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Mit Herz und Verstand für Haidmühle da, PNP vom 21.08.12

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<strong>PNP</strong> <strong>vom</strong> 21.08.2012<br />

<strong>Mit</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>Verstand</strong> für Haidmühle <strong>da</strong><br />

Bürgermeister Fritz Gibis wird heute 70 − Bescheiden wie eh <strong>und</strong> je: "Geh, <strong>da</strong> braucht‘s ja net so vui schreibn!"<br />

von Reinhold Steiml<br />

R<strong>und</strong> 61 Jahre liegen zwischen diesen beiden Bildern: Das kleine zeigt Fritz Gibis als Bub in Finsterau oberhalb der Kirche vor<br />

einem Kornfeld, <strong>da</strong>s große den Bürgermeister bei seiner täglichen Büroarbeit in der Gemeindeverwaltung. Sein Hannerl ist<br />

immer präsent. −Foto: Steiml/privat<br />

Haidmühle. Als Bub ist er oft auf dem Holzzaun beim Kornfeld <strong>da</strong>heim in Finsterau gesessen − ge<strong>da</strong>cht<br />

wird er sich <strong>da</strong>s <strong>da</strong>mals nie haben, <strong>da</strong>ss er mal Orgelbauer, mal Polizist <strong>und</strong> <strong>da</strong>nn sogar für viele Jahre<br />

Bürgermeister werden würde. Und doch ist es für Fritz Gibis so gekommen. Heute feiert <strong>da</strong>s Haidmühler<br />

Gemeindeoberhaupt seinen Siebziger.<br />

<strong>Mit</strong> Haut <strong>und</strong> Haar, mit <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>Verstand</strong>, mit Geschick <strong>und</strong> Weitblick, mit Durchsetzungsvermögen<br />

<strong>und</strong> einem über lange Jahre hinweg aufgebauten Netzwerk ist er für sein Haidmühle <strong>und</strong> die Bürger der<br />

Grenzgemeinde <strong>da</strong>. Er, der Bub aus Finsterau, der einst im "Hüatahaus" aufgewachsen war <strong>und</strong> nun als<br />

Kämpfer für die Heimat sehr viel für die Gemeinde <strong>und</strong> die Region erreicht hat.<br />

Der Orgelbauer, der Polizist wurdeÄrmlich ist es hergegangen <strong>da</strong>mals in der Finsterau. Den Vater hat<br />

der kleine Fritz <strong>da</strong>mals gar nicht mehr kennengelernt, weil der aus dem Krieg nicht mehr zurückgekehrt<br />

ist. Und so wohnte er mit der Mutter <strong>und</strong> den Großeltern, ging in Finsterau zur Schule <strong>und</strong> wechselte<br />

<strong>da</strong>nn als Zwölfjähriger ans Gymnasium in die Klosterschule Schweiklberg. Das war für die Familie ein<br />

Kraftakt, dem Bub die höhere Schule zu ermöglichen. Aber er zahlte <strong>da</strong>s alles mit Fleiß zurück.<br />

Im Kloster − <strong>da</strong> wurde er natürlich auch gleich Ministrant. Und regelmäßig hat er die Orgel spielen<br />

gehört. Kein W<strong>und</strong>er also, <strong>da</strong>ss in ihm der Entschluss reifte, Orgelbauer zu werden. In Passau bei der<br />

bekannten Firma Eisenbarth hat er die Lehre gemacht. Dreieinhalb Jahre. Um aber <strong>da</strong>nn feststellen zu<br />

müssen, <strong>da</strong>ss es finanziell nicht weit her war in diesem Metier.<br />

Und so hat er eine andere Richtung eingeschlagen. Denn auch dieser Beruf hatte ihn als Bub<br />

interessiert: Polizist! Er bewarb sich bei der Polizei <strong>und</strong> fing am 22. Januar 1962 in der Landeshauptstadt<br />

München an. Aber eine Millionenstadt, <strong>da</strong>s war für den jungen Fritz Gibis nichts. Zu sehr war er Waldler,<br />

zu sehr hing er an der Heimat, zu sehr zog es ihn wieder zurück. In der Grenzgemeinde Haidmühle hatte<br />

er 1964/65 ein halbes Jahr praktische Ausbildung gehabt <strong>und</strong> <strong>da</strong>s hat ihm gefallen.


