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Netzwerk Südbaden - MAI 2015

Ausgabe Mai 2015

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Märkte<br />

RINGEN UM POSITIONEN<br />

Kein Optimismus bei Freiburgs Einzelhandel<br />

Der Unmut in der Branche ist nach vielen Gesprächen noch nicht verebbt<br />

Es scheint sich etwas zu tun: Nach dem<br />

geharnischten offenen Brief von „Wir“<br />

am 04. Februar des Jahres in der Badischen<br />

Zeitung haben sich Einzelhändler, Stadt, Parteien<br />

und Rathaus nach einigen Reibereien<br />

zusammengefunden, fanden „intensive Gespräche“<br />

– so Olaf Kather, Hauptgeschäftsführer<br />

des Handelsverbandes <strong>Südbaden</strong> e.V.,<br />

– statt. „Es gibt eine Bewegung zum Besseren,<br />

die fast schon an Aktionismus grenzt“,<br />

beschreibt Claudia Warth, Geschäftsführerin<br />

Claudia Warth<br />

von „z´Friburg“, der Aktionsgemeinschaft<br />

Handel und Gewerbe in der Freiburger Innenstadt,<br />

die aktuelle Situation. Zu Z’ Friburg<br />

gehört inzwischen auch „Wir“, deren<br />

Initiatorin Sandra Gintaut-Lutz sitzt nun im<br />

Vorstand von „z’ Friburg“.<br />

Die Klagen des Handels sind altbekannt. Der<br />

Verband hatte in einer kürzlich der Presse<br />

vorgelegten „Situationsanalyse“ Schwachstellen<br />

und Defizite in der Freiburger Innenstadt<br />

aus der Sicht der Händler zusammengefasst.<br />

Fazit: Freiburg falle es immer schwerer, jene<br />

Aufgaben zu erfüllen, die landläufig mit der<br />

Funktion eines Oberzentrums verbunden<br />

sind. „Als Oberzentrum steht Freiburg ganz<br />

oben in der Versorgungshierarchie“, so Olaf<br />

Kather, „das heißt: der kurz-, mittel- und<br />

langfristige Bedarf aller Kleinzentren der<br />

Umgebung sollte hier gedeckt werden können!“<br />

Das bedeutet: Zustrom aus einem<br />

Umkreis von 50 oder 60 km. Im Augenblick<br />

hat Freiburg eine Zentralität von rund 150<br />

Prozent – das heißt, dass gut ein Drittel des<br />

Handelsumsatzes mit Kunden von außerhalb<br />

Freiburgs erwirtschaftet wird. Dies ist im<br />

Bundesschnitt ein hervorragender Wert und<br />

mit ein Argument der Stadt, dass die Situation<br />

ja dann nicht so prekär sein könne.<br />

Kather wie Warth halten dies jedoch für einen<br />

Trugschluss. Denn: Durch die Grenzlage<br />

zu Frankreich und der Schweiz, insbesondere<br />

durch den extrem günstigen Frankenkurs,<br />

gebe es hier eine Sonderentwicklung, die<br />

über die Defizite hinwegtäusche. Aber auch<br />

Kunden aus dem Ausland litten unter der<br />

Verkehrslage, dem Mangel an Parkplätzen,<br />

hohen Parkgebühren, unter durch Baumaßnahmen<br />

verstopften Straßen. Abschreckend<br />

seien auch aggressives Betteln, verschmierte<br />

Hauswände, „Pinkelecken“, überquellende<br />

Abfalltonnen, vermüllte Straßen und Wege,<br />

fehlender Blumenschmuck, fehlende öffentliche<br />

Toiletten. Die Abfallwirtschaft und<br />

Stadtreinigung (ASF), lobt Kather, gehe aber<br />

nun dieses Probleme verstärkt an, jüngste Errungenschaft<br />

ist ein Reinigungsfahrzeug, mit<br />

dem „Pinkelecken“ gesäubert werden sollen.<br />

Da die Polizei chronisch unterbesetzt sei,<br />

der Kommunale Ordnungsdienst im zweiten<br />

Anlauf im Gemeinderat gekippt wurde<br />

(„Das würde heute so nicht mehr passieren!“<br />

Kather), plädiert der Einzelhandelsverband<br />

dafür, Mitarbeiter des Ordnungsamtes verstärkt<br />

auch Ordnungsaufgaben wahrnehmen<br />

zu lassen.<br />

Gerne wird der unterschwellige Vorwurf laut,<br />

hier versuche eine larmoyante kleine Gruppe<br />

für sich Vorteile herauszuholen. Fakt ist<br />

aber, dass der Innenstadt-Einzelhandel der<br />

zweitgrößte Arbeitgeber in Freiburg ist, der<br />

mit 5.600 Mitarbeitern einen Jahresumsatz<br />

von rund 1,7 Mrd. Euro erwirtschaftet – was<br />

sich zum Beispiel über die Gewerbesteuer<br />

im Stadtsäckel bemerkbar macht. Trotz dieser<br />

beeindruckenden Zahlen werde es aber<br />

für das einzelne Geschäft immer schwerer,<br />

sich zu halten, die Belastungen stiegen: „Der<br />

Olaf Kather<br />

Dauerbrenner Weihnachtsbeleuchtung ist<br />

doch eher ein Trauerspiel! Wir sind doch eine<br />

attraktive Einkaufsstadt, ist das dann nicht<br />

Aufgabe der FWTM, dafür zu sorgen, dass<br />

der Rahmen stimmt?“ Auch die Kosten für<br />

jeden Werbeständer vor dem Geschäft seien,<br />

so Claudia Warth, unangemessen. Und nicht<br />

zu vergessen, die Konkurrenz durch den Online-Handel.<br />

Abends, an Tagen mit schlechtem<br />

Wetter, am Wochenende stiegen die Verkaufszahlen<br />

der Online-Händler signifikant.<br />

Weshalb man sich beim Handelsverband wie<br />

bei z’Friburg den verkaufsoffenen Sonntag<br />

wünscht, zwei- oder dreimal, als zusätzliche<br />

Attraktion. „Glauben Sie mir: nicht wenige<br />

Mitarbeiter würden drei verkaufsoffene<br />

Sonntage gerne gegen einen Megasamstag<br />

tauschen!“, sagt Kather.<br />

„Wir brauchen kurze Wege im Amt, wir<br />

brauchen ein Stadtmarketing, wir brauchen<br />

Verantwortliche für einzelne Stadtviertel“,<br />

sagt Claudia Warth, „wir brauchen eine<br />

,Nummer gegen Kummer`, eine Koordinationsstelle<br />

im Rathaus“. Zukunftsmusik?<br />

Nein, sie ist zuversichtlich, dass sich etwas<br />

bewegt: „Wir glauben, dass sich nun auch die<br />

städtische Seite der Problematik bewusst ist!“<br />

Alles auf guten Pfaden also? Nein, sagen<br />

Kather und Warth unisono, auch die Einzelhändler<br />

sind gefordert: Events, Aktionen<br />

und, vor allem, Kundenfreundlichkeit.spk <br />

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