Der demografiefeste Betrieb - Gesellschaft für Organisation eV
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<strong>Der</strong> <strong>demografiefeste</strong> <strong>Betrieb</strong><br />
Prof. Dr.-Ing. Sascha Stowasser<br />
AKIE Region Nord Baden-Württemberg, Bruchsal, 13. April 2011<br />
© ifaa
Themenbereiche des<br />
Instituts <strong>für</strong> angewandte Arbeitswissenschaft e.V.<br />
Arbeitssystemgestaltung<br />
Personalentwicklung<br />
und Führung<br />
Arbeitszeitgestaltung<br />
und<br />
Vergütungssysteme<br />
Produktionsmanagement<br />
Krisenfestigkeit<br />
Produktivitätssteigerung<br />
© ifaa – REFA AKIE Region Nord Baden-Württemberg - Stowasser - Bruchsal - 13.04.2011 2
Gliederung des Vortrags<br />
• Wandlungstreiber im Unternehmen<br />
• „alte Junge“ und „junge Alte“ – die körperlich-geistige Komponente<br />
• Handlungsfelder eines <strong>demografiefeste</strong>n <strong>Betrieb</strong>es<br />
• Handlungsfeld „<strong>Betrieb</strong>liches Gesundheitsmanagement“<br />
• Handlungsfeld „Personalentwicklung und Qualifizierung“<br />
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3
Wandlungstreiber in Unternehmen<br />
Gesetze,<br />
Richtlinien,<br />
Tarifverträge<br />
Produkte,<br />
(globale)<br />
Märkte,<br />
individuelle<br />
Kundenwünsche<br />
Produktionssystemgestaltung,<br />
betriebliches<br />
Prozessmanagement<br />
Wandlungstreiber<br />
Auftragsentwicklung,<br />
Stückzahlenschwankung<br />
Mitarbeiter:<br />
Qualifikation,<br />
Motivation,<br />
Kosten<br />
Finanzierung<br />
Kapitalmarkt<br />
Wandlungstreiber erzeugen<br />
ein turbulentes Umfeld <strong>für</strong> Unternehmen<br />
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4
© ifaa<br />
<strong>Der</strong> demografische Wandel in Deutschland<br />
Bevölkerung in Millionen<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt - Statistisches Jahrbuch 2010 / iwd 2010<br />
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5
Die demographische Entwicklung<br />
2040: Mehr als ein Drittel der<br />
Arbeitskräfte wird mindestens 50<br />
Jahre alt sein.<br />
Fuchs u.a., 2004<br />
2060: Etwa jeder dritte Deutsche wird<br />
65 Jahre und älter sein. Den 80.<br />
Geburtstag wird jeder Siebente feiern.<br />
Statistisches Bundesamt, 2009<br />
2030: Mit einem prognostizierten<br />
Rentneranteil von 46,2 Prozent wird die<br />
deutsche Bevölkerung die älteste innerhalb<br />
Europas sein.<br />
Eurostat, 2010<br />
2050: Die Europäische Bevölkerung<br />
wird trotz positiver Nettozuwanderung von<br />
derzeitig 736 Millionen auf 685 Millionen<br />
schrumpfen.<br />
World Population Data Sheet, 2008<br />
Es ist nicht unsere Aufgabe,<br />
die Zukunft vorauszusagen,<br />
sondern auf sie gut vorbereitet<br />
sein.<br />
Perikles (490-429 v.Chr.)<br />
Griechischer Politiker & Staatsmann<br />
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6
Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit:<br />
Einflussfaktoren und Handlungsakteure<br />
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7
Die Bedeutung des Themas „demografische<br />
Entwicklung“ im Herbst 2010<br />
n = 394<br />
Okt.-Dez. 2010<br />
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8
Wandlungsfähige <strong>demografiefeste</strong><br />
Personalarbeit<br />
Demografische Einflüsse:<br />
• gut geeignete Ausbildungskandidaten und Nachwuchskräfte zu finden<br />
wird schwerer<br />
• wachsender Anteil älterer Beschäftigter an der Belegschaft<br />
• Arbeiten bis 67 – längere Verweildauer der Beschäftigten im Unternehmen<br />
