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Ausgabe Mai 2015 Ausgabe Mai 2015

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28.05.2015 Aufrufe

Märkte entstehen – wohl als Holiday Inn Express Hotel. Freiburgs oberster Wirtschaftsförderer Dr. Bernd Dallmann findet die Baubemühungen der Hotelketten zum fast gleichen Zeitpunkt zwar als „sicherlich ungünstig“, man müsse aber bedenken, dass es in den vergangenen zehn Jahren in Freiburg keinen Zubau an Hotels mehr gab. Und, so Dallmann, „die Zahl der Übernachtungen wächst seit Jahrzehnten“. Was nun mal den Wettbewerb beflügele. Auch im ersten Quartal des Jahres 2015. Da sind 13,1 Prozent mehr Übernachtungen bei der Freiburger Hotellerie registriert worden. Alexander Hangleiter, Geschäftsführer der DE- HOGA (Deutsche Hotel- und Gaststättengesellschaft) in Freiburg, sieht die „wirklich sehr positiven Zahlen“ freilich auch mit einiger Skepsis. Zum einen könnten auch die anderen Stadtkreise in Baden-Württemberg im ersten Quartal deutliche Zuwächse verzeichnen, aber leider, so Hangleiter, sage der Anfangserfolg noch nichts darüber aus, wie das Jahr 2015 wirklich laufe. 2014, so sagt der Jurist an der Spitze des Hotelverbandes, habe Freiburg mit einem Übernachtungswachstum von 0,8 Prozent jedenfalls deutlich unter dem der anderen Stadtkreise (Stuttgart, Karlsruhe, Heidelberg, Mannheim, Baden-Baden, Ulm), mit einem Plus von 4,2 Prozent gelegen. Auch die Landkreise um Freiburg hätten mit 2,9 Prozent wesentlich deutlicher zugelegt. Dass die Vertreter der Hotellerie in Freiburg eher nicht zum Schönreden der Statistik neigen, hat einen klaren Grund: es ist die Bettensteuer, die seit Januar 2014 für alle Privatübernachtungen in Höhe von 5 Prozent auf den Zimmerpreis erhoben wird – Geschäftsleute sind von diesem Aufpreis ausgenommen. Den Hotelbetreibern in Freiburg, es sind sehr viele familiengeführte Unternehmen dabei, missfällt diese Steuer aus vielerlei Gründen, vor allem halten sie den bürokratischen Aufwand für völlig überzogen. So sagt DEHOGA-Geschäftsführer Alexander Hangleiter: „Einen Beleg, dass es mit der Bettensteuer wohl doch nicht so schlimm ist, sehen wir aufgrund der aktuellen Zahlen nicht.“ Anders als Wirtschaftsförderer Dallmann, der konstatiert, dass die „Bettensteuer sich ja nicht gegen die Hotellerie richtet“. Sie sei umsetzbar und man sehe an den Zahlen: „Nichts ist passiert“. Alexander Hangleiter mag eine solche Ansicht nicht teilen: es seien ja nicht einzelne Gäste, die wegen der Bettensteuer wegblieben. Das Problem liege bei den Reiseveranstaltern, die Spitz auf Knopf kalkulierten. Gerade am Wochenende, wenn keine Kongresse stattfinden, könnten ganze Busgruppen wegfallen und stattdessen in die Nachbarschaft um Freiburg ausweichen. Außer Konkurrenz: Das Colombi bleibt das erste Haus am Platz Hangleiter: „Für den Busunternehmer ist es ja egal, wo er seine Gäste unterbringt.“ Da sei die Bettensteuer schon sehr kontraproduktiv. In Wahrheit ist die Bettensteuer-Debatte freilich eher eine Petitesse. Vielmehr spielt herein, wie Freiburgs Hotelzukunft aussehen wird, wenn die Bettenzahl so erheblich gesteigert wird. Ganz sicher ist schon heute: Der Markt wird sich dramatisch verändern. Alle vier neuen Hotels sind Kettenhotels. Gerade Geschäftskunden und Kongressbesucher sind klar markenorientiert – wer in Hamburg bei Motel One übernachtet hat und zufrieden war, wird auch in Freiburg nicht lange herumsuchen, natürlich auch, weil die Hotelketten einen eigenen Vertriebskanal haben. Für die Investoren ist das ein wichtiger Grund: sie gehen schon heute von hohen Auslastungen aus, eben weil die neuen Hotels sich sämtlich im mittleren Preissegment befinden. Geschäftsführer Hangleiter befürchtet denn auch, dass Gäste aus dem Vier-Sterne-Bereich – das sind etliche familiengeführte Hotels in Freiburg – in das niedrigere Segment abwandern könnten. Und der Kostendruck für die angestammten Übernachtungshäuser steige eher: „Alle paar Jahre“, so Hangleiter, „muss renoviert werden, um mit den neuen Hotels mithalten zu können.“ Man wehre sich nicht gegen Wettbewerb, aber auf die besondere Problematik wolle man schon hinweisen. Es könne sonst sein, dass in schlechten Zeiten die familiengeführten Hotels in die Bredouille kämen, weil die Preise fallen und die Kosten steigen. Zurzeit liegen die erlösten Preise pro Bett in Freiburg übrigens bei durchschnittlich 67,9 Euro, was für eine kleine Großstadt durchaus manierlich ist, nur Metropolen wie Hamburg (80 Euro) und München (85 Euro) liegen deutlich darüber. Eine wirklich spannende Szenerie also, weil der Markt unwägbar ist. Gerade am Platz Freiburg, wo der Tourismus brummt – aber die 11 Millionen Touristen jährlich sind kein sicheres Pfund für die Übernachtungsbranche; die meisten sind Tagestouristen; in der Stadt logierten 2014 lediglich 1,4 Millionen. Die wenigsten wohl im gut ausgelasteten Fünf-Sterne-Hotel der Stadt, dem Colombi. Für das Freiburger Spitzenhotel sieht Hangleiter keine Konkurrenz. Das gebe der Markt wohl nicht her, sonst wären die Hotelkonzerne aus dem Spitzenbereich längst in Freiburg gelandet. Allerdings bleibt die Stadt, die gerne als Schwarzwaldhauptstadt gehandelt wird, auch weiter im Visier der Hotelkonzerne – gerade trotz oder wegen der angepeilten neuen Destinationen. Aber die Freiburger sollten schon auch einen Blick in die Nachbarschaft riskieren. Nicht nur in der südbadischen Provinz engagiert sich die Hotelbranche in neuen Projekten, sondern auch in der nächsten Großstadt, in Basel: Da sollen in nächster Zeit ebenfalls 1400 neue Betten gebaut werden, genau so viel wie in Freiburg. Ob’s dazu kommt, muss man freilich abwarten. Manche Konzerne aus der Branche ergeben sich gerne in vollmundigen Ankündigungen und die schönen Pläne landen dann im Nirwana. Wie gesagt: die Szene bleibt spannend. 6 netzwerk südbaden