Als eingefleischter Waldler war er in der richtigen Umgebung <strong>und</strong> <strong>da</strong>s Streife-Gehen hat ihn auch aus<br />

einem ganz besonderen Gr<strong>und</strong> in Haidmühle "rein zufällig" häufig in eine bestimmte Richtung geführt −<br />

zu seinem Hannerl. Die hat er in Haidmühle kennengelernt <strong>und</strong> sie ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.<br />

Und wenn sich der Gibis Fritz etwas in den Kopf gesetzt hat, <strong>da</strong>nn führt er <strong>da</strong>s auch aus − <strong>da</strong>s war<br />

<strong>da</strong>mals so <strong>und</strong> so kennt man ihn auch heute. Damals − <strong>da</strong>s war die Anstellung bei der Grenzpolizei <strong>und</strong><br />

<strong>da</strong>s Bewerben für die Heimat, weshalb er nach Philippsreut kam. Damals, <strong>da</strong>s war aber auch <strong>da</strong>s<br />

Hannerl. Sie hat er am 25. Mai 1968 geheiratet. Ein starkes Paar hatte sich gef<strong>und</strong>en, eine starke<br />

Familie entwickelte sich, als Sohn Harald geboren wurde.<br />

Ein paar Tage nach der Hochzeit konnte er sich nochmals freuen− wurde er doch nach Haidmühle<br />

versetzt. Dort hat er sich bis zum Polizeihauptkommissar emporgearbeitet. Und er war ein Kollege, wie<br />

man ihn sich besser nicht vorstellen konnte.<br />

1990 in den Gemeinderat gewählt. Seine Mentalität hat offenbar auch den Haidmühlern gefallen. Denn<br />

als er 1990 in den Gemeinderat wollte, haben ihm die Bürger die nötigen Kreuzerl am Stimmzettel<br />

gegeben. Und schon sechs Jahre später trat er als Nachfolger in die gewiss nicht kleinen Fußstapfen<br />

von Bürgermeister Wolfgang Landshuter. Seither ist er der oberste Mann der Gemeinde. Dabei hat er<br />

lange Jahre Bürgermeisteramt <strong>und</strong> Polizeiarbeit unter einen Hut bringen müssen. Bis zu seinem<br />

Sechziger. Denn <strong>da</strong> bekam er seine Entlassurk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> über die <strong>da</strong>malige Geburtstags-<strong>und</strong>-<br />

Entlassfeier freut er sich noch heute.<br />

Leichter ist es zwar geworden, weil die Doppelbelastung (vormittags ehrenamtlicher Rathaus-Chef,<br />

nachmittags Polizeidienststelle <strong>und</strong> umgekehrt) weggefallen ist; <strong>da</strong>für ist die Arbeit im Rathaus immer<br />

mehr geworden. Dabei hat es immer einen Sachzwang gegeben: die finanzielle Situation der "Dennoch<br />

<strong>und</strong> Grenzgemeinde, die natürlich nicht auf Rosen gebettet war <strong>und</strong> ist. trotz allem notwendigen<br />

Sparen haben wir allerhand erreicht", sagt er. Freilich seien immer wieder Bittgänge an höhere<br />

Instanzen <strong>und</strong> auch lautes Rufen "aus dem Woid nach oben" notwendig gewesen, "aber man hat uns oft<br />

auch gottsei<strong>da</strong>nk gehört <strong>und</strong> verstanden".<br />

So ist Gibis stolz, <strong>da</strong>ss eines seiner sich selbst auferlegten Ziele <strong>und</strong> Hauptaufgaben, die geregelte<br />