Wandlungsfähige <strong>demografiefeste</strong> Personalarbeit unerlässlich<br />
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9
Veränderungsrate der Schülerzahlen<br />
zwischen 2006 und 2020<br />
Quelle: Bertelsmann Stiftung 2009<br />
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Quelle:<br />
Statistische Ämter des Bundes<br />
und der Länder, 2009<br />
10
Auf der Suche nach Fachkräften<br />
Von je 100 befragten Unternehmen<br />
hatten 2009 so viele Probleme,<br />
Mitarbeiter mit folgenden<br />
Qualifikationen zu finden:<br />
Mitarbeiter…<br />
Probleme:<br />
Als Ursache <strong>für</strong> die Rekrutierungsprobleme<br />
gaben von je 100 Unternehmen** an:<br />
Bewerbern fehlen<br />
Qualifikationen/<br />
Kompetenzen<br />
Westdeutschland<br />
Ostdeutschland<br />
88<br />
87<br />
…mit Berufsausbildung<br />
große<br />
17<br />
geringe/mittlere<br />
36<br />
zu wenig Bewerber<br />
58<br />
66<br />
…mit Fortbildungsabschluss*<br />
17<br />
25<br />
Bewerber haben zu hohe<br />
Gehaltsvorstellungen<br />
57<br />
67<br />
…mit Hochschulabschluss<br />
16<br />
28<br />
Bekanntheitsgrad des<br />
Unternehmens als<br />
Arbeitgeber ist zu gering<br />
31<br />
29<br />
…ohne Berufsausbildung<br />
5<br />
12<br />
geringe regionale<br />
Attraktivität des<br />
Unternehmens-Standortes<br />
23<br />
30<br />
*z.B. Meister, Techniker<br />
Quelle: IW Köln, IW Consult, BMWi<br />
**Unternehmen, die 2009 Fachkräfte gesucht oder<br />
eingestellt haben und dabei Rekrutierungsprobleme<br />
hatten<br />
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11
Handlungsfelder eines<br />
<strong>demografiefeste</strong>n <strong>Betrieb</strong>es<br />
Vieles kann getan werden. Aber was ist richtig und erfolgswirksam?<br />
© ifaa – REFA-Bodenseeforum - Stowasser - Friedrichshafen - 27.05.2010<br />
12
Erster Schritt der Bestandserfassung:<br />
Die Altersstrukturanalyse<br />
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13
Typen und Risikoeinstufung<br />
von Altersstrukturen<br />
Alterszentrierte Altersstruktur<br />
sehr hohes Risiko<br />
Komprimierte Altersstruktur<br />
hohes Risiko<br />
Jugendzentrierte Altersstruktur<br />
mittleres Risiko<br />
Balancierte Altersstruktur<br />
niedriges Risiko<br />
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14
Altersstrukturentwicklung bei AUDI<br />
Quelle: Mann 2010<br />
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15
Veränderung der Leistungsfähigkeit<br />
Quelle: Adenauer u.a. 2009 (nach Lehr 2003)<br />
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16
Positive Auswirkung von<br />
Training auf die Leistungsfähigkeit<br />
Quelle: Illmarinen 2004<br />
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17
Einflussfaktoren auf die Leistungsfähigkeit<br />
Wer ?<br />
z.B. trainierte Mitarbeiter,<br />
ergonomisch optimierte<br />
Verhältnisse,<br />
gesundes Leben …<br />
Quelle: Buck 2002, modifiziert<br />
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18
Handlungsfelder eines<br />
<strong>demografiefeste</strong>n <strong>Betrieb</strong>es<br />
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19
Gesetzlicher Arbeitsschutz und<br />
freiwillige betriebliche Gesundheitsförderung<br />
Arbeits-/Beschäftigungsfähigkeitskomponente Gesundheit<br />
Verpflichtender gesetzlicher Gesundheitsschutz<br />
insbes. Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)<br />
Freiwillige betriebliche Gesundheitsförderung<br />
<strong>Betrieb</strong>liches Eingliederungsmanagement<br />
(Disability Management)<br />
Quelle: Tacke, Reichel 2009<br />
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20