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Märkte<br />

entstehen – wohl als Holiday Inn Express<br />

Hotel.<br />

Freiburgs oberster Wirtschaftsförderer Dr.<br />

Bernd Dallmann findet die Baubemühungen<br />

der Hotelketten zum fast gleichen<br />

Zeitpunkt zwar als „sicherlich ungünstig“,<br />

man müsse aber bedenken, dass es in den<br />

vergangenen zehn Jahren in Freiburg keinen<br />

Zubau an Hotels mehr gab. Und, so<br />

Dallmann, „die Zahl der Übernachtungen<br />

wächst seit Jahrzehnten“. Was nun<br />

mal den Wettbewerb beflügele. Auch<br />

im ersten Quartal des Jahres <strong>2015</strong>.<br />

Da sind 13,1 Prozent mehr Übernachtungen<br />

bei der Freiburger Hotellerie<br />

registriert worden. Alexander<br />

Hangleiter, Geschäftsführer der DE-<br />

HOGA (Deutsche Hotel- und Gaststättengesellschaft)<br />

in Freiburg, sieht<br />

die „wirklich sehr positiven Zahlen“<br />

freilich auch mit einiger Skepsis.<br />

Zum einen könnten auch die anderen<br />

Stadtkreise in Baden-Württemberg<br />

im ersten Quartal deutliche<br />

Zuwächse verzeichnen, aber leider,<br />

so Hangleiter, sage der Anfangserfolg<br />

noch nichts darüber aus, wie das Jahr<br />

<strong>2015</strong> wirklich laufe. 2014, so sagt<br />

der Jurist an der Spitze des Hotelverbandes,<br />

habe Freiburg mit einem<br />

Übernachtungswachstum von 0,8<br />

Prozent jedenfalls deutlich unter dem<br />

der anderen Stadtkreise (Stuttgart,<br />

Karlsruhe, Heidelberg, Mannheim,<br />

Baden-Baden, Ulm), mit einem Plus<br />

von 4,2 Prozent gelegen. Auch die<br />

Landkreise um Freiburg hätten mit<br />

2,9 Prozent wesentlich deutlicher<br />

zugelegt. Dass die Vertreter der Hotellerie<br />

in Freiburg eher nicht zum Schönreden der<br />

Statistik neigen, hat einen klaren Grund: es<br />

ist die Bettensteuer, die seit Januar 2014 für<br />

alle Privatübernachtungen in Höhe von 5<br />

Prozent auf den Zimmerpreis erhoben wird<br />

– Geschäftsleute sind von diesem Aufpreis<br />

ausgenommen. Den Hotelbetreibern in<br />

Freiburg, es sind sehr viele familiengeführte<br />

Unternehmen dabei, missfällt diese Steuer<br />

aus vielerlei Gründen, vor allem halten<br />

sie den bürokratischen Aufwand für völlig<br />

überzogen. So sagt DEHOGA-Geschäftsführer<br />

Alexander Hangleiter: „Einen Beleg,<br />

dass es mit der Bettensteuer wohl doch<br />

nicht so schlimm ist, sehen wir aufgrund der<br />

aktuellen Zahlen nicht.“ Anders als Wirtschaftsförderer<br />

Dallmann, der konstatiert,<br />

dass die „Bettensteuer sich ja nicht gegen<br />

die Hotellerie richtet“. Sie sei umsetzbar<br />

und man sehe an den Zahlen: „Nichts ist<br />

passiert“. Alexander Hangleiter mag eine<br />

solche Ansicht nicht teilen: es seien ja nicht<br />

einzelne Gäste, die wegen der Bettensteuer<br />

wegblieben. Das Problem liege bei den<br />

Reiseveranstaltern, die Spitz auf Knopf kalkulierten.<br />

Gerade am Wochenende, wenn<br />

keine Kongresse stattfinden, könnten ganze<br />

Busgruppen wegfallen und stattdessen in<br />

die Nachbarschaft um Freiburg ausweichen.<br />

Außer Konkurrenz: Das Colombi<br />

bleibt das erste Haus am Platz<br />

Hangleiter: „Für den Busunternehmer ist es<br />

ja egal, wo er seine Gäste unterbringt.“ Da<br />

sei die Bettensteuer schon sehr kontraproduktiv.<br />

In Wahrheit ist die Bettensteuer-Debatte<br />

