Kapitel 5: 1938–1961 Vom Handwerksbetrieb zum regionalen ...

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Kapitel 5: 1938 — 1961 62 Kapitel 5: 1938–1961 Vom Handwerksbetrieb zum regionalen Handelsunternehmen Das Dahlhausen-Ladenlokal in der Herzogstraße 28 war von 1931 bis zur Zerstörung des Hauses 1942 Sitz des Unternehmens. Unterschriften Peter Josef Dahlhausen, Therese Dahlhausen und Fritz Dahlhausen, 1935 1938 – Der Handwerksbetrieb wird zum Handelsunternehmen 1938 war aus dem Handwerksbetrieb Dahlhausen ein Handelsunternehmen mit einem Umsatz von 100 000 Mark geworden. Der »Chirurgie-Mechaniker-Betrieb« Dahlhausen fertigte in seiner Werkstatt »Bandagen nach Mass und Senkfusseinlagen nach Mass« und bot seinen Kunden eine breite Palette »medizinischer Artikel, chirurgischer Instrumente & Bandagen«, Krankenartikel sowie Sanitätsartikel an. Die Firma beschäftigte zwei kaufmännische Angestellte und drei Arbeiter. Vermutlich um dem Wandel vom Handwerksbetrieb zum Handelsunternehmen gerecht zu werden und zugleich die Kinder von Fritz am Unternehmen zu beteiligen, gründete Peter Josef Dahlhausen mit seinen Kindern Fritz und Therese eine offene Handelsgesellschaft (oHG). Am 2. Juli 1938 beantragten sie die Eintragung ins Handelsregister und sechs Wochen später auch noch eine Gewerbeanmeldung für den »Chirurgie-Mechaniker-Betrieb«, rückwirkend zum 1. Juli 1938. Aber das Amtsgericht verweigerte den Handelsregistereintrag. Offenbar sahen die Juristen Dahlhausen doch noch eher als Handwerksdenn als Handelsunternehmen. Unterstützt wurde Dahlhausen dagegen von der IHK, die dem Amtsgericht schrieb, bei Dahlhausen nehme »die handwerkliche Arbeit gegenüber dem Handel den weitaus kleineren Teil ein«, nämlich nur noch 17 Prozent des Umsatzes. Man einigte sich auf einen Kompromiß: Die Handelskammer bekam nun 90 Prozent der Kammerabgabe von Dahlhausen, die Handwerkskammer nur noch 10 Prozent. Das Amtsgericht ließ sich überzeugen und trug am 16. September 1938 »P.J.Dahlhausen & Co. oHG« als medizinisches Fachgeschäft ins Handelsregister ein. Persönlich haftende Gesellschafter waren Peter Josef Dahlhausen mit seinen Kindern Therese und Fritz. Als Kommanditisten waren außerdem Agnes Dahlhausen geb. Remagen, Gertrud Dahlhausen geb. Roth sowie deren drei Kinder Ursula, Peter Josef und Brigitte Dahlhausen mit dabei. Vom Handwerksbetrieb zum regionalen Handelsunternehmen 63 Kapitel 5: 1938 — 1961

<strong>Kapitel</strong> 5: 1938 — 1961<br />

62<br />

<strong>Kapitel</strong> 5: 1938–1961 <strong>Vom</strong> <strong>Handwerksbetrieb</strong> <strong>zum</strong><br />

<strong>regionalen</strong> Handelsunternehmen<br />

Das Dahlhausen-Ladenlokal in der<br />

Herzogstraße 28 war von 1931 bis<br />

zur Zerstörung des Hauses 1942<br />

Sitz des Unternehmens.<br />

Unterschriften Peter Josef Dahlhausen,<br />

Therese Dahlhausen und<br />

Fritz Dahlhausen, 1935<br />

1938 – Der <strong>Handwerksbetrieb</strong> wird <strong>zum</strong> Handelsunternehmen<br />

1938 war aus dem <strong>Handwerksbetrieb</strong> Dahlhausen ein Handelsunternehmen mit einem<br />

Umsatz von 100 000 Mark geworden. Der »Chirurgie-Mechaniker-Betrieb« Dahlhausen<br />

fertigte in seiner Werkstatt »Bandagen nach Mass und Senkfusseinlagen nach Mass«<br />

und bot seinen Kunden eine breite Palette »medizinischer Artikel, chirurgischer Instrumente<br />

& Bandagen«, Krankenartikel sowie Sanitätsartikel an. Die Firma beschäftigte<br />

zwei kaufmännische Angestellte und drei Arbeiter. Vermutlich um dem Wandel vom<br />

<strong>Handwerksbetrieb</strong> <strong>zum</strong> Handelsunternehmen gerecht zu werden und zugleich die Kinder<br />

von Fritz am Unternehmen zu beteiligen, gründete Peter Josef Dahlhausen mit seinen<br />

