Netzwerk Südbaden - MAI 2015
Ausgabe Mai 2015
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Kultur<br />
Der Souverän<br />
Der Wähler ist der Souverän. Punkt. Dieser<br />
Souverän neigt gelegentlich zu Entscheidungen,<br />
die auf den ersten Blick nicht<br />
so recht nachvollziehbar sind. Das gilt insbesondere<br />
dann, wenn es um Wahlen geht,<br />
bei denen das Amt des Bürgermeisters zu<br />
vergeben ist. Bürgermeister sind in Baden-<br />
Württemberg mächtiger als anderwärts.<br />
Die direkt gewählten Stadt- oder Gemeindeoberhäupter<br />
sind nicht nur gut bezahlte<br />
Chefs der Verwaltung (von der sie gar keine<br />
Ahnung haben müssen) und sie haben auch<br />
wie die gewählten Gemeinderäte eine eigene<br />
Stimme im Ortsparlament. Da ist es kein<br />
Wunder, dass Bürgermeisterwahlen zu Top-<br />
Ereignissen geraten – direkte Demokratie<br />
zum Anfassen sozusagen. Wie kürzlich in<br />
Eschbach im Markgräflerland. Dort hat der<br />
langjährige Bürgermeister Harald Kraus, ein<br />
CDU-Mitglied, nicht mehr kandidiert. Wie<br />
amtsmüde der jetzt 60jährige war, mögen<br />
wir nicht beurteilen. Fakt ist jedoch, dass<br />
dieser kommunalpolitische Haudegen die<br />
Unwägbarkeiten einer Bürgermeisterwahl<br />
bestens kennt – und Abwahlen auch nach<br />
32 Jahren im Amt im Bereich des Möglichen<br />
liegen, aus welchen Gründen auch<br />
immer. Dass Kraus rechtzeitig ausgestiegen<br />
ist, zeigt das Wahlergebnis der Eschbacher<br />
Bürgermeisterwahl am 17. Mai. Unter drei<br />
Kandidaten konnten die Eschbacher wählen<br />
und sie entschieden sich für einen, der<br />
zunächst krasser unbekannter Außenseiter<br />
war. Mario Schlafke (38), in Frankfurt an<br />
der Oder aufgewachsen, hat über 52 Prozent<br />
der Stimmen auf sich vereinigen können,<br />
Markus Riesterer, der Chef des Gewerbeparks<br />
unterlag mit 37 Prozent, die dritte<br />
Kandidatin, Claudia Geisselbrecht landete<br />
im 10-Prozent-Bereich. Warum haben um<br />
Himmels Willen die Eschbacher nicht dem<br />
überaus erfolgreichen Gewerbepark-Chef<br />
Riesterer ihre Stimme gegeben? Wäre der<br />
nicht die Idealbesetzung für den Eschbacher<br />
Bürgermeister gewesen, der ja auch<br />
Verbandsvorsitzender des Gewerbeparks ist?<br />
Ganz sicher ist das auf den ersten Blick so,<br />
aber der Souverän hat anders entschieden.<br />
Man kann es ja auch positiv sehen: wenn<br />
bei Wahlen noch gewählt wird, lindert das<br />
vielleicht auch die Politikverdrossenheit vieler<br />
(Wahl)Bürger. Und manche Außenseiter<br />
haben sich im nachhinein als souveräne<br />
Könner entpuppt. Schau mer mal…<br />
<br />
Jörg Hemmerich<br />
Bestsellerliste<br />
Belletristik<br />
Suter/Montecristo<br />
1 DIOGENES<br />
Adler-Olsen/Verheißung. Der Grenzenlose<br />
2 dtv<br />
Wehrle/Bächle, Gässle, Mord<br />
3 Emons<br />
Sachbuch<br />
Krone-Schmalz/Russland verstehen<br />
1 Beck‘sche Verlagsbuchhandlung<br />
Lüders/Wer den Wind sät<br />
2<br />
Beck‘sche Verlagsbuchhandlung<br />
Schmidt/Was ich noch sagen wollte<br />
3 Besch`sche Verlagsbuchhandlung<br />
Biographien<br />
Herrndorf/Arbeit und Struktur<br />
1 Rowohlt<br />
Gottschalk/Herbstblond<br />
2 Heyne<br />
Kerkeling/Der Junge muss an die frische Luft<br />
3 Piper<br />
Regionales<br />
Fruchtgummi Schwarzwald - Mix<br />
1 takeaway Souvenirs<br />
111 Orte in Freiburg, die man gesehen haben muss<br />
2 Emons<br />
Kugler/Von Aftersteg bis Zipfeldobel<br />