Die drei wichtigen Säulen des erfolgreichen<br />
Arbeitsschutzes in Deutschland<br />
Was macht erfolgreichen Arbeitsschutz aus?<br />
Regulierung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes<br />
• Präventiven Arbeitsschutz regulieren<br />
• Freiwillige betriebliche Gesundheitsförderung nicht regulieren<br />
Methodisch strukturiertes Vorgehen mit Zielorientierung:<br />
die Gefährdungsbeurteilung<br />
• Ermitteln von Gefährdungen<br />
• Beurteilen und Dokumentieren dieser Gefährdungen<br />
• Ableiten geeigneter Präventionsmaßnahmen<br />
• Überprüfen der Wirksamkeit<br />
<strong>Betrieb</strong>sspezifisches und zielorientiertes<br />
Arbeitsschutzmanagement, <strong>Organisation</strong> und<br />
Kommunikation<br />
• Zusammenarbeit der <strong>Betrieb</strong>särzte, Fachkräfte <strong>für</strong> Arbeitssicherheit<br />
und externer Akteure<br />
• Arbeitsschutzausschuss, Arbeitsschutzbericht<br />
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21
Sicherung von Gefahrstellen<br />
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22
Erfolgreiches Managen des Arbeitsschutzes<br />
William Edwards Deming<br />
(1900-1993)<br />
Standards<br />
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23
Ermittlung von Gefährdungen<br />
Anforderungen an<br />
die Arbeitsstätte<br />
Gefahrstoffe<br />
Brand- und Explosionsgefährdung<br />
Elektrische Gefährdungen<br />
Anforderungen<br />
an Arbeitsmittel<br />
Anforderungen<br />
an den konkreten<br />
Arbeitsplatz<br />
Personenbezogene<br />
Anforderungen<br />
zu beurteilen<br />
im Hinblick<br />
auf<br />
Mechanische Gefährdungen<br />
Biologische Arbeitsstoffe<br />
Strahlung<br />
Vibration<br />
Raumklima<br />
Beleuchtung<br />
Lärm<br />
Heiße und kalte Medien<br />
Physische Belastung<br />
Psychische Belastung<br />
weitere spezifische Gefährdungen<br />
<strong>für</strong> bestimmte Tätigkeitsbereiche<br />
© ifaa – REFA AKIE Region Nord Baden-Württemberg - Stowasser - Bruchsal - 13.04.2011<br />
24
Methoden zur Beurteilung der Gefährdungen<br />
Portal „www.gefaehrdungsbeurteilung.de“ mit umfassenden Informationen<br />
und Methodenbeschreibungen zur Gefährdungsbeurteilung<br />
• mit umfassenden<br />
Informationen,<br />
guter Praxis und<br />
ausgewählten<br />
Methodenbeschreibungen<br />
zur Gefährdungsbeurteilung<br />
• Portal der BAuA,<br />
EU-OSHA, Gemeinsame<br />
Deutschen Arbeitsschutzstrategie<br />
(GDA)<br />
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25
Beurteilung derselben Lastenhandhabung<br />
nach unterschiedlichen Verfahren<br />
Software-Tool<br />
HUT-Lastenrechner<br />
NIOSH-Verfahren<br />
Leitmerkmalmethode<br />
DIN EN 1005, Teil 2<br />
Geringe Belastung.<br />
Die Hebesituation ist grenzwertig.<br />
Das Risiko ist nicht mehr vertretbar.<br />
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Quelle: Zülch 2009;<br />
Software: ASER 2004<br />
26
Erfolgsfaktor eines betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagements<br />
<strong>Betrieb</strong>liches Gesundheitsmanagement ist betriebsspezifisch<br />
und folgt dem systematischen Vorgehen von:<br />
<strong>Betrieb</strong>liche Rahmenbedingungen:<br />
• Produktionskonzepte (z.B. Produktionssystem)<br />
• Arbeitsorganisation (z.B. Arbeitszeit)<br />
• Arbeitssysteme (z.B. manuell, sitzend)<br />
• Prozesslandschaft (z.B. Qualitätsprozesse)<br />
• Beschäftigtenstruktur (z.B. Alter,<br />
Geschlecht, Nationalität)<br />
Planung von<br />
Maßnahmen<br />
Bedarfsanalyse<br />
Maßnahmenumsetzung<br />
Kontrolle der<br />
Wirksamkeit<br />
