Gerhard Waldherr - 11.September 2011
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Freiheit und Demokratie. Der ehemalige AuBenminister<br />
George Shultz wird in der Zeitung zitiert: » Wir werden unsere<br />
Art zu leben nicht andern, ich lehne das komplett ab.«<br />
Die Stadt fiillt sich mit Flaggen, Fahnchen, Stars 'n Stripes.<br />
Auf den Banderolen oft: »These Colors don't run.«<br />
Wir werden siegen, denn die Vereinigten Staaten haben nie<br />
einen Krieg verloren. Wehe den Friedensrufern, die nicht<br />
mehr an Gott glauben und an denAuftrag, den Gott der amerikanischen<br />
Nation erteilt hat!, sagt ein Pfarrer mit Doppelkinn<br />
und mit der Bibel in der Hand . ... Feinde mu/3 man toten,<br />
sagt der Pfarrer, ... der die Ausrottung der indianischen<br />
Bevolkerung nicht erwiihnt, nicht irre machen; das waren Siege,<br />
Gottes Wille. (Max Frisch)<br />
*<br />
Freitag. Die Post kommt wieder. Zwei Kreditkartenabrechnungen,<br />
die Fernsehgebiihren, der neue Katalog des Nobelkaufhauses<br />
Saks on Fifth Avenue mit der aktuellen Mode<br />
fiir Herbst und Winter, ein Reiseprospekt und das verspatete<br />
Abo van »Newsweek« vom Montag. Deren Titelgeschichte<br />
handelt van der Abstimmung des Supreme Court, die<br />
2000 die Prasidentschaftswahl entschied. Es ist ein irritierendes<br />
Stuck iiber das Demokratieverstandnis Amerikas.<br />
Der Mann, der aus diesem Fiasko als Sieger hervorging, hat<br />
den heutigen Tag zum Day of Remembrance erklart. Tag<br />
der Erinnerung. Es gibt wieder einen Gottesdienst in Washington.<br />
Al Gore ist auch da. Al wer? Die Kameras<br />
schwenken zum Kongressabgeordneten Gary Condit, dessen<br />
ehemalige Praktikantin und Geliebte seit Monaten<br />
spurlos verschwunden ist. Es war Washingtons Medienthema<br />
Nummer eins in diesem Sommer.<br />
Zwischen den Seiten des Prospekts mit verlockenden An-<br />
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