Lesen Sie hier den ganzen Bericht (CHANC/GE ... - PUBLICSOLAR
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14 KLIMASCHUTZkonzepte<br />
Solarpotenzialkataster-<br />
Check
Abbildung 1: Luftbild der Stadt Hannover<br />
(Fotograf: Karl Johaentges).<br />
Kartierung für<br />
die Energiewende<br />
von Daniela Becker, freie Fachjournalistin<br />
„Ich komm zum Glück aus Osnabrück“ –<br />
eine Umfrage hatte 2003 ergeben, dass in<br />
der drittgrößten Stadt Niedersachsens die<br />
glücklichsten Bürger der Republik wohnten.<br />
Ob das so stimmt, kann nicht bewiesen<br />
wer<strong>den</strong> – innovativ ist Osnabrück in jedem<br />
Fall. So hatten die Osnabrücker als erste<br />
deutschlandweit – wenn nicht gar weltweit<br />
– Zugriff auf ein Solarkataster.<br />
Teil II<br />
Stadt Osnabrück<br />
2007 hatte Professor Martina Klärle von der<br />
Fachhochschule Osnabrück ein Forschungsprojekt<br />
initiiert und bei der Stadt angefragt,<br />
ob sie vorhan<strong>den</strong>e Laserscandaten nutzen<br />
dürfe. Diese Daten wer<strong>den</strong> beim Flug über<br />
das Stadtgebiet ermittelt. Ein Laserstrahl<br />
wird ausgesandt und was immer sich auf<br />
der Erde befindet, reflektiert <strong>den</strong> Laserstrahl.<br />
Je länger das Licht für <strong>den</strong> Weg zum<br />
Bo<strong>den</strong> und zurück benötigt, umso größer ist<br />
die Entfernung. Aus <strong>den</strong> so gesammelten<br />
Daten kann ein dreidimensionales Oberflächenmodell<br />
errechnet wer<strong>den</strong>, das alle<br />
Gebäude, Bäume sowie die Beschaffenheit<br />
der Topografie zeigt.<br />
KLIMASCHUTZkonzepte 15
Das Modell wird mit Daten aus dem Amtlichen<br />
Liegenschaftskataster (ALK) abgeglichen,<br />
um die Lage, Größe und Neigung der<br />
Dach flächen zu ermitteln. Martina Klärle<br />
entwickelte einen Algorithmus, mit dem<br />
über die Dachflächen ein Computerprogramm<br />
sozusagen eine virtuelle Sonne laufen lässt.<br />
Das Programm simuliert mit <strong>den</strong> mittleren<br />
Einstrahlungswerten der letzten zwanzig<br />
Jahre, wann und in welchem Winkel die Sonne<br />
auf ein Dach fällt. Je nach dem, welcher Wert<br />
sich für die Dachflächen ergibt, wer<strong>den</strong> sie für<br />
die solare Nutzung als besonders geeignet<br />
oder weniger gut bis gar nicht geeignet<br />
eingeteilt. Von 70.000 Gebäu<strong>den</strong> konnten<br />
26.000 als geeignet i<strong>den</strong>tifiziert wer<strong>den</strong>.<br />
Klärle entwickelte das Programm fortwährend<br />
weiter und gründete das Unternehmen<br />
SunArea , das inzwischen fast 400 Kommunen<br />
eine solide Solardatenbank beschert.<br />
Öffentlichkeitsarbeit –<br />
die Bürger erreichen<br />
„Das Kataster ist eine Erfolgsgeschichte“,<br />
sagt Detlef Gerdts, Umweltbereichsleiter<br />
der Stadt Osnabrück, „bislang haben<br />
41.000 Bürger darauf zugegriffen.“ Auf dem<br />
Webauftritt der Stadt Osnabrück, von dem<br />
aus das Kataster verlinkt ist, hat nur die<br />
Seite mit dem Stadtplan eine höhere Besucherzahl.<br />
Gleichzeitig betont Gerdts: „Man<br />
muss sehr, sehr viel Öffentlichkeitsarbeit<br />
betreiben. Und es ist nicht leicht, die lokale<br />
Presse immer wieder für das gleiche Thema<br />
zu interessieren.“<br />
Wer kann mit der Sonne sparen?<br />
Aber es gelingt immer wieder und die Stadt<br />
greift auch auf eigene Angebote zurück.<br />
Zum Beispiel weist sie in der monatlich<br />
erscheinen<strong>den</strong> Stadtwerke-Zeitung regelmäßig<br />
auf das Kataster hin. „Dennoch<br />
langen die Informationen aus dem Kataster<br />
dem Bürger oft nicht als Entscheidungsgrundlage“,<br />
sagt Gerdts. Deswegen hat die<br />
Stadt im vergangenen Jahr 200 Dächer mit<br />
großem Solarpotenzial herausgesucht und<br />
deren Besitzer angeschrieben. Ihnen wurde<br />
eine zusätzliche, kostenlose Beratung<br />
angeboten. Mit Erfolg: Über die Hälfte der<br />
Adressaten hat das Angebot genutzt, von<br />
