenn die Hunde springen und zeigen, dass jetzt für sie der schönste Teil des Tages<br />

kommt." Auch wenn sie das Knäuel dann erst wieder entwirren muss, ehe es losgehen kann.<br />

Es gebe relativ viele gute Frauen im Schlittenhundesport, sagt die Schwäbin, während sich ihre Berliner Kollegin<br />

auf Skiern von zwei Hunden auf den Trail beschleunigen lässt. "Wir Frauen haben wohl ein gutes Händchen."<br />

Schließlich gehöre weit mehr dazu, als die Hunde einzuspannen und sich ziehen zu lassen. Auf dem Schlitten,<br />

der sich nicht lenken lässt, müssen die Kommandos des Mushers sitzen − und von den Hunden befolgt werden.<br />

Das braucht Übung.<br />

Organisation ist bei der Vorbereitung einer jeden Ausfahrt nötig. So muss Ingrid Balle zum Beispiel darauf<br />

achten, dass der Wasserhaushalt der Hunde rechtzeitig vor dem Start optimiert wird. Dazu dürfen ihre<br />

Schlappohren Suppe schlabbern, die sich wenig später wieder ihren Weg in die Natur bahnt. Die mütterliche<br />

Frage, ob jeder noch einmal Pipi gemacht hat, wird so zur trainingspraktischen Notwendigkeit.<br />

Notwendig für ein geordnetes Training ist auch gegenseitige Rücksichtnahme. Udo Näßl denkt hier weniger an<br />

die Musher, unter denen ohnehin ein sehr kollegiales Klima herrscht, sondern vor allem an Langläufer und<br />

Spaziergänger, die seine bestens präparierten Trails gerne unerlaubterweise mitnutzen. Ein gefährliches<br />

Vergnügen für Mensch und Tier.<br />

"Selbst ein großes Gespann mit 14 Hunden hört man nicht kommen", sagt der Spartenleiter. Bis zu 40<br />

Stundenkilometer sind schon auf den ersten Kilometern einer Ausfahrt möglich, der Bremsweg ist lang. Die<br />

Sportler möchten sich nicht abkapseln. Immer wieder kommen neugierige Gäste um das Treiben auf dem<br />

Sportplatz zu beobachten oder die Hunde zu streicheln. "Wir sind für jeden offen, sie können gerne kommen",<br />

sagt Näßl. Nur die Strecken sind tabu. Selbst wenn sich Spaziergänger und Hundeschlitten unterwegs nicht<br />

begegnen, droht Gefahr: "Was viele nicht wissen: Die Trittspuren, die sie in der Piste hinterlassen, können<br />

ausreichen, dass sich in Hund in vollem Tempo das Bein bricht."<br />

Inzwischen hat die Schwäbin Ingrid Balle ihre wilde Meute vor den Schlitten gespannt. Die Aufregung ist groß,<br />

die Richtung verkehrt. Das Gespann steht schräg vor der Einfahrt zur Strecke. Frauchen muss sich ihre


Schlappohren noch einmal zur Brust nehmen und mit ausgestrecktem Arm den rechten Weg weisen. Dann gibt<br />

es kein Halten mehr.<br />

verschlagen. "Huskys hatte ich nie. Ich habe immer die Hunde genommen, die irgendwo übrig waren." Jeder<br />

Hund, der zieht, ist ein Schlittenhund. Und die Schlappohren der Berlinerin haben sie schon oft sehr erfolgreich<br />

über Wettkampfstrecken gezogen.<br />

Aus dem Lager nebenan wirft Ingrid Balle aus dem schwäbischen Althütte bei Stuttgart einen aufmerksamen<br />

Blick zu ihrer erfahrenen Platznachbarin. Sie ist erst das zweite Jahr im

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