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Das Multibarrierenkonzept als Grundlage von Planung, Bau, Betrieb ...

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<strong>Das</strong> <strong>Multibarrierenkonzept</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>von</strong> <strong>Planung</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Betrieb</strong> und Nachsorge <strong>von</strong> Deponien<br />

Stief, Klaus http://www.deponie-stief.de, mailto:info@deponie-stief.de<br />

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<strong>Das</strong> <strong>Multibarrierenkonzept</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>von</strong> <strong>Planung</strong>,<br />

1 Einleitung<br />

<strong>Bau</strong>, <strong>Betrieb</strong> und Nachsorge <strong>von</strong> Deponien<br />

Von Klaus Stief<br />

In Deponien sollen Abfälle auf Dauer gelagert - <strong>als</strong>o abgelagert - werden.<br />

Die Anforderungen der §§ 2 (1) AbfG und 34 (2) WHG müssen <strong>als</strong>o auf Dauer erfüllt werden.<br />

Es ist anzunehmen, daß die Ansprüche unserer Nachfahren an zulässige Emissionen eher<br />

schärfer <strong>als</strong> schwächer <strong>als</strong> die unserigen sind, d.h. wir müssen heute eine<br />

Emissionsverminderung entsprechend dem Stand der Technik fordern und die Möglichkeiten<br />

für eine weitere Emissionsminderung entsprechend dem Stand der Technik <strong>von</strong> morgen<br />

dürfen nicht verbaut werden.<br />

Deponien werden für die Nachwelt immer Altlasten sein. Es wird darauf ankommen, daß sie<br />

mit geringerem Aufwand - entsprechend den Standards der Zukunft - unter Kontrolle<br />

gehalten werden können, <strong>als</strong> es bei Altlasten der Fall ist, mit denen wir uns heute zu<br />

befassen haben, wobei wir uns einen Teil dieser Altlasten sogar noch selbst geschaffen<br />

haben.<br />

2 Lehren aus der Vergangenheit<br />

Über die Altablagerungen, auch die jüngeren Datums, fehlen nahezu alle wichtigen<br />

Informationen, die zur Abschätzung des Gefährdungspotenti<strong>als</strong> wichtig sind: Art und Menge<br />

der Abfälle, räumliche Verteilung im Deponiekörper, Geologie und Hydrogeologie des<br />

Deponiestandortes.<br />

Im Umfeld der meisten Altablagerungen sind Veränderungen der<br />

Grundwasserbeschaffenheit festzustellen. Da wo abbaubare organische Abfälle abgelagert<br />

worden sind, breitet sich das Deponiegas in der Umgebung aus.<br />

Wurden toxische Abfälle abgelagert, so sind Sickerwasser und Deponiegas mit diesen<br />

Schadstoffen belastet.<br />

Mit Abfällen verfüllte Gelände weisen starke Setzungen und Sackungen auf.<br />

Diese kurze Bestandsaufnahme führt zu folgenden Schlußfolgerungen :<br />

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Beitrag veröffentlicht in Zeitschrift Müll und Abfall, Heft l, 1986 Erich Schmidt Verlag Berlin


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<strong>Das</strong> <strong>Multibarrierenkonzept</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>von</strong> <strong>Planung</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Betrieb</strong> und Nachsorge <strong>von</strong> Deponien<br />

Stief, Klaus http://www.deponie-stief.de, mailto:info@deponie-stief.de<br />

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Die Dokumentation über die Gegebenheiten der Ablagerungsplätze der Vergangenheit war<br />

lückenhaft bzw. fehlt.<br />

Folglich muß bei neuen Deponien die Dokumentation verbessert werden und zwar mit dem<br />

Ziel der Nachwelt die Informationen zur Verfügung zu stellen, die voraussichtlich nötig sind,<br />

um die Altlasten zu beherrschen oder zu sanieren.<br />

Die Grundwasserverunreinigungen im Bereich vieler Altablagerungen sind erheblicher, <strong>als</strong><br />

vermutlich <strong>von</strong> den Zuständigen vorausgesehen worden war. Nach erfolgter Ablagerung sah<br />

man sich außerstande, etwas an dieser Tatsache zu ändern; der verunreinigte Boden- und<br />