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27
Grundprinzipien des betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagements<br />
Maßnahmen des betriebliches Gesundheitsmanagements<br />
sollten diese Prinzipien erfüllen:<br />
• Evidenz<br />
• Qualitätssicherung<br />
• Nachhaltigkeit<br />
Werte,<br />
Moral,<br />
Ethik<br />
Medizin<br />
Recht<br />
• Menschenbild<br />
• Normen<br />
• Rollen<br />
• Eigenverantwortung<br />
<strong>Betrieb</strong>swirtschaft<br />
• Datenschutz<br />
• Persönlichkeitsrechte<br />
• Ärztliche<br />
Verschwiegenheit<br />
• Kosten-Nutzen<br />
• Wirtschaftlichkeit<br />
• Ressourcen<br />
<strong>Betrieb</strong>liche<br />
Strategie<br />
erforderlich !<br />
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28
Strategieansätze und ifaa-Kennzahlenschema<br />
des betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />
Gesundheit<br />
&<br />
Leistungsfähigkeit<br />
der<br />
Mitarbeiter<br />
Kennzahlen:<br />
prozessbezogen<br />
ergebnisbezogen<br />
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29
ifaa-Kennzahlenschema BGM:<br />
Ergebnisbezogene Kennzahlen<br />
Personenbezogene objektive<br />
Indikatoren<br />
Personenbezogene<br />
subjektive<br />
Indikatoren<br />
Anwesenheitsquote<br />
Leistungskennzahlen<br />
Medizinische Daten<br />
(z. B. Daten aus<br />
Gesundheitschecks)<br />
Befragungsdaten<br />
Produktivitätskennzahlen<br />
z. B.<br />
• Betroffenenquote<br />
• Gesundheitsscore (BZ, RR,<br />
Cholesterin, Gewicht,<br />
Rauchen, Alkohol, Stress,<br />
Ausdauersport, Impfstatus, TN<br />
an privaten Vorsorgeuntersuchungen)<br />
• Risikofaktorenrate <strong>für</strong><br />
Auftreten von Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen<br />
• Work-Ability-Index<br />
• Burnoutfälle je Jahr<br />
• Mobbingquote je Jahr<br />
• Anzahl Berufskrankheiten<br />
z. B.<br />
• Bereichsklima<br />
• Unternehmensklima<br />
• Befindlichkeit<br />
• körperlich<br />
• psychisch<br />
• Grad der psychischen<br />
Erschöpfung<br />
• Arbeitsplatzbezogene<br />
Beschwerden<br />
• Mitarbeiterzufriedenheit<br />
• Wahrgenommene<br />
Belastungen<br />
z. B.<br />
Gesundheitsquote,<br />
bzw. AU-Quote,<br />
• Stratifizierungen<br />
der AU nach z.B.<br />
- Alter<br />
- Zeit<br />
- Bereichen<br />
- Geschlecht<br />
- Krankheitsgeschehen<br />
• Ausfallkosten<br />
durch Krankheit<br />
z. B.<br />
• Ausschussquote<br />
• Fehler,<br />
• Fehlhandlungen<br />
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30
ifaa-Kennzahlenschema BGM:<br />
Prozessbezogene Kennzahlen<br />
Themenfelder<br />
des<br />
BGM<br />
Qualifizierung<br />
der MA hinsichtlich<br />
Gesundheit und<br />
Leistungsfähigkeit<br />
Arbeitsbedingungen<br />
Maßnahmen zur<br />
ergonomischen und<br />
sicherheitsgerechten<br />
Gestaltung der<br />
Arbeitsbedingungen<br />
<strong>Organisation</strong> &<br />
Führung<br />
Ausgestaltung der<br />
organisationalen<br />
Rahmenbedingungen<br />
zur Unterstützung von<br />
Gesundheit und<br />
Leistungsfähigkeit<br />
Bedarfsgerechte und<br />
spezifische<br />
gesundheitsförderliche<br />
Einzelmaßnahmen<br />
Aufwand <strong>für</strong><br />
Unternehmen<br />
Kosten, Anzahl, Zeit,<br />
BGM-Budget / MA<br />
Kosten, Anzahl, Zeit,<br />
BGM-Budget / MA<br />
Kosten, Anzahl, Zeit,<br />
BGM-Budget / MA<br />
Kosten, Anzahl, Zeit,<br />
BGM-Budget / MA<br />
Aufwand /<br />
Beteiligung<br />
Mitarbeiter<br />
Zeit, Kosten Vorschläge Zeit, Vorschläge Zeit, Kosten<br />
Beispiele<br />
Schulungen<br />
Infoveranstaltungen<br />
zu den Themen:<br />
„Gesundes Führen“,<br />
