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32 <strong>Test</strong> Vor- Endstufen-Kombination AVM<br />
Das grosse Besteck<br />
So ruhig man es in den letzten Jahren angegangen ist: Die Schlagzahl,<br />
die AVM jetzt vorlegt, ist wirklich beeindruckend. In scheinbar<br />
beliebigem Tempo hievt man die Produktpalette auf den<br />
modernsten möglich Stand – und jetzt sind<br />
die Topmodelle fertig<br />
P ersönlich hat Udo Besser sie vorbei<br />
gebracht, die Top Kombination mit<br />
der neuen Vorstufe PA8. Als er sie aus der<br />
schützenden Decke wickelte (die passende<br />
Verpackung gab es noch nicht), war sie<br />
sozusagen noch ofenwarm. Und eine ausgeschlafene<br />
Geschichte – mit halbgaren<br />
Prototypen hat es der Entwickler Günther<br />
Mania nicht so.<br />
Modular heißt das Zauberwort bei der Ovation<br />
PA8, die sofort oder im Laufe der Zeit<br />
massiv ausgebaut werden kann. Es gibt ein<br />
beachtliches Angebot an optionalen Modulen,<br />
die die Funktionalität massiv erweitern<br />
oder sogar – innerhalb eines gewissen<br />
Rahmens – eine Anpassung der Klangcharakteristik<br />
erlauben. Das Basispaket bringt<br />
einen Satz analoge Eingänge in XLR- und<br />
RCA-Ausführung mit; wer mehr will, hat<br />
die freie Entscheidung. Analoghörer bestel-<br />
Nr_6-<strong>2012</strong>
len natürlich das Phono-Modul dazu, wer<br />
das mit der Beschaffenheit der Signalquelle<br />
nicht allzu dogmatisch sieht, erweitert die<br />
PA8 auch noch um Digitaleingänge und<br />
eine USB-Buchse, die mit den passenden<br />
Treibern auch die hohe Bandbreite von 192<br />
kHz schafft. Oder man baut das Gerät mit<br />
dem FM-Modul zum hochwertigen Preceiver<br />
aus. Das Erweitern des Systems ist auch<br />
recht fl ott geschehen, denn der handwerkliche<br />
Aufwand beschränkt sich auf das Lösen<br />
zweier Schrauben und das Einschieben<br />
einer Platine. Das kann man zur Not auch<br />
als völliger Laie selbst machen, denn jedes<br />
Board passt nur in einen speziell dafür vorgesehenen<br />
Platz, eine fehlerhafte Montage<br />
ist ausgeschlossen.<br />
Direkt nach dem Start prüft das Betriebssystem,<br />
welche Komponenten verbaut sind<br />
und bietet in der Liste der auswählbaren<br />
Quellen immer nur die tatsächlich vorhandenen<br />
an. Außerdem lassen sich ungenutzte<br />
Kanäle abschalten, damit man nicht<br />
zu lange am Wahlschalter drehen muss,<br />
um die gewünschte Quelle auszuwählen.<br />
Für die bessere Übersicht über die angeschlossene<br />
Peripherie kann man außerdem<br />
die Namen der einzelnen Eingänge frei<br />
editieren. Die Symmetrierung der Signale<br />
und die eigentliche Pegelstellung erledigen<br />
Halbleiterexperten von Burr-Brown,<br />
großzügige Kupferbahnen auf den Leiterplatten<br />
mit viel „Rasen“ dazwischen transportieren<br />
ohne Übersprechen und nahezu<br />
verlustfrei zu den Baugruppen. Den wertigen<br />
Eindruck unterstreichen die beiden<br />
prominent präsentierten Drehknöpfe für<br />
Eingangswahl und Lautstärke, die sich satt<br />
und sauber drehen und eine der Geräteklasse<br />
angemessene Anfassqualität bieten.<br />
Mitspieler<br />
<strong>Test</strong> 33<br />
Plattenspieler:<br />
· The Funk Firm Great Little Deck<br />
mit Nagaoka MP-110<br />
· Transrotor Fat Bob mit SME 3500<br />
und Benz <strong>LP</strong><br />