Grundwasserbereich wurde und wird <strong>als</strong> Opferstrecke angesehen. Bemerkenswerterweise<br />

wird diese "Strategie" bei ganz großen Ablagerungen konsequenter durchgehalten, <strong>als</strong> bei<br />

kleinen Ablagerungen, die man zur Not, allein um des lieben Friedens mit den<br />

Bürgerinitiativen oder weil das Gelände baulich genutzt werden soll (<strong>als</strong>o plötzlich wieder<br />

etwas wert ist), ausgräbt.<br />

Folglich ist bei neuen Deponien die hydrageologische Situation genauestens zu untersuchen<br />

und die Sickerwasserbeschaffenheit an die hydrogeologischen Gegebenheiten anzupassen .<br />

Die gemeinsame Ablagerung <strong>von</strong> leicht auslaugbaren mineralischen Abfällen, leicht<br />

abbaubaren und schwer abbaubaren organischen, und <strong>von</strong> toxischen Abfällen hat zu nicht<br />

beschreibbaren und nicht zu prognostizierenden Emissionen geführt. Die Emissionen <strong>von</strong><br />

diesen Deponien können nur mit großem Aufwand und meist auch nur ungenügend<br />

beherrscht werden.<br />

Folglich muß es bei neuen Deponien ein Hauptziel sein, die Abfälle so abzulagern, daß das<br />

Langzeitverhalten der gesamten Deponie beschreibbar, prognostizierbar wird und die<br />

Emissionen beherrschbar werden.<br />

Die uneingeschränkte Nutzung <strong>von</strong> Geländen, die mit Abfällen aufgefüllt worden sind, stößt<br />

wegen der unkalkulierbaren Aktivierung des Gefährdungspotenti<strong>als</strong> auf Bedenken. Verfüllte<br />

Deponiegelände sind deshalb nur sehr eingeschränkt nutzbar. Dadurch gehen erhebliche<br />

Flächen in urbanen Bereichen verloren.<br />

Folglich muß bei neuen Deponien das Gefährdungspotential der Abfälle in den verfüllten<br />

Deponien so niedrig sein, daß eine uneingeschränkte Geländenutzung möglich ist. In den<br />

Fällen, wo das bei dem gegenwärtigen Stand der Technik der Abfallvorbehandlung und des<br />

Einbaus in die Deponie nicht möglich ist, muß mindestens eine Gefährdung der<br />

Geländenutzer ausgeschlossen werden.<br />

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Beitrag veröffentlicht in Zeitschrift Müll und Abfall, Heft l, 1986 Erich Schmidt Verlag Berlin


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<strong>Das</strong> <strong>Multibarrierenkonzept</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>von</strong> <strong>Planung</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Betrieb</strong> und Nachsorge <strong>von</strong> Deponien<br />

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3 Neue Deponiekonzepte<br />

Um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen, werden neue Deponiekonzepte<br />

gefordert oder angeboten.<br />

Als neue Deponiekonzepte sind im Gespräch:<br />

• Hochsicherheitsdeponien<br />

• Behälterdeponien<br />

• Monodeponien<br />

• Quasi-Monodeponien<br />

• Inert-Deponien<br />

• Miner<strong>als</strong>toff-Deponien<br />

• Untertagedeponien.<br />

Bei allen neuen Deponiekonzepten (die zum Teil gar nicht so neu sind) kommt es darauf an,<br />

zu prüfen, wie zuverlässig die Erwartungen hinsichtlich Langzeitverhaltens abgesichert sind,<br />

ob die Versprechungen kontrolliert werden können und wie sie kontrolliert werden, sowie<br />

was unternommen werden kann, wenn es anders kommt <strong>als</strong> man dachte, ob die<br />