Kindern Fritz und Therese eine offene Handelsgesellschaft (oHG). Am 2. Juli 1938<br />

beantragten sie die Eintragung ins Handelsregister<br />

und sechs Wochen später auch noch eine<br />

Gewerbeanmeldung für den »Chirurgie-Mechaniker-Betrieb«,<br />

rückwirkend <strong>zum</strong> 1. Juli 1938.<br />

Aber das Amtsgericht verweigerte den Handelsregistereintrag.<br />

Offenbar sahen die Juristen<br />

Dahlhausen doch noch eher als Handwerksdenn<br />

als Handelsunternehmen. Unterstützt<br />

wurde Dahlhausen dagegen von der IHK, die dem Amtsgericht schrieb, bei Dahlhausen<br />

nehme »die handwerkliche Arbeit gegenüber dem Handel den weitaus kleineren Teil<br />

ein«, nämlich nur noch 17 Prozent des Umsatzes. Man einigte sich auf einen Kompromiß:<br />

Die Handelskammer bekam nun 90 Prozent der Kammerabgabe von Dahlhausen,<br />

die Handwerkskammer nur noch 10 Prozent. Das Amtsgericht ließ sich überzeugen und<br />

trug am 16. September 1938 »P.J.Dahlhausen & Co. oHG« als medizinisches Fachgeschäft<br />

ins Handelsregister ein. Persönlich haftende Gesellschafter waren Peter Josef<br />

Dahlhausen mit seinen Kindern Therese und Fritz. Als Kommanditisten waren außerdem<br />

Agnes Dahlhausen geb. Remagen, Gertrud Dahlhausen geb. Roth sowie deren drei<br />

Kinder Ursula, Peter Josef und Brigitte Dahlhausen mit dabei.<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Handwerksbetrieb</strong> <strong>zum</strong> <strong>regionalen</strong> Handelsunternehmen<br />

63<br />

<strong>Kapitel</strong> 5: 1938 — 1961


<strong>Kapitel</strong> 5: 1938 — 1961<br />

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<strong>Vom</strong> <strong>Handwerksbetrieb</strong> <strong>zum</strong> <strong>regionalen</strong> Handelsunternehmen<br />

Todesanzeige<br />

von Peter Josef<br />

Dahlhausen, 1939<br />

Titel der Fachzeitschrift<br />

»Die Medizintechnik«, 1939<br />

Fritz Dahlhausen (Foto von 1940)<br />

übernahm nach dem Tod seines<br />

Vaters unterstützt von seiner<br />

Frau Gertrud, seiner Schwester<br />

Therese und seiner Mutter Agnes<br />

die Leitung des Unternehmens.<br />

1938: Der Tod von Peter Josef Dahlhausen<br />

Peter Josef Dahlhausen überlebte seine Firmenumwidmung<br />

nur drei Monate: Bereits am 20. Dezember 1938 starb er mit<br />

72 Jahre an Nierenversagen. Sein Nachruf zeigt, daß er sich<br />

in seiner Branche einer großen Wertschätzung erfreut hatte:<br />

»Durch seine guten Fachkenntnisse und mit unermüdlichem<br />

Fleiß gelang es ihm, sein Unternehmen im Laufe der<br />

Jahre zu Ansehen und Bedeutung zu bringen. Daneben setzte<br />

er sich lebhaft für die Förderung der fachlichen Belange ein.<br />

Er bekleidete lange Jahre das Amt des Vorsitzenden der Prüfungskommission<br />

und hat sich auch hier, wie überhaupt immer,<br />

als tüchtiger Fachmann und offener, ehrlicher Charakter<br />

erwiesen.«<br />

Fritz Dahlhausen stand jetzt vor der Aufgabe, den Betrieb,<br />

den er über die Grenzen von Köln hinaus bekannt gemacht<br />

hatte, weiterzuführen. Unterstützt wurde er dabei<br />

von seiner Frau Gertrud sowie seiner Schwester Therese als Buchhalterin. Seine Mutter<br />

Agnes geb. Remagen trat als persönlich<br />

haftende Gesellschafterin ein. Das Jahr<br />

1938 bedeutete also durch die oHG-<br />

Gründung sowie den Tod von Seniorchef<br />

Peter Josef Dahlhausen eine tiefe<br />

Zäsur in der Firmengeschichte.<br />

Köln und Dahlhausen im Krieg<br />

Durch die Machtübernahme der NSDAP in Köln veränderten sich nicht nur Justiz, Polizei<br />

und Verwaltung, sondern auch die medizinische<br />

Landschaft in Köln: Die zunächst mehr als 100 Kölner<br />

jüdischen Ärzte erhielten Berufsverbot und durften<br />

bis zu den Deportationen in die Vernichtungslager ab<br />

Herbst 1941 nur noch Juden behandeln. Dr. Benjamin<br />

Auerbach, der Leiter des jüdischen Krankenhauses,<br />

verließ 1935 Deutschland und wanderte 1940 in die<br />

USA aus, wo er bald darauf starb. Köln selbst wurde<br />

ein Zentrum der NS-Rassenpolitik im Rheinland, an<br />

deren Durchsetzung sich neben der NSDAP auch das<br />

Gesundheitsamt der Stadt Köln (u.a. mit seiner Beratungsstelle<br />

für Erb- und Rassenpflege) und die Kölner<br />

Universität beteiligte.<br />

Die meisten Menschen wurden allerdings vor allem von den<br />

Luftangriffen der alliierten Bomberverbände betroffen, die seit<br />

1941 Köln nach und nach in Schutt und Asche legten (s. Kasten).<br />

Diese Luftangriffe trafen natürlich auch die Kölner Krankenhäuser,<br />

die gleichzeitig die Opfer der<br />

Bombenangriffe versorgen mußten.<br />

Rund 20 000 Kölner starben<br />

im Bombenhagel, bedeutend mehr Menschen wurde<br />

<strong>zum</strong> Teil schwer verletzt. Die Schwestern in den Krankenhäusern<br />