3 Silberburg<br />
Taschenbücher Belletristik<br />
Simsion/Das Rosie-Projekt<br />
1 Fischer<br />
Schirach/Tabu<br />
2<br />
Piper<br />
Falk/Zwetschgendatschikomplott<br />
3<br />
dtv<br />
DVDs<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Das Salz der Erde<br />
Euro Video<br />
Monsieur Claude und seine Töchter<br />
Indigo<br />
Ein Sommer in der Provence<br />
Concorde<br />
Klassik-CDs<br />
Fleurs - Sampson/Middleton<br />
1 BIS<br />
Schumann/Violinkonzert Trio - Faust/Queryras/Melnikov<br />
2<br />
Helikon Harmonia Mundi<br />
Emmanuel Pahud/Revolution<br />
3 Warner Music<br />
Hörbuch<br />
Kling/Die Känguru-Chroniken<br />
1 Hoerbuch Hamburg<br />
Kling/Das Känguru-Manifest<br />
2 Hoerbuch Hamburg<br />
Kling/Die Känguru-Offenbarung<br />
3 Hoerbuch Hamburg<br />
Zusammengestellt von der Buchhandlung Rombach,<br />
Freiburg<br />
Alle Titel – auch online – erhältlich unter<br />
www.buchhandlung-rombach.de<br />
Quotenpolitik<br />
Ach ja, die Gutmenschen von Freiburg!<br />
Sie wissen sogar, wie Wohnungen für<br />
alle zu schaffen sind. Mit einer Quote! Es<br />
geht ganz einfach: wer Wohnungen baut,<br />
sei es die Stadtbau oder ein privater Investor,<br />
muss in Freiburg für sein Bauprojekt<br />
künftig 50 Prozent als geförderte Mietwohnungen<br />
ausweisen, welche einstens ganz<br />
simpel als „Sozialwohnungen“ bezeichnet<br />
wurden.<br />
Das geht so: Bund und Land stellen Fördergelder<br />
zur Verfügung, die fließen in den<br />
Wohnungsbau. Der Wohnungsbauer muss<br />
sich lediglich verpflichten, eine Maximalmiete<br />
nicht zu überschreiten. Nach 15 bis<br />
20 Jahren läuft diese Mietpreisbindung<br />
aus, die Wohnungen sind wieder ganz normal<br />
dem Gesetz von Angebot und Nachfrage<br />
unterworfen. Ist doch super, oder?<br />
So zumindest sieht es eine knappe Mehrheit<br />
im Freiburger Gemeinderat (SPD,<br />
Unabhängige Listen, Junges Freiburg/Die<br />
Partei/Grüne Alternative, Freiburg/Lebenswert/Für<br />
Freiburg und FDP). Gegen<br />
die Stimmen von Grünen, CDU, Freien<br />
Wählern und der des Oberbürgermeisters<br />
beschloss die bunte Gruppierung die<br />
Sozialwohnungs-Quote. Mit rund einer<br />
Milliarde jährlich fördern Bund und Länder<br />
den Wohnungsbau in Deutschland. Im<br />
Ergebnis entstehen so 11.000 Sozialwohnungen<br />
im Jahr – in ganz Deutschland<br />
von der Elbe bis an den Bodensee. Ein<br />
paar natürlich auch in Freiburg, wo die<br />
Wohnungsnot ja ganz besonders drückt.<br />
Bezahlbarer Wohnraum in der begehrten<br />
Münsterstadt ist rar, viele junge Familien<br />
wandern ins Umland ab. Denen soll nun<br />
mittels Quote geholfen werden, was ja ausgesprochen<br />
löblich ist. Aber leider auch in<br />
einem ziemlich unfassbaren Ausmaß naiv.<br />
Bezahlbare Wohnungen entstehen nicht<br />
über Quoten, bezahlbare Wohnungen<br />
entstehen über Wohnungsbau. Wird viel<br />
gebaut, entlastet das den Markt und wirkt<br />
dämpfend auf die Preise. Das belegen<br />
die Stadtteile Rieselfeld und Vauban, deren<br />
Bau den Wohnungsmarkt in Freiburg<br />
wenigstens zeitweise umkrempelte. Der<br />
forcierte Bau eines neuen Stadtteils ist die<br />
einzige vernünftige Antwort zur Lösung<br />
der Freiburger Wohnungsmisere. Aber das<br />
umzusetzen ist halt ein wenig schwieriger<br />
als eine Maximal-Quote in die Welt zu setzen.<br />
<br />
hem<br />
66<br />
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