Wasserversorgung, nun erfüllt ist. Fünf Millionen Euro habe man <strong>da</strong> investiert. Auch die Erhaltung <strong>und</strong><br />

Förderung der so einmaligen Kulturlandschaft dieses Landstriches habe man mit den Bischofsreuter<br />

Waldhufen <strong>und</strong> dem KuLaMu vorangetrieben <strong>und</strong> mit dem Förderverein für <strong>da</strong>s Kulturlandschaftmuseum<br />

habe man sogar ein einmaliges Festspiel r<strong>und</strong> um <strong>da</strong>s verlassene Leopoldsreut erhalten. Das<br />

umfassende Kanalnetz sei bei den letzten Maßnahmen angelangt, die Klärwerkertüchtigung sei<br />

abgewickelt, aus dem Projekt Haushaltskonsolidierung habe man r<strong>und</strong> eine Million Euro erhalten. Das<br />

könne sich alles sehen lassen.<br />

Die schwärzeste St<strong>und</strong>e war für Fritz Gibis, als er 2005 seine Gattin, sein Hannerl, verloren hat. Da ist<br />

ihm eine wichtige Stütze weggebrochen. Das war ein schwerer Schlag. Da habe er ein Tal<br />

durchschreiten müssen, aus dem er auch durch die Bürgermeisterarbeit herausgef<strong>und</strong>en habe. Dass er<br />

<strong>da</strong>nn nochmals für eine Periode kandidiert hat, <strong>da</strong>für habe auch dieser Verlust eine Rolle gespielt: "Die<br />

Arbeit hat mirHalt gegeben!" Und für Haidmühle war es ein Glücksfall, <strong>da</strong>ss Gibis weitergemacht hat.<br />

Vertrauen der Bürger: 16 Jahre Bürgermeister "Das Vertrauen der Bevölkerung hat mir <strong>da</strong> viel geholfen",<br />

sagt er. Wenngleich: So manche Versuche, anzuecken, manche Leserbriefangriffe, die wurmen ihn noch<br />

heute. Sicher habe man <strong>da</strong>s ein oder andere auch nicht realisieren können, weil einfach Finanzzwänge<br />

<strong>da</strong> waren <strong>und</strong> sind. "Aber unser Haidmühle mit all den Gemeindeteilen steht gut <strong>da</strong>", freut er sich.<br />

Freilich drücken ihn der zurückgehende Tourismus, die demographischen Vorhersagen. Aber er werde<br />

bis zu seinem letzten Tag als Bürgermeister <strong>da</strong>s Seine versuchen für Haidmühle, für Land <strong>und</strong> Leute.<br />

Dass es viel zu tun gibt, zeigen die Schreiben <strong>und</strong> Unterlagen <strong>und</strong> Pläne auf dem<br />

Bürgermeisterschreibtisch. Da muss er doch glatt <strong>da</strong>s Bild von seinem Hannerl ein klein bisserl zur Seite<br />

schieben, um einen gerade eingegangenen Bauplan studieren zu können. S’Hannerl steht immer dort,<br />

auch wenn Fritz Gibis eine neue Lebenspartnerin an seiner Seite hat.<br />

Spaß mache ihm der Einsatz als Bürgermeister nach wie vor <strong>und</strong> zu tun gebe es immer jede Menge,<br />

sagt er − <strong>und</strong> wie auf Bestätigung klingelt mal wieder <strong>da</strong>s Telefon. Eine Bürgerin braucht ihn. Und <strong>da</strong> ist<br />

er <strong>da</strong>nn mit Haut <strong>und</strong> Haar schon wieder <strong>da</strong>bei. Das Interview zum Siebziger wird Nebensache: "Gell,<br />

schreibt’s ja net zvui . . .!"

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