23.05.2015 Aufrufe

Markenartikel 10/2010 - Gesellschaft zur Erforschung des ...

Markenartikel 10/2010 - Gesellschaft zur Erforschung des ...

Markenartikel 10/2010 - Gesellschaft zur Erforschung des ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

MARKENFÜHRUNG<br />

G·e·m Kamingespräch <strong>Markenartikel</strong> <strong>10</strong>/2011<br />

HANDEL<br />

RECHT<br />

SERVICE<br />

72<br />

Die Spur halten!<br />

Beim 12. G·E·M Kamingespräch war der ehemalige Beiersdorf-<br />

Chef Dr. Rolf Kunisch zu Gast. Seine Empfehlung für die Markenführung:<br />

In der täglichen Praxis die Kernwerte der Marke für<br />

sich selbst erarbeiten und immer wieder diszipliniert abfragen.<br />

Rund 40 Mitglieder und Gäste kamen zum 12. G·E·M Kamingespräch am 15. September 2011 im Hause Henkell & Co. Sektkellerei in Wiesbaden.<br />

»ES GIBT MARKEN, die werden alle paar Jahre umpositioniert,<br />

so lange und so schnell, bis sie keine Position<br />

mehr haben«, reflektierte Dr. Rolf Kunisch als Ehrengast<br />

und Referent beim 12. G·E·M Kamingespräch. Er<br />

selbst hatte für diesen Abend die Headline gewählt:<br />

»Wie kann man Marken (nicht) umpositionieren?«<br />

Rund 40 Mitglieder und Gäste waren der Einladung<br />

der <strong>Gesellschaft</strong> <strong>zur</strong> <strong>Erforschung</strong> <strong>des</strong> Markenwesens<br />

zu ihrem seit 2003 gepflegten Abendanlass gefolgt. Er<br />

fand statt am 15. September 2011 im Hause Henkell<br />

& Co. Sektkellerei KG in Wiesbaden.<br />

»Alles, was ich sage, hat keinen Ewigkeitswert«, begann<br />

Dr. Rolf Kunisch, der auf über 40 Jahre Erfahrung<br />

mit der Führung von Marken <strong>zur</strong>ückblickt – 22<br />

Jahre Procter & Gamble, 20 Jahre Beiersdorf, seine<br />

Ausführungen. Um dann von seiner ersten und letzten<br />

Umpositionierung zu berichten. Seine erste Umpositionierung<br />

erlebte er 1969 als Assistent <strong>des</strong> Produktmanagements<br />

bei Procter & Gamble. Es ging um<br />

die 1962 auf dem deutschen Markt eingeführte Seife<br />

Camay, für die er ein einseitiges Memo »Warum umpositionieren?«<br />

schreiben durfte. Seine letzte Umpositionierung<br />

war am 12. Mai 2005, als er mit 65 Jahren<br />

in den Ruhestand ging. Er wollte nicht als PIP (Previously<br />

Important Person) leben, musste also eine neue<br />

Identität annehmen.<br />

Die Werte der Marke aufschreiben und leben<br />

»Umpositionierung ist ein heikel Ding«, formulierte<br />

Kunisch. »Warum geht man von etwas weg, was sich<br />

festgesetzt hat?« Bei jeder erfolgreichen Marke haben<br />

sich typische Charakteristika ausgeprägt, zum Beispiel<br />

das Blau-weiß und der Schriftzug Nivea sowie<br />

die Pflege als Nutzen und Positionierung. Für Kunisch<br />

ist die fundamentale Frage: »Wie kommt es, dass sich<br />

eine ganze Führungsmannschaft plötzlich etwas Anderem<br />

verschreibt?«<br />

Als Kunisch 1991 zu Beiersdorf kam, wurde aufgeschrieben,<br />

was die eigentlichen Werte von Nivea sind<br />

und in der Werbung wurde dies dann umgesetzt. »Die<br />

Werte, die eine Marke ausmachen, muss man aufschreiben<br />

und leben. Die fundamentalen Werte der


markenartikel <strong>10</strong>/2011<br />

G·e·m Kamingespräch<br />

MARKENFÜHRUNG<br />

HANDEL<br />

RECHT<br />

SERVICE<br />

73<br />

Dr. Rolf Kunisch, Referent beim 12. G·E·M Kamingespräch: »Jede Marke muss leben von einem gesunden Verhältnis von Kontinuität und Innovation.«<br />