ihnen haben anschließend 56 Prozent in<br />
Solarenergie investiert. „So konnten in Osnabrück<br />
noch einmal 20.000 Quadratmeter<br />
Dachfläche mit Photovoltaik belegt wer<strong>den</strong>“,<br />
berichtet Gerdts.<br />
Osnabrücks Solarkataster<br />
„Publicsolar “ mit neuem<br />
Gesicht<br />
Als wahrer Oldie unter <strong>den</strong> Solarkatastern<br />
war das Angebot in Osnabrück zuletzt, was<br />
Layout und Funktionalität anging, nicht<br />
mehr auf der Höhe der Zeit. Deswegen<br />
wurde es in <strong>den</strong> vergangenen Wochen gemeinsam<br />
mit dem Unternehmen IP Syscon<br />
unter der Leitung von Dorothea Ludwig<br />
überarbeitet. Ludwig stammt aus dem Team<br />
des Forschungsprojekts an der FH Osnabrück<br />
– in dessen Zuge das erste Osnabrücker<br />
Kataster entstand. 2010 schloss sie<br />
sich IP Syscon an. Das weiterentwickelte<br />
Verfahren wird nun unter dem Metho<strong>den</strong>namen<br />
Publicsolar angeboten. Für Osnabrück<br />
wur<strong>den</strong> erneut Laserscandaten erhoben –<br />
die Höhengenauigkeit wurde verbessert und<br />
deutlich mehr Messpunkte verwendet. So<br />
konnte etwa die Information über Dachflächenränder<br />
präzisiert wer<strong>den</strong> „Es konnten<br />
zusätzlich rund 4.000 Dachflächen als<br />
geeignet i<strong>den</strong>tifiziert wer<strong>den</strong>“, sagt Gerdts.<br />
Dem weiteren Ausbau der Solarenergie in<br />
Osnabrück steht also nichts im Wege.<br />
Weitere Informationen:<br />
.osnabrueck.de/sun-area<br />
.sun-area.net<br />
.ipsyscon.de<br />
Abbildung 2: Internetseite Solarkataster<br />
.geodaten.osnabrueck.de/website/Sun_Area/viewer.htm<br />
16 KLIMASCHUTZkonzepte
Das Solarkataster Osnabrück<br />
im Kurzcheck:<br />
(Wertung ++, +, 0, –, ––)<br />
Layout: +<br />
Zentrales Element der Webseite ist die Karte. Die wesentlichen<br />
Informationen und Anwendungen sind über der Karte<br />
angesiedelt - klar strukturiert und einfach zu fin<strong>den</strong>.<br />
Bedienungsfreundlichkeit: ++<br />
Die Karte baut sich schnell auf. Über die Straßensuche<br />
lässt sich das gesuchte Gebäude einfach auffin<strong>den</strong>. Per<br />
Mausscrollen oder mithilfe der Zoomleiste am linken Rand<br />
kann einfach in die Karte hinein oder hinausgezoomt<br />
wer<strong>den</strong> . Mit einem Klick auf das Gebäude erfährt der<br />
Nutzer alles, was er über die Dachfläche wissen muss. Mit<br />
einem Klick lässt sich auf die Luftbildansicht umschalten.<br />
Aussagekraft: ++<br />
Mit dem ersten Blick lässt sich durch die farbliche<br />
Aufteilung erkennen, ob ein Dach geeignet ist oder nicht.<br />
Mit einem Mausklick auf die Dachfläche gibt es eine<br />
genauere Antwort auf die Frage nach der Eignung zur<br />
Solarnutzung sowie eine Abschätzung der installierbaren<br />
Modulfläche, dem möglichen Stromertrag und die mögliche<br />
CO 2<br />
-Vermeidung pro Gebäude.<br />
Hintergrundinfos: ++<br />
Die Webseite bietet eine Anleitung „Zehn Schritte zur<br />
eigenen Solaranlage“ sowie weiterführende Informationen<br />
zu <strong>den</strong> Technologien Solarthermie und Photovoltaik und<br />
einen Finanzierungsrechner.<br />
Service: +<br />
Unter „Kontakt“ wer<strong>den</strong> mehrere Ansprechpartner<br />
genannt, die Fragen zum Solarpotenzialkataster nennen.<br />
Einen Hinweis auf Handwerker der Region gibt es nicht. Es<br />
gibt keinen Hinweis darauf, dass auf Wunsch eine Dachfläche<br />
aus dem Kataster genommen wer<strong>den</strong> kann.<br />
Erreichbarkeit der Seite: –<br />
Das Kataster ist über <strong>den</strong> Web-Auftritt der Stadt Osnabrück<br />
eher schwer zu fin<strong>den</strong>. Einfacher ist eine Suche über eine<br />
Suchmaschine bzw. die direkte Anwahl des Links.<br />
Abbildung 3: Prinzip der Laserscann-<br />
Datenerfassung: Vom Flugzeug<br />
wird ein Laserstrahl ausgesendet<br />
und dessen Distanz bis zum Bo<strong>den</strong><br />
errechnet.<br />
KLIMASCHUTZkonzepte 17