Korrekturen, die erforderlich wären, realisierbar sind und wer sie bezahlt.<br />

4 <strong>Das</strong> <strong>Multibarrierenkonzept</strong><br />

Unter Berücksichtigung der Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit scheint es angebracht<br />

zu sein, bei Deponien nicht nur auf die Wirksamkeit einer Barriere zu vertrauen, durch die die<br />

Umwelt vor der Ausbreitung der abgelagerten Schadstoffe geschützt wird, sondern viele<br />

Sicherheiten einzubauen. <strong>Grundlage</strong> der <strong>Planung</strong> neuer Deponien sollte das<br />

<strong>Multibarrierenkonzept</strong> sein. Der Grundgedanke des <strong>Multibarrierenkonzept</strong>es wird auch<br />

schnell die Schwachstellen der vielfältigen Deponiekonzepte deutlich machen, bei denen zu<br />

sehr auf die Sicherheit <strong>von</strong> einer oder <strong>von</strong> zwei Barrieren vertraut wird.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Multibarrierenkonzept</strong> besagt, daß mehrere Sicherheiten vorhanden sein müssen, um<br />

die Deponien umweltverträg-1ich zu machen.<br />

Als Barrieren werden bezeichnet<br />

1. Der Deponiestandort<br />

2. <strong>Das</strong> Deponiebasisabdichtungssystem<br />

3. Der Deponiekörper<br />

4. Die Oberflächenabdichtung<br />

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Beitrag veröffentlicht in Zeitschrift Müll und Abfall, Heft l, 1986 Erich Schmidt Verlag Berlin


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<strong>Das</strong> <strong>Multibarrierenkonzept</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>von</strong> <strong>Planung</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Betrieb</strong> und Nachsorge <strong>von</strong> Deponien<br />

Stief, Klaus http://www.deponie-stief.de, mailto:info@deponie-stief.de<br />

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5. Die Nutzung<br />

6. Die Nachsorge und die Kontrollierbarkeit und Reparierbarkeit der Barrieren.<br />

4.1 Deponiestandort und Deponiekörper<br />

Langfristig gesehen muß da<strong>von</strong> ausgegangen werden, daß alle künstlichen Maßnahmen zur<br />

Beherrschung der Emissionen einer Deponie ganz oder zumindest teilweise versagen. <strong>Das</strong><br />

heißt, daß zu irgendeinem Zeitpunkt der Deponiestandort die Emissionen, die dann <strong>von</strong> den<br />

abgelagerten Abfällen ausgehen, "vertragen" können muß.<br />

Die Genehmigung einer Deponie erfordert <strong>als</strong>o die Kenntnis der zu irgendeinem Zeitpunkt<br />

vorhandenen Emissionen und die Feststellung, daß der Standort diese Emissionen verträgt.<br />

Es ist offensichtlich, daß man versucht sein wird, die in ferner Zukunft zu erwartenden<br />

Emissionen <strong>als</strong> unbedeutend darzustellen.<br />

Je weiter dieser Zeitpunkt in die Zukunft gerückt wird, um so länger wirksam müßten aber die<br />

Maßnahmen zur Beherrschung der Emissionen sein, insbesondere die<br />

Deponiebasisabdichtung.<br />

Da die ganze Haftungsfrage um so schwerer zu lösen ist, je weiter der Zeitpunkt, zu dem die<br />

standortverträglichen Emissionen erreicht werden sollen, in die Zukunft rückt, erscheint es<br />

erforderlich, einen überschaubaren Zeitraum festzulegen, und der liegt nach weitverbreiteter<br />

Auffassung unterhalb <strong>von</strong> 30 Jahren.<br />

<strong>Das</strong> heißt, um es noch einmal deutlich zu sagen: Eine Deponie ist nur dann akzeptabel,<br />

wenn gewährleistet ist, daß nach z.B. 30 Jahren <strong>von</strong> den abgelagerten Abfällen auch bei<br />