Marke müssen in der Werbung laufend wiederholt<br />

werden. Bei Nivea ist das die Pflege der Haut.«<br />

Als die besondere Stärke <strong>des</strong> Hamburger Konzerns<br />

nannte Dr. Kunisch den »unbedingten persönlichen<br />

Stolz der Mitarbeiter auf Nivea und die absolute Hingabe<br />

und Liebe <strong>zur</strong> Marke.« Und er fügte später hinzu:<br />

»Der immer mögliche Verlust der Moral, das ist<br />

schwer zu reparieren.«<br />

Auf die Frage, warum es immer wieder zu Umpositionierungen<br />

von Marken kommt, antwortete der G·E·M-<br />

Ehrengast: »Jeder junge Brand Manager möchte seine<br />

Marke möglichst schnell und publikumswirksam<br />

umpositionieren. Leider gibt es auch ältere Manager,<br />

die viel davon halten. Und so gibt es Marken, die werden<br />

alle paar Jahre umpositioniert, so lange und so<br />

schnell, bis sie keine Position mehr haben.«<br />

Gesun<strong>des</strong> Verhältnis von Kontinuität & Innovation<br />

»Was tun?«, lautete die Frage an Dr. Kunisch. Seine<br />

Antwort: »Es gibt keinen Königsweg. Für jede Marke<br />

muss man abwägen, was ist Tradition und was Innovation.<br />

Jede Marke muss leben von einem gesunden<br />

Verhältnis von Kontinuität und Innovation.« Und auf<br />

die Nachfrage, wie man es schaffen könne, Kontinuität<br />

zu halten, stellte Kunisch deutlich heraus: »Es liegt<br />

in erster Linie an den Menschen.«<br />

Welche Empfehlungen er mit auf den Weg geben könne,<br />

wurde der ehemalige Beiersdorf-Chef gefragt. Er<br />

betonte: »Die Spur halten!« In der täglichen Praxis hieße<br />

das, die Kernwerte der Marke für sich selbst erarbeiten<br />

und dann immer wieder diszipliniert abfragen.<br />

Eine Marke muss sich konzentrieren<br />

In der lebhaften Diskussion ging es auch um das Thema<br />

<strong>des</strong> Marken-Stretching. Dazu Dr. Kunisch: »Je<br />

mehr man stretcht, <strong>des</strong>to stabiler muss die Schärfe<br />

der Grundmarke sein.« Und auch hier seine Empfehlung:<br />

Das muss man aufschreiben und leben. Einen<br />

weiteren Gedanken fügte er hinzu: »Eine Marke muss<br />

sich auf die Kernprodukte konzentrieren, um auch den<br />

Discounter zu zwingen, die Marke zu führen.«<br />

Wolfgang K.A. Disch<br />

G·E·M KAMINGESPRÄCH<br />

Die Idee <strong>des</strong> G·E·M Kamingespräches ist, Einblicke in die gemachten<br />

Erfahrungen erfolgreicher Unternehmenslenker bei der Führung und<br />

Pflege von Marken zu erhalten. Im Mittelpunkt <strong>des</strong> Abends steht als<br />

Ehrengast und Referent eine Persönlichkeit, die sich um Marken besonders<br />

erfolgreich bemüht hat und über langjährige Erfahrung im<br />

Umgang mit Marken verfügt.<br />

Friedrich Neukirch, Vorsitzender der G·E·M, und Dr. Hans-Henning<br />

Wiegmann, Sprecher der Geschäftsführung Henkell & Co.<br />

Bisherige Referenten waren: Dr. Rolf Kunisch, Dr. Hans-Joachim Körber,<br />

Hartmut Mehdorn, Karl-Heinz Rummenigge, Götz W. Werner, Emil Underberg,<br />

Dr. Guido Sandler, Prof. Dr. Peter Littmann, Prof. Kurt Weidemann,<br />

Jürgen Schrader, Prof. Dr. Helmut Sihler und Dr. Helmut O. Maucher.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!