„Rückengerechtes<br />
Arbeiten“,<br />
„Ernährung“,<br />
„sicherheitsgerechtes<br />
Arbeiten“<br />
Anzahl ergonomischer<br />
Arbeitsplätze,<br />
Anzahl durchgeführter<br />
Sicherheitsbegehungen<br />
Anzahl Arbeitsunfälle<br />
Anzahl durchgeführter<br />
Mitarbeitergespräche/<br />
Integrationsgespräche,<br />
Anzahl geführter<br />
Krankenrückkehrgespräche<br />
nach 3-<br />
tägiger Fehlzeit,<br />
Anzahl durchgeführter<br />
Gesundheitszirkel<br />
- Ausgleichssport<br />
- Kantinenernährung<br />
- Raucherentwöhnung<br />
- etc.<br />
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31
Beitrag des Einzelnen zum Erhalt<br />
der Arbeits- und Leistungsfähigkeit<br />
Jahreszeitvolumen: 365 Tage x 24 h = 8760 Stunden<br />
abzügl. 104 Sa/So<br />
abzügl. 30 Tage Urlaub<br />
abzügl. 10 Feiertage<br />
2.496 h<br />
720 h<br />
240 h<br />
= 5.304 Stunden<br />
davon 8 Stunden am Arbeitsplatz<br />
(= geteilt durch 3) = 1768 Stunden<br />
= 20,18 % (von 8760 Stunden)<br />
20,18 %<br />
Arbeitssphäre<br />
Verantwortung <strong>für</strong> Erhalt und<br />
Verbesserung seiner<br />
Arbeits- und Leistungsfähigkeit<br />
hat auch der Einzelne<br />
und nicht nur der Arbeitgeber!<br />
79,82 %<br />
Privatsphäre<br />
Quelle: Tacke, Reichel 2009<br />
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32
Positive Lebensgewohnheiten<br />
als Präventivfaktor<br />
durch Änderung der Lebensgewohnheiten<br />
vermeidbare Krankheitsfälle in %<br />
Quelle: Willett W: Balancing life-style and genomics research for disease prevention.<br />
Science 2002; 296: 695-8. aus: Dtsch. Ärztebl. 2006; 103(16): A 1072-7<br />
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33
Handlungsfelder eines<br />
<strong>demografiefeste</strong>n <strong>Betrieb</strong>es<br />
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34
Eine kurze geistige Auflockerung<br />
Grafiken von Tomaschoff (2008)<br />
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35
Positive Auswirkung von<br />
Training auf die Leistungsfähigkeit<br />
Quelle: Illmarinen 2004<br />
Ebenso gilt:<br />
Training erhält/erhöht die geistige Leistungsfähigkeit<br />
vgl. Lehr 2008, Roßnagel 2007, Rott 2008, Schmiedek 2010, Wild-Wall (o.J.)<br />
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36
Ergebnisse aus dem Projekt<br />
„Länger leben, länger arbeiten, länger lernen“<br />
Ältere sind prinzipiell genauso lernfähig wie Jüngere!<br />
• Gehirnentwicklung ist gebrauchsabhängig: „Use it or loose it“,<br />
d.h.: Lernfähigkeit und Alter (n) schließen sich nicht aus, vorausgesetzt,<br />
das Gehirn wird ständig gefordert.<br />
• Die Varianz (Unterschiedlichkeit) ist bei älteren Menschen größer.<br />
• Self-fulfilling prophecy? 42 % der Teilnehmer einer Online-Befragung im<br />
Rahmen des Projekts glaubten, dass die Fähigkeit zum Lernen im Alter<br />
abnimmt.<br />
------) Altern, nicht Ältere,<br />
Lebenslange Entwicklung statt Lernen Älterer<br />
stehen im Fokus<br />
ZNL Ulm<br />
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37
Teilnahme an beruflicher Weiterbildung<br />
Abnahme der Beteiligung an beruflicher Weiterbildung<br />
und geringe Beteiligungsquote Älterer<br />
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Quelle: Fraunhofer IAO 2005<br />
38
Teilnahme an beruflicher Weiterbildung nach<br />
Lebensalter und Qualifikation<br />
Mit höherer Bildung Zunahme der Beteiligung an beruflicher Weiterbildung<br />
und geringe Beteiligungsquote Älterer<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
Fachhochschule, Universität<br />
Fachschule (Meister, Techniker)<br />
