Steinkrebs-Weibchen - Blattfisch
Steinkrebs-Weibchen - Blattfisch
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Der <strong>Steinkrebs</strong><br />
<strong>Steinkrebs</strong>e werden in der Regel<br />
nicht über 10 cm groß und<br />
haben eine bräunlich-grünliche<br />
Färbung. Sie bewohnen<br />
bevorzugt kleine Bäche mit<br />
Schottergrund, die auch im<br />
Sommer kühl bleiben. Tagsüber<br />
verstecken sie sich unter<br />
Steinen und kommen erst bei<br />
Dämmerung zum Vorschein.<br />
Ihre Nahrung besteht aus<br />
Pflanzenresten, kleinen Wassertieren<br />
oder Aas.<br />
Die Paarung erfolgt im<br />
Herbst. Anschließend betreiben<br />
die <strong>Steinkrebs</strong>-<strong>Weibchen</strong><br />
Brutpflege, indem sie die Eier<br />
und Jungkrebse den Winter<br />
über an ihrer Schwanzunterseite<br />
mittragen.<br />
Ein Krebsweibchen mit Eipaketen.<br />
Auf Gewässerverschmutzung<br />
reagieren <strong>Steinkrebs</strong>e sehr<br />
empfindlich, weshalb sie als<br />
Indikatoren für sauberes Wasser<br />
gelten.<br />
<strong>Steinkrebs</strong>e bewohnen kleine Bäche.<br />
Wie kam es zur Durchführung<br />
dieses Projektes<br />
Im Rahmen von Kartierungsarbeiten<br />
im Innbachsystem<br />
wurden im Steinbach und<br />
Kaltenbach (beide im Bezirk<br />
Grieskirchen) zahlreiche <strong>Steinkrebs</strong>e<br />
(Austropotamobius torrentium<br />
SCHRANK 1803) entdeckt.<br />
Der <strong>Steinkrebs</strong> gilt in<br />
Österreich als häufigster heimischer<br />
Krebs, dennoch sind<br />
die Bestände aufgrund von Lebensraumverlust<br />
durch Verbauungsmaßnahmen<br />
und infolge<br />
Gewässerverschmutzung<br />
aus vielen Wasserläufen bereits<br />
verschwunden. Als Voraussetzung<br />
für gezielte Maßnahmen<br />
zum Schutz der <strong>Steinkrebs</strong>e in<br />
diesen beiden Gewässern wurden<br />
die Vorkommen im Gewässerverlauf<br />
kartiert und in<br />
Bezug auf populationsbiologische<br />
Parameter ausgewertet.<br />
Steinbach<br />
Der Steinbach entspringt südwestlich<br />
von St. Georgen/<br />
Grieskirchen und mündet in<br />
Grieskirchen in die Trattnach.<br />
Etwa ab dem Ortsende von<br />
Grieskirchen bis ins Quellgebiet<br />
verläuft er weitgehend unbeeinflusst.<br />
Die Wasserqualität<br />
ist vergleichsweise gut,<br />
jedoch finden sich im Bachbett<br />
Schuttablagerungen und<br />
große Mengen an Hausmüll.<br />
Die Bestandserfassung wurde<br />
in mehreren Abschnitten<br />
im Spätsommer 2002 durchgeführt.<br />
Ergebnisse<br />
Im Unterlauf des Steinbaches<br />
wurde nur ein Jungtier gefangen,<br />
ansonsten ist dieser Bereich<br />
als weitgehend krebsleer<br />
anzusehen. Ab etwa Höhe<br />
Paschallern besiedeln <strong>Steinkrebs</strong>e<br />
kontinuierlich bis in<br />
die Quellregion den Steinbach.<br />
Die Strecken direkt in<br />
oder nach einer Ortschaft<br />
werden von verhältnismäßig<br />
wenigen Individuen bewohnt,<br />
während in den unbeeinflussten<br />
Bachstrecken die meisten<br />
<strong>Steinkrebs</strong>e gefangen wurden.<br />
In der Population sind Jungtiere<br />
unterrepräsentiert, die<br />
meisten <strong>Steinkrebs</strong>e sind 3<br />
bis 6 cm lang.<br />
Durch das Vorhandensein<br />
fortpflanzungsfähiger Tiere<br />
besteht keine Gefahr, dass<br />
die Population kurzfristig<br />
aussterben könnte. Trotzdem<br />
gibt die geringe Nachkommenschaft<br />
Anlass zur Besorgnis,<br />
weshalb der Krebsbestand<br />
im Steinbach weiterhin<br />
kontrolliert und jedenfalls<br />
geschützt werden muss.<br />
Kaltenbach<br />
Das zweite untersuchte Gewässer,<br />
der Kaltenbach, entspringt<br />
am Rande des Pollhamer<br />
Waldes und mündet<br />
weitgehend naturbelassen<br />
flussauf St. Marienkirchen<br />
a.d. P. in die Polsenz. Über<br />
weite Strecken finden sich<br />
wieder Bauschuttablagerungen;<br />
häusliche Abwässer werden<br />
punktuell eingeleitet.<br />
Ein typisches Habitat des <strong>Steinkrebs</strong>es<br />
– der Kaltenbach.<br />
Die Erhebungen erfolgten ebenfalls<br />
im Spätsommer 2002.<br />
Ergebnisse<br />
Mit Ausnahme der letzten<br />
300 Meter vor der Mündung<br />
in die Polsenz, in denen keine<br />
<strong>Steinkrebs</strong>e gefunden wurden,<br />
wird der Kaltenbach bis<br />
in den Oberlauf von Krebsen<br />
besiedelt. Die mit Abstand<br />
höchste Anzahl wurde in einer<br />
strukturreichen, naturbelassenen<br />