· Linn <strong>LP</strong>12 Majik mit Ekos SE<br />
und Zu Audio Grade 1<br />
Lautsprecher:<br />
· JaWil Audio Bragi 2<br />
· Audio Physic Avantera<br />
Zubehör:<br />
· Netzleiste: PS-Audio<br />
· Phonokabel Furutech,<br />
Horn Audiophiles<br />
· NF-Kabel: Van den Hul, Horn<br />
· Lautsprecherkabel: Silent Wire<br />
· Racks und Basen: SSC, Thixar,<br />
Tabula Rasa<br />
Gegenspieler<br />
Verstärker:<br />
· Accustic Arts Power ES<br />
· Lindemann 832 und 858<br />
· Malvalve Preamp Four<br />
und SAC „Igel“<br />
Nr_6-<strong>2012</strong>
34 <strong>Test</strong> Vor- Endstufen-Kombination AVM<br />
Ludwig van Beethoven – Symphonie Nr. 7, Klemperer<br />
Gespieltes<br />
Ludwig van Beethoven<br />
Symphonie Nr. 7, Klemperer<br />
Jennifer Warnes<br />
Famous Blue Raincoat<br />
Johnny Cash<br />
American Recordings<br />
Tom Waits<br />
Rain Dogs<br />
The Notwist<br />
Neon Golden<br />
Ludwig van Beethoven<br />
Die späten Klaviersonaten,<br />
Christoph Eschenbach<br />
Peter Tschaikowsky<br />
Klavierkonzert Nr. 1 b-moll,<br />
Martha Argerich, Royal Philharmonic<br />
Orchestra, Charles Dutoit<br />
Frank Sinatra<br />
Live in Paris<br />
Jede noch so kleine Baugruppe wird auf<br />
klangliche Vorzüge untersucht und ausgewählt.<br />
All das gilt im selben Maße auch für<br />
den schweren Bruder, den wir der PA8 zur<br />
Seite gestellt haben.<br />
Die Endstufe Ovation SA8 ist der passende<br />
Endstufenbolide reinsten Wassers, die sich<br />
problemlos in die Kategorie „Ehrfurcht<br />
gebietend“ einordnen lässt. Die ist zwar<br />
etwas älter als der bereits beschriebene<br />
Vorverstärker, qualitativ natürlich auf Augenhöhe.<br />
Den Stellplatz für den riesigen<br />
Block sollte man sich vorher sorgfältig aussuchen,<br />
denn wenn dieses Monster einmal<br />
steht, rückt man es nur mit Mühen mal<br />
eben zur Seite. Ich weiß, wovon ich rede,<br />
ich musste die SA8 vom Hör- zum Messplatz<br />
und wieder zurück bewegen. An besagtem<br />
Messplatz bot sich ein recht beeindruckendes<br />
Spektakel. Das Kilowatt knackt<br />
diese Endstufe problemlos, zumindest an<br />
8 Ohm in Brücke. Im normalen 8-Ohm-<br />
Stereobetrieb schafft sie es auf immer noch<br />
exzellente 250 Watt – und das klirrfrei,<br />
rauscharm, sauber. Das Brücken des Verstärkers<br />
ist übrigens dank 2-Ohm-Stabilität<br />
kein Problem, allerdings kann man sich<br />
in diesem Fall auch gleich den Monospezialisten<br />
MA8 in Doppelausführung zulegen.<br />
Das Einschalten kann man manuell vornehmen<br />
oder vom Eingansgssignal abhängig<br />
machen. Diese Automatik aktiviert den<br />
AVM-Brocken, sobald ein NF-Signal am<br />
Eingang anliegt. Besitzer einer AVM PA8<br />
können sich außerdem über einige Komfortfunktionen<br />
freuen. So wird beispielsweise<br />
die Displayhelligkeit automatisch<br />
von der Vorstufe aus angepasst, ohne eine<br />
zusätzliche Steuerleitung extra dafür legen<br />
zu müssen.<br />
Drei getrennte Netzteile werden in diesem<br />
Verstärker eingesetzt. Einer kümmert sich<br />
um die Versorgung der Eingangsstufe, die<br />
Endverstärkung hat einen eigenen, natür-<br />
Gemessenes<br />
Unsere schon recht komplett bestückte Vorstufe hat noch jede Menge<br />
Ausbaupotenzial zur Schaltzentrale einer richtig großen Anlage<br />
Messtechnik-Kommentar<br />