pflegten Tag und Nacht die Verwundeten.<br />

Obwohl die Krankenhäuser dringend Instrumente<br />

und große Mengen Verbrauchsmaterial benötigten, hatte<br />

Dahlhausen enorme Probleme, an das notwenige Material<br />

heranzukommen, besonders nach den ersten Zerstörungen.<br />

Jetzt kamen Fritz Dahlhausen alte Kontakte<br />

zu Hilfe. Bei der Firma A.D. Krauth in Hamburg hatte er<br />

mit einen Instrumentenmacher aus Tuttlingen zusammengearbeitet,<br />

der später eine eigene Werkstatt gründete.<br />

Er und seine Kollegen waren bereit, Fritz Dahlhausen<br />

Instrumente zu verkaufen, nur abholen mußte er sie<br />

schon selbst. Fritz und Gertrud Dahlhausen beschafften<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Handwerksbetrieb</strong> <strong>zum</strong> <strong>regionalen</strong> Handelsunternehmen<br />

Die Kölner Rheinfront vor der<br />

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg<br />

Leere Reichsautobahn<br />

während des Krieges<br />

65<br />

Nur mit dem<br />

»roten Winkel«<br />

auf dem Nummernschild<br />

durfte<br />

Fritz Dahlhausen<br />

1942 nach<br />

Tuttlingen fahren.<br />

<strong>Kapitel</strong> 5: 1938 — 1961


<strong>Kapitel</strong> 5: 1938 — 1961<br />

66<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Handwerksbetrieb</strong> <strong>zum</strong> <strong>regionalen</strong> Handelsunternehmen<br />

Fritz Dahlhausen starb 1942<br />

an einer Blutvergiftung,<br />

die er sich bei dem Versuch<br />

zugezogen hatte, das brennende<br />

Ladenlokal des Unternehmens<br />

zu löschen.<br />

sich also eine Fahrerlaubnis (»Roter Winkel«) und Benzin bis Tuttlingen und konnten<br />

dort einen Kofferraum voller Instrumente kaufen. Benzin für die Rückfahrt bekamen<br />

sie von einem Onkel, der als Arzt noch Benzin erhielt.<br />

Kölns Zerstörung im Bombenkrieg Der 1939 begonnene Weltkrieg fand zunächst noch weit entfernt<br />

statt, rückte aber langsam näher: Seit 1940 wurden immer mehr Frauen in der Rüstungsindustrie<br />

eingesetzt. <strong>Vom</strong> Ostheimer Flugplatz starteten Luftwaffengeschwader an die Westfront und bald griffen<br />

die ersten britischen Bomber die Stadt an. Es gab die ersten Zerstörungen und Toten. Ende 1941 wurde bereits<br />

der 100. Luftangriff gezählt. Beim ersten »1000-Bomber-Angriff« auf eine deutsche Großstadt wurde<br />

am 30. Mai 1942 die Innenstadt völlig zerstört. Etwa 500 Menschen starben dabei, mehr als 5 000 wurden<br />

teilweise schwerverletzt. 45 000 Kölner wurden obdachlos. Immer häufiger griffen die britischen Bomberstaffeln<br />

die Stadt an. Bei einem schweren Angriff am 29. Juni 1943 wurden rund 4 300 Menschen getötet<br />

und mehr als 10 000 verletzt. Im Jahr 1943 wurde auch der Dom bei den Angriffen schwer beschädigt.<br />

Ende 1943 gab es bereits 230 000 Obdachlose oder Evakuierte. Die Kölner verbrachten fast jede Nacht in<br />

den Luftschutzbunkern und schliefen in ihren Kleidern. Die Schulkinder wurden im Rahmen der »Kinderlandverschickung«<br />

nach Ost- und Süddeutschland gebracht. 1944 wurde die Lage immer dramatischer.<br />