Versagen der Deponiebasisabdichtung und der Oberflächenabdichtung, das Grundwasser<br />

und das Umfeld der Deponien durch die Abfälle selbst oder die Emissionen aus dem<br />

Deponiekörper nicht mehr beeinträchtigt werden, <strong>als</strong> es heute zulässig ist.<br />

Jegliche Maßnahmen, mit denen die Emissionen beherrscht werden sollen, die der Wartung<br />

oder der Reparatur bedürfen, sind bei der Prüfung der langfristigen Standortverträglichkeit<br />

außer acht zu lassen.<br />

4.2 Deponiebasisabdichtungssystem<br />

Die Deponiebasisabdichtung hat ihre wesentliche Aufgabe in der Funktion <strong>als</strong> Barriere<br />

gegenüber dem Boden und dem Grundwasser während der Verfüllung der Deponie und der<br />

Zeit danach, die es dauert, bis sich die Sickerwasseremissionen auf die standortverträgliche<br />

Sickerwasserbeschaffenheit eingependelt haben.<br />

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<strong>Das</strong> <strong>Multibarrierenkonzept</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>von</strong> <strong>Planung</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Betrieb</strong> und Nachsorge <strong>von</strong> Deponien<br />

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Die Deponiebasisabdichtung sorgt <strong>als</strong>o dafür, daß:<br />

1. durch standortunverträgliche Sickerwässer die vorhandenen und später benötigten<br />

positiven Eigenschaften des Untergrundes am Deponiestandort nicht über<br />

lastet und nicht nachteilig beeinträchtigt werden,<br />

2. unerwartet schlechte Sickerwasserzusammensetzungen während des<br />

Deponiebetriebes nicht zu unrealisierbarem Sanierungsbedarf oder extrem<br />

aufwendigen Sanierungsmaßnahmen führen,<br />

3. soviel Stoffe wie möglich vom Grundwasser ferngehalten werden, auch wenn diese<br />

<strong>als</strong> grundsätzlich standortverträglich eingestuft worden sind (was wohl letztlich immer<br />

ein Kompromiß zwischen Wünschbarem - nämlich der Nullemission - und dem<br />

Machbaren angesehen werden muß).<br />

Die Zeit, für die die Deponiebasisabdichtung wirksam sein muß, richtet sich <strong>als</strong>o nach der<br />

Zeit in der standortunverträgliches Sickerwasser anfällt.<br />

Die Deponiebasisabdichtung muß um so zuverlässiger wirksam sein, je mehr<br />

Sickerwassermenge und Sickerwasserbeschaffenheit <strong>von</strong> den tolerierbaren und <strong>als</strong> zulässig<br />

festgelegten Werten abweichen können und je Ungewisser die Zeit der erforderlichen<br />

Funktionsfähigkeit ist.<br />

Unsicherheiten hinsichtlich der Sickerwasseremissionen aus dem Deponiekörper müssen<br />

durch Sicherheiten bei der Wirksamkeit und der Funktionsfähigkeit der<br />

Deponiebasisabdichtung aufgefangen werden.<br />

Um die Dichtwirkung der Deponiebasisabdichtung zu gewährleisten, muß die<br />

Beanspruchung der Dichtung innerhalb vorgegebener, vom Dichtungstyp abhängiger<br />

Grenzen bleiben. Werden diese Grenzen überschritten, so ist für jeden Quadratmeter der<br />

Dichtung nachzuweisen, daß die Wirksamkeit trotzdem gegeben ist. Falls die Wirksamkeit<br />

nicht lückenlos gegeben ist, so ist sie wiederherzustellen.<br />

Zum Deponiebasisabdichtungssystem gehört auch die Entwässerung (Dränung) der<br />

Deponiebasis.<br />

Durch die Entwässerungseinrichtungen des Deponiebasisabdichtungssystems soll der<br />

Einstau <strong>von</strong> Sickerwasser in die abgelagerten Abfälle kontrolliert werden und<br />

behandlungsbedürftiges Sickerwasser einer Behandlungsanlage zugeführt werden. Die<br />