An unserem Messsystem überzeugt die Endstufe<br />
durch gewaltige Leistungsreserven: Immerhin<br />
2 x 394 Watt an 4 Ohm und gut 2 x 200<br />
Watt an 8 Ohm sind pro Kanal drin – genug<br />
für jede noch so kritische Anwendung. Das beweist<br />
auch die Fähigkeit der Endstufen, selbst<br />
2-Ohm-Lasten zu treiben – hier sind es dann<br />
620 Watt pro Kanal.<br />
Auf die Abbildung der Frequenzgangdiagramme<br />
haben wir an dieser Stelle verzichtet:<br />
Umfang, Linearität und Bandbreite sind in allen<br />
Betriebsarten über jeden Zweifel erhaben.<br />
Die Fremdspannungsabstände von jeweils<br />
gut -95 dB(A) bei Vor- und Endstufe sorgen für<br />
Ruhe im Hörraum – selbst im Phonobetrieb<br />
geht´s mit -81 dB und -70 dB noch sehr still zu<br />
Werke. Der Gesamtklirr der Vorstufe liegt im<br />
Line- wie Phonobetrieb irgendwo zwei Stellen<br />
hinter dem Komma<br />
lich um einiges potenteren Energiespender<br />
abbekommen und schließlich hat die Digitalelektronik<br />
rund um Display, Einschaltelektronik<br />
und dergleichen noch mal eine<br />
getrennte Versorgung. Ansonsten kann<br />
man nur sagen: Alles ist groß, hochwertig<br />
und in rauen Mengen vorhanden. Auf eine<br />
Über-alles-Gegenkopplung wurde verzichtet,<br />
eine Stromgegenkopplung mit geringer<br />
Temperaturanfälligkeit kommt zum Einsatz.<br />
Schnelligkeit war hier das Ziel. Die<br />
Signalwege wurden so kurz gehalten, wie<br />
es nur geht, in der Verstärkung kommen<br />
fl otte Feldeffekt-Komplementärpaare zum<br />
Einsatz. Diese Philosophie in Kombination<br />
Nr_6-<strong>2012</strong>
Das sehr sauber gemachte Modulsystem zeigt seine Durchdachtheit<br />
beim Blick ins Innere. Die Fächer sind durch ihre Formgebung<br />
„kodiert“, so dass jedes Modul automatisch seinen PLatz findet<br />
mit einer klugen Bauteileauswahl sorgt für hohe Dämpfungsfaktoren und damit einhergehende<br />
souveräne Membrankontrolle.<br />
Die Schutzschaltung funktioniert ganz wunderbar, macht sie doch erst nach einer<br />
Weile das Licht aus, anstatt „ängstlich“ hart auszuschalten. Man muss sich mal überlegen,<br />
wie viele Ampere die SA8 in einem solchen Moment mal eben liefert. Übrigens<br />
erwähnen wir das nur der Vollständigkeit halber, weil wir die Schaltung nur im Messlabor<br />
unter absurd praxisfernen Bedingungen zum Anspringen gebracht haben – im<br />
echten Leben wäre jeder Lautsprecher schon lange geplatzt.<br />
Der rechte Knopf am Verstärker schaltet übrigens den Eco-Modus ein, der einem beim<br />
Stromsparen hilft, wenn sowieso gerade nur leise gehört werden soll. Die maximal verfügbare<br />
Ausgangsleistung sinkt zwar dann auf 40 Watt, das reicht locker immer noch<br />
für respektable Leistung.<br />
Symmetrische und unsymmetrische Eingänge bei der Endstufe SA8. Die Lautsprecherklemmen<br />
sind von exzellenter Qualität und erlauben jede Anschlussart<br />
KLAUS HERRMANN<br />
audio<br />
concept<br />
PowerAmp p - SA REFERENCE<br />
PowerAmp - SA 103<br />
PreAmp - M 8<br />
IntAmp - HAUTONGA<br />
PhonoAmp - KORU<br />
CD 101<br />
Kirchenpforte 7<br />
D-55546 Frei-Laubersheim<br />
Telefon: +49(0)6709-439<br />
contact@audioconcept.eu<br />
www.audioconcept.eu
36 <strong>Test</strong> Vor- Endstufen-Kombination AVM<br />
Auch eine symmetrische<br />
Röhrenausgangsstufe gibt es<br />