Die Amerikaner griffen jetzt tagsüber an, die Briten nachts. Rund<br />

4 000 Menschen starben im Bombenhagel, Tausende wurden oft<br />

mehrfach ausgebombt. Angesichts der näherrückenden Front wurde<br />

Köln am 29. September 1944 zur »Festung« erklärt. Die Schulen blieben<br />

seit dem 20. Oktober wegen der dauernden Angriffe geschlossen.<br />

Die Versorgung mit Lebensmitteln, Strom, Gas und Wasser, das ganze<br />

öffentliche Leben brach jetzt endgültig zusammen. Ende 1944 lebten<br />

nur noch 178 000 Menschen in der zerstörten Stadt. Der letzte und zugleich<br />

einer der schwersten Bombenangriffe erfolgte noch am 2. März<br />

1945. Zwei Tage später sprengte die SS auf dem Rückzug Richtung<br />

Osten die Hohenzollernbrücke und am 6. März besetzten amerikanische<br />

Truppen die von 262 Bombenangriffen zu 70 Prozent zerstörte<br />

Stadt, in der inzwischen nur noch 40 000 Menschen leben. Sie trafen<br />

auf keinen Widerstand mehr. »Der Trümmerhaufen Kölns wurde dem<br />

Feind überlassen«, meldete der Reichssender zynisch.<br />

1942: Der Tod von Fritz Dahlhausen<br />

Im Jahre 1942 aber wurde auch das Unternehmen Dahlhausen<br />

ein Opfer des Krieges: Die Werkstatt in der Herzogstraße<br />

wurde ausgebombt und brannte. Fritz Dahlhausen versuchte,<br />

das Feuer in der Werkstatt zu löschen, und zog sich<br />

dabei eine Phospor-Verbrennung am Fuß zu. Bald verschlechterte<br />

sich sein Gesundheitszustand. Zunächst ignorierte<br />

er das und setzte seine Verkaufstouren zu den Krankenhäusern<br />

fort. Als es ihm immer schlechter ging, fuhr er mit seiner Frau nach Freiburg<br />

und ins Elsaß auf den Bauernhof der Schwiegereltern. Aber sein Zustand wurde<br />

nicht besser, und eines Nachts<br />

wurde er in Freiburg mit hohem<br />

Fieber ohnmächtig. Im Krankenhaus<br />

wurde eine Blutvergiftung<br />

(Sepsis) festgestellt, aber ohne<br />

Penizillin konnten die Ärzte<br />

nichts für ihn tun. Am 11. August<br />

1942 starb Fritz Dahlhausen im<br />

Alter von gerade mal 38 Jahren.<br />

Er wurde nach Köln überführt<br />

und hier beerdigt.<br />

Nach dem Tod von Peter Josef<br />

und Fritz Dahlhausen lag das<br />

Schicksal des Unternehmens nun<br />

in den Händen der Frauen: Die Leitung des Unternehmens übernahm bis 1961 Fritz’<br />

Schwester Therese Dahlhausen, während Gertrud Dahlhausen als Erbin der Geschäftsanteile<br />

ihres Mannes Fritz in die Firma einstieg und den Betrieb in Köln aufrecht hielt<br />

und hier das Unternehmen nach außen repräsentierte.<br />

Nachdem die Herzogstraße ausgebombt worden war und 1943 auch die Wohnung<br />

von Gertrud Dahlhausen, zog das Unternehmen Dahlhausen zunächst als Untermieter<br />

einer Apotheke an die Aachener Straße, gegenüber dem damaligen Opernhaus. Vermutlich<br />

um nicht für Arbeiten in der Rüstungsindustrie herangezogen zu werden, ließ<br />

sich Therese Dahlhausen am 11. März 1944 von der Gauwirtschaftskammer Köln-Aachen<br />

bestätigen, daß sie »Mitinhaberin eines<br />

kriegswichtigen Betriebes« sei, für den<br />

sie »sämtliche kaufmännischen Arbeiten<br />

erledigt«. Als Lieferant von Krankenhausmaterial<br />

wurde Dahlhausen<br />

jetzt als »kriegswichtiger Betrieb« eingestuft.<br />

Aber auch in der Aachener Straße<br />

blieb das Unternehmen nicht lange:<br />

Gegen Kriegsende wurde Dahlhausen<br />

hier erneut ausgebombt, und im Schutt<br />

des Gebäudes versank dabei auch die<br />

letzte Materiallieferung – Urinflaschen<br />

für Kölner Krankenhäuser.<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Handwerksbetrieb</strong> <strong>zum</strong> <strong>regionalen</strong> Handelsunternehmen 67<br />

Bescheinigung der Gauwirtschaftskammer<br />

vom 1944, daß Therese<br />

Dahlhausen Mitinhaberin eines<br />

kriegswichtigen Betriebes ist, für<br />

den sie sämtliche kaufmännischen<br />

Arbeiten erledigt. Damit konnte<br />

sie nicht zu anderen Arbeiten<br />

verpflichtet werden.<br />

Schaufenster der Firma<br />

Dahlhausen, Herzogstr. 31<br />

(1942)<br />

<strong>Kapitel</strong> 5: 1938 — 1961


<strong>Kapitel</strong> 5: 1938 — 1961<br />

Kriegszerstörungen an Kölner<br />

Krankenhäusern: 1945 war das<br />

Hildegardiskrankenhaus schwer<br />

beschädigt (links), ebenso bereits<br />

1943 das Augusta-Krankenhaus<br />

(rechts).<br />

Nahtinstrumente aus<br />

vernickeltem oder verchromtem<br />

Stahl (1939): Unterbindungsnadel<br />

nach Cooper (links) und nach<br />

Deschamps (rechts).<br />

Verlagerung nach Gevelsberg und Kriegsende (1943/45)<br />

Nachdem das Unternehmen in Köln völlig ausgebombt worden war, verlagerte Therese<br />

das kleine Unternehmen samt Werkstatt und dem Meister Brand ins weniger gefährdete,<br />

rund 70 Kilometer entfernte Gevelsberg, wohin bereits Agnes Dahlhausen gezogen war.<br />

