Netzwerk Südbaden - MAI 2015

Ausgabe Mai 2015 Ausgabe Mai 2015

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28.05.2015 Aufrufe

Sonderthema BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT „Keine Kür, sondern Pflicht“ AOK-Experte Peter Bolanz im Gespräch Betriebliches Gesundheitsmanagement wird von Unternehmen inzwischen vielfach als wichtiges Instrument der Unternehmensführung gesehen. Dennoch herrscht bei vielen mittelständischen Betrieben noch Unklarheit über die Möglichkeiten. Bei der AOK Südlicher Obrrhein befasst sich Peter Bolanz mit dem Thema. netzwerk südbaden hat sich mit ihm unterhalten. Herr Bolanz, gesunde, motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein wesentlicher Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. Das erkennen die Unternehmen schon lange, wie aber kann eine Kasse wie die AOK Unternehmen dabei helfen, die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter zu verbessern und damit auch den Krankenstand zu senken? Peter Bolanz: Die AOK Baden-Württemberg hat eine sehr umfangreiche Angebotspalette für Unternehmen im Bereich der Verhaltens- und der Verhältnisprävention. Von der Beratung über den Einstieg in das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), verschiedenen Analyseinstrumenten (z.B. AOK- Gesundheitsbericht, Mitarbeiterbefragung) bis zu Vorträgen, arbeitsplatzbezogenen Seminaren und Tagesseminaren für bestimmte Zielgruppen wie z. B. Führungskräfte, erhalten Unternehmen ein Gesamtpaket von der AOK angeboten. Selbstverständlich wird dabei immer auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Firmen geachtet. Außerdem verfügt die AOK Baden-Württemberg in jeder seiner 14 Bezirksdirektionen über BGM-Spezialisten, die viel Erfahrung und Know how mitbringen. Und was kostet das ein Unternehmen? Peter Bolanz: Erst einmal lediglich Zeit und Überzeugungsarbeit, um alle wichtigen Gruppen in einem Unternehmen (Geschäftsführung, alle Führungsebenen, Betriebs- bzw. Personalrat) davon zu überzeugen, dass BGM für ein modernes Unternehmen, das wettbewerbsfähig bleiben möchte, keine Kür sondern Pflicht ist. Ist dies geschehen, muss natürlich auch Geld in die Hand genommen werden, denn BGM Peter Bolanz ist ein mittel- und langfristig angelegter Prozess, der viele verschiedene Handlungsfelder und Bausteine beinhaltet. Wenn wir aber der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin Glauben schenken, dass ein Fehltag bis zu 400 € an Kosten verursachen kann und auch die Kosten für den sogenannten Präsentismus (zwar anwesend aber eigentlich krank) ebenfalls sehr hoch sind, rechnen sich Investitionen in das BGM. Konzerne und große mittelständische Unternehmen haben natürlich ganz andere, vor allem auch personelle Möglichkeiten um Betriebliches Gesundheitsmanagement zu betreiben. Sprechen Sie mit Ihren Maßnahmen auch kleine und mittelständische Unternehmen an? Peter Bolanz: Der Südliche Oberrhein ist geprägt von mittelständischen Unternehmen und wir betreuen jedes Jahr in unserer Region ca. 130 Unternehmen im Rahmen von BGM. Da sind Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen mit 100 Mitarbeitern genau so wie mit mehreren tausend. Den entscheidenden Faktor spielt weniger die Größe, sondern mehr die Überzeugung, dass BGM ein wichtiger Erfolgsfaktor darstellt, übrigens auch auf dem Feld der Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter. Eigentlich sind die meisten Arbeitsplätze heute ja körperlich lange nicht mehr so anstrengend wie früher. Man sollte annehmen, dass die Mitarbeiter gesünder sind. Was hat sich verändert? Peter Bolanz: Zum Glück haben sich die Arbeitssicherheit und die körperlichen Belastungen durch gesetzliche Regelungen und moderne Technik deutlich verbessert bzw. reduziert. Dagegen haben die psychischen Belastungen in den letzten 10 Jahren aufgrund von verschiedenen Faktoren einen rasanten Anstieg zu verzeichnen. Mittlerweile sind über 10% aller Arbeitsunfähigkeitstage auf psychische Erkrankungen zurückzuführen, und mit fast 43% sind diese Erkrankungen Spitzenreiter bei den Ursachen für eine frühzeitige Berentung. Aber auch hier bietet die AOK Baden-Württemberg den Unternehmen entsprechende Maßnahmen an. Das von einem Team von Wissenschaftlern entwickelte Seminar „Lebe Balance“, mit dem Ziel, die Resilienz (Widerstandskraft) der Menschen zu stärken, sei beispielhaft genannt. Wenn Unternehmen jetzt das Thema BGM erkennen, ziehen die Mitarbeiter mit? Haben Sie da Erkenntnisse und Erfahrungen? Peter Bolanz: Zu Beginn hat man sicherlich erst einmal vor allem die dem Thema bereits aufgeschlossenen Mitarbeiter im Boot. Schwieriger ist es, die weniger gesundheitsbewussten Menschen zu überzeugen. BGM benötigt aber nun mal langen Atem, Geduld und manchmal auch eine erhöhte Frustrationstoleranz. Wenn es der Unternehmensleitung aber gelingt, durch Authentizität, Vorbild und verhältnispräventive Maßnahmen, die Ernsthaftigkeit bezüglich BGM unter Beweis zu stellen, werden auf Dauer auch die meisten Mitarbeiter mitziehen. Zum Schluss noch einmal ganz konkret: Wie geht ein Unternehmer oder Geschäftsführer am besten vor, wenn er das Betriebliches Gesundheitsmanagement auf die Agenda nimmt? Peter Bolanz: Ganz einfach: Ein Anruf bei der AOK genügt, und ich oder einer meiner Kolleginnen und Kollegen wird dem Unternehmen mit unserer Erfahrung, unserem Wissen und unserer breit aufgestellten BGM- Produktpalette zur Seite stehen. 54 netzwerk südbaden

