Text der Diplomarbeit - Hiss Reet

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05.06.2015 Aufrufe

Diplomarbeit 5. Schäden, die durch Blitzeinwirkung an reetgedeckten Häusern entstanden sind Ralf Reißen Zur Veranschaulichung des Sachverhaltes und der technischen Gegebenheiten soll eine Prinzipskizze Aufschluß geben: Abbildung 20: Prinzipskizze des Reetdachfirstes mit Blitzschutzsystem, Dachdeckerdrähten und elektrischer Installation mit Angabe von ungefähren Abständen [15] Anhand dieser Zeichnung kann man nun versuchen, den Hergang des Blitzeinschlags zu rekonstruieren. Leider sind zu dem vorliegenden Fall keine genauen Angaben über die einzelnen Abstände bekannt, jedoch könnten sie mit den hier eingetragenen Abständen in etwa übereinstimmen (siehe auch Kapitel 2 besonders 2.3.1 und 2.4.2). Außerdem ist anzumerken, dass die vorhandenen -39-

Diplomarbeit 5. Schäden, die durch Blitzeinwirkung an reetgedeckten Häusern entstanden sind Ralf Reißen Bindedrähte im Dach der Elektroinstallation unter dem Dach zu nahe gekommen sind. So ist möglicherweise der Abstand von einigen Bindedrähten zu einer Lampenzuleitung zu gering gewesen. Technisch gesehen ist diese Anordnung ein großer Kondensator, der verschiedene Dielektrika (Mehrschichtdielektrika) und einige leitende Zwischenräume aufweist. Er ist wie folgt aufgebaut: Die Fangspitze, Fangleitung und Ableitung, die hohes Potential annehmen können, stellen die eine Elektrode des Kondensators dar. Das erste Dielektrikum, das folgt, sollte die Luft sein; jedoch ist aus zahlreichen Versuchen und aus der VDE bekannt, dass an dieser Stelle die Isolierstütze aus Bongossiholz einzusetzen ist. Denn betrachtet man ein festes Medium (hier Holz) als Dielektrikum, so sind die isolierenden Eigenschaften viel schlechter als die bei Luft. Das liegt hauptsächlich daran, dass an diesem festen Medium Gleitdurchschläge, hervorgerufen durch Verunreinigungen der Oberfläche oder durch Feuchtigkeit, auftreten. Um diese unterschiedlichen Dielektrika zu vergleichen, arbeitet man in der VDE mit dem Koeffizienten km, der Aufschluss über die Güte des Dielektrikums gibt. Material Km Luft 1 Festes Material 0,5 Als nächstes folgt eine leitende Schicht in Form des Maschendrahtes über dem Heidefirst. Ein Gemisch aus nassem Heidekraut und Reet bildet das zweite Dielektrikum, das durch die Durchnässung einen relativ schlechten Isolator darstellt. Darunter verläuft der Dachdeckerdraht (Vorlege- und Bindedrähte), der auch als leitende Schicht betrachtet werden kann. Die letzte Isolierschicht ist nicht so leicht zu bestimmen und hängt ausschließlich von der Art und Verlegungsweise der Elektroinstallation ab. Im worst-case-Fall würde das letzte Schichtdielektrika nur aus einem Kabelmantel, beispielsweise eines NYM-Kabels, bestehen. Die zweite Elektrode des Kondensators besteht aus der Elektroinstallation. -40-

<strong>Diplomarbeit</strong><br />

5. Schäden, die durch Blitzeinwirkung an reetgedeckten Häusern entstanden sind<br />

Ralf Reißen<br />

Bindedrähte im Dach <strong>der</strong> Elektroinstallation unter dem Dach zu nahe gekommen<br />

sind. So ist möglicherweise <strong>der</strong> Abstand von einigen Bindedrähten zu einer<br />

Lampenzuleitung zu gering gewesen.<br />

Technisch gesehen ist diese Anordnung ein großer Kondensator, <strong>der</strong><br />

verschiedene Dielektrika (Mehrschichtdielektrika) und einige leitende<br />

Zwischenräume aufweist. Er ist wie folgt aufgebaut:<br />

Die Fangspitze, Fangleitung und Ableitung, die hohes Potential annehmen<br />

können, stellen die eine Elektrode des Kondensators dar. Das erste Dielektrikum,<br />

das folgt, sollte die Luft sein; jedoch ist aus zahlreichen Versuchen und aus <strong>der</strong><br />

VDE bekannt, dass an dieser Stelle die Isolierstütze aus Bongossiholz<br />

einzusetzen ist. Denn betrachtet man ein festes Medium (hier Holz) als<br />

Dielektrikum, so sind die isolierenden Eigenschaften viel schlechter als die bei<br />

Luft. Das liegt hauptsächlich daran, dass an diesem festen Medium<br />

Gleitdurchschläge, hervorgerufen durch Verunreinigungen <strong>der</strong> Oberfläche o<strong>der</strong><br />

durch Feuchtigkeit, auftreten. Um diese unterschiedlichen Dielektrika zu<br />

vergleichen, arbeitet man in <strong>der</strong> VDE mit dem Koeffizienten km, <strong>der</strong> Aufschluss<br />

über die Güte des Dielektrikums gibt.<br />

Material<br />

Km<br />

Luft 1<br />

Festes Material 0,5<br />

Als nächstes folgt eine leitende Schicht in Form des Maschendrahtes über dem<br />

Heidefirst. Ein Gemisch aus nassem Heidekraut und <strong>Reet</strong> bildet das zweite<br />

Dielektrikum, das durch die Durchnässung einen relativ schlechten Isolator<br />

darstellt. Darunter verläuft <strong>der</strong> Dachdeckerdraht (Vorlege- und Bindedrähte), <strong>der</strong><br />

auch als leitende Schicht betrachtet werden kann. Die letzte Isolierschicht ist nicht<br />

so leicht zu bestimmen und hängt ausschließlich von <strong>der</strong> Art und Verlegungsweise<br />

<strong>der</strong> Elektroinstallation ab. Im worst-case-Fall würde das letzte Schichtdielektrika<br />

nur aus einem Kabelmantel, beispielsweise eines NYM-Kabels, bestehen. Die<br />

zweite Elektrode des Kondensators besteht aus <strong>der</strong> Elektroinstallation.<br />

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