Erwerbstätige insg.<br />
Lehre, Berufsschule<br />
ohne qual. Abschluss<br />
10<br />
%<br />
Quelle: Marstedt & Müller 2003<br />
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39
Projekt EdAge an der LMU München:<br />
Teilnahmequoten nach Alter und Schulabschluss<br />
n = 4.909<br />
Teilnahmebarrieren nach Altersgruppen<br />
Keine berufliche<br />
Bedeutung<br />
2<br />
18<br />
22<br />
Kein privater Bedarf<br />
Keine Zeit wegen<br />
beruflicher Belastung<br />
1<br />
4<br />
10<br />
10<br />
14<br />
19<br />
65-80 J.<br />
55-64 J.<br />
45-54 J.<br />
Lohnt sich in meinem<br />
Alter nicht mehr<br />
4<br />
13<br />
16<br />
0 5 10 15 20 25<br />
Prozent<br />
Quelle: Tippelt, Schmidt, Kuwan 2009<br />
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40
Fünf Anforderungen an die Ausbildung,<br />
Weiterbildung und Personalentwicklung<br />
In Unternehmen wird zukünftig eine<br />
wandlungsfähige <strong>demografiefeste</strong> Personalarbeit erforderlich:<br />
1. Lern- und Veränderungsfähigkeit erhalten durch „lebenslanges Lernen“<br />
2. Qualifizierung „lernentwöhnter“ (älterer) Mitarbeiter<br />
3. Formen altersübergreifender Qualifizierung<br />
4. Präventiver Ansatz durch Personalentwicklung:<br />
bedarfsorientiert und altersübergreifend<br />
5. Laufbahngestaltung bei älter werdenden Belegschaften<br />
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41
Lern- und Veränderungsfähigkeit erhalten<br />
durch „lebenslanges Lernen“<br />
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ ???<br />
• Die Qualifikationen der mittleren und älteren Altersgruppen müssen <strong>für</strong> eine<br />
längere Verweildauer im Unternehmen häufiger aktualisiert werden<br />
(z.B. bei Einsatz neuer digitaler Medien).<br />
• Ältere Mitarbeiter dürfen von einer kontinuierlichen Fort- und Weiterbildung<br />
nicht ausgeschlossen werden;<br />
nur so kann Lernentwöhnung vermieden werden.<br />
• Zunehmend flache Hierarchien lassen wenig Raum <strong>für</strong> Laufbahnperspektiven.<br />
Hier sollten alternative Anerkennung und Einsatzmöglichkeiten <strong>für</strong> ältere<br />
Mitarbeiter geschaffen werden.<br />
• Qualifizierung sollte immer bedarfsorientiert erfolgen, um den Verlust<br />
vorhandener Qualifikationen und Demotivation zu vermeiden.<br />
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42
Traditioneller Unterricht unterstützt nicht das<br />
alternsgerechte Lernen<br />
Traditioneller Unterricht<br />
- dozentenorientiert<br />
- frontal<br />
- theoretisch – deduktiv<br />
- prüfungsorientiert<br />
- Praxis als Beispiel<br />
Anforderungen an die<br />
Teilnehmer<br />
- Konzentrationsfähigkeit<br />
- Daueraufmerksamkeit<br />
- passiver Nachvollzug<br />
- Merken/Auswendiglernen<br />
Probleme <strong>für</strong> ältere Teilnehmer<br />
- kein Rückgriff auf vorhandenes<br />
Praxiswissen<br />
- fehlende Lernmotivation wegen<br />
nicht erkennbarem Verwertungsbezug<br />
- passive Lernsituation<br />
Quelle: Hörwick 2003<br />
© ifaa – Handelsblatt Jahrestagung 2011 - Stowasser - Berlin - 30.03.2011<br />
43
Personalentwicklung:<br />
bedarfsorientiert, altersübergreifend, präventiv<br />
Bedarfsermittlung<br />
Altersstrukturanalyse und -prognose<br />
Qualifikationsmatrix<br />
Mitarbeitergespräche<br />
Mitarbeiterreflektion über eigenen<br />
Qualifikationsbedarf<br />
Beispielhafte Maßnahmen in Unternehmen:<br />
• Individuelle Nachwuchsförderung z.B. über Patenschaften<br />
• „Goldfischteich“ bzw. „Talentpool“ (Fach - und Führungskräftenachwuchs)<br />
• Rekrutierung von Facharbeitern und Führungskräften aus den Reihen der<br />
eigenen Mitarbeiter durch Leistungsbeurteilung<br />
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Handlungsfelder eines<br />
<strong>demografiefeste</strong>n <strong>Betrieb</strong>es<br />
Arbeitszeitgestaltung<br />
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Alternsgerechte Arbeitszeitgestaltung<br />
Ausgewählte Aspekte<br />
Mit zunehmendem Alter streuen Gesundheit und Leistungsfähigkeit und<br />
innerhalb der Altersklassen immer stärker<br />
Einheitliche Arbeitszeitsonderregelungen <strong>für</strong> Ältere sind deshalb nicht sinnvoll<br />
Vielmehr scheinen langfristig differenzierte Arbeitszeitangebote, welche die<br />
Belange verschiedener Mitarbeitergruppen stärker berücksichtigen, geeignet<br />
Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden<br />
das Rentenzugangsalter zu erhöhen<br />
Neue Mitarbeiterpotentiale zu erschließen<br />
Voraussetzung: Kapazitätsbedarf des Unternehmens bleibt zuverlässig abgedeckt<br />
Differenzierung von Arbeitszeiten - auch situativ - nutzt nicht nur Älteren,<br />
sondern Mitarbeitern aller Altersklassen in unterschiedlichsten Lebenssituationen<br />
Umsetzung kann nicht <strong>für</strong> alle Unternehmen einheitlich erfolgen, sondern<br />
muss immer die besondere betriebsspezifische Situation berücksichtigen<br />
Die Umsetzung solcher Lösungen muss nicht aufwendig sein<br />
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Beispiel Wahlarbeitszeit im Schichtbetrieb<br />
bei der Rasselstein GmbH<br />
Ergonomischer Schichtplan mit 5 Gruppen entlastet Mitarbeiter aller Altersgruppen<br />
Resultierende Wochenarbeitszeit: 31,5 Stunden (bei 7,5 Stunden Arbeitszeit/Schicht)<br />
Eine Arbeitszeit von 35 Stunden erfordert jährlich ca. 21 zusätzliche Schichten<br />
Mitarbeiter können die Wochenarbeitszeit wahlweise bis auf 32 Stunden reduzieren<br />
Nutzen <strong>für</strong> Unternehmen und Mitarbeiter<br />
Mitarbeiter können die Anzahl der Zusatzschichten wahlweise senken<br />
administrativer Aufwand des Unternehmens sinkt<br />
Inanspruchnahme Stand Anf. 2011 (1.359 Mitarbeiter in Vollkonti-Arbeitsweise)<br />
Stunden / Woche 32 33 34 35<br />
% der Schichtarbeitnehmer 75% 16% 1% 8%<br />
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Zusammenfassung der Kernaussagen<br />
zum <strong>demografiefeste</strong>n Unternehmen<br />
Eine einzige, mustergültige Herangehensweise zur Lösung<br />
demografischer Herausforderungen existiert nicht!<br />
• Die gesetzliche Vorgabe eines Gesundheitsmanagements einseitig<br />
betrieben durch die <strong>Betrieb</strong>e wird die gesamtgesellschaftliche Aufgabe nicht<br />
lösen. Viele Einflussfaktoren liegen im privaten Bereich der Mitarbeiter.<br />
• Verantwortung <strong>für</strong> den Erhalt seiner Arbeits- und Leistungsfähigkeit<br />
trägt auch der Einzelne – und nicht nur der Arbeitgeber.<br />
• Die mit dem Alter zunehmende Streubreite der Leistungsfähigkeit<br />
rechtfertigt Einheitslösungen nicht.<br />
• Allein aufgrund des Alters besteht i.d.R. keine Notwendigkeit zu einer<br />
generellen Differenzierung von Arbeitssystemen.<br />
• Demografiefeste Personalarbeit unter arbeitswissenschaftlichen<br />
Gesichtspunkten bezieht sich nicht nur auf die älteren Beschäftigten, sondern<br />
setzt präventiv bereits bei den Jüngeren an.<br />
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<strong>Der</strong> <strong>demografiefeste</strong> <strong>Betrieb</strong><br />
Prof. Dr.-Ing. Sascha Stowasser<br />
www.arbeitswissenschaft.net<br />
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