Am 6. März besetzten amerikanische Truppen das weitgehend zerstörte Köln, wo<br />

nur noch 40 000 Menschen leben. Bald aber kehrten hunderttausende Kölner zurück in<br />

ihre Stadt. Angesichts dieser Situation herrschte in Köln bald der<br />

Hunger. Im Winter 1945/46 kam auch noch die Kälte dazu. Mit einem<br />

Hilfsappell »Köln hungert« wandte sich der Stadtrat am 18. Juli<br />

1946 an die Weltöffentlichkeit, und im November 1946 bat der Stadtrat<br />

wegen des dramatischen Lebensmittelmangels die Alliierten um Hilfe.<br />

In einer Predigt legitimierte der Kölner Kardinal Frings den Kohlenklau<br />

aus Not – das berühmte »Fringsen«.<br />

Auch die Kölner Krankenhäuser hatte der Krieg erheblich mitgenommen:<br />

Ein großer Teil der Kliniken lag bei Kriegsende in Schutt<br />

und Asche. Das St. Antonius Krankenhaus Bayenthal war eines der<br />

wenigen Häuser, das halbwegs intakt geblieben war. Die Krankenschwestern<br />

schleppten jetzt also auch noch Steine aus den Trümmern<br />

und begannen mit dem Wiederaufbau. Auch die medizinischen<br />

Einrichtungen und das ärztliche Instrumentarium waren<br />

natürlich in Mitleidenschaft gezogen. Ganze zwei Röntgenapparate<br />

funktionierten in der Stadt noch. Eine lange Liste des Kölner Gesundheitsamtes<br />

für das Rote Kreuz dokumentiert den krassen Mangel an Operationsmobiliar<br />

und chirurgischen Instrumenten. Die Firma Dahlhausen belieferte die Krankenhäuser<br />

mit allem, was man beschaffen konnte, und die Krankenhäuser waren froh, überhaupt<br />

Waren zu bekommen: Noch 1947 bekam der Leiter der Lungenklinik II in Köln Merheim,<br />

Heinrich Jentgens, lediglich durch persönliche Kontakte nach Ulm Instrumente<br />

für seine lungenchirurgische Arbeit. Zwar waren die Lieferungen über die Grenzen der<br />

Besatzungszonen hinweg zunächst verboten, aber kein Laie wußte mit den Gegenständen<br />

etwas anzufangen, und so war der Schmuggel relativ einfach. Noch 1948 wurde als<br />

Nahtmaterial zuweilen einfacher Zwirn benutzt, den<br />

man in Alkohol aufbewahrte, um ihn steril zu machen.<br />

1946 kam Gertrud Dahlhausen zurück in das zerstörte<br />

Köln, um hier die Geschäfte der Firma Dahlhausen wieder<br />

aufzunehmen, während Firmenleitung und Buchführung<br />

noch bei Therese Dahlhausen in Gevelsberg blieben.<br />

Aber es fehlten die Waren. Das war besonders unangenehm,<br />

weil die Firma ihren alten Kunden Lieferungen<br />

versprochen hatte. Gertrud Dahlhausen erinnerte sich<br />

nun immerhin an jene letzte Sendung gläserner Urinflaschen,<br />

die immer noch unter den Trümmern des Hauses<br />

in der Aachener Straße liegen mußte. Sie grub im Schutt<br />

und rettete tatsächlich zahlreiche heile Flaschen. Gertrud<br />

Dahlhausen wusch die Flaschen aus und verkaufte sie an<br />

die Krankenhäuser.<br />

Außerdem sammelte sie bei den Krankenhäusern wieder<br />

die Reparaturen ein und brachte sie nach Gevelsberg.<br />

Das war nicht ganz leicht, denn die Brücken über den Rhein<br />

waren zerstört. Gertrud nahm die Fähre und die Bahn<br />

und lief dann immer noch weite Wege zu Fuß. Aufträge<br />

aber gab es genug, und die Krankenhäuser, die Gertrud<br />

besuchte, erkundigten sich immer wieder, wann die Firma<br />

Dahlhausen denn zurück nach Köln käme.<br />

Die Firma konnte also nach dem Krieg wieder an ihre<br />

alten persönlichen Kontakte anknüpfen: So versorgte<br />

Schwester Onufrea vom Kölner Franziskus-Krankenhaus die Kriegswitwe Gertrud<br />

Dahlhausen mit ihren drei Kinder in den ersten Nachkriegsjahren immer<br />

zuerst mit einer warmen Suppe, bevor sie zu den Verkaufsgesprächen kam.<br />

Noch heute erinnert sich Gertrud Dahlhausen an das Erfolgsrezept<br />

in schwierigen Zeiten: »Vor allem mit Freundlichkeit haben<br />

wir immer viel erreicht.« Und Peter Josef Dahlhausen ergänzt:<br />

»Mit drei oder vier guten Kontakten zu den Schwestern konnte<br />

man damals leben.«<br />

Rückwirkend <strong>zum</strong> 1. Januar 1946 wurde die erst 1938 eingetragene<br />

oHG Dahlhausen in eine KG verwandelt. »Zur Geschäftsführung<br />

und zur Vertretung der Gesellschaft ist nur die persönlich<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Handwerksbetrieb</strong> <strong>zum</strong> <strong>regionalen</strong> Handelsunternehmen 69<br />