Entwässerungseinrichtungen müssen mindestens solang wirksam sein wie die Dichtung. Die<br />

Funktionsfähigkeit muß kontrollierbar sein und das System reparierbar. Langfristig ist ein<br />

Versagen <strong>von</strong> Sickerwasserfördereinrichtungen nicht auszuschließen. Deshalb ist der<br />

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<strong>Das</strong> <strong>Multibarrierenkonzept</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>von</strong> <strong>Planung</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Betrieb</strong> und Nachsorge <strong>von</strong> Deponien<br />

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maximale Einstau des Deponiekörpers zu erwarten, wenn das Entwässerungssystem keine<br />

freie Flut hat.<br />

Aber auch bei Vorhandensein einer freien Vorflut für das Sickerwasser aus der Deponie muß<br />

das Entwässerungssystem langfristig wartungsfrei funktionsfähig sein,<br />

da sowohl die Sickerwasserbeschaffenheit <strong>als</strong> auch die Standfestigkeit des Deponiekörpers<br />

durch einen Wasserstau nachteilig beeinflußt werden können.<br />

4.3 Oberflächenabdichtung<br />

Die Oberflächenabdichtung soll die Infiltration in den Deponiekörper verhindern. Bei<br />

funktionsfähiger Oberflächenabdichtung entsteht <strong>als</strong>o kein oder nur sehr wenig<br />

Sickerwasser.<br />

<strong>Das</strong> Oberflächenabdeckungssystem schützt den Deponiekörper vor den klimatisch<br />

bedingten Einflüssen, z.B. Frost- und Tauwechsel, Wind- und Wassererosion. Es schützt den<br />

Deponiekörper außerdem vor Auswirkungen aus der Nutzung auf dem verfüllten<br />

Deponiegelände.<br />

<strong>Das</strong> Oberflächenabdichtungssystem schützt auch gegen die unkontrollierte Ausbreitung <strong>von</strong><br />

gasförmigen Emissionen aus der Deponie.<br />

<strong>Das</strong> Oberflächenabdichtungssystem sollte langfristig wartungsarm wirksam sein. Die volle<br />

Wirksamkeit muß beginnen, wenn ein Deponieabschnitt verfüllt ist und den Endzustand der<br />

Stabilisierung bzw. der "Mineralisierung" erreicht hat. Die Beanspruchung des<br />

Oberflächenabdichtungssystems, die aus den Einflüssen aus dem Deponiekörper resultiert,<br />

ist dann relativ gut definiert und wird zeitlich nicht wesentlich veränderlich sein.<br />

Während der Verfüllzeit der Deponie und während der daran möglicherweise<br />

anschließenden Mineralisierungs- und Stabilisierungszeit (Abbau organischer Abfälle,<br />

Abklingen der Setzungen) sind starke und zeitlich veränderliche Beanspruchungen zu<br />

erwarten.<br />

Unsicherheiten hinsichtlich der Wirksamkeit und Funktionsfähigkeit während dieser Zeit<br />

werden durch die Barriere "Deponiekörper" und insbesondere durch die Barriere<br />

"Deponiebasisabdichtungssystem" aufgefangen.<br />

4.4 Nutzung verfüllter Deponieflächen<br />

Die Nutzung <strong>von</strong> Boden zur Ablagerung <strong>von</strong> Abfällen bedeutet grundsätzlich zunächst<br />

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Flächenverbrauch.<br />

Nach Verfüllung der Deponie sollten die Flächen einer weitgehend uneingeschränkten<br />

Nutzung, zumindest aber der ursprünglich möglichen Nutzung wieder übergeben werden<br />

können.<br />

Voraussetzung dafür ist eine Mindesttragfähigkeit und ein berechenbares Setzungsverhalten<br />

der verfüllten Deponie. Ferner ist zu fordern, daß aus der Deponie keine, insbesondere keine<br />

unerwarteten, schädlichen Emissionen die Nutzung beeinträchtigen. (Es ist offensichtlich,<br />

daß die Bewertung der Schädlichkeit der Emissionen nutzungsabhängig ist.)<br />

Die Nutzung darf ferner die Oberflächenabdichtungssysteme nicht in ihrer Funktionsfähigkeit<br />

und Wirksamkeit beeinträchtigen.<br />

Man wird unterscheiden müssen zwischen der Nutzung unmittelbar nach der Verfüllung der<br />