Sonderthema FREIBURGER INNOVATIONSPREIS 2015 Innovatives Gehirn-Retraktor-System Die Technologiestiftung BioMed hat den diesjährigen Freiburger Innovationspreis an ein innovatives Gehirn-Retraktor-System aus dem Hause pro med instruments, einem Freiburger Medizinproduktehersteller, verliehen. Gehirn-Retraktor-Systeme werden während neurochirurgischer Eingriffe eingesetzt, um Kopfhaut, Hirnhaut oder Gehirngewebe zu retrahieren und einen gewebeschonenden Zugang zu gewährleisten. Das prämierte DORO LUNA® Retraktorsystem löst zusammen mit den ebenso prämierten DORO COBRA® Retraktorarmen gleich mehrere Herausforderungen, die bei einem neurochirurgischen Eingriff auftreten. Es bietet eine ergonomische Handauflage, um den Operateur bei langen Eingriffen zu entlasten. Die hohe Flexibilität und Modularität ermöglicht es dem Chirurgen, das System so einzustellen, wie es die jeweilige Operationsmethode und der jeweils spezifische Eingriff erfordern. Die Innovation der ausgezeichneten DORO COBRA® Rektraktorarme liegt darin, dass die hochflexiblen Arme nach der Fixierung auch bei mehrfacher, manueller Positionsveränderung ihre Haltekraft nicht einbüßen. Der Freiburger Innovationspreis wird von der Technologiestiftung BioMed Freiburg gemeinsam mit dem Freiburger Medizintechnik-Unternehmen Stryker Leibinger GmbH & Co. KG gestiftet, von der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau unterstützt und ist mit insgesamt 8.000 Euro dotiert. Geehrt werden beispielhafte und innovative Leistungen bei der Entwicklung neuer Produkte oder Verfahren. Seit seiner ersten Ausschreibung im Jahre 1992 bringt der im zweijährigen Turnus vergebene Preis die Wertschätzung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und des Ideenreichtums der Unternehmen in der Region Freiburg zum Ausdruck. An der Technologiestiftung BioMed Freiburg sind die Stadt Freiburg, die Universität Freiburg, die IHK Südlicher Oberrhein, der Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden (WVIB), die Handwerkskammer Freiburg und die Sparkasse Freiburg–Nördlicher Breisgau beteiligt. Die Stiftung selbst wird von der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG (FWTM) verwaltet. GEMEINSAM mit uns ein Ziel erreichen Therapie + Training • Klassische Massage • Krankengymnastik • Wärmetherapie • Lymphdrainage (MLD) • Bindegewebsmassage • Fußreflexzonenmassage • Migränebehandlung • Orthop.- und chirug. Nachbehandlung • Sportmassage • Gerätegestütztes Training • Schlingentischbehandlung • Manuelle Therapie • Pilates/Yoga • Firmen- Präventionsmaßnahmen • Lauftreff • Kraftzirkel • Gerätegestütztes Training • Beckenboden-Gymnastik • Personaltraining • Bauchintensivtraining Am Alamannenfeld 4 • 79189 Bad Krozingen ✆ 0 76 33 – 9 38 29 23 • physiomini@gmx.de Physio MiNi + Therapie + Training netzwerk südbaden 55