Operationskleidung aus dem<br />

Jahre 1939: Visitenmäntel (oben),<br />

Operationshauben, Operationsmützen,<br />

Operationshandschuhe<br />

aus Zwirn und ein »Hauchschützer«<br />

mit Zellglasscheibe. Darunter<br />

Verbandsstoffe: Verbandwatte,<br />

Mullbinden und Zellstoffwatte.<br />

Links eine Ligaturschere <strong>zum</strong><br />

Einfädeln und Abschneiden<br />

des Fadens.<br />

<strong>Kapitel</strong> 5: 1938 — 1961


<strong>Kapitel</strong> 5: 1938 — 1961<br />

70<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Handwerksbetrieb</strong> <strong>zum</strong> <strong>regionalen</strong> Handelsunternehmen<br />

Das Merheimer Krankenhaus<br />

im Jahre 1964<br />

Die Dahlhausen-Werkstatt<br />

im Juni 1956<br />

Krankenhausbauten in Köln-Merheim Teile der zerstörten Kliniken, etwa<br />

des Bürgerhospitals, wurde in andere Gebäude verlagert, wie etwa in den<br />

ehemaligen Fliegerhorst Ostheim (heute Merheim). Bis in die frühen 1960er<br />

Jahre gab es Pläne, das Bürgerhospital, in dem nur noch die Polikliniken betrieben<br />

wurden, wieder aufzubauen und ein städtisches Krankenhauses mitten in<br />

der Innenstadt zu behalten. Überlegt wurde sogar, am traditionellen Standort<br />

von Armenverwaltung und Bürgerspital südlich des Neumarktes ein großes<br />

Gesundheitszentrum zu bauen. Aber 1964 wurde das Haus endgültig abgerissen<br />

und der Standort aufgegeben. Auch der ebenfalls schon lange kritisierte<br />

Standort Augustahospital wurde aufgegeben.<br />

Statt dessen wurde Merheim ausgebaut: Aus dem Provisorium auf dem ehemaligen<br />

Fliegerhorst Köln Ostheim wurde langsam das heutige Großklinikum. Für<br />

den neuen Standort sprach auch, daß das rechtsrheinische Köln schon immer<br />

schlechter versorgt gewesen war und es bereits vor dem Ersten Weltkrieg Pläne<br />

für ein Krankenhauses in Poll gegeben hatte. Zu den ersten Einrichtungen in<br />

Merheim gehörten zwei Lungenkliniken, die nach den Kriegsjahren dringend<br />

benötigt wurden. Ein weiteres Klinikum baute die Stadt dann in Holweide auf<br />

der Iddelsfelder Hardt, auf einem Grundstück, das sie zu diesem Zweck bereits<br />

vor dem Ersten Weltkrieg erworben hatte. Im Linksrheinischen blieb die Lindenburg<br />

das städtische Großkrankenhaus.<br />

haftende Gesellschafterin Fräulein Therese Dahlhausen berechtigt.« Kommanditisten<br />

waren Agnes Dahlhausen geb. Remagen (die Mutter von Therese und Fritz), Gertrud<br />

Dahlhausen geb. Roth (Köln) sowie ihre Kinder Ursula, Peter Josef und Brigitte Dahlhausen.<br />

Therese, Agnes sowie Gertrud und ihre Kinder hielten jeweils ein Drittel des<br />

Kapitals.<br />

Dahlhausen in der<br />

Nachkriegszeit<br />

Ende 1948 verhandelte die Firma<br />

Dahlhausen, die »als medizinisches<br />

Fachgeschäft einen guten<br />

Ruf in Köln hatte« (so damals<br />

die IHK), mit dem Kölner Hausund<br />

Grundbesitzerverein über<br />

eine Rückkehr und zog 1949 zurück<br />

in die Herzogstraße, schräg<br />

gegenüber den ehemaligen Geschäftsräumen.<br />

Zunächst war alles noch recht provisorisch: Dahlhausen mietete die<br />

Hinterzimmer eines Modegeschäftes sowie einen Schaukasten an der Straße. Das Büro<br />

war noch auf der anderen Straßenseite.<br />

Bereits seit den 1930er Jahren war Wilhelm<br />

Büttinghausen als Bote und dann als Außendienstmitarbeiter<br />

im Unternehmen, die Werkstatt<br />

leitete Meister Brand. Mitte Mai 1950 stellte<br />

Therese Dahlhausen mit Konrad Freudiger einen<br />

zweiten Chirurgiemechanikermeister ein und<br />

1955 wurde mit Hans Bärhausen der erste Lehrling<br />

im Unternehmen aufgenommen. Im Jahr<br />

2005 feiert Bärhausen sein 50jähriges Betriebsjubiläum.<br />

Statt der Hinterzimmer konnte die Firma<br />

am 1. Dezember 1951 wieder ein »geeignetes Ladenlokal«<br />

an ihrer alten Adresse, in der Herzogstraße 30 eröffnen (neben dem berühmten<br />