Deponie bis zu einem Zeitpunkt, zu dem sich das Deponie verhalten im Bereich der<br />

akzeptablen und festgelegten Grenzen stabilisiert hat und der Nutzung nach diesem<br />

Zeitpunkt. Im Normalfall sollte eine "endgültige Nutzung" gleich nach der Verfüllung der<br />

Deponie möglich sein. Bei Hausmülldeponien oder allgemein "Bioreaktor-Deponien" ist das<br />

ganz sicher nicht der Fall.<br />

Diskussionswürdig ist die Idee, daß die Nutzung verfüllter Deponieflächen unter dem Aspekt<br />

erfolgen soll, daß sie bewußt empfindlich gegen die Auswirkungen der abgelagerten Abfälle<br />

ist, um eine versteckte Gefährdung zu vermeiden: z.B. Ansiedlung <strong>von</strong> Pflanzen, die<br />

gegenüber Schwermetallen oder Deponiegas empfindlich sind, wodurch angezeigt würde,<br />

daß solche Emissionen vorhanden sind.<br />

4.5 Kontrolle des Deponie Verhaltens und Nachsorge<br />

Wie auch immer eine Deponie angelegt, aufgebaut und abgeschlossen wird, die Kontrolle,<br />

die Messung der Parameter, die das Langzeitverhalten der Deponie beschreiben, muß eine<br />

unerläßliche Auflage in der Deponiegenehmigung werden. Die Meßergebnisse sollen<br />

geeignet sein, frühzeitig Hinweise auf Abweichungen <strong>von</strong> dem erwarteten Deponie verhalten<br />

zu geben und die Einleitung <strong>von</strong> Gegenmaßnahmen bei Störfällen oder weitaus besser, <strong>von</strong><br />

Korrekturmaßnahmen und Reparaturen, rechtzeitig zu ermöglichen.<br />

<strong>Planung</strong>, <strong>Bau</strong> und <strong>Betrieb</strong> <strong>von</strong> Deponien müssen so erfolgen, daß unerwartete Ereignisse,<br />

die zu gravierenden Schäden führen können, praktisch unmöglich sind. Sie müssen aber<br />

darüber hinaus Abweichungen <strong>von</strong> den vereinbarten Werten für das Deponie verhalten mit<br />

geringem Aufwand korrigierbar machen.<br />

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<strong>Das</strong> <strong>Multibarrierenkonzept</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>von</strong> <strong>Planung</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Betrieb</strong> und Nachsorge <strong>von</strong> Deponien<br />

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Insbesondere die Tatsache, daß diese Strategie bisher nicht verfolgt worden ist, hat uns die<br />

Altlasten beschert und macht auch die heutigen Deponien vermutlich letztlich teurer <strong>als</strong> wir<br />

heute annehmen.<br />

5 Schlußbemerkungen<br />

Weil Abfälle in Deponien auf Dauer abgelagert werden sollen, ist die Ausgrabung der Abfälle<br />

zur Nachbesserung der Barrieren "Deponiestandort" und "Deponiebasisabdichtung" auf<br />

äußerst seltene Ausnahme fälle zu beschränken (diese Maßnahmen sind eigentlich nur <strong>als</strong><br />

Sanierungsmaßnahmen anzusehen).<br />

Es muß deshalb dafür Sorge getragen werden, daß neue ökotoxikologische Erkenntnisse<br />

hinsichtlich der Bewertung <strong>von</strong> Emissionen einer Deponie möglichst schnell durch<br />

technische Weiterentwicklungen der Barrieren einer Deponie berücksichtigt werden.<br />