Sonderthema<br />

BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT<br />

„Keine Kür, sondern Pflicht“<br />

AOK-Experte Peter Bolanz im Gespräch<br />

Betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement<br />

wird von Unternehmen inzwischen vielfach<br />

als wichtiges Instrument der Unternehmensführung<br />

gesehen. Dennoch herrscht<br />

bei vielen mittelständischen Betrieben noch<br />

Unklarheit über die Möglichkeiten. Bei der<br />

AOK Südlicher Obrrhein befasst sich Peter<br />

Bolanz mit dem Thema. netzwerk südbaden<br />

hat sich mit ihm unterhalten.<br />

Herr Bolanz, gesunde, motivierte und gut ausgebildete<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind<br />

ein wesentlicher Faktor für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg von Unternehmen. Das erkennen die<br />

Unternehmen schon lange, wie aber kann eine<br />

Kasse wie die AOK Unternehmen dabei helfen,<br />

die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter zu verbessern<br />

und damit auch den Krankenstand zu senken?<br />

Peter Bolanz: Die AOK Baden-Württemberg<br />

hat eine sehr umfangreiche Angebotspalette<br />

für Unternehmen im Bereich der Verhaltens-<br />

und der Verhältnisprävention. Von der<br />

Beratung über den Einstieg in das Betriebliche<br />

Gesundheitsmanagement (BGM), verschiedenen<br />

Analyseinstrumenten (z.B. AOK-<br />

Gesundheitsbericht, Mitarbeiterbefragung)<br />

bis zu Vorträgen, arbeitsplatzbezogenen Seminaren<br />

und Tagesseminaren für bestimmte<br />

Zielgruppen wie z. B. Führungskräfte, erhalten<br />

Unternehmen ein Gesamtpaket von<br />

der AOK angeboten. Selbstverständlich wird<br />

dabei immer auf die individuellen Wünsche<br />

und Bedürfnisse der Firmen geachtet. Außerdem<br />

verfügt die AOK Baden-Württemberg<br />

in jeder seiner 14 Bezirksdirektionen über<br />

BGM-Spezialisten, die viel Erfahrung und<br />

Know how mitbringen.<br />

Und was kostet das ein Unternehmen?<br />

Peter Bolanz: Erst einmal lediglich Zeit<br />

und Überzeugungsarbeit, um alle wichtigen<br />

Gruppen in einem Unternehmen (Geschäftsführung,<br />

alle Führungsebenen, Betriebs- bzw.<br />

Personalrat) davon zu überzeugen, dass BGM<br />

für ein modernes Unternehmen, das wettbewerbsfähig<br />

bleiben möchte, keine Kür sondern<br />

Pflicht ist.<br />

Ist dies geschehen, muss natürlich auch Geld<br />

in die Hand genommen werden, denn BGM<br />

Peter<br />

Bolanz<br />

ist ein mittel- und langfristig angelegter Prozess,<br />

der viele verschiedene Handlungsfelder<br />

und Bausteine beinhaltet. Wenn wir aber der<br />

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />

Glauben schenken, dass ein Fehltag<br />

bis zu 400 € an Kosten verursachen kann und<br />

auch die Kosten für den sogenannten Präsentismus<br />

(zwar anwesend aber eigentlich krank)<br />

ebenfalls sehr hoch sind, rechnen sich Investitionen<br />

in das BGM.<br />

Konzerne und große mittelständische Unternehmen<br />

haben natürlich ganz andere, vor allem<br />

auch personelle Möglichkeiten um Betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement zu betreiben. Sprechen<br />