Kölner »Dischhaus«), und 1954 kaufte die Firma das Haus. Nach dem Umzug teilte<br />

die Firma P. J. Dahlhausen & Co. 1951 ihren »verehrten Kunden mit«, daß die Firma »wieder<br />

an alter Stelle im neuen Ladenlokal« sei. Man empfahl sich als »medizinisches Fachgeschäft<br />

für chirurgische Instrumente, Geräte und medizinische Apparate ... für Krankenhaus<br />

und Arzt«: »Die schon seit jeher als Meisterbetrieb bestehende Reparatur-Abteilung<br />

und Schleiferei geben Ihnen die Gewähr, daß Reparaturen sowie Sonderanfertigungen gut<br />

und schnell ausgeführt werden.«<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Handwerksbetrieb</strong> <strong>zum</strong> <strong>regionalen</strong> Handelsunternehmen 71<br />

Die Dahlhausen-Werkstatt<br />

im Juni 1956: Chirurgie-<br />

Mechaniker-Meister<br />

Konrad Freudiger und<br />

Lehrling Hans Bärhausen<br />

bei der Arbeit.<br />

<strong>Kapitel</strong> 5: 1938 — 1961


<strong>Kapitel</strong> 5: 1938 — 1961<br />

72<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Handwerksbetrieb</strong> <strong>zum</strong> <strong>regionalen</strong> Handelsunternehmen<br />

Briefkopf der Firma Dahlhausen<br />

aus dem Jahre 1951<br />

Dahlhausen-Aufkleber an einem<br />

alten OP-Tisch von Maquet<br />

Narkose-Masken aus dem Jahr<br />

1939: Modell »Anketta« (links),<br />

Aether-Narkosemaske nach<br />

Buschmann (Mitte) und Narkose-<br />

Apparat nach Ombrédanne für<br />

die Aethernarkose <strong>zum</strong> direkten<br />

Aufsetzen.<br />

Trotzdem war das Unternehmen Dahlhausen<br />

Anfang der 1950er Jahre noch »fürchterlich<br />

klein und arm«, wie sich Peter Josef Dahlhausen<br />

später erinnerte. Man verfügte über kein nennenswertes<br />

Lager und konnte deshalb – anders<br />

als die übermächtige Konkurrenz – oft nicht<br />

schnell genug liefern. Häufig war Gertrud Dahlhausen<br />

zusammen mit den drei Kindern und<br />

vollgepackt mit zahlreichen Paketen per Bahn<br />

unterwegs zu den Krankenhäusern nach Merheim<br />

oder Düren. Ein Auftrag über drei Dutzend Klemmen – wie von Schwester Tiburtia<br />

aus Merheim – war in diesen ersten Jahren schon ein Erfolg. Und wenn der Dürener<br />

Verwaltungsdirektor einen Draeger-Narkoseapparat »Romulus« für rund 1 000 Mark<br />

bestellte, dann war das sogar ein großes Geschäft. Die preiswerteren Verkaufsschlager<br />

in der Nachkriegszeit waren beispielsweise »Marknägel« nach Küntscher oder die<br />

»Sven-Johanson-Nägel« zur Behandlung des Schenkelhalsbruches.<br />

Ansonsten vertrieb Dahlhausen damals OP-Tische der Firma Maquét (Rastatt), Injektions-<br />

und Nähnadeln der Nadelfabrik Kratz in Frankfurt/Dreieich (»ACUFIRM«),<br />

Instrumente von Rüsch (bis 1995), Narkosebedarf von<br />

Draeger und chirurgische Instrumente von »Aesculap«.<br />

Schon Peter Josef Dahlhausen sen. hatte gute<br />

Verbindungen zu dem Unternehmen gepflegt und<br />

wurde oft von Aesculap eingeladen. Gegründet als<br />

»Jetter & Scheerer« wurde das Unternehmen 1998 in<br />

die Holding B. Braun in Melsungen (1839 gegründet)<br />

eingegliedert und ist heute der größte Instrumentenhersteller<br />

der Welt.<br />

Als Peter Josef Dahlhausen junior, der 1938 geborene<br />

Sohn von Fritz und Gertrud Dahlhausen, älter<br />

wurde, unterstützte er die Arbeit seiner Mutter. Er<br />

sammelte mit dem Fahrrad die Reparaturen bei den Krankenhäusern ein und brachte<br />

die fertigen Geräte zurück. Dabei baute er die guten Kontakte der Firma Dahlhausen zu<br />

den OP-Schwestern weiter aus. Daher war es selbstverständlich, daß sich Dahlhausen<br />

1954 mit einer Spende an den Feiern <strong>zum</strong> 100jährigen Jubiläum des Marienhospitals<br />

beteiligte und 1956 dem St. Vincenz-Krankenhaus für die neue Operationsabteilung<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Handwerksbetrieb</strong> <strong>zum</strong> <strong>regionalen</strong> Handelsunternehmen 73<br />