Für Zentraldeponien bedeutet das, daß heute nicht Deponieabschnitte in <strong>Betrieb</strong> genommen<br />

werden dürfen, die 10, 20 oder mehr Jahre beschickt werden und bei denen die in den<br />

ersten Jahren abgelagerten Abfälle das ungünstige Langzeitverhalten des gesamten<br />

Deponiekörpers maßgeblich bestimmen. Andererseits ist es unvernünftig anzunehmen, daß<br />

sich der Stand der Wissenschaft (hinsichtlich der ökotoxikologischen Bewertung <strong>von</strong><br />

Emissionen) und der Technik (hinsichtlich der Wirksamkeit und Funktionsfähigkeit der<br />

Barrieren) monatlich ändert. Es erscheint vernünftig, einen Zeitraum <strong>von</strong> vielleicht zwei bis<br />

drei Jahren festzulegen, über den ein Deponieabschnitt verfüllt sein muß bzw. daß<br />

hydraulisch unabhängige Deponieabschnitte nicht größer <strong>als</strong> l bis 2 Hektar sein dürfen.<br />

Solche Festlegungen werden die Deponieplanungen und den Deponiebetrieb erheblich<br />

verändern, aber schließlich besteht ja auch Anlaß zur Veränderung.<br />

Bei konsequenter Anwendung des <strong>Multibarrierenkonzept</strong>es und der sorgfältigen Kontrolle<br />

der Wirksamkeit der Barrieren wird insbesondere die Entwicklung der erhöhten Wirksamkeit<br />

der Barriere "Deponiekörper" die Verbesserung der Umwelt Verträglichkeit der Deponien<br />

bestimmen. Voraussetzung dafür dürfte aber die Forderung sein, daß eine<br />

standortverträgliche Sickerwasserbeschaffenheit innerhalb einer bestimmten, nicht zu langen<br />

Zeit erreicht werden muß.<br />

Im Grunde ist eine Deponie nur dann <strong>als</strong> umweltverträglich einzustufen, wenn alle Barrieren<br />

die erforderliche geforderte Wirksamkeit haben. Zumindest muß aber die Freisetzung und<br />

Ausbreitung der Schadstoffe beschreibbar sein .<br />

Eine gewisse, in den nächsten Jahren vielleicht beträchtliche Unsicherheit hinsichtlich der<br />

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<strong>Das</strong> <strong>Multibarrierenkonzept</strong> <strong>als</strong> <strong>Grundlage</strong> <strong>von</strong> <strong>Planung</strong>, <strong>Bau</strong>, <strong>Betrieb</strong> und Nachsorge <strong>von</strong> Deponien<br />

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Wirksamkeit der Barrieren wird zu erwarten sein. Deshalb kann jedoch nicht auf die<br />

Ablagerung <strong>von</strong> Abfällen insgesamt verzichtet werden.<br />

Eine sorgfältige Erfolgskontrolle der Maßnahmen zur Abschirmung der abgelagerten Abfälle<br />

<strong>von</strong> der Umwelt und die Verpflichtung zur Veröffentlichung der Ergebnisse, werden helfen,<br />

wirklich Erfahrungen zu sammeln. Zu dieser Strategie gehört natürlich die Verpflichtung zur<br />

Korrektur <strong>von</strong> nicht funktionsfähigen Maßnahmen oder die Sanierung der Schäden. Dazu<br />

gehört aber auch die Akzeptanz nicht hundertprozentig sicherer Lösungen. Wichtig ist, daß<br />

man den Stand der Technik anwendet, um die Altlasten der Zukunft so ungefährlich wie<br />

möglich zu machen.<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Dipl-Ing. Klaus Stief<br />

dam<strong>als</strong>: im Umweltbundesamt D-1000 Berlin 33<br />

heute: im Internet http://www.deponie-stief.de, e-mail: info@deponie-stief.de<br />

Beitrag veröffentlicht in<br />

Zeitschrift Müll und Abfall, Heft l, 1986 Erich Schmidt Verlag Berlin<br />

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