Sie mit Ihren Maßnahmen auch kleine<br />

und mittelständische Unternehmen an?<br />

Peter Bolanz: Der Südliche Oberrhein ist<br />

geprägt von mittelständischen Unternehmen<br />

und wir betreuen jedes Jahr in unserer<br />

Region ca. 130 Unternehmen im Rahmen<br />

von BGM. Da sind Unternehmen aus den<br />

unterschiedlichsten Branchen mit 100 Mitarbeitern<br />

genau so wie mit mehreren tausend.<br />

Den entscheidenden Faktor spielt weniger die<br />

Größe, sondern mehr die Überzeugung, dass<br />

BGM ein wichtiger Erfolgsfaktor darstellt,<br />

übrigens auch auf dem Feld der Gewinnung<br />

qualifizierter Mitarbeiter.<br />

Eigentlich sind die meisten Arbeitsplätze heute<br />

ja körperlich lange nicht mehr so anstrengend<br />

wie früher. Man sollte annehmen, dass die Mitarbeiter<br />

gesünder sind. Was hat sich verändert?<br />

Peter Bolanz: Zum Glück haben sich die<br />

Arbeitssicherheit und die körperlichen Belastungen<br />

durch gesetzliche Regelungen und<br />

moderne Technik deutlich verbessert bzw. reduziert.<br />

Dagegen haben die psychischen Belastungen<br />

in den letzten 10 Jahren aufgrund<br />

von verschiedenen Faktoren einen rasanten<br />

Anstieg zu verzeichnen. Mittlerweile sind<br />

über 10% aller Arbeitsunfähigkeitstage auf<br />

psychische Erkrankungen zurückzuführen,<br />

und mit fast 43% sind diese Erkrankungen<br />

Spitzenreiter bei den Ursachen für eine frühzeitige<br />

Berentung. Aber auch hier bietet die<br />

AOK Baden-Württemberg den Unternehmen<br />

entsprechende Maßnahmen an. Das von<br />

einem Team von Wissenschaftlern entwickelte<br />

Seminar „Lebe Balance“, mit dem Ziel, die<br />

Resilienz (Widerstandskraft) der Menschen<br />

zu stärken, sei beispielhaft genannt.<br />

Wenn Unternehmen jetzt das Thema BGM erkennen,<br />

ziehen die Mitarbeiter mit? Haben Sie<br />

da Erkenntnisse und Erfahrungen?<br />

Peter Bolanz: Zu Beginn hat man sicherlich<br />

erst einmal vor allem die dem Thema bereits<br />

aufgeschlossenen Mitarbeiter im Boot.<br />

Schwieriger ist es, die weniger gesundheitsbewussten<br />

Menschen zu überzeugen. BGM<br />

benötigt aber nun mal langen Atem, Geduld<br />

und manchmal auch eine erhöhte Frustrationstoleranz.<br />

Wenn es der Unternehmensleitung<br />

aber gelingt, durch Authentizität, Vorbild<br />

und verhältnispräventive Maßnahmen,<br />

die Ernsthaftigkeit bezüglich BGM unter<br />

Beweis zu stellen, werden auf Dauer auch die<br />

meisten Mitarbeiter mitziehen.<br />

Zum Schluss noch einmal ganz konkret: Wie<br />

geht ein Unternehmer oder Geschäftsführer am<br />

besten vor, wenn er das Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

auf die Agenda nimmt?<br />

Peter Bolanz: Ganz einfach: Ein Anruf bei<br />

der AOK genügt, und ich oder einer meiner<br />

Kolleginnen und Kollegen wird dem Unternehmen<br />

mit unserer Erfahrung, unserem<br />

Wissen und unserer breit aufgestellten BGM-<br />

Produktpalette zur Seite stehen. <br />

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