Narkose-Apparate der Draegerwerke<br />

für Aether und Chloroform<br />

aus dem Jahr 1939: Einfacher<br />

Apparat, Doppel-Narkoseapparat<br />

mit zwei Anschlüssen und<br />

Überdruck-Narkoseapparat für<br />

zwei Sauerstofflaschen.<br />

Chirurgische Heft- und Umstechnadeln<br />

aus nichtrostendem Stahl<br />

der Firma ACUFIRM (1939). In der<br />

Mitte der Einfädelmechanismus.<br />

<strong>Kapitel</strong> 5: 1938 — 1961


<strong>Kapitel</strong> 5: 1938 — 1961<br />

74<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Handwerksbetrieb</strong> <strong>zum</strong> <strong>regionalen</strong> Handelsunternehmen<br />

Das St. Vincenz-Haus<br />

bedankt sich 1956 für eine<br />

Bindenwickelmaschine.<br />

Inhalationsapparate aus dem<br />

Jahre 1939 entweder mit elektrischer<br />

Beheizung (links) oder mit<br />

Spiritusbeheizung (rechts).<br />

Rechts vier Wund- bzw. Blasenspritzen<br />

mit Glas- oder Metallzylinder<br />

und aufschraub- oder<br />

aufsteckbaren Ansätzen.<br />

– entsprechend des »heimlichen Wunsches«<br />

von Schwester Brunolda – eine elektrische<br />

Bindenwickelmaschine schenkte.<br />

Bis Ende der 1950er Jahre konnte sich das<br />

kleine Unternehmen schließlich recht erfolgreich<br />

entwickeln: Aus den 100 000 (Reichs-)<br />

Mark Umsatz des Jahres 1937 waren 1957<br />

203 807 (D-)Mark geworden (1956 wurden<br />

die Kommanditeinlagen 1:1 vom Reichsmark<br />

auf Deutsche Mark umgestellt). Und in den<br />

nächsten Jahre ging es noch deutlich dynamischer<br />

weiter: Bis 1961 konnte der Umsatz auf<br />

350 000 Mark gesteigert werden.<br />

Ein neuer Chirurgiemechaniker<br />

Im Frühjahr 1958 traf jedoch ein schwerer Schlag die Firma Dahlhausen: In einer Zeit, in<br />

der man alles verkaufen konnte, wenn man das richtige Material und die richtigen Leute<br />

hatte, kündigte Mitte Mai 1958 der langjährige Verkäufer Büttinghausen. Er verließ die<br />

Firma Ende Juni 1958 und nahm auch gleich den erst 1950 eingestellten Werkstattmeister<br />

Freudiger mit. Beide wechselten zur Konkurrenzfirma Hirtz.<br />

Die Konkurrenten rechneten jetzt schon mit dem Ende der Firma Dahlhausen, denn<br />

gute Chirurgiemechaniker waren damals kaum zu bekommen. Auch der um Rat gefragte<br />

Walter Braun von den Aesculap-Werken in Melsungen machte Dahlhausen wenig<br />

Hoffnung. Immerhin: Auf seinen Vorschlag hin schaltete Dahlhausen im Fachblatt »Orthopädie-Technik«<br />

und in der Tuttlinger Tageszeitung »Gränz-Bote« eine Stellenanzeige:<br />

»Alteingesessenes Fachgeschäft in rhein. Großstadt sucht jungen Chirurgie-Mechaniker,<br />

perfekt in Reparatur und Neuanfertigung.«<br />

Tatsächlich hatte die Anzeige den gewünschten Erfolg: Unter den beiden Bewerbern<br />

war auch der 19jährige Chirurgiemechaniker Helmut Dufner aus Tuttlingen, der damals<br />

noch in Tuttlingen seine Ausbildung beendete. Für einen Stundenlohn von 1,80 Mark<br />

sollte Dufner bei Dahlhausen Skalpelle schleifen, selbständig sämtliche Reparaturen<br />

ausführen und gelegentlich auch nach Angaben der Universitätsklinik neue Instrumente<br />

bauen. Da Dufner wenig Erfahrung mit dem Schleifen von Skalpellen hatte, sollte er<br />

erst noch zwei Wochen in Tuttlingen üben und dann am 15. Juni 1958 seine Arbeit in<br />

Köln antreten. Mit ihm hatte Dahlhausen eine<br />

hervorragende Fachkraft gewonnen. Bis 1964<br />

arbeitete Dufner als Werkstattmeister bei Dahlhausen<br />

und machte sich nach der Bundeswehr<br />

und weiteren Arbeitsjahren (u.a. bei der<br />

Firma Ulrich in Ulm) in seiner Heimatstadt<br />

Tuttlingen mit der »Dufner Instrumente<br />

GmbH – Medizintechnik Tuttlingen Germany«<br />

erfolgreich selbständig.<br />

Die Dahlhausen-Belegschaft im<br />

Jahre 1959: Hans Bärhausen (links),<br />

Gertrud Dahlhausen, Peter<br />

Josef Dahlhausen (2. v.r.) und<br />

Helmut Dufner (rechts).<br />

Homepage der Fa. Dufner,<br />

1965 gegründeter Spezialist für<br />

Instrumente für die minimalinvasive<br />

Chirurgie.<br />

<strong>Kapitel</strong> 5: 1938 — 1961

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