Das Display zeigt alle relevanten<br />
Betriebszustände an.<br />
Jedem Eingang kann ein Klartext<br />
zugeordnet werden<br />
Man hat es ja nach Inaugenscheinnahme<br />
und Messungen<br />
irgendwie schon<br />
geahnt: Die Erhabenheit<br />
über alle möglichen<br />
Ereignisse,<br />
die Fähigkeit, heftige<br />
musikalische Anstürme<br />
abzufangen und völlig entschlackt<br />
zu präsentieren und die bei<br />
Bedarf immense Kraftverkörperung<br />
machen aus der SA8 einen<br />
Verstärker fürs Leben. Die<br />
Systemdynamik der beiden<br />
AVM-Boliden scheint grenzenlos<br />
zu sein, sie geht jederzeit ihren<br />
kraftvollen, ansatzlosen und knackigen<br />
Weg – vorausgesetzt, man verfügt<br />
über Lautsprecher, die diese Dynamik<br />
adäquat umsetzen können. Und<br />
dabei zeigt die AVM-Kombination auch<br />
die ganz große Gelassenheit. Die Kraftreserven<br />
stellen sich in den Dienst einer<br />
sehr dezenten und in sich ruhenden Wiedergabequalität<br />
– sehr feinsinnig arbeitet<br />
die AVM-Kombi Details aus jedem noch so<br />
komplexen musikalischen Kontext heraus,<br />
stellt diese aber immer in den Dienst des<br />
musikalischen Flusses und der souveränen<br />
Gesamtübersicht.<br />
Das Phonomodul reiht sich nahtlos in das<br />
Klangbild ein: Aufbauend auf den hervorragenden<br />
technischen Werten demonstriert<br />
es den momentanen Stand der Dinge<br />
in Sachen Phonowiedergabe: Vor einem<br />
komplett stillen Hintergrund leuchtet es –<br />
sehr gute Aufnahmen vorausgesetzt – Konzerthallen<br />
bis in den hintersten Winkel aus,<br />
zaubert aus der Rille ein wahres Füllhorn an<br />
Rauminformationen, die in Zusammenarbeit<br />
mit wirklich guten Lautsprechern den<br />
Hörer verdammt nah an das Live-Erlebnis<br />
heranholen. Die dynamische Bandbreite<br />
eines großen Orchesters ist ja in der Regel<br />
immer noch das Maß der Dinge bei den<br />
unterschied- lichen Musikrichtungen,<br />
die man auf Schallplatte<br />
fi ndet. Und hier läuft<br />
die technisch so hervorragende<br />
AVM PA8<br />
zur absoluten Hochform<br />
auf: Unterstützt<br />
von der kraftvollen<br />
Auf das Phonomodul<br />
kann man bei<br />
AVM zu Recht stolz sein.<br />
Diverse DIP-Schalter erlauben<br />
problemlos die Anpassung der<br />
Einheit an den Tonabnehmer<br />
Endstufe zeigt sie, wo es langgeht und vor<br />
allem, was in dem schon seit so langer Zeit<br />
immer wieder totgesagten Medium Schallplatte<br />
steckt: So viel Leben, Spielfreude<br />
und Emotion gibt es sonst nirgends.<br />
AVM Ovation PA8<br />
Preis: um 8.480 Euro (inklusive Phono-Modul)<br />
Phonomodul RCA / XLR: um 990 Euro<br />
Digitalmodul S/PDIF / USB: um 990 Euro<br />
FM-Modul: um 990 Euro<br />
Klangregler: um 990 Euro<br />
Tape-Schleife: um 990 Euro<br />
Vertrieb AVM, Malsch<br />
Telefon: 07246 4285<br />
Internet www.avm-audio.de<br />
B x H x T 430 x 100 x 325 mm<br />
AVM Ovation SA8<br />
Christian Rechenbach<br />
Thomas Schmidt<br />
Preis: um 9.900 Euro<br />
B x H x T 420 x 432 x 253 mm<br />
Unterm Strich …<br />
» Die AVM-Vor/End-Kombi ist eine zukunftssichere<br />
Angelegenheit. Egal, was Sie vorhaben,<br />
die Anlage passt sich an. Leistung<br />
und Klangqualität sind über alle<br />
Zweifel erhaben – und mit dem hervorragenden<br />
Phonomodul hat man<br />
ausgesorgt.<br />
Nr_6-<strong>2012</strong>