freilich eher eine Petitesse. Vielmehr spielt<br />

herein, wie Freiburgs Hotelzukunft aussehen<br />

wird, wenn die Bettenzahl so erheblich<br />

gesteigert wird. Ganz sicher ist schon heute:<br />

Der Markt wird sich dramatisch verändern.<br />

Alle vier neuen Hotels sind Kettenhotels.<br />

Gerade Geschäftskunden und Kongressbesucher<br />

sind klar markenorientiert – wer in<br />

Hamburg bei Motel One übernachtet hat<br />

und zufrieden war, wird auch in Freiburg<br />

nicht lange herumsuchen, natürlich auch,<br />

weil die Hotelketten einen eigenen Vertriebskanal<br />

haben. Für die Investoren ist das<br />

ein wichtiger Grund: sie gehen schon heute<br />

von hohen Auslastungen aus, eben weil<br />

die neuen Hotels sich sämtlich im mittleren<br />

Preissegment befinden. Geschäftsführer<br />

Hangleiter befürchtet denn auch, dass<br />

Gäste aus dem Vier-Sterne-Bereich – das<br />

sind etliche familiengeführte Hotels in Freiburg<br />

– in das niedrigere Segment abwandern<br />

könnten. Und der Kostendruck für<br />

die angestammten Übernachtungshäuser<br />

steige eher: „Alle paar Jahre“, so Hangleiter,<br />

„muss renoviert werden, um mit den neuen<br />

Hotels mithalten zu können.“ Man<br />

wehre sich nicht gegen Wettbewerb,<br />

aber auf die besondere Problematik<br />

wolle man schon hinweisen. Es könne<br />

sonst sein, dass in schlechten Zeiten<br />

die familiengeführten Hotels in<br />

die Bredouille kämen, weil die Preise<br />

fallen und die Kosten steigen. Zurzeit<br />

liegen die erlösten Preise pro Bett in<br />

Freiburg übrigens bei durchschnittlich<br />

67,9 Euro, was für eine kleine Großstadt<br />

durchaus manierlich ist, nur Metropolen<br />

wie Hamburg (80 Euro) und<br />

München (85 Euro) liegen deutlich<br />

darüber.<br />

Eine wirklich spannende Szenerie<br />

also, weil der Markt unwägbar ist. Gerade<br />

am Platz Freiburg, wo der Tourismus<br />

brummt – aber die 11 Millionen<br />

Touristen jährlich sind kein sicheres<br />

Pfund für die Übernachtungsbranche;<br />

die meisten sind Tagestouristen;<br />

in der Stadt logierten 2014 lediglich<br />

1,4 Millionen. Die wenigsten wohl im<br />

gut ausgelasteten Fünf-Sterne-Hotel<br />

der Stadt, dem Colombi. Für das<br />

Freiburger Spitzenhotel sieht Hangleiter<br />

keine Konkurrenz. Das gebe der<br />

Markt wohl nicht her, sonst wären die Hotelkonzerne<br />

aus dem Spitzenbereich längst<br />

in Freiburg gelandet. Allerdings bleibt die<br />

Stadt, die gerne als Schwarzwaldhauptstadt<br />

gehandelt wird, auch weiter im Visier der<br />

Hotelkonzerne – gerade trotz oder wegen<br />

der angepeilten neuen Destinationen. Aber<br />

die Freiburger sollten schon auch einen<br />

Blick in die Nachbarschaft riskieren. Nicht<br />

nur in der südbadischen Provinz engagiert<br />

sich die Hotelbranche in neuen Projekten,<br />

sondern auch in der nächsten Großstadt, in<br />

Basel: Da sollen in nächster Zeit ebenfalls<br />

1400 neue Betten gebaut werden, genau<br />

so viel wie in Freiburg. Ob’s dazu kommt,<br />

muss man freilich abwarten. Manche Konzerne<br />

aus der Branche ergeben sich gerne<br />

in vollmundigen Ankündigungen und die<br />

schönen Pläne landen dann im Nirwana.<br />

Wie gesagt: die Szene bleibt spannend. <br />

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