Strecke im Mittellauf<br />
gefangen.<br />
In dieser <strong>Steinkrebs</strong>population<br />
sind im Vergleich zum<br />
Steinbach relativ viele Jungtiere<br />
vorhanden. Bei konstanten<br />
Lebensbedingungen<br />
besteht also keine akute Gefahr<br />
für den Fortbestand der<br />
<strong>Steinkrebs</strong>population.<br />
Bedrohungen der Bestände:<br />
Krebspest. Sie wird durch<br />
einen Wasserpilz verur-<br />
Ein Signalkrebs-Männchen mit<br />
untypisch blaugefärbten Scheren.<br />
Nachts gehen <strong>Steinkrebs</strong>e auch in Ufernähe auf Nahrungssuche.<br />
sacht und verläuft für alle<br />
europäischen Flusskrebsarten<br />
in der Regel tödlich. Der<br />
Pilz wurde Ende des 19. Jahrhunderts<br />
mit Besatzkrebsen<br />
aus Nordamerika nach Europa<br />
eingeschleppt, verbreitet<br />
sich seitdem über ganz Europa<br />
und führt immer wieder<br />
zu Massensterben. Infizierte<br />
Krebse zeigen Lähmungserscheinungen<br />
und haben oft<br />
einen watteähnlichen Belag<br />
an den Gelenken. Nach ein<br />
bis zwei Wochen sterben sie<br />
an der Pilzinfektion.<br />
Lebensraumverlust. Verbauungen<br />
und Begradigungen<br />
führen zur Monotonisierung<br />
der Gewässer und somit<br />
auch zum Verlust des natürlichen<br />
Lebensraumes der<br />
<strong>Steinkrebs</strong>e. Bachräumungen,<br />
die zur Abflussertüchtigung<br />
dienen, gefährden<br />
<strong>Steinkrebs</strong>e unmittelbar und<br />
zerstören ihren Lebensraum.<br />
Fehlender Uferbewuchs.<br />
Fehlt die Ufervegetation,<br />
kann es im Sommer zu starker<br />
Sonneneinstrahlung und<br />
für <strong>Steinkrebs</strong>e untolerierbar<br />
hoher Erwärmung des<br />
Wassers kommen. Andererseits<br />
fehlt die Ufervegetation<br />
als Pufferzone um oberflächlichen<br />
Feinsedimenteintrag<br />
aus landwirtschaftlichen Flächen,<br />
Eintrag von Pestiziden<br />
oder Dünger zu minimieren.<br />
Schlechte Wasserqualität.<br />
Neben flächigem Eintrag von<br />
Sedimenten oder Nährstoffen<br />
führen auch punktuelle<br />
Belastungsquellen zur Verschlechterung<br />
der Wassergüte,<br />
weshalb die <strong>Steinkrebs</strong>e<br />
aus vielen Gewässerbereichen<br />
verschwinden. Auch der unbeabsichtigte<br />
Eintrag von<br />
Schmutzwasser, etwa infolge<br />
des Überlaufens von Gülleoder<br />
Senkgruben muss vermieden<br />
werden.
Maßnahmen zur Erhaltung der <strong>Steinkrebs</strong>bestände<br />
im Steinbach und Kaltenbach:<br />
Vermeidung des<br />
Ausbruchs der Krebspest<br />
• keine Krebse aus andere<br />
Gewässern besetzen<br />
• bei Fischbesatzmaßnahmen<br />
darauf achten, dass<br />
Fische aus krebspestfreien<br />
Gewässern stammen<br />
• Infektionsgefahr durch das<br />
Transportwasser oder an<br />
Gummistiefeln anhaftenden<br />
Sporen etc. ausschließen<br />
Strukturarme Gewässerabschnitte<br />
rückbauen<br />
• mittels Restrukturierungsmaßnahmen<br />
natürlichen<br />
Strukturreichtum zumindest<br />
teilweise wiederherstellen<br />
Mit Uferzonen möglichst<br />
sensibel umgehen<br />
• für Bepflanzung standorttypische<br />
Gehölze verwenden<br />
• an Gewässer grenzende<br />
Ackerflächen extensivieren<br />
und bewachsene Uferstreifen<br />
anlegen<br />
Keine Einleitung<br />
von Abwässern<br />
• punktuelle Feinsedimenteinträge<br />
mittels Sedimentabsetzbecken<br />
minimieren<br />
• Nährstoffe von Drainagewässern<br />
in künstlich angelegten<br />
Feuchtbereichen zurückhalten<br />
Keinen Schutt oder Müll in<br />
die Gewässer einbringen<br />
Ein Projekt des Naturschutzbundes OÖ:<br />
Schutz und Erhaltung der<br />
<strong>Steinkrebs</strong>bestände in zwei Gewässern<br />
im Bezirk Grieskirchen.<br />
Bearbeitet von:<br />
technisches büro für gewässerökologie<br />
siligato & gumpinger<br />
4600 wels – straubingerstraße 24a<br />
tel: 07242/2115 92 – cgump@utanet.at<br />
Grafische Gestaltung:<br />
Norbert Novak<br />
MEDIA-N.at<br />
Druck:<br />
reprotext, 1010 Wien<br />
Fotos:<br />
Simonetta Siligato & Clemens Gumpinger<br />
technisches büro für gewässerökologie<br />
Im Auftrag des:<br />
Naturschutzbund Oberösterreich<br />
Finanziert durch:<br />
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft,<br />
Umwelt und Wasserwirtschaft<br />
In derartigen Gewässern fühlt sich der <strong>Steinkrebs</strong> wohl –<br />
natürliche Strukturen und hoher